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Generalplan Küsten- und Hochwasserschutz Mecklenburg-Vorpommern

Zusammenstellung der Planungsvorhaben sowie der vorhandenen Küstenschutzbauwerke. Einordnung des Küsten- und Hochwasserschutzes in M-V. Geomorphologische Verhältnisse und hydrodynamische Situation.

Investigating regional source and sink patterns of Alpine CO2 and CH4 concentrations based on a back-trajectory receptor model

The main purpose of this paper is to contribute to the improvement in the present knowledge concerning regional carbon dioxide (CO2) and methane (CH4) exchange as an essential step towards reducing the uncertainties along with bottom-up estimations of their global budget by identifying the characteristic spatial and temporal scales of the regional greenhouse gas fluxes. To this end, we propose a stepwise statistical top-down methodology for examining the relationship between synoptic-scale atmospheric transport patterns and mole fractions of the climate gases to finally receive a characterisation of the sampling sites with regard to the key processes driving the CO2 or CH4 concentration levels. Quelle: https://link.springer.com/

BfS-Magazin: „Einblicke Nummer 22 | Informationen über die Schachtanlage Asse II“ (PDF, nicht barrierefrei)

NR. 22 ––– SEPTEMBER 2013 ASSE EINBLICKE INFORMATIONEN ÜBER DIE SCHACHTANLAGE ASSE II IM WISSENSGEBIET Im östlichen Niedersachsen wird in Sachen atomarer Endlagerung wegweisende Forschung betrieben. Der Wissenschaftsautor und Schriftsteller Hubert Mania aus Braunschweig über seine Reise durch die Institutionen A Achthundert Meter tief un- ter der Gemeinde Salzgitter- Bleckenstedt ragen Salzsta- laktiten, unterarmlang und bleistiftdünn, in dekora- tivem Grau, Weiß und Ocker aus dem rotbraunen Erzge- stein. Bernd Weyer von der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endla- gern für Abfallstoffe (DBE) bricht einen ab und zerbröselt ihn über meiner Hand, so dass ich ein paar Tropfen fossiles Meer- wasser auffangen kann. Es ist trübe, lauwarm und schmeckt extrem salzig. 150 Millionen Jahre lang ist es im Eisenerz eingeschlossen gewesen. Den radioaktiven Abfall, der hier ebenfalls bald eingeschlossen und versiegelt wer- den soll, müssen die Planer des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) „nur“ eine einzige Million Jah- re von der Biosphäre fernhalten – so lautet die gesetzliche Vorgabe. Arthur Junkert, Leiter der Konrad-Infostelle des BfS, gerät ins Schwärmen, wenn er von der weltweit einzigartigen geologischen Struktur des ehemaligen Erzbergwerks Konrad spricht. Hier hat sich nämlich – eine Laune der Natur – eine 400 Meter mächtige Tonschicht über die Eisenerz- zunge gewälzt und ist satt und fett liegen geblie- ben. Ein Glücksfall für den Endlagerbetreiber, eine Garantie für langfristige Trockenheit. Denn für fließfreudiges, der Schwerkraft folgendes Grundwasser ist Ton die größte anzunehmende Spaßbremse. Er lässt keine Flüssigkeit durch. gar keiner ist. In einen Tunnel fährt man hinein und wieder hinaus. Dieses Gewölbe aber endet unvermittelt vor einer Wand aus Eisenerz. Im Halbdunkel die Umrisse eines Monstrums, ein Grubenmaulwurf aus Stahl, so groß wie ein LKW, nur ungleich kompakter und wuchtiger. Das 130 Tonnen schwere Urvieh gräbt sich, stark wie tau- send Pferde, mit Dutzenden fräs- und schürftüch- tigen Krallen durchs Gestein. Die vor ihm liegende Wand ist sieben Meter breit und sechs Meter hoch. Unmittelbar unter der Deckenwölbung tanzt ein roter Laserpunkt. Denn der Maulwurf ist blind und muss mit Laser- licht ans Ziel gelenkt werden. Das Gewölbe von rund 40 Quadratmeter Querschnitt wird schon bald 400 Meter lang sein. Wenn das Endla- ger Konrad in Betrieb geht, wird es der erste Containerstandort für radioak- tive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeent- wicklung sein. Früher nannte man sie schwach- und mittelaktiv strahlende Abfälle. FÜR FLIESSFREUDIGES GRUNDWASSER IST TON DIE GRÖSSTE ANZUNEHMENDE SPASSBREMSE Irgendwann biegt der Grubenwagen auf der 800-Meter-Sohle in eine Rechtskurve, und bald da- rauf wird mir klar, warum dieser Tunnel, durch den wir die ganze Zeit gefahren sind, eigentlich W er hat eigentlich den Sachverstand, den Konrad-Betreiber beim Sicherheitsnach- weis von einer Million Jahre zu unter- stützen? Ich frage Dr. Jörg Mönig von der Gesell- schaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Er leitet den Bereich Endlagersicherheitsforschung in Braunschweig. Das gemeinnützige Institut ver- steht sich als Kompetenzträger und Regierungsbe- rater in allen Fragen der kerntechnischen Sicher- heit in Deutschland. Dr. Mönig hat einen Lehrauftrag an der TU Clausthal und ist in Gre- mien und Arbeitskreisen vertreten. Die GRS hat eine einzigartige Software für die sogenannte Prozessanalyse entwickelt, die auf relativ kleiner Skala die einzelnen Abläufe in einem Endlager detailliert wiedergibt. Beispiels- weise den Korrosionsprozess von Absperrbauwer- FO RTS E TZ U N G AU F S E I T E 2 Bergungsschacht, Probephase, Notfallvorsorge – aktuelle Arbeiten über und unter Tage D ie Asse-GmbH plant die Erkundungsbohrung für den neuen Bergungsschacht, die wegen technischer Probleme unterbrochen werden musste, fortzusetzen. Aufgrund der anspruchsvollen geologischen Situation war der erste Bohrab- schnitt vor Beginn des zweiten Abschnitts mit Beton stabilisiert worden. Dabei war ein Gestänge, mit dem das Bohrloch zementiert wurde, abgerissen. Das Bohrgestänge wurde teilweise geborgen. Die nicht geborgenen Teile des Gestänges sollen nun durch eine abgelenkte Bohrung umgangen werden. Bei der Probephase wurde die zweite Bohrung in Einlagerungskammer 7 in 750 Meter Tiefe erfolgreich abgeschlossen. Zurzeit werden die gewonnenen Daten ausge- wertet und die nächsten Bohrungen vorbereitet. Sie sollen genauere Erkenntnisse über den Zustand der Kammerdecke liefern. Das BfS hat eine Planung für die Rückholung beauftragt, die mehrere Varianten für den Zugang zu den Einlagerungskammern untersucht und bewertet. Ziel ist es herauszufinden, von welchem Niveau aus die Einlagerungskammern in Verbindung mit dem neuen Schacht optimal erreicht werden. Erste Ergebnisse sollen noch in die- sem Jahr vorliegen. Im Rahmen der Notfallvorsorge wurden im Umfeld der Einlagerungskammern 10 und 12 auf der 750-Meter-Ebene notwendige Arbeiten zur Stabilisierung des Berg- werks durchgeführt. Die Stabilisierung ist eine zentrale Voraussetzung für die Rückho- lung. Trotz eines intensiven fachlichen Austauschs konnte in diesem Punkt keine Ei- nigkeit mit der Asse-2-Begleitgruppe erzielt werden. Sie hat die Arbeiten als derzeit nicht zwingend notwendig kritisiert. Aufgrund der aktuellen Diskussionen bietet das BfS am 30.09.2013, um 18 Uhr nochmals eine Informationsveranstaltung zur Notfallvorsorge in der Infostelle Asse, Am Walde 1, in Remlingen an. „ENDLAGER ASSE“ Bei der Schachtanlage Asse II handelt es sich de facto um ein Endlager. Die radioaktiven Abfälle wurden mittels einer Technik eingelagert, die keine Rückholung vorsah. Es war daher 2009 ein zentrales Anliegen, unter anderem von Bürgerinitiativen, die Schachtanlage Asse II in das Atomrecht zu überfüh- ren und sie damit nicht mehr als „Forschungsbergwerk“, sondern als „Endlager“ zu behandeln. Der Umstand, dass im Zuge der Schließung der Anlage die Abfälle mit erheblichem Aufwand wieder gebor- gen werden sollen, ändert nichts an diesen Gegebenheiten. Wie mit der Anlage zu verfahren ist, regelt § 57b des Atomgesetzes. Angesichts der Herausforderungen, die mit der sicheren Schließung der Asse verbunden sind, und um weitere Diskussionen um Begrifflichkeiten zu vermeiden, wird das BfS in Zukunft auf den Begriff „Endlager“ im Zusammenhang mit der Schachtanlage Asse II verzichten. NR. 22 ––– SEPTEMBER 2013 FO R TS E TZ U N G VO N S E I T E 1 W as der Geochemiker Udo Ziesche im geowissenschaft- lichen Labor der GRS in seinen Händen hält, sieht aus wie ein transparentes Miniatursofakissen, prall gefüllt mit Gas. Ziesche und seine Mitarbeiter entwickelten eine Sonde mit Chiptechnik, die Folgeprodukte aus dem radioaktiven Zer- fall aufspüren kann. Mithilfe eines Adapters an das Bohrgestän- ge montiert, reiste sie huckepack durch die sicherheitstech- nischen Bohreinrichtungen hindurch zum Nahbereich der Asse-Kammer 7 und konnte dort eine Gasprobe entnehmen. Eine Kooperation der GRS mit dem Bohrtrupp der Asse-GmbH. Vor meinen Augen stoßen also – naturgemäß leider unsichtbar – die Moleküle des radioaktiven Edelgases Radon, ein Zerfallsprodukt von Uran und Radium, an die Wände des Kissens. Wahrschein- lich ist das Radon durch die porös gewordene Betonabschir- mung eines Fasses entwichen. Die Komplexität der Endlagersicherheit lässt sich ohne interdisziplinäre Kooperationen, ohne Vernetzung mit Fachin- stituten und Arbeitskreisen heute nicht mehr bewältigen. Des- halb zieht das BfS bei der wissenschaftlichen Arbeit externe Sachverständige wie die Braunschweiger GRS als amtlich akkre- ditiertes Prüflabor hinzu. C Schweres Gerät im Endlager Konrad: Hier werden später radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwick- lung eingelagert Abfälle angeliefert und eingefahren. Dies sind vor allem sämt- liche konradgängig zerlegte Einzelteile der dann abgerissenen deutschen Kernkraftwerke: Eingedampftes aus Gundremmin- gen, Geschnetzeltes aus Brokdorf, Zersägtes aus Grohnde, Ein- gemachtes aus Biblis. 10. Juni 2013: In der Schachtanlage Asse II trifft der Bohrer in Kammer 7 nach ca. 23 Metern auf einen betonummantel- ten Abfallbehälter ken unter Tage, das chemische Verhalten der Abfallstoffe, den Einfluss des Gebirgsdrucks, das Zuströmen von Lösungen. Die sicherheitsanalytische Software bildet hingegen das ganze End- lagersystem ab. Dabei werden alle vorstellbaren hydraulischen, mechanischen und thermischen Merkmale, Ereignisse und Pro- zesse, die die Sicherheit des Endlagers gefährden könnten, über einen langen geologischen Zeitraum hinweg dargestellt. Wo die Prozessanalyse ins Detail geht, betrachtet die Sicherheits- analyse das große Ganze, um die Langzeitsicherheit des Endla- gers nachweisen zu können. Die Langzeitanalyse der GRS zur Gebirgsmechanik und zum Radionuklidtransport im Endlager Konrad hat die hohe Rückhaltewirkung der Tonschicht bestätigt. Selbst nach einer Korrosion der Abfallbehälter verläuft die Diffusion der zerfal- lenden Atomkerne durch den 400 Meter mächtigen Tonpfrop- fen ausgesprochen träge nach oben, Richtung Biosphäre. In einer Million Jahre schaffen sie gerade mal schlappe 50 Meter. V oraussichtlich nicht vor Ende 2019 wird hier, im Eisen- erz, das schon ereignisreiche Erdzeitalter wie Kreide und Pleistozän ungerührt ausgesessen hat, die KokoCo-Ära beginnen: „Konradgemäß konditionierte Container“ – Herr Junkert stellt diese aparte Sprachfigur eher absichtslos in den Raum – werden nebeneinander- und übereinandergestapelt. Nach 50 Metern wird diese Pioniergemeinde eingemauert, und die Resthohlräume zwischen den Behältern werden mit fließfä- higem Beton ausgefüllt. Dann kommt der nächste Block. In der Nähe des künftigen Schachts Konrad 2 lärmt schweres Gerät. Die Transportstrecke vom Schacht zur KokoCo- Kolonie wird aufwändig hergerichtet, denn der Berg bewegt sich. Risse im Gestein werden mit massiven Betonverscha- lungen stabilisiert. Standfestigkeit und Sicherheit sind ausge- legt auf einen Einlagerungsbetrieb von rund 30 bis 40 Jahren. Jährlich werden dann hier rund 10.000 Kubikmeter radioaktive I m Büro von Jens Köhler, Technischer Geschäftsführer der Asse-GmbH. Die bundeseigene Gesellschaft soll Standsicher- heit und Betrieb des Bergwerks Asse II gewährleisten, wäh- rend das BfS die wissenschaftliche Bewertung vornimmt, das Projekt steuert und die Gesamtverantwortung trägt. Zur Begrü- ßung ein Ultrakurzfilm in Grautönen. Ein paar unspektakuläre Sekunden Kamerafahrt durch eine ovale Röhre. Wie in Schacht Konrad: Am Ende des vermeint- lichen Tunnels wieder kein Licht. Ein farblich zweigeteilter Quer- schnitt, die rechte Hälfte hellgrau- er Salzgrus, die linke Hälfte dun- kelgrauer Beton. „Für mich der schönste Film dieses Jahres … mein Oscar-Gewinner.“ Dem interessier- ten Beobachter erschließt sich Köhlers Begeisterung für diesen extrem handlungsarmen, grautonreichen Nouvelle-Vague-Clip nicht ohne Weiteres. Vielleicht aber, wenn er wüsste, dass diese Fahrt der Bohrlochkamera das erfolgreiche Anbohren der Ein- lagerungskammer 7 dokumentiert. Die dunkelgraue Silhouette ist die Betonabschirmung eines Fasses mit radioaktiven Abfäl- len. Die Erkundung der Zustände in den Einlagerungskam- mern 7 und 12 soll zeigen, ob die Rückholung der Fässer mach- bar ist. lausthal im Harz. Schon 1898 wurde hier erstmals radio- aktives Material in ein Bergwerk gebracht. Da glaubte die Physikerin Marie Curie noch, Uran absorbiere kos- mische Energie und wandele sie in radioaktive Strahlung um. Tief unter der Erde von Clausthal stellten die Wolfenbütteler Physiker und Pädagogen Julius Elster und Hans Geitel Curies These auf die Probe. Eine Gesteinsschicht von 800 Metern Stär- ke sollte, so ihre Vermutung, einen erheblichen Teil dieser omi- nösen Energie aufhalten. Sie konnten jedoch keinen Unter- schied messen. Unter Tage strahlte die Uranprobe genauso stark wie unter der Sonne. Damit war Curies kosmische Erklä- rung widerlegt, und Elster und Geitel äußerten kurz darauf als Erste die Vermutung, radioaktive Strahlung sei ein atomares Phänomen. Die Technische Universität Clausthal ist heute der einzige Studienort in Deutschland, an dem man seit 2007 den Master- Studiengang „Management und Endlagerung radioaktiver Ab- fälle“ wählen kann. Professor Dr. Kurt Mengel leitet hier den ersten Fachbereich in Deutschland, der Salzlagerstätten auf ihre Eignung als Endlager für wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle untersucht. Im Fokus stehen grundsätzliche chemische und mineralogische Untersuchungen zum Verhalten von Radio- nukliden in Salzlösungen, wobei Temperatur und andere Bedingungen unter Tage sehr genau im Laborexperiment simuliert werden können. EIN TRANSPARENTES MINIATURSOFA-KISSEN AUS GAS REISTE HUCKEPACK IN DEN NAHBEREICH DER KAMMER 7 Sieht simpel aus: Das Kissen aus Gas ist eine Entwicklung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit D as hier ist keine Simulation. 750 Meter unter der Erde herrscht trockene Hitze. Der Ort, an dem wir jetzt stehen, geriet im Sommer 2008 in die Schlagzeilen und avancierte als radio- aktiver Laugensumpf vor Kammer 12 zur TV-Berühmtheit. In einer Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich hat Pro- fessor Mengel von der TU Clausthal genau zu diesem Zeitpunkt hier die Verbreitung radioaktiver Nuklide in den Salzlösungen gemessen. Später setzte er im Auftrag des BfS die Untersu- chungen fort. Vor Kurzem konnte die Asse-GmbH, auf der Grundlage des neuen Asse-Gesetzes, den Sumpf abpumpen und die Salzlösung in 20 Kunststoffcontainer füllen, die in Stahlauf- fangwannen auf der 725-Meter-Ebene stehen. Die glatte Fläche vor der Kammer ist freundlich hell ausgeleuchtet und sieht aus wie ein mit frischem Schnee bedeckter zugefrorener Teich. In Wirklichkeit ist es Beton, auf dem eine Schicht Salzstaub liegt. Der Fußbereich von Kammer 12 war 1973, zu Beginn der Einlagerung, feucht – eine Information, die den Sumpfskandal von 2008 zusätzlich befeuerte. Also schüttete man vor 40 Jah- ren den Boden mit Salz auf und planierte alles. Anschließend wurden mehr als 7.400 Fässer liegend übereinandergestapelt. Auch dieses Fassdepot soll demnächst angebohrt werden. Wäh- rend Kammer 7 mit Salzgrus zugeschüttet ist, gibt es hier kei- nen Füllstoff. I n einem Labor des Instituts für Endlagerforschung an der TU Clausthal zeigt mir Professor Mengel sein ICP-Massen- spektrometer, ein unscheinbares beigegraues Gerät vom Format einer Haushaltsgefriertruhe. Es ist der Gegenspieler zum Grubenmaulwurf in Schacht Konrad. Denn während sich dieser unter Tage vom roten Laserpunkt leiten lässt und laut- stark tonnenweise Gestein anhäuft, führt sein Clausthaler Pen- FO R TS E TZ U N G AU F S E I T E 4 Nr. 22 ––– SEPTEMBEr 2013 Topografie der endlagerforschung 22. In der Region Braunschweig in Niedersachsen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Institutionen angesiedelt, die sich mit Endlagerung beschäftigen. Dazu gehören Institute wie die Gesellschaft für Anlagen- und Reak- torsicherheit (GRS) oder die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von End- lagern für Abfallstoffe (DBE) ebenso wie die Technische Universität Clausthal- Zellerfeld. Dort gibt es den ersten Fachbereich in Deutschland, der Salzlagerstätten auf ihre Eignung als Endlager für wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle unter- Die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfall- stoffe mbH (DBE) ist vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) u. a. mit der Planung und der baulichen Errichtung des Endlagers Konrad beauftragt. Ihre Tochter, die DBE Technology GmbH, forscht in den Bereichen der Endlagerung radioaktiver Stoffe. Die Gesellschaft für Nuklear- Service mbH (GNS) ist mit 75% an der DBE beteiligt, die wiederum den Energieversorgungsunternehmen E.ON, rWE AG und Vattenfall Europe AG gehört. 25% befinden sich im Eigentum der bundeseigenen Energie- werke Nord GmbH. Das Bundesamt für Strahlen- schutz (BfS) ist der Betreiber des Endlagers Konrad und der Schachtanlage Asse II. Die rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse stellt eine besondere Herausforderung für das BfS dar. In den Verantwortungs- bereich der Behörde fallen die konzeptionellen Fragestellun- gen, die Stilllegungsplanungen und die Einholung der notwendi- gen Genehmigungen. Dafür erstellt und beauftragt das BfS u. a. wissenschaftliche Studien. sucht. Sicher kein Zufall, liegen doch die Schachtanlage Asse II, das genehmigte Endlager Konrad und auch der Sitz des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in der Region. Ein Blick auf die Karte dieser Ausgabe zeigt, in welcher Nähe sich Wissen und Kompetenz in diesem relevanten technologischen Sektor befinden. Auch macht die Topografie deutlich, dass sich hier eine Forschungsregion mit weltwei- ter Bedeutung entwickelt hat. Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktor- sicherheit (GRS) ist ein gemeinnütziges Institut und amtlich akkreditiertes Prüflabor, das sich als Kompetenzträger und regierungsberater in allen Fragen der kerntechnischen Sicherheit in Deutschland versteht. Sie entwickelt Methoden und Verfahren im Bereich Endlagersicherheits- forschung. Diese dienen dem Nachweis der Langzeitsicherheit für Endlager in geologischen Formationen. Die GrS gehört zu 46% der Bundesrepu- blik Deutschland und zu 46% den Technischen Überwachungs-Vereinen (TÜV) und dem Germa- nischen Lloyd. Jeweils 4% der Anteile der GrS haben das Land Nordrhein-Westfalen und der Freistaat Bayern inne. Das Endlager Konrad ist ein stillgelegtes Eisenerz-Berg- werk und das erste Endlager für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärme- entwicklung, das nach Atomrecht genehmigt wur- de. Zurzeit wird es von der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endla- gern für Abfallstoffe (DBE) im Auftrag des BfS saniert und umgebaut. In Betrieb genommen wird es voraus- sichtlich nicht vor Ende 2019. Die Asse-GmbH plant und führt nach den Vorgaben des BfS den bergbaulichen Betrieb der Schachtanlage Asse II. Hierzu gehören die Durchführung von Stabilisierungsmaß- nahmen, die Planung und Durchführung von Vorsorgemaß- nahmen für den Notfall sowie die Vorbereitung der rückho- lung der radioaktiven Abfälle. Die Asse-GmbH ist eine bundeseigene Gesellschaft. Die Technische Universität Clausthal-Zellerfeld lehrt und forscht in den Bereichen Energie und rohstoffe, Natur- und Mate- rialwissenschaften, Wirtschafts- wissenschaften, Mathematik, Informatik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Sie ist bisher der einzige Studienort in Deutschland, an dem man seit 2007 den Master- Studiengang „Management und Endlagerung radioaktiver Abfäl- le“ wählen kann. Zur TU gehört auch das Institut für Endlager- forschung.

GS 19 - Stellungnahme zu den Auswirkungen neuer Erkenntnisse zur Halbwertszeit von Selen 79 auf die Aussagen zur Langzeitsicherheit des geplanten Endlagers Konrad (PDF, nicht barrierefrei)

TÜV Hannover/Sachsen-Anhalte.V. Bereich Energie- und Systemtechnik TÜV NORD GRUPPE GK-100.07.2 Hannover, 11 .02.2002 ETS- Stellungnahme zu den Auswirkungen neuer Erkenntnisse zur Halbwertszeit von Selen 79 auf die Aussagen zur Langzeitsicherheit des geplanten Endlagers Konrad 1. Einleitung Das Niedersächsische Umweltministerium hat mit Schreiben vom 28.02.2000 den Tech- nischen Überwachungsverein Hannover / Sachsen-Anhalt e.V. gebeten, die vorn An- tragsteller /1/ durchgeführten Berechnungen zu den Auswirkungen neuerer Erkenntnisse zur Halbwertszeit des Seten 79 auf die Langzeitsicherheitsanalyse zu prüfen. Im Einzel- nen betrifft dies eine Aktualisierung des zu Grunde zu legenden Anfangsinventars an Se 79, die Prüfung der Ausbreitung dieses Inventars vom Endlager zur Biosphäre und die Berechnung der Strahlenexposition aufgrund der veränderten Anfangsdaten . Die Er- gebnisse unserer Arbeiten zu diesen Aufgaben behandeln wir in dieser Stellungnahme. Im Kapitel 4 haben wir die Ergebnisse der von der GRS durchgeführten Untersuchungen /9/ herangezogen. 2. Ausgangssituation In unserem Gutachten zur Langzeitsicherheit des geplanten Endlagers Konrad vorn Juli 1997 /2/ haben wir dargelegt, dass nach dem Stand von Wissenschaft und Technik die mögliche Strahlenexposition auf Grund des beantragten Inventars radioaktiver Stoffe in der Schwankungsbreite der heute vorhandenen natürlichen Strahlenexposition und stets unter den Grenzwerten des§ 45 StrlSchV liegt. Jährliche effektive Äquivalentdosen im Bereich von 10-5 Sv hatten wir errechnet für eine eingelagerte Aktivität von 7•10 11 Bq durch 1129 in einem Zeitraum von ca. 300 000 Jahren bis ca. 360 000 Jahren. Zwei bis fünf Zehnerpotenzen geringere effektive Äquivalentdosen, GKS0002N.BRDOC TÜV Hannover/Sachsen-Anhalte.V. Bereich Energie- und Systemtechnik - 2 - die ohne Bedeutung für eine Strahlenexposition sind, ergeben sich für die Radionuklide Cl 36, Ca 41, Tc 99 und das hier betrachtete Se 79 zwischen ca. 300 000 Jahren und ca. 2 Mio. Jahren. Erst nach deutlich längeren Zeiten, d.h. mehreren Millionen Jahren, können weitere Strahlenexpositionen durch langlebige Aktinide wie U 238 und deren Folgeprodukte auftreten. Veröffentlichungen neuerer wissenschaftlicher Untersuchungen zur Halbwertszeit des oben genannten Radionuklids Se 79 weisen darauf hin, dass der bis Mitte der neunziger Jahre allgemein anerkannte Wert von 65 000 Jahren (vgl. Karlsruher Nuklidkarte bis 6. Auflage) nicht richtig ist. In verschiedenen Literaturstellen werden stattdessen 650 000 Jahre /3/, 480 000 Jahre /4/ und 1, 1 Millionen Jahre /5/ genannt. 3. Einfluss geänderter Halbwertszeiten auf das Anfangsinventar an Se 79 Da der Betrachtung des Radionklids Se 79 im Rahmen der Langzeitsicherheitsanalyse für das geplante Endlager Konrad /2/ die Halbwertszeit von 65 000 Jahren zugrunde lag, hat der Antragsteller eine Nachrechnung der Aussagen zur Langzeitsicherheit bezüglich der Auswirkungen des Se 79 vorgelegt /1/. Darin wird ausgeführt, dass bei Anwendung der längeren Halbwertszeiten zwei gegenläufige Effekte auftreten: Einerseits ergeben sich aus der längeren Lebensdauer höhere Aktivitätskonzentrationen im quartären Grundwasser; andererseits folgt aus dem Berechnungsweg für die Aktivität für längere Halbwertszeiten eine Verringerung der zum Ende der Betriebsphase zu unterstellenden Aktivität des Se 79. Insgesamt ergeben die Antragsteller-Berechnungen mit einer Halb- 10 wertszeit von 480 000 Jahren eine Aktivität von 1,6•10 6 Bq für das Se 79 zum Ende der 9 Einlagerungsphase, bei 1, 1•10 Jahren 7, 1•10 Bq. Für eine Halbwertszeit von 65 000 Jahren war eine Aktivität von 1,2•1011 Bq errechnet worden. /2/. Trotz der niedrigeren Ak- tivitäten bei den längeren Halbwertszeiten erhält der Antragsteller dann stets höhere Ak- tivitätskonzentrationen im quartären Grundwasser als aus den Berechnungen mit 65 000 Jahren zur Langzeitsicherheit /1,2/. Bewertung Der Plan /7/ für das Endlager wie auch unser Gutachten /2/ hierzu stützen sich bei den Halbwertszeiten der betrachteten Radionuklide auf die Angaben der Karlsruher Nuklidkarte, die noch in ihrer 6. Auflage (1995) für Se 79 eine Halbwertszeit von 65 000 Jahren angibt. Der korrigierte Nachdruck der 6. Auf- lage von 1998 nennt 4,8•105 Jahre. Dieser auch in /4/ genannte Wert wie GKS0002N.BRDOC TÜV Hannover/Sachsen-Anhalte.V. Bereich Energie- und Systemtechnik - 3 - 6 auch der 1997 veröffentlichte Wert von 1, 1•10 Jahren wurden uns vom ORNL bestätigt /6/ und dabei der letztgenannte als „aktuell empfohlen" be- zeichnet. Die Table of Isotopes von 1998 /12/ gibt 1, 13•106 Jahre an. Da die- ser heutige Wissensstand eine weitere Klärung nicht zulässt, halten wir die Vorgehensweise des Antragstellers /1/ für richtig, für angenommene Halb- wertszeiten sowohl von 480 000 Jahren als auch von 1, 1 Millionen Jahren entsprechend der möglichen Bandbreite die Auswirkungen auf die Aussagen zur Langzeitsicherheit vergleichend zu untersuchen. Der vom Antragsteller im Plan und seinen Erläuternden Unterlagen benutzte und in /1/ zitierte Zahlenwert für das Se-79-Aktivitätsinventar von 1,2•1011 Bq basiert auf Abbrand-Berechnungen mit dem Programm KORIGEN. Aus U-235-Spaltungen werden die zugehörigen Mole erzeugter Spaltprodukte be- stimmt, so auch des Se 79 . Diese Mengenangabe führt für das Endlager Konrad zu einer Se-79-Aktivität von 1,2•1011 Bq bei einer Halbwertszeit von 65 000 Jahren /10/. Hierauf beziehen sich dann sowohl der Plan /7/ als auch die Unterlage /1/. Diese Herkunft der Aktivität von Se 79 begründet die vorge- nommene Korrektur der zu unterstellenden Anfangsaktivität /1/: Infolge der veränderten Halbwertszeit ergibt sich für eine angenommene Halbwertszeit von 480 000 Jahren eine Aktivität von 1,6•1010 Bq zum Ende der Betriebs- phase; für 1,1 Millionen Jahre Halbwertszeit sind es 7, 1•109 Bq Se 79. 4. Aktivitätsfreisetzung aus dem Endlagerbereich mit den modifizierten Halbwerts- zeiten für Se 79 4.1 Antragstellermodell 4.1 .1 Bewertung des Rechencodes CHETLIN Der Antragsteller hat sowohl für den Ausbreitungspfad "Oxford" als auch für den Pfad "Unterkreidetone" Nachrechnungen der Planunterlagen durchgeführt /1/. Beide Ausbrei- tungspfade wurden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens diskutiert /8, 9/. Der Antragsteller hat für seine neuen Analysen zum Radionuklidtransport in der Geosphäre das Programm CHETLIN / EXCON eingebracht. Zur Demonstration der Einsetzbarkeit des Rechenprogramms CHETLIN hat der Antragsteller Vergleichsrechnungen mit den in /8/ be- GKS0002N.BR.DOC

Errichtung und Betrieb einer Mole, zweier Stege und einer Slipanlage am Scheibe-See

Mit Schreiben vom 30. Juni 2023 reichte die Stadt Hoyerswerda den Antrag auf allgemeine Vorprüfung gemäß des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei der unteren Wasserbehörde des Landkreises Bautzen mit der Bitte um Weiterleitung an die Landesdirektion Sachsen ein. Mit Schreiben vom 17. Juli 2023 wurden die Unterlagen vom Landratsamt Bautzen mit der Bitte um Verfahrensentscheidung an die Landesdirektion Sachsen übergeben. Gegenstand dieses Vorhabens ist die Errichtung und der Betrieb einer Mole, zweier Stege und einer Slipanlage sowie zugehöriger Maßnahmen (z. B. Zuwegung) am Westufer des Scheibe-Sees. Zur Feststellung der Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung wurde durch die Landesdirektion Sachsen gemäß § 5 Absatz 1 des Umweltverträglichkeitsprüfungs-gesetzes und § 7 Absatz 1 Satz 1 des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes i. V. m. Nr. 13.12 der Anlage 1 zum Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz eine allgemeine Vor-prüfung des Einzelfalls durchgeführt, die im Ergebnis negativ ausfiel.

Erweiterung der Nordmole des Hafens Dagebüll

Die Hafengesellschaft Dagebüll mbH beabsichtigt die Umgestaltung und Erweiterung der Nordmole des Hafens Dagebüll im Kreis Nordfriesland. Die Maßnahme sieht vor, den Fährbettkai um ca. 40 m zu verlängern. Dabei wird durch die Erweiterung die Molenfläche um rd. 750 m² vergrößert. Zusätzlich wird die Oberfläche des Ladekai auf etwa NHN + 3,20 m erhöht. Die geplante Hafeneinfassung und ihre Rückverankerung wird an die örtlichen Randbedingungen angepasst, weshalb der Einbau einer neuen Spundwand erforderlich ist. Ebenfalls umfasst die Maßnahme eine neue Abwasserübergabestation auf Höhe des Festmacherdalbens sowie die Verlegung einer Wasserleitung im Bereich der erweiterten Mole, um zwei zusätzlich Hydranten anzuschließen.

Küstengewässer Biologische Qualitätskomponenten Phytoplankton Phytoplankton Ostsee Probenahme und Aufbereitung

Zur Umsetzung der WRRL wurde für die Bewertung der Qualitätskomponente Phytoplankton in den Küstengewässern der Ostsee keine separate Vorschrift für Probennahme und -auswertung erstellt. Stattdessen werden bereits existierende DIN-Normen und Handlungsanweisungen verwendet. Diese gelten zwar grundsätzlich für alle Küstengewässer der Ostsee, in den Bundesländern unterscheidet sich aber deren Anwendung bzw. Umsetzung. Aufgrund der hohen saisonalen Variabilität in Artenzusammensetzung und Biomasse ist für das Phytoplankton eine ein- oder zweimalige Beprobung im Jahr nicht ausreichend, um eine gesicherte Bewertung vornehmen zu können. Deshalb sollten innerhalb der Vegetationsperiode häufigere Probenahmen je Standort stattfinden. Als Vegetationsperiode sind für die Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns die Monate Mai bis September definiert, in der die relevanten Stationen bezüglich der für die Bewertung notwendigen Messgrößen monatlich beprobt werden, so dass fünf Datenpunkte für die spätere Bewertung vorhanden sind. Die Chlorophyll-a-Konzentrationen werden über diesen Zeitraum hinaus je nach Station monatlich bzw. insgesamt zehnmal pro Jahr bestimmt. Die Untersuchungen der Phytoplanktongemeinschaften erfolgt außerhalb der Vegetationsperiode zusätzlich einmal im zeitigen Frühjahr (ab März) und noch einmal im Herbst. Ein Teil der Wasserkörper wird für das Phytoplankton jährlich beprobt, der andere Teil im Zweijahresrhythmus. Für die Ostseeküste Schleswig-Holsteins wurde die Vegetationsperiode zwischen März/April und September festgelegt. Bis zu acht Stationen werden für die Typen B3 und B4 zehn- bis zwölfmal pro Jahr beprobt. Die Anzahl der Stationen liegt nicht gleichmäßig fest, da regelmäßig Anpassungen des Überwachungsprogramms durchgeführt werden. Die regelmäßig zu beprobenden Standorte in den Küstengewässern werden von den zuständigen Landesbehörden festgelegt. Die Positionen sind dabei so gewählt, dass sie repräsentativ die unterschiedlichen Wasserkörpertypen abdecken. Für die Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns sind insgesamt 21 Wasserkörper ausgewiesen. Die Beprobungen für das Phytoplankton werden je nach Lage der Stationen mit Schiffen, mit gecharterten Helikoptern oder an einer Mole von Land aus durchgeführt. In der Regel werden physikochemische Begleitparameter (Temperatur, Salinität, pH-Wert etc.) ebenfalls erfasst sowie Proben für die chemische Analytik (Nährstoffe) genommen. Für die Probenahme vor Ort ist folgende Ausrüstung notwendig: Kühltasche/-box mit Kühlelementen Eimer mit Seil oder (Integral)Wasserschöpfer Messbecher/Messzylinder (1 l) Trichter 100-ml-Klarglasflaschen mit Schraubverschluss und Dichtung Lugol’sche Lösung Pipette Spritzflasche mit Aqua dest. Fließpapier (Küchenrolle) oder Handtuch Probenkanister (5 l) Protokollbuch oder Formular Die Entnahme der Proben für die qualitative und quantitative Analyse des Phytoplanktons sollte bei geschichteten Wasserkörpern grundsätzlich integrierend über die euphotische (lichtdurchflutete) Zone erfolgen. Dazu sind Integralschöpfer geeignet, die kontinuierlich über die beprobte Tiefe Wasser entnehmen und so eine Mischprobe erzeugen. Eine solche Probe kann auch gewonnen werden, in dem aus verschiedenen Tiefen einzeln entnommene Wasservolumina gleicher Größe anschließend vereinigt werden. In nicht geschichteten Wasserkörpern genügt eine einmalige oberflächennahe Beprobung im Bereich bis zu 1 m Tiefe mit einem einfachen Wasserschöpfer oder Eimer. Für die späteren mikroskopischen Analysen im Labor wird aus der gut durchmischten Probe eine Unterprobe in eine 100-ml-Klarglasflasche gefüllt. Zur Fixierung der Organismen erfolgt die Zugabe von Lugol’scher Lösung (ca. 1 ml pro 100 ml Probe). Anschließend lagern die Flaschen gekühlt und dunkel bis zur Auswertung. Für die Gewinnung der Proben zur späteren Bestimmung des Chlorophyll-a-Gehaltes wird die gleiche Integral- bzw. oberflächennah genommene PSchöpfprobe wie zum Abfüllen der Flaschen für die qualitative und quantitative Analyse des Phytoplanktons genutzt. Für die Probenahme vor Ort ist folgende Ausrüstung notwendig: Kühltasche/-box mit Kühlelementen Eimer mit Seil oder (Integral)Wasserschöpfer Messbecher/Messzylinder (1 l) Glasfaserfilter GF/F Filtrationseinrichtung Vakuumpumpe (wenn Stromanschluss vorhanden) oder Handpumpe Pinzette Petrischalen oder Zentrifugenröhrchen Alufolie Spritzflasche mit Aqua dest. Fließpapier (Küchenrolle) oder Handtuch Probenkanister (5 l) Protokollbuch oder Formular Ein definiertes Volumen der gut durchmischten Unterprobe wird mit geringem Unterdruck über GF/F-Glasfaserfilter gesaugt, so dass sich die im Wasser enthaltenen Partikel (darunter auch das Phytoplankton) auf dem Filter zu einem gut gefärbten sichtbaren Belag anreichern. Diese Filter werden in ein adäquates Gefäß (Petrischale oder Zentrifugenröhrchen) gegeben, das zum Schutz vor einfallendem Licht mit Alufolie umhüllt und tiefgefroren wird. Die so behandelten Proben lagern dann bis zur späteren Messung im Labor. Die Quantifizierung der unterschiedlichen Algentaxa hinsichtlich ihrer Abundanz (Anzahl von Individuen pro Volumeneinheit) erfolgt mit Hilfe der Inversmikroskopie-Technik (Abbildung 1). Für die Analytik werden die folgenden Materialien benötigt: Inversmikroskop (umgekehrtes Mikroskop) mit Okularzählstreifen und -mikrometerskala Sedimentationskammern unterschiedlichen Volumens Zählsoftware oder Zählprotokoll Je nach erwarteter Dichte des Phytoplanktons (einen Hinweis darauf gibt die Chlorophyll-a-Konzentration) wird eine gut durchmischte Probe direkt aus den Probenflaschen in eine 3-, 5-, 10-, 25-, 50- bzw. 100-ml-Sedimentationskammer angesetzt, je nach Größe mindestens 8 bis 48 Stunden zur Sedimentation waagerecht abgestellt und anschließend mit Hilfe eines umgekehrten Mikroskops ausgewertet. Dabei wird die gesamte Kammerfläche (oder definierte Teilabschnitte bei unterschiedlichen Vergrößerungen) systematisch abgefahren, die gefundenen Phytoplanktonorganismen bestimmt und in ihrer Anzahl erfasst. Die Analyse erfolgt nach der Vorschrift von HELCOM (2015) , bei der für alle dominanten Taxa mindestens je 50 und insgesamt über 500 Einheiten erfasst werden sollen. Die Angabe der Abundanz für jedes Taxon erfolgte schließlich in Zellen bzw. Zähleinheiten (z. B. Fadenstücke definierter Länge, Kolonien etc.) pro Liter. Durch Aufsummieren erhält man die Gesamtabundanz pro Probe. Die Abschätzung des Biovolumens erfolgt gemäß DIN EN 16695 (2015-12) und der im gesamten HELCOM-Raum genutzten Taxaliste der Phytoplankton Expertengruppe (PEG) in der jeweils aktuellsten Fassung. Durch die Norm ist jeder Gattung bzw. abweichenden Art ein idealisierter geometrischer Körper zugeordnet. Entweder werden die für die Berechnung des entsprechenden Biovolumens notwendigen Dimensionen bei einer repräsentativen Anzahl von Zellen jeder Art, Gattung oder Gruppe unter dem Mikroskop mittels eines kalibrierten Okularmikrometers vermessen (für notwendige aber im mikroskopischen Bild nicht messbare Dimensionen sind in der Norm bzw. der PEG-Liste für die relevanten Taxa entsprechende Faktoren angegeben), oder jedes Taxon wird in einer adäquaten Anzahl von Größenklassen erfasst (HELCOM Taxaliste PEG), denen entsprechend der zugeordneten Geometrie ein Standardvolumen zugewiesen ist. In beiden Fällen kann in Kombination mit der ermittelten Abundanz das Volumen jedes Taxons in der Probe berechnet werden. Die Angabe erfolgt in µm³ pro Liter. Durch Aufsummieren erhält man das Gesamtbiovolumen pro Probe, das in mm³ pro Liter ausgewiesen wird. Die Ermittlung des Biovolumens erfolgt im gleichen Durchgang wie die Quantifizierung unter dem Inversmikroskop. Die Bestimmung der Chlorophyll-a- und Phaeopigment-Mengen erfolgt grundsätzlich durch Extraktion mit einem Lösungsmittel und anschließende photometrische Bestimmung der Konzentration. Einzelne Schritte in dieser Prozesskette werden von den verantwortlichen Laboratorien jedoch unterschiedlich gehandhabt ( HELCOM 2015 , DIN 38412-16:1985-12, BLMP 2009b, BLMP 2009c, Lorenzen 1967, Jeffrey & Humphrey 1975)). Es sind folgende Materialien notwendig: Ethanol oder Aceton Aqua dest. Wasserbad Homogenisator Zentrifuge oder Filtrationseinrichtung Photometer und zugehörige Küvetten Pinzette Spatel Salzsäure Pipette Protokollbuch oder Formular Die Extraktion des Chlorophyll‑a aus den nach der Probenahme eingefrorenen und später homogenisierten Filtern erfolgt mit 70 °C heißem Ethanol oder mit Aceton. Nach einer bestimmten Extraktionszeit und der Entfernung der Filterreste durch Zentrifugation oder Filtration wird die Extinktion des Überstandes photometrisch bei der für das benutzte Extraktionsmittel spezifischen Wellenlänge des Absorptionsmaximums des Chlorophyll-a gemessen (665 nm für Ethanol, 663 nm für Aceton). Dabei wird das Chlorophyll-a als wichtigstes Photosynthesepigment zunächst als Gesamt-Chlorophyll-a inklusive der Abbauprodukte, der Phaeopigmente, bestimmt. Durch Messung bei 750 nm und Subtraktion dieses Messwertes vom Wert des Absorptionsmaximums wird eine Trübungskorrektur durchgeführt. Es erfolgt anschließend eine erneute Bestimmung der Extinktion nach Ansäuern des Extraktes mit Salzsäure, wodurch das Chlorophyll vollständig in Phaeopigmente überführt wird. Auch für diesen Schritt erfolgt eine Trübungskorrektur. Aus den Extinktionswerten der beiden Messungen (vor und nach der Ansäuerung), dem benutzten Extraktionsvolumen, dem ursprünglich filtrierten Probenvolumen und der Küvettenlänge lassen sich nun die Konzentrationen des aktiven Chlorophyll-a und der Phaeopigmente rechnerisch ermitteln und in µg pro Liter angeben.

Maulwurf

Ein Lernangebot für Kinder. Ist der cool: Maulwurf mit Rüsselnase. Eines unserer merkwürdigsten heimischen Säugetiere lebt direkt vor deiner Haustür: Der Maulwurf. Fast blind, ausgestattet mit einer kleinen Rüsselnase und riesigen Vorderpfoten, sieht er ziemlich bizarr aus.

Nützlinge im Garten

Natürliche Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen im Garten Ohne Chemie: Wie Sie nachhaltig mit Nützlingen gärtnern Verzichten Sie auf chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ im Garten. Tolerieren Sie potentielle Schädlinge, solange sie nicht massenhaft vorkommen. Setzen Sie gekaufte Nützlinge gezielt ein, zum Beispiel im Gewächshaus. Gestalten Sie Ihren Garten möglichst naturnah. Gewusst wie Bienen bestäuben Pflanzen, Vögel fressen Raupen und Igel vertilgen Schnecken. Neben diesen Nützlingen gibt es weniger bekannte Tiere, die Blumen, Obst, Gemüse und andere Pflanzen vor Schädlingsbefall schützen. Wichtig ist, die Balance zwischen Nützlingen und Schädlingen nicht zu stören. Sie gefährden dieses Gleichgewicht, wenn Sie chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ einsetzen oder wenn der Garten zu wenige Versteckmöglichkeiten bietet. Die chemische Giftkeule wird eingemottet : Bei Pilzkrankheiten, Schädlingsbefall und Unkräutern setzen viele Gärtner*innen chemische Pflanzenschutzmittel (⁠ Pestizide ⁠) ein. Doch die "Giftspritze" hat gravierende Nachteile: Über unsere Nahrung nehmen wir häufig Rückstände dieser Pestizide in unseren Körper auf. Außerdem töten sie nicht nur Schädlinge im Garten, sondern häufig auch Nützlinge. Dann fehlen die Bienen zum Bestäuben und die Florfliegen zum Bekämpfen der Blattläuse. Ein Teufelskreislauf. Verzichten Sie deshalb auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, zumal es viele wirksame Alternativen gibt. Toleranz gegenüber Lebewesen: Nützlinge können sich nur dann im Garten ansiedeln und vermehren, wenn sie auch langfristig Futter finden. Gehen Sie daher nicht in jedem Fall gegen vermeintliche Schädlinge vor. Verzichten Sie zum Beispiel darauf, bereits die ersten Blattläuse im Frühjahr zu bekämpfen. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle, zum Beispiel für Spinnen, Florfliegen, Schlupfwespen und Marienkäfer. Nützlinge gezielt einsetzen: Neben Nützlingen, die sich von selbst im Garten ansiedeln, gibt es solche, die im Fachhandel zu kaufen sind. Sie können sie im Garten und insbesondere im Gewächshaus ansiedeln. Die Kosten hängen von der Größe der zu behandelnden Fläche und der Nützlingsart ab. Sie sind aber zumeist günstiger als chemische Pflanzenschutzmittel. Der große Vorteil: Es gibt kaum Gefahren durch Fehlanwendungen. Viele Nützlinge lassen sich gegen mehrere Schädlingsarten einsetzen und vermehren sich oft selbst weiter, solange noch Schädlinge als Nahrungsgrundlage aufzuspüren sind. Tun Sie sich mit anderen Menschen im Hobbygarten zusammen. Sammelbestellungen sind wesentlich günstiger. Beispiele für den Nützlingseinsatz: Gegen Blatt- und Wollläuse, Thripse und Spinnmilben hilft Ihnen der Einsatz von Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea) . Hängen Sie Pappkärtchen und Pappwaben mit Florfliegeneiern oder Larven an die befallenen Pflanzen. Fünf Kärtchen mit je 120 Florfliegeneiern reichen für 20 Quadratmeter und kosten etwa 10 Euro. Für den Einsatz gegen Thripse empfehlen sich außerdem Raubmilben der Gattung Amblyseius . Fünf Tütchen kosten rund zehn Euro. Sind Ihre Obstbäume von Apfelwicklern befallen, hilft der Einsatz von Nematoden der Art Steinernema feltiae . Eine Packung mit sechs Millionen der winzigen Fadenwürmer in Tonpulver kostet etwa 15 Euro. Das reicht für drei große Bäume. Der Einsatz der Schlupfwespe Encarsia formosa hilft unter anderem gegen den Schädlingsbefall von Tomatenkulturen durch die Weiße Fliege. 600 Puppen sind für rund 15 Euro zu bekommen. So gestalten Sie Ihren Garten naturnah: Bieten Sie durch das Anhäufen von ⁠ Totholz ⁠ und Blättern den Tieren Versteckmöglichkeiten. Igel brauchen mehrere Sommerschlafplätze und einen weiteren Platz für den Winterschlaf. Dafür nutzen sie gerne Komposthaufen, Reisighaufen, große Laubhaufen oder dichte Gebüsche. Legen Sie gemischte Blüten- und Wildobsthecken an, auch eine Trockenmauer und ein kleiner Teich machen den Garten abwechslungsreicher. Schneiden Sie Stauden erst im Frühjahr zurück. Viele nützliche Insekten überwintern in ihren Blütenstängeln. Ziehen Sie ungefüllte Blüten den gefüllten Sorten vor. Bei gefüllten Blüten haben sich die Staub- und/ oder Fruchtblätter zu Blütenblättern umgebildet. Dadurch produzieren diese Blüten weniger oder gar keinen Nektar und keine Pollen mehr. Zudem kann es passieren, dass ihre Blütenblätter den Tieren den Weg zu den Staubgefäßen und zum Nektar versperren. Bitte stellen Sie ganzjährig Wasser für die Tiere im Garten bereit. Eine größere Schale auf dem Boden dient Kleinsäugern als Tränke und Vögeln als Badestelle. Kleine Schälchen mit Steinen darin dienen Insekten als Tränke. Das Wasser muss täglich gewechselt werden, da insbesondere für Vögel eine hohe Ansteckungsgefahr für Krankheiten besteht! Hängende Tränkeflaschen sind für Vögel eine keimarme Alternative. Tolerieren Sie den Maulwurf im Garten! Maulwürfe sind nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und dürfen somit weder gestört, gefangen noch getötet werden. Maulwürfe sind sehr nützlich, sie fressen z.B. Schnecken, Engerlinge und Schnakenlarven. "Hotels" für Nützlinge: Wenn Sie es optisch etwas aufgeräumter mögen, können Sie auf andere Weise für Versteckmöglichkeiten sorgen. Ein Igelhaus dient den Tieren als Platz zum Überwintern. Es ist zum Beispiel im Baumarkt erhältlich, Sie können es aber auch selbst bauen. Igel sind reine Fleischfresser und brauchen Insekten. Die Nahrungssuche gestaltet sich jedoch wegen des Insektensterbens und der heißen Sommer immer schwieriger. Sollten Sie im Herbst Igel finden, die weniger als 600 Gramm wiegen, brauchen diese fachkundige Hilfe ! Wenden Sie sich an Igelstationen, Wildtierauffangstationen oder den Tierarzt! Ein Insektenhotel dient als Überwinterungs-, Nist- und Überlebenshilfe. Wichtige Nützlinge, etwa Schlupfwespen, können darin überwintern. Bauanleitungen gibt es unter anderem beim BUND und beim NABU . Nistkästen lassen sich kaufen, aber auch leicht selbst bauen. Höhlenbrüterkästen sind – je nach Größe des Einfluglochs – zum Beispiel für Blaumeise, Feldsperling oder Gartenrotschwanz geeignet. Es gibt aber auch spezielle Nisthilfen für Waldkäuze, Baumläufer und Stelzen. Wählen Sie Nistkästen und -plätze mit Bedacht aus und beachten Sie dabei die regionalen Gegebenheiten. Weitere Maßnahmen erfahren Sie hier . Hintergrund Umweltsituation: Wer auf chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ verzichtet, unterstützt das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Gegenspielern. Studien belegen, dass sich die Zahl der Schädlinge durch den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in einigen Fällen nicht verringert, sondern sogar erhöht. Sprühnebel, der auf benachbarte blühende Pflanzen weht, gefährdet insbesondere Bienen und andere Bestäuber. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn Vögel, Igel oder andere Tiere kontaminierte Tiere und Pflanzenteile fressen. Gesetzeslage: Wer Pflanzenschutzmittel einsetzt, ohne sich an die Anwendungsbestimmungen auf der Packungsbeilage zu halten, muss gegebenenfalls eine Strafe zahlen. Dass der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln so streng reglementiert und in vielen Fällen verboten ist, liegt nicht nur an der Gefahr für den Menschen, sondern hat auch mit den negativen Auswirkungen auf Nützlinge zu tun. Es gibt deshalb einige Schädlinge, gegen die im Hobbybereich zurzeit keine Insektizide zugelassen sind, zum Beispiel gegen Möhrenfliegen, Kohlfliegen und Maulwurfsgrillen. Marktbeobachtung: Seit vielen Jahren setzen Firmen im Erwerbsgartenbau gezielt Nützlinge ein. Dieser Einsatz gilt dort als eine der wichtigsten Pflanzenschutzmaßnahmen. Mittlerweile wenden sich Anbieter, die sich auf die Vermehrung wichtiger Nützlingsarten spezialisiert haben, mit ihren Produkten auch an Hobbygärtner*innen. Immer mehr Kunden ziehen den Einsatz solcher Tiere dem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel vor. Sie verzichten bewusst auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, weil ihnen, etwa beim Anbau von Gemüse und Obst, eine ungespritzte Ernte wichtig ist. Weitere Informationen finden Sie hier: Ratgeberportal Pflanzenschutz im Garten (⁠ UBA ⁠-Themenseite) Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen (UBA-Themenseite) Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Landwirtschaft (UBA-Themenseite)

Biologische Vielfalt im Boden schützen

Biologische Vielfalt im Boden schützen Ein Teelöffel Boden enthält mehr Organismen als Menschen auf der Erde leben. Im und auf dem Boden leben u.a. Bakterien, Pilze, Insekten, Ameisen, Regenwürmer, Maulwürfe. Diese Bodenvielfalt ist für Klimaschutz und Landwirtschaft von herausragender Bedeutung und trägt zur Reinigung von Luft und Wasser bei. Ein aktuelles Positionspapier fordert deshalb einen stärkeren Schutz der Bodenbiodiversität. 45 Prozent der Böden in Europa haben durch intensive landwirtschaftliche Nutzung deutlich an organischer Substanz, also an Humus und Bodenlebewesen verloren. Das Bodenleben erstickt mehr und mehr infolge großflächiger Versiegelung unserer Böden durch Asphalt und Beton und ungebremster Flächen-Neuinanspruchnahme. So sind in Deutschland etwa 46 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Deshalb fordern die Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU) sowie eine Vielzahl weiterer im Boden- und im Naturschutz tätiger Gremien, Einrichtungen und Verbände in einem gemeinsamen Positionspapier eine verstärkte Wahrnehmung der Bodenbiodiversität und ein entsprechendes Handeln in der Politik. Vier Forderungen zeigen, wie die Vielfalt im und auf dem Boden geschützt und vor weiteren Verlusten bewahrt werden kann. Ein gemeinsames Handeln von Boden- und Naturschutz mit Land- und Fortwirtschaft sowie Wasserwirtschaft, welches durch die Politik unterstützt wird. Hierzu bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU und auf nationaler Ebene, welche die ⁠ Biodiversität ⁠ im Boden und somit den Boden als Lebensgrundlage auch für den Menschen verbessern. Dazu gehören u.a. ein Verbot des Grünlandumbruchs und die Förderung der Rückumwandlung von Acker in Dauergrünland an geeigneten Standorten, der Erhalt verbliebener und Förderungen neuer ökologischer Vorrangflächen unter der Prämisse der ökologischen Vielfalt auf mindestens zehn Prozent der Fläche sowie die gezielte Entwicklung des ökologischen Landbaus durch attraktive Fördermaßnahmen. Die Berücksichtigung der Sustainable Development Goals (SDGs) der ⁠ UN ⁠ durch die EU in ihrer Bodenschutzstrategie und in einer bodenschützenden EU-Agrarpolitik. Auf Insektenarten oder bestimmte Standorte wie Moore abzielende politische Programme sind unzureichend, Schutzziele und -strategien, vor allem in der Landwirtschaft, müssen an ⁠ Nachhaltigkeit ⁠ und Funktionalität ausgerichtet werden. Ein stärkeres Bewusstsein der Politik für den Wert des Bodens als sensiblen und unverzichtbaren Lebensraum und als begrenzte Ressource. Politische Maßnahmen müssen um Maßnahmen der Bildung, Kommunikation und Partizipation ergänzt werden. Diese sollten die Perspektiven unterschiedlicher Gruppen zusammenbringen, den Teilnehmenden eine informierte Meinungsbildung ermöglichen und möglichst konkrete Handlungsperspektiven eröffnen. Referenzdaten für einen guten ökologischen Bodenzustand. Bestehende ⁠ Monitoring ⁠-Programme müssen hierzu dringend um bodenbiologische Erfassungen erweitert, stärker miteinander vernetzt und mit Blick auf die Funktionen der Bodenorganismen ausgewertet werden. Unterzeichnende sind neben der KBU das Bundesamt für Naturschutz, die in Deutschland im Bodenschutz aktiven Fachverbände wie die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft und der Bundesverband Boden, der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.), der WWF Deutschland, die Zukunftsstiftung Landwirtschaft und das Museum Senckenberg für Naturkunde Görlitz. Die Bedeutung des gemeinsamen Positionspapiers unterstreicht der vom Europäischen Rechnungshof Anfang Juni 2020 vorlegte Sonderbericht „Biodiversität landwirtschaftlicher Nutzflächen: Der Beitrag der GAP hat den Rückgang nicht gestoppt“ . Er kommt zu dem Schluss, dass ein Großteil der Finanzierungen der GAP nur geringe positive Auswirkungen auf die biologische Vielfalt hat. Die meisten Direktzahlungen tragen nicht zum Erhalt oder zur Verbesserung der biologischen Vielfalt von Agrarland bei. Die Übernahme Deutschlands für die EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli 2020 eröffnet die Chance, den Schutz des Bodens und damit der Bodenbiodiversität stärker in den Fokus der politischen Arbeit auf europäischer Ebene zu rücken. Mit der im Mai 2020 von der Europäischen Kommission vorgelegten EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 ist ein erster Anfang gemacht. Grundsätzlich müssen Schutzziele und -strategien, vor allem in der Landwirtschaft, an Nachhaltigkeit und Funktionalität ausgerichtet werden. Der langfristige Erhalt des Bodenlebens und der Bodenfruchtbarkeit muss Vorrang vor kurzfristigen Produktivitätssteigerungen haben. Der Bodenschutz muss auch Ziel der EU-Agrarpolitik in der neuen Förderperiode, sowie des europäischen Green Deals und der „ Vom Hof auf den Tisch-Strategie “ sein.

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