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Diversität, Ökologie und Taxonomie der Nacktschneckengattung Limax in Mitteleuropa

Bodenschutz im Alltag

<p>Bodenschutz im Alltag</p><p>Auf dem Boden wachsen Nahrungsmittel, er speichert Wasser und Nährstoffe, er schützt uns vor Überschwemmungen und kann CO2 binden. Wir geben Tipps zum Bodenschutz im Garten, im Alltag und beim Bauen.</p><p>Alle Tipps stammen aus der Broschüre des Umweltbundesamts "<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/boden-schuetzen-leicht-gemacht">Boden schützen leicht gemacht. Mit kleinen Schritten Großes bewirken – im Garten, im Alltag und beim Bauen</a>".</p><p>Bodenschutz im Garten</p><p><strong>Lassen Sie Laub und Pflanzenreste im Garten.</strong>Im Winter bietet Laub vielen Tieren Schutz vor Kälte und Frost: Igeln, aber auch Würmern, Spinnen, Asseln und Insekten. Bakterien, Algen und Pilze zersetzen totes organisches Material, „reinigen“ den Boden und verwandeln das Laub und abgestorbene Pflanzenreste in wertvollen Humus.</p><p><strong>Benutzen Sie Harke und Besen.</strong>Laubsauger und –bläser sind laut, produzieren Abgase und töten die Kleinstlebewesen im Boden.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/wohin-dem-laub">Mehr Infos</a></p><p><strong>Achten Sie auf richtige Bepflanzung.</strong>Wählen Sie eher robuste Arten, die an den Standort angepasst sind und achten Sie auf ausreichend Pflanzenabstand. Dies schont den Boden und deren Nützlinge, wie zum Beispiel Regenwürmer.<br>Verwenden Sie organischen statt mineralischen Dünger. Dafür eignen sich u.a. Kompost, Hornspäne, Knochenmehl oder der Mist von Pferd, Kaninchen und Huhn.Mehr Infos<p><strong>Mehr Nährstoffe dank Gründüngung.</strong>Die Pflanzen werden erst ausgesät und dann im mehr oder weniger grünen Zustand in den Boden eingearbeitet. Dort wirken sie als natürlicher Dünger, außerdem lockert die Gründüngung den Boden und schützt vor Verschlämmung.</p><p><strong>Mulch schützt den Boden vor Austrocknung und Frost.</strong>Als Mulchdecke kann z.B. Grasschnitt, Pflanzenreste oder Holzschnitzel verwendet werden. Die Bodenbedeckung unterdrückt unerwünschte Pflanzen und versorgt den Boden zusätzlich mit Nährstoffen.</p><p><strong>Kompostieren im eigenen Garten.</strong>Der eigene Komposthaufen liefert dank der unzähligen kleine Bodenorganismen und Regenwürmer wertvollen Humus und kann Abfallgebühren sparen.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/kompost-im-garten-die-mischung-machts">Mehr Infos</a></p><p><strong>Mit robusten Sorten gegen Rost und Mehltau.</strong>Nicht alle Pflanzen sind anfällig für diese Pilzerkrankungen. Achten sie deshalb auf Widerstandsfähigkeit und halten Sie ausreichend Abstand zwischen den Pflanzen, damit sich die Pilze nicht ausbreiten können.</p><p><strong>Unerwünschte Pflanzen umweltfreundlich bekämpfen.</strong>Reißen Sie sie mit Hacke und Jäter direkt heraus. Alternativen sind kochendes Wasser, Dampfstrahler und das Abbrennen der „Unkräuter“.</p><p><strong>Bodenschonend gegen ⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/n?tag=Nacktschnecken#alphabar">Nacktschnecken</a>⁠.</strong>Artenvielfalt im Garten zieht natürliche Schneckenfeinde wie Igel, Kröten, Blindschleichen, Amseln oder Drosseln an. Jungpflanzen schützen sie am besten mit Schneckenzäunen oder Salathauben. Wege werden mit rauen Materialien oder speziellen Anstrichen schneckenunfreundlich gestaltet. Schnecken sind am liebsten abends unterwegs und lieben feuchte Böden – deshalb morgens gießen, damit es bis zum Abend wieder trocken ist. Schlupfwinkel werden zerstört, indem der Boden regelmäßig aufgelockert wird. Kaffeesatz oder Kaffeepulver vertreiben nicht nur Schnecken oder Ameisen, sondern wirken dank des Mineraliengehalts auch als natürlicher Dünger.</p><p><strong>Verwenden Sie nur torffreie Gartenerde.</strong>Torf wird in Mooren abgebaut, die so unwiederbringlich zerstört werden. Moore sind wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen und speichern viel ⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/c?tag=CO2#alphabar">CO2</a>⁠. Ihre Zerstörung trägt also zum ⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimawandel#alphabar">Klimawandel</a>⁠ bei.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/garten-freizeit/blumenerde%20">Mehr Infos</a></p><p><strong>Versiegelter Boden verliert seine Fruchtbarkeit, Wasserdurchlässigkeit und –speicherfähigkeit.</strong>Stein, Beton, Stahl und Asphalt verhindern außerdem die Abkühlung der Luft in der Nacht. Auch wenn weniger als 50 Prozent des Bodens versiegelt sind, behindert das bereits Abkühlungseffekte und die ⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/g?tag=Grundwasserneubildung#alphabar">Grundwasserneubildung</a>⁠. Verwenden Sie wasserdurchlässige Beläge, wo möglich – zum Beispiel Holzschnitzel für Wege.</p><p><strong>Regenwürmer lockern, durchmischen und belüften den Boden.</strong>Stechen Sie spatenbreite Bodenstücke eines mit Regenwürmern gut belebten Bodens aus und mischen Sie ihn unter Ihre Gartenerde. Die Würmer bleiben, wenn sie organische Gartenabfälle als Nahrung bekommen.</p><p><strong>Bienen anlocken.</strong>Die blau-violett blühende Bienenweide (Phacelia), Klee oder Gelber Senf produzieren viel Nektar und Pollen und sind außerdem bewährte Gründünger, die den Boden verbessern.</p><p>Mehr Infos rund um Pflanzenschutz im Garten gibt es im<a href="https://www.umweltbundesamt.de/pflanzenschutz-im-garten-startseite%20">Pflanzenschutzportal des UBA</a>.</p><p>Bodenschutz im Alltag</p><p><strong>Kaufen Sie regional und saisonal ein.</strong>Das vermeidet lange Transporte und spart Energie und Düngemittel ein.</p><p><strong>Bio-Lebensmittel schützen auch den Boden.</strong>In der ökologischen Landwirtschaft wird weitestgehend auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger verzichtet.</p><p><strong>Fleisch hat einen größeren ökologischen Fußabdruck als pflanzliche Kost.</strong>Auch Erbsen, Bohnen und Linsen sind eine gute Eiweißquelle – außerdem fördert ihr Anbau die Bodenfruchtbarkeit.</p><p><strong>Verzichten Sie auf unnötige Verpackungen.</strong>Nutzen Sie Mehrwegnetze oder mitgebrachte Behälter, um den Einkauf zu verpacken.</p><p><strong>Auch abgelaufene Lebensmittel sind oft noch genießbar.</strong>Vertrauen Sie Ihren Sinnen, viele Lebensmittel sind weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus noch gut.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/lebensmittel-wider-die-verschwendung">Mehr Infos</a></p><p><strong>Keine Plastiktüten in die Biotonne.</strong>Plastiktüten können in Kompostanlagen weder abgebaut noch vollständig entfernt werden und gelangen in kleinsten Teilchen mit dem Kompost auf die Felder und den Boden, ins Grundwasser und die Meere. Bioabbaubare Tüten sind keine gute Alternative, da sie nur unter ganz bestimmten Bedingungen zerfallen.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/tueten-aus-bioplastik-sind-keine-alternative">Mehr Infos</a></p><p><strong>Asche gehört in den Restmüll.</strong>Asche ist nicht als Dünger oder Kompost geeignet – sie enthält zwar Mineralien, aber auch giftige Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/p?tag=PAK#alphabar">PAK</a>⁠).</p><p><strong>Giftige Stoffe dürfen nicht im Hausmüll entsorgt werden.</strong>Dazu zählen auch Batterien und Akkus, die vom Händler wieder zurückgenommen werden. Defekte Elektrogeräte können auf Wertstoffhöfen abgegeben werden, auch Händler nehmen unter bestimmten Bedingungen Altgeräte zurück. Auch Farben und Lacke sind Sonderabfall und gehören auf den Wertstoffhof.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/das-elektrog-leistet-einen-wichtigen-beitrag%20">Mehr Infos</a></p><p><strong>Ohne Streusalz gegen Glätte.</strong>Streusalz schadet Bodenorganismen und Pflanzen direkt und indirekt über Zellschäden und Verätzungen und kann über das Schmelzwasser ins Grundwasser gelangen. Setzen Sie bei Glätte besser auf Schneeschieber, Besen und Kies, Splitt oder Sand.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/streumittel-streusalz">Mehr Infos</a></p><p><strong>Holzschutzmittel ohne Biozide.</strong>Streichen Sie Lauben, Schuppen und Zäune mit schadstoffarmen Anstrichen und biozidfreien Lösungen, die den Blauen Engel tragen. Biozide sind schädlich für die Gesundheit von Tier, Mensch und Pflanze.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/kampf-gegen-keime-insekten-co">Mehr Infos</a>,<a href="https://www.blauer-engel.de/de/produktwelt/bauen-heizen/varnishes-glazes-and-primers/glazes%20">Lasuren mit dem Blauen Engel</a></p><p><strong>Waschen Sie Ihr Auto nur in Waschanlagen</strong>. Reinigungsmittel können Bodenorganismen negativ beeinflussen oder sich im Boden anreichern. In Waschanlagen werden Waschwasser und Schadstoffe in die Kläranlagen geleitet und gereinigt.</p><p>Bodenschutz beim Bauen</p><p>Beim Bauen werden Böden oft geschädigt durch</p><p><strong>Bodenschutz bereits in der Planungsphase berücksichtigen.</strong>Dazu gehören die Baufeldvorbereitung, die Bestimmung von Tabuflächen, ein schonender Aushub und eine schonende Zwischenlagerung des Bodens sowie ein Lastverteilungsplan bei zeitweiser Nutzung von Gartenflächen. Weitere Infos zum Bodenschutz in der Planungs- und Bauphase beim<a href="https://www-lanuv-fis.nrw.de/bodenschutz-beim-bauen">Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen</a>und beim<a href="https://umwelt.hessen.de/umwelt/bodenschutz">Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.</a></p><p><strong>Bauschutt fachgerecht entsorgen.</strong>Bauabfälle enthalten z.B. Putz und Mörtel, Farbreste, Schrauben und Nägel, Plastik oder chemisch belastetes Altholz, die Böden kontaminieren oder als Grobbestandteile verschlechtern. Bauabfallentsorger finden Sie über die Stadtreinigung Ihrer Kommune.</p><p><strong>Weitere Versiegelung vermeiden.</strong>Mit Sanierung, Modernisierung und Aufstockung können vorhandene Strukturen neu genutzt oder erweitert und so die Versiegelung weiterer Flächen verhindert werden. Für Wege und Stellplätze können wasserdurchlässige Bauteile wie z.B. Rasengittersteine verwendet werden.</p>

Nacktschnecken

<p>Nacktschnecken umweltschonend aus dem Garten vertreiben</p><p>Welche Maßnahmen gegen Nacktschnecken im Garten helfen</p><p><ul><li>Schaffen Sie Rückzugsräume für die Fressfeinde der Schnecken.</li><li>Stellen Sie Bierfallen innerhalb des Schneckenzauns auf.</li><li>Sammeln und entsorgen Sie die Schnecken.</li><li>Kaufen Sie spezielle Fadenwürmer, die auf Schneckenjagd gehen.</li><li>Verzichten Sie möglichst auf Schneckenkorn.</li></ul></p><p>Gewusst wie</p><p>Mit erstaunlichem Appetit fressen sich manche Nacktschneckenarten durch den Garten. Trotzdem sollten Sie nicht sofort zu chemischen Mitteln greifen. Auch nützliche Schneckenarten und andere Tieren könnten geschädigt werden. Es gibt ein Bündel von wirkungsvollen vorbeugenden Maßnahmen.<br>So locken Sie die Fressfeinde der Schnecken an:⁠Nacktschnecken⁠ stehen ganz oben auf der Speisekarte vieler Tiere. Wo sich Igel, Eidechsen, Kröten und Vögel wohlfühlen, haben es Nacktschnecken nicht leicht.Auf Schnecken spezialisierte Fadenwürmer:Über den Fachhandel und das Internet können Sie winzige Fadenwürmer (parasitäre Nematoden) der Art Phasmarhabditis hermaphrodita kaufen. Sie sind für Menschen und Haustiere vollkommen ungefährlich, dafür befallen sie Nacktschnecken, um sich in ihrem Inneren zu vermehren. Das mag etwas unheimlich klingen, ist aber sicher, unkompliziert und gegen einige Schneckenarten sehr effektiv. Zu beachten ist, dass diese Fadenwürmer auch nützliche Schneckenarten aus der Familie der Schnegel befallen können. Tigerschnegel zum Beispiel jagen und fressen andere Nacktschnecken, befallen aber keine lebenden Pflanzen. Deshalb sollten Nematoden auch nur im Notfall zum Einsatz kommen. Barriere-Methoden, regelmäßiges Absammeln, der Einsatz von Nützlingen oder auch die Haltung von Laufenten sind die bessere Wahl!Nacktschnecken mögen es feucht:Schutz für junge Pflanzen:Manche Nacktschnecken haben eine Schwäche für frisches Grün. Jungpflanzen sind besonders zart und daher auch besonders gefährdet.Die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) ist der häufigste und bekannteste Schädling unter den Nacktschnecken.Die Gartenwegschnecke (Arion distinctus) gehört ebenfalls zu den Schadschnecken.Auch die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) fällt aus Gärtnersicht oft negativ auf.Gelegentlich tritt auch der Mittelmeerschnegel (Deroceras panormitanum) als Schädling auf.Kein Schädling: Die Braune Wegschnecke (Arion fuscus).Die Gelbstreifige Wegschnecke (Arion fasciatus) ist im Garten anzutreffen, aber kein Schädling.Der Wurmschnegel (Boettgerilla pallens) vertilgt unter anderem Eier von Nacktschnecken.Die Große Glanzschnecke (Oxychilus draparnaudi) frisst Schneckeneier und junge Nacktschnecken.Bierfallen sind besonders wirksam:Um auch unterirdisch lebende Schnecken einzufangen, locken Sie sie mit Bier an. Füllen Sie die Becher alle zwei Tage zur Hälfte und graben sie in den Boden ein. Der Geruch lockt die ⁠Nacktschnecken⁠ an, sie ertrinken in der Flüssigkeit. Leider lässt sich nicht vermeiden, dass auch Nützlinge, wie etwa Spinnen, in der Falle landen. Lassen Sie die Becher ein bis zwei Finger breit aus dem Boden herausschauen, um den Beifang zu reduzieren. Bierfallen sind aber nur innerhalb eines Schneckenzauns sinnvoll, da sie in offenen Beeten zusätzliche Schnecken aus der Umgebung anlocken.Widerstandsfähige Pflanzen: Es gibt Kräuter, Blüten- und Gemüsepflanzen, an die Schnecken kaum rangehen. Das gilt zum Beispiel für Bartnelken, Ringelblumen und Fingerhut, für Gemüsepflanzen, wie etwa Tomaten oder Kartoffeln, und für Kräuter – zum Beispiel für Rosmarin, Salbei und Thymian.Was Sie noch tun können:HintergrundUmweltsituation:Es gibt rund 400 Landschneckenarten in Deutschland, nur wenige davon richten einen nennenswerten Schaden an: die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus), die Gartenwegschnecke (Arion distinctus/A. hortensis) und die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum). Der Einsatz von Schneckenkorn gefährdet das Überleben aller Schneckenarten, auch wenn die meisten zugelassenen Produkte nur gegen ⁠Nacktschnecken⁠ verwendet werden dürfen. Aufgenommen wird das Mittel aber auch von Schneckenarten, die keine Schäden im Hobbygarten verursachen und für ein funktionierendes ⁠Ökosystem⁠ unverzichtbar sind. Selbst unter Naturschutz stehende Arten wie die Weinbergschnecke sind gefährdet.Produkte mit dem Wirkstoff Metaldehyd können in der Umwelt Schäden verursachen. Fressen Vögel oder Säugetiere Schnecken, die zuvor Schneckenkorn mit diesem Wirkstoff aufgenommen haben, können auch sie sich dadurch vergiften. Zudem enthalten die Fraßköder Mehl oder ähnliche Substanzen mit Nährwert. Dadurch steigt die Gefahr, dass Vögel und ⁠Kleinsäuger⁠ das Granulat fressen – insbesondere, wenn das alternative Futterangebot im Garten gering ist. So nehmen vor allem kleine Vögel eine Dosis Metaldehyd auf, an der unter Versuchsbedingungen im Zulassungsverfahren die Hälfte aller Tiere stirbt.Gesetzeslage:Wer sich selbst Anti-Schnecken-Mittel zusammenbraut, handelt gegen das Gesetz. Das gilt zum Beispiel auch für ⁠Pflanzenschutzmittel⁠ aus Kaffee- oder Chili-Sud. Sie können auch Nützlinge und sogar die behandelten Pflanzen in Mitleidenschaft ziehen. Das Pflanzenschutzgesetz verbietet ausdrücklich den Einsatz von Präparaten, die nicht offiziell als Pflanzenschutzmittel zugelassen, aber dazu geeignet sind, andere Organismen zu schädigen. So dürfen Hobby-Gärtner*innen auch kein Salz streuen, um Schnecken zu bekämpfen. Erlaubt sind hingegen ⁠Pflanzenstärkungsmittel⁠ wie Brennnesselauszüge oder Knoblauchsud.Neben den gängigen Anti-Schnecken-Produkten, die es zu kaufen gibt, durften Hobby-Gärtner*innen bis zum Herbst 2014 auch Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Methiocarb einsetzen. Dieser ist mittlerweile in allen EU-Ländern verboten. Noch vorhandene Reste landen als Sondermüll in den örtlichen Sammelstellen. Methiocarb stört die Nahrungskette im Garten besonders stark.&nbsp; In Kleinnagern wurden so hohe Konzentrationen nachgewiesen werden, dass sich daraus auch ein Risiko für Eulen und Greifvögel ableiten ließ. In toten Wacholderdrosseln und Rotkehlchen fanden sich ebenfalls Rückstände von Methiocarb. Daher ist der Wirkstoff nicht mehr gegen Schnecken zugelassen.Weitere Informationen finden Sie hier:Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen(⁠UBA⁠-Themenseite)

Blattläuse

<p>Tipps für einen umweltschonenden Umgang mit Blattläusen</p><p>So bekämpfen Sie Blattläuse ohne Chemie</p><p><ul><li>Gestalten Sie Ihren Garten naturnah, um Fressfeinde der Blattläuse anzulocken.</li><li>Siedeln Sie im Gewächshaus gezielt Nützlinge an.</li><li>Wählen Sie Pflanzensorten, die bei Blattläusen unbeliebt sind.</li><li>Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig, damit die Läuse sich nicht massenhaft vermehren.</li><li>Entfernen Sie Blattläuse per Hand oder Wasserstrahl.</li></ul></p><p>Gewusst wie</p><p>Blattläuse zählen neben ⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/n?tag=Nacktschnecken#alphabar">Nacktschnecken</a>⁠ zu den bekanntesten Schädlingen im Garten. Sie stechen die Pflanzen an, auf denen sie sich angesiedelt haben, und saugen den zuckerhaltigen Pflanzensaft. Blattläuse können auch Viruserkrankungen auf die Pflanzen übertragen. Andererseits spielen Blattläuse eine wichtige Rolle in der Nahrungskette. Viele Vogelarten, Spinnen und Marienkäfer ernähren sich von ihnen.</p><p><strong>Auch im Gewächshaus befallen Blattläuse die Pflanzen:</strong>Kaufen Sie bei Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, Nützlinge für das Gewächshaus. Hier sind einige Beispiele:</p><p>Zahlreiche Nützlinge können im Garten und im Gewächshaus unauffällig aber effektiv gegen Schaderreger eingesetzt werden.</p><p><strong>Blattläuse meiden starke Pflanzen:</strong>Achten Sie schon beim Kauf eines Gewächses darauf, dass es zu den Lichtverhältnissen in Ihrem Garten passt. Verkümmerte Pflanzen sind ein gefundenes Fressen für Blattläuse. Dasselbe gilt für überdüngte Pflanzen, weil sie ein weiches Gewebe haben.</p><p><strong>Mit Handarbeit gegen Lausbefall:</strong></p><p><strong>⁠<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/p?tag=Pflanzenschutzmittel#alphabar">Pflanzenschutzmittel</a>⁠ nur im Notfall:</strong>Die meisten chemischen Pflanzenschutzmittel schaden auch Nützlingen. Wer sie trotzdem verwendet, gefährdet das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Feinden. Bei vielen Präparaten sind mehrere Spritzungen innerhalb weniger Wochen notwendig. Trotzdem entwischen manche Läuse, die sich an den Triebspitzen, an Blattunterseiten und Wurzeln verstecken. Wer im Notfall die Blattläuse trotzdem mit chemischen Mitteln bekämpfen will, sollte sich genau darüber informieren:</p><p>Die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) ist im Frühjahr vorwiegend auf Pfirsichbäumen anzutreffen und wechselt im Sommer auf Gemüsepflanzen. Sie ist vor allem als Virusüberträger von Bedeutung. Unkräuter werden auch befallen und sollten daher im Gemüsebeet gejätet werden.</p><p>Bei einem starken Befall mit der schwarzen Mehligen Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea) wachsen Triebe verkrümmt, Blätter fallen vorzeitig ab, befallene Früchte bleiben klein. Im Hobbygarten kann ein Befall meist toleriert werden.</p><p>Ein Befall mit Apfelfaltenläusen (Dysaphis anthrisci, D. derecta) ist leicht zu erkennen: Die Ränder der Apfelblätter erscheinen faltenartig aufgeworfen und sind leuchtend rot gefärbt. Dem Baum schaden die meist blaugrau gefärbten Blattläuse aber in der Regel kaum, eine Bekämpfung ist daher nicht notwendig.</p><p>Die Grüne Apfelblattlaus (Aphis pomi) ist vorwiegend an jungen Bäumen anzutreffen, insbesondere, wenn sie zu viel gedüngt wurden. Eine Bekämpfung ist daher im Hobbygarten nicht notwendig. Befallene Blätter können abgepflückt, stark befallene Triebspitzen abgeschnitten und über den Kompost oder Biomüll entsorgt werden.</p><p>Die Apfelgraslaus (Rhopalosiphum insertum) ist vorwiegend an alten Bäumen anzutreffen – meist schon zu Saisonbeginn in größerer Zahl. Sie sollte geschont werden, da sie den Fressfeinden zahlreicher Blattlausarten als erste Nahrung dient und ihnen somit hilft, sich rasch zu vermehren.</p><p>Schwarze Kirschenblattläuse (Myzus cerasi, M. prunavium) sitzen an den Blattunterseiten insbesondere der Triebspitzen und verursachen gekräuselte und eingerollte Blätter. Kontrollieren Sie die Gehölze im Frühjahr, noch ehe sich die Blütenknospen öffnen, regelmäßig auf einen Befall.</p><p>Die Große Rosenblattlaus (Macrosiphum rosae) muss in der Regel nicht bekämpft werden. Die etwa vier Millimeter großen grünen Blattläuse werden durch Nützlinge meist gut in Schach gehalten. Sie können Sie auch mit einem harten Wasserstrahl abspritzen oder mit den Fingern abstreifen.</p><p>Die Blutlaus (Eriosoma lanigerum) verbirgt sich ähnlich wie Wollläuse unter weißen Wachsfäden. Beim Zerdrücken tritt die namensgebende blutrote Flüssigkeit aus. In der Regel genügt es, Blutlauskolonien an der Rinde abzubürsten, den Rest erledigen Nützlinge wie die Blutlauszehrwespe (Aphelinus mali).</p><p>Hintergrund</p><p><strong>Umweltsituation:</strong>Allein im Mitteleuropa sind rund 850 Blattlausarten bekannt. Meist ist ihr Befall harmlos, allerdings können sie in einzelnen Fällen der Pflanzengesundheit nachhaltig schaden, da sie Viruskrankheiten übertragen. Sie geben zum Beispiel Tabakmosaikviren an Tomaten, Gurken und Paprika und das Scharkavirus an Steinobst weiter.<br>Es gibt Pflanzensorten, die gegen den Befall von Blattläusen resistent sind. Allerdings wurden in einigen Versuchen regionale Unterschiede nachgewiesen. In einigen Regionen Deutschlands sind in den vergangenen Jahren die Blattlausresistenzen zusammengebrochen. Soll heißen, die Schädlinge befallen auch Sorten, die sie vorher verschmäht haben. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in deutschen Hobby-Gärten hat stark nachgelassen. Viele Menschen bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie es ungespritzt ernten möchten. So unterstützen sie das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Gegenspielern. Studien belegen, dass sich die Zahl der Schädlinge dagegen durch den Einsatz chemischer ⁠Pflanzenschutzmittel⁠ in einigen Fällen nicht verringert, sondern sogar erhöht. Beim Sprühen gegen Schädlinge besteht generell die Gefahr, dass der Sprühnebel auf benachbarte blühende Pflanzen weht und dadurch Bienen oder andere Bestäuber beschädigt. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn Vögel, Igel oder andere Tiere kontaminierte Tiere und Pflanzenteile fressen. Durch ⁠Verdunstung⁠ und Versickern können die chemischen Mittel in das Grundwasser gelangen. Das ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt.<p><strong>Gesetzeslage:</strong>Chemische Pflanzenschutzmittel gegen Blattlausbefall dürfen nur so eingesetzt werden, wie es in der jeweiligen Packungsbeilage steht. Das gesetzliche Zulassungsverfahren sieht vor, dass die Auswirkungen eines Produktes für Umwelt und Gesundheit an den ordnungsgemäßen Gebrauch gekoppelt werden. Wenn es häufiger, in höherer Konzentration oder zu einem anderen Zeitpunkt als empfohlen angewendet wird, können unvertretbare Nebenwirkungen auftreten. Das Pflanzenschutzgesetz verbietet ausdrücklich den Einsatz von Präparaten, die nicht offiziell als Pflanzenschutzmittel zugelassen, aber dazu geeignet sind, andere Organismen zu schädigen. Das gilt auch für selbstgebraute Hausmittelchen.</p><p>Weitere Informationen finden Sie hier:</p><p></p>

Schülerinnen entdecken neues Schneckenvorkommen in Südostniedersachsen

Bevenrode/Braunschweig. Teresa Maier und Tuula Olbert fiel sofort auf, dass diese Tiere anders aussahen: Mit ihrer Entdeckung einer „Kurzen Glasschnecke“ im Braunschweiger Norden zeigen die beiden schneckenbegeisterten Schülerinnen, dass sich die Natur im ständigen Wandel befindet. Die in Norddeutschland seltene Art ist bisher in Niedersachsen kaum nachgewiesen. Teresa Maier und Tuula Olbert fiel sofort auf, dass diese Tiere anders aussahen: Mit ihrer Entdeckung einer „Kurzen Glasschnecke“ im Braunschweiger Norden zeigen die beiden schneckenbegeisterten Schülerinnen, dass sich die Natur im ständigen Wandel befindet. Die in Norddeutschland seltene Art ist bisher in Niedersachsen kaum nachgewiesen. Gut einen Zentimeter lang, ganz schwarz und nur mit einem winzigen Gehäuse im Gepäck: so begegnete das erstmals in Braunschweig gesichtete Exemplar den beiden Schülerinnen der IGS Franzsches Feld. „Wir wussten erst gar nicht, ob es Nacktschnecken sind oder nicht“, erinnert sich Teresa Maier. Die jungen Braunschweigerinnen untersuchen und vergleichen im Rahmen ihrer Facharbeit die Schneckenvorkommen in verschiedenen Schulwäldern. Die Idee dazu hatte ihr Lehrer Thomas Baptist. Schneckenkundlich wird die Arbeit von Walter Wimmer betreut, dem Leiter der Betriebsstelle Süd des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Braunschweig. Der Experte erkannte die Schnecken schnell und zeigte sich überrascht vom außergewöhnlichen Fund: „Bei der Kurzen Glasschnecke ( Vitrinobrachium breve) handelt es sich um eine sogenannte Halbnacktschnecke. Diese Art kommt in Deutschland vor allem am Alpenrand und im Rheintal vor. In Niedersachsen wurde sie erst Ende des letzten Jahrhunderts im äußersten Südwesten erstmals gefunden“. In den vergangenen Jahren wurden auch einzelne Nachweise in anderen Bundesländern erbracht, die wohl durch Verschleppung entstanden sind. Der Fund zeige einmal mehr, dass die Natur ständig im Wandel sei. „Zugleich wird aber auch deutlich, dass selbst Laien immer mit spannenden Funden rechnen können, wenn sie naturkundlich forschen“, glaubt Walter Wimmer. Lehrer Thomas Baptist sieht das Projekt seiner Schülerinnen als Beispiel für einen fruchtbaren Austausch von Schule und Wissenschaft: „Wir als Schule sind bei solchen Projekten auf externe Fachkompetenz angewiesen. Wenn wir bei den Schülern anhaltende Begeisterung für bestimmte Themen wecken können, kann Schule aber auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Expertenmangels von morgen leisten“. Ob Teresa Maier und Tuula Olbert sich auch weiterhin der Erforschung der Schnecken widmen werden, ist offen. Walter Wimmer und seine Fachkollegen werden auf jeden Fall im Auge behalten, ob und wie sich das Vorkommen der Kurzen Glasschnecke im Braunschweigischen entwickeln wird. Das geht gerade jetzt gut: Die kurzlebige Art ist im Spätherbst und Winter erwachsen, pflanzt sich fort und ist deshalb derzeit besonders gut zu entdecken.

Trophic assessment of ecosystem services provided by carabid beetles in agricultural land

Trophic interactions between species in agroecosystems provide key regulation ecosystem services, such as pest control and pollination, and therefore also determine the dynamics, robustness and resilience of service provision. Two ecosystem services, important in many agroecosystems, are predation on weed seeds and slugs by carabid beetles. However, two basic gaps in our knowledge limit our ability to utilise carabids in agricultural situations. First, the different trophic-functional groups in carabids are not yet well defined that would enable us to describe the specific associations between particular prey species. Second, the factors underlying potential switches between seed feeding and slug predation are poorly understood. Both gaps considerably limit our ability to predict for when and where weed seed and slug predation services will occur and to therefore profit from these services. In this project we address these issues within two research modules, combining field observational data, a field experiment and cutting-edge molecular approaches. The first module will unravel whether there are patterns of prey consumption consistent with robust trophic-functional groupings of carabids and prey, across a range of environmental and agricultural conditions in Austria in the three major crops, namely potato, wheat, and oilseed rape. The second module will test whether carabids switch between weed seed and slug predation and, if so, expose which factors drive the change by manipulating weed seed and slug prey availability. In doing this, we will establish whether seed and slug predation ecosystem services provided by carabids are robust, resilient and predictable, and evaluate how these two important services compete in agroecosystems. These are fundamental questions in trophic invertebrate ecology in agroecosystems. Moreover, the outcomes of this project will generate knowledge on how to achieve international goals of reducing applications of pesticides without compromising key provisioning ecosystem services such as crop yield.

Ökologie und Kontrolle invasiver Nacktschnecken: Wechselwirkungen mit Umweltfaktoren und Bodenfauna (Arion vulgaris)

Dieses Projekt untersucht nachhaltige Kontrollmethoden für die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) unter Einbeziehung der Wechselwirkung zwischen Umweltfaktoren und Bodenfauna. Als invasive Art zählt die Spanische Wegschnecke europaweit zu den am weitesten verbreiteten Schädlinge in der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Produktion sowie im Privatbereich. Es soll untersucht werden, inwieweit negative Auswirkungen der Kontrollmaßnahmen auf sog. Nicht-Zielorganismen bzw. eine Anwendung bei ungünstigen Umweltbedingungen die Wirkungen der Kontrollmaßnahmen beeinträchtigen. Es soll experimentell untersucht werden, inwieweit der für Österreich prognostizierte Klimawandel mit weniger häufigen aber dafür intensiveren Niederschlägen das Verhalten der Schadschnecken beeinflusst und dadurch die Effektivität etablierter Kontrollmaßnahmen beeinträchtigt. Es soll auch der Frage nachgegangen werden, inwiefern Schneckenkorn auf Metaldehyd-Basis, als auch das im Biolandbau zugelassene Bioschneckenkorn auf Eisen-III-Phosphat-Basis schädliche Auswirkungen auf Regenwürmer hat. Weiters soll untersucht werden, ob die heimische Weinbergschnecke (Helix pomatia) in der Lage ist, die Spanische Wegschnecke zu unterdrücken. Das vorliegende Forschungsprojet gliedert sich in folgende Teile: (1) In einem faktoriellen Glashausexperiment sollen die Wechselwirkungen zwischen Schadschnecken, Regenwürmer, heimischer Weinbergschnecke, sowie Kontrollmaßnahmen (biologisch mit Nematoden; chemisch mit Metaldehyd bzw. Eisen-III-Phosphat) unter dem Aspekt des Klimawandels untersucht werden. (2) In einem Citizen-Science Ansatz soll das Vorkommen von Schadschnecken in Österreich ermittelt werden und damit wichtige Daten zur Verbreitung von Schadschnecken in Österreich erhoben werden, andererseits aber auch das Bewusstsein der Bevölkerung für invasive Schadschneckenarten erhöht werden und Projektergebnisse praxisnah vermittelt werden.

lu-krie_469-480-Waldeidechse.pdf

||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.22 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft WALDEIDECHSE 4/2015: 469 – 480 Waldeidechse – Zootoca vivipara (Lichtenstein, 1823) Wolf-Rüdiger Grosse 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Charakteristisch rundlich schlan- ker Kopf, kurze Beine und kurzer kräftiger Schwanz, Rückenfärbung einheitlich hell bis dunkelbraun, zuweilen schwärzlich. Auf der Rückenmitte ein dun- kelbrauner bis schwärzlicher Rückenstreifen, Flanken dunkler, braun gefärbt, von weißlichen Längsstreifen abgegrenzt. Größe: Kopf-Rumpflänge der ♂♂ 40 – 65 mm, Gesamt- länge 180 mm, 3,5 g Körpermasse und der ♀♀ 45 – 75 mm, Gesamtlängen von 110 – 140 mm, 3 – 8 g Körper- masse. Geschlechtsunterschiede/Trachten: Bei den ♂♂ Rückenstreifen häufig in Einzelelemente aufgelöst, Bauchseite der ♂♂ gelblich bis orange, deutlich schwarz gepunktet, auffallend langer Schwanz; ♀♀ Oberseite bräunlich, beige bis grau, Bauchseite ohne deutliche Fleckung weißlich, gräulich oder nur schwach gelblich gefärbt, Jungtiere deutlich kleiner, bräunlich bis rötlich gefärbt, mit schwarzbraunem Schwanz, im ersten Jahr beim Muttertier. Habitate: Strukturreiche Flächen mit häufigem Wech- sel von lichten und dichten Vegetationsstrukturen, wärmegetönte lineare Randstreifen mit Bezug zu einem Gewässer, exponierte Sonnenplätze in Form von Totholz, typische Habitate sind nasse Wiesen und sumpfige Bereiche am Waldrand, Seeufer sowie Bach- und Flussauen, Hoch- und Niedermoore, Randstreifen in Heiden, Sanddünen am Meer und im Binnenland ebenso auf alpinen Matten. Aktivität: Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhän- gig von Oktober – März, an sonnigen Tagen im Winter auch unterbrochen, ♂♂ kommen zuerst aus dem Win- terquartier, meist erscheinen Jungtiere und ♀♀ später. Fortpflanzungszeit von Mitte April – Mai, lange Som- merphase der Jungtiere des ersten Jahres, lokal bis Anfang November aktiv. Wanderungen/Reviere: Altersabhängig, ♂♂ und ♀♀ zur Fortpflanzungszeit nur wenige m2, sonst Wande- rungen bis 50 m die Regel, > 150 m Ausbreitungswan- derungen, am deutlichsten bei Juvenes ausgeprägt. Fortpflanzung/Entwicklung: Entwicklungszeit 5 – 12 Wochen, stark habitat- und höhenabhängig, ebenso Geburt der Jungtiere von Ende Juli – Ende August, Junge schlüpfen selten im Mutterleib, meist sofort nach Ablage der dünnhäutigen Eier, KRL der Schlüpflinge 15 – 25 mm, Gesamtlänge 30 – 40 mm, Gewicht 100 – 250 mg, leben in ersten Wochen in der Nähe des Weibchens, „Familien­verband“, Jungtiere wachsen im Folgejahr bis auf 120 mm Gesamtlänge, Geschlechtsreife frühestens nach zwei sonst nach drei Überwinterungen. Nahrung: Ganztägig, krabbelnde Insekten und deren Larven, vorwiegend Spinnen, Hundertfüßer, Heu- schrecken, Fliegen aber auch Asseln, Ringelwürmer und Nacktschnecken. Alter: 10 bis 12 Jahre. Abb. 1: Waldeidechsen beim Sonnen- baden auf Tot­holz (Montage, Fotos: A. Westermann). 469 ||||||||||||| WALDEIDECHSE 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Das Gesamtareal der Art erstreckt sich von Süd- west-Irland, Nordspanien, Frankreich und den Bri- tischen Inseln im Westen über das gesamte Europa und Asien bis nach Ostsibirien auf die Inseln Sachalin und Hokkaido in Japan im Osten (Nöllert & Nöllert 1992). Die Waldeidechse lebt jenseits des Polarkrei- ses im Norden Norwegens, geht im Süden von den Pyrenäen über Südfrankreich, Norditalien bis nach Südbulgarien, Kasachstan und Ostasien. Sie ist damit in Bezug auf die Ausbreitung in polare Regionen und der Größe ihres Areals das erfolgreichste Reptil der Welt. Ein wesentlicher Grund für diese enorme Aus- breitung der Art war sicherlich die Ovoviviparie als vorherrschende Reproduktions-Strategie der Art. Eine kleinflächig verbreitete Unterart der Waldeidechse Z. v. carniolica in Slowenien, Teilen Kroatiens und Südkärntens hat eierlegende Populationen. Allerdings tun das auch Populationen in Südwestfrankreich, den Pyrenäen und Nordwestspanien. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die Waldeidechse ist in allen Bundesländern nachge- wiesen (Günther & Völkl 1996a). Sie kommt vom gesamten Norddeutschen Tiefland bis in die Alpen Süddeutschlands vor. Die meisten Vorkommen lie- gen im planaren bis kollinen Bereich. Dabei bildet die Art vor allem in den Mittelgebirgen große Bestände aus. In wärmeren Gegenden Süddeutschlands wer- den höhere Lagen bevorzugt. In den intensiv land- wirtschaftlich genutzten Gebieten Sachsen-Anhalts, Ostbrandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns sowie in den trockenwarmen Gebieten Rheinhessens, Nord-Baden-Württembergs und Nordwestbayerns ist wahrscheinlich von echten Verbreitungslücken auszu- gehen. Zudem fehlt die Waldeidechse in den Marsch- gebieten der Nordseeküste, bewohnt aber in teilweise hoher Dichte die Nordfriesischen Inseln. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Weitlückig finden sich im gesamten Westbranden- burg Vorkommen der Waldeidechse. Eine Häufung der Vorkommen ist im Südwesten Brandenburgs und Nordwestsachsen zu verzeichnen. Die Waldeidechse ist im Elbe-Mulde-Tiefland flächendeckend vorhanden (Grosse & Teufert 2015). Hauptverbreitungsgebiete sind hier die Heidegebiete, das Leipziger Land, die Els- ter-Luppe- und die Muldenaue. Lücken sind im Leip- zig-Altenburger Land. Im Anschluss an Nordthüringen ist die Waldeidechse im agrarisch genutzten Thürin- ger Becken seltener und wird erst im gesamten Harz wieder sehr häufig (Schiemenz & Günther 1994). In nördlicher Richtung in Niedersachsen, Region Braun- schweig, Helmstedt, im Elm, in weiten Teilen der Lüne- burger Heide und des Wendlands und in der Elbtal- niederung sind überall Waldeidechsen anzutreffen, was in den östlich davon liegenden Agrargebieten und Hügelländern Sachsen-Anhalts nicht der Fall ist. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen von der Waldeidechse 1.204 Datensätze zwischen 1887 und 2014 auf 131 MTB vor. Mit einer MTB-Rasterfrequenz von 63 % zählt sie zu den durchschnittlichen Arten (entspricht 270 MTBQ und 36 % MTBQ-Frequenz). Die Art wurde im Zeitraum von 2001 bis 2014 (586 Datensätze) in 83 MTB (40 %) oder 144 MTBQ (19%) festgestellt. Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Art bei der Grunddate- nerfassung, deren Schwerpunkt die Anhangsarten der FFH-Richtlinie bildeten, nicht speziell berücksichtigt wurde. Historische Verbreitung Eine umfangreiche Übersicht historischer Angaben zur Waldeidechse im Harz stellten Knolle & Buschen- dorf (1992) zusammen. Danach führte sie bereits Rüling (1788) an. Saxesen (1834) fand sie häufig am Oberharz. Nach Rimrod (1841/42) gab es sie in und um Quenstedt. Eine ganze Reihe von Fundorten liste- ten Schulze & Borcherding (1893) auf, im Harz z. B. das Odertal unterhalb des Oderteiches, Ilsenburg, Wer- nigerode, Thale, den Falkenstein (Brehm 1846). Auch Goldfuss (1886) kannte die Art bei Thale. Wolter- storff (1893a) nennt als Fundorte der Waldeidechse Wernigerode, Ilsenburg, Thale, Waldungen von Marien- born bis Helmstedt nördlich vom Harz. Weiter schreibt er: „W. Bach erbeutete im Juli 1887, unmittelbar unter dem Gipfel des Brockens in einer Höhe von 3.200 Fuß auch ein glänzendschwarzes Exemplar (var. nigra)“. Weiter fand er die Art im Mansfelder Land, in Halle und Thürin- gen. Hoffmann (1899) erwähnt: „eine andere Spielart Tab. 1: Datengrundlagen zur Waldeidechse in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990–2014) der Waldeidechse in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 470 WALDEIDECHSE Abb. 2: Hoch trächtiges Weibchen mit Schwanzregenerat (Foto: A. Schonert). (Lacerta vivipara var. montana), die mehr grünlich statt gräulich gefärbt ist, wie scheint, eine Gebirgsform, wurde bei Grund gefangen“. Die Vorkommen reichten weiter nördlich bis Salzwedel (Köhnke 1893). Wolterstorff (1928) fand sie in der Altmark noch bei Uchtspringe. Nach Dürigen (1897) findet man die Art im Oberharz: „… kommt hier auf allen sumpfigen Wiesen sehr häufig vor“. Genannt werden auch die Orte Goslar, Harzburg und der Brockengipfel. Die Waldeidechse war auch der älteren Literatur zufolge im Nordwesten der Stadt Halle nicht vorhanden. Außerhalb der Stadt am Petersberg im Abbatissine-Wäldchen kam sie noch bis etwa um 1900 vor (Goldfuss 1886, Taschenberg 1909). Beobach- tungen aus den 1960er Jahren aus dem Burgholz bei Halle-Ammendorf konnten später nicht bestätigt werden. Buschendorf (1984) beschreibt ihre Vorkommen in den waldreichen Naturräumen wie Harz, Dübener Heide, Vorfläming und im Süden des ehemaligen Kreises Zeitz. Gassmann (1984) kennt die Art aus der Altmark, dem nördlichen Vorharz ein einschließlich der Waldgebiete bei Haldensleben und aus dem Urstromtal der Elbe. Bei Krüger & Jorga (1990) sind Vorkommen im ehemals zum Bezirk Cottbus gehörigen Kreis Jessen nur für MTBQ in und um die Annaburger Heide dargestellt. Nach Schiemenz & Günther (1994) kommt die Art in Ostdeutschland von Rügen bis in die Kammlagen der Mittelgebirge vor, doch tritt sie in ausgesprochenen Landwirtschaftsgebieten nur selten auf oder fehlt auf großen Flächen. Sporadisch bis selten wurde sie in der Altmark, der Magdeburger Börde, im Östlichen und Nördlichen Harzvorland, im Weißenfelser Ackerland und auf der Querfurter Platte gefunden. Die dichteste Besiedlung weisen die Mittelgebirge auf. Für Sach- sen-Anhalt wurde eine MTB-Frequenz von 40,6 % (MTBQ-Frequenz 20 %) ermittelt. Abb. 3: Weibchen nach Eiablage mit typischen Bauchfalten an den Flanken, Elbingerode 28.07.2010 (Foto: A. Schonert). 471

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||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.20 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft BLINDSCHLEICHE 4/2015: 431 – 442 |||||||||||||| Westliche Blindschleiche – Anguis fragilis (Linnaeus, 1758) Jürgen Buschendorf 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Schlangenähnliche Gestalt, ohne Glied­ maßen, Haut mit hornigen Schuppen bedeckt, Kopf eidechsenartig, bewegliche Augenlider, Schwanz­ autotomie, Färbung sehr variabel, Oberseite metal­ lisch glänzend, bleigrau-graubraun, kupfer- oder bronzefarbig, häufig mit dunklen Längsstreifen- oder Punkt-Strichreihen, Unterseite: schwarzgrau bis blau­ grau, Körperseiten meist heller als Oberseite. Größe: 300 – 450 mm (maximal 540 mm), 2/3 davon Schwanz. Geschlechtsunterschiede/Trachten: ältere ♂♂ häu­ figer mit blauen Punkten, ♀: Unterseite und Seiten dunkler, Streifen häufiger, Jungtiere: Oberseite silber­ grau bis gelblich, oft schwarze Linie auf Rückenmitte, Seiten und Unterseite dunkel. Habitate: Feuchtes bis halbfeuchtes Gelände mit deckungsreicher Vegetation, durchsetzt mit vegetati­ onsfreien oder -armen Sonnenplätzen (Wege, Steine, Baumstubben), lichte Laubwälder, auch Nadelwälder, Hecken und ihre krautigen Randbereiche, auch Tro­ ckenbiotope, Tagesverstecke: Totholz, Mauern. Aktivität: Dämmerungsliebend, aber auch tagsüber im Freien, Aktivitätsperiode: ab Ende März/Anfang April bis zum Einsetzen der ersten Fröste (Kältestarre ab Anfang/Mitte Oktober). Wanderungen/Reviere: Wechsel in andere Reviere (150 – 200 m) zum Aufsuchen der Geschlechtspartner bzw. neuer Nahrungsquellen. Fortpflanzung/Entwicklung: Paarung Mai/Juni, nach 3 Monaten (Juli/August) Lebendgeburt (die umge­ bende Eihaut wird kurz nach Geburt durch Schlängel­ bewegungen abgestreift) von 6 – 15 (3 – 26) 80 – 90 mm langen Jungtieren. Kaum Gewichts- und Längen­ zunahme im ersten Herbst (bis 100 mm Länge), im Jahr danach aber Verdoppelung der Länge. Nahrung: Nacktschnecken (90 %) und Regenwürmer, auch Schmetterlingsraupen, Laufkäfer, Heuschrecken, Asseln, Spinnen. Alter: In Gefangenschaft durchschnittlich bis 30 Jahre (maximal 46 Jahre), im Freiland bis 30 Jahre möglich. Abb. 1: Blindschleichen (Foto: M. Seyring); Detail der Kör- peroberfläche einer Blindschleiche mit blauem Schuppen-Fär- bungsmuster (Foto: A. Westermann) (Montage). 431 BLINDSCHLEICHE 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Neuere genetische Analysen zeigen, dass es sich bei der Blindschleiche um einen Artkomplex aus vier ver­ schiedenen Arten handelt. Von diesen ist die Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis fragilis) über weite Teile West- und Zentraleuropas verbreitet. Nur sie kommt in Deutschland vor. Im Norden Europas reichen ihre Vorkommen bis in die nordschwedische Provinz Väs­ terbotten, im Osten bis in die Tschechische Republik und die Südwest-Slowakei. Südlich gehören der nord­ westliche Balkan und Italien zum Verbreitungsgebiet. Im Westen Europas sind nur Irland und ein großer Teil im Süden der Iberischen Halbinsel nicht von der Art besiedelt. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die Art ist über ganz Deutschland verbreitet. Da infolge der versteckten Lebensweise der Art deren Erfassung schwierig ist, sind wohl eine Reihe von Verbreitungs­ lücken darauf zurückzuführen. Auf den Ostfriesischen Inseln wurde die Art bisher nur auf Wangerooge und auf den Nordfriesischen Inseln nur auf Sylt beobach­ tet. Auf Fehmarn wurde sie bisher nicht nachgewie­ sen. Das trifft auch zu auf größere Teile der Ems-Hun­ te-Geest, der Ostfriesisch-Oldenburgischen Geest, Ems-Weser-Geest, Stader Geest, Teile der Schles­ wig-Holsteinischen Marschen, den Osten der Westfäli­ schen Bucht, Östliches Harzvorland und Börden sowie das Nördliche Harzvorland. In einigen von der Art ansonsten dicht besiedelten Landschaften existieren Regionen, wo sie bisher noch nicht nachgewiesen wurde: Nordbrandenburgisches Platten- und Hügelland, Osten der Mecklenburgischen Seenplatte, Thüringer Becken und Nördliches Ober­ rheintiefland. Viele, teilweise sehr große Verbreitungs­ lücken weisen die Südwestdeutschen Mittelgebirge (Südwestdeutsches Stufenland) sowie das Nördliche und Südliche Alpenvorland auf. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Das lückige Vorkommen der Art an der sachsen-anhal­ tischen Grenze zu Brandenburg setzt sich auch dort fort. Während allerdings im Südosten Sachsen-An­ halts viele MTB besetzt sind (Südlicher Fläming, Elbe-Mulde-Tiefland), gibt es in Brandenburg viele Lücken. Die starken Vorkommen im sachsen-anhalti­ schen Teil der Dübener Heide setzen sich auf säch­ sischem Gebiet (Düben-Dahlener Heide) fort. In den dann nach Südwesten verlaufenden Grenzbereichen sind in beiden Bundesländern geringe oder gar keine Vorkommen beobachtet worden (Sachsen-Anhalt: Osten des Halleschen Ackerlandes, der Lützen-Ho­ henmölsener Platte und der Tagebauregion Zeitz-Wei­ senfels-Hohenmölsen; Sachsen: vor allem im Norden des Leipziger Landes). Die sehr lückenhafte Verbrei­ tung der Art in den an Niedersachsen angrenzenden sachsen-anhaltischen Regionen (Norden der Westli­ chen Altmarkplatten, Drömling, Ohre-Aller-Hügelland) setzt sich auch in Niedersachsen fort. Ausnahme: Die Konzentration von Fundpunkten im Westen der West­ lichen Altmarkplaltten und im Norden der Altmarkhei­ den auf sachsen-anhaltischer Seite findet auf nieder­ sächsischem Gebiet keine Fortsetzung. Lediglich im Harz ist beiderseits der Landesgrenzen eine dichtere Besiedlung erkennbar. Während in den Grenzgebie­ ten zu Thüringen in Sachsen-Anhalt zahlreiche Fund­ punkte der Art bis zum Jahre 2000 vorliegen und nur wenige aus der Zeit danach, sind hier auf Thüringer Gebiet die meisten MTBQ besetzt. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen zur Blindschleiche 1.345 Datensätze (von 9.273 Datensätzen zu Reptilien) vor. Diese bilden die Grundlage für die Errechnung der aktuellen Präsenz der Art und eine Reihe anderer Aus­ sagen über die Art. Den 1.345 Datensätzen der Blind­ schleiche konnten 1.025 Fundorte (von insgesamt 5.676 Reptilienfundorten) zugeordnet werden. Historische Verbreitung In der älteren Literatur sind nur wenige Angaben über das Vorkommen der Art auf dem heutigen Territorium Sachsen-Anhalts zu finden, und wenn, dann oft ohne genaue Angaben zu Fundort und -datum. Nur wenige Publikationen weisen auf ein systematisches Vorge­ hen zur Arterfassung in bestimmten Bereichen hin. Man kann den Veröffentlichungen der vergangenen Jahrhunderte aber entnehmen, dass die Art weit ver­ breitet und zahlreich war. Aus dem 18. Jahrhundert liegt eine Veröffentlichung von Stübner (1790) vor. Er meint zur Blindschleiche im Gebiet von Blankenburg und Walkenried: „Die Blindschleichen sind etwas über Tab. 1: Datengrundlagen zur Blindschleiche in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Blindschleiche in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 432 BLINDSCHLEICHE Abb. 2: Blindschleiche mit regeneriertem Schwanz nach Autotomie (Foto: A. Westermann). 1 Fuß lang, halten sich in Gärten häufig auf, sind aber ganz unschädlich …“ Im Schrifttum aus dem 19. Jahrhundert sind schon mehr Informationen über die Bindschleiche nachzu­ lesen. So berichtet Zimmermann (1834): „Am Ober­ harze in Mengen unter Steinen.“ Rimrod (1856a) stellte fest, dass die Blindschleiche „In hiesiger Gegend nicht selten ist“ (Grafschaft Mans­ feld und Oberherzogtum Anhalt-Bernburg) und „am Oberharze häufig“ (Rimrod 1856b). Geitel (1881) fand Exemplare der Art in der Umgebung von Blan­ kenburg sehr häufig und Köhnke (1893) hat sie in der Umgebung von Salzwedel sicher beobachtet. Wol­ terstorff (1888) schreibt: „Die Art ist im Gebiete überall zu finden, wo trockene Laub -und Nadelwäl­ der vorhanden sind.“ Die von ihm genannten Fundorte Dölauer Heide, Hakel, Quenstedt, am ganzen Harz, Regenstein, Ballenstedt, Wernigerode stammen alle von Gewährsleuten oder sind der Literatur entnom­ men. Er selbst fand die Art bei Neuhaldensleben und Osterburg. Wolterstorff (1893a) selbst beobachtete die Art bei Thale (Georgshöhe), Wolferode, Wasserleben an der Ilse, im Kaltetal (Straße von Friedrichsbrunn nach Suderode), Steinbachstal, Wurmtal sowie Steinholz bei Quedlinburg. Weiterhin nennt er ihm von Gewährs­ leuten mitgeteilte Fundorte, so Quenstedt, Meiseberg bei Ballenstedt, Müncheberg, Blankenburg, Wernige­ rode, Regenstein, Nordhausen und südliche Vorberge des Harzes. Dürigen (1897) stellt fest: „… sie ist ebensowohl in unseren Mittelgebirgen und hügeligen Landschaf­ ten, wie … im norddeutschen Flachlande zu Hause und zwar … fast aller Orten „häufig“, „recht häufig“, „gemein“, „zahlreich ...“ (S. 225) und schreibt weiter: „Im Harz dürfte sie nach brieflichen Mitteilungen des Herrn Dr. Elster Blankenburg, nur auf den höchsten Plateaus fehlen.“ (S. 227). Abb. 3: Züngelnde Blindschleiche (Foto: A. Westermann). 433

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||||||||||||||||||||| Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 4/2015: FADENMOLCH 143 – 154 4.3.4 Fadenmolch – Lissotriton helveticus (RAZOUMOWSKY, 1789) Wolf-Rüdiger GROSSE 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Schlanker, kleinerer Wassermolch mit glatter Haut; Kopfoberseite mit drei Längsfurchen, kleine Porenreihen am Kopf, vom Nasenloch bis zur Schläfenregion zieht sich ein dunkel pigmentiertes Seitenband; Drüsenleiste beiderseits der Rückenmitte (Rumpfquerschnitt angedeutet rechteckig), Körperober- seite gelblich bis bräunlich mit dunkel olivfarbener Mar- morierung oder Fleckung. Kehle und Bauch ungefleckt. Größe: ♂♂ bis 89 mm und ♀♀ bis 95 mm. Geschlechtsunterschiede/Trachten: Wasser- tracht: ♂♂ mit niedrigem glattrandigen Hautsaum von Rücken bis Schwanz, Schwanzende stumpf mit bis 8 mm langem, abgesetzten Schwanzfaden; Zehen der Hinterfüße mit großen dunklen Hautsäumen; dunkle stark gewölbte Kloake; Schwanzflanken mit deutli- chen dunklen Fleckenreihen und unterem bläulich perlmuttfarbenen Band, heller Fleck über dem Ansatz der Hinterbeine. ♀♀ ohne Rückenkamm; Kehle far- blos fleischfarben, selten gelb; Kloake hell und flach; Schwanzunterseite gelblich bis blassorange. Land- tracht: ♂♂ Rückenkamm angedeutet, Schwanzfaden und Schwimmhäute zurückgebildet; Oberseite bräun- lich, Haut samtartig. ♀♀ angedeutete helle Mittellinie auf dem Rücken, Hautoberfläche heller, sonst wie ♂♂; Jungtiere bräunlich bis rötlich. Habitate: Stillgewässer wie Fahrspurrinnen bis hin zu großen Waldteichen, häufig von Quellen gespeist, kühl und klar. In Deutschland waldbewohnende Art der Mit- telgebirge, in feuchten Laubmischwäldern, nur manch- erorts in offenen Landschaften, terrestrische Lebens- räume zeigen eine ausgeprägte Reliefstruktur. Aktivität: Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhän- gig von Oktober bis März; Anwanderung ab Anfang März, Fortpflanzungszeit von Mitte April bis Anfang Juni, Median der Abwanderung Mitte Juli, danach Landaufenthalt. Wanderungen/Reviere: Häufig weniger als 50 m, durchschnittlich 100 – 500 m (max. 2.000 m). Fortpflanzung/Entwicklung: ♀ legt je Saison 350 bis 450 Eier von 1,3 bis 1,8 mm Durchmesser, Eier ober- seits bräunlich, unterseits heller und von ovalen Gal- lerthüllen umgeben; Ablage unter Wasser an Pflanzen in warmen Flachwasserbereichen. Embryonalentwick- lung 16 – 28 Tage, Larven beim Schlupf 6 – 8 (12) mm, Wachstum auf 20 – 25 (35) mm; Außenkiemen; Meta- morphose nach 9 – 11 Wochen, Jungmolche 18 – 20 (25) mm, gehen im Juli an Land. Nahrung: Im Wasser Kleinkrebse, Insektenlarven, Würmer; an Land Nacktschnecken, Würmer, Asseln, Spinnen, Insekten. Alter: Bis 12 Jahre, im Terrarium bis 18 Jahre. Abb. 1: Fadenmolch; oben und im Vordergrund links Männchen; in der Mitte und rechts unten Weibchen (Montage, Fotos: A. Westermann). 143 ||||||||||||| FADENMOLCH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Der Fadenmolch ist eine westeuropäische Art. Nahezu ganz Frankreich mit Ausnahme eines kleinen Gebietes im Südosten wird von der Art besiedelt (Lescure & de Massary 2012). Die südlichsten Vorkommen finden sich in Nordportugal und Nordspanien, von wo auch zwei Unterarten beschrieben wurden (L. h. sequeirai in Nordportugal und Nordspanien und L. h. punctillatus in der Sierra de la Demanda, Nordspanien). Das gesamte restliche Areal wird von der Nominatform besiedelt. Im Norden besiedelt der Fadenmolch die Britischen Inseln bis Schottland. In Irland fehlt er. Weiter östlich über Frankreich, Belgien und Südholland erreicht die Art ihre östliche Arealgrenze in Deutschland (Nöl- lert & Nöllert 1992). Sie verläuft vom nördlichen Niedersachsen über den Westen Thüringens, durch Nordfranken und Südsachsen. Hier erreicht die Art die Tschechische Republik. Die baden-württembergischen Vorkommen des Fadenmolchs haben Anschluss an das Areal der Art in der Nordwest-Schweiz. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland In Deutschland ist der Fadenmolch nur westlich der Linie Chemnitz (südwestliches Erzgebirge bis Kras- lice/Luby in Tschechien), Nordrand Thüringer Wald, Eichsfeld, Ostharz und westlich der Elbe in Nieder- sachsen und mit einem Vorkommen in Schleswig-Hol- stein zu finden. Der Verbreitungsschwerpunkt der Art in Deutschland liegt in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, wo die Vorkommen auch einen direkten Anschluss an das französische Kernareal haben. Alle weiteren Bundesländer weisen zum Teil große Ver- breitungslücken auf. In Nordrhein-Westfalen werden die bewaldeten Mittelgebirge am stärksten besiedelt. Es gibt daneben nur einige Randvorkommen im west- fälischen Tiefland. In Hessen ist der Fadenmolch weit verbreitet. In Bayern werden nur die nördlichen Mit- telgebirge wie Spessart, Vorrhön und Frankenwald besiedelt. In Baden-Württemberg besiedelt die Art vor allem den Schwarzwald, das Schwäbische Keuper-Li- as-Land sowie den Nordrand der Schwäbischen Alb (Rimpp 2007). 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Der Fadenmolch ist eine typische Art der atlantisch geprägten Mittelgebirge. In Sachsen-Anhalt deckt sich die Verbreitungsgrenze sehr genau mit den Rändern der Mittelgebirge und des Hügellandes. Die Art ist an ihrem Arealrand im sachsen-anhaltischen Harz teilweise deutlich isoliert. Zu den weiter südöstlich in Sachsen gelegenen Vorkommen im Vogtland und im Erzgebirge besteht keine Verbindung (Zöphel & Steffens 2002). Auch die thüringischen Vorkommen am Kyffhäuser, in der Hainleite und im Eichsfeld sind in sich geschlossen und isoliert. Lediglich im Westharz nach Niedersachsen gibt es weitere benachbarte Fadenmolchvorkommen, die bereits von Wolterstorff (1893a) und Dürigen (1897) historisch belegt waren (Okertal bei Lauterberg, Clausthal, Innerstetal im Nordharz). In den Waldgebie- ten des Harzes und stellenweise im nordwestlichen Harzvorland sind Fadenmolche anzutreffen (Kätzel & Bollmeier 2013). Weitere Verbreitungsschwerpunkte liegen im niedersächsischen Berg- und Hügelland zwi- schen Weser und Leine, um Osnabrück und ein isolier- tes Vorkommen südlich von Hamburg (Podloucky & Fischer 1991). 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen Aus Sachsen-Anhalt lagen von 1887 bis zum Jahr 2014 961 Nachweise aus 21 MTB vor, davon 667 Nachweise nach dem Jahr 2000. Die MTB-Frequenz blieb mit 10 % konstant (11 % bei Meyer et al. 2004, 8,2 % bei Schiemenz & Günther 1994). Der Faden- molch ist in Sachsen-Anhalt aufgrund seines kleinen Areals eine der seltensten Amphibienarten. Er ist nur in 58 MTBQ nachgewiesen worden, was gegenwärtig einer MTBQ-Frequenz von 8 % entspricht. Historische Verbreitung Die Entdeckung des Fadenmolchs in Sachsen-An- halt geht auf W. Wolterstorff zurück, der auf einer Exkursion im Jahr 1887 nach Wippra im Ram- sengrund die Art fand (Wolterstorff 1893a, b, Schulze 1891). Bereits Dürigen (1897) nennt die Fundorte Wernigerode, Blankenburg, Thale, Gern- rode, Mägdesprung, Selketal, Plateau Ballenstedt, Falkenstein, Pansfelde, Molmerswende, Schielo und Stangerode, wo die Art auch gegenwärtig, teilweise sogar noch punktgenau präsent ist. Hoffmann (1899) bemerkt, dass Teich- und Fadenmolch fast überall im Harz häufig sind. Die Fundorte im Dippelsbachtal bei Ahlsdorf und bei Blankenheim im Unterharz galten vor Tab. 1: Datengrundlagen zum Fadenmolch in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) des Fadenmolchs in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 144 FADENMOLCH Abb. 2: Paarungsbereites Männchen mit hohem Rückenflossensaum und gut ausgebildetem Schwanzfaden (Foto: A. Westermann). der Entdeckung vogtländischer und erzgebirgischer Vorkommen in den 1980er Jahren als die östlichsten Vorposten überhaupt (Wolterstorff 1893a,b, Kühl- horn 1941). Heute ist das sächsische Dippoldiswalde der östlichste bekannte Fundort (Nöllert & Nöllert 1992), während den nordöstlichsten Fundpunkt Sach- sen-Anhalts ein ehemaliger militärischer Übungsplatz bei Harsleben bildete. Auch Buschendorf (1984) kannte keine dem Unterharz vorgelagerten Vorkom- men im Flachland Sachsen-Anhalts. Bei Schiemenz & Günther (1994) hatte der Faden- molch eine MTB-Frequenz von 8,2 % (6,2 % MTBQ-Fre- quenz). Die Hauptvorkommen lagen im Harz, östlich etwa bis Eisleben und südlich bis zum Kyffhäuser, der Hainleite und den Bleicheroder Bergen (sporadisch). Ein isoliertes, dicht besiedeltes Areal befand sich im Eichsfeld, es reichte bis in den nördlichen Hainich. Verbreitung nach Landesfauna 2004 Die Vorkommen des Fadenmolchs in Sachsen-Anhalt markierten die nordöstliche Verbreitungsgrenze. Aus der Verbreitungskarte und Zuordnung der Vorkommen auf die Hauptlandschaftseinheiten war die weitgehende Beschränkung der Art auf den Harz und seine Vorlän- der zu erkennen (Meyer 2004c). Aus Sachsen-Anhalt waren außerhalb des Großraumes „Harz mit Vorländern“ keine weiteren Fadenmolch-Vorkommen bekannt. Es existierten jedoch einige unbestätigte Verdachtsmeldun- gen aus der nordwestlichen Altmark (z. B. Diesdorfer Wohld). Generell blieb das Verbreitungsbild der Art in Sachsen-Anhalt und auch seine Fortsetzung jenseits der Landesgrenzen noch sehr unverstanden. Eventuell stel- len auch klimatische Faktoren eine limitierende Größe für die Ausbreitung an der östlichen Arealgrenze dar. Die sachsen-anhaltischen Teile des Kyffhäusergebirges waren nicht besiedelt, wenngleich Buschendorf (1984) die Art für das heute in Thüringen liegende Umfeld des Kyffhäuser-Denkmals erwähnte und auch Schlüpmann & Günther (1996) den Fadenmolch als im Kyffhäuser indigen angaben. Hier konnte er allerdings trotz einer aktuellen und intensiven Durchforschung nicht bestätigt werden (Uthleb et al.1995, Meyer 2002). Aus Sachsen-Anhalt lagen bis zum Jahr 2000 193 Nachweise vor. Die MTB-Frequenz erhöhte sich auf 11 % gegenüber 8,2 % bei Schiemenz & Günther (1994). Dieser „Zuwachs“ wurde als Ergebnis der erhöhten Erfassungsintensität in den 1990er Jahren interpretiert. In Sachsen-Anhalt wurden bislang keine auf den Fadenmolch konzentrierten Erhebungen oder Studien durchgeführt. Aus methodischen Gründen existierten auch kaum verwertbare quantitative oder halbquantitative Angaben. Die Art wurde regelmäßig an straßenbegleitenden Amphibienschutzanlagen registriert (z. B. Benneckenstein, Königshütte, Bal- Karte 2: Vorkommen des Fadenmolchs in Sachsen-Anhalt auf MTBQ-Basis. 145

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