Das Projekt "Analyse der Verbreitung von Farn- und Blütenpflanzen in Naturräumen der Südpfalz unter Einbezug standörtlicher und landschaftsgenetischer Fragestellungen" wird/wurde ausgeführt durch: Universität Koblenz-Landau, Abteilung Landau, Institut für Biologie.Ziel des Projektes ist die Dokumentation des aktuellen Vorkommens indigener und synanthroper Pflanzensippen im Gebiet Verbreitungskarten in 1/64 Messtischblattraster). Durch Vergleich der aktuellen Verbreitung der Pflanzensippen mit historischen Quellen (Lit., Herb., hist. Karten, Luftbild) soll der Florenwandel dargestellt werden.
Das Projekt "Schwerpunktprogramm (SPP) 1158: Antarctic Research with Comparable Investigations in Arctic Sea Ice Areas; Bereich Infrastruktur - Antarktisforschung mit vergleichenden Untersuchungen in arktischen Eisgebieten, Von Erstbesiedlern zu vernetzten Gemeinschaften: simultane Bestimmung der Zusammensetzung und Ableiten Spezies-gebundener Interaktionen fossiler sowie rezenter pro- und eukaryotischer mikrobieller Gemeinschaften" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Georg-August-Universität Göttingen, Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften, Experimentelle Phykologie und Sammlung von Algenkulturen.Ziel des Projektes ist ein Verständnis der Entwicklung mikrobieller Gemeinschaften in Böden, vom ersten Auftreten bis zu komplexen Netzwerken. Mikroorganismen nehmen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Böden unter extremen Bedingungen. Veränderungen der Umwelt, etwa Nährstoffzunahme oder Temperaturanstieg, führen unmittelbar zu Veränderungen in den mikrobiellen Gemeinschaften. Antarktische Böden sind wegen ihres sehr geringen Nährstoffgehaltes empfindliche Ökosysteme; sie gelten als sehr gute Zeiger von Umweltveränderungen. Unsere zentrale Arbeitshypothese beinhaltet, dass prokaryotische Mikroorganismen die Entwicklung von Bodenlebensräumen in der Antarktis in Gang setzen und anschließend ein komplexes Netzwerk unterschiedlicher pro- und eukaryotischen Mikroorganismen entsteht, das auf der Basis unterschiedlicher Funktionen innerhalb des Netzwerkes schließlich zur stabilen Etablierung des Bodenhabitats führt. Eukaryotische Algen könnten bereits als Pioniere in frühen Sukzessionsstadien auftreten. Zum Testen der Hypothesen wird das Projekt wird die Expertise von Universität Göttingen und GFZ Potsdam zusammenzuführen. Wir werden bereits vorhandene Sedimentproben aus fünf Transsekten an Gletscherresten arider eisfreier Oasen der Ostantarktis (Larsemann-Berge, Prydz Bucht) untersuchen. Eine umfassende Analyse physiko-chemischer Parameter der Proben ist dabei Voraussetzung, die mikrobielle Diversität in Bezug zu geochemischen Variablen setzen zu können. Aufgrund der extremen Nährstoffarmut und Abgeschiedenheit des Untersuchungsgebietes erwarten wir eine erhebliche Anzahl noch unbekannter Arten in unseren Untersuchungsgebieten, die eine wertvolles Potential für biotechnologischer Anwendungen bergen können. Wir erweitern das Entfernung-steht-für-Zeit-Konzept von Chronosequenzen um den Mikromaßstab durch Vergleiche zwischen extrazellulärer und intrazellulärer DNA von Mikroorganismen. Durch den Einsatz einer neuartigen Methode zur DNA-Extraktion wird eine genaue Unterscheidung zwischen vergangenen (fossilen) und lebenden mikrobiellen Gemeinschaften erreicht. Beide DNA-Pools dienen zum Erfassen der taxonomischen Diversität der mikrobiellen Gemeinschaften auf Artniveau. Durch ultratiefe Sequenzierung (Deep Sequencing; Illumina Miseq) anhand zweier unterschiedlich variabler rRNA Genabschnitte wird eine Auflösung auf dem Artniveau erreicht. Das ist wichtig um für die Entwicklung früher Bodenökosysteme maßgebliche Spezies-gebundene Interaktionen innerhalb mikrobieller Gemeinschaften über die Grenzen taxonomischer Abteilungen und Domänen hinweg aufdecken zu können. Mit Analysen funktioneller Gene werden Struktur- und Funktionsbeziehungen zwischen pro- und eukaryotischen Mikroorganismen in Stoffflüssen des Kohlen- und Stickstoffs erfasst. Schließlich werden nach Abschätzen relativer Abundanzen der einzelnen Organismen- und Funktionsgruppen durch quantitative qPCR Spezies-Interaktionen zur mikrobiellen Produktivität abgeleitet.
Der Fuchs/Rotfuchs ( Vulpes vulpes ), gehört zur Familie der Hundeartigen ( Canidae ). Der männliche Fuchs wird Rüde, der weibliche Fähe genannt. Sein Fell ist in der Regel “fuchsrot”; die Bauchseite und die Schwanzspitze sind weiß, die Rückseite der Ohren und die Pfoten sind dunkel gefärbt. Bei Fähen, die Junge haben, ist das Fell im Sommer oft ruppig und dünn – im Winter ist es durch die langen Grannen wie “bereift”. Die Welpen haben bis zum Alter von 8 Wochen ein graubraunes, wolliges Jugendkleid. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt ca. 60 bis 95 cm, die Schulterhöhe 40 cm und der buschige Schwanz ist ca. 30 bis 50 cm lang. Die Schnauze wirkt spitz, die dreieckigen Ohren stehen aufrecht. Je nach Lebensraum werden Füchse zwischen 6 und 10 kg schwer. Durch sein ausgezeichnetes Seh-, Riech- und Hörvermögen kann der Fuchs als sehr wachsam bezeichnet werden. Darüber hinaus besitzt er ein rasches Reaktionsvermögen und eine gute Lernfähigkeit. Diese Eigenschaften haben ihm den Ruf des schlauen und listigen Reineke Fuchs eingebracht. Der Fuchs ist das Raubtier mit der größten Verbreitung auf der Erde. Sein natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über sämtliche Lebensräume der nördlichen Erdhalbkugel mit gemäßigten Klima – von der Tundra im Norden bis nach Nordafrika im Süden. In Australien und auf einigen Pazifikinseln wurden Füchse gezielt ausgesetzt, um den massiven Kaninchenbeständen entgegen zu wirken. Er gilt als typischer Kulturfolger, da er sich allen Lebensräumen anzupassen vermag. Am liebsten lebt der Fuchs in deckungs- und waldreichen Gebieten. Dort gräbt er sich einen unterirdischen Bau mit Wohnkessel und Röhrensystem. Wurde ein vorhandener Bau verlassen, wird dieser sofort von einem neuen Fuchs belegt. Der Fuchs ist in der Regel ein dämmerungs- bzw. nachtaktives Tier. Bei geringer Populationsdichte lebt er als Einzelgänger, steigt die Zahl der Tiere, neigen sie zum Gruppenleben. Die wichtigsten Gründe für das häufigere Auftreten des Fuchses in den Städten sind das reichhaltige Nahrungsangebot der Wegwerfgesellschaft, kein Jagddruck sowie ein gewisses Zutrauen, das die Tiere zum Menschen dank ihrer schnellen Lernfähigkeit fassen konnten. Da Füchse nach jahrzehntelangen Impfkampagnen auch durch Tollwut nicht mehr dezimiert wurden, haben sich die Fuchsbestände erholt und steigen wieder an. Der Fuchs nutzt ein breites Nahrungsspektrum, bevorzugt aber Mäuse bzw. in der Stadt Ratten. Besonders bei Aufforstungen wirkt er durch die Dezimierung der Mäuse, die erheblichen Schaden an Jungpflanzen hinterlassen, positiv auf die Entwicklung der Wälder ein. Darüber hinaus frisst er Insekten, Schnecken, Würmer, Engerlinge, ggf. auch Vögel, Wildkaninchen oder junge Feldhasen. Auch Aas verschmäht er nicht, ebenso wenig Früchte und Beeren. In Siedlungen bedienen sich Füchse gerne an Abfällen – insbesondere in Großstädten finden sie so bequem Nahrung. Sogar Tierkadaver, z.B. Opfer des Straßenverkehrs sind als Nahrung willkommen. Die Paarungszeit, “Ranzzeit” genannt, wird durch heiseres Bellen Anfang Januar bis Mitte Februar angekündigt. Nach einer Tragzeit von 50 – 52 Tagen bringt die Fähe dann im Schnitt 3 – 5, bei gutem Nahrungsangebot auch mehr, behaarte Welpen im sogenannten Wurfkessel zur Welt. Während der anstrengenden Jungenaufzucht im Mai/Juni wirkt die Fähe oft struppig und der Schwanz zerzaust oder fast kahl. Dieses Aussehen ist “normal” und bietet keinen Anlass zur Besorgnis. Die Jungen haben bei der Geburt ein Gewicht von 80 – 150 g. Nach 12 Tagen öffnen sich die Augen. Im Alter von 4 – 6 Wochen werden die Welpen entwöhnt und sind mit 4 Monaten bereits selbstständig. Die Geschlechtsreife erreichen Füchse mit etwa 10 – 12 Monaten. Im Herbst löst sich der Familienverband weitgehend auf. Nur die weiblichen Jungfüchse verbleiben noch einige Monate in der Gemeinschaft bei der Mutter. Das Fuchsproblem tritt nicht nur in Berlin zu Tage, sondern ist in anderen Großstädten, wir Zürich oder London ebenfalls bekannt. Als Kulturfolger haben die Tiere die “Nische Großstadt” für sich entdeckt. Füchse sind, wie alle heimischen Wildtiere, nicht aggressiv und greifen Menschen nicht an. Sie haben eine natürliche Scheu, die in einer gewissen Fluchtdistanz deutlich wird. Im Allgemeinen versuchen die Tiere, dem Menschen aus dem Weg zu gehen. Nur halbzahme Füchse, die durch Fütterung an den Menschen gewöhnt wurden und neugierige Jungfüchse, die den Menschen noch nicht kennen, trauen sich dichter an Menschen heran. Bei unbeabsichtigten Begegnungen mit einem Fuchs gilt: Ruhe bewahren und dem Tier einen Fluchtweg freilassen. Füchse sind Wildtiere und sollen es auch bleiben! Erst durch Fütterung können sie “halbzahm” und dann eventuell zur einem “Problem” werden. Deshalb ist das Füttern und Halten der meisten Wildtiere, so auch von Füchsen generell verboten; nach dem Landesjagdgesetz können dafür bis zu 5.000 Euro Geldbußen erhoben werden (§ 41 Abs. 1 BNatSchG und §§ 34 / 50 LJagdG Bln). Der Hauptüberträger der Tollwut ( Lyssa-Virus ) ist der Fuchs. In Deutschland ist seit 2006 keine Tollwut bei Füchsen mehr aufgetreten, da in den 1980er Jahren durch Fressköder gegen die Tollwut erfolgreich vorgegangen wurde. Die Gefahr einer Ansteckung ist daher eher unwahrscheinlich. Bei ungewöhnlicher Zutraulichkeit von Füchsen ist trotzdem immer eine gewisse Vorsicht geboten. Im Zweifelsfall bietet nach einem Biss oder dem Kontakt mit einem auffälligen Tier eine Impfung hundert prozentigen Schutz. Die Gefahr sich mit dem Fuchsbandwurm ( Echninococcus multilocularis ) zu infizieren ist ebenfalls sehr gering. Für Berlin hat der Fuchsbandwurm so gut wie keine Bedeutung, er wurde bisher nur bei drei Tieren nachgewiesen. Trotzdem sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden: tote Füchse sicherheitshalber nicht anfassen Gemüse, Salat und Fallobst vor dem Verzehr gründlich waschen, nach Gartenarbeiten und Spaziergängen im Wald die Hände gründlich waschen Hunde und Katzen regelmäßig entwurmen Erreger der Räude sind Milben. Die Hauptüberträger dieser Krankheit sind Füchse. Allerdings können auch Hunde oder Menschen durch direkten oder indirekten Kontakt (z.B. Haare oder Hautkrusten) infiziert werden. Die Fuchsräude stellt keine ernst zu nehmende Gefahr für Mensch und Tier dar, da es erfolgreiche Therapiemethoden gibt. Grundsätzlich ist es schwierig, den Fuchs von Grundstücken fernzuhalten, da die Tiere Mauern und Zäune überklettern oder sich unterhalb der Zäune durchzwängen können. Die beste und effektivste Möglichkeit ist, alle frei verfügbaren Nahrungsquellen (wie z.B. offen liegendes Hunde- oder Katzenfutter, Vogelfutter, Essensreste) zu entfernen sowie Mülltonnen geschlossen und sauber zu halten. Auch Schuhe und leicht zu transportierende Gegenstände, die dem Fuchs als Spielzeug dienen könnten, sollten zumindest über Nacht weggeräumt werden. Denkbare Unterschlupfmöglichkeiten können unter der Voraussetzung, dass sich kein Fuchs oder Jungtiere darin befinden, unzugänglich gemacht werden. Wird ein Tier beim Graben eines Baues beobachtet, kann es sofort durch Störung und Schließung der Öffnungen vertrieben werden. Den hervorragenden Geruchsinn der Tiere kann man auch durch den Einsatz von sog. Vergrämungsmitteln – unangenehm riechenden Substanzen – ausnutzen. Auch Lärm, wie zum Beispiel ein Radio sowie laute Stimmen und Rufe können gewisse Erfolge erbringen. Sollte eine Fuchsfamilie bereits im Garten wohnen, müssen während der Jungenaufzucht von März bis Juni Störungen unterlassen werden. Durch das Suchen nach eventuellen Mäusenestern oder anderen Kleintieren in der Erde, die über den Geruch und das Gehör vom Fuchs wahrgenommen werden, sind Gartenbeete manchmal in Gefahr. Neben einer dichten Vegetationsdecke schützen Netze, Drahtumrandungen oder dünne Äste den Boden vor dem Aufwühlen. Fuchskot (ca. 3 bis 8 cm lang, mit weißer Spitze) im Garten sollte insbesondere im Spielbereich von Kindern entfernt werden. Der Kot gehört nicht auf den Kompost. Um alle eventuellen Infektionswege auszuschließen sollte er ähnlich dem Hundekot mit einer Plastetüte aufgenommen und in der Mülltonne entsorgt werden. Eine Vertreibung von Füchsen durch Fangaktionen ist problematisch. Die Tiere erleiden dabei Angst und Stress. Werden sie anschließend in einer fremden Umgebung ausgesetzt, sind Revierkämpfe mit den dortigen Füchsen die Folge. Außerdem wird das freigewordene Gebiet wieder schnell durch neue Füchse besetzt. Füchse stellen für ausgewachsene Katzen keine Gefahr dar. Kleinere Haustiere wie Kaninchen, Meerschweine und Geflügel sind am bestem nachts in einem geschlossenen Stall oder tags in einem sicheren Gehege im Freien geschützt. Dieses Gehege kann aus Maschendraht bestehen, der 30 – 50 cm tief im Boden eingegraben und nach außen gebogen wird. Durch das Biegen nach außen wird das Hochheben des Zaunes beim Graben erschwert, da das Tier mit seinem eigenen Gewicht auf dem Zaun steht. Die Maschengröße sollte kleiner als 3 cm sein, um ein Überklettern zu vermeiden. Wenn das Gehege abgedeckt ist, kann auch kein Fuchs hineinspringen. Sollte dies nicht möglich sein, muss die Zaunhöhe mindestens 2 m betragen. … der Fuchs bereichert die Fauna in unseren Siedlungsgebieten. Wir haben die Möglichkeit, unseren Lebensraum mit ihm zu teilen, um ihn zu beobachten und sein Verhalten zu verstehen. Durch umsichtiges Verhalten ist ein Neben- und Miteinander zwischen Tier und Mensch möglich. Stiftung Unternehmen Wald Deutschland: Fuchs fuechse.info – …Alles über Füchse
Naturschutz in und an Gebäuden gehört bislang bei der Stadtsanierung und bei Neubauprojekten eher zu den Randthemen. In der allgemein üblichen Praxis der Gebäudesanierung werden verwitterte oder fehlende Mauersteine ersetzt und offene Fugen vollständig verstrichen. Ziel ist eine makellose Fassade. Im Dachbereich werden Spalten geschlossen, die Dachböden zu Wohnungen ausgebaut. Bei Neubauten prägen unstrukturierte Fassaden aus Metall und Glas das Bild. Dass es Fledermaus- und Vogelarten gibt, die sich als Kulturfolger dem Menschen angeschlossen haben und Gebäude besiedeln, wird meist vergessen oder ignoriert. So verlieren immer mehr unserer Untermieter aus dem Tierreich ihre Quartiere. Selbst der stellenweise noch häufige Spatz gerät nach und nach in akute Wohnungsnot. Dabei hat der Gesetzgeber auch ihn und seine Niststätten unter strikten Schutz gestellt – eine Tatsache, die noch nicht überall geläufig ist. Als so genannte Kulturfolger haben sich diese Tierarten die Stadt als Lebensraum erobert. Städtische Gebäude sind für sie nichts Anderes als eine “Felslandschaft” mit Spalten, Simsen, Ritzen und Höhlungen. Die dazwischenliegenden Grün- und Parkanlagen, Stadtbrachen, Bahndämme und Böschungen sowie der Stadtrand mit den wenigen Ackerflächen sind als Nahrungseinzugsgebiet für die genannten Arten von außerordentlicher Bedeutung. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an älteren oder beschädigten Gebäuden in Verbindung mit den heute üblichen Bautechniken und Wärmeschutzmaßnahmen, dem Ausbau von Dachböden zu hochwertigem Wohnraum u.a. führen dazu, dass an den meisten Gebäuden geeignete Unterschlupfmöglichkeiten für die Tiere beseitigt werden. Vielfach war deren Anwesenheit den Besitzer*innen und Mieter*innen über Jahrzehnte überhaupt nicht aufgefallen, insbesondere gilt dies für die Besiedlung mit Fledermäusen. Bei Baumaßnahmen sind deshalb besondere artenschutzrechtliche Vorschriften zu berücksichtigen. Verordnung über Ausnahmen von Schutzvorschriften für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten An jeder Art Gebäude, ob Neubau, Altbau, Großsiedlung oder Umbau kann mit geringen Mitteln der Artenschutz für die auf unsere Duldung angewiesenen Vogel- und Fledermausarten gefördert werden. In der Schlüsselrolle für die Konzeption und den Gebäudeentwurf steht die Planerin/der Planer . Diese können frühzeitig Überlegungen und Belange des Artenschutzes mit einbeziehen. Dies gilt für den Neubau ebenso wie für kleine oder auch große Sanierungsaufgaben. Bereits in der frühen Entwurfsphase des Neubaus oder der Sanierung müssen Artenhilfsmaßnahmen in dem Gebäudekonzept berücksichtigt werden. Bei alter Bausubstanz ist rechtzeitig zu prüfen, ob in der Vergangenheit genutzte Quartiere geschützter Tierarten erhalten werden können. Es empfiehlt sich, möglichst frühzeitig mit der unteren Naturschutzbehörde des Bezirks oder mit ehrenamtlich arbeitenden Naturschutzorganisationen Kontakt aufzunehmen, um das Gebäude auf bereits vorhandene Niststätten untersuchen zu lassen bzw. zu klären, welche Nisthilfen unter den örtlichen Gegebenheiten sinnvoll sind. In der Konzeption sollte ausdrücklich auf die Integration von Artenhilfsmaßnahmen für Gebäudebrüter hingewiesen werden. Neben der Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien und alternativer Energie- und Wasserversorgung gewinnen zusätzliche Naturschutzmaßnahmen bei breiten Bevölkerungsschichten immer mehr an Akzeptanz und haben Beispielwirkung. Die zukünftigen Nutzer*innen des Gebäudes haben sicher Freude an Vogelgesang, Flugmanövern der Mauersegler und abendlichen Rundflügen der Fledermäuse im Hof. Die entscheidende Rolle für die Durchsetzung von Artenschutzprojekten bei einem Bau- oder Sanierungsvorhaben spielt die Bauträgerin/der Bauträger . Als Geldgeber*in, Eigentümer*in und/oder späterer Vermarkter*in kann er/sie bei positiver Einstellung gegenüber unserer belebten Mitwelt den Artenschutz stark fördern. Grundsätzlich geht es um die Bereitschaft, bei allen an Planung und Bau Beteiligten, einen Beitrag für den Natur- und Artenschutz zu leisten und hierbei kreativ mitzudenken. Der Schutz in der Stadt lebender Wildtierarten sollte sich allerdings nicht darauf beschränken, Nistkästen anzubringen. Erfolgversprechend sind diese Nisthilfen bei einigen Arten nur, wenn der räumliche Zusammenhang von Brut- und Nahrungsbiotop gegeben ist. Daher sollten mit derartigen Maßnahmen auch Fassaden- und/oder Dachbegrünung sowie die Entsiegelung und Begrünung der Höfe einhergehen.
Gebietsbeschreibung Das LSG besteht aus zwei Teilflächen, die sich zirka 3 km südlich von Wanzleben in der Landschaftseinheit Magdeburger Börde befinden. Der Henneberg ist Teil eines Endmoränenhügels bei Blumenberg, und der Osterberg liegt am Rande der Sarre-Niederung bei Bottmersdorf. Der Henneberg erhebt sich etwa 30 m über die Ebene. Mehrere ehemalige Kiesabgrabungen mit Trockenrasenflächen, ein lockerer Gehölzbestand und vereinzelte Trockengebüsche und trockene Staudenfluren prägen die Landschaft. Auch der Osterberg weist Spuren ehemaliger Abgrabungen und einen Gehölzbestand auf. Als Aussichtspunkte in einer ansonst völlig flachen Ebene stellen beide Hügel gern besuchte Ausflugsziele dar. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Schon zu Beginn der Jungsteinzeit vor 7 500 Jahren wurden die fruchtbaren Lößgebiete besiedelt. Etwa 300-600 n.Chr. wurden Siedlungen mit den Endungen „-leben“ wie beispielsweise Wanzleben gegründet. Orte mit der Endung „-berg“ wie beispielsweise Beispiel Blumenberg entstanden später, etwa 600 bis1000 n.Chr., in einer sogenannten dritten Siedlungsperiode. Von je her prägte die Landwirtschaft das Bild der Börde. Mit dem Siegeszug der Runkelrübe als Zuckerlieferant begann ein erheblicher wirtschaftlicher Aufschwung. Die Standortvorteile der Börde, wie fruchtbare Schwarzerdeböden, mildes Klima, günstige Verkehrsanbindung und das Vorkommen von Rohstoffen für die Zuckerproduktion (Braunkohle, Salz und Kalk), begünstigten den Rübenanbau und die damit verbundene industrielle Verarbeitung. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Den Henneberg bei Blumenberg bauen quartäre Sande und Kiese der Saalekaltzeit auf, die bereits in der Vergangenheit Gegenstand der Rohstoffgewinnung waren. Für die östlich davon liegende Fläche wurde ein Bergrecht zur Gewinnung von grundeigenen Bodenschätzen erteilt. Der Osterberg ist eine sich von Südwest nach Nordost erstreckende Erhebung, die aus glazifluviatilen Sanden und Kiesen der Saalevereisung besteht. Eine Lößbedeckung fehlt, ist aber im weiteren Umfeld vorhanden. Auf den Kiessanden haben sich je nach Überdeckung durch Sandlöß Pararendzinen und Regosole bis Braunerden entwickelt. Durch den Kiessandabbau ist von der ursprünglichen Bodenbildung nur noch wenig erhalten. Die Sarre, die den Domersleber See entwässert und in die Bode mündet, fließt am Fuße des Osterberges vorbei. Die Flächen des LSG sind dem Klimagebiet des stark maritim beeinflußten Binnentieflandes der nördlichen Magdeburger Börde zuzuordnen. Die mittlere Jahressumme der Niederschläge liegt bei Wanzleben um 505 mm. Das Jahresmittel der Lufttemperatur liegt bei etwa 8,5°C. Die mittleren Lufttemperaturen betragen im Januar 0 o C bis -1 o C und im Juli 17 o C bis 18 o C. Pflanzen- und Tierwelt Als potentiell natürliche Vegetation der Endmoränenhügel wird ein Wucherblumen-Traubeneichen-Hainbuchenwald angenommen. Heute sind die Flächen zum Teil mit nicht standortgerechten Gehölzen bepflanzt. Ehemalige Abgrabungsflächen beherbergen Halbtrockenrasen, den Übergang zum Acker nehmen Staudenfluren ein. Häufigster Vogel der Ackerlandschaft ist die Feldlerche, in den Gehölzen des LSG kommen unter anderem Goldammer, Neuntöter und Dorngrasmücke vor. Als gefährdete Art ist das Rebhuhn in den offenen Randlagen des Gebietes vertreten. Auf den dem LSG benachbarten Ackerflächen wurden noch Anfang der 1990er Jahre die letzten Bruten der Großtrappe festgestellt. Dieser bereits aus dem Jungpleistozän von Westeregeln bekannte schwerste flugfähige Vogel der Erde erreichte in der Börde seine nordwestliche Arealgrenze. In den 1960er Jahren besiedelten 55 Vögel die Einstandsgebiete in der Magdeburger Börde. Nach dem harten Winter 1978/79 ging der Bestand drastisch zurück und 1986 erschienen an den Balzplätzen bei Schwanenberg und Altenweddingen lediglich noch 2 Männchen und 12 Weibchen. Gegenwärtig ist die Beobachtung einer Großtrappe in der Börde ein nur noch selten zu erlebendes Ereignis. Einen ähnlich drastischen Bestandsrückgang erlebte auch der Feldhamster. Wie die Großtrappe ursprünglich ein Steppentier, fand er in der Agrarlandschaft der Börde gute Lebensbedingungen, die ihn förmlich zu einer Charakterart dieser Landschaft werden ließen. Doch spätestens seit Anfang der 90er Jahre ist der Feldhamster aus der Börde nahezu verschwunden. Entwicklungsziele Erst eine gründliche Bestandsaufnahme der Flächen läßt Aussagen darüber zu, in welche Richtung sie zu entwickeln wären. Denkbar ist sowohl eine Entwicklung hin zu einer der potentiell natürlichen Vegetation entsprechenden Waldbestockung, genauso aber auch eine Pflege hin zu einer Offenlandschaft mit Halbtrockenrasen und Elementen einer Steppenflora. Exkursionsvorschläge In der Umgebung des LSG sind in den Dörfern noch viele Bauernhäuser mit oberdeutschem Grundriß mit gemauertem Sockelgeschoß und Fachwerkaufbauten erhalten. Im Gegensatz zum Niedersachsenhaus sind die Ställe in einem eigenen Gebäude untergebracht, oftmals im oberen Geschoß von einer Galerie umzogen. Das in der Nähe des LSG liegende Wanzleben wird schon vor 877 erwähnt und gehört damit zu den ältesten Orten um Magdeburg. Der um 900 angelegten ehemaligen Wasserburg kam die Funktion als Sperrburg an der Sarre bzw. an den alten Straßen Helmstedt-Leipzig und Magdeburg-Halberstadt zu. Verschiedenes Der Feldhamster Der meerschweinchengroße, lebhaft gefärbte Feldhamster ist vom Jenissei im Osten bis nach Mitteldeutschland verbreitet. Ursprünglich Steppenbewohner, wurde er in Mitteleuropa zum Kulturfolger, der trockene, lehmig-tonige Böden mit mindestens 1 m Schichtdicke bewohnt. Besiedelt werden bevorzugt mehrjährige Futterpflanzenkulturen (Klee, Luzerne), Getreide- und Rübenfelder sowie Erbsen- und Ackerbohnenschläge. Der Hamster bewohnt ein ausgedehntes, oft über 10 m langes Grabensystem, in dem in extra angelegten Vorratskammern bis zu 10 kg Nahrung gelagert werden. Das Gangsystem reicht im Sommer bis in etwa 0,5 m und im Winter bis in 1,5 m Tiefe. Aufgrund seiner großen Fortpflanzungsrate und einer gleichzeitig hohen Lebenserwartung von bis zu 10 Jahren erreichte der Hamster in optimalen Lebensräumen, hierzu gehörten die Schwarzerdeböden der Börde, Dichten von bis zu 800 Tieren pro Hektar. Das führte in sogenannten „Hamsterjahren“ zu regelrechten Plagen mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden. Hauptamtlich eingesetzte Hamsterfänger sollten diesen Plagen begegnen. Die Hamsterfelle wurden aufgekauft und auf der Pelzbörse in Leipzig noch in den 1970er Jahren gehandelt. Das „Hamstergraben“ gehörte in den Dörfern der Börde zu einer beliebten Beschäftigung, der vor allem die Kinder nachgingen. Die dabei ausgegrabenen Wintervorräte waren besonders auf Weizen- und Erbsenschlägen ein gut verwendbares Hühner- oder Taubenfutter. Im Spätsommer waren viele Straßen in der Börde geradezu mit überfahrenen Hamstern „gepflastert“ und dies bei einer Verkehrsdichte, die nur einen Bruchteil der heutigen betrug. Diese ergiebige Nahrungsquelle nutzten auch verschiedenen Beutegreifer aus. Allen voran der Rotmilan, bei dem der Hamster zu bestimmten Jahreszeiten den Hauptanteil der Beute stellte. Auch die Uhus des Nordharzvorlandes waren auf diese Nahrungsquelle ausgerichtet. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft, zunehmender Mechanisierung und Chemiesierung verschlechterten sich die Lebensbedingungen für den Hamster auf den Feldern. Die großen Schläge überschreiten den Aktionsradius der Hamster, nach der zügigen und verlustarmen Aberntung fehlt ihnen schlagartig die Futtergrundlage. Zeitiges Pflügen, kurz nach dem Abernten, zerstört die Baue, vor allem die der Junghamster, und verhindert die Anlage eines ausreichenden Wintervorrates. Dies führte dazu, dass ab den 1970er Jahren ein kontinuierlicher Bestandsrückgang einsetzte, der Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre ein fast völliges Verschwinden des Hamsters als typisches Faunenelement der Börde zur Folge hatte. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 24.07.2019
Das “Berliner Original” hat durch viele Typen und Geschichten Berühmtheit erlangt. “Dit is mal ‘ne Type”: Das ist einerseits Anerkennung für Figuren wie den Eckensteher Nante, kann aber auch als Nachweis für Seltenheit gelten. Echte Typen sind eben nicht überall zuhause. Heute bietet Berlin so vielen Interessen, Strömungen und Kulturen eine „artgerechte“ Heimat, wie kaum eine andere Stadt. Das gilt auch für die stadttypische Tierwelt, die sich hier angesiedelt hat. Vor allem ursprüngliche Felsenbewohner wie Turmfalken, Mauersegler und Schwalben, aber auch Höhlenbewohner wie Fledermäuse, haben sich Städte wie Berlin als neue Heimat gewählt. Von dieser Vielfalt lebt Berlin und möchte sie daher auch erhalten. Wer vom Land in die Stadt zieht, ändert seine Lebensumstände. Die Mehlschwalbe nistete ursprünglich an Felswänden oder Küstenklippen. Heute nistet sie als Kulturfolger fast ausschließlich in Städten und Dörfern. Schwalben galten schon immer als Glücksbringer und sind gesetzlich besonders geschützt. Auch wenn sie immer noch eine der häufigsten Vogelarten in Mitteleuropa ist, sinkt ihre Anzahl seit Jahren, auch in Deutschland. Dazu tragen unter anderem die Dachstuhl- und Fassadenmodernisierungen bei. Was den Menschen meist erfreut, ist für die Mehlschwalbe oft von Nachteil: Zwar müssen sie keine Miete zahlen, sie verlieren aber durch die Modernisierung von Dachstühlen und Fassaden häufig ihre Nistplätze und Lebensräume. Zum anderen findet sie durch die zunehmende Bodenversiegelung zunehmend schwerer geeignetes Nistmaterial. Dieses sammelt die Mehlschwalbe nämlich an offenen lehmigen Stellen auf, beispielsweise an Pfützen und auf unbefestigten Wegen. Leider zerstören immer wieder auch HausbesitzerInnen und MieterInnen illegalerweise ihre Nester, um Verschmutzungen der Hausfassaden zu verhindern. Mehlschwalben brüten bevorzugt in Ortschaften und an Gebäuden nahe am Wasser. Hier jagen sie Mücken, Fliegen, Schmetterlinge und Eintagsfliegen. Das Wuhletal bietet mit seinen großen, offenen Wiesenflächen, gehölzreichen Staudenfluren, Röhrichten und zahlreichen Gewässern viel Nahrung für die Vögel und damit auch gute Voraussetzungen als Lebensraum. Doch wo sollen sie hier ihre Nester bauen, da geeignete Standorte rarer werden? Um den typischen Berliner Glücksbringern ein neues Zuhause bereitzustellen, wurden im Rahmen der IGA Berlin 2017 zehn artenspezifische Kunstnester unter dem Wuhlesteg angebracht. Eigentlich ist es ganz einfach, den Schwalben und auch anderen Kulturfolgern zu helfen. Spalten oder Vorsprünge an Hausmauern oder Schuppen sollten möglichst erhalten bleiben, wenn Gebäude und Fassaden renoviert oder saniert werden. Wenn das nicht möglich ist, können durch das Aufhängen von Nistkästen Alternativen geschaffen werden. Oder stellen Sie Gebäudebrütern im Garten oder auch auf dem Balkon einfache Nisthilfen zur Verfügung, an denen Nester gebaut werden können. Durch ein unterhalb des Schwalbennestes befestigtes Brett kann eine Verunreinigung der Fassade oder des Fußbodens leicht vermieden werden. Schon diese kleinen Maßnahmen helfen den Tieren und fördert das, was Berlin ausmacht: dass hier eben auch alle Typen unterkommen, die die Stadt mit ihrer Präsenz prägen. Artenschutz an Gebäuden / Gebäudebrüter
Im Zuge der Globalisierung gelangen zunehmend Tier- und Pflanzenarten aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in neue Länder und Ökosysteme. Gelingt es einer Art sich zu etablieren, sich stark zu vermehren und auszubreiten, dann kann daraus in der neuen Umgebung eine Schädigung für Mensch, Natur und Wirtschaft erwachsen. Im Zusammenhang mit dem Erhalt der Biologischen Vielfalt hat die Europäischen Kommission (EU KOM) dieses wichtige Thema aufgegriffen und für den Umgang mit invasiven gebietsfremden Arten. seit 1. Januar 2015 erstmals einen verbindlichen Rechtsrahmen geschaffen. Zentrales Element der EU-Verordnung ist die „Liste der invasiven gebietsfremden Arten von unionsweiter Bedeutung“, kurz als „Unionsliste“ bezeichnet. Sie wird sukzessive erweitert. Zu den gelisteten Arten gehört auch der Waschbär . Als Kulturfolger und von der kanadischen Wissenschaftlerin Suzanne MacDonald als „Perfect little urban warriors“ bezeichnet, ist er einer der auffälligsten Vertreter, die in Berlin vorkommen. Maßnahmenblätter für die weit verbreiteten Arten der Unionsliste Weitere Informationen Invasive Arten-Verordnung – Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten, EU KOM „Unionsliste“ – Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 zur Annahme einer Liste invasiver gebietsfremder Arten von Unionsweiter Bedeutung gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014, EU KOM Erste Aktualisierung der „Unionsliste“ – Durchführungsverordnung (EU) 2017/1263 DER KOMMISSION vom 12. Juli 2017 Zweite Aktualisierung der „Unionsliste“ – Durchführungsverordnung (EU) 2019/1262 DER KOMMISSION vom 25. Juli 2019 Dritte Aktualisierung der „Unionsliste“ – Durchführungsverordnung (EU) 2022/1203 DER KOMMISSION vom 12. Juli 2022 Neobiota.de – Gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland: “Unionsliste” Neobiota.de – Gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland: “Arten der Früherkennung in Deutschland” Englische Website der European Commission: “Invasive Alien Species”
In Baden-Württemberg sind 200 Brutvogelarten heimisch und brüten regelmäßig. Die neu erschienene Rote Liste der Brutvögel gibt einen aktuellen Überblick über ihre Bestandssituation und Entwicklung. Von 200 Arten sind 82 als ungefährdet eingestuft. Dazu gehören zum Beispiel häufig zu beobachtende Brutvögel wie die Amsel oder die Kohlmeise. Dem gegenüber stehen 118 Arten, die bereits auf der Vorwarnliste stehen oder einer der fünf Gefährdungskategorien der Roten Liste zugeordnet werden , darunter auch ausgestorbene Arten. Seit der vorherigen Fassung der Roten Liste mussten drei Arten in diese Kategorie überführt werden. Arten die merklich zurückgegangen, aber noch nicht gefährdet sind, stehen auf der so genannten Vorwarnliste. Dazu gehört zum Beispiel der Eisvogel, der Mauersegler, aber auch der Haussperling. Insgesamt 29 Arten sind entweder gefährdet oder sogar stark gefährdet, 28 Arten sind vom Aussterben bedroht. In diese Kategorie fallen auch das Braunkehlchen und das Rebhuhn. Nur durch gezielte Schutzmaßnahmen können die Vorkommen dieser Arten gehalten werden. Dass dies gelingen kann, zeigt ebenfalls ein Blick in die aktuelle Rote Liste, denn seit der letzten Fassung der Roten Liste konnten bei einigen Arten auch positive Tendenzen festgestellt werden. Hierzu zählt zum Beispiel der Weißstorch, der mittlerweile als ungefährdet gilt. Grafik zeigt: Anzahl der baden-württembergischen Brutvogelarten in der jeweiligen Einstufung der Roten Liste (Stand 2019). Bildnachweis: LUBW Ein heller Streif über den Augen und eine orangerote Brust kennzeichnen das Braunkehlchen ( Saxicola rubetra ). Es überwintert im tropischen Afrika und kehrt zu uns zum Brüten im April zurück. Nach einer Zugstrecke von mehr als 5.000 Kilometern sind die Tiere auf blüten- und insektenreiche Wiesen und Brachen angewiesen, in denen sie ihre Bodennester anlegen. Nutzungsintensivierung, Umbruch und Entwässerung von Grünland zeigten auch in Baden-Württemberg ihre Wirkung: Gab es Ende der 1970er-Jahre etwa 2.600 Reviere, waren es im Zeitraum von 2012 bis 2016 nur noch 200 bis 320. Nach einer aktuellen Auswertung gab es in Baden-Württemberg im Jahr 2020 landesweit nur noch sieben Gebiete mit einem Bestand von jeweils mehr als 20 Paaren. Das Braunkehlchen ist ein trauriges Beispiel für eine hoch bedrohte Vogelart des Offenlandes, die bereits seit Jahren in der höchsten Gefährdungskategorie der Roten Liste geführt wird und die kritische Bestandsgröße längst erreicht hat. Bild zeigt: Braunkehlchen, Bildnachweis: Szymon Bartosz/shutterstock.com Er gilt als Glücksbote und jeder kennt die Geschichte vom Baby-bringenden „Klapperstorch“. Der Weißstorch ( Ciconia ciconia ) hat eine hohe symbolische und naturschutzfachliche Bedeutung und ist besonders gut erforscht. In Baden-Württemberg hat sein Bestand von nur 15 verbliebenen Brutpaaren im Jahr 1974 auf nun fast 1.800 Neststandorte zugenommen. Aus der aktuellen Roten Liste der Brutvögel kann er somit als ungefährdet entlassen werden. Dies ist den intensiven Schutzbemühungen – vor allem von ehrenamtlich Engagierten - zu verdanken. Für den starken Bestandsanstieg werden allerdings auch andere Ursachen gesehen. Und zwar kürzere Zugstrecken sowie eine geringere Wintersterblichkeit. Denn die nach Südwesten ziehenden Weißstörche fliegen heute kaum noch nach Afrika, sondern verbringen den Winter zunehmend auf der Iberischen Halbinsel. Dort ernähren sie sich auf Mülldeponien und in Reisfeldern. Im Detail verstanden sind diese Ursachen allerdings nicht und die Faktoren unterliegen einem Wandel. Daher unterstützt das Land die alljährliche Erfassung der Bestände. Da es mit der steigenden Zahl der Störche auch zu Konflikten zwischen Mensch und Nistplatz-suchenden Störchen kommt, stehen in vielen Kommunen Storchenbeauftragte zur Beratung zur Verfügung. Bild zeigt: Weißstorch, Bildnachweis: Piotr Krzeslak/stock.adobe.com Ursprünglich war das Rebhuhn ( Perdix perdix ) ein Steppenvogel. Als Kulturfolger ist es erst mit der Entwicklung der Landwirtschaft bei uns heimisch geworden. Es wurde zu einem Charaktervogel der strukturreichen Feldflur und auch zu einer beliebten Jagdbeute. Mit dem Wandel in der Agrarlandschaft verschwindet es infolge von Nutzungsintensivierungen zunehmend wieder. Auf Grundlage überlieferter Tagebücher von Vogelkundlern und von Jagdstrecken erscheint ein Bestand von etwa 50.000 Rebhuhn-Revieren für die 1950er-Jahre in Baden-Württemberg realistisch zu sein. Am Ende des 20. Jahrhunderts lag dieser noch bei etwa 2.500 Revieren. Der seitdem weiter anhaltende negative Bestandstrend führte schließlich zu 500 bis 800 Reviere im Erfassungszeitraum von 2012 bis 2016. Das Überleben des Rebhuhns und vieler weiterer Tier- und Pflanzenarten unserer Feldflur ist maßgeblich von Vorgaben der Europäischen Agrarpolitik abhängig. Derzeit gibt es verschiedene Initiativen zum Rebhuhnschutz, die nur durch gemeinsame Bemühungen von Landwirten, der Jägerschaft, der zuständigen Behörden und mit Unterstützung der Öffentlichkeit zum Erfolg führen können. Bild zeigt: Rebhuhn, Bildnachweis: Red Squirrel/shutterstock.com Mehr zum Thema:
Im Natur-Park bietet sich die einzigartige Gelegenheit, die Waldentwicklung auf einer innerstädtischen Brache zu verfolgen. Bisher dominierten Gehölze wie Birken und Robinien, die sich bereits in der Pionierphase im Schotter angesiedelt haben. Entlang der Bahnstrecken wuchsen Apfelbäume auf, die man im Tälchenweg hier und da noch finden kann. Die Birke ist häufig die erste Baumart, die auf Brachflächen Fuß fasst. Ihre leichten Samen werden vom Wind weit verbreitet. Auch die Robinie gehört zu den Pionierarten auf nährstoffarmen Standorten. Ihr hilft dabei eine Symbiose im Wurzelbereich, die sie mit Knöllchenbakterien eingeht. Diese Mikroorganismen sind in der Lage, Luftstickstoff zu binden und den Baum mit diesem Nährstoff zu versorgen. Der herbstliche Laubfall trägt unter anderem dazu bei, den Boden zu düngen. Nährstoffliebende Bäume wie Linde, Spitzahorn und Stieleiche sind inzwischen hinzugekommen und werden die erste Baumgeneration ablösen. Der Wald verändert sich. Der urwüchsige Wald übt eine besondere Faszination aus und soll sich weitgehend ungestört entwickeln. Kletterpflanzen wie Wilder Wein und Waldrebe überziehen Büsche und Bäume und bilden ein urwaldähnliches und undurchdringliches Dickicht. Werden absterbende Bäume in der Nähe von Wegen jedoch zur Gefahr, müssen sie gefällt werden. Am Rand der Lichtungen werden einzelne Gehölze entfernt, um den Schattendruck zu verringern und die offene Fläche zu erhalten. Mehr als zwei Drittel der einst gehölzfreien Bahnbrache sind heute bewaldet. Davon profitieren Arten, die lichte Laubwälder besiedeln, wie der Fitis. Nachtigall, Mönchsgrasmücke und Rotkehlchen fühlen sich im Unterholz wohl. Im dichten Gebüsch hält sich der Zaunkönig verborgen, dessen schmetternder Gesang aus Trillern und Rollern überrascht, denn er ist mit einer Körperlänge von circa zehn Zentimeter der drittkleinste Vogel Europas. Rotfuchs und Eichhörnchen sind hier regelmäßig anzutreffen. Sie haben als Kulturfolger im gesamten innerstädtischen Siedlungsraum ein gutes Auskommen gefunden. Auch das Vorkommen der Punktierten Zartschrecke zeigt, dass der Wald auf dem Vormarsch ist. Aber nicht alle Arten profitieren davon. Der Bestand der Arten, die das Offenland bewohnen – wie zum Beispiel die Dorngrasmücke, nimmt ab.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 367–378 16 Bearbeitet von Katrin Hartenauer, Michael Unruh und Andreas Stark (4. Fassung, Stand: November 2019) Einleitung Weichtiere sind in fast allen Lebensräumen ver- treten und bieten somit Aussagemöglichkeiten zu verschiedenen Biotoptypen. Neben einer besonders hohen Zahl stenöker Arten zeichnen sich Mollusken durch den meist geringen Aktionsradius und stark eingeschränkte Ausbreitungsmöglichkeiten aus. Die oftmals hochgradige Spezialisierung führt in Verbin- dung mit der geringen Mobilität bereits bei geringfü- gig erscheinenden Veränderungen in den besiedelten Habitaten zu merklichen Reaktionen hinsichtlich der Individuendichten und Artendiversitäten bis hin zum Aussterben einzelner Formen. Eine Wiederbesiedlung entsprechender Standorte erfolgt äußerst langsam. Weichtiere bilden innerhalb der Biotoptypen meist charakteristische Lebensgemeinschaften aus. Die artenreichsten Vergesellschaftungen sind auf kalkhaltigen Standorten in reich strukturierten Wäldern frischer bis feuchter Standorte mit ausge- glichenen klimatischen Verhältnissen und reichem Requisitenangebot (Moderholz, Felspartien, Kalk- schutt, quellige Bereiche etc.) zu finden. Wälder stellen zudem in Mitteleuropa ursprünglich den hauptsächlichen Lebensraum dar. Insbesondere die stenotopen Waldarten sind auf eine Kontinuität ihres Lebensraumes angewiesen. Ihr Vorkommen weist ein Waldgebiet als ursprünglich aus, was bedeutet, dass das Gebiet nach der nacheiszeitlichen Wiederbewal- dung nie wieder waldfrei war. Trockene Waldstand- orte sind dagegen natürlicherweise artenärmer. Auch Offenlandstandorte sind generell artenärmer und weisen insgesamt weniger Charakterarten auf. Hier finden sich vor allem auf den Xerothermstandorten und Feuchtwiesen auf basischem Untergrund wert- gebende Arten. Offene Trockenstandorte auf kalkhal- tigem Untergrund sind Rückzugsort in historischer Zeit verbreiteter Steppenarten. Bei den limnischen Lebensräumen spielen strukturelle Gegebenheiten (Sohlsubstrate, Strömung, Pflanzenwuchs, Dynamik) und Wasserqualität, insbesondere die Nährstoffsitu- ation eine große Rolle. Die artenreichste Wassermol- luskenfauna ist in meso- bis eutrophen Gewässern anzutreffen. Datengrundlagen Der Kenntnisstand hat sich seit der letzten Roten Liste (Körnig 2004) weiterhin verbessert. So gibt es eine Weichtiere (Mollusca) Anzahl Neunachweise autochtoner Arten, wie Chon- drina avenacea, Deroceras rodnae, Vertigo moulin- siana, Omphiscola glabra, Gyraulus riparius, Bithynia troschelii, Pisidium hibernicum und Pisidium globulare, welche bisher übersehen worden sind. Hinzu kom- men eingeschleppte Neozoen und vor Jahrzehnten ausgesetzte Arten, die stabile Bestände aufbauen konnten. Zu letzteren gehören in Sachsen-Anhalt Dro- bacia banatica und Alopia straminicollis monacha (vgl. Körnig et al. 2013) sowie Alopia livida und Microponti- ca caucasica (vgl. Unruh & Stark 2018). Gegenüber der letzten Fassung erfolgte bei vier Arten eine Rückstufung. Bei diesen handelt es sich zum einen um die Wiederfunde der verschollenen Anisus vorticulus und Pseudanodonta complanata und zum anderen um die beiden Xerothermarten Truncatellina costulata und Candidula gigaxii. Trunca- tellina costulata erweist sich als ein Kulturfolger der auf nährstoffreichen Anthropogenstandorten, wie Ruderalfluren, urbanen Brachflächen oder Robinien- gehölzen angetroffen werden kann. Candidula gigaxii scheint um Umfeld des Huy eine stabile Population zu besitzen, so dass hier eine Herabstufung des Ge- fährdungsgrades von Kategorie 1 auf 2 erfolgte. Den vier Herabstufungen stehen 11 Höherstu- fungen des Gefährdungsgrades gegenüber sowie drei Neuaufnahmen in eine Rote Liste Kategorie. Von Candidula intersecta und Helicopsis striata gibt es seit Jahrzehnten keine Beobachtungen mehr. Candidula intersecta wurde letztmalig 1965 im nördlichen Harz- vorland (Regius 1966) nachgewiesen und Helicopsis striata Anfang der 1990er Jahre in der Porphyrland- schaft (Hartenauer 1997). Beide Arten werden als „ver- schollen“ (0) eingestuft. Bei der Mehrzahl der Arten mit einer höheren Ge- fährdung handelt es sich um Waldbewohner und Waldfelsen besiedelnde Arten. Platyla polita musste von der Kategorie 3 in die 1 übernommen werden. Bei Azeka goodalli, Perforatella bidentata und Clausilia dubia erfolgte eine Umwidmung von der Kategorie 3 zu 2. Von Daudebardia rufa existiert lediglich ein einziger Fundort in einem anthropogen beeinfluss- ten Standort (Erlenforst an einem Wanderweg), so dass für diese Art derzeit die Kategorie 1 angebracht erscheint. Isognomostoma isognomostomos und Ur- ticicola umbrosus wurden erstmalig in eine Kategorie der Roten Liste aufgenommen (3). Pseudunio auri- cularius erstmalig in eine Kategorie der Roten Liste aufgenommen (0). Letztere ist schon seit mehreren Jahrhunderten ausgestorben, es können jedoch noch heute gelegentlich Leerschalen der Art in Unstrut und Saale gefunden werden. Helicigona lapicida, Macrogastra lineolata et plicatula und Vertigo pusilla finden sich nun in der Vorwarnlis- 367 Weichtiere te. Bei den felsbewohnenden Arten sind die Ursachen des Rückgangs nicht bekannt. Bei den Waldbewoh- nern ist nach wie vor der Strukturverlust (fehlendes Totholz) infolge der forstlichen Nutzung der Haupt- gefährdungsfaktor. Hinzu kommen der teilweise mas- sive Holzeinschlag (z. B. großflächig im Harz) sowie zunehmende Trockenphasen. Pupilla sterrii besiedelt Kalkfelsen und Felsbänder mit lückiger Vegetation und lebt dort im Mulm und unter Schutt. Infolge der starken Verbuschung der ausgedehnten Trockenhänge entlang von Saale und Untstrut verringert sich ihr Lebensraum zunehmend und es erfolgte eine auch für diese Art eine Neube- wertung des Gefährdungsgrades (2 → 1). Vertigo alpestris, Bulgarica cana, Clausilia cruciata, Daudebardia brevipes und Ruthenica filograna waren in der letzten Fassung in die Kategorie 1 bzw. 2 ein- gestuft, erhalten aber jetzt die Kategorie R, da sich ihre Vorkommen auf den Harz bzw. den Zeitzer Forst beschränken. Aufgrund neuer Erkenntnisse zur Fauna der Weichtiere in Sachsen-Anhalt (Unruh & Stark 2019) sind die Artenzahlen der drei Gruppen Landschne- cken, Wasserschnecken und Muscheln wie folgt zu aktualisieren. Vom Gebiet unseres Bundeslandes sind unter Einschluss der ausgestorbenen (RL 0) und ausgesetzten Arten, bzw. der bislang nur aus Warm- häusern Botanischer Gärten bekannt gewordenen Spezies, sowie der bei Unruh & Stark (2019) publizier- ten Neufunde 52 Wasserschnecken-, 137 Landschne- cken- und 34 Muschelarten bekannt. Im Vergleich zu Körnig et al. (2013) finden folgende Arten keine Berücksichtigung in der Bilanz: Stagnicola turricu- la (Held, 1837), Anisus septemgyratus (= calculifor- mis Sandberger, 1874), Vitraea subrimata (Reinhardt, 1871), Aegopinella nitens (Michaud, 1831) und Arion ater (Linnaeus, 1758). Diese Arten waren z. T. auch im Molluskenatlas als fraglich oder tatsächlich nicht in Sachsen-Anhalt vorkommend vermerkt, wurden aber dennoch thematisiert, da Meldungen im Schrifttum vorlagen (z. B. im Fall von Vitraea subrimata), die sich aber als Fehldetermination erwies. Somit wird in der hier vorliegenden Roten Liste von 223 Weichtierarten ausgegangen. Bemerkungen zu ausgewählten Arten Zwergheideschnecke – Xerocrassa geyeri (Soos, 1926) Xerocrassa geyeri bevorzugt wärmebegünstigte Gebiete mit kontinentalem Gepräge. Sie besiedelt tro- ckenwarme, lückige Grasgesellschaften ohne Gehölze über kalkhaltigem Untergrund. In Sachsen-Anhalt beschränken sich die Funde auf Lokalitäten mit anste- hendem Gestein, v.a. Muschelkalk. Die Standorte sind flachgründig, steinig mit ausreichend Unterschlupf- möglichkeiten in Form von Gesteinsschutt, Erdritzen 368 oder einer lockereren Bodenstruktur. Außerdem sollte der Boden eine Tendenz zur Mergelbildung aufwei- sen (Graack & Heimholdt 1989). Die Ursache für die aktuell hochgradige Gefährdung ist im Rückgang der Schafbeweidung und damit unmittelbaren Verlust bzw. der Entwertung ihrer Lebensräume zu sehen. Auf unregelmäßig oder nicht mehr beweideten oder aber gemähten Flächen nehmen die Bestandsdichten stark ab. Die Standorte vergrasen und überwachsen mit Gebüschen. Zugleich haben Nährstoffeinträge deutlich zugenommen (Stickstoffverbindungen aus der Luft bzw. von angrenzenden Äckern), so dass auch ehemalige Magerstandorte eine höhere Wüchsigkeit zeigen. Viele der historischen Fundorte sind mittlerweile verbracht, mit Gehölzen überwachsen oder mit Kie- fern und Robinien aufgeforstet worden. In der Regel stellen die gegenwärtigen Standorte nur noch „Split- terflächen“ ehemals weiträumig offener, als Hutung genutzter Magerrasen oder ganzer Landschaften dar (z. B. Saale-Unstrut-Gebiet, nördliches Harzvorland, Gebiet der Mansfelder Seen). Hinzu kommt, dass sich bei der Art Statusangaben schwierig darstellen, da die Populationsgröße je nach Witterung stärkeren Schwankungen unterworfen ist. Abgeplattete Teichmuschel – Pseudanodonta complanata (Rossmässler, 1835) Pseudanodonta complanata lebt in mittleren und grö- ßeren Flüssen sowie in größeren Seen. Nach Zettler et al. (2006) lebt diese auch in Bächen, wenn diese Ab- flüsse von Seen darstellen. Sie besiedelt schlammig- sandige Sedimente. Sie gräbt sich oft tief ins Substrat ein, sodass die Tiere schwer zu erfassen sind und die Art oft übersehen wird. Ihr Aussehen ähnelt stark dem der anderen Teichmuschelarten, sodass sie nicht immer ohne Weiteres von diesen zu unterscheiden ist. Im Vergleich zu den anderen heimischen Großmu- scheln erreicht sie die geringsten Individuendichten und tritt nie dominant auf (Zettler et al. 2006). Historischen Angaben zur folge besiedelte die Art Elbe, Saale, Unstrut und Ohre. Aktuelle Funde be- schränken sich auf die Zollau bei Hohenwarthe (Speth & Brinkmann 2004) und die Kleine Helme (Buttstedt 2007). Flaches Posthörnchen – Gyraulus (Lamorbis) riparius (Westerlund, 1865) Neu für die Landesfauna und damit Aufnahme in Checkliste und RL von ST. Das Flache Posthörnchen ist gekennzeichnet durch ihre geringe Größe, die sie selbst innerhalb der Arten- gruppe der Tellerschnecken (Planorbidae) hervorhebt, die einige „Winzlinge“ enthält. Das nur 3 ½ Umgänge aufweisende Gehäuse scheibchenförmiger Form fällt mit Gehäusehöhe/Breite von 0,6–0,8 x 2,3–2,5 mm Weichtiere wahrlich kaum auf. Die Gehäusefärbung lebender Tiere kann als transparent-opak hell hornfarben be- schrieben werden. Selbst bei Beprobungen mittels geeigneter Methodik (Abkeschern der submersen Vegetation und der oberen Schichten des Eulitorals) ist man keinesfalls bei einem ersten Blick auf das Pro- benmaterial sicher, tatsächlich G. riparius vor sich zu haben, weil Jugendstadien der syntop vorkommen- den Hippeutis complanatus ihr zum Verwechseln ähn- lich sehen [„... species as having a Hippeutis-like shell“ (Vinarski et al. 2013)]. Auch sind nach Glöer (2002) und Groh & Richling (2009) generell Nachweise in ihrem europäischen Verbreitungsgebiet sehr selten. Ihre ökologischen Ansprüche an die Gewässerqualität begründen eine disjunkte Verbreitung innerhalb ihres westsibirisch-nordosteuropäischen Areals. Bisher war die Art innerhalb Deutschlands nur aus norddeut- schen Seen und dem bayerischen Reibersdorfer See bekannt (Glöer 2002, Groh & Richling 2009). Inzwi- schen hat sich durch Nachweise aus Schleswig-Hol- stein (Brinkmann 2007), Nordrhein-Westfalen (Kobialka et al. 2006), Hamburg (Glöer & Diercking 2009) und Sachsen-Anhalt (Unruh & Stark 2018) bestätigt, dass sie für die Brandenburger Seen, Mecklenburg-Vor- pommern und den Arendsee im Norden Sachsen-An- halts nicht als ausgesprochen faunistische Rarität gilt, wie den Untersuchungen von Zettler et al. (2006) und Petrick 2009 [zit. nach Groh & Richling (2009)] zu entnehmen ist. Wie Groh & Richling (2009) betonen, hat sich durch das Monitoring der nachstehend be- handelten FFH-Art Anisus vorticulus die Beprobung der infrage kommenden Gewässer auf diese winzigen Arten fokussiert und so zu einem Erkenntniszuwachs der aktuellen Verbreitung innerhalb der BRD beige- tragen. In Mitteleuropa sind ihre Vorkommen auf die baltisch-atlantische Tiefebene konzentriert (Groh & Richling 2009). In Finnland ist sie nicht selten. Wenn auch das Wissen um den Status zumindest in den Bundesländern mit gesicherten Nachweisen sich der Realität annähert, bleiben die Kenntnisse über ihre Ökologie nach wie vor lückenhaft. Beim kleinsten gemeinsame Nenner ihrer ökologischen Amplitude kann man sich auf Stillgewässer, die weniger anth- ropogen überprägt sind und einen geringen Heme- robiegrad aufweisen, einigen. Die Befunde aus dem Arendsee in Sachsen-Anhalt haben ergeben, dass G. riparius als anspruchsvolle Art des Epilimnion auf die Bereiche angewiesen ist, die sich durch reiche emerse Vegetation sowie lichtdurchflutete Flachwasserberei- che mesotrophen Milieus auf sandig-schlammigem Substrat auszeichnen. Dabei werden Gewässer- abschnitte mit lotischen Strömungsverhältnissen offenbar bevorzugt. Vergesellschaftet ist sie mit den gleichfalls sensiblen Arten Anisus vorticulus, Stag- nicola palustris, Pisidium hibernicum, P. pulchellum und Valvata macrostoma. Gyraulus riparius sollte im Zusammenhang mit dem Feinmonitoring der FFH-Art Anisus vorticulus (s. dort) Berücksichtigung finden. Möglicherweise markieren geeignete Stillgewässer im Bereich zwischen Niedersachsen, Brandenburg und dem nördlichen Sachsen-Anhalt die südliche Ver- breitungsgrenze im disjunkten Areal. Zierliche Tellerschnecke – Anisus vorticulus (Troschel, 1834) Neu für die Landesfauna und damit Aufnahme in Checkliste und RL ST. Auch die Zierliche Tellerschnecke gehört zur Familie der Planorbiden. Aufgrund aufgrund ihrer versteckten Lebensweise, Seltenheit und Verwechslungsmöglich- keit mit der größeren Anisus vortex sind Nachweise ebenfalls erschwert. Gegenüber der vorgenannten Art ist sie jedoch nach den Anhängen der FFH-Richt- linie europaweit geschützt. Die Zierliche Tellerschne- cke war im Jahre 2011 „Weichtier des Jahres“ der Deutschen Malakologischen Gesellschaft (Kuratorium „Weichtier des Jahres“ 2011). Das Gehäuse der Zierlichen Tellerschnecke ist 4–5 mm breit und 0,5–0.8 mm hoch. Es besitzt fünf bis sechs links in einer Ebene gewundene Umgänge. Das hellbräunlich-gelbe Gehäuse mit feiner spiral- streifiger Skulptur macht die Unterscheidung zu A. vortex im Gelände nicht leicht. Die EU-weite Unter- schutzstellung hat die Untersuchung der geeignet erscheinenden Stillgewässer befördert, somit sind in den letzten Jahren sowohl Nachweismethoden verfeinert und zahlreiche Neunachweise registiert worden. Anisus vorticulus gehört nach Colling & Schrö- der (2006) zum mitteleuropäisch-osteuropäischen Verbreitungstyp. Ihre Vorkommen reichen im Norden des Kontinents bis Südschweden, im Westen weist Großbritannien Vorkommen auf; im Süden reicht das Areal über Frankreich, Italien und die Schwarzmeerre- gion bis zur Verbreitungsgrenze Westsibirien (Vinarski et al. 2007, 2016). Innerhalb der grob umrissenen Grenzen sind Nachweise aus Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Slowenien, Polen, den beiden Republiken Tschechien und Slowakei, Ungarn, Bulga- rien, Rumänien und Litauen bekannt (Gröger-Arndt & Hartenauer 2014). In Deutschland konzentrieren sich zahlreiche Funde auf ein schmales Band von Nord-Brandenburg über Hamburg und das östliche Schlewig-Holstein; diskunkte Verbreitung zeigt die Zierliche Teller- schnecke in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Würtemberg und Bayern (Gröger-Arndt & Hartenauer 2014). Vermutlich werden die sehr kleinen Tellerschnecken mittels Transportvektoren (Was- sergeflügel) über weite Strecken verschleppt, was die verstreute Verbreitung in Mitteleuropa erklären könnte. Als Nahrungsspezialist weidet A. vorticulus Diatomeenrasen ab. Falkner et al. (2001) geben aber 369
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