Wie wirken Antibiotika in der Umwelt und welche Folgen hat der Einsatz von per- und polychlorierten Chemikalien in atmungsaktiver, wasserabweisender Freizeitkleidung? Auskunft hierzu gibt der Schwerpunkt „Chemikalien, Umwelt und Gesundheit“ in der neuen Ausgabe der Zeitschrift UMID. Außerdem stellt sie ein Forschungsvorhaben zu Umweltgerechtigkeit im städtischen Raum vor und berichtet über Kenntnisstand und offene Fragen zu gesundheitlichen Risiken durch niederfrequente Felder der Stromversorgung. Schwerpunkt: Chemikalien, Umwelt und Gesundheit Weitere Beiträge >>> Weitere Informationen zur Zeitschrift UMID
Seit dem Ausstieg aus der Kernenergie und der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien als Stromquelle wird der Stromnetzausbau bzw. die Umrüstung bestehender Netze in Deutschland weiter vorangetrieben. Diese Entwicklung kann dazu führen, dass die Bevölkerung vermehrt elektrischen und magnetischen Feldern ausgesetzt wird. Um die möglichen Auswirkungen genauer zu untersuchen, wurde vom Bundesamt für Strahlenschutz das Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ ins Leben gerufen. Ein Forschungsaspekt, der dabei genauer untersucht wird, beschäftigt sich mit Wahrnehmungs- und Wirkungsschwellen niederfrequenter Felder. Als eine der ersten Veranstaltungen im Rahmen dieses Schwerpunktes wurde vom Bundesamt für Strahlenschutz der internationale Workshop „Action and perception thresholds of static and ELF magnetic and electric fields and contact currents in humans“ organisiert. Felder, wie sie von Starkstromleitungen ausgehen, können unter Umständen wahrgenommen und als unangenehm empfunden werden. Niederfrequente Magnetfelder induzieren im Körper elektrische Ströme, die oberhalb der Grenzwerte zur Reizung von Nerven und Muskeln führen. Statische elektrische Felder können bei hohen Feldstärken direkt wahrgenommen werden. Unter Stromleitungen können sich Metallgegenstände elektrisch aufladen. Bei Berührung durch Personen kann es zu Funkentladungen und Kontaktströmen kommen. In allen genannten Szenarien ist die wissenschaftliche Datenlage bezüglich Schwellenwerte von biologischen Wirkungen und Wahrnehmbarkeit unzureichend und die Alters-und Geschlechtsabhängigkeit weitestgehend unbekannt. Ziel des Workshops war es mit international ausgewiesenen Experten den aktuellen Kenntnisstand der Forschung zusammenzufassen und wissenschaftliche Kenntnislücken zu identifizieren, um darauf aufbauend mögliche Forschungsschwerpunkte zu definieren. Die einzelnen Aspekte wurden in Vorträgen von zwölf eingeladenen Rednern aus sechs Ländern zusammengefasst. Insgesamt haben zwanzig externe Gäste teilgenommen, alles Spezialisten auf den Gebieten der Dosimetrie, Biologie und des Strahlenschutzes. // In Germany, the transition from nuclear to renewable energy sources for power production leads to the expansion of the existing power grid systems and to constructions of several new high voltage AC and DC power lines across the country. This will bring about an increased exposure of the population to static and ELF electric and magnetic fields. Therefore, research activities are planned to follow up the increased exposure and the possible biological effects. The Federal Office for Radiation Protection (BfS) has launched the research programme "Radiation Protection in Power Grid Expansion". One of the research aspects, which will be examined in more detail, deals with the perception and action thresholds of low-frequency fields. One of the first activities within this topic was the international workshop on „Action and perception thresholds of static and ELF magnetic and electric fields and contact currents in humans“, organized by the German Federal Office for Radiation Protection (BfS). Fields such as those emanating from power lines can under some circumstances be perceived and considered unpleasant. Low-frequency magnetic fields induce electric currents in the body that cause nerve and muscle stimulation above the limit values. Static electric fields can be directly perceived at high field strengths. Metal objects can charge themselves electrically under power lines. Contact with persons can then lead to spark discharges and contact currents. In all of these scenarios, the scientific knowledge on threshold values for biological effects and sensations is insufficient and age and gender dependency are largely unknown. The aim of the workshop was to summarize the recent state of scientific knowledge and to identify research gaps. The various aspects of the topic were covered by twelve presentations of invited speakers from six countries. Altogether, twenty external participants, experts in dosimetry, biology and radiation protection, took part at the workshop. On the basis of the results, further research will be initiated.
Ziel des BfS-Vorhabens war es zu klären, wer im Bereich Strahlenschutz die Öffentlichkeit informiert und wie diese Angebote der betrachteten Akteursgruppen Wissenschaft, Behörden, Industrie und Zivilgesellschaft wahrgenommen werden. Die betrachteten Strahlungsbereiche umfassten nieder- und hochfrequente, elektrische und magnetische Felder (NF / HF EMF) sowie UV- und ionisierende Strahlung. Ausgehend von den Ergebnissen der Arbeitspakete entwickelte IKU abschließend Empfehlungen für eine verbesserte Vermittlung von Strahlenschutzinformationen. //ABSTRACT// The present project aimed to identify German organizations in science, public authority, industry and civil society, who inform the public about radiation protection. The study analyzed how the information supply is perceived by the public. Following fields of radiation were focused on: High and low frequency fields, ultraviolet radiation and ionizing radiation. Based on the findings of the analysis, IKU developed recommendations for an improved communication of information regarding radiation protection.
Im Jahr 2019 hat das Bundesamt für Strahlenschutz eine Studie initiiert, die sich damit beschäftigte, wie die Bevölkerung das gesundheitliche Risiko durch elektromagnetische Felder von Hochspannungsleitungen einschätzt. Solche Leitungen existieren schon seit Jahrzehnten auch in der Nähe bewohnter Gebiete. Mit dem Ausbau des deutschen Übertragungsnetzes infolge der Energiewende rücken diese Infrastrukturen jedoch noch stärker ins Leben und ins Bewusstsein der Menschen. Damit geht einher, dass vor allem entlang geplanter Maßnahmen Sorgen entstehen, die sich zum Teil in Unmut äußern. Teilweise formieren sich Bürgerinitiativen, die sich gegen den Leitungsausbau aussprechen. Die intensive Medienberichterstattung nimmt aber auch Einfluss auf Bevölkerungsgruppen, die nicht direkt vom Leitungsausbau betroffen sind. Bedenken hinsichtlich der potenziellen Risiken, die von den neuen und auch alten Leitungen ausgehen, erfordern eine geeignete Risikokommunikation von Seiten des BfS. Diese bezieht sich aufgabengemäß allein auf die – in diesem Fall niederfrequenten – elektromagnetischen Felder, die von diesen Leitungen ausgehen. Ziel des Forschungsvorhabens war und ist es deshalb, die Stimmungs- und Kenntnislage der Bevölkerung in Bezug auf die von Hochspannungsleitungen ausgehenden niederfrequenten Felder zu ermitteln. Wenn Menschen kein klares Bild von einem Gegenstand oder Thema haben, konstruieren sie sich eines aus den ihnen verfügbaren Informationen. Man kann diese konstruierten Bilder (denn es sind bei einer Menschengruppe zwangsläufig mehrere unterschiedliche) mit Moscovici als „soziale Repräsentationen“ bezeichnen (MOSCOVICI 1988). Sie machen komplexe Sachverhalte für Individuen und Gruppen handhabbar – allerdings verursachen sie auch potenziell Konflikte, wenn zum Beispiel verschiedene Gruppen unterschiedliche soziale Repräsentationen eines Gegenstands oder Themas besitzen (so am Beispiel von Hochspannungsleitungen Stromnetzbetreiber, Landeigentümer*innen und Anwohner*innen). Ziel einer gelingenden Kommunikation zu den gesundheitlichen Risiken von Hochspannungsleitungen bzw. niederfrequenten Feldern muss es sein, die existierenden sozialen Repräsentationen zu erfassen und zu verstehen, die sich daraus ergebenden Konflikte zu analysieren und eine leicht verständliche und wissenschaftlich gut belegte Repräsentation entgegen zu stellen, welche die Konflikte potenziell mindern kann. Dabei soll diese Studie unterstützen. Im Jahr 2022 wurde die Befragung aus dem Jahr 2019 in modifizierter Form wiederholt, um eventuelle Veränderungen zu messen. Der vorliegende Bericht stellt die Ergebnisse dieser Wiederholungsbefragung dar.
Die Energiewende erfordert einen Ausbau des deutschen Stromübertragungsnetzes. Durch die relativ enge Bebauung in Deutschland wird es dabei absehbar (und schon aktuell) zu Konflikten mit Anwohner*innen in den Gebieten kommen, die vom Stromnetzausbau direkt betroffen sind. Die Bedenken gegenüber dem Leitungsausbau sind in der Bevölkerung äußerst verschieden: Es geht unter anderem um die Sinnhaftigkeit des Leitungsausbaus, die Gesundheit, den Wertverlust, die Verschandelung der Landschaft. Stromtrassen gehören nach einer Studie von SONNBERGER & RUDDAT (2016) zu den am wenigsten akzeptierten Infrastrukturen der Energiewende. Dort findet die Hälfte der Befragten eine neue Hochspannungsleitung in ca. 500 m Entfernung zum eigenen Haus nicht akzeptabel (EBD.: 36). Gefördert wird diese Skepsis durch hohe Unsicherheit auf mehreren Dimensionen des Stromnetzausbaus: Welche Trassen werden überhaupt benötigt? Welche Übertragungsarten sind sinnvoll (klassisch, HGÜ, hybrid)? Welche Leitungsformen sollen verwendet werden (Freileitungen, Erdkabel)? Auf allgemeinerer Ebene zeigt die Akzeptanzforschung der jüngeren Vergangenheit, dass bei Infrastrukturkonflikten als klassische Argumentationsmuster Landnutzungs- und Verteilungsdivergenzen, Fairness, Vertrauen, Prozesstransparenz und -beteiligung, Einschränkung der Lebensqualität und gesundheitliche Risiken auftreten. Entlang geplanter Maßnahmen haben sich bereits zahlreiche Bürgerinitiativen formiert, die sich zum Teil massiv gegen den Leitungsausbau aussprechen. Die intensive Medienberichterstattung nimmt aber auch Einfluss auf Bevölkerungsgruppen, die nicht direkt vom Leitungsausbau betroffen sind. Bedenken hinsichtlich der potenziellen Risiken, die von den neuen und auch alten Leitungen ausgehen, erfordern eine geeignete Risikokommunikation von Seiten des BfS. Diese bezieht sich aufgabengemäß allein auf die – in diesem Fall niederfrequenten – elektromagnetischen Felder, die von diesen Leitungen ausgehen. Ziel des hier dargestellten Forschungsvorhabens war es deshalb, die Stimmungs- und Kenntnislage der Bevölkerung in Bezug auf die von Hochspannungsleitungen ausgehenden niederfrequenten Felder zu ermitteln.
In unserer technisch geprägten Gesellschaft ist der Mensch, bewusst oder unbewusst, täglich einer Vielzahl potenzieller Strahlenexpositionen ausgesetzt. Diese Expositionen können hierbei sowohl hochfrequente Strahlungen wie die Höhenstrahlung bei Flugreisen, diagnostische Röntgenstrahlung, Mikrowellenstrahlungen oder Radiowellen im häuslichen Bereich als auch niederfrequente Strahlungen, wie sie sich um elektrische Leiter herum aufbauen, beinhalten. Strahlungsemissionen niederfrequenter elektromagnetischer und magnetischer Felder sind in den vergangenen Jahren mehrfach mit einer erhöhten Erkrankungsrate von Kindern an Leukämien und malignen Lymphomen assoziiert worden. Ein gesicherter kausaler Zusammenhang konnte bisher aber in epidemiologischen Studien nicht nachgewiesen werden. Auch mit Hilfe tierexperimenteller Untersuchungen konnte das Risiko bisher nicht abschließend bewertet werden. Daher wurden niederfrequente magnetische Felder von der mit der WHO assoziierten International Agency for the Research on Cancer (IARC) als Klasse 2B "möglicherweise kanzerogen für den Menschen“ und niederfrequente elektrische Felder als "nicht klassifizierbar in Bezug auf ihre Kanzerogenität für den Menschen“ (Klasse 3) eingestuft [World Health Organization - International Agency for Research on Cancer, 2002]. Die folgende Literaturstudie ist dazu angelegt, den bisherigen Stand der Forschung und Lücken im Erkenntnisstand darzulegen.
Im Forschungsvorhaben wurden auf der Basis des bisherigen Kenntnisstands fünf Thesen formuliert, die durch zwei telefonische Befragungen überprüft wurden: Eine Breitenbefragung unter der deutschen Bevölkerung mit 1514 Teilnehmern und eine vertiefende Befragung von 205 Personen, die in der Nähe einer Hochspannungsleitung wohnen. Zwei der Thesen konnten verifiziert werden, bei den drei übrigen war dies nicht signifikant möglich.
Jeder Bürger kommt im Alltag mit magnetischen Feldern in Berührung. Niederfrequente Felder gehen zum Bei-spiel von elektrischen Geräten, vom Stromnetz der Bahn oder auch von Hochspannungsleitungen aus (vgl. BfS 2019). Sichtbar sind niederfrequente Felder für das menschliche Auge nicht. Um die Stärke des magnetischen Feldes und damit die Höhe der Exposition in verschiedenen Alltagsszenarien einschätzen zu können, sind Bürger als Laien auf die Aussagen und Berechnungen von Experten beziehungsweise auf konkrete Messungen des magnetischen Feldes angewiesen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) verfolgt unter anderem das Ziel, die Bürger über typische Expositionswerte zu informieren. Wie hoch die Exposition ausfällt, kann mit Hilfe von speziellen Messgeräten ermittelt werden. Eine Herausforderung besteht jedoch darin, die Messergebnisse an Laien verständlich zu kommunizieren, so dass sie diese korrekt verstehen, einschätzen und bewerten können. Wie genau eine Kommunikation aussehen könnte, die Bürger auf eine verständliche und als nützlich wahrgenommene Weise kommuniziert werden kann, soll im Rahmen der vorliegenden Studie analysiert werden. Im Detail untersucht das vorliegende Forschungsprojekt empirisch mittels eines bevölkerungsrepräsentativen Laborexperiments, welche Effekte verschiedene kommunikative Darstellungsformen von Feldstärken, die speziell in der Nähe von Hochspannungsleitungen auftreten, auf Rezipienten haben. Der Fokus liegt dabei weniger auf den Inhalten der Kommunikation, sondern vielmehr auf der Art und Weise, wie die Messwerte formal dargestellt und vermittelt, also beispielsweise visualisiert, werden können. Es geht bei diesem Projekt nicht um die Kommunikation von möglicherweise vorhandenen Gesundheitsrisiken, sondern um die Kommunikation der Messwerte als Indikatoren der Exposition. Entscheidend ist der Bezug der Messwerte zu Vergleichsgrößen wie etwa zu gesetzlich festgelegten Grenzwerten (26. BImSchV), zu den berechneten Werten unter maximaler Anlagenauslastung oder zur Exposition durch andere Quellen niederfrequenter Felder (z. B. Haushaltsgeräte). Die konkrete Forschungsfrage lautet: Welche Darstellungsformate für Messergebnisse von niederfrequenten magnetischen und elektrischen Feldern wirken sich positiv auf die Informations-, Risiko- und Expositionswahrnehmung von Rezipienten sowie auf das Erinnern korrekter Informationen aus? Um diese Forschungsfrage zu beantworten, wurde im Rahmen dieses Forschungsprojekts zunächst eine umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt, um den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik zum Thema zu ermitteln (siehe Kapitel 2) und daraus wiederum begründete Entscheidungen für die eigene Untersuchung ableiten zu können. Im Anschluss und aufbauend auf den Ergebnissen der Literaturrecherche wurde die Untersuchungsmethodik der vorliegenden Experimentalstudie entwickelt (siehe Kapitel 3.2). Konkret wurde etwa entschieden, welche Darstellungsformate am besten zur Informationsvermittlung geeignet erscheinen und im Experiment als Stimulusmaterial getestet werden sollen. Daraufhin wurden die Stimulusmaterialien gestaltet, wiederum in Anlehnung an die Befunde aus der Literaturrecherche. Parallel dazu wurde ein Online-Fragebogen als Messinstrument der Experimentalstudie entwickelt, der die relevanten Aspekte der Fragestellung abdeckt. Ebenso wurden der Ablauf und Aufbau der Laborstudie geplant. Vor der eigentlichen Durchführung des Experiments wurden sowohl die Stimulusmaterialien als auch der Fragebogen einem Pretest unterzogen und finalisiert (siehe Kapitel 3.3.1). Im Anschluss erfolgte die Feldphase und Durchführung der Studie (siehe Kapitel 3.3.2 und 3.3.3). Die erhobenen Daten aus der Befragung wurden anschließend mithilfe quantitativer statistischer Auswertungsverfahren analysiert, verschriftlicht und interpretiert (siehe Kapitel 4). Zum Schluss wurden die Ergebnisse diskutiert und Empfehlungen für die Kommunikationspraxis abgeleitet (siehe Kapitel 5).
Im Rahmen des Vorhabens wurden Vorschläge zur systematischen Identifizierung künstlicher Quellen nichtionisierender Strahlung erarbeitet, die einen relevanten Beitrag zur Exposition der allgemeinen Bevölkerung liefern können. Aufgrund der unterschiedlichen Expositionscharakteristika und der ungleichen gesundheitlichen Risiken nieder- und hochfrequenter Strahlung auf der einen und optischer Strahlung auf der anderen Seite wurde von den Forschungsnehmern ein differenziertes Bewertungsschema gewählt. Bei der Mehrzahl der im Rahmen des Projekts als relevant identifizierten Quellen beruht die Einordnung auf der Bewertung unbeabsichtigt emittierter niederfrequenter Felder (z.B. Streufelder). Da alle netzbetriebenen elektrischen Geräte von derartigen Feldern umgeben sind, war die Zahl der in diesem Teil des elektromagnetischen Spektrums zu erfassenden Quellen auch besonders groß. Einige der als relevant bzw. bedingt relevant identifizierten Quellen unterliegen in Deutschland immissionsschutzrechtlichen Regelungen, so z.B. mit hoher Spannung betriebene elektrische Energieversorgungsleitungen und Mobilfunksendeanlagen. Hinsichtlich des Schutzes der Allgemeinheit vor schädlichen Feldeinwirkungen berücksichtigen diese Regelungen neben den Immissionen der betroffenen Anlage allerdings nur Beiträge anderer ortsfester Emittenten vergleichbarer Art. Mögliche Expositionsbeiträge netzbetriebener elektrischer Geräte oder mobiler Hochfrequenzsender (z.B. Mobiltelefone) bleiben unberücksichtigt. Gerätehersteller und Importeure müssen vor dem Inverkehrbringen eines Produkts zwar Anforderungen an die Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit erfüllen, der Betrieb von Geräten unterliegt aber keinen Regelungen, die den Strahlenschutz unmittelbar betreffen. Bereits einzelne Geräte können bei nicht bestimmungsgemäßer Verwendung Expositionen über den z.B. von der EU als Grenzwerte empfohlenen Höchstwerten verursachen. Die gleichzeitige Einwirkung mehrerer Quellen ist abgesehen von den oben beschriebenen Ausnahmen nicht geregelt. Im Bereich der künstlichen optischen Strahlung existiert eine umfassende gesetzliche Regelung zur Begrenzung der Exposition aktuell nur im Arbeitsschutz. Die Projektergebnisse geben Hinweise auf Quellen nichtionisierender Strahlung, bei denen hinsichtlich möglicher Expositionen von Personen Kenntnislücken bestehen. Sie geben weiter Hinweise, welche Techniken in Zukunft für die Exposition der Bevölkerung relevant werden könnten. Sie bestätigen indirekt auch die Bedeutung, die dem europäischen Normungsprozess zukommt: Die Anwendung harmonisierter technischer Normen ist zwar nicht verbindlich. Die dort definierten Verfahren werden aber von Herstellern vielfach angewendet, um die Übereinstimmung eines Produktes mit den wesentlichen Anforderungen an die Gerätesicherheit einschließlich des Schutzes vor Gefahren durch Strahlung zu dokumentieren. Die Übereinstimmung mit den wesentlichen Anforderungen ist eine Voraussetzung für das Inverkehrbringen und die Inbetriebnahme von Produkten auf dem europäischen Gemeinschaftsmarkt. Da weitergehende Regelungen derzeit fehlen, können die in europäischen Normen definierten Verfahren auch für den Strahlenschutz hohe Bedeutung erlangen.
Bei Errichtung und wesentlicher Änderung von Niederfrequenzanlagen sowie Gleichstromanlagen sind nach § 4 Absatz 2 (26. BImSchV) von der jeweiligen Anlage ausgehende elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder im Einwirkungsbereich zu minimieren. Einwirkungsbereiche von Niederfrequenzanlagen sind in der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Durchführung der Verordnung über elektromagnetische Felder - 26. BImSchV (26. BImSchVVwV) folgendermaßen definiert: 'Der Einwirkungsbereich einer Anlage ist der Bereich, in dem die Anlage sich signifikant von den natürlichen und mittleren anthropogen bedingten Immissionen abhebende elektrische oder magnetische Felder verursacht, unabhängig davon, ob die Immissionen tatsächlich schädliche Umwelteinwirkungen auslösen.' Diese Bereiche werden im Indikator als Distanzmaß für die Wirkung von elektrischen und magnetischen Feldern verwendet. Bei der Festlegung der in Anlage 1 des 26. BImSchV aufgeführten Grenzwerte wurden akute Wirkungen durch elektrischen Ströme berücksichtigt, die im Körper durch elektrische und magnetische Wechselfelder erzeugt werden. Biologische Effekte infolge der Aussetzung von elektrischen und magnetischen Feldern sind für Menschen auch bei geringen magnetischen Flussdichten nicht auszuschließen. In diesem Zusammenhang rät z.B. das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) dazu, die Belastung durch elektromagnetische Felder grundsätzlich so gering wie möglich zu halten. Als Vorsorgemaßnahmen werden vom BfS u.a. benannt: -Minimierung der Exposition der Bevölkerung gegenüber niederfrequenter Felder (u.a. durch Hochspannungsleitungen) -Informierung der Bevölkerung über Feldintensitäten relevanter Feldquellen wie z.B. Hochspannungsleitungen Vergleichbare Aussagen sind in der Verwaltungsvorschrift (26. BImSchVVwV) enthalten, so steht die allgemeine Bevölkerung im Mittelpunkt der Minimierungsbetrachtung. Die Bevölkerung soll durch geeignete technische Maßnahmen an der Anlage so wenig wie möglich von den hiervon ausgehenden elektrischen und magnetischen Feldern ausgesetzt werden. Im Sinne des Vorsorgeprinzips nach europäischen Umweltrecht ist die Abwehr von Umweltrisiken auch bei unsicherer Erkenntnislage vorgesehen. Daher sollte das Minimierungsgebot nicht nur bei erheblicher Änderung oder Neubau von Anlagen Anwendung finden, sondern ist im Sinne einer Schadensabwendung für die menschliche Gesundheit auf den Anlagenbestand auszuweiten. Demzufolge gibt der Indikator die Bevölkerungszahl im Einwirkungsbereich von bestehenden Hochspannungsleitungen (mind. 110 kV) in Deutschland an. Mit dem Indikator wird ein erster Beitrag zur flächendeckenden Risikobewertung geleistet sowie für Vorsorgemaßnahmen im Kontext elektromagnetischer Strahlung durch Hochspannungsfreileitungen sensibilisiert. Weitere Informationen unter http://www.ioer-monitor.de/index.php?id=44&ID_IND=B31RT. Für die Nutzung von WCS- und WFS-Diensten ist eine Registrierung nötig. Bitte melden Sie sich unter https://monitor.ioer.de/monitor_api/signup an.
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