API src

Found 166 results.

Deutsch-amerikanische Umwelt- und Ressourcengeschichte

Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sichern reichlich vorhandene natürliche Ressourcen des nordamerikanischen Kontinents die Existenz der ersten deutschen Emigranten verschiedenster religiöser Minderheiten. Die Gründungen von deutschen Siedlungen in Pennsylvania und North Carolina zeigen schon frühe Maßnahmen des Waldschutzes und einer ersten nachhaltigen Holznutzung, die sowohl auf einer Inventarisierung des Ressourcenpotenzials als auch auf einer entsprechenden Nutzungskontrolle basieren. Im 18. und 19. Jahrhundert wird dagegen die deutsche Auswanderung nicht nur durch landwirtschaftliche Missstände, sondern auch durch eine regional aufkommende 'Holznot' verstärkt, die Bauern, Handwerker und Arbeiter gleichermaßen betrifft. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden erste Eisen- und Glashüttenstandorte in Pennsylvania, New York State und anderen Staaten an den großen Seen gegründet, die zunächst stark an die Ressource Holz und Steinkohle gebunden sind und entsprechend negative Auswirkungen auf Wald und Umwelt zeigen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind aufgrund der großen Entwaldungen erste Anfänge einer nordamerikanischen Naturschutzbewegung zu erkennen. In der Folgezeit werden vermehrt Kahlflächen aufgeforstet und zu Ende des 19. Jahrhunderts erste forstliche Ausbildungsstätten von deutschen Forstwissenschaftlern gegründet. Ein intensiver deutsch-amerikanischer Fachaustausch findet bis Ende der 1930er Jahre statt. Erste Studien zeigen, dass eine retrospektive Forschung wertvolle Rückschlüsse auf die Entwicklung des deutsch-amerikanischen Wald- und Naturverständnisses ermöglicht eine in heutiger Zeit noch weitgehend unbeachtete, dafür aber umso wichtigere Komponente der Umweltwahrnehmung. Gleichzeitig ist die besondere Bedeutung eines nachhaltigen Ressourcenmanagement aufzuzeigen. Folgende wissenschaftliche Fragen lassen sich ableiten: - Sozial- und mentalitätsgeschichtlich: In welcher Form und in welchem Maße wirkten sich Erfahrungen erlebter Ressourcenknappheit der Auswanderer auf Reaktionen auf die sich im 19. Jahrhundert zunehmend verschlechternde Waldressourcenqualität in den USA aus ? - Umweltgeschichtlich: Ist bereits im 18. und 19. Jahrhundert eine dezidierte Umweltwahrnehmung im deutsch-amerikanischen Auswanderungsmilieu festzustellen ? - Forstgeschichtlich: Inwiefern trägt eine von außerhalb der Staatsgrenzen erfolgte kritische Betrachtung sowohl nordamerikanischer als auch deutscher Waldbewirtschaftung dazu bei, auf beiden Seiten forsthistorische Aussagen des 19. und 20. Jahrhunderts zu relativieren ? - Ressourcenpolitisch: Welche Ansatzpunkte liefert eine zeitnähere und räumlich verlagerte Untersuchung der Ressourcenproblematik in den USA, um die heutige Gesellschaft und Politik für einen nachhaltigen Umgang mit ihren Lebensressourcen zu sensibilisieren ?

Die Bedeutung chemischer Standortfaktoren für die kleinräumige Verbreitung epiphytischer Flechten

Die Bedeutung chemischer Standortfaktoren für die kleinräumige Verbreitung epiphytischer Flechten soll untersucht werden. Der Grund hierfür ist, dass bei der Untersuchung der Standortfaktoren innerhalb eines gegebenen Waldökosystems mit räumlich konstanter Immissionsbelastung chemische Faktoren bisher häufig vernachlässigt wurden, im Rahmen der bisherigen Arbeiten des Antragstellers in einem ausgewählten Ökosystem (nämlich in montanen Fichtenwäldern des Harzes) aber ein ganz entscheidender Einfluss eben der chemischen Standortfaktoren nachgewiesen werden konnte. Die Untersuchungen sollen in ausgewählten Laub- und Nadelwaldökosystemen der US-Bundesstaaten New York und Pennsylvania durchgeführt werden und knüpfen an dort bereits 1999 vom Antragsteller initiierte Studien an. Die Standortchemie soll vor allem durch Niederschlags- und Borkenanalysen charakterisiert werden. Neben den chemischen Faktoren sollen auch Messungen zum Mikroklima durchgeführt werden, um die Bedeutung dieser beiden Faktorenkomplexe für die kleinräumige Epiphytenverbreitung quantitativ bewerten zu können. Dies ist nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil das Mikroklima bisher von vielen Autoren als ausschlaggebend für die kleinräumige Verbreitung von epiphytischen Flechten in Wäldern angesehen wurde.

Gemeinschaftsgärten im Quartier

Urbane Gärten sind beliebt - von Selbsternteprojekten bis zu Gemeinschaftsgärten verschiedener Ausprägung. Die vielen Gartenprojekte zeigen, dass die Menschen das Gärtnern in der Stadt neu entdecken. Dabei wird vor allem das gemeinschaftliche Anlegen und Bewirtschaften von Gärten geschätzt. Welchen Beitrag Gemeinschaftsgärten zur Stadtentwicklung leisten können und welche Unterstützung diese Projekte vor allem in benachteiligten Quartieren benötigen, wird in diesem Projekt genauer untersucht. Anlass und Ausgangslage: Gärtnerische Aktivitäten in Städten sorgen derzeit für viel Aufmerksamkeit. In Metropolen wie New York City, London oder Paris, in München, Berlin oder den Städten des Ruhrgebiets entstehen Gemeinschaftsgärten, interkulturelle Gärten, Frauengärten, zu mietende Acker- oder Gartenparzellen. Engagierte Bürger bringen auf ungewöhnliche Art und an ungewöhnlichen Orten Grün in die Städte. Schon die unterschiedlichen Bezeichnungen der Gärten zeigen ihre vielen Facetten und Formen. Die gärtnerischen Aktivitäten basieren auf dem Interesse an gesunden Nahrungsmitteln, auf dem Wunsch einen städtischen Freiraum selber zu gestalten und zu bewirtschaften oder auch auf dem Interesse, nachbarschaftliche und interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen. Die aktuellen Gartenaktivitäten werden aus vielerlei Perspektive diskutiert. Ihnen werden soziale, integrative, kommunikative, gesundheitliche, psychologische, ökologische und klimatische Wirkungen attestiert. Ohne Zweifel stellen die derzeitigen Aktivitäten ernstzunehmende Beiträge zur Entwicklung unserer Städte und Quartiere dar. Und sie haben viele Vorbilder. Denn urbanes Gärtnern, insbesondere in den klassischen Kleingartenanlagen, hat in Deutschland eine lange Tradition. Welche Rolle urbane Gärten für die Planung von und die Versorgung mit Grünräumen langfristig spielen werden, wird bisher allerdings wenig thematisiert. Ziel des Projekts: Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Rolle und Bedeutung von Gemeinschaftsgärten für die Stadtentwicklung zu erörtern und dabei zu untersuchen, welchen Beitrag sie insbesondere in benachteiligten Quartieren leisten können. Hier stellt sich die Frage, wie die kommunale Planung die Verstetigung aktueller Gartenprojekte und Entwicklung neuer Initiativen sowie die Kommunikation wertvoller Erfahrungen befördern kann. Als Grundlage für das Projekt sind zunächst folgende Schritte erforderlich: - eine Recherche von Ausgangssituationen für die Entwicklung der Gärten, der beteiligten Akteure, der Rahmenbedingungen und der gemeinschaftsbildenden Aktivitäten, - eine Analyse der Ursachen und Wirkungen zwischen Gartenprojekten und Quartiersentwicklung und - schließlich die Ableitung von Konsequenzen für Planung und Steuerung sowie Entwicklung von Handlungsempfehlungen für Bund, Länder und Kommunen.

Urbane Bevölkerungsgesundheit im Kontext der Geographie - zum Verständnis der Verknüpfung von Gesundheit und sozio-ökologischer Umwelt in der Stadt

Hintergrund: Die Gesundheit urbaner Bevölkerung ist von globalem Interesse, da schon jetzt die Mehrheit der Menschen in Städten wohnt. Große Gesundheits- und Umweltdisparitäten sind dabei in den Innenstädten anzutreffen. Jedoch gibt es nur wenige Studien, die die Gesundheit urbaner Bevölkerung mit jenen multidisziplinären und integrativen Ansätzen und Methoden untersuchen, die nötig wären, um die Komplexität von sozio-ökologischer Umwelt und deren Verteilung in der Stadt zu erfassen. Hinzu kommt, dass räumliche und raum-zeitliche Herangehensweisen zu gesundheitsbezogenen Fragestellungen im urbanen Kontext eher selten vorkommen. Daher sind wissenschaftliche Ansätze gefragt, welche die Ursachen vorhandener Gesundheits- und Umweltdisparitäten auf den verschiedenen geographischen Skalen untersuchen, um unter anderem die Gesundheitspolitik besser zu informieren. Forschungsziele: Mein übergreifendes Forschungsziel ist es, ein konzeptionelles Modell zu entwickeln, um die Erforschung komplexer Interaktionen zwischen städtischer Umwelt und Gesundheit voranzubringen. Um dies zu bewerkstelligen, werde ich die räumliche Verteilung von Unterschieden in der Gesundheit städtischer Bevölkerung (Gesundheitsdisparitäten) und der sozio-ökologischen Umwelt (Umweltdisparitäten) erfassen und quantifizieren. Ferner werde ich untersuchen, wie Umweltdisparitäten in der städtischen Nachbarschaft die Gesundheit der Bevölkerung beeinflussen. Methoden: Um gesundheitsrelevante Fragestellungen zu untersuchen, schlage ich einen integrativen und räumlich-expliziten Ansatz vor, welcher methodische Ansätze der Epidemiologie und der Geographie kombiniert. Dieser gesundheits-geographischen Ansatz konzentriert sich auf das komplexe Verhältnis von sozio-ökologischer Umwelt und urbaner Gesundheit auf verschiedenen geographischen Skalen. Der Ansatz beinhaltet Krankheitskartierung, Expositionskartierung und räumlich-epidemiologische Modellierung. Fünf Datensätze werden verwendet um urbane Nachbarschaftscharakteristiken und die damit assoziierte Gesundheit der Stadtbevölkerung zu untersuchen. Im Hinblick auf ein Stadt-Land Gefälle wird Über- und Untergewicht der Bevölkerung in afrikanischen Staaten südlich der Sahara untersucht. Im Hinblick auf die individuelle städtische Nachbarschaft werden mentale Gesundheit und Herzkreislauferkrankungen in New York Stadt und Framingham, MA untersucht. Die Ergebnisse werden anschließend in einem konzeptionellen Modell für Umwelt und Gesundheit synthetisiert. Relevanz des Projekts: Die angestrebten Studien werden geographische Ansätze für gesundheitsbezogene Fragestellungen konsolidieren. Die Ergebnisse werden ferner dazu beitragen, Strategien zu entwickeln, um innerstädtische Disparitäten zu reduzieren und die Gesundheitspolitik zu informieren. Aus dem Projekt werden mindestens sechs Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und Buchkapiteln mit wissenschaftlicher Qualitätssicherung hervorgehen.

Gesetz zu dem Abkommen vom 31. März 1992 zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee (KlWalAbkG)

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis Art 1 Dem in New York am 9. April 1992 von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichneten Abkommen vom 31. März 1992 zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee wird zugestimmt. Das Abkommen wird nachstehend veröffentlicht.

Klimagerechtes Haushalten

Im Zuge des klimagerechten Haushaltens werden klimaschutzbezogene Daten zu ausgewählten öffentlichen Klimaschutzinvestitionen im Rahmen der Haushaltsaufstellung systematisch erfasst und ausgewertet. Dies soll es erleichtern, finanzpolitische Entscheidungen gezielter an den Berliner Klimaschutzzielen auszurichten. Ein erstes Pilotprojekt wurde im Rahmen des Doppelhaushalts 2024/2025 durchgeführt. Die gewonnenen Ansätze werden bei der Aufstellung des Doppelhaushalts 2026/2027 weiterentwickelt und fortgeführt. Der Senat von Berlin hat sich zum Pariser Klimaschutzübereinkommen und zu den Zielen des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes bekannt. Das macht Investitionen in Klimaschutz und Klimaanpassung sowie eine entsprechende Schwerpunktsetzung in der Haushaltspolitik erforderlich. Das gilt unter anderem für Ausgaben in öffentliche Gebäude und Fahrzeugflotten, den Ausbau der Ladeinfrastruktur, den Solarausbau, dem Stadtgrün, der Begrünung von Dächern und Fassaden oder der Ausweisung von Fördermitteln. Die öffentlichen Mittel sollten aus Sicht des Klimaschutzes möglichst so eingesetzt werden, dass die Potenziale zur Einsparung von CO 2 -Emissionen im Einflussbereich des Landes ausgeschöpft werden können und dadurch eine Erreichung der Berliner Klimaschutzziele sichergestellt wird. Einen Beitrag dazu soll das klimagerechte Haushalten leisten. Es handelt sich dabei um einen innovativen Governance-Ansatz, mit dem der Anspruch, Klimaschutz als Querschnittsaufgabe zu verstehen, praktisch umgesetzt wird. Voraussetzung dafür ist, Klimaschutz stärker in bestehende Strukturen und Prozesse – wie hier in der Haushaltsaufstellung – zu integrieren. Beim klimagerechten Haushalten besteht eine Zusammenarbeit zwischen der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt sowie der Senatsverwaltung für Finanzen. Das klimagerechte Haushalten schafft in erster Linie Transparenz. Ein direkter Einfluss auf die Entscheidung über Haushaltsmittel ist nicht gegeben. Im Rahmen der Aufstellung des Doppelhaushalts 2024/2025 wurde eine Abfrage von klimabezogenen Daten zu einer Auswahl von klimaschutzrelevanten Ausgabenpositionen durchgeführt. Dazu gehörte auch die Benennung der jeweils mit den Investitionen zu erreichenden CO 2 -Einsparungen. Die entsprechende Aufforderung erfolgte mit dem Aufstellungsrundschreiben. Die Eingaben wurden ausgewertet und in zwei Berichten zum klimagerechten Haushalten, jeweils für die Haupt- und Bezirksverwaltungen, veröffentlicht. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass in allen betrachteten Bereichen Mittel zur Finanzierung von Klimaschutz in Ansatz gebracht wurden. Das gilt für Investitionen in den Neubau energieeffizienter öffentlicher Gebäude ebenso wie für Investitionen in die eergetische Sanierung des öffentlichen Gebäudebestands, den Ausbau der Photovoltaik auf öffentlichen Dächern, die Umstellung öffentlicher Fahrzeugflotten auf CO 2 -freie Antriebe und den Ausbau öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Zusätzlich sieht der Doppelhaushalt 2024/2025 erhebliche Mittel für die Förderung von Investitionen verschiedenster privater oder öffentlicher Akteure in wichtige Klimaschutzmaßnahmen vor. Zur Erreichung der Klimaschutzziele sind weitere, öffentliche Investitionen, aber auch solche aus der Wirtschaft und Privathaushalten erforderlich. Die Ergebnisse sind den Berichten zum klimagerechten Haushalten zu entnehmen. Der Senat hatte beschlossen, die entwickelten Ansätze entlang der Aufstellung des Doppelhaushalts 2026/2027 fortzusetzen. Dabei wurde erneut eine Abfrage von klimabezogenen Daten zu Haushaltsanmeldungen in ausgewählten Bereichen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung durchgeführt. Zu den technischen Fragen der Abfrage stehen weitere Informationen im Beschäftigtenportal zur Verfügung. Die sich daraus ergebenden Berichte zum klimagerechten Haushalten werden auf dieser Seite veröffentlicht. Viele andere Städte weltweit führen bereits Klimabudgets. Darunter sind im Allgemeinen Verfahren zu verstehen, mit denen Erwägungen zum Klimaschutz in die Aufstellung öffentlicher Haushalte eingebracht werden. Die norwegische Hauptstadt Oslo nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Aber auch andere Städte wie London, New York City, Paris und Wien sind entsprechende Schritte gegangen. Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz steht mit diesen in einem fachlichen Austausch. Unter den Bundesländern nimmt Berlin bisher eine Vorreiterrolle ein. Pressemitteilung vom 10.10.2023: Senat legt Bericht zu Auswirkungen des Haushalts auf den Klimaschutz vor

Rechtsvorschriften im Bereich Bodenschutz

Landesrecht Bundesrecht Europarecht Internationales Recht Berliner Gesetz zur Ausführung des Bundes-Bodenschutzgesetzes (Berliner Bodenschutzgesetz – Bln BodSchG) Verordnung über Sachverständige und Untersuchungsstellen im Sinne von § 18 des Bundes-Bodenschutzgesetzes (Bln BodSUV) Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG) Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) Auf europäischer Ebene gibt es einige nennenswerte Rechtsinstrumente, die den Boden indirekt schützen und auch im Land Berlin zur Rechtsanwendung kommen. EU-Verordnung 2024/1991 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. Juni 2024 über die Wiederherstellung der Natur und zur Änderung der Verordnung (EU) 2022/869 Die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur zielt in Bezug auf den Bodenschutz darauf ab, dass die EU-Mitgliedstaaten dafür Sorge zu tragen haben, dass in sogenannten städtischen Ökosystemgebieten gem. Art. 6 Abs. 1 der EU-Verordnung bis Ende 2030 kein Nettoverlust an der nationalen Gesamtfläche städtischer Grünflächen gegenüber dem Referenzjahr 2021 zu verzeichnen ist. Ferner stellen die EU-Mitgliedstaaten gem. Art. 6 Abs. 2 Satz 1 der EU-Verordnung sicher, dass die nationale Gesamtfläche städtischer Grünflächen in Städten sowie kleineren Städten und Vororten bis 2040 um mindestens 3 % und bis 2050 um mindestens 5 % gegenüber 2021 vergrößert wird. Bei der Vorschrift handelt sich damit um ein Instrument, dem Flächenverbrauch von unversiegelten Stadtböden entgegenzuwirken und Entsiegelungsmaßnahmen durchzuführen. EU-Verordnung 2023/839 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 19. April 2023 (LULUCF-Verordnung) Seit Mai 2023 ist die überarbeitete LULUCF-Verordnung in Kraft. Der Schutz und die Regeneration von Wäldern, Mooren sowie anderen natürlichen Ökosystemen sind unerlässlich auf dem Weg zur Erreichung der Treibhausgasneutralität bis 2050. Die Überarbeitung der EU-Verordnung für Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) zielte darauf ab, bestimmte Landnutzungen als natürliche Kohlenstoffsenken in die EU-Klimaziele einzubeziehen. Der Entwurf einer Bodenschutzrahmenrichtlinie durch die EU-Kommission aus dem Jahr 2023 Die EU-Kommission hat im Juni 2023 einen Legislativvorschlag für ein sogenanntes Bodenüberwachungsgesetz veröffentlicht. Das EU-Parlament hat sich mit diesem Entwurf in 1. Lesung am 10. April 2024 mit Änderungen befasst. Der Rat der EU hat am 17. Juni 2024 in seiner Allgemeine Ausrichtung ebenfalls Änderungen an dem ursprünglichen Entwurf der EU-Kommission beschlossen. Das sich anschließende Trilog-Verfahren zwischen dem EU-Parlament, dem Rat der EU und der EU-Kommission wurde am 10. April 2025 mit einer Presseerklärung erfolgreich abgeschlossen. Der Rat der EU und das EU-Parlament haben eine vorläufige Einigung über eine Richtlinie zur Schaffung eines Rahmens für die Bodenüberwachung erzielt. Die vorläufige Einigung muss nun vom Rat und vom Parlament gebilligt werden. Nach Überarbeitung durch die Rechts- und Sprachsachverständigen wird sie dann von beiden EU-Organen förmlich angenommen. Am 04. Juni 2025 hat bereits der Umweltausschuss des EU-Parlamentes dem Ergebnis der Trilogverhandlungen zugestimmt. Der gesunde Zustand der weltweiten Böden ist ein entscheidender Faktor für die Klimaresilienz, Klimaneutralität und Biodiversität. Das Internationalen Recht weist bisher nur ein Abkommen auf, welches den Boden unmittelbar als Schutzgut zum Regelungsgegenstand hat: das im Jahr 1994 beschlossene und im Jahr 1996 in Kraft getretene Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation. Auf der Vertragsstaatenkonferenz der UNCCD (COP15) im Mai 2022 in Abidjan (Côte d’Ivoire) haben die Vertragsstaaten bekräftigt, dass sie den Schutz und die Wiederherstellung von Böden bis zum Jahr 2030 weltweit verstärken wollen. Mit der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung , die im Jahr 2015 auf einem UN-Gipfel in New York zwischen den Staats- und Regierungschefs vereinbart wurde, ist der Bodenschutz als globale Herausforderung explizit in Erscheinung getreten. Das 15. Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2030 beschreibt den Bodenschutz als globale Aufgabe (u. a. den Schutz und die Wiederherstellung der Landökosysteme, die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, die Beendigung der Bodendegradation sowie die Wahrung der biologischen Vielfalt). Die EU und ihre Mitgliedstaaten als Vertragsparteien des mit dem Beschluss 93/626/EWG des Rates geschlossenen Übereinkommens über die biologische Vielfalt von Rio de Janeiro aus dem Jahr 1992 haben auf der 15. Konferenz der Vertragsparteien im Jahr 2022 einer neuen globalen Vereinbarung zum Schutz der Natur zugestimmt: dem „ Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal“ . Darin sind einige globale Ziele für 2030 umfasst, die für die Bodengesundheit von Bedeutung sind. Beispielsweise sollen bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der weltweit geschädigten Ökosysteme an Land renaturiert werden. Dabei wurden gemeinsame Indikatoren entwickelt, sodass sich jeder Vertragsstaat dazu verpflichtet hat, in seiner nationalen Biodiversitätsstrategie darzustellen, wie er konkret zur Erreichung der festgelegten Ziele beiträgt.

Entwicklung der Anzahl ausgewählter klimatologischer Kenntage 2022

Deutscher Wetterdienst (DWD) 2018: Datensätze auf Basis der RCP-Szenarien. Internet: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaforschung/klimaprojektionen/fuer_deutschland/fuer_dtld_rcp-datensatz_node.html (Zugriff am 26.11.2024) Deutscher Wetterdienst (DWD) 2024: Deutscher Klimaatlas. Internet: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaatlas/klimaatlas_node.html (Zugriff am 17.01.2025) Huebener, H., Hoffmann, P., Keuler, K., Pfeifer, S., Ramthun, H., Spekat, A., Steger, C., Warrach-Sagi, K. 2017: Deriving user-informed climate information from climate model ensemble results. Adv. Sci. Res. 14, 261–269. IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) 2013: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge United Kingdom and New York, NY, USA. https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WG1AR5_all_final.pdf (Zugriff am 19.02.2025) IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) 2021: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge United Kingdom and New York, NY, USA. https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_FullReport_small.pdf (Zugriff am 19.02.2025) IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) 2022: Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge United Kingdom and New York, NY, USA. https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/downloads/report/IPCC_AR6_WGIII_FullReport.pdf (Zugriff am 19.02.2025) Jacob, D., Petersen, J., Eggert, B., Alias, A., Christensen, O.B., Bouwer, L.M., Braun, A., Colette, A., Déqué, M., Georgievski, G., Georgopoulou, E., Gobiet, A., Menut, L., Nikulin, G., Haensler, A., Hempelmann, N., Jones, C., Keuler, K., Kovats, S., Kröner, N., Kotlarski, S., Kriegsmann, A., Martin, E., Van Meijgaard, E., Moseley, C., Pfeifer, S., Preuschmann, S., Radermacher, C., Radtke, K., Rechid, D., Rounsevell, M., Samuelsson, P., Somot, S., Soussana, J.-F., Teichmann, C., Valentini, R., Vautard, R., Weber, B., Yiou, P. 2014: EURO-CORDEX: new high-resolution climate change projections for European impact research. Reg Environ Change 14, 563–578. Reusswig, F.; Becker, C.; Lass, W.; Haag, L.; Hirschfeld, J.; Knorr, A.; Lüdeke, M. K.B.; Neuhaus, A.; Pankoke, C.; Rupp, J., Walther, C.; Walz, S.; Weyer, G.; Wiesemann, E. 2016: Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Berlin (AFOK). Klimaschutz Teilkonzept. Hauptbericht. Gutachten im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Sonderreferat Klimaschutz und Energie (SR KE). Potsdam, Berlin. Internet: https://www.berlin.de/sen/uvk/klimaschutz/anpassung-an-den-klimawandel/programm-zur-anpassung-an-die-folgen-des-klimawandels/ (Zugriff am 05.12.2024) SenStadt (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin) (Hrsg.) 2020: Umweltatlas Berlin, Karte 06.08 Stadtstruktur differenziert, Berlin. Internet: https://www.berlin.de/umweltatlas/nutzung/stadtstruktur/2020/zusammenfassung/ (Zugriff am 06.01.2025) SenStadt (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin) (Hrsg.) 2022a: Umweltatlas Berlin, Karte 04.10 Klimamodellierung Berlin – Analysekarten, Berlin. Internet: https://www.berlin.de/umweltatlas/klima/klimaanalyse/2022/zusammenfassung/ (Zugriff am 06.01.2025) SenStadt (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin) (Hrsg.) 2022b: Umweltatlas Berlin, Karte 04.11 Klimamodellierung Berlin – Planungshinweise Stadtklima, Berlin. Internet: https://www.berlin.de/umweltatlas/klima/klimabewertung/2022/zusammenfassung/ (Zugriff am 06.01.2025)

Radioaktives Cäsium: Maßvoller Verzehr von Wildpilzen ist unbedenklich

Radioaktives Cäsium: Maßvoller Verzehr von Wildpilzen ist unbedenklich Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz enthält aktuelle Messwerte Ausgabejahr 2025 Datum 05.09.2025 In üblichen Mengen genossen, sind Wildpilze aus Strahlenschutz-Sicht unbedenklich Quelle: negatina/Getty Images 1986 ereignete sich nahe dem damals sowjetischen Tschornobyl (russ. Tschernobyl) der schwerste Reaktorunfall der Geschichte . Radioaktive Stoffe zogen mit Luftströmungen auch nach Deutschland. Unsichtbare Spuren davon gibt es hierzulande in der Natur bis heute. So können Pilze aus dem Wald noch immer radioaktives Cäsium-137 enthalten, das aus dem Reaktorunfall , aber auch aus oberirdischen Kernwaffentests des 20. Jahrhunderts stammt. Ein Grund zur Besorgnis für Pilzsammlerinnen und -sammler ist das allerdings nicht. "Wenn man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, ist das aus Sicht des Strahlenschutzes überall in Deutschland unbedenklich" , sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz ( BfS ), Inge Paulini. Die Gesamtmenge ist entscheidend Wer Pilze sammelt, kann vor allem in einigen Gegenden Süddeutschlands noch auf Exemplare stoßen, die mehr als 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm enthalten – also über dem Grenzwert für Pilze im Handel liegen. "Weil alle Hauptnahrungsmittel nahezu unbelastet sind, erhöht es die eigene Strahlendosis nur geringfügig, wenn man gelegentlich Pilze mit höheren Cäsium-137 -Werten isst" , erläutert die Behördenchefin. Entscheidend sei nicht der einzelne Pilz, sondern die Gesamtmenge an Cäsium-137 , die man zu sich nehme. BfS-Präsidentin Dr. Inge Paulini Pilzbericht ermöglicht informierte Entscheidung Auch fast 40 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschornobyl sei es wichtig, Transparenz zu schaffen und Interessierten die Grundlage für eine bewusste, informierte Entscheidung zur Verfügung zu stellen, betont Paulini. "Deswegen bieten wir allen, die sich ein eigenes Bild machen und sich genauer informieren möchten, den Pilzbericht des BfS an." Der Pilzbericht des BfS zeigt, welche wildwachsenden Pilzarten kaum Cäsium enthalten und welche Pilzarten höhere Cäsium-137 -Werte aufweisen können. Dafür ermittelt das BfS jährlich den Cäsium-137 -Gehalt wildwachsender Speisepilze von ausgewählten Orten. Je nach Pilzart und Cäsium-137 - Kontamination des Bodens am Sammelort zeigen sich dabei deutliche Unterschiede. Messwerte von unter 5 bis über 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Am meisten Cäsium-137 fanden die Fachleute des BfS in den vergangenen drei Jahren (2022-2024) in Semmelstoppelpilzen, in Rotbraunen Semmelstoppelpilzen und in Elfenbeinschnecklingen. Teilweise lagen die Messwerte über 2.000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse. Werte über 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm wies das BfS bei Trompetenpfifferlingen, Maronenröhrlingen, in Seidigen Ritterlingen, in Dickblättrigen Schwärztäublingen und in Blassblauen Rötelritterlingen nach. Dagegen enthielten zum Beispiel der Braunschuppige Riesenchampignon, der Dunkelfaserige Champignon, der Hasenröhrling, das Judasohr, der Riesenporling und der Stadtchampignon durchweg weniger als 5 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse. Die Messwerte weiterer Pilzarten sind in der aktuellen Ausgabe des Pilzberichts zu finden. Sie steht unter http://www.bfs.de/pilzbericht zur Verfügung. Bodenkontamination mit Cäsium-137 im Jahr 1986. Die aktuellen Werte lassen sich durch Multiplikation der Zahlen mit 0,40 ermitteln. Beispielrechnung Welche zusätzliche Strahlendosis durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze entstehen kann, lässt sich an einem konkreten Beispiel abschätzen: Beim Maronenröhrling – einem potenziell stärker kontaminierten Speisepilz – lag der höchste Messwert des BfS in den Jahren 2022 bis 2024 bei 1.400 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse. Verzehrt eine erwachsene Person jede Woche 200 Gramm Pilze mit 1.400 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm, erhält sie eine zusätzliche Strahlendosis von 0,18 Millisievert pro Jahr. Das ist etwas mehr als die Strahlendosis von drei Flügen von Frankfurt am Main nach New York. Außer Cäsium können Wildpilze auch Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium anreichern. Wer regelmäßig Wildpilze verzehrt, sollte schon aus diesem Grund nicht mehr als 200 bis 250 Gramm Wildpilze pro Woche zu sich nehmen . Kaum Cäsium-137 in Zuchtpilzen Alle Pilze im EU -weiten Handel müssen den Grenzwert von 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm einhalten. Pilze aus gewerblichen Pilzzuchten wie Champignons, Austernseitlinge und Shiitake enthalten generell wenig Cäsium-137 . Sie werden auf Substraten angebaut, die kaum radioaktives Cäsium aufweisen. Cäsium-137 ist ein radioaktives Isotop des Elements Cäsium, das nicht natürlich vorkommt. Es entsteht unter anderem bei der Kernspaltung in Kernkraftwerken . Seine Halbwertszeit beträgt etwa 30 Jahre. Das bedeutet, dass sich die Menge an Cäsium-137 , die sich 1986 in Deutschland am Boden ablagerte, bis heute zu rund 60 % zerfallen ist. Stand: 05.09.2025

Langzeitstudie an Ratten zu Ganzkörperexposition mit Mobilfunkfeldern (Ramazzini-Studie)

Langzeitstudie an Ratten zu Ganzkörperexposition mit Mobilfunkfeldern (Ramazzini-Studie) Bei der Ramazzini-Studie handelt es sich, gemessen an der Tierzahl, um die größte jemals durchgeführte Tierstudie zur Frage, ob lebenslange Exposition gegenüber schwachen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern von Mobilfunkbasisstationen bei Ratten krebserregend wirkt. Die Ganzkörperexposition der Ratten lag unterhalb und im Bereich der in Deutschland gültigen Grenzwerte für ortsfeste Mobilfunkbasisstationen. Aus BfS -Sicht liefern die publizierten Ergebnisse von Falcioni et al. keine überzeugende Evidenz für eine karzinogene Wirkung einer Ganzkörperexposition durch hochfrequente elektromagnetische Felder im Bereich und unterhalb der bestehenden Grenzwerte. Im August 2018 wurden im Journal Environmental Research Teilergebnisse einer Langzeitstudie an Ratten, die lebenslang mit schwachen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern exponiert worden waren, veröffentlicht 1 . Eine Nachfolgepublikation von Brooks et al. im Jahr 2024 ergänzte diese Studie um die Auswertung von Mutationsprofilen in den relevanten Tumor- und Normalgeweben 2 . Die vollständigen Ergebnisse der am italienischen Ramazzini Institut durchgeführten Studie sind bisher nicht abschließend veröffentlicht worden. Die Vorveröffentlichung von Teilergebnissen durch Falcioni et al. stand im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden von vorläufigen Ergebnissen der Studie des US-amerikanischen National Toxicology Programs (NTP) im Mai 2016, bei der ein erhöhtes Auftreten von Herztumoren in männlichen Ratten, die sehr hohen Ganzkörperexpositionen hochfrequenter elektromagnetischer Felder ausgesetzt waren, beobachtet worden ist. Die finalen Ergebnisse der NTP-Studie wurden 2018 veröffentlicht, die Diskussion zur sogenannten Ramazzini-Studie wird hier daher mit Bezug auf die Ergebnisse der NTP-Studie 3, 4 geführt. Bei der Ramazzini-Studie handelt es sich, gemessen an der Tierzahl, um die größte jemals durchgeführte Tierstudie zur Frage, ob lebenslange Exposition gegenüber schwachen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern von Mobilfunkbasisstationen bei Ratten krebserregend wirkt. Die Ganzkörperexposition der Ratten lag unterhalb und im Bereich der in Deutschland gültigen Grenzwerte für ortsfeste Mobilfunkbasisstationen. Ein wesentliches Ergebnis ist eine statistisch signifikant erhöhte Inzidenz von Schwann-Zell-Tumoren am Herzen bei männlichen exponierten Ratten im Vergleich zu nicht exponierten Kontrolltieren. Die Autoren der Ramazzini-Studie sehen in ihren Ergebnissen eine Bestätigung der Ergebnisse der NTP-Studie und eine Übereinstimmung mit anderen epidemiologischen Studien und fordern deshalb eine Neubewertung der IARC -Einstufung bezüglich des krebserregenden Potentials hochfrequenter elektromagnetischer Felder im Menschen. Aus BfS -Sicht liefern die publizierten Ergebnisse von Falcioni et al. keine überzeugende Evidenz für eine karzinogene Wirkung einer Ganzkörperexposition durch hochfrequente elektromagnetische Felder im Bereich und unterhalb der bestehenden Grenzwerte. Die von Falcioni et al. beobachtete Inzidenz von Herztumoren in männlichen Ratten lag in allen Expositionsgruppen im Schwankungsbereich der spontanen Hintergrundrate und in der mitgeführten umfangreichen Kontrollgruppe lag die Inzidenz dieser Erkrankung im Vergleich zu Kontrolldaten aus anderen Experimenten ungewöhnlich niedrig. Obwohl Falcioni et al. eine Vielzahl von statistischen Tests durchgeführt haben, ist die im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöhte Inzidenz von Herztumoren in der höchsten Expositionskategorie ohne Berücksichtigung des multiplen Testens als statistisch signifikant bewertet worden. Aus diesen Gründen ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem einzigen statistisch signifikanten Ergebnis der Ramazzini-Studie um ein falsch positives Ergebnis handelt, nicht vernachlässigbar. Die genetischen Analysen von Brooks et al. liefern aufgrund des Fehlens einer vergleichenden Analyse mit nicht-exponierten Geweben ebenfalls keinen belastbaren Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen einem Ausgesetztsein gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und einer Tumorentstehung. Zusammenfassend geht das BfS deshalb weiterhin davon aus, dass nach jetzigem Kenntnisstand unterhalb der bestehenden Grenzwerte keine negativen gesundheitlichen Effekte durch elektromagnetische Felder mit den vom Mobilfunk verwendeten Frequenzen wissenschaftlich belegt sind. Beschreibung der Studie und der Ergebnisse Bewertung durch die Autor*innen Falcioni et al. sehen in ihren Ergebnissen eine Bestätigung der Ergebnisse der NTP-Studie und fordern aufgrund der Ergebnisse der beiden Großstudien eine Neubewertung der IARC -Einstufung bezüglich des karzinogenen Potentials hochfrequenter elektromagnetischer Felder beim Menschen. Sie begründen ihre Einschätzung mit der im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikant erhöhten Inzidenz von Schwannomen des Herzens in der höchsten Expositionsgruppe der männlichen Ratten, die auch in der NTP-Studie beobachtet worden ist, sowie dem vermehrten Auftreten von Schwannzell-Hyperplasien in der höchsten Expositionsgruppe beider Geschlechter. Falcioni et al. sehen in diesen Ergebnissen eine Übereinstimmung mit den Ergebnissen epidemiologischer Studien, die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Akustikusneurinomen (gutartige Schwannzelltumore des Hörnervs) und Handynutzung liefern. In dem statistisch nicht signifikanten, expositionsabhängigen Anstieg maligner Gliome bei weiblichen Ratten sehen die Autoren eine Übereinstimmung mit den Ergebnissen der NTP-Studie und einigen epidemiologischen Studien, die eine Assoziation zwischen dem Auftreten von Gliomen und intensiver Mobiltelefonnutzung nahelegen. Brooks et al. schlussfolgern, dass die Häufung von Mutationen in den Genen ARID1A / ARID1B in menschlichen Schwannomen konsistent mit der Häufung von Mutationen in ARID1A in den hier analysierten Rattenschwannomen ist. Viele der in Brooks et al. berichteten Mutationen in Rattentumoren, inklusive der auffällig häufigen Mutationen im Gen SETD2 , sind jedoch nicht in einer großen Datenbank menschlicher Krebsmutationen (COSMIC) verzeichnet, was aus Sicht von Brooks et al. auf unterschiedliche funktionale Rollen der betreffenden Genmutationen im Vergleich zu menschlichen Tumoren hinweisen könnte. Bewertung durch das BfS In den Publikationen zu den großangelegten Tierexperimenten des NTP und des Ramazzini-Institutes zur karzinogenen Wirkung von chronischen Ganzkörperexpositionen mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wurden für bestimmte Tumore des Herzens und des Gehirns Hinweise auf einen solchen Zusammenhang berichtet. Bezüglich der Tumore am Herzen sind die statistisch signifikanten Ergebnisse beider Studien in Tumorart und Geschlechtsspezifität vergleichbar, jedoch unterscheiden sie sich wesentlich hinsichtlich der Expositionsstärke, bei der die Effekte beobachtet worden sind. Sollte der in der NTP-Studie beobachtete Expositions-abhängige Anstieg der Inzidenz von Herz-Schwannomen tatsächlich Expositions-induziert sein, steht die Frage im Raum, ob in der Ramazzini-Studie derselbe Effekt bei vergleichsweise niedrigen SAR -Werten mit geringerer Effektstärke nachgewiesen wurde. Aufgrund der am Ramazzini-Institut deutlich höheren verwendeten Tierzahl pro Expositionsgruppe erscheint diese Möglichkeit auf den ersten Blick denkbar, da die Detektionswahrscheinlichkeit für kleine Effekte mit zunehmender Tierzahl steigt. In der Gesamtschau der Daten kann dieser Schluss unter Einbeziehung von Qualitäts-, Studiendesign- und Plausibilitäts-Kriterien allerdings nicht gezogen werden. Aus Sicht des BfS liefern weder die Ramazzini- noch die NTP-Studie eine verlässliche Evidenz für eine karzinogene Wirkung von langandauernder Ganzkörperexposition mit elektromagnetischen Feldern im Bereich der Grenzwerte (ausführliche Stellungnahme des BfS zur NTP-Studie ). Die Ramazzini-Studie weist im Vergleich zur NTP-Studie eine Reihe von Stärken auf, sie hat jedoch auch eine Reihe von methodischen Schwächen. Beides wird im Folgenden erläutert und anschließend wird die wissenschaftliche Plausibilität der Ergebnisse im Gesamtkontext bewertet. Fazit Insgesamt geht das BfS weiterhin davon aus, dass bei Einhaltung der Grenzwerte keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen durch elektromagnetische Felder mit den vom Mobilfunk verwendeten Frequenzen zu erwarten sind. Literatur 1 Falcioni, L., et al. " Report of final results regarding brain and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from prenatal life until natural death to mobile phone radiofrequency field representative of a 1.8 GHz GSM base station environmental emission." Environmental research 165 (2018): 496-503. 2 Brooks, Ashley M., et al. "Genetic profiling of rat gliomas and cardiac schwannomas from life-time radiofrequency radiation exposure study using a targeted next-generation sequencing gene panel." PLoS ONE , 2024. 19(1): e0296699. 3 Langzeitstudie an Mäusen und Ratten zu Ganzkörperexposition mit Mobilfunkfeldern (NTP-Studie) 4 NTP Technical report on the toxicology and carcinogenesis studies in Hsd: Sprague Dawley SD rats exposed to whole-body radio frequency radiation at a frequency (900 MHz) and modulations (GSM and CDMA) used by cell phones ; NTP TR 595, November 2018 [zuletzt abgerufen am 30.06.2020] 5 Soffritti, Morando, et al. " Mega‐experiments to identify and assess diffuse carcinogenic risks." Annals of the New York Academy of Sciences 895.1 (1999): 34-55. 6 Laura Contalbrigo, " Effects Of Extremely Low Frequency And Radiofrequency Electromagnetic Fields On Circadian Rhythms Of Some Blood Parameters In Sprague-Dawley Rats", Dissertation, 2008, [zuletzt abgerufen am 30.06.2020] 7 Elmore, S.A., et al., Proceedings of the 2016 National Toxicology Program Satellite Symposium. Toxicologic pathology , 2017. 45(1): p. 11-51. 8 NTP Historical Controls Report. All Routes and Vehicles. Harlan Sprague-Dawley RATS [zuletzt abgerufen am 30.06.2020] 9 Anderson, Larry E., et al. "Two-year chronic bioassay study of rats exposed to a 1.6 GHz radiofrequency signal." Radiation Research 162.2 (2004): 201-210. 10 Gong, Yijian, et al. " Life-time dosimetric assessment for mice and rats exposed in reverberation chambers for the two-year NTP cancer bioassay study on cell phone radiation." IEEE transactions on electromagnetic compatibility 59.6 (2017): 1798-1808. 11 Capstick, Myles H., et al. "A radio frequency radiation exposure system for rodents based on reverberation chambers." IEEE transactions on electromagnetic compatibility 59.4 (2017): 1041-1052. 12 Li, Ruoyan, et al. "A body map of somatic mutagenesis in morphologically normal human tissues." Nature , 2021. 597(7876):398-403. 13 Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder, Bundesamt für Strahlenschutz. Spotlight on “Genetic profiling of rat gliomas and cardiac schwannomas from life-time radiofrequency radiation exposure study using a targeted next-generation sequencing gene panel” by Brooks et al. in PLoS One (2024). Spotlight - Jun/2024 no.2. 14 Kuhne et al. " Thermoregulatory Stress as Potential Mediating Factor in the NTP Cell Phone Tumor Study." Bioelectromagnetics. 2020 Sep;41(6):471-479. 15 Carlberg, Michael, and Lennart Hardell " Evaluation of mobile phone and cordless phone use and glioma risk using the Bradford Hill viewpoints from 1965 on association or causation." BioMed research international 2017 (2017). 16 Karipidis, Ken, et al. "The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes." Environment international 191 (2024): 108983. 17 Castaño-Vinyals, G., S. et al. "Wireless phone use in childhood and adolescence and neuroepithelial brain tumours: Results from the international MOBI-Kids study." Environment international 160 (2021): 107069. 18 Feychting, M., et al., Mobile phone use and brain tumour risk – COSMOS, a prospective cohort study. Environment International 185 (2024): 108552. Stand: 03.09.2025

1 2 3 4 515 16 17