Das globale Klima ändert sich und damit ändern sich auch die Lebensbedingungen in Deutschland. Das Umweltbundesamt fördert die aktive Anpassung an den Klimawandel. Das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) ist Wegweiser und Ansprechpartner für Anpassungsaktivitäten in Deutschland und fungiert als Schnittstelle zwischen Klimafolgenforschung, Gesellschaft und Politik. Klimawandel und Anpassung in Deutschland Der Klimawandel ist längst da, auch in Deutschland spüren wir ihn schon. Die Folgen sind vielfältig: Der Klimawandel hat Einfluss auf unser Wohnen, Arbeiten und unsere Gesundheit. Alle vier Jahre gibt der Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie einen Überblick über Folgen des Klimawandels und Anpassung in Deutschland. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) des Bundes ist die umfangreichste Analyse zu Risiken und Wirkungen des Klimawandels in Deutschland (siehe Themen-Artikel: Risiken und Anpassungspotential ). Anpassung an den Klimawandel hilft, besser mit dessen Folgen umzugehen, Schäden zu verringern und gegebenenfalls existierende Chancen zu nutzen. Vor diesem Hintergrund betreiben Bund und Länder eine aktive und vorausschauende Anpassungspolitik (siehe Themen-Artikel Anpassung an den Klimawandel und Klimafolgen und Anpassung ). Auf den Internetseiten des Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung im Umweltbundesamt (KomPass) finden Sie einen Überblick über die aktuellen Tätigkeiten des Bundes und der Länder. Zusätzlich können Sie auf eine Vielzahl von Informationen zu Klimaanpassung, möglichen Maßnahmen und Beispielen zugreifen. In der Tatenbank werden konkrete Projekte und zahlreiche Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland vorgestellt. Mit dem Bundespreis „Blauer Kompass“ werden regelmäßig Projekte zur Vorsorge und Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Rahmen eines Wettbewerbs Blauer Kompass prämiert. Der Klimalotse ist ein Leitfaden, der Entscheidungsträger in Städten und Gemeinden etwa in Umweltämtern oder in der Stadtplanung dabei unterstützt, die Risiken des Klimawandels zu umschiffen und Chancen gezielt zu verfolgen. Klimawandel und Anpassung in der EU Als deutsche Anlaufstelle für die Belange der Anpassung an den Klimawandel ist KomPass auch Partner für EU-weite Aktivitäten und Projekte zum Thema. KomPass kooperiert eng mit den nationalen Umweltämtern unserer Nachbarstaaten, der Europäischen Umweltagentur sowie der Europäischen Kommission, DG for Environment und DG Clima (Themenartikel: Anpassung auf EU-Ebene ). Auf europäischer Ebene unterstützt die gemeinsame Plattform der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur Climate-ADAPT den Anpassungsprozess in Europa. Klimaanpassung International Das Umweltbundesamt ist auch international in die Themen Klimawandel und Anpassung an den Klimawandel eingebunden und speist die deutsche Expertise in Vorhaben des UNFCCC und OECD ein.
Anpassung an die Folgen des Klimawandels betrifft viele Politikfelder. Doch wie viel der Bund für Anpassungsaktivitäten vorsieht, war bisher unbekannt. Mit einer neuen Methodik des Umweltbundesamts lassen sich die Ausgaben schätzen. Eine erste Auswertung zum Bundeshaushaltsplan 2022 zeigt: In 255 Haushaltstiteln waren zwischen 2,1 Mrd. Euro und 3,4 Mrd. Euro für die Anpassung eingestellt. Die Anpassung an den Klimawandel wird für Deutschland immer wichtiger – und sie kostet Geld. Wie viel der Bund als einer der wesentlichen Akteure in Deutschland für Klimawandelanpassung ausgibt, war bisher allerdings nicht bekannt. Lediglich die Höhe der finanziellen Mittel, die der Bund als internationale Zahlungen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit für Aktivitäten zur Klimaanpassung aufwendet, ist bekannt. Inländische Ausgaben wurden bislang nicht betrachtet und es gab keine Schätzungen zu den Gesamtausgaben. Doch der Bedarf danach nimmt zu – insbesondere durch Anforderungen seitens der Europäischen Union sowie durch die laufenden Debatte zur Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen zwischen Bund und Ländern. Auch das zum 1. Juli 2024 in Kraft getretene Klimaanpassungsgesetz sowie die neue vorsorgende Anpassungsstrategie des Bundes vom Dezember 2024 verpflichten die Bundesregierung, zukünftig regelmäßig Daten zu den Ausgaben des Bundes für Klimaanpassung zu erheben und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Um diese Informationslücke zu schließen, hat das Umweltbundesamt im Projekt „Adaptation Framework“ eine Methodik zur Erfassung der Anpassungsausgaben entwickelt und mit Haushaltsexperten abgestimmt. Exemplarisch liegt für den Bundeshaushaltsplan 2022 nun erstmals eine Bestandsaufnahme der Ausgaben für Klimaanpassung auf Bundesebene vor. Die Methodik soll zukünftig weiterentwickelt und regelmäßig angewendet werden, um ein kontinuierliches Monitoring der Anpassungsausgaben zu gewährleisten. Um die Methodik zu entwickeln, führte das Forschungsteam eine umfangreiche Literaturanalyse durch und interviewte internationale Expert*innen. Ein erster Entwurf wurde in Workshops mit Vertreter*innen der Bundesressorts sowie internationalen Fachleuten diskutiert und anschließend überarbeitet. Die Methodik kombiniert eine Top-Down- mit einer Bottom-Up-Analyse. Der Top-Down-Ansatz bewertet den Bundeshaushaltsplan als Ganzes, er unterscheidet Ausgaben nach der Relevanz für die Klimaanpassung und unterteilt sie in verschiedene Anpassungskoeffizienten. Um die Ausgaben zu erfassen, müssen alle Haushaltstitel nach Klimaanpassungsanteilen klassifiziert werden. Da wenige Ausgaben allein der Anpassung dienen, wurden vier Kategorien von Anpassungsanteilen mit prozentualen Spannbreiten definiert, um Anpassungsausgaben grob zu schätzen: hoch, mittel, niedrig, marginal. Sind genauere Schätzungen innerhalb der jeweiligen Kategorie nicht möglich, wird jeweils ein Default-Koeffizient eingesetzt (siehe Abbildung 1). Der Bottom-Up-Ansatz ergänzt dies, indem er spezifische Maßnahmen aus Anpassungsstrategien und deren Umsetzungskosten betrachtet. In der Analyse wurde untersucht, welche Bereiche des Bundeshaushaltsplan 2022 Ausgaben für Klimaanpassung beinhalten und daher genauer zu analysieren sind. Insgesamt wurden 255 Titel identifiziert. Die Summe dieser Haushaltstitel beträgt 45,6 Mrd. Euro – das entspricht 9,2 Prozent des Gesamtvolumens des Bundeshaushalts. Für diese anpassungsrelevanten Ausgaben wurde in der Studie der jeweilige Anteil der Anpassungsausgaben eingeschätzt. Auf diese Weise wurde ermittelt, dass der Bund im Jahr 2022 zwischen 2,07 Mrd. Euro und 3,41 Mrd. Euro für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels auszugeben plante. Dies entspricht etwa 0,42 Prozent bis 0,69 Prozent des Gesamtvolumens des Bundeshaushaltsplans. Diese Spannbreite ergibt sich aus der methodischen Herangehensweise – überall dort, wo keine Festlegung eines einzelnen Koeffizienten für Anpassungsausgaben möglich war, wurde der Default-Koeffizient um einen "oberen" und "unteren" Default-Koeffizienten ergänzt, um eine realistische Spannbreite des Anpassungsanteils abzubilden. Auf diese Weise wurde vermieden, eine Genauigkeit zu suggerieren, die die vorhandenen Daten nicht hergaben. Die große Mehrheit der relevanten Ausgabenposten in der Analyse beinhaltet nur geringe Anteile für Klimaanpassung: In 122 der identifizierten Haushaltstitel, also fast der Hälfte, hat die Anpassung an den Klimawandel einen marginalen Anteil, in 88 Titeln ist der Anteil niedrig. Lediglich in neun Titeln liegt ein hoher Anpassungsanteil vor (Abbildung 2). Dies zeigt, dass die wenigsten Ausgabenposten direkt und primär auf den Zweck der Anpassung an den Klimawandel ausgerichtet sind. Bei einer differenzierten Betrachtung der einzelnen Cluster der Deutschen Anpassungsstrategie wurde deutlich, dass die meisten Ausgaben in den Clustern Land und Infrastruktur sowie im übergreifenden Cluster getätigt wurden. Das übergreifende Cluster umfasste dabei die größte Summe von Anpassungsausgaben in Höhe von 861 Mio. Euro bis 1.325 Mio. Euro. Diese Höhe ergibt sich unter anderem durch die Zuordnung von Ausgaben für Grundlagenforschung sowie die Subsummierung von Titeln ohne spezifischen Zuordnungsbereich. Im Cluster Infrastruktur beliefen sich die Ausgaben auf 399,57 Mio. Euro bis 725,13 Mio. Euro, welche überwiegend im Bereich der investiven Ausgaben erbracht wurden. Die hohe Summe ergibt sich hier vor allem durch große Infrastrukturprojekte, insbesondere im Bereich Verkehr. Auch die Ausgaben im Cluster Land in Höhe von 442,72 Mio. Euro bis 619,23 Mio. Euro wurden vor allem im investiven Bereich getätigt. Wichtige Schwerpunkte der Klimaanpassungsausgaben in diesem Cluster sind etwa der Waldklimafonds sowie verschiedene Bereiche der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz. Wichtig bei dieser Analyse ist zu beachten, dass sich diese Ergebnisse nicht direkt einzelnen Ressorts zuordnen lassen und somit keine Rückschlüsse auf hohe oder niedrige Anpassungsausgaben eines bestimmten Ressorts möglich sind. Die Analyse hat eine erste Annäherung an die Höhe und Anteile der Klimaanpassungsausgaben im deutschen Bundeshaushaltsplan für das Jahr 2022 vorgelegt. Es ist jedoch zu betonen, dass die Ergebnisse als Einschätzung und nicht als exakte Zahlen zu verstehen sind. Der Top-Down-Ansatz zur Analyse des Bundeshaushalts erwies sich als effektiv, während der Bottom-Up-Ansatz sich nur beschränkt als ergänzende Informationsquelle eignete. Eine regelmäßige Anwendung des Top-Down-Ansatzes wird empfohlen, um die weitere Entwicklung der Anpassungsausgaben zu verfolgen. Die Ergebnisse dieses Vorhabens bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. So kann die Methodik genutzt werden, um regelmäßig die Daten zu den Ausgaben des Bundes im Sinne der neuen vorsorgenden Anpassungsstrategie und des Klimaanpassungsgesetzes zu erheben. Die Methodik ermöglicht außerdem ein fortlaufendes Monitoring der Klimaanpassungsausgaben, dessen genaue Ausgestaltung je nach Turnus flexibel angepasst werden kann. Durch eine regelmäßige Anwendung können Zeitreihen erstellt werden, die aufzeigen, wie sich die Anpassungsausgaben in den verschiedenen Bereichen der Klimaanpassung entwickeln. Die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zur Berichterstattung über nationale Anpassungspläne und -strategien alle zwei Jahre fordert auch eine Auskunft zur Finanzierung. Mit der Methodik könnten diese Berichterstattungspflichten erfüllt werden. Somit eignen sich die Analyseergebnisse zusätzlich für die Berichterstattung Deutschlands im Rahmen der EU-Verordnung über das Governance-System für die Energieunion und den Klimaschutz . Die Pilotanalyse des Bundeshaushaltsplans 2022 stellt einen wichtigen ersten Schritt dar, um die Klimaanpassungsausgaben des Bundes künftig zu erfassen. Für das Jahr 2022 plante der Bund 2,07 Mrd. Euro bis 3,41 Mrd. Euro für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland auszugeben. Laut einer Studie der Bundesregierung sind allein zwischen den Jahren 2000 und 2021 mindestens 145 Mrd. Euro klimawandelbezogene Schäden entstanden, insbesondere durch Überschwemmungen und Hochwasser. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Schadenssumme von 6,6 Mrd. Euro 1 . Angesichts dieser schon heute hohen und perspektivisch weiter steigenden Schadenskosten zeigt die Analyse der Bundesausgaben, dass es bereits vielfältige Anstrengungen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland gibt. Die Methode macht die Ausgaben erstmals sichtbar. Vor dem Hintergrund künftig zunehmender Klimarisiken resultiert die Notwendigkeit, neben dem Klimaschutz verstärkt in Anpassung und Klimaresilienz zu investieren. Für eine umfangreiche Finanzierung von Klimaanpassungsaktivitäten müssten nicht unbedingt neue Haushaltsposten für die Klimaanpassung etabliert werden. In vielen Fällen kann in bereits bestehenden Förderprogrammen, etwa der Städtebauförderung, die Anpassung an den Klimawandel stärker und expliziter als bisher verankert werden. Dabei ist zu beachten, dass der Bundeshaushalt nur einen Teil der notwendigen Ausgaben abbildet. Auch Bundesländer und Kommunen investieren zunehmend in Anpassungsmaßnahmen. Das Umweltbundesamt wird weiterhin daran arbeiten, die Methodik zu verfeinern und die Ergebnisse für die Klimaanpassungspolitik nutzbar zu machen. Autor*innen: Linda Hölscher (Adelphi), Anik Kohli (Infras) und Clemens Hasse ( UBA ) Den vollständigen Abschlussbericht des Projekts " Adaptation Framework" finden Sie hier . 1 BMWK (2023): Was uns die Folgen des Klimawandels kosten – Zusammenfassung. Online abrufbar unter: Was uns die Folgen des Klimawandels kosten – Zusammenfassung , letzter Zugriff 13.02.2025. Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 94 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.
Grüne Fassade aus über 30.000 Hainbuchen, die eine gut 8 Kilometer lange Hecke auf dem Dach und der Fassade des Kö-Bogen-2 Hauses und damit die größte begrünte Fassade in Europa bilden. Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Das neue Forschungsprojekt "Blue Green City Coaching (BGCC)" unterstützt kommunale Entscheider*innen, Potenziale und Grenzen von naturbasierten Lösungen (NbS) für die Klimaanpassung zu ermitteln. Im Fokus stehen dabei die Bewertung der NbS bei Klimafolgen wie Hitze und Dürre sowie der Einfluss von NbS auf die urbane Klimaresilienz kleinerer Großstädte und deren Umland. Naturbasierte Lösungen ( Nature-based Solutions , NbS) zählen laut einer Studie der Europäischen Umweltagentur zu den effizientesten Wegen, um die Folgen des Klimawandels – wie zunehmende Hitze und Trockenheit in vielen deutschen Städten und deren Umland – zu bewältigen. 1 Auch die nationale Wasserstrategie forciert die Umsetzung von naturbasierten Lösungen, insbesondere in Kombination und Synergie mit technischen Infrastrukturen. 2 Gleichzeitig gilt es, wichtige Fragen anzugehen und einige Hindernisse zu überwinden, um die vielseitigen Potentiale von NbS für die urbane Klimaanpassung in Deutschland noch besser auszuschöpfen. Hauptsächlich kommen derzeit blaugrüne Infrastrukturelemente zum Einsatz, dabei können wasserbezogene NbS vielfältige Formen und Ausgestaltungen annehmen: Auenstrukturen, Moore zum Wasserrückhalt in der Landschaft, urbane Gewässer, grüne Freiräume im urbanen Raum, de- und semizentrale Pflanzenkläranlagen sowie Dach- und Fassadenbegrünen. Folgende Punkte können für eine flächendeckende und vernetzte Umsetzung von NbS in deutschen Kommunen förderlich sein 3 : Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von NbS und der Vorteile, die sie bringen können – inklusive klarer Definitionen; umfassende und transparente Beleuchtung von Bedenken, Fragen und möglichen Interessenskonflikten; Verständnis der potenziellen Synergien und Kompromisse im Zusammenhang mit NbS; NbS-kompatiblere institutionelle Strukturen und klare Zuständigkeiten. Im BMBF -Vorhaben „Leipziger BlauGrün“ werden bis Sommer 2025 mehrere Tools entwickelt, die an diese Anforderungen anknüpfen. Die siedlungswasserwirtschaftliche Modellierung abflussfreier Stadtquartiere mit Hilfe blaugrüner Infrastriukturen kann methodisch in jeder Stadt bei ausreichender Datenlage angewandt werden. Blaugrüne Investitionspotentialkarte, blaugrüne Bewertungssteckbriefe und blaugrüne Toolboxen sind ebenso wie die Bausteine einer blaugrünen Infrastrukturplanung grundsätzlich von Leipzig aus übertragbar auf andere deutsche Großstädte. Damit NbS ihre Rolle als zentrale Lösung in der Klimaanpassung einnehmen können, sind mehrere Faktoren von Bedeutung. So erfordert etwa das Ermitteln und Quantifizieren von Potenzialen und Grenzen von NbS für die Klimawandelanpassung einen handlungsorientierten Ansatz. Neben technischen und ökologischen Parametern sollten ebenfalls soziale und ökonomische Kriterien und Indikatoren einbezogen werden. Diese gilt es, wissensbasiert auszuwählen und praxisnah zu operationalisieren. Essentiell ist ferner die transparente Bewertung, in welchem Maße NbS zur Erreichung urbaner Klimareslilienz beitragen können. Das neue Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Blue Green City Coaching (BGCC) - Implementierung blaugrüner Infrastrukturen zur Klimaanpassung kleinerer deutscher Großstädte: Aufbau eines wissenschaftsbasierten und anwendungsorientierten Coachings für Entscheidungsträger*innen in Stadt- und Regionalplanung“ kann die blaugrüne Stadtentwicklung vorantreiben. Das Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes wird vom BMUV aus Mitteln des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) gefördert und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ in Kooperation mit Fresh Thoughts und dem Deutschem Institut für Urbanistik umgesetzt. Es wird aktiv unterstützt vom Zentrum Klimaanpassung und dem Deutschen Städtetag. Das Projekt unterstützt kleinere deutsche Großstädte mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern dabei, Risiko- und Potenzialanalysen von NbS durchzuführen und die Basis für gemeindeübergreifende Transformationsstrategien sowie integrierte Konzepte und Kooperationen zu schaffen. Ingesamt zehn Kommunen werden ab ca. Mitte 2025 bis Ende 2027 intensiv begleitet. Im Frühjahr 2025 wird es die Möglichkeit geben, sich dafür zu bewerben. Das Coaching stellt Praxisnähe her, schafft institutionalisierte Partizipation der Entscheidungsträger*innen in der Stadt und testet zugleich verschiedene Bewertungsmethoden für NbS. Konkret soll das BGCC Entscheidungsträger*innen befähigen, wissenschaftlich koordiniert anwendbare Implementierungsstrategien für blaugrüne Infrastrukturen (BGI) zu erstellen. Dabei werden Potentiale und Grenzen identifiziert und diese möglichst im interkommunalen Austausch und mit Hilfe der sozialwissenschaftlichen, juristischen und siedlungswasserwirtschaftlichen Expertise des Projektteams überwunden. Methodisch werden vorhandene Bewertungssysteme für die Effekte und Potentiale wasserbezogener NbS in einer Coaching-Toolbox gebündelt, um Stadtakteuren Argumente und praxisnahe Hilfestellungen für NbS-Potentiale an die Hand zu geben. Bei diesen in der Coaching-Toolbox enthaltenen Potentialen geht es neben finanziellen Anreizen beispielsweise um Monitoring von Biodiversität und Stadtklima mit vielfältigen Effekten auf die Stadtgesundheit; dazu zählen unter anderem die Verringerung der Anzahl von Hitzetoten, eine erhöhte Lebenserwartung und verringerte Gesundheitskosten. Ein Forschungsschwerpunkt von BGCC bezieht die Perspektive des Stadtumlandes ein. Es wird dabei analysiert, ob die Einführung von wasserbezogenen NbS für die Klimaresilienz in der Stadt zu Wasserkrisen und Nutzungskonflikten zwischen Stadt und Umland führt. Der Fokus liegt dabei auf lokalem Rückhalt des Regenwassers zur Linderung der Klimafolgen wie Hitze, Dürre und Starkregen . Abschließend analysieren sozialwissenschaftliche Expert*innen des Projektteams systematisch die Umsetzungspotenziale und -hemmnisse und bündeln die Ergebnisse. Als Kernprodukt von BGCC entsteht das “BG-Coaching-Handbook”, welches die Toolbox-Inhalte als Handlungsanleitung für die Infrastrukturplanung auch für andere Kommunen replizierbar macht. Die bis Ende 2027 dauernde Projektlaufzeit des BGCC unterteilt sich in vier Phasen. Die erste Projektphase zielt darauf ab, die Coaching-Toolbox zu Abläufen, zur Methodik und zu Vermittlungsinhalten des Coachings zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden Synergien eigener Planungstools und vorhandener NbS-Konzepte geschaffen. Gegenstand der zweiten Phase mit Beginn Frühjahr 2025 ist der Bewerbungsprozess von Großstädten mit bis zu 300.000 Einwohnern für das Schwammstadt-Coaching. Phase drei umfasst die systematische Beratung und Begleitung der ausgewählten Kommunen zur Implementierung blaugrüner Infrastrukturen auf Basis der in der ersten Phase entwickelten Toolbox. Das Coaching befähigt teilnehmende Städte, kurz-, mittel- und langfristige Handlungserfordernisse, Ressourcenbedarfe und Voraussetzungen einer klimaangepassten und wassersensiblen Stadtentwicklung zu bestimmen. Zum Abschluss des Foschungsvorhabens werden in der vierten Phase die entwickelte Coaching-Toolbox sowie die Inhalte der Implementierungsstrategien evaluiert und optimiert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Erstellung des Coaching Handbooks sowie in Fachpublikationen ein. Auf diese Weise stellt das BGCC sicher, dass die Erkenntnisse aus der systematischen Unterstützung der teilnehmenden Städte zukünftig auch anderen Kommunen zugutekommen und die Weichen für den gezielten Einsatz von NbS im Rahmen der Klimaanpassung in ganz Deutschland stellen können. Autor*innen: Nike Sommerwerk (Fresh Thoughts), Frank Hüesker (UFZ), Andreas Huck ( UBA ) Kontakt: frank [dot] hueesker [at] ufz [dot] de Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 93 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren. 1 https://www.eea.europa.eu/publications/nature-based-solutions-in-europe 2 www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/BMUV_Wasser... 3 https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/40822/nature_based_solutions_Summary.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Die Folgen des Klimawandels in Umwelt und Gesellschaft werden zunehmend spürbar. Der dritte Monitoringbericht zur Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) wurde 2023 veröffentlicht und gibt einen breiten Überblick über bereits beobachtete Klimafolgen. Die 2021 veröffentlichte Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) des Bundes zeigt künftige Folgen des Klimawandels in Deutschland. Das Klima ändert sich bereits und wird sich auch in Zukunft weiter wandeln. Der Klimawandel manifestiert sich dabei sowohl in langfristigen Klimaänderungen (wie langsam steigenden Durchschnittstemperaturen) als auch in einer veränderten Klimavariabilität (also stärkeren Klimaschwankungen und häufigeren Extremwetter-Ereignissen wie Stürmen, Dürren, Überschwemmungen und Sturzfluten oder Hitzesommern).Die Klimafolgen sind also vielfältig und haben Einfluss auf unser tägliches Leben. Um die in Deutschland erwarteten Folgen des Klimawandels zu beschreiben, wurden verschiedene Indikatoren entwickelt. Mit ihrer Hilfe können die Folgen und die bereits begonnene Anpassung an den Klimawandel beschrieben, sowie seine weitere Entwicklung verfolgt werden. Dargestellt werden Veränderungen in der natürlichen Umwelt, aber auch gesellschaftliche Folgen wie zum Beispiel die Entwicklung von Einsatzstunden bei wetter- und witterungsbedingten Schadensereignissen. Die fachlichen Grundlagen hat das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass ) zusammen mit anderen Bundesbehörden erarbeitet. Alle vier Jahre veröffentlicht die Bundesregierung einen Monitoringbericht. Der aktuelle Monitoringbericht erschien im November 2023. Er liefert mit Hilfe von Indikatoren einen breiten Überblick über beobachtete Klimafolgen und die begonnene Anpassung. Das Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“, ein Netzwerk von 25 Bundesbehörden und -instituten und unterstützt von einem wissenschaftlichen Konsortium, hat über 100 Wirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen untersucht und bei rund 30 davon sehr dringender Handlungsbedarf festgestellt. Dazu gehören tödliche Hitzebelastungen - besonders in Städten, Wassermangel im Boden und häufigere Niedrigwasser. Dies hat schwerwiegende Folgen für alle Ökosysteme, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Warentransport. Es wurden auch ökonomische Schäden durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser an Bauwerken untersucht sowie der durch den graduellen Temperaturanstieg verursachte Artenwandel, einschließlich der Ausbreitung von Krankheitsüberträgern und Schädlingen. Seit 2011 wurde von 16 Bundesbehörden und -institutionen im Auftrag der Bundesregierung die Vulnerabilität – also Verletzlichkeit – Deutschlands gegenüber dem Klimawandel analysiert.
In Politik und Praxis gilt das Prinzip der Schwammstadt zunehmend als Dachkonzept für eine klimaresiliente Stadtentwicklung. Eine aktuell veröffentlichte Fachbroschüre von UBA KomPass schlägt Politikinstrumente vor und zeigt Beispiele für kommunale Ziele klimaresilienter Schwammstädte auf: Ziele und Instrumente verbessern die Umsetzung des Konzepts Schwammstadt. Die Überschwemmungen in der Folge von Starkregenereignissen im Südwesten Deutschlands im Mai und Juni 2024 sowie Hitze und Trockenheit in anderen Regionen des Landes verdeutlichen wiederholt den Anpassungsbedarf in Siedlungen. Der Umgang mit diesen Risiken ist heute eine grundlegende Herausforderung für den Erhalt der urbanen Lebensqualität. Das zum 1. Juli 2024 in Kraft getretene Klimaanpassungsgesetz des Bundes stärkt die ebenenübergreifende Klimavorsorge und stellt gleichzeitig klar, dass Klimaanpassung zukünftig zum verbindlichen Aufgabenkanon der Kommunen gehört. Ehemals ein Nischenthema des urbanen Niederschlagsmanagements ist die Schwammstadt heute als Dachkonzept für eine klimaresiliente Stadtentwicklung zunehmend etabliert. Die Schwammstadt impliziert einen Paradigmenwechsel im Management von urbanem Niederschlagswasser und bietet ein großes Potenzial für einen klimagerechten Umbau von Städten durch naturbasierte Lösungen. Niederschläge sollen verstärkt vor Ort versickern und für die Versorgung von Stadtgrün genutzt werden. Lokale naturnahe Wasserkreisläufe kühlen Städte in Hitzeperioden und erhöhen für ihre Bevölkerung die Aufenthaltsqualität. Die potenziellen Vorteile der Schwammstadt sind unumstritten, dennoch besteht ein Umsetzungsdefizit. Hauptsächlich zeigen sich Unsicherheiten in zweierlei Hinsicht: Einerseits ist unklar, wie der urbane Bestand an Gebäuden, Infrastrukturen und Freiflächen möglichst flächendeckend mit einer für Schwammstädte typischen blau-grünen Infrastruktur ausgestattet werden kann. Bisher werden Maßnahmen oft punktuell realisiert. Andererseits sind klare Ausbau- und Leistungsziele für klimaresiliente Schwammstädte bisher kaum definiert und es mangelt an gut handhabbaren Orientierungswerten für solche Ziele. Die erfolgreiche Umsetzung einer klimaresilienten Stadtentwicklung in der Breite wird durch ein Gefüge aus Lokalpolitik, unterschiedlichen Fachgesetzen, wirtschaftlichen Handlungsanreizen, lokalen Verwaltungskapazitäten, Motivationen, Erfahrungen und Wissensvoraussetzungen bestimmt. Ein Policy Mix aus sich gegenseitig verstärkenden bundespolitischen Instrumenten kann lokales Handeln für die Umsetzung der Schwammstadt deutlich erleichtern. Durch die multikriterielle Bewertung eines größeren Sets an Politikinstrumenten hat eine interdisziplinäre Expertengruppe des Umweltbundesamtes einen passenden Policy Mix auf Bundesebene für die Schwammstadt erarbeitet. Dieser kombiniert gezielt regulative, ökonomische, strategisch-planerische und informatorische Instrumente, um Hemmnisse der Umsetzung der Schwammstadt abzubauen und ein Momentum für die Umsetzung zu schaffen. Acht zentrale Politikinstrumente helfen künftig bei kommunalen Entscheidungen: Novellierung des §55 Abs. 2 Wasserhaushaltgesetz (WHG) Novellierung des § 9 Baugesetzbuch (BauGB) durch die Erweiterung des Festsetzungskataloges Verstärkung der bundesweiten finanziellen Förderung von lokalen Bau- und Forschungsprojekten zur Schwammstadt mit Fokus auf Evaluierung von Maßnahmen Integration von nachhaltigen Außenanlagen und die Begrünung von Gebäuden in Programmen zum klimafreundlichen Neubau Empfehlungen durch den Bund zur Festsetzung von Orientierungs- und Kennwerten für die quantitative und qualitative Grün- und Freiraumversorgung auf kommunaler Ebene Entwicklung kommunaler politisch-planerischer Leitstrategien zur Umsetzung der Schwammstadt Verbesserung der Daten- und Informationsgrundlage für die Umsetzung der Schwammstadt Fort- und Weiterbildung zur wassersensiblen Stadt, blau-grüner Infrastruktur sowie zur Anpassung an den Klimawandel im urbanen Raum Anders als im Klimaschutz existiert für Klimaanpassung keine singuläre Zielgröße zur Reduzierung von Klimarisiken. Urbane Klimaanpassung erfolgt lokal und auch die Voraussetzungen für den Umbau von Städten zu Schwammstädten sind ortsabhängig. Umso wichtiger ist es, Ausbau- und Leistungsziele klimaresilienter Schwammstädte zu konkretisieren, um der klimagerechten Stadtentwicklung einen klaren Weg vorzugeben. Zu diesem Zweck diskutiert die UBA Fachbroschüre „Ziele und Politikinstrumente für klimaresiliente Schwammstädte“ anhand konkreter Beispiele, wie Ziele zum Umbau von Städten zu klimaresilienten Schwammstädten auf kommunaler Ebene formuliert und erreicht werden können. Anhand dieser Vorbilder lassen sich Erkenntnisse für Kommunen bundesweit ableiten. Neben nützlichen Formulierungen von Zielen für klimaresiliente Schwammstädte finden sich entsprechende qualitative und quantitative Kenngrößen. So verdeutlicht ein jüngerer Stadtratsbeschluss in Offenbach am Main , wie lokalpolitische Beschlüsse zur Umsetzung der Schwammstadt es ermöglichen, qualitative Ziele zu den Funktionen der Schwammstadt festzuschreiben. Der Beschluss zeigt, wie das Ziel, sich einem naturnahen Wasserhaushalt in der Stadtentwicklung anzunähern, Klimarisiken durch Starkregen , Hitze und Trockenheit reduzieren kann. Raumbezogene Informationen zu Klimarisiken wie etwa Hitze-Hotspot-Karten helfen, qualitative Ziele zur räumlichen Wirkung von Schwammstadt-Praktiken zu definieren. Ein weiteres Beispiel aus Hessen offenbart, wie an einzelne Maßnahmen gebundene qualitative Ziele klimaresilienter Schwammstädte festgelegt werden können. Hierfür legt eine 2023 veröffentlichte Muster-Zisternensatzung die Wiedernutzung von Niederschlagswasser für die Gartenbewässerung als wichtige Funktion der Schwammstadt fest. Die parzellenbezogene Bilanzierung des Wasserkreislaufes durch einen sogenannten Regenwassermanagementfaktor in der Stadt Wien gibt q uantitative Schwammstadt-Ziele für einzelne Parzellen vor, auf denen ein möglichst naturnaher Wasserhaushalt geschaffen werden soll. Das Förderprogramm „ Klimaresiliente Region mit Internationaler Strahlkraft “ der Zukunftsinitiative Klima .Werk im Ruhrgebiet verbindet die Förderung von Schwammstadtmaßnahmen mit quantitativen Zielen zu Funktionen der Schwammstadt für die Klimaanpassung . Konkret gibt das Programm vor, bis 2030 25% der befestigten Flächen in ausgewählten Betrachtungsräumen von der Mischkanalisation abzukoppeln und die Verdunstungsrate um 10% zu steigern. Auch über die quantitative Abschätzung von Umsetzungspotenzialen für Maßnahmen der Schwammstadt können Ausbauziele definiert werden. Beispielsweise ermittelt die Hamburger Gründachstrategie das Dachbegrünungspotenzial innerhalb des Stadtgebiets und koppelt Ausbauziele daran. Eine zentrale Hürde für die Entwicklung klimaresilienter Schwammstädte stellt die Finanzierung dar. Ein weitreichender Umbau von gewachsenen Stadtstrukturen benötigt ein enormes Investitionsvolumen. Bund und Länder prüfen seit Frühjahr 2022 Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Gemeinschaftsaufgabe Anpassung an den Klimawandel analog der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz. Die Forschungskonferenz „Klimaresiliente Schwammstadt: Naturbasierte Konzepte und Maßnahmen als Baustein urbaner Transformation“ setzte im Juni 2022 den Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Auseinandersetzung des Umweltbundesamtes mit dem Thema klimaresiliente Schwammstädte. Im Kern zielen die Aktivitäten darauf ab, Hemmnisse und Unsicherheiten bei der Umsetzung klimaresilienter Schwammstädte abzubauen. Die Broschüre „Ziele und Politikinstrumente für klimaresiliente Schwammstädte“ bündelt erste Ergebnisse aus dem laufenden Eigenforschungsprojekt AdNEB „Neues Europäisches Bauhaus weiterdenken“ 1 . Darin werden Möglichkeiten untersucht, Ziele klimaresilienter Schwammstädte zu schärfen sowie Treiber und Hemmnisse des Umbaus zu Schwammstädten identifiziert. Das 2025 anlaufende Folgeprojekt erforscht Wege der Skalierung von Schwammstadtansätzen und nimmt Stadt-Umland-Dimensionen sowie solche des täglichen Lebens in der Schwammstadt in den Blick. Das Vorhaben „Umsetzung der Schwammstadt“ 2 führt Arbeiten zu einem Policy Mix fort und erarbeitet nachhaltige Musterlösungen für Dächer der blau-grünen Stadt. Ein weiteres Vorhaben 3 setzt sich mit potenziellen gesundheitlichen Nebenwirkungen von Schwammstadt-Maßnahmen auseinander, damit solche in Planungsprozessen frühzeitig berücksichtigt werden können. Schließlich zielt das Vorhaben „Natürlich Klimaanpassung“ 4 darauf ab, die Nutzung naturbasierter Lösungen für die lokale Klimaanpassung durch Kommunikations- und Entscheidungsunterstützungsformate zu unterstützen. Noch sind mit der Umsetzung klimaresilienter Schwammstädte neben praktischen Herausforderungen der Finanzierung und in der kommunalen Praxis auch weitere Forschungsbedarfe verbunden. Offen sind Fragen des kosteneffizienten und gleichzeitig nachhaltigen Managements von Stadtgrün sowie des Denkmalschutzes in der Schwammstadt. Auch das Zusammenwirken von öffentlichem und privatem Raum in der Schwammstadt ist rechtlich und hinsichtlich der Governance oft noch unklar. Nicht zuletzt stellt sich die Frage der Umweltgerechtigkeit in der Klimaanpassung. Dahingehend braucht es sozialökologische Analysen zu möglichen Ungleichheiten in der Schwammstadt und Instrumente der sozialgerechten Ausgestaltung dieser urbanen Transformation. Die Chancen, die sich für die Klimaanpassung ergeben, sind jedoch Treiber für weitere Bemühungen in Forschung und Politik, dem Umbau heutiger Städte hin zu klimaresilienten und lebenswerten Schwammstädten den Weg zu bereiten. 1 Langtitel: „Neues Europäisches Bauhaus weiterdenken: Nachhaltige Mobilität und resiliente Räume für mehr Lebensqualität ,“ FKZ 3722 15 1040 2 Langtitel: „Umsetzung der Schwammstadt: Identifikation der 10 wirksamsten Hebel der notwendigen Transformation und nachhaltige Musterlösungen für Dächer der blaugrünen Stadt,“ FKZ 3723 48 3010 3 Langtitel: „Gesundheitliche Risiken bei der Planung klimaresilienter Städte und Gemeinden vermeiden,“ FKZ 3723 48 4010 4 Langtitel: „Resiliente naturbasierte Lösungen für Städte und Gemeinden,“ FKZ 3722 48 1030 Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 90 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.
In der Karte können Bürger*innen, die Maßnahmen zur Klimaanpassung umsetzten möchten, erkennen, in welchen Fördergebieten ihre Immobilie/ihr Grundstück liegt. Durch Verlinkungen können sie weitere Informationen zu den Förderprogrammen und Ansprechpartner*innen erhalten.
Liebe Leser*innen, der aktuelle Synthesebericht des Weltklimarats, IPCC, betont, dass die Zeit läuft: Maßnahmen zum Klimaschutz und Klimaanpassung sind dringlicher denn je. Unser Schwerpunktartikel zeigt die Bedeutung des Berichts für die Klimaanpassung in Deutschland auf. Außerdem in diesem Newsletter: Stellenangebote beim Umweltbundesamt im Bereich Klimafolgenmonitoring und Klimarisikoanalyse, Förderprogramme und viele neue Forschungs- und Praxiserkenntnisse sowie Empfehlungen rund um Anpassung an den Klimawandel. Eine spannende Lektüre wünscht Ihr KomPass-Team IPCC Synthesebericht: Fingerzeig und erhobener Zeigefinger Ausbleibende Niederschläge vor allem im Sommer und Herbst führen zu Niedrigwasser wie hier am Rhein. Quelle: Rike / pixelio.de Der Synthesebericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen (IPCC) zum sechsten Sachstandsbericht zeigt klar auf, wo besondere Herausforderungen und Dringlichkeiten im Umgang mit dem Klimawandel und bei den Klimaschutzmaßnahmen liegen. Immer klarer wird, dass eine intakte Natur und Ökosysteme weniger anfällig gegenüber Klimaänderungen sind und sogar einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Der Bericht ist eine sehr wichtige wissenschaftliche Basis für internationale und deutsche Klimaschutz- und Klimaanpassungspolitik. Warum es wichtig ist, Klimapolitik sowohl global als auch regional zu sehen, ist Thema unseres Schwerpunktartikels in diesem Newsletter. KomPass-Team sucht neue Kolleg*innen: Drei Stellen ausgeschrieben Das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung im Umweltbundesamt sucht Verstärkung in den Bereichen Monitoring von Klimafolgen und Anpassung, sowie Klimawirkungs- und Risikoanalyse. Im Rahmen des Eigenforschungsprojekts Adaptation Data Base sollen Datenflüsse und Datenmanagement zum Monitoring von Klimafolgen & Anpassung automatisiert und optimiert werden. Eine weitere Person wird für die methodische Weiterentwicklung der Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes gesucht. Die Bewerbungsfristen enden am 27.03.2023 und 14.04.2023. Forschungsbericht: Wie gelingt Motivation zur Eigenvorsorge vor Klimafolgen? Welche Kommunikationsformate sind geeignet, um Bürger*innen zur Eigenvorsorge vor den Folgen des Klimawandels zu motivieren? Dieser Frage ging das Projekt „PIVO – Private Eigenvorsorge“ im Auftrag des Umweltbundesamts nach. In dem Projekt wurden verschiedene Kommunikationsformate entwickelt und deren Wirksamkeit evaluiert – etwa ein Serious Game zum Hochwasserschutz und eine Simulation sowie eine Vorsorge-Informationskampagne. Der Abschlussbericht zeigt diese Formate auf, beschreibt wie sie sich auf die Eigenmotivation ausgewirkt haben und gibt Empfehlungen für die Risikokommunikation im Kontext der Klimaanpassung. BMWK und BMUV veröffentlichen Studie zu potenziellen Folgekosten der Klimakrise Die Klimakrise wird in Deutschland weitere Schäden in Milliardenhöhe anrichten. Eine neue Studie im Auftrag des BMWK und unter fachlicher Begleitung des BMUV geht davon aus, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts volkswirtschaftliche Schäden zwischen 280 und 900 Milliarden Euro entstehen könnten – je nach Ausmaß der Erderwärmung. Hinzu kommen unter anderem gesundheitliche Beeinträchtigungen, die Belastung von Ökosystemen und der Verlust von Artenvielfalt. Durch Investitionen in Anpassungsmaßnahmen könnten diese Kosten jedoch deutlich reduziert werden. Die Studie „Volkswirtschaftliche Folgekosten durch Klimawandel: Szenarioanalyse bis 2050“ wurde vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung und prognos erstellt. Kabinett beschließt Nationale Wasserstrategie Eine sichere, bezahlbare und leistungsfähige Wasserversorgung für Menschen, Pflanzen und Tiere in Deutschland: Das ist das Ziel der Nationalen Wasserstrategie, die das Bundeskabinett kürzlich auf den Weg brachte. Infrastruktur, Landnutzung und Stadtentwicklung müssten an die Folgen der Klimakrise angepasst und Wasser besser in der Landschaft gespeichert werden, formulierte Bundesumweltministerin Steffi Lemke das Ziel. Mit rund 80 Maßnahmenvorschlägen nimmt die Bundesregierung sich sowie Länder und Kommunen, die Wasserwirtschaft und alle wassernutzenden Wirtschaftsbereiche und Gruppen, in die Pflicht, für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser zu sorgen. Die Strategie ist auf den Zeitraum bis 2050 ausgelegt – erste Maßnahmen sollen bereits bis 2030 schrittweise umgesetzt werden. Bundesregierung unterstützt 64 weitere Projekte zur Anpassung an den Klimawandel Von Aachen über Magdeburg bis Zülpich: 64 Projekte mit insgesamt 173 Millionen Euro werden in diesem Jahr im Rahmen des Bundesprogramms Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel gefördert. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen fördert damit unter anderem die Neugestaltung von Park- und Grünanlagen, die Entsiegelung und Begrünung von Frei- und Verkehrsflächen oder Maßnahmen zur Stärkung von Biodiversität. Das Programm wird aus Mitteln des Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert. BfN veröffentlicht Handlungsempfehlungen zum Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten Ehemalige Überschwemmungsflächen als naturnahe Auen wiederherstellen, den Wasserrückhalt in der Fläche verbessern und naturbasierte Lösungen für resilientere Siedlungen entwickeln: Das sind nur drei Vorschläge aus einer ganzen Reihe von Handlungsempfehlungen, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in einem Positionspapier zum Thema „Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten“ zusammengetragen hat. Wie das BfN betont, sind Flussauen und Moore besonders dafür geeignet, einen dezentralen Wasserrückhalt in der Fläche zu gewährleisten. Der Fokus liegt daher auf naturverträglichen Maßnahmen in diesen Bereichen. BMBF startet Förderprogramm zur nachhaltigkeitsorientierten Berufsbildung Ressourcenschonung, Energieeffizienz und soziale Verantwortung werden auch bei der Berufsausbildung immer wichtiger. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert daher die Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) im Rahmen des Programms „Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden“ (NIB). Ziel der entsprechenden Förderrichtlinie ist es, Personen, die an der Ausbildung beteiligt sind, zu befähigen, Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil der beruflichen Lehr- und Lernprozesse zu etablieren. Projektskizzen können bis zum 17. April 2023 eingereicht werden. WarmWorld: BMBF-Fördermaßnahme für ein globales Klimamodell Gängige Klimamodelle rechnen mit einer Auflösung von 50 bis 100 Kilometern. Dank neuer Generationen von Hochleistungsrechnern könnten nun Klimamodelle entwickelt werden, die Simulationen des Klimas auf einem Ein-Kilometer-Gitter durchführen. „Mit solchen hochaufgelösten Klimasimulationen können Maßnahmen zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz auf regionaler Ebene wesentlich effektiver gestaltet werden“, heißt es aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Mit der Fördermaßnahme „Entwicklung eines innovativen, extrem hochaufgelösten globalen Klimamodells (WarmWorld)“ unterstützt das BMBF Verbunde, Forschende und Unternehmen, die an der Entwicklung solcher hochauflösenden Modelle und Informationsprodukte arbeiten. Abgabeschluss für Projektskizzen ist der 31. März 2023. So kann der Wohnraummangel ökologischer gelöst werden In vielen Ballungsräumen wird dringend Wohnraum benötigt – doch Bauen und Klimaschutz passen häufig nicht zusammen. Wie dennoch mehr bezahlbare und nachhaltige Wohnungen geschaffen werden können, haben das UBA und die Kommission Nachhaltiges Bauen am UBA (KNBau) in einem aktuellen Positionspapier untersucht. Ihr Vorschlag: Vorhandenen Gebäudebestand – wo immer möglich – erhalten oder sinnvoll umbauen und umnutzen. Das helfe auch, eine Stadt resilienter gegen die Klimawandelfolgen zu gestalten. Außerdem empfiehlt die KNBau, die Musterbauordnung und verschiedene Landesbauordnungen anzupassen, darunter auch die Mindestabstandsflächen für Photovoltaikanlagen auf Dächern. Hessen verabschiedet Klimaschutzgesetz und Hitzeaktionsplan Um den Klimaschutz zu stärken, hat Hessens Landesregierung mehrere Instrumente entwickelt: Zum einen hat der Landtag dem ersten hessischen Klimagesetz zugestimmt, zum anderen sind sowohl der neue Klimaplan und als auch der Hitzeaktionsplan Hessen fertig. Das Klimagesetz schreibt vor, dass Hessen bis 2045 klimaneutral sein muss und bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990 mindestens 65 Prozent Treibhausgase eingespart werden müssen. Der Klimaplan mit 57 neuen Maßnahmen wiederum soll im Klimagesetz verankert werden – er legt unter anderem Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel fest. Der Hitzeaktionsplan soll Bürgerinnen und Bürger besser vor zunehmender Hitze schützen. Campus der TU Berlin passt sich dem Klima an Unter anderem mit begrünten Fassaden, Zisternen auf ausgewählten Dächern und Orten, an denen Nahrungsmittel angebaut werden, soll sich der Campus TU Berlin besser an die Folgen des Klimawandels anpassen und mehr zum Klimaschutz beitragen. Die Maßnahmen werden in den kommenden drei Jahren im Rahmen des Projekts „ClimateHOOD“ durchgeführt, das von der „StadtManufaktur“ Berlin und dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ins Leben gerufen wurde. Der Campus soll dabei auch als Reallabor dienen, das zeigt, wie die Forschung zu praktischen Lösungen für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung in die Tat umgesetzt wird. Das Vorhaben wird mit 825.000 Euro aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert. Rechtsgutachten: Klimaschutz und -anpassung gehören ins Grundgesetz Für eine angemessene Finanzierung von kommunalem Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel muss das Grundgesetz geändert werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Rechtsgutachten, das die Rechtsanwältin Roda Verheyen im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch erstellt hat. Laut Verheyen gibt es im bestehenden System der Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden keine sicheren und verlässlichen Finanzierungswege. Durch einen Zusatz im Grundgesetz könnte ein Kooperationsgebot zwischen Bund und Ländern geschaffen werden und eine Mischfinanzierung der Aufgaben wäre rechtlich zulässig. Zahlreiche Umweltverbände unterstützen die Forderung. Politikpapier zur urbanen Wasserwende Mit einem Politikpapier zur urbanen Wasserwende haben sich die Beteiligten des BMBF-geförderten Forschungsvorhabens „Leipziger BlauGrün“ an die Bundespolitik gewandt. Nach Ansicht der Projektpartner, zu denen unter anderem das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und die Stadt Leipzig gehören, können die Kommunen und Länder nur mit Hilfe der Bundesregierung eine wassersensible, „blau-grüne“ Stadtentwicklung realisieren. Auf Grundlage ihrer Projekterfahrung haben die Autor*innen in dem Papier Empfehlungen abgegeben, welche Maßnahmen der Bund für diese Klimafolgenanpassung vorrangig treffen sollte. Unter anderem sollte demnach das Reglungsumfeld verbessert und eine zentrale Kompetenzstelle eingerichtet werden. Verein Deutscher Ingenieure zeigt technische Lösungen für klimaresiliente Städte Knapp drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland lebt in Städten. Um sie vor den Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen und Starkregenereignissen besser zu schützen, hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine Handlungsempfehlung herausgegeben. Die Publikation „Stadtentwicklung im Klimawandel“ zeigt technische Lösungen und Innovationen zu klimaresilienten Städten auf und verweist auf die rechtliche Implementierung im kommunalen Verwaltungsgeschehen. Die Handlungsempfehlung basiert auf der Richtlinie VDI 3787 Blatt 8 „Umweltmeteorologie; Stadtentwicklung im Klimawandel“. DWA-Klimapreis sucht Leuchtturmprojekt zur Klimaanpassung Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) sucht Projekte zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung mit Leuchtturmcharakter. Dazu hat der Verband zu seinem 75-jährigen Bestehen in diesem Jahr erstmalig den DWA-Klimapreis ins Leben gerufen. Die Voraussetzungen: Die Maßnahme muss bereits abgeschlossen sein und auch in anderen Regionen und Siedlungen zu realisieren sein. Bewerbungsschluss ist der 30. April. Die Preisträger werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und dürfen ihr Projekt auf dem DWA-Dialog Berlin 2023 und in den Mitgliederzeitschriften KA und KW vorstellen. Zu viele Neubauten in Überschwemmungsgebieten Das Hochwasserrisiko ist bekannt – gebaut wird trotzdem. Wie der Gesamtverband der Versicherer (GDV) in einer neuen Auswertung zeigt, werden jedes Jahr bis zu 2.400 neue Wohngebäude in Überschwemmungsgebieten gebaut. Datenbasis ist das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen. Insgesamt liegen demnach in Deutschland rund 270.000 Wohngebäude in hochgefährdeten Überschwemmungsgebieten. Der Verband plädiert in diesem Zusammenhang für eine Anpassung des Bau- und Planungsrechts, um künftig klimaanpasst zu bauen und die wirtschaftlichen Schäden durch die Klimaänderungen und Extremwetterereignisse zu verringern. Bundesweites Programm für Kitas im Umgang mit dem Klimawandel Ein neues bundesweites Bildungsprogramm soll kleine Kinder altersangemessen auf den Umgang mit dem Klimawandel und dessen Folgen vorbereiten. Dazu entwickelt die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ gemeinsam mit Fachkräften aus Kitas ab Mitte 2023 mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ein Fortbildungsangebot für Kita-Teams. Die neuen Fortbildungen, Materialien und Onlineangebote zum Umgang mit dem Klimawandel sollen ab 2024 bereitstehen. Im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit der Kita-Mitarbeiter*innen soll dann das gemeinsame Entdecken, Forschen und die Methode des Philosophierens mit Kindern stehen. Copernicus-Newsletter mit Beispielen für die Klimaanpassung Copernicus ist das Erdbeobachtungsprogramm der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die frei zugänglichen Daten von Copernicus liefern auch wertvolle Informationen für die Klimaüberwachung. Wie diese Informationen für die Klimaanpassung in Kommunen genutzt werden können, zeigt der neue Newsletter des Copernicus Netzwerkbüros Kommunal. So werden beispielsweise im Projekt CoKLIMAx Copernicus-Daten für die Klimafolgenanpassung der Stadt Konstanz herangezogen. Das Copernicus Netzwerkbüro Kommunal dient als Kontaktstelle für Fragen und Anliegen rund um die Nutzung von Copernicus für Kommunen, führt Schulungen durch und regt den Austausch an. Befragung von Betroffenen der Hochwasserkatastrophe 2021: Viele wurden nicht gewarnt Ein Risikoforschungsteam der Universität Potsdam hat nach den Überflutungen und Starkregenereignissen im Jahr 2021 über 1.300 Betroffene befragt, wie sie informiert und vor allem gewarnt wurden. Das Ergebnis: „Die vorhandenen Unwetter- und Hochwasserwarnsysteme in Deutschland reichen nicht aus, um die Bevölkerung effektiv vor schnellen Überflutungen zu warnen“, sagt die leitende Autorin der Studie, Annegret Thieken. So hatten etwa 35 Prozent der Befragten aus Nordrhein-Westfalen und 29 Prozent der Befragten aus Rheinland-Pfalz überhaupt keine Warnung erhalten. Die Ergebnisse der Betroffenenbefragung wurden im EGU-Journal „Natural Hazards and Earth System Sciences“ veröffentlicht. Horizon Europe sucht Projekte zur Klimaanpassung Das Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe fördert unter anderem Projekte zur Anpassung an den Klimawandel. In dem Zusammenhang gibt es aktuell mehrere Aufrufe, sich auf die Fördergelder zu bewerben. So können laut Klimaanpassungs-Plattform Climate-ADAPT Finanzierungsanträge zu insgesamt 16 Themen eingereicht werden – darunter „Erprobung und Demonstration transformativer Lösungen zur Erhöhung der Klimaresilienz der Land- und/oder Forstwirtschaft“ und „Verhaltensänderung und Governance für systemische Transformationen zur Klimaresilienz“. Die Fristen für die Projektanträge enden – je nach Thema – entweder am 18. April oder am 20. September. Forschungsgelder für Klimaanpassungsstrategien für vulnerable Gruppen Die International Joint Initiative for Research on Climate Change Adaptation and Mitigation vergibt Forschungsgelder an transnationale Projektteams, die sich mit Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel beschäftigen. Voraussetzung ist, dass die Projekte auf die Bedürfnisse derjenigen eingehen, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, wie etwa Gemeinschaften in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen oder in indigenen Gebieten. Außerdem muss das Projektteam sowohl interdisziplinär als auch sektorübergreifend aufgestellt sein. Absichtserklärungen können noch bis 2. Mai 2023 eingereicht werden. UBA veröffentlicht Praxisempfehlungen für das gemeinsame Planen einer gesunden Stadt Bei Planungsprozessen in Städten werden gesundheitliche Belange wie Lärmreduktion oder Grün- und Freiraumplanung oft vernachlässigt. Die Fachbroschüre „Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt“ gibt daher Empfehlungen für die kommunale Praxis, wie gesundheitliche Belange in den Städten stark gemacht werden können. Die Broschüre, die das Deutsche Institut für Urbanistik mit mehreren Unterauftragnehmer im Auftrag des Umweltbundesamt erstellt hat, zeigt unter anderem auf, an welchen Stellen die Lärmaktionsplanung und die Grün- und Freiraumplanung einfließen soll und wie eine bessere Kommunikation zwischen den zuständigen Fach- und Gesundheitsämtern gelingen kann. Abschlussbericht zum Projekt „Wege zum abflussfreien Stadtquartier“ In dem UBA-Forschungsvorhaben „Wege zum abflussfreien Stadtquartier – Potentialanalyse und Bewertung der integrativen Umsetzung ortsnaher urbaner Schmutz- und Regenwassermanagementkonzepte“ wurde untersucht, wie eine Transformation hin zu einem ortsnahen Schmutz- und Regenwassermanagement mit dem Leitbild eines abflussfreien Stadtquartiers gelingen kann. Auf diesen Untersuchungen aufbauend werden Empfehlungen zur Transformation der urbanen Abwasserinfrastrukturen abgeleitet. EEA-Briefing zu Kosten- und Nutzenbewertung von Klimaanpassungsmaßnahmen Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels können teuer sein – fehlen sie jedoch, wird es im Ernstfall oft deutlich teurer. Wie die Kosten und der Nutzen von Anpassungsmaßnahmen zu bewerten sind, erklärt die Europäische Umweltagentur (EEA) in dem englischsprachigen Briefing „Assessing the costs and benefits of climate change adaptation“. Demnach sind Anpassungsmaßnahmen kosteneffizient, wenn das Nutzen-Kosten-Verhältnis 1,5 übersteigt. Das Briefing fasst unter anderem die wichtigsten Bewertungskonzepte, Schlüsselmethoden und damit verbundenen Herausforderungen zusammen und enthält Praxisbeispiele. Zweiter „Hamburg Climate Futures Outlook 2023“ Ein interdisziplinäres Team aus 62 Wissenschaftler*innen hat zahlreiche Forschungsergebnisse zum Klimawandel zusammengetragen und anschließend systematisch bewertet, welche Klimazukünfte möglich und welche plausibel sind. Die Ergebnisse wurden nun in dem „Hamburg Climate Futures Outlook 2023“ veröffentlicht. Die zweite Ausgabe der englischsprachigen Studie fokussiert sich unter anderem auf die Klimaanpassung: Dabei werden die Chancen für eine nachhaltige Klimaanpassung erörtert und ein Konzept zur Bewertung nachhaltiger Anpassungsszenarien präsentiert. Herausgeber der Studie ist das Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change and Society” der Universität Hamburg. Regenwasseragentur hilft Berlin bei der Klimaanpassung Biodiversitätsmulden Quelle: BerlinerRegenwasseragentur/Fotograf:BenjaminPritzkuleit Die Bilanz kann sich sehen lassen: Über 1.000 Beratungen hat die Berliner Regenwasseragentur unter anderem bereits durchgeführt, mehr als 20 Quartiersentwicklung begleitet, Wissensfilme gedreht und eine Informationsplattform aufgebaut. Dabei war die gemeinsame Initiative des Landes Berlin und der Berliner Wasserbetriebe bei ihrer Gründung 2018 ursprünglich lediglich auf zwei Jahre angelegt. Im Jahr 2021 wurde die Vereinbarung dann bis 2024 verlängert und soll nun auch darüber hinaus fortgesetzt werden. Aufgabe der Regenwasseragentur ist es, die Stadt dabei zu unterstützen, sich mithilfe eines neuen Umgangs mit Regenwasser an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Dazu zählen Informationsangebote, Beratung und Begleitung bei Bauvorhaben, aktiver Wissenstransfer und Weiterbildung sowie die Vernetzung der betroffenen Akteure. Für Personal- und Sachmittel stellt der Berliner Umweltsenat jährlich bis zu 900.000 Euro aus dem Landeshaushalt zur Verfügung. Die Berliner Wasserbetriebe stellen die Arbeitsplätze (Büroräume, technische Ausstattung, Arbeitsmaterial), Veranstaltungsräume und Fixkostenanteile bereit.
Liebe Leser*innen, neue Themen erfordern oft neue Methoden. Gemeinsam mit Kommunen hat das Umweltbundesamt in den letzten Jahren Peer-Learning Methoden, Visionsentwicklungen und Kooperationsformate zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erprobt. Die Ergebnisse fasst unser aktueller Schwerpunktartikel zusammen. Außerdem berichten wir von neuen Forschungsergebnissen zu klimaresilienten Infrastrukturen, Klimarisikoanalysen in Unternehmen und transdisziplinärer Forschung zur Klimaanpassung. Eine spannende Lektüre wünscht Ihr KomPass-Team Forschungsbasierte Methoden unterstützen kommunale Klimaanpassung Drei kommunale Netzwerke zur Klimaanpassung erproben Peer-Learning-Formate Quelle: Adelphi Da bereits viele Kommunen bei der Klimaanpassung fortgeschritten sind, ist der Bedarf für Unterstützung sehr unterschiedlich. Das Umweltbundesamt hält daher unterschiedlich nutzbare Methoden für Kommunen bereit. Sie alle haben gemein, dass sie zusammen mit kommunalen Akteuren erprobt und ausgewertet wurden. Das Vorhaben „Kommunen vernetzen“ setzte auf gegenseitiges Lernen und wendete mit den Netzwerken Bodensee und Oberschwaben, Schleswig-Holstein sowie Emsland einzelne Peer-Learning Methoden an. Innerhalb von drei Jahren erreichte es damit konkrete Netzwerkaktivitäten, vermittelte Fach- und Methodenwissen und erstellte eigene Roadmaps zur Verstetigung der Anpassungsaktivitäten. Teilnehmende Kommunen bestätigten den Wissensgewinn durch die Netzwerke und eine intensive, gemeinsame Arbeit. In anderen Vorhaben arbeiteten Kommunen mit der Stadtgesellschaft partizipativ an Zukunftsvisionen und Maßnahmen für eine klimaangepasste Stadt. Die aufbereiteten Erkenntnisse stehen nun auch anderen Kommunen online zur Verfügung. Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung im UBA sucht Verstärkung Das Umweltbundesamt (UBA) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt für das Fachgebiet I 1.6 „Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung“ eine*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in. Zu den Aufgaben zählen die Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie mit messbaren Zielen und wirksamen Maßnahmen. Bewerber*innen mit interdisziplinären Analysefähigkeiten und Kenntnissen in der Klimaanpassungspolitik sind gefragt. Empfehlungen für Klimarisikoanalyse in Unternehmen nach EU-Taxonomie Immer mehr Unternehmen setzen sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinander – für einige werden Klimarisikoanalysen sogar zur Pflicht. So sieht beispielsweise die EU-Taxonomie-Verordnung vor, dass große Unternehmen qualitative Angaben machen müssen, inwieweit ihre Wirtschaftsaktivitäten nachhaltig sind und wie sie sich an Klimawandelfolgen anpassen. Dazu müssen sie auch eine Klimarisiko- und Vulnerabilitätsanalyse durchführen. Zur Unterstützung hat das Umweltbundesamt die Empfehlungen „How to perform a robust climate risk and vulnerability assessment for EU Taxonomy reporting? Recommendations for companies“ entwickeln lassen. Wie ein Leitfaden beschreibt das Dokument, wie die Unternehmen vorgehen können, um die rechtlichen Anforderungen der Taxonomie zu erfüllen. Forschungsergebnisse zu klimaresilienten Infrastrukturen in der Praxis besser umsetzen Warum werden Forschungsergebnisse zu klimaresilienten Infrastruktursystemen nicht konsequenter in die Praxis übertragen? Dieser Frage wurde in mehreren UBA-Workshops nachgegangenen. Die Ergebnisse der Workshops fasst das englischsprachige UBA-Papier „Climate resilient infrastructure systems – Improving science-policy-practice collaboration” zusammen. Neben der Erläuterung der Hindernisse für einen erfolgreichen Transfer gibt das Papier auch Empfehlungen zu deren Überwindung. Zielgruppen der Veröffentlichung sind unter anderem Fördereinrichtungen, politische Entscheidungsträger, Forschungsinstitute sowie Praktiker, die Infrastruktursysteme entwerfen und verwalten. Studie über transdisziplinäre Forschung zur Klimaanpassung Transdisziplinarität gewinnt bei der wissenschaftlichen Begleitung der Folgen des Klimawandels als Forschungsmodus immer mehr an Bedeutung – auch Akteure aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft sollten verstärkt aktiv eingebunden werden. Das Umweltbundesamt hat in einer Studie untersuchen lassen, welche Besonderheiten bezüglich der Methoden und Vorgehensweisen in transdisziplinären Forschungsprozessen für das Handlungsfeld Klimaanpassung bestehen. Dafür werden in dem Abschlussbericht „Transdisziplinarität in der Anpassungsforschung“ unter anderem Arbeiten aus der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung herangezogen und verglichen. Deutschland zahlt 60 Millionen Euro in globalen Anpassungsfonds Deutschland stockt seinen finanziellen Beitrag im internationale Anpassungsfonds (Adaptation Fund) um 60 Millionen Euro auf. Dabei kommen je 30 Millionen Euro aus dem Auswärtigen Amt und dem Bundesumweltministerium. Der Anpassungsfonds wurde durch das Kyoto-Protokoll ins Leben gerufen und unterstützt Länder beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels – insbesondere Entwicklungsländer. Bislang wurden weltweit seit 2010 rund 924 Millionen US-Dollar für 132 Projekte in rund 100 Ländern bereitgestellt. Mit der Aufstockung ist Deutschland der größte Geberstaat für das zentrale, multilaterale Finanzierungsinstrument zur Klimaanpassung. BMEL-Förderprogramm: 900 Millionen Euro für zukunftsfähige Wälder Mit einem 900 Millionen Euro schweren Wald-Klima-Paket will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Wälder in Deutschland zukunftsfähiger gestalten. Dazu wurde Ende vergangenen Jahres das BMEL-Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ gestartet; die Gelder werden über mehrere Jahre bewilligt. Gefördert werden kommunale und private Waldbesitzende, die sich – je nach Größe ihrer Waldfläche – dazu verpflichten, elf beziehungsweise zwölf Kriterien eines klimaangepassten Waldmanagements über zehn oder 20 Jahre einzuhalten. Zu den Kriterien zählen etwa die Verwendung von standortheimischen Baumarten, Baumdiversität sowie die Vermeidung von Kahlflächen. Wattenmeerstaaten vereinbaren besseren Schutz des Weltnaturerbes Die Wattenmeerstaaten Deutschland, Dänemark und die Niederlande wollen ihr gemeinsames Weltnaturerbe besser schützen. Dafür haben die Staaten ein trilateral koordiniertes Forschungsprogramm in Höhe von 15 Millionen Euro vereinbart – Deutschland wird dazu 11 Millionen Euro beisteuern. Unter anderem sollen Klimaanpassungsmaßnahmen erarbeitet werden. Gastgeber des Treffens war Wilhelmshaven, das kurz zuvor vom Bundesumweltministerium einen Förderbescheid bekommen hat, um ein nachhaltiges Klimaanpassungsmanagement aufzubauen –unter anderem zum Schutz der Küste. Mit dem Geld soll auch eine Personalstelle für eine*n Klimaanpassungsmanager*in finanziert werden. Neuer „EU-Kommunal-Kompass“ gibt Überblick zu Fördermitteln Der neue „EU-Kommunal-Kompass“ gibt einen schnellen Überblick zu Fördermöglichkeiten nachhaltiger Projekte aus dem Europäischen Strukturfonds. Das Webangebot richtet sich in erster Linie an kommunale Akteur*innen, die Förderanträge stellen wollen. Auf der Webseite finden sich alle Fördermöglichkeiten, die im Rahmen der Strukturfonds in Deutschland für den Zeitraum 2021 bis 2027 zur Verfügung stehen. Die datenbankgestützte Recherche kann für sechs Handlungsfelder durchgeführt werden - darunter nachhaltige Risikovorsorge und Anpassung an den Klimawandel. Außerdem gibt es Zusatzinformationen zu Finanzierungsbedingungen und -möglichkeiten sowie Tipps zur Antragstellung und Good-Practice-Beispiele. Hitzeaktionsplan für ältere Menschen in Köln Die Stadt Köln hat einen Hitzeaktionsplan für ältere Menschen veröffentlicht. Vorangegangen war ein dreieinhalbjähriges Forschungs- und Entwicklungsprojekt, bei dem untersucht wurde, wie Menschen im Alter für das Thema Sommerhitze sensibilisieret werden und die gesundheitlichen Folgen der Klimaveränderung abgemildert werden können. Die Ergebnisse wurden nun in dem rund 250-seitigen „Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter für die Stadt Köln“ zusammengefasst sowie die abgeleiteten Maßnahmen vorgestellt. In einem konkreten Hitzeeinsatzplan wurden erste verbindliche Aktionen mit den Akteur*innen vereinbart und angewandt. Forschende weisen Dürrestress bei Rotbuchen in Norddeutschland nach Rotbuchen leidet nicht nur im Süden Europas unter dem Klimawandel; auch in Norddeutschland haben sie teilweise Dürrestress. Das hat ein Forschungsteam der Universität Göttingen herausgefunden. Die Wissenschaftler*innen haben eine große Spanne von feuchten bis sehr trockenen Standorten in Norddeutschland ausgewählt und Holzproben entnommen, um die Jahresringe der Bäume zu vermessen. Durch Verbindung der Daten mit denen von Klimastationen ließen sich Klima-Wachstumsbeziehungen ableiten. Das Ergebnis: Trockenheit und Hitze im Juni, dem Hauptwachstumsmonat der Buche, sind die wichtigsten Klimafaktoren, die das Dickenwachstum beeinflussen – wobei die Auswirkungen an trockeneren Standorten stärker sind. Klimaangepasste Gebäude und Liegenschaften: good practices gesucht! Um das Bewusstsein und das Wissen zu klimaangepasstem Bauen in der Fachwelt und der Öffentlichkeit zu fördern, bereitet das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) derzeit eine digitale Karte vor, die gute Beispiele für klimaangepasstes Bauen anschaulich präsentieren wird. Themen sind beispielsweise Hitzeschutz, Starkregen- und Hochwasservorsorge oder Biodiversität und Artenvielfalt am Gebäude. Der Fokus liegt auf öffentlichen Gebäuden und Liegenschaften. Herausragende Beispiele im gemeinwohlorientierten Wohnungsbau sind ebenfalls möglich. Ebenfalls möglich sind gute Beispiele, die einen Prozess beschreiben (bspw. Akteurs-übergreifende Klimarisikoanalyse für Gebäude und die Gebäudenutzung). Sollten Sie besonders gelungene Beispiele für klimaangepasste Gebäude kennen, schicken Sie gerne eine entsprechende Nachricht bis zum 07. Februar 2023 an svenja.binz@bbr.bund.de und claudia.koerner@ecolo-bremen.de . UV-Schutz in Kommunen: Beispiele aus der Praxis gesucht Der Klimawandel macht UV-Schutz immer bedeutender. Um Kommunen über mögliche Schutzmaßnahmen zu informieren, startet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im April eine UV-Schutz-Kampagne. Dafür sucht das BfS Beispiele aus der Praxis. Praktizieren Sie bereits UV-Schutz in Ihrer Kommune, etwa in Kindergärten und Schulen, oder denken Sie darüber nach, das zu tun? Dann melden Sie sich bei uns unter uv-schutz@bfs.de . Als Dankeschön winkt ein UV-Schutz-Aktionstag des BfS vor Ort. Daten zur hitzebedingten Mortalität in Deutschland 2022 Der Sommer 2022 war der viertwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Hohe Temperaturen führen regelmäßig auch zu erhöhten Sterberaten, etwa durch Hitzeschlag. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) analysiert hat, gab es zwischen Mitte April und Anfang September 2022 eine Übersterblichkeit von rund 4.500 Sterbefällen. Für das Jahr 2021 hingegen konnten Wissenschaftler*innen laut einem Beitrag im Deutschen Ärzteblatt keine signifikant erhöhte Übersterblichkeit aufgrund von Hitze feststellen. Im Jahr 2020 lag die Übersterblichkeit demnach bei 3.700 Fällen. Laut RKI ist die hitzebedingte Mortalität auch ein Indikator für klimabedingte Gesundheitsrisiken. BUND-Broschüre zu naturbasierten Lösungen in der EFRE-Förderung Die meisten Programme der Förderperiode 2021 bis 2027 des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sind in Deutschland mittlerweile genehmigt. Nun geht es darum, die Förderrichtlinien und Projektauswahlkriterien auszuarbeiten. Der BUND hat daher in einer Broschüre Vorschläge und Auswahlkriterien für Projekte zur Umsetzung von naturbasierten Lösungen entwickelt. Die Publikation „Vorschläge und Kriterien für die Verankerung von naturbasiertem Klimaschutz und lokaler Klimafolgenanpassung in der EFRE Förderperiode 2021-2027“ wurde im Rahmen des Verbändeförderprojekt 2022 „Fit und Regional“ entwickelt und bietet unter anderem eine Checkliste zur Überprüfung der EFRE-Förderrichtlinien. Wie Klimaanpassung in die Stadtplanung integriert werden kann Um Städte besser gegen den fortschreitenden Klimawandel zu wappnen, sollen Klimaanpassungsmaßnahmen besser in die kommunale Planung eingebunden werden. Wie das gelingen kann, fasst die Handlungsempfehlung „Stärkung der Integration von Klimaanpassung an Hitze und Starkregen in die kommunale Planung“ zusammen. Dabei wurden für Bund, Länder und Kommunen zwölf Handlungsempfehlungen entwickelt und erläutert. Die Empfehlungen richten sich an politische Entscheidungsträger*innen und Akteur*innen, die direkt oder indirekt bei der Integration von Klimaanpassung in kommunale Planungsprozesse mitwirken und -entscheiden und wurden im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes ExTrass entwickelt. Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2023: Sonderpreis für Klimaanpassung Alle zwei Jahre lobt der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis aus. Für 2023 werden erneut herausragende – auch konzeptionelle – Planungsleistungen gesucht, die ästhetisch anspruchsvolle, innovative sowie ökologische und partizipative Lösungen darstellen. Vergeben werden ein erster Preis und Auszeichnungen in neun verschiedenen Kategorien, darunter Pflanzenverwendung, Landschafts- und Umweltplanung, Wohnumfeld/Arbeitsumfeld und Junge Landschaftsarchitektur. In diesem Jahr wird erstmals auch ein Sonderpreis zur Klimaanpassung/Klimaschutz vergeben. Mit vertikaler Begrünung gegen Starkregen, Hitze und Trockenheit Vertikale Begrünungssysteme – also Pflanzen an Wänden und Fassaden – helfen Städten, Lärm und Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen und sich zeitgleich an die Folgen des Klimawandels wie Hitze und Starkregenereignisse anzupassen. Schon seit 2013 beschäftigt sich das Fraunhofer UMSICHT mit bodenungebundenen, begrünten Wänden und hat nun gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Biolit Green Systems GmbH ein Begrünungssystem entwickelt: Pflanzsteine, bestehend aus einer Pflanzen- und einer integrierten Bewässerungsrinne. Da die Module des Systems flexibel und frei skalierbar sind, eignen sich die fertigen Wände demnach sowohl für Städte als auch für Privatleute. Verbundprojekt für besseren Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen gestartet Besonders ältere Menschen leiden unter Hitzewellen; viele Kommunen und Pflegeeinrichtungen haben sich allerdings noch nicht ausreichend an die Folgen des Klimawandels angepasst. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK), die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) haben daher ein gemeinsames Projekt gestartet, das Pflegebedürftige und die Beschäftigten in stationären Pflegeeinrichtungen künftig besser vor den gesundheitsschädlichen Folgen von Hitzewellen schützen soll. EEA Bericht: EU-Staaten mit Fortschritten bei Klimawandelanpassung Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union machen Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel. Zu diesem Schluss kommt der neue Bericht „Advancing towards climate resilience in Europe“, den die Europäische Umweltagentur (EEA) verfasst hat. Auch wenn die Höhe der Investitionen und die Finanzierung der Umsetzung der Anpassungspläne sehr unterschiedlich sei, hätten die Länder erkannt, wie wichtig es sei, sich an die Auswirkungen von Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Starkregenereignissen und Temperaturschwankungen anzupassen. Europäische Klimaanpassungs-Plattform Climate-ADAPT jetzt auch auf Deutsch Die Europäische Klimaanpassungsplattform Climate-ADAPT ist mittlerweile in fünf Sprachen abrufbar: Französisch, Deutsch, Italienisch, Polnisch und Spanisch. Die Übersetzungen werden durch ein Programm automatisch durchgeführt. Climate-ADAPT ist ein Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur (EEA) und bietet viele Informationen, Zahlen und Fakten sowie eine Datenbank rund um das Thema Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Außerdem gibt es Länderprofile, einen Veranstaltungskalender, zahlreiche Fallstudien sowie Handlungsanleitungen. Sommer 2022: Mehr als 20.000 Hitzetote in Westeuropa Über 20.000 Menschen sind 2022 in Westeuropa aufgrund des heißen Sommers gestorben. Diese Zahl hat die britische Zeitschrift „ The Guardian“ auf Basis von Daten zur Übersterblichkeit in einzelnen Ländern errechnet. In England und Wales gab es laut Statistik zwischen dem 1. Juni und dem 7. September 3.271 zusätzliche Todesfälle. In Frankreich etwa hat es zwischen dem 1. Juni und 15. September 10.420 mehr Tote als für den Zeitraum üblich gegeben. In Spanien gab es demnach zwischen Juni und August 4.655 hitzebedingte Todesfälle und das Robert Koch-Institut schätzt für Deutschland, dass in den Sommermonaten 4.500 Menschen aufgrund der extremen Temperaturen als Folge des Klimawandels gestorben sind. Positionspapier: Klimawandel führt auch zu psychischer Belastung Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Menschen – etwa durch posttraumatische Belastungsstörungen bei erlebten Katastrophen oder permanentem Stress durch Auswirkungen wie Nahrungsmittel- und Wasserknappheit. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat daher ein Positionspapier erstellt, das neben Klimaschutzmaßnahmen für die Infrastruktur auch neue Abläufe in der Psychiatrie empfiehlt, sowie Ideen für eine nachhaltige psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungskette und neue Behandlungsangebote entwickelt. Stadtquartiere an Sommerhitze anpassen – HeatResilientCity zeigt Wirkung von Maßnahmen Wie lässt sich die enorme Belastung durch Sommerhitze in Städten mindern? Welche Rolle spielen die gebaute Umwelt – etwa Plätze und die Gestaltung von Straßen und Wegen – oder Stadtgrün wie Bäume und Wiesen? In fünf Steckbriefen zeigt das Projektteam von HeatResilientCity auf, wie sich verschiedene Maßnahmen auf die Wärmebelastung in dicht bebauten Stadtquartieren auswirken. Das vom BMBF geförderte Projekt forscht dazu in Erfurt und Dresden. Braucht es robuste Infrastrukturen gegen die Klimawandelfolgen? Müssen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels besonders robust gestaltet werden? Nein, heißt es in einer Studie der Arbeitsgruppe Ressourcenökonomik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Gegenteil: Es könnte kostengünstiger sein, sich für verletzlichere Infrastrukturen mit kürzerer Lebensdauer zu entscheiden. So heißt es in der englischsprachigen Studie „Adapting Long-Lived Investments under Climate Change Uncertainty“, dass sich vor allem bei langlebigen Infrastrukturen heutige Entscheidungen in wenigen Jahren als Fehlinvestitionen erweisen könnten - etwa wenn der Klimawandel die Erwartungen überholt und sich die robuste Struktur nachträglich nicht leicht ändern lässt. Meeresspiegel-Anstieg beschleunigt Erosion von Felsküsten Der Anstieg des Meeresspiegels als Folge der Klimaerwärmung bedroht auch die weltweiten Felsenküsten und beschleunigt deren Erosion. Je nachdem wie stark die Klimaerwärmung voranschreitet, könnten sich Felsenküsten bis zum Jahr 2100 mit bis zu zehnfacher Geschwindigkeit bisheriger Erosion zurückziehen – mit dramatischen Folgen für Menschen und Infrastruktur. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Imperial College in London, die im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Die Studie ist nach Angaben der Wissenschaftler*innen eine der ersten, die sich mit dem Rückgang felsiger Küstenabschnitte beschäftigt. Gründachkataster Ruhr Gründachkataster Ruhr Quelle: tetraeder.solar.gmbh Ein grünes Hausdach ist ein optischer Blickfang und schafft zudem eine Vielzahl positiver Effekte für Gebäude, Mensch und Umwelt. So schützt der Begrünungsaufbau die Dachabdichtung vor Witterungseinflüssen. Gleichzeitig dämmt die Begrünung vor Kälte im Winter und dient als Hitzeschutz im Sommer. Begrünte Dächer bilden außerdem wichtige Ersatzlebensräume und Trittsteinbiotope für Tiere und Pflanzen. Durch die Vegetation können große Mengen an CO2 und Staub reduziert werden. Würden alle geeigneten Dächer in der Metropole Ruhr, sowohl alle Flachdächer als auch leicht geneigten Dächer bis 30° begrünt werden, so könnten über 25.000 Tonnen CO2 und Staub pro Jahr gebunden werden. Die Emschergenossenschaft (EG) und der Regionalverband Ruhr (RVR) haben daher gemeinsam ein Gründachkataster für das Ruhrgebiet erstellen lassen. Hier können die Bürgerinnen und Bürger der Region die Gründach-Eignung ihres Gebäudes prüfen. Das Kataster zeigt durch Einfärbung der Dachflächen nicht nur an, wie gut sich das Gebäude für ein Gründach eigne. Über eine Detailanalyse können auch die eingesparte Abwassermenge, die CO2-Absorption und der gehaltene Feinstaub pro Jahr geschätzt werden.
Innerhalb der Fördermaßnahme "RegIKlim" des Bundesforschungsministeriums (BMBF) wurden sechs Empfehlungen formuliert, die aufzeigen, wie die Forschung zur Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen in Kommunen und Regionen beitragen und effektiv weiterentwickelt werden kann. Dabei wird deutlich, dass die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis nötig ist, um Klimaanpassung zu stärken. BMBF -Fördermaßnahme RegIKlim vereint Wissenschaft und Praxis für kommunale und regionale Klimaanpassung Im Rahmen der Fördermaßnahme RegIKlim (Regionale Informationen zum Klimahandeln) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erarbeiten Wissenschaftler*innen gemeinsam mit Praxisakteuren in sechs Modellregionen – von der ostfriesischen Küste bis ins bayerische Alpenvorland – regional angepasste Lösungen für die Auswirkungen von Klimaveränderungen. Das Umweltbundesamt, das Climate Service Center Germany (GERICS) und das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart (IREUS) koordinieren, begleiten und vernetzten die Modellregionen in einem Querschnittsvorhaben. Das Ziel von RegIKlim ist es, benötigtes (Forschungs-)Wissen für die kommunale und regionale Anpassung an den Klimawandel zu generieren und in entscheidungsrelevante Prozesse in der Praxis zu integrieren. Im Querschnittsvorhaben WIRKsam der BMBF Fördermaßnahme wurden nun gemeinsam mit den Koordinierenden der Modellregionen sechs Empfehlungen für den Bund, die Länder, Kommunen und die Forschung erarbeitet, die aufzeigen sollen, wie diese Zielsetzung effektiv erreicht werden kann. Wichtige Kernpunkte des Empfehlungspapiers werden folgend mit Praxisbeispielen aus den Modellregionen des Forschungsvorhabens vorgestellt. Empfehlung 1: Erarbeitung wissenschaftsbasierter Handlungsanleitungen Die Vielzahl an Leitfäden für kommunale Klimaanpassung sollte durch konkrete, anwenderorientierte, mit behördlichen Prozessen kompatible Entscheidungs-unterstützungstools ergänzt werden. Die Verfasser*innen des Papiers empfehlen diese in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis erarbeiten zu lassen. Kommunen sollen somit dazu befähigt werden mit sogenannten „Instrumenten der Klimaanpassung“ selbstständig und zielführend mit regionalisierten Klimadaten und -informationen arbeiten zu können. Auch die Festlegung von einheitlichen, praxistauglichen Indikatoren bzw. Ziel- und Schwellenwerten für die Klimaanpassung sowie Anleitungen zu deren einfacher Handhabung würden die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in der kommunalen Praxis fördern. An diesen Punkten setzt beispielsweise das Projekt KlimaKonform an. Forschende und Praxisakteure der Modellregion erarbeiten hier gemeinsam einen integrativen und handlungsorientierten Ansatz zur Ermittlung und Bewertung von Kapazitäten und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im Flussgebiet der Weißen Elster. Die innerhalb dieses Prozesses entstehenden digitalen Produkte dienen der Wissensvermittlung und Maßnahmenplanung. Sie sollen nach Fertigstellung über eine Erweiterung in das Regionale Klimainformationssystems ReKIS integriert werden und Kommunen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zur Verfügung stehen. Empfehlung 2: Klimaanpassung in Planungsinstrumenten und Genehmigungsverfahren Die Belange der Klimaanpassung sowie verbindliche Anpassungsziele sollten verpflichtend in die Raumplanung bzw. kommunale Politikgestaltung integriert werden. Auch der Stadtumbau sowie Stadtumbaumaßnahmen sollten einen ambitionierteren Beitrag zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz leisten. Das Projekt IAWAK-EE zeigt, wie eine solche Verpflichtung umgesetzt werden kann. Die in der Modellregion erarbeiteten Ergebnisse und Maßnahmen sollen in den sich im Aufstellungsprozess befindlichen Integrierten Regionalplan der Region Lausitz-Spreewald aufgenommen werden. Die Pilotkommunen Liebenwerda und Amt Schlieben des Landkreises Elbe-Elster wurden hierfür in das Projekt mit eingebunden und beabsichtigen, das Thema Klimaanpassung auch in ihre kommunale Planung zu integrieren. Teile dieser Empfehlung setzt ebenso das Projekt ISAP um: Es bereitet Informationen zum Klima der Region Stuttgart sowie Bewertungen von Klimaanpassungsmaßnahmen für die Stadt- und Regionalplanung auf. Diese sollen in einem nächsten Schritt in formelle und informelle Planungs- und Abwägungsprozesse einfließen. Das zu entwickelnde Online-Tool soll Planenden und (kommunal-) politischen Entscheidungsträger*innen, aber auch Bürger*innen als Informations- und Beratungsplattform zur Klimaanpassung dienen. Empfehlung 3: Klimaanpassung als kommunale und partizipative Pflichtaufgabe Klimaanpassung sollte als kommunale Pflichtaufgabe verankert und Ämter-übergreifend bearbeitet werden. Relevante Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft sollten an diesem Prozess beteiligt werden. Verantwortlichkeiten und Rollen sowie geeignete Kommunikationsformate sollten bei der Umsetzung von Klimaanpassung von Beginn an klar sein. Alle Modellregionen der BMBF-Fördermaßnahme RegIKlim arbeiten mit partizipativen Forschungsansätzen. Die Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren bildet einen zentralen Baustein im Projekt WAKOS , das sich mit der Anpassung an sogenannte Ereignisbündel, wie dem gleichzeitigen Auftreten von Starkregenereignissen und Sturmfluten an Ostfrieslands Küsten, befasst. In einem transdisziplinären Prozess arbeiten Forscher*innen mit regionalen Praktiker*innen und Entscheidungsträger*innen aus dem Bereich Wassermanagement und Küstenschutz zusammen, um gemeinsam Strategien zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Empfehlung 4: Klimaanpassung kommunal unterstützen und regional koordinieren Insbesondere kleine Kommunen benötigen aufgrund mangelnder personeller und finanzieller Ressourcen Unterstützung bei der Klimaanpassung, vor allem bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Diese Unterstützung sollte auf übergeordneter Ebene, etwa durch Landkreise, wissenschaftliche und beratende Institutionen bzw. regionale Planungsträger erfolgen. Hierbei ist es zentral, dass das von der Wissenschaft generierte Anpassungswissen lokal übersetzt und die Anforderungen der Bundes- und Landesebene für Kommunen vermittelt werden. Die Pilotkommunen Garmisch-Partenkirchen und Weilheim im Bayerischen Oberland erhalten bei ihren Bemühungen zur Klimaanpassung zum Beispiel Unterstützung von Wissenschaftler*innen des Projekts KARE . In enger Zusammenarbeit mit den Forschenden entwickeln und erproben die Gemeinden Instrumente für das Risikomanagement und die Anpassung an die Folgen von Starkregen . Empfehlung 5: Wissenschaftsbasierte Risikokommunikation Die private Eigenvorsorge bspw. von Bürger*innen und Unternehmen spielt neben den Anpassungsbemühungen der Kommunen ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Klimaanpassung. Kommunen sollten hierfür die Rolle als Kommunikator von Themen wie Klimarisiken, Anpassungsbedarfen und Anpassungsmöglichkeiten übernehmen. Dieses Wissen zur Klimaanpassung sollte von der Forschung in Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen in zielgruppenspezifische Formate gebracht und adressatengerecht übermittelt werden. Dadurch trägt die Risikokommunikation im besten Fall dazu bei, die Akzeptanz für kommunales Klimahandeln zu erhöhen sowie die Eigenvorsorge von Bürger*innen und Unternehmen zu fördern. Das Projekt R2K-Klim+ zeigt wie dies funktionieren kann: Mit Hilfe eines interaktiven 3D-Landschaftsmodells konnten sich Duisburgerinnen und Duisburger auf dem Umweltmarkt über mögliche Klimawirkungen für ihre Stadt, wie Niedrigwasser, Hochwasser, Hitze, Dürre und Starkregen sowie über Anpassungsmaßnahmen informieren. Die Visualisierung von Klimafolgen und damit verbundener Schäden vermittelt auch Laien ein grundlegendes Verständnis von Klimaanpassung und macht Handlungsnotwendigkeiten deutlich. Empfehlung 6: Langfristige Finanzausstattung für Klimaanpassung Oft sind die Aktivitäten vieler Kommunen im Bereich der Klimaanpassung projektbezogen, wie etwa bei deren Mitwirkung in Forschungsprojekten. Dies erlaubt Kommunen und Regionen nicht langfristig zu planen, Personal dauerhaft einzustellen und das Thema Klimaanpassung fest in Planungs- und Entscheidungsprozesse zu integrieren. Die dringend benötigten langfristigen, strukturellen Veränderungen bleiben somit aus. Kommunen benötigen solide und auf Dauer angelegte finanzielle und personelle Ressourcen, um die Herausforderungen durch den Klimawandel, vor allem durch Extremereignisse, bewältigen zu können. Es sollte geprüft werden, ob und gegebenenfalls wie diese Ressourcen von Bund und Ländern bereitgestellt werden könnten. Die BMBF-Fördermaßnahme RegIKlim umfasst sechs Modellregionen und zwei Querschnittsprojekte. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis sowie die in den Projekten entwickelten Instrumente sollen nach Möglichkeit dauerhaft in Prozesse der Klimaanpassung auf kommunaler und regionaler Ebene verstetigt und in andere Regionen transferiert werden. Wie das am besten gelingen kann, soll in einer angestrebten zweiten Forschungs- und Entwicklungsphase der BMBF-Fördermaßnahme in den Jahren 2023-2026 analysiert und getestet werden. Autorin und Autor: Henriette Schubert und Dr. Andreas Huck (Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung, Umweltbundesamt) Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 81 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.
Der Klimawandel betrifft die ganze Welt. Die konkreten Folgen und deren Schwere sind jedoch verschieden. Um den Herausforderungen des Klimawandels treffend zu begegnen, sind daher lokal und regional angepasste Strategien gefragt. Eine neue Veröffentlichung des Umweltbundesamts liefert praxisnahe Handlungsempfehlungen für Klimarisikoanalysen in Kommunen. Der Klimawandel betrifft die ganze Welt. Dessen Folgen und deren Schwere sind jedoch verschieden. Um den Herausforderungen des Klimawandels treffend zu begegnen, sind daher lokal und regional angepasste Strategien gefragt. Klimarisikoanalyen helfen dabei, Klimarisiken richtig bewerten und priorisieren zu können. Eine neue Veröffentlichung des Umweltbundesamts liefert praxisnahe Handlungsempfehlungen für Kommunen. Grundlage dafür ist die Norm DIN EN ISO 14091:2021-07. Die Handlungsempfehlung enthält dieselben Begriffe und verwendet dasselbe methodische Vorgehen wie die Norm. Damit verfolgt das UBA das Ziel, bundes- und bestenfalls europaweit einheitlich vorzugehen und dadurch möglichst große Effekte in der Klimaanpassung durch Klimarisikoanalysen zu erzielen. Manche Regionen leiden unter häufigeren und intensiveren Überschwemmungen, andere kämpfen mit anhaltender Dürre und Hitze: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gegenden der Welt sind verschieden. Das gilt auch für Deutschland. Klimatische Hotspot-Karten der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) für Deutschland zeigen etwa, dass mit fortschreitendem Klimawandel insbesondere im Osten und Südwesten vermehrt das Auftreten von Extremen erwartet wird. Die Küsten bedroht ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels, Gewässer und ihre Umgebung werden stärker von Hoch- und Niedrigwasser betroffen sein. Die beschriebenen Unterschiede verdeutlichen, dass pauschale Lösungen nicht weiterhelfen. Stattdessen sollten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vor allem auf lokaler und regionaler Ebene stattfinden. Sogenannte Klimarisikoanalysen spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. Klimaeffekte besser verstehen lernen Klimarisikoanalysen helfen zu verstehen, wie die Klimaänderungen eine Gegend betreffen werden und welche Systeme – etwa Ökosysteme oder Branchen – einem Klimarisiko infolge von Hitze, Überflutungen oder Starkregen ausgesetzt sind. Wie kleinteilig die berechneten Risikobereiche sind, hängt vom Anwendungsbereich sowie der Datenverfügbarkeit und der räumlichen Auflösung der Daten ab. Der Mehrwehrt einer Klimarisikoanalyse ist für Kommunen vielfältig. Sie bietet zum einen eine lokalspezifische Grundlage, um geeignete Maßnahmen zur Klimaanpassung festzulegen und widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu werden. Daneben schafft sie durch solide Entscheidungsgrundlagen eine langfristige Perspektive, um den Anpassungsprozess zielgerichtet und planvoll vorbereiten zu können. Dank einer sektorübergreifenden Analyse können obendrein kommunale Fachbereiche identifiziert werden, die gemeinsam Anpassungsmaßnahmen planen und umsetzen sollten. Dabei können Synergieeffekte genutzt und Konflikte durch unterschiedliche Herangehensweisen vermieden werden. UBA-Handreichung erleichtert kommunale Klimarisikoanalyse Um Klimaeffekte möglichst treffen zu berechnen, berücksichtigen Klimarisikoanalysen zahlreiche Aspekte. Da künftige Veränderungen jedoch nicht hundertprozentig vorhersagbar sind, ist deren Betrachtung mit Ungewissheiten behaftet und macht die Analyse umso komplexer. Die neue UBA -Publikation „ Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene – Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der ISO 14091 “ gibt Kommunen ein Tool an die Hand, wie Beteiligte die Klimarisikoanalyse angehen können. Dabei verfolgt das UBA einen möglichst pragmatischen Ansatz, der eine praxisnahe Umsetzung ermöglichen soll. Die Handlungsempfehlung orientiert sich hinsichtlich des methodischen Vorgehens und der Begrifflichkeiten an der DIN EN ISO 14091:2021-07 zur Bewertung von Risiken durch den KlimawandelDamit verfolgt das UBA das Ziel, bundes- und bestenfalls europaweit einheitlich vorzugehen und möglichst große Effekte in der Klimaanpassung durch Klimarisikoanalysen zu erzielen. Hinter dem Kürzel steht die internationale und europäische Norm „Anpassung an den Klimawandel – Vulnerabilität , Auswirkungen und Risikobewertung“. Die kostenpflichtige Norm wurde 2021 veröffentlicht und ist Teil einer Reihe von Normen unter dem Dach der DIN EN ISO 14090 „Anpassung an die Folgen des Klimawandels – Grundsätze, Anforderungen und Leitlinien“. Die Norm baut unter anderem auf den Sachstandsberichten des IPCC auf. In der UBA-Handlungsempfehlung wird die ISO 14091 knapp zusammengefasst und um Empfehlungen für die Durchführung von Klimarisikoanalysen und deren Umsetzung in Kommunen ergänzt –sei es durch einen externen Dienstleister, in einer einzelnen Kommune oder im Verbund. Letzteres ist laut Handreichung hilfreich, weil die Kommunen so gemeinsam Lösungen entwickeln können Klimarisikoanalyse führt in drei Phasen zum Ziel Angelehnt an die ISO 14091 teilt die Handlungsempfehlung das methodische Vorgehen bei der Klimarisikoanalyse in drei Phasen ein: Vorbereitung, Durchführung und Kommunikation der Ereignisse. Die Vorbereitung dient als Basis für die Klimarisikoanalysen. Dazu muss unter anderem ein Projektteam zusammengestellt und eine Bestandsaufnahme von bestehenden Klimadaten und bereits eingetretenen Extremereignissen gemacht werden, sowie Strukturen identifiziert werden, die besonders empfindlich auf den Klimawandel reagieren können – beispielsweise Naturschutzgebiete oder Krankenhäuser. Außerdem müssen die Entscheider*innen Rahmenbedingungen wie das zur Verfügung stehende Budget und ihre Erwartungen an die Analyse definieren. Die Handlungsempfehlung liefert dafür unter anderem exemplarische Kostenabschätzungen sowie Recherchetipps zu Daten über Klimarisiken. Wichtig ist laut Handlungsempfehlung auch, sich das Ziel der Klimarisikoanalyse klarzumachen, und, ob ein eher pessimistisches oder optimistisches Szenario durchgespielt werden soll. Bei der Durchführung der Klimarisikoanalyse analysiert das Projektteam die Klimaauswirkungen für verschiedene Sektoren und bewertet anschließend das Risiko. Die Handlungsempfehlung empfiehlt auf Basis der ISO 14091 eine erste Priorisierung des Handlungsbedarfs mit Hilfe einer Matrix, in der eine grobe und vorläufige Einschätzung des potenziellen Klimarisikos für die identifizierten Klimawirkungen erfolgt. Ergibt dieses Screening nur wenige Klimawirkungen oder eine sehr einfache Maßnahmenplanung aufgrund offensichtlicher Lösungen, kann die Klimarisikoanalyse an diesem Punkt abgebrochen werden. In allen anderen Fällen geht es unter anderem damit weiter, eine Wirkungskette der Klimaeinflüsse zu erstellen. Diese soll die lokalen Gegebenheiten widerspiegeln und für jeden Sektor getrennt erfasst werden. Anschließend sollen alle relevanten Informationen für die Analyse zusammengestellt und strukturiert erfasst werden – darunter auch Literaturhinweise, Aussagen von Fachleuten, und Datensätze zu klimatischen Parametern. In einem Infokasten fasst die Handlungsempfehlung mögliche Datenquellen zusammen. Priorisierung von Handlungsbedarfen entscheidend Um ein möglichst umfassendes Bild über Klimaauswirkungen für den spezifisch festgelegten Kontext der Kommune zu erhalten, müssen die Daten anschließend analysiert, bewertet und interpretiert werden. Dabei rät die Handlungsempfehlung, die Klimawirkungen und gegebenenfalls Handlungsfelder in verschiedene Risikostufen (z. B. gering, mittel, hoch) einzuordnen, um einen Vergleich der Klimarisiken und damit eine Priorisierung des Handlungsbedarfs zu ermöglichen. Dieser priorisierte Handlungsbedarf ist das zentrale Ergebnis einer Klimarisikoanalyse und die Voraussetzung für eine zielgerichtete Maßnahmenplanung. Die Ergebnisse und Botschaften der Klimarisikoanalyse sollen dafür in der dritten Phase in einem Bericht zusammengefasst werden, der sowohl intern als auch extern verbreitet werden kann – etwa in der Verwaltung beziehungsweise in der Fachöffentlichkeit. Auch Bürger*innen sollen sich informieren können und auf die Analyse aufmerksam gemacht werden, beispielsweise über Social-Media-Meldungen. Um die Ergebnisse der Klimarisikoanalyse gegenüber politischen Mandatsträger*innen effektiv kommunizieren zu können, ist es laut Handlungsempfehlung sinnvoll, diese mitsamt des Anpassungskonzepts in Beschlussvorlagen zu integrieren. Bundesregierung unterstützt Investitionen in kommunale Klimaresilienz Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit ( BMUV ) fördert nachhaltige Anpassungskonzepte, zu denen auch Klimarisikoanalysen gehören. In diesem Jahr wird es noch eine Ausschreibung zum Förderschwerpunkt „Innovative Modellprojekte für die Klimawandelanpassung “ geben. Unterstützung erhalten Kommunen auch vom „ Zentrum KlimaAnpassung “. Dieses wurde auf Initiative des BMUV vom Deutschen Institut für Urbanistik gGmbH (Difu) und dem Beratungsinstitut Adelphi aufgebaut. Autor*innen: Franziska Matthiessen, Jenna Busanny - Deutsche-Presse-Agentur GmbH
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