<p>Wärmewende</p><p>Die Wärmeversorgung der Gebäude befindet sich in einem großen Modernisierungsprozess. Heizungsanlagen werden auf erneuerbare Energien umgestellt, Kommunen bauen Wärmenetze aus und Gebäude werden durch energetische Sanierungsmaßnahmen effizienter und lebenswerter für alle. Die Wärmewende ist eine Chance, die Wärmeversorgung treibhausgasneutral, resilienter und sozial gerechter zu gestalten.</p><p>Lebenswerte, energieeffiziente Gebäude im Jahr 2045</p><p>Der Betrieb von Gebäuden verursacht in Deutschland heute noch etwa<a href="https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/energieeffizienz-in-zahlen-2022.html">35 Prozent des Endenergieverbrauchs</a>und etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen. Insbesondere die Wärmeversorgung macht einen Großteil des Energieverbrauchs im Gebäude aus. Daher liegt in einer nachhaltigen, treibhausgasneutralen, energieeffizienten Wärmeversorgung ein<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/13-thesen-treibhausgasneutrale-gebaeude">zentraler Hebel</a>, um klimaschädliche Emissionen zu reduzieren.</p><p>Szenarioanalysen wie die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/szenarien-konzepte-fuer-die-klimaschutz/rescue-wege-in-eine-ressourcenschonende">RESCUE-Studie</a>des <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/u?tag=UBA#alphabar">UBA</a> untersuchen zukünftige Situationen sowie Wege, die in diese Zukunft führen. Sie zeigen auf, wie groß die Anstrengungen bei der Sanierung von Gebäuden und der Umstellung auf erneuerbare Energien sein müssen, um auf einen plausiblen Pfad in Richtung eines treibhausgasneutralen, post-fossilen und möglichst ressourcenschonenden Deutschlands zu kommen. Die klima- und energiepolitischen Ziele sind im nationalen Klimaschutzgesetz (KSG) sowie dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG), dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), und EU-Richtlinien (RED III; EED; EPBD u.a.) festgeschrieben. Um sie zu erreichen, sind kontinuierliche und vorausschauende Maßnahmen unerlässlich. Bei Anschaffungen und Arbeiten an Gebäuden muss deshalb schon heute an die geplante Treibhausgasneutralität 2045 gedacht werden.</p><p>Energieeffizienz</p><p>Ein wichtiger Grundsatz bei der zukunftsfähigen Wärmeversorgung ist, dass Wärme nicht unnötig verschwendet werden soll („efficiency first“). Es ist unerlässlich, Wärme dort einzusparen, wo sie niemandem nützt, Abwärme als Wärmequelle zu erschließen und Wärmeverluste der Gebäudehülle auf ein möglichst niedriges Ausmaß zu verringern. Das senkt den<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/energiesparen/energiesparende-gebaeude">Energieverbrauch von Gebäuden</a>und erleichtert es, erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung zu nutzen.</p><p>Energetische Sanierungen, wie die Wärmedämmung von Fassaden, Dach und Keller, sind neben einer Wärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien die zentrale Voraussetzung für <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimaschutz#alphabar">Klimaschutz</a> im Gebäudebestand. Denn auch erneuerbare Energien sind nur begrenzt verfügbar. Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle bergen großes Potenzial zum Energiesparen – gute Planung vorausgesetzt. Modernisierte und gedämmte Häuser können außerdem helfen, die Innenräume bei zunehmend heißen Temperaturen<a href="https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizen-bauen/kuehle-raeume-im-sommer">kühl zu halten</a>. Sie steigern die Behaglichkeit sowie die Lebensqualität für Bewohnende. Das Hintergrundpapier „<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/waermedaemmung">Wärmedämmung</a>“ beantwortet wichtige Fragen über Wärmedämmung und räumt Vorurteile aus. Mit „<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/serielle-sanierung-in-europa-deutschland">serieller Sanierung</a>“ und „Sanierungssprints“ gibt es inzwischen innovative Verfahren, um Bestandsgebäude zügig zu effizienten Nullenergiegebäuden zu machen. Auch Maßnahmen, die weniger aufwändig sind, können viel bewirken: die Dämmung von Kellerdecke und oberster Geschossdecke ist mit etwas handwerklichem Geschick in Eigenleistung möglich. Eine optimierte Heizung mit hydraulischem Abgleich sorgt für effizienten Energieeinsatz und verteilt die Wärme gleichmäßig im Haus.</p><p>Wichtig sind Qualitätssicherung, <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/m?tag=Monitoring#alphabar">Monitoring</a> und<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/realitaetsnahe-berechnung-des-energiebedarfs">realitätsnahe Berechnungen</a>von Einsparpotenzialen, damit die erwarteten Energieeinsparungen auch tatsächlich eintreten.</p><p>Auf die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/der-kumulierte-energieaufwand-als-foerderkriterium">Lebenszyklusbilanz eines Gebäudes</a>wirkt sich eine hohe Energieeffizienz positiv aus: zwar steigt mit höherer Energieeffizienz der Anteil des Herstellungsaufwandes, jedoch sinken insgesamt die Treibhausgasemissionen.<br>Durch die sogenannte Digitalisierung von Gebäuden lassen sich Wärmeverbräuche heute besser messen, analysieren und steuern. Energiemonitoring und Gebäudeautomation helfen dabei, das Nutzungsverhalten zu verstehen und den energiesparenden Betrieb von Gebäuden durch Anlagentechnik zu unterstützen. Auch verständliche Informationen injährlicher Heizkostenabrechnungundmonatlicher Verbrauchsinformationkönnen dabei hilfreich sein.<p>Nutzungsverhalten in der Wärmewende</p><p>Auch durch das<a href="https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizen-bauen/heizen-raumtemperatur">tägliche Verhalten</a>, regelmäßige Wartung und die richtige Nutzung der Gebäudetechnik kann Energie eingespart und der Geldbeutel geschont werden. Wichtig ist ein<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/sozio-technische-verhaltensbasierte-aspekte-der">gezielter Kompetenzaufbau</a>bei Bewohnenden, Facility Managern und weiteren Nutzergruppen von Gebäuden, um bereits installierte Gebäudetechnik effektiv anzuwenden. In einem intensivierten Energiemanagement und im energiesparenden Gebäudebetrieb von Wohn- und Nichtwohngebäuden liegen große Potenziale: 30 Prozent Einsparung sind möglich.</p><p>Neben energiesparendem Verhalten hat die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/flaechensparend-wohnen">individuell genutzte Wohnfläche</a>einen großen Einfluss auf den Energieverbrauch. Dadurch, dass die Wohnfläche pro Kopf in den zurückliegenden Jahren stetig wuchs, wurden die mühsamen Fortschritte in der energetischen Sanierung der Wohngebäude<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/treibhausgas-emissionen/komponentenzerlegung-treiber-energiebedingter-thg#haushalte">neutralisiert</a>. Große Wohnflächen entstehen in Haushalten oft durch den Auszug von Kindern oder Partner*innen. Umzüge, Umbauten und die Aufnahme weiterer Mitbewohner*innen können den Wohnraum wieder an den individuellen Bedarf anpassen. Hilfreich ist es, eine spätere Umnutzung (z.B. Teilung) von Gebäuden schon in der Bauphase mitzudenken. Auch Förderprogramme, die bei Umzug und Untervermietungen Unterstützung leisten, können wenig genutzte Wohnungen und unnötig große Wohnflächen verringern.</p><p>Insgesamt geht das Potenzial der sogenannten „Suffizienz“-Strategie über individuelles Verhalten hinaus. Hier ist auch die Politik gefordert. Sie muss den Rahmen so setzen, dass klimafreundliches Verhalten für die Menschen leichter möglich und zur Standard-Option wird (beispielsweise durch entsprechende Unterstützung und Förderprogramme).</p><p>Heizen ohne fossile Brennstoffe</p><p>Wärme kann aus unterschiedlichen Energiequellen bereitgestellt werden. Allerdings unterscheiden sich diese teils erheblich in ihrer technischen Erschließbarkeit, geographischen Zugänglichkeit und in der Effizienz ihrer Nutzung. Unsicherheiten in der Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe, wie sie zuletzt durch die Energiekrise im Zuge des Krieges Russlands gegen die Ukraine deutlich geworden sind, stellen ein erhebliches Risiko für die Wärmeversorgung in Deutschland dar. Die Abhängigkeit von Gas und Öl bis zum vollständigen fossilen „Phase-out“ zu verringern, ist deshalb für die nationale und europäische Energiepolitik ein wichtiges Ziel. Die Wärmeversorgung von morgen muss auf Energiequellen basieren, die treibhausgasneutral, verlässlich, kostengünstig und risikoarm sind, was ausschließlich erneuerbare Energien sicherstellen können.</p><p>Betrachtet man die technische Entwicklung der Wärmeversorgung, so zeigt sich, dass insbesondere die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizen-bauen/waermepumpe">Wärmepumpe</a>an Bedeutung gewinnt. Sie versorgt ein Haus ohne Brennstoffe mit Wärme auf Basis von Strom und<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/umgebungswaerme-waermepumpen">Umgebungswärme</a>(Dekarbonisierung). Die <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/u?tag=UBA#alphabar">UBA</a>-Plattform<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/umgebungswaerme-waermepumpen/so-gehts-mit-waermepumpen">So geht`s mit Wärmepumpen!</a>zeigt die Erfahrungen von Gebäudeeigentümerinnen*Gebäudeeigentümern, die ihre Heizung auf eine Wärmepumpe umgestellt haben.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/wasserstoff-schluessel-im-kuenftigen-energiesystem">Wasserstoff</a>zählt nicht zu den aussichtsreichen Lösungen für die Wärmewende im Gebäudebestand. Im Vergleich zu den brennstofffreien Alternativen ist Wasserstoff weniger energieeffizient und mittel- bis langfristig teurer.</p><p>Neben Heiztechniken mit erneuerbaren Energien für einzelne Gebäude leistet der<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/niedertemperaturwaerme-kommunenleitfaden">Ausbau von Wärmenetzen</a>einen wesentlichen Beitrag zur treibhausgasneutralen Wärmeversorgung. Durch Nah-/Fernwärme werden nicht nur Abwärmepotentiale und<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/fluorierte-treibhausgase-fckw/natuerliche-kaeltemittel-in-stationaeren-anlagen/allgemeine-informationen/waermerueckgewinnung">Wärmerückgewinnungssysteme</a>, etwa von<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/stahlindustrie-deutlich-mehr-abwaermenutzung">Industrieanlagen</a>oder Rechenzentren, nutzbar. Die Installation von Großwärmepumpen – beispielsweise in Kläranlagen oder an Flüssen – kann ganze Stadtteile mit Wärme versorgen. Fernwärmenetze entlasten Hauseigentümer*innen zudem davon, in jedes Haus eine eigene Heizungsanlage installieren und sich um die Dekarbonisierung selbst kümmern zu müssen.</p><p>Sozial gerechte Wärmeversorgung</p><p>Ausreichend beheizte, behagliche Wohn- und Arbeitsräume sind kein Luxus, sondern Bedingung für ein gesundes Leben. Steigende Energiepreise, ein schlechter energetischer Zustand des Gebäudes und ein geringes Einkommen können jedoch dazu führen, dass Haushalte ihre Wohnungen nicht angemessen heizen oder ihren Energiebedarf nur zu überproportional hohen Kosten decken können. Diese Haushalte werden als energiearme oder auch vulnerable Haushalte bezeichnet. Eine wichtige Aufgabe für soziale Klimapolitik ist es daher, Maßnahmen und Instrumente bereitzustellen, die es<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/identifying-supporting-vulnerable-households-in">energiearmen und vulnerablen Haushalten</a>ermöglichen, ihren fossilen Energiebedarf zu reduzieren. Die Klimaziel-kompatible energetische Modernisierung des Gebäudebestands muss so gestaltet werden, dass auch sozial und finanziell schlechter gestellte Menschen von technischen Fortschritten profitieren und soziale Härten als<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/sozialvertraegliche-dekarbonisierung-im">Folge von Sanierungsmaßnahmen</a>verhindert werden.</p><p>Auch mangelnde Entscheidungsbefugnisse über Sanierungsmaßnahmen bei Mietenden verengen die Handlungsspielräume. Die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/teilwarmmietenmodelle-im-wohnungsmietrecht-als">Verteilung der Kosten</a>für energetische Sanierungen zwischen Mietenden und Vermietenden muss so gestaltet werden, dass energetische Modernisierungsmaßnahmen angereizt werden.</p><p>Eine sozialverträgliche Ausgestaltung der Wärmewende wirkt sich dabei nicht nur auf Wohnhäuser aus, sondern betrifft auch<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klimaschutz-in-nichtwohngebaeuden-herausforderungen">soziale Einrichtungen</a>, kommunale Gebäude und Bildungseinrichtungen.</p><p>Zentrale Akteure der Wärmewende</p><p>Die Wärmewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Umgesetzt wird sie aber vor Ort.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/kommunaler-klimaschutz">Kommunen</a>kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Sie stehen im Kontakt mit den Bürgerinnen*Bürgern, der lokalen Wirtschaft sowie diversen sozialen und kulturellen Einrichtungen und haben direkten Zugriff auf die gebaute Infrastruktur. Sind kommunale Unternehmen vorhanden, sind die Gestaltungsmöglichkeiten für eine erfolgreiche Wärmewende noch größer.</p><p>Neben technischen Voraussetzungen und politischem Willen braucht es für den Erfolg der Wärmewende eine<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/gesellschaftliche-unterstuetzung-fuer-eine">breite gesellschaftliche Unterstützung</a>. Kommunale Verwaltungen können die Wärmewende nutzen, um den Dialog und eine aktive Beteiligung von Bürgerinnen*Bürgern zu fördern. Denn der Ausbau von Infrastrukturen zur Wärmeversorgung, etwa von Fernwärme, braucht gesellschaftlichen Rückhalt: Systematisches Lernen, transparente und regulierte Preise, Zugang zu relevanten Informationen und die Finanzierung von Beteiligungsprozessen – mit diesen Bausteinen kann die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-studie-zeigt-mehr-unterstuetzungsmassnahmen">Fernwärme mehr Akzeptanz und Unterstützung</a>erfahren.</p><p>Es gibt viele Beispiele, wie das Zusammenspiel von zivilgesellschaftlichen und kommunalen Akteuren zu einem Treiber der sozialökologischen Transformation geworden ist. So haben etwa<a href="https://www.umweltbundesamt.de/das-uba/was-wir-tun/foerdern-beraten/verbaendefoerderung/projektfoerderungen-projekttraeger/buergerenergiegenossenschaften-als-promotoren-der">Bürger-Energiegenossenschaften</a>in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass sie einen starken Beitrag für die Energiewende leisten.</p><p>Um die Wärmewende zielführender und erfolgreicher umzusetzen, spielen<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/systemische-herausforderung-der-waermewende">(wirtschaftliche) Akteure</a>am Wärmemarkt eine zentrale Rolle. Entscheidungen und Investitionen von Energieversorgungsunternehmen und Energiedienstleistern sowie die praktische Umsetzung durch das Handwerk der Branche Sanitär, Heizung und <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klima#alphabar">Klima</a> (SHK) bestimmen die Transformation des Wärmesektors maßgeblich. Um grüne Techniken zu unterstützen, bedarf es fairer Geschäftsmodelle, einer langfristigen Planbarkeit und Investitionen in Ausbildung und Forschung.</p><p>Die Wärmewende hat gravierende Auswirkungen auf den Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarf. Denn die organisatorische und bauliche Umsetzung von Projekten erfordert<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/fachkraefte-fuer-die-sozial-oekologische">Fachkräfte</a>, die in ihrem beruflichen Handeln als Pioniere des Wandels aktiv werden.</p><p>Politische Instrumente der Wärmewende</p><p>Länder und<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klimaschutzmanagement-treibhausgasneutralitaet-in">Kommunen</a>können die Wärmewende durch eine engagierte Kommunale Wärmeplanung (KWP) sowie durch die Vorbildfunktion von öffentlichen Liegenschaften und der öffentlichen Hand aktiv voranbringen. Die Kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Planungsinstrument, mit dem Kommunen ihre Wärmeversorgung vollständig auf erneuerbare Energien und unvermeidbare Abwärme umstellen. Der dabei entstehende Wärmeplan der Kommune wird regelmäßig aktualisiert und fortgeschrieben.</p><p>Die Bundesregierung hat zur Dekarbonisierung der Wärme neben regulatorischen Instrumenten (EnEfG, GEG) zahlreiche Förderproramme aufgesetzt (EEW, BEG, BEW, KWKG). Außerdem fördert die Bundesregierung durch Beratungsangebote, Wissensvermittlung und den Aufbau von Datenbanken die Wärmewende (Energieberatung für Wohngebäude und Nicht-Wohngebäude, Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende KWW; Plattform für Abwärme, Gas-Wärme-Kälte-Herkunftsnachweisregister-Verordnung GWKHV). Die nationalen Klimaschutzziele der Bundesregierung sind im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) festgeschrieben. Darin wird geregelt, dass der Gebäudebestand bis 2045 treibhausgasneutral werden muss. Über den aktuellen Stand der<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/treibhausgas-emissionen">Treibhausgasemissionen</a>wird jährlich berichtet. Das Umweltbundesamt untersucht mit den<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/szenarien-projektionen/treibhausgas-projektionen-in-deutschland">Treibhausgas-Projektionen</a>, ob die Ziele des KSG voraussichtlich erreicht werden und welche Wirkung von politischen Instrumenten künftig zu erwarten ist. Es informiert den Deutschen Bundestag, den Expertenrat für Klimafragen, die EU, sowie die Vereinten Nationen über die Fortschritte in der Treibhausgasminderung und schlägt Maßnahmen vor, wie das 1,5-Grad-Ziel des Übereinkommens von Paris auf der Weltklimakonferenz 2015 erreicht werden kann.</p><p>Auf EU-Ebene wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Regularien und Gesetzesinitiativen verabschiedet, die eine Transformation des Wärmeverbrauchs und der Wärmeversorgung zum Ziel haben, so etwa die Renewable Energy Directive III (RED III), die Energy Efficiency Directive (EED), die Energy Performance of Buildings Directive (EPBD), das European Union Emissions Trading System (EU ETS), die Energy Taxation Directive (ETD) oder das Ökodesign und die Energieverbrauchskennzeichnung.</p>
<p>Marktdaten: Wohnen</p><p>Klimaneutrales und ressourcenschonendes Wohnen ist ein Big Point beim nachhaltigen Konsum. Hierzu müssen – neben der Senkung des Wärmebedarfs von Gebäuden – vor allem der stetige Anstieg der Pro-Kopf-Wohnfläche gestoppt, die Wärmegewinnung von Verbrennungssystemen auf Wärmepumpe und solare Wärme sowie die Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt werden.</p><p>Wohnfläche pro Einwohner*in gestiegen</p><p>Die Wohnfläche pro Einwohner*in ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. 1990 lag sie noch bei 34,8 Quadratmetern (m²), 3 Jahrzehnte später bei über 47 m² (siehe Abb. „Wohnfläche pro Kopf“). Das Statistische Bundesamt definiert die Wohnfläche als die Fläche aller Wohn- und Schlafräume sowie aller Küchen und Nebenräume. Unberücksichtigt bleiben dabei die nicht zum Wohnen bestimmten Boden-, Keller- und Wirtschaftsräume. Außerdem wird die Wohnfläche in Leerständen nicht erfasst.</p><p>Heizsysteme: Verbrennung noch marktbeherrschend</p><p>Jede vierte neu installierte Heizung ist inzwischen eine Wärmepumpe (siehe Abb. „Marktentwicklung Wärmeerzeuger“). Allerdings verharrt der Marktanteil der Wärmepumpen in den letzten beiden Jahren nach dem deutlichen Anstieg in 2022 auf diesem Niveau.</p><p>Wärmepumpen: Sprunghaft gestiegene Nachfrage</p><p>Der Absatz von Wärmepumpen hat sich von 2019 bis 2023 mehr als vervierfacht. Im Jahr 2024 ist er allerdings unter das Niveau von 2022 gefallen (siehe Abb. „Absatz von Wärmepumpen, Marktanteil von Heizungswärmepumpen“). Mehr als 90 % der verkauften Wärmepumpen waren dabei Luft-/Wasser-Systeme. Im Jahr 2024 wurden außerdem 41.500 Warmwasserwärmepumpen verkauft.</p><p>Sonnenkollektoren: Talfahrt bei Neuinstallationen</p><p>Sonnenkollektoranlagen können zur Warmwasserbereitung sowie zur Heizungsunterstützung eingesetzt werden. Die neuinstallierte Kollektorfläche lag 2023 und 2024 mit 367.000 und 220.000 m² auf einem historischen Tiefstand (siehe Abb. „Jährliche Neuinstallation von Solarwärmeanlagen“).</p><p>Ökostromtarife: Klimaschutzdebatte pusht die Nachfrage</p><p>Der Marktanteil von Ökostromtarifen lag bei privaten Haushalten 2023 bei 59,5 %. Bei Industrie, Gewerbe und sonstigen Letztverbrauchern lag der Marktanteil bei 22,5 % (siehe Abb. „Marktanteil von Ökostromtarifen“).</p>
<p>Wohnfläche</p><p>In Deutschland werden immer mehr und immer größere Wohnungen gebaut. Die beanspruchte Wohnfläche pro Person steigt in der Tendenz. Gründe liegen vor allem in der zunehmenden Zahl der Single-Haushalte und dem Anstieg der Wohnfläche mit zunehmendem Alter.</p><p>Zahl der Wohnungen gestiegen</p><p>Im Jahr 2023 gab es in Deutschland rund 43,7 Millionen (Mio.) Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden, einschließlich Wohnheimen. Das waren rund 3,1 Mio. Wohnungen mehr als im Jahr 2011. Im gleichen Zeitraum stieg die tatsächlich genutzte Wohnfläche deutlich stärker um 8,8 % an. Grund dafür war auch die im Vergleich zu 2011 größere durchschnittliche Wohnfläche der Wohnungen im Bestand von 2023. Die Wohnfläche je Wohnung betrug 2023 im Durchschnitt 92,2 Quadratmeter (siehe Tab. „Wohnungen und Wohnfläche“).</p><p>Da die meisten neuen Wohnungen in Neubauten entstehen, die zu einem erheblichen Teil in neu ausgewiesenen Baugebieten errichtet werden, zeigt sich das Wohnen als ein bedeutender Treiber der Flächenneuinanspruchnahme in Deutschland.</p><p>Das Statistische Bundesamt definiert die Wohnfläche als die Fläche aller Wohn- und Schlafräume sowie aller Küchen und Nebenräume. Unberücksichtigt bleiben dabei die nicht zum Wohnen bestimmten Boden-, Keller- und Wirtschaftsräume. Außerdem wird die Wohnfläche in Leerständen nicht erfasst.</p><p>Entwicklung von Bevölkerung und Wohnungsbestand in Bundesländern unterschiedlich</p><p>Zwischen 2011 und 2022 nahm die Zahl der Wohnungen in Deutschland um 6,7 % zu, während die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um rund 5,0 % wuchs. Hauptursache für den Bevölkerungszuwachs war die Zuwanderung der letzten Jahre. Die Entwicklung verlief unterschiedlich: Während in den meisten Bundesländern die Bevölkerung zunahm, schrumpfte sie in Sachsen-Anhalt (-4,0 %), Thüringen (-2,5 %) und im Saarland (-0,5%). Im gleichen Zeitraum stieg der Wohnungsbestand jedoch in allen Bundesländern, also auch in Thüringen (+3,2 %), im Saarland (+3,9 %) und in Sachsen-Anhalt (+1,1 %). Nur in Berlin und Hamburg wächst die Bevölkerung schneller als der Wohnungsbestand. In Hessen halten sich beide Wachstumsraten aktuell in etwa die Waage. Hingegen wächst in den anderen Ländern der Wohnungsbestand teils wesentlich schneller als die Bevölkerung (siehe Abb. „Bevölkerung und Wohnungsbestand in den Bundesländern 2011 bis 2022“).</p><p>Wohnfläche pro Kopf gestiegen</p><p>Die Wohnfläche pro Kopf nahm in Deutschland zwischen 2011 und 2023 von 46,1 Quadratmetern (m²) auf 47,5 m² zu. Ein Grund dafür ist die immer noch zunehmende Versorgung mit Eigenheimen und großen Wohnungen obwohl die Haushalte im Mittel immer kleiner und vor allem Ein-Personenhaushalte immer häufiger werden (siehe Abb. „Wohnfläche pro Kopf“).</p><p>Wohnfläche pro Kopf in Ein-Personenhaushalten am größten</p><p>Der Trend zu Haushalten mit weniger Personen führt dazu, dass die Bevölkerung insgesamt mehr Wohnfläche beansprucht. Im Jahr 2018 (<a href="https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Publikationen/Downloads-Migration/statistischer-bericht-einwanderungsgeschichte-vorab-5122126238005.html">Mikrozensus Zusatzerhebung</a>) lag die Wohnfläche pro Kopf in Ein-Personenhaushalten mit 68 Quadratmetern (m²) um mehr als ein Drittel höher als die Wohnfläche pro Kopf in Zwei-Personenhaushalten mit 49 m². Die Mitglieder von Haushalten mit drei oder mehr Personen beanspruchten sogar nur eine durchschnittliche Fläche von 33 m². Ein wichtiger Grund für die geringere Wohnflächenbeanspruchung pro Person in Mehr-Personenhaushalten ist die gemeinsame Nutzung von Küche, Bad und Flur.</p><p>Ältere Haushalte belegen viel Wohnraum</p><p>Das zeigen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und des Statistischen Bundesamtes. Der Grund dafür ist, dass Eltern nach Auszug der Kinder oft in der großen Familienwohnung bleiben. Vor allem Wohnungseigentümer sind wenig geneigt, nach der Familienphase in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Laut Mikrozensus 2010 lebten in der Gruppe der über 65-jährigen 56 % im Wohneigentum. Zudem ist der Anteil älterer Haushalte, die im Eigentum wohnen, in den letzten Jahren stetig gestiegen, laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft seit 2010 um ca. 5 %. Nach Angaben des BBSR belegte ein Ein-Personenhaushalt in der Altersgruppe über 75 Jahre im Jahr 1978 noch 55 Quadratmeter (m²), im Jahr 2010 waren es bereits rund 78 m². Die Wohnflächenbelegung junger Ein-Personenhaushalte ist hingegen seit 1978 – mit kleinen Schwankungen – nicht wesentlich gewachsen und blieb unter 50 m².</p><p>Folgen der Flächennutzung durch Wohnen für die Umwelt</p><p>Jeder bewohnte Quadratmeter Fläche in Gebäuden führt zu höherem Energieverbrauch, denn die Fläche wird beleuchtet, beheizt, mit Bodenbelag versehen und möbliert, muss gereinigt und instandgehalten werden. Dies führt zu erhöhtem Energie- und Ressourcenverbrauch und ggf. Schadstoffemissionen.<br>Haushalte und ihre Mitglieder belegen nicht nur Wohnfläche innerhalb von Gebäuden, sondern ihnen ist allein oder anteilig auch die Grundstücksfläche, auf der das Wohngebäude steht, zuzurechnen. Hinzu kommt weitere Bodenfläche außerhalb des Wohngrundstücks, zum Beispiel die Fläche für Erschließungsstraßen oder andere Infrastrukturen, wie Abwasserbeseitigungsanlagen oder Spiel-, Sport- und Grünflächen, die dem Wohnen dienen. Jede Nutzung von Bodenflächen durch den Menschen hat mehr oder weniger große Auswirkungen auf die Umwelt. Das gilt auch für die Nutzung durch Siedlungsflächen und dadurch bedingt für die Flächen der Verkehrsinfrastruktur. Irreversibel wird etwa in die Fläche eingegriffen, wenn natürliche Bodenstrukturen und -funktionen zum Beispiel durch Überbauung und Versiegelung zerstört werden. Ziel muss es sein, knappe Fläche nachhaltig und umweltschonend, ökonomisch effizient und sozial gerecht mit Rücksicht auf künftige Generationen zu nutzen.
<p>Energieverbrauch im Jahr 2022 auf zweitniedrigstem Wert seit 1990</p><p>Jüngste Daten der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. zeigen: Der Energieverbrauch in Deutschland ist im Jahr 2022 auf einen neuen Tiefstand gesunken. Seit 1990 wurde nur 2020, dem Jahr der Corona-Pandemie, weniger Energie verbraucht. Energiesparen zahlt sich aus und trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei. Um den Erfolg zu verstetigen, braucht es auch zukünftig effektive Politikinstrumente.</p><p>Zweitniedrigster <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/e?tag=Endenergieverbrauch#alphabar">Endenergieverbrauch</a> seit 1990</p><p>Ende des Jahres 2023 lagen die aktualisierten Daten zum Energieverbrauch für das Jahr 2022 vor. Die Überarbeitung der so genannten Auswertungstabellen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB) bestätigt signifikante Energieverbrauchsminderungen, wie sie<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/strom-gasverbrauch-ab-der-zweiten-jahreshaelfte">erste Analysen</a>hatten vermuten lassen. Der Endenergieverbrauch (EEV) als wichtiger <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/i?tag=Indikator#alphabar">Indikator</a>, an dem auch das Energieeffizienz-Ziel der Bundesregierung orientiert ist, ist 2022 insgesamt auf 2.368 Terawattstunden (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/t?tag=TWh#alphabar">TWh</a>) und damit auf den zweitniedrigsten Stand seit 1990 beziehungsweise 2008 gefallen (gemäß Logik des deutschen Energieeffizienzgesetzes ohne Berücksichtigung der Umweltwärme auf 2.349 TWh). Die Energieeinsparung beträgt 3,0 Prozent gegenüber 2021 und 9,2 Prozent gegenüber 2008.</p><p>Langsame Annäherung an Zielpfad</p><p>Nachdem sich das Delta zum Zielpfad, der sich aus der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie (EED) ableitet und über die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/factsheet-energieeffizienz-ziele">Energieeffizienz-Ziele</a>des aktuellen deutschen<a href="https://www.gesetze-im-internet.de/enefg/EnEfG.pdf">Energieeffizienzgesetz (EnEfG)</a>umgesetzt ist, seit 2015 mit Ausnahme des „Corona-Jahrs“ 2020 zunehmend vergrößert hatte, nähert sich der Energieverbrauch im Jahr 2022 langsam wieder dem Zielpfad an. Deutlich wird aber: Hier werden noch einige und vor allem kontinuierliche Anstrengungen nötig sein, um wieder vollständig auf Kurs zu kommen: Der Mehrverbrauch beträgt rund ein Zehntel des gesamten Endenergieverbrauchs (siehe Abbildung 1 unten).</p><p>Alle bis auf Verkehrssektor mindern Verbrauch</p><p>Der Blick auf die einzelnen Sektoren zeigt, dass der Endenergieverbrauch mit Ausnahme des Verkehrssektors in allen Sektoren gesunken ist. Die Privathaushalte verbrauchten gegenüber dem Vorjahr 5,5 Prozent weniger (gegenüber 2008: -6,7 Prozent), die Industrie 7,8 Prozent (gegenüber 2008: -6,6 Prozent), und der Sektor Gewerbe/Handel/Dienstleistungen 6,6 Prozent (gegenüber 2008: -22,9 Prozent) weniger. Der Endenergieverbrauch des Verkehrs stieg zum zweiten Mal in Folge an, und zwar gegenüber 2021 um 7,0 Prozent (gegenüber 2008: -4,2 Prozent), siehe Abbildung 2.</p><p>Stromverbrauch und Gasverbrauch spürbar gesunken</p><p>Bei Betrachtung der einzelnen Energieträger sind in absoluten Zahlen im Jahr 2022 sowohl der Gas- als auch der Stromverbrauch spürbar gesunken: gegenüber dem Jahr 2021 um 11,7 Prozent beim Gas bzw. 3,4 Prozent beim Strom, gegenüber 2008 um 8,6 Prozent beim Gas bzw. 9,6 Prozent beim Strom. Der Stromverbrauch 2022 ist damit der niedrigste seit 2008, der Gasverbrauch der zweitniedrigste. Diese Entwicklung bestätigt auch eine erste frühere Auswertung der<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/strom-gasverbrauch-ab-der-zweiten-jahreshaelfte">quartalsweisen Verbrauchszahlen durch das Umweltbundesamt</a>, wonach die Energieträger insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte 2022 sparsamer verwendet wurden (siehe Abbildung 3).</p><p>Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt leicht</p><p>Der Blick auf die Wirtschaftsentwicklung zeigt, unabhängig von der<a href="https://www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-nationaler-wohlfahrtsindex">Diskussionswürdigkeit als wirtschaftlicher Kernindikator</a>, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) insgesamt trotz der absoluten Minderung des Endenergieverbrauchs gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent gestiegen ist (gegenüber 2008: +15,6 Prozent), siehe Abbildung 4.</p><p>Industrie mindert Energieverbrauch stärker als Bruttowertschöpfung</p><p>Diese relative Entkopplung lässt sich auch im Industriesektor beobachten: Hier reduzierte sich die Bruttowertschöpfung weniger stark (-0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr; +18,0 Prozent gegenüber 2008) als der sektorspezifische Endenergieverbrauch (-7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr; -6,6 Prozent gegenüber 2008). Die Endenergieproduktivität der Industrie stieg also gegenüber dem Vorjahr merklich von 1.318 Euro/Megawattstunde (MWh) auf 1.383 Euro/MWh um 7,9 Prozent (gegenüber 2008: +26,3 Prozent), siehe Abbildung 5.</p><p>Energieverbrauch der energieintensiven Industrie sinkt stärker</p><p>In den Branchen der so genannten energieintensiven Industrien sank der Endenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 10,6 Prozent (gegenüber 2008: -6,9 Prozent). Der Umsatzindex, also die wirtschaftliche Entwicklung des energieintensiven produzierenden Gewerbes, stieg gleichzeitig um 17 Prozent gegenüber 2021 (gegenüber 2008: +38,7 Prozent). Im Vergleich dazu stieg der Energieverbrauch der übrigen Industriezweige gegenüber 2021 leicht um +0,7 Prozent an (gegenüber 2008: -9,9 Prozent). Der Umsatz der sonstigen Industrie stieg kurzfristig um 16,7 Prozent und gegenüber 2008 um 39,6 Prozent. Die Umsatzzahlen sind nicht preisbereinigt und beinhalten daher auch Inflationseffekte. Über die verschiedenen Branchen ist die Entwicklung insbesondere der Umsätze im In- und Ausland sehr unterschiedlich. Zudem sind besonders energieintensive Branchen – wie die Grundstoffchemie und die Metallerzeugung, die zusammen alleine rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs des produzierenden Gewerbes ausmachen – durch höhere Energiepreise stärker betroffen. Andere Branchen, wie der Maschinen- und Fahrzeugbau, benötigen dagegen etwa in der Produktion weniger hohe Temperaturniveaus und sind somit weniger anfällig für steigende Energiekosten (siehe Abbildung 6).</p><p>Wohnfläche steigt kontinuierlich und macht Effizienzsteigerungen teilweise zunichte</p><p>Entgegen der insgesamt positiven Entwicklung der privaten Haushalte beim Energiesparen stieg sowohl die absolute Wohnfläche wie auch die relative Wohnfläche pro Kopf weiter an, letztere von 42,6 m2 pro Kopf im Jahr 2008 auf 45,5 m2 im Jahr 2022. Dies ist insofern problematisch, als die seit Jahren kontinuierlich steigenden Wohnflächen einen Teil der Energieeffizienzsteigerungen im Gebäudesektor zunichtemachen (siehe Abbildung 7).</p><p>Energiesparen trägt zur Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien bei und unterstützt <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimaschutz#alphabar">Klimaschutz</a></p><p>Energieverbrauchsminderung unterstützt die Energiewende bei der Zielerreichung hin zur vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien und beim Klimaschutz. Je geringer der Energie- und der Stromverbrauch, desto höher ist der relative Anteil der erneuerbaren Energien. Hypothetisch hätte der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch 2022 ohne die tatsächliche Stromverbrauchsminderung gegenüber dem Vorjahr nur 44,5 Prozent anstatt 46 Prozent betragen, gegenüber einer hypothetischen Entwicklung des Stromverbrauchs ohne Stromverbrauchsminderung seit 2008 sogar nur 36,0 Prozent. Der Stromverbrauch läge bei hypothetischer Betrachtung ohne Stromverbrauchsminderung und bei konstanter Stromproduktivität über ein Viertel höher als 2022. Damit bestätigt die Entwicklung den alten Dreiklang aus „Energiesparen“, „Erneuerbare Energien“ und möglichst hoher „Effizienz“ bei Umwandlung und Verwendung von Energie sowie das Konzept „Efficiency First“ (Eff1st) im Energiesystem, wonach der Energieverbrauchsminderung eine größere Bedeutung zukommen sollte (siehe Abbildung 8).</p><p>Energiesparen hat funktioniert</p><p>Wie lassen sich die Entwicklungen interpretieren? Zunächst einmal zeigen sie, dass Energiesparen grundsätzlich funktioniert. Es gelang, den Energieverbrauch im Jahr 2022 in allen Sektoren außer dem Verkehrssektor merklich zu mindern. Gleichzeitig ist die Wirtschaftsleistung der Gesamtwirtschaft gestiegen und die des Industriesektors bei weitem nicht vergleichbar mit der dortigen Energieeinsparung gesunken: Die des Industriesektors insgesamt ist nahezu gleichgeblieben, die der energieintensiven Industrien ist merklicher gesunken, in den einzelnen Unterbranchen sehr unterschiedlich ausgeprägt.</p><p>Die Energieproduktivität insgesamt hat also deutlich zugenommen. Schließlich hat die Minderung des Energieverbrauchs auch maßgeblich zur Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung sowie zum Klimaschutz beigetragen – eingesparte Energie muss nicht fossil erzeugt werden. Ohne Energiesparen als erste Säule der Energiewende läge der Anteil des erneuerbaren Stroms im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte niedriger, gegenüber einer hypothetischen Entwicklung ohne Energieverbrauchsrückgang seit 2008 sogar um 10 Prozentpunkte.</p><p>Ohne die Energiespar- und Energieeffizienz-Maßnahmen der Bevölkerung und Unternehmen wäre der erste Winter der „Energiekrise“ nicht so glimpflich verlaufen, hätten deutlich mehr klimaschädliche Energieträger wie Öl oder Kohle verbrannt werden müssen, und wäre die Abhängigkeit von Energieimporten stärker. Die Steigerung der Energieeffizienz und verhaltensbedingtes Energiesparen als die zwei Strategien zur Energieverbrauchsminderungen sind also nicht nur in Theorie zentral für die Energiewende, sondern zeigen auch in der Praxis Wirkung.</p><p>Politik der Energieverbrauchsminderung weiter stärken</p><p>Energiesparen funktioniert, und wir können durchaus mit gewissem Stolz auf die Erfolge zurückblicken. Dies gilt umso mehr, als die Energieverbrauchsminderung Ergebnis vieler großer und kleiner Maßnahmen in (fast) allen Sektoren ist. Zudem nähern wir uns dem Zielpfad zumindest wieder an, auch wenn wir uns klar noch nicht darauf befinden. Umso wichtiger, den Pfad politisch wie privat vor Augen zu haben. Denn ohne begleitende Maßnahmen in allen Kategorien ist es unwahrscheinlich, dass wir die erfolgreiche Minderungsrate in dem Umfang verstetigen können.</p><p>Die im Sommer 2022 erlassenen Kurz- und Mittelfrist-Verordnungen zur Energiesicherung (EnSikuMaV und EnSimiMaV, siehe Textbox unten) haben zum Erfolg beigetragen, genau wie die Einsparaktivitäten der Bevölkerung und Unternehmen, die vielen Energiesparkampagnen, und die hohen Energiepreise. Das neue Energieeffizienzgesetz (EnEfG, siehe Textbox unten) bietet eine gute Grundlage, hieran anzuknüpfen. Damit das „Efficiency First“-Prinzip aber zum neuen Normal wird, muss das Effizienzgesetz nun ambitioniert umgesetzt werden und es müssen konkrete Politikinstrumente zum Energiesparen folgen. Zu nennen sind beispielsweise anspruchsvolle Energieverbrauchsstandards für neue und Bestandsgebäude, das prioritäre Sanieren der schlechtesten Gebäude („Worst First“) mittels verpflichtender Mindeststandards (MEPS), Energieeinsparverpflichtungen bzw. Weiße-Zertifikate-Systeme für unterschiedliche Sektoren, ein Frontrunner-Ansatz für die Produkteffizienz, und eine aktivierende und prominent platzierte Energiesparkampagne. Die Energiesparpolitik sollte sinnvoll mit Sozialpolitik flankiert werden, damit Einsparmaßnahmen nicht mit Nachteilen für vulnerable Gruppen einhergehen, sondern im Gegenteil zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. Möglichkeiten dafür zeigt eine<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/soziale-aspekte-des-umweltschutzesoekologische/co2-bepreisung-sozialvertraeglich-gestalten">UBA-Publikation</a>auf. Dies alles lohnt sich, denn schließlich kommt eine anspruchsvolle Politik der Energieverbrauchsminderung allen zugute: Sie reduziert die Energiekosten, verstärkt den Klimaschutz, steigert die Energieunabhängigkeit Deutschlands und leistet nicht zuletzt einen Beitrag zur zukunftsfähigen Transformation des Energiesystems und der Wirtschaft.</p><p><p><strong>EnSikuMaV, EnSimiMaV, EnEfG</strong></p><p>Das Bundeskabinett hatte im August 2022 vor dem Hintergrund der „Energiekrise“<a href="https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/08/20220824-habeck-treiben-energieeinsparung-weiter-voran-bundeskabinett-billigt-energieeinspar-verordnungen.html">zwei Energieeinsparverordnungen gebilligt</a>: Die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristige Maßnahmen (EnSikuMaV), und über mittelfristige Maßnahmen (EnSimiMaV). Beide Verordnungen basieren auf dem Energiesicherungsgesetz (§ 30 EnSiG) und leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Sie enthalten konkrete Maßnahmen zum Energiesparen insbesondere für die Heizperioden und adressieren die öffentliche Hand sowie Unternehmen und private Haushalte, um den Gas- und den Stromverbrauch zu senken. Die (inzwischen wieder außer Kraft getretene) EnSikuMaV adressierte v.a. verhaltensbasierte Maßnahmen, die bereits kurzfristig eine Wirkung entfalten können. Enthalten waren u.a. Regeln zur Einschränkung nächtlich beleuchteter Werbetafeln, das Verbot der Beheizung privater Schwimmbäder, die Einschränkung der Beheizung von Gemeinschaftsräumen in öffentlichen Nichtwohngebäuden, die Vorgabe von Höchsttemperaturen in öffentlichen Nichtwohngebäuden, ein nächtliches Beleuchtungsverbot von Gebäuden und Baudenkmälern, oder die Vorgabe, Ladentüren im Einzelhandel zum Vermeiden von Heizwärmeverlusten geschlossen zu halten.<br>Die EnSimiMaV, die bis Ende September 2024 gültig ist, zielt ergänzend auf mittelfristig wirksame v.a. technische Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung. Sie enthält Regelungen zur Prüfung und Optimierung von Heizungsanlagen, und zum hydraulischen Abgleich von Heizungssystemen.<p>Am 17.11.2023 wurde das „Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Änderung des Energiedienstleistungsgesetzes“, kurz: Energieeffizienzgesetz (EnEfG) im Amtsblatt veröffentlicht und trat damit in Kraft. Das Bundeskabinett hatte den<a href="https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/04/20230419-kabinett-beschliesst-energieeffizienzgesetz.html">Gesetzesentwurf im April 2023 beschlossen</a>. Das EnEfG enthält eine Vielzahl von Regelungen, die den Rahmen für neue Energieeinsparungen und Energieeffizienzsteigerungen setzen. Wichtige Neuerungen sind erstmals verbindliche Energieeffizienzziele für den <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/e?tag=Endenergie#alphabar">Endenergie</a>- und für den <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/p?tag=Primrenergieverbrauch#alphabar">Primärenergieverbrauch</a> im Jahr 2030, sowie ein unverbindliches Endenergie-Ziel für 2045. Es enthält zudem einige konkrete Vorgaben, etwa zur Energieeffizienz von Rechenzentren, Einsparvorgaben für die öffentliche Hand, oder die grundsätzliche Pflicht zur Vermeidung und Nutzung von Abwärme. Mit dem EnEfG wird auch die europäische Energieeffizienz-Richtlinie (EED) umgesetzt. Wenn das EnEfG ambitioniert umgesetzt wird, bietet es Chancen, die Energieeinsparungen zu verstetigen und den Energieverbrauch weiter zu reduzieren.</p></p><p><strong>EnSikuMaV, EnSimiMaV, EnEfG</strong></p><p>Das Bundeskabinett hatte im August 2022 vor dem Hintergrund der „Energiekrise“<a href="https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/08/20220824-habeck-treiben-energieeinsparung-weiter-voran-bundeskabinett-billigt-energieeinspar-verordnungen.html">zwei Energieeinsparverordnungen gebilligt</a>: Die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristige Maßnahmen (EnSikuMaV), und über mittelfristige Maßnahmen (EnSimiMaV). Beide Verordnungen basieren auf dem Energiesicherungsgesetz (§ 30 EnSiG) und leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Sie enthalten konkrete Maßnahmen zum Energiesparen insbesondere für die Heizperioden und adressieren die öffentliche Hand sowie Unternehmen und private Haushalte, um den Gas- und den Stromverbrauch zu senken. Die (inzwischen wieder außer Kraft getretene) EnSikuMaV adressierte v.a. verhaltensbasierte Maßnahmen, die bereits kurzfristig eine Wirkung entfalten können. Enthalten waren u.a. Regeln zur Einschränkung nächtlich beleuchteter Werbetafeln, das Verbot der Beheizung privater Schwimmbäder, die Einschränkung der Beheizung von Gemeinschaftsräumen in öffentlichen Nichtwohngebäuden, die Vorgabe von Höchsttemperaturen in öffentlichen Nichtwohngebäuden, ein nächtliches Beleuchtungsverbot von Gebäuden und Baudenkmälern, oder die Vorgabe, Ladentüren im Einzelhandel zum Vermeiden von Heizwärmeverlusten geschlossen zu halten.<br>Die EnSimiMaV, die bis Ende September 2024 gültig ist, zielt ergänzend auf mittelfristig wirksame v.a. technische Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung. Sie enthält Regelungen zur Prüfung und Optimierung von Heizungsanlagen, und zum hydraulischen Abgleich von Heizungssystemen.<p>Am 17.11.2023 wurde das „Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Änderung des Energiedienstleistungsgesetzes“, kurz: Energieeffizienzgesetz (EnEfG) im Amtsblatt veröffentlicht und trat damit in Kraft. Das Bundeskabinett hatte den<a href="https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/04/20230419-kabinett-beschliesst-energieeffizienzgesetz.html">Gesetzesentwurf im April 2023 beschlossen</a>. Das EnEfG enthält eine Vielzahl von Regelungen, die den Rahmen für neue Energieeinsparungen und Energieeffizienzsteigerungen setzen. Wichtige Neuerungen sind erstmals verbindliche Energieeffizienzziele für den <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/e?tag=Endenergie#alphabar">Endenergie</a>- und für den <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/p?tag=Primrenergieverbrauch#alphabar">Primärenergieverbrauch</a> im Jahr 2030, sowie ein unverbindliches Endenergie-Ziel für 2045. Es enthält zudem einige konkrete Vorgaben, etwa zur Energieeffizienz von Rechenzentren, Einsparvorgaben für die öffentliche Hand, oder die grundsätzliche Pflicht zur Vermeidung und Nutzung von Abwärme. Mit dem EnEfG wird auch die europäische Energieeffizienz-Richtlinie (EED) umgesetzt. Wenn das EnEfG ambitioniert umgesetzt wird, bietet es Chancen, die Energieeinsparungen zu verstetigen und den Energieverbrauch weiter zu reduzieren.</p>
Wie kann ungenutzter Wohnraum in Einfamilienhäusern für alle Seiten gewinnbringend aktiviert werden? Ein vom Umweltbundesamt gefördertes Projekt der GRÜNEN LIGA unterstützt Vernetzung und Wissenstransfer. Die Kinder sind ausgezogen und nun wohnt das Paar alleine im großen Haus mit Garten. Das „Empty-Nest-Syndrom“ ist in Einfamilienhaus-Gebieten zur Regel geworden. Mittlerweile leben ca. 70 Prozent der deutschen Einfamilienhaus-Eigentümer:innen allein oder zu zweit. Wenn z.B. Kinderzimmer oder sogar ganze Etagen leer stehen, wird das als „ungenutzter Wohnraum“ bezeichnet. Gleichzeitig herrscht in vielen Regionen Deutschlands Wohnungsknappheit, und das, obwohl allerorten mit großem Energie- und Materialaufwand neu gebaut wird. So ist die Zahl der Wohnungen in Deutschland seit 1950 um 173 Prozent gestiegen, während die Bevölkerungszahl lediglich um 20 Prozent gewachsen ist. Der individuelle Wohnflächenkonsum steigt folglich kontinuierlich an. Das gilt insbesondere für Ein- und Zweifamilienhäuser. Die meisten Eigentümer:innen möchten in ihren Häusern alt werden. Diese sind aber mitunter schlecht gedämmt oder nicht barrierefrei. Außerdem wünschen sich viele Menschen nach dem Auszug der Kinder wieder mehr Gesellschaft. Oft wird im Alter nur noch ein Teil des Hauses aktiv genutzt. Es stellt sich die Frage, welche Veränderungen notwendig sind, damit das Haus den Ansprüchen im Alter gerecht wird. In manchen Fällen ist vielleicht auch eine andere Wohnform passender. Größere Veränderungen der eigenen Wohnsituation sind allerdings oft mit viel Aufwand und meist mit noch mehr Bedenken verbunden, daher bleiben sie oft aus. Das gilt auch für energetische Sanierungen und barrierefreie Umbauten. Ein aktiver Umgang mit dem Wohnen im Alter und dem damit oft einhergehenden ungenutzten Wohnraum ist für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung. Bundesländer und Kommunen sollten entsprechende Ansätze daher (stärker) unterstützen. Neben notwendigen Sanierungen sowie dem zunehmenden Problem der Einsamkeit geht es auch um die Schaffung von Wohnraum. Von der Vermietung einzelner Zimmer, über eine Alters-WG bis zum Umzug bzw. Wohnungstausch bestehen vielfältige Möglichkeiten, die allerdings im Einfamilienhaus-Bereich noch wenig Anwendung finden. Dabei profitieren Eigentümer:innen nicht nur wirtschaftlich und könnten so z.B. einen barrierearmen Umbau und/oder eine energetische Sanierung finanzieren. Unter Umständen ergeben sich auch persönliche Gewinne, z.B. durch die Gesellschaft freundlicher Mieter:innen, die u.U. auch mal das beschwerliche Rasenmähen übernehmen. Das vom Umweltbundesamt geförderte Projekt „Wohnfläche nutzen“ der GRÜNEN LIGA geht der Frage nach, wie Menschen, die ihre Wohnsituation verändern wollen, dabei ermutigt und unterstützt werden können. Im Zuge dessen ist eine Datenbank mit Wohnberatungs-, Vermittlungs- und Förderangeboten entstanden, die online abrufbar ist. Gleiches gilt für die Ergebnisse einer Fachtagung die im Januar 2024 stattfand. Aktuell ist eine Vernetzung von aktiven und interessierten Kommunen und weiteren Akteur:innen geplant. Des Weiteren bietet die GRÜNE LIGA Vorträge zur Aktivierung ungenutzten Wohnraums für Kommunen und lokale Initiativen an. Die Kinder sind ausgezogen und nun wohnt das Paar alleine im großen Haus mit Garten. Das „Empty-Nest-Syndrom“ ist in Einfamilienhaus-Gebieten zur Regel geworden. Mittlerweile leben ca. 70 Prozent der deutschen Einfamilienhaus-Eigentümer:innen allein oder zu zweit. Wenn z.B. Kinderzimmer oder sogar ganze Etagen leer stehen, wird das als „ungenutzter Wohnraum“ bezeichnet. Gleichzeitig herrscht in vielen Regionen Deutschlands Wohnungsknappheit, und das, obwohl allerorten mit großem Energie- und Materialaufwand neu gebaut wird. So ist die Zahl der Wohnungen in Deutschland seit 1950 um 173 Prozent gestiegen, während die Bevölkerungszahl lediglich um 20 Prozent gewachsen ist. Der individuelle Wohnflächenkonsum steigt folglich kontinuierlich an. Das gilt insbesondere für Ein- und Zweifamilienhäuser. Die meisten Eigentümer:innen möchten in ihren Häusern alt werden. Diese sind aber mitunter schlecht gedämmt oder nicht barrierefrei. Außerdem wünschen sich viele Menschen nach dem Auszug der Kinder wieder mehr Gesellschaft. Oft wird im Alter nur noch ein Teil des Hauses aktiv genutzt. Es stellt sich die Frage, welche Veränderungen notwendig sind, damit das Haus den Ansprüchen im Alter gerecht wird. In manchen Fällen ist vielleicht auch eine andere Wohnform passender. Größere Veränderungen der eigenen Wohnsituation sind allerdings oft mit viel Aufwand und meist mit noch mehr Bedenken verbunden, daher bleiben sie oft aus. Das gilt auch für energetische Sanierungen und barrierefreie Umbauten. Ein aktiver Umgang mit dem Wohnen im Alter und dem damit oft einhergehenden ungenutzten Wohnraum ist für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung. Bundesländer und Kommunen sollten entsprechende Ansätze daher (stärker) unterstützen. Neben notwendigen Sanierungen sowie dem zunehmenden Problem der Einsamkeit geht es auch um die Schaffung von Wohnraum. Von der Vermietung einzelner Zimmer, über eine Alters-WG bis zum Umzug bzw. Wohnungstausch bestehen vielfältige Möglichkeiten, die allerdings im Einfamilienhaus-Bereich noch wenig Anwendung finden. Dabei profitieren Eigentümer:innen nicht nur wirtschaftlich und könnten so z.B. einen barrierearmen Umbau und/oder eine energetische Sanierung finanzieren. Unter Umständen ergeben sich auch persönliche Gewinne, z.B. durch die Gesellschaft freundlicher Mieter:innen, die u.U. auch mal das beschwerliche Rasenmähen übernehmen. Das vom Umweltbundesamt geförderte Projekt „Wohnfläche nutzen“ der GRÜNEN LIGA geht der Frage nach, wie Menschen, die ihre Wohnsituation verändern wollen, dabei ermutigt und unterstützt werden können. Im Zuge dessen ist eine Datenbank mit Wohnberatungs-, Vermittlungs- und Förderangeboten entstanden, die online abrufbar ist. Gleiches gilt für die Ergebnisse einer Fachtagung die im Januar 2024 stattfand. Aktuell ist eine Vernetzung von aktiven und interessierten Kommunen und weiteren Akteur:innen geplant. Des Weiteren bietet die GRÜNE LIGA Vorträge zur Aktivierung ungenutzten Wohnraums für Kommunen und lokale Initiativen an. Datenbank mit Wohnberatungs-, Vermittlungs- und Förderangeboten Dokumentation der Fachtagung Kontakt: Arthur Haus (Projektleiter Grüne Liga) Kontakt: Arthur Haus (Projektleiter Grüne Liga)
K.E. Kurz und Knapp Die Arbeit wurde in Kooperation mit dem SLP-Querschnittsvorhaben, dem Ecologic Institut und dem ZOE Institut erstellt. Die die Frage, wie sich „genug“ im Sinne des Suffizienz-Gedankens messen lässt, steht in der Arbeit im Mittelpunkt. Aufbauend auf vorangegangener Arbeit im Querschnittsvorhaben und einem Workshop im November 2021 mit diversen SLP-Projekten wurde dabei ein besonderer Fokus auf die Bereiche Wohnfläche und Verkehr gelegt, die auch starke Treiber des in Deutschland hohen Flächenverbrauchs sind. Das nun zusammengestellte Indikatoren-Set kann verschiedene Akteure*innen im Stadt-Land-Kontext, SLP-Projekte, Kommunen aber auch die regionale Planung dabei unterstützen, zu evaluieren, ob der Flächen- und Ressourcenverbrauch für Wohnen und Mobilität langfristig in eine nachhaltige Richtung geht. Damit stellen die Indikatoren auch einen guten Beitrag zu dem SLP-Querschnittsthema Regionale Nachhaltigkeitsziele verfolgen und der Entwicklung geeigneter Nachhaltigkeitsindikatoren dar. Kommunale Suffizienzpolitik als notwendige Ergänzung zu Nachhaltigkeitsstrategien der Effizienz und Konsistenz Um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist Suffizienz notwendig, weil Effizienz (weniger Ressourceneinsatz bei gleichem Input) und Konsistenz (Kreislaufwirtschaft) allein nicht ausreichen. Suffizienz hingegen legt den Fokus darauf, wie viel benötigt wird, damit Menschen auf einem suffizienten Niveau Bedürfnisse, beispielsweise nach Mobilität und Wohnraum, erfüllen können – und gleichzeitig planetare ökologische Grenzen eingehalten werden. Damit rückt Suffizienz die Frage „Wie viel ist genug?“ in den Mittelpunkt. Um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen, anhaltend hohen Flächenverbrauch und Bodenversiegelung zu begrenzen, braucht es Suffizienz, insbesondere in Kernbereichen wie Wohnraum oder Mobilität. Dabei sollte Suffizienz nicht als individuelle Sparsamkeit verstanden werden, sondern als gemeinschaftliche Suffizienzpolitik: Diese gestaltet Rahmenbedingungen so, dass weniger Ressourcenverbrauch die bessere und einfachere Lösung für Bürger*innen ist. Um das Erreichen von Suffizienzzielen zu messen, braucht es jedoch erfolgreiches Monitoring, was die Entwicklung von geeigneten Indikatoren nötig macht. Bisher gibt es vor allem Indikatoren für Energiesuffizienz. Doch nicht nur das Senken des Energieverbrauchs, sondern auch des Ressourcen- und Flächenverbrauchs (und dessen Messung) ist essentiell für nachhaltige, suffiziente Entwicklung. Wie Stadt-Land-Plus-Projekte zeigen, ist zusätzlich der regionale, lokale Kontext nachhaltiger Entwicklung entscheidend. Daher bietet für den SLP-Kontext, aber auch darüber hinaus, kommunale Suffizienzpolitik einen geeigneten Ansatz: Kommunale Suffizienzpolitik kann dazu beitragen, Politik im lokalen, ortsbezogenen Kontext entsprechend zu gestalten, während entsprechende Suffizienzindikatoren deren Wirksamkeit messen soll. Fokus auf Wohnen und Mobilität: Indikatoren aufbauend auf dem Suffizienzansatz für den Stadt-Land-Kontext Das Entwickeln von geeigneten Schlüsselindikatoren, die Suffizienz im Stadt-Land-Kontext effektiv messen, ist daher Ziel der Masterarbeit von Sara Movahedian: Diese baut auf die Vorarbeit im Querschnittsvorhaben und einem Workshop mit verschiedenen SLP-Projekten im Herbst 2021 auf. Dabei wurde bereits erarbeitet, dass Wohnfläche, Verkehr und lokale landwirtschaftliche Produktion Indikatoren brauchen, die „weniger Verbrauch“ messen. Zur Vereinfachung, und da Wohnen und Mobilität derzeit zentrale Treiber des Flächenverbrauchs sind, liegt der Fokus der nun weiter entwickelten Indikatoren auf Wohnen und Mobilität. Denn unter anderem, um neue Wohn- und Verkehrsflächen zu gewinnen, wurden in Deutschland im Jahr 2020 immer noch ca. 54 Hektar pro Tag neu in Anspruch genommen. Dieser Verbrauch steht allerdings in Kontrast zu Zielen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie: Demnach sollen schon bis 2030 maximal 30 Hektar pro Tag verbraucht werden. Der anhaltend hohe Flächenverbrauch ist auch deshalb problematisch, da er mit Bodenversiegelung, Biodiversitätsverlust und verminderter Kapazität zur Anpassung an den Klimawandel einhergeht. Zusätzlich sind Wohnen und Mobilität für ca. ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Daher ist eine suffiziente Entwicklung in diesen Sektoren essentiell für das Erreichen von Klimazielen. Gleichzeitig sind Wohnen und Mobilität wichtig für die Erfüllung von grundlegenden menschlichen Bedürfnissen und häufig Thema lokaler und regionaler Politik. Sie dürfen deshalb in der Diskussion um nachhaltige regionale Entwicklung und zukünftige Lebensweisen nicht vernachlässigt werden. Vorstellung der Schlüsselindikatoren für Suffizienz in Zusammenarbeit mit Stadt-Land-Plus Durch Literaturrecherche, strategische Schritte zur Indikatorenentwicklung (nach Vermeulen, inklusive der eDPSIR Methode und Evaluation mit RACER Kriterien) und schließlich Experteninterviews innerhalb der Stadt-Land-Plus-Gemeinschaft haben sich die folgenden Suffizienzindikatoren als Schlüsselindikatoren zur Messung von Suffizienz im Stadt-Land-Kontext mit Fokus auf Wohnen und Mobilität herausgestellt. Flächenneuinanspruchnahme in Kombination mit Siedlungsdichte und öffentlichen Freiflächen ist hierbei ein übergreifendes Anliegen für Wohnen und Mobilität: Die beiden ersten Indikatoren sind bereits in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vertreten und zeigen generelle Entwicklungen des Flächenverbrauchs in Deutschland an. Zusätzlich kann der Indikator öffentliche Freiflächen dazu beitragen, die Qualität von verbliebenen Flächen in Bezug auf ökologische, aber auch soziale Kriterien, innerhalb und außerhalb von Siedlungs- und Verkehrsflächen, nicht aus den Augen zu verlieren. Suffizientes Wohnen auf der einen Seite erfassen die Indikatoren Flächenverbrauch für Wohngebäude und die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf. Letztere kann nochmals für verschiedene Einkommensgruppen und nach Stadt-Land differenziert werden. Die steigende durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf zeigt schon jetzt nicht-suffiziente Entwicklungen im Bereich Wohnen an. Durch kommunale Suffizienzpolitik kann dem gezielt entgegengesteuert und die Wohnfläche pro Kopf wieder verringert werden. Auf der anderen Seite messen Flächenverbrauch für Verkehrsflächen, die durchschnittlich zurückgelegten Entfernungen pro Kopf und Modal Split suffiziente Mobilität: Während zurückgelegte Entfernungen anzeigen, wie sich das Mobilitätsvolumen pro Person insgesamt verändert (auch hier kann nach Stadt-Land und Wegzwecken differenziert werden), ermöglicht der Blick auf den Modal Split, Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu erfassen. Kommunale Suffizienzpolitik kann auch hier dazu beitragen, Mobilität weniger notwendig zu machen und den öffentlichen Nahverkehr, Gehen und Fahrradfahren als Formen suffizienterer Mobilität attraktiver zu gestalten. Zusätzlich zu den genannten können weitere Suffizienzindikatoren wie der Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern an Wohngebäuden und die Pkw-Dichte anzeigen, ob Strukturen suffizient gestaltet sind: Steigen die Werte dieser Indikatoren, deutet das darauf hin, dass kommunale Suffizienzpolitik die Attraktivität von Ein- und Zweifamilienhäusern und die des motorisierten Individualverkehrs verringern und suffiziente Alternativen attraktiver machen muss. Anknüpfungspunkte und „genug“ zu Suffizienzindikatoren? Die vorgestellten Suffizienzindikatoren sollen Akteuren*innen im Stadt-Land Kontext ein Instrument an die Hand geben, mit dem evaluiert werden kann, ob Kommunen oder Regionen sich in eine suffiziente Richtung, in der langfristig weniger verbraucht wird, bewegen. Zusätzlich können sie nicht nur im lokalen oder regionalen Kontext, sondern auch auf nationaler Ebene hilfreich sein. Während die Indikatoren an sich nicht neu sind, ist diese Zusammenstellung dennoch der erste Versuch, Suffizienzindikatoren speziell für den Stadt-Land Kontext mit einem Fokus auf Flächen vorzustellen – er wird hoffentlich auch für die Stadt-Land-Plus-Gemeinschaft nützlich sein. Nichtsdestotrotz ist noch weitere Forschung über Indikatoren zur Erfassung von öffentlichen Freiräumen und zur Messung von Alternativen für suffizientes Wohnen notwendig. Indikatoren zu letzteren, die beispielsweise intergenerationales, gemeinschaftliches Wohnen erfassen, existieren noch nicht übergreifend. Doch ein Indikator, der (ähnlich wie Modal Split im Verkehrsbereich) die Veränderung hin zu suffizienten Wohnformen, bei denen weniger Fläche, Energie und Ressourcen verbraucht werden, messen kann, wäre für Monitoring auf unterschiedlichen Ebenen sicherlich sehr hilfreich. Auch hieran kann zukünftige Forschung in Stadt-Land-Plus und am UBA anknüpfen.
Zwar werden nach den Ergebnissen der Baulandumfrage die bestehenden Innenentwicklungspotenziale zunehmend genutzt. Doch gleichzeitig steigt die individuelle Wohnflächeninanspruchnahme unverändert an, wie eine Auswertung von empirica regio ergab. Insbesondere in ländlichen Räumen steigt die Wohnfläche pro Kopf deutlich an – zwischen 2015 und 2020 um 3,7% auf durchschnittlich 51,4m². Mit 40,9m² liegt die Pro-Kopf-Wohnfläche in Städten deutlich niedriger. Auch liegt der Anstieg im genannten Zeitraum mit 1,5% kaum halb so hoch wie in den ländlichen Räumen. Vor allem in Großstädten gibt es so gut wie keinen Zuwachs der individuellen Wohnfläche. Gründe liegen hier in dem eingeschränkten Wohnraumangebot sowie den hohen Miet- und Kaufpreisen. Der hohe Pro-Kopf-Verbrauch in ländlichen Räumen geht vor allem auf die Dominanz von dort realisierten Einfamilienhäusern zurück. Ebenso sind die Alterung und der Wegzug junger Menschen insbesondere aus peripheren Regionen Effekte, die in die Berechnungen eingehen. Diese Entwicklung, so die Bevölkerungsprognose des BBSR aus dem Jahr 2020 (Link), könnte sich noch weiter verschärfen. Demnach weist eine typische Gemeinde im ländlich geprägtem Raum einen individuellen Wohnflächenverbrauch von mehr als 65 m² auf, hat einen Wohnungsleerstand von 5-10 % und hat in den vergangenen fünf Jahren Bevölkerung verloren. Insbesondere in ländlichen Räumen steigt die Wohnfläche pro Kopf deutlich an – zwischen 2015 und 2020 um 3,7% auf durchschnittlich 51,4m². Mit 40,9m² liegt die Pro-Kopf-Wohnfläche in Städten deutlich niedriger. Auch liegt der Anstieg im genannten Zeitraum mit 1,5% kaum halb so hoch wie in den ländlichen Räumen. Vor allem in Großstädten gibt es so gut wie keinen Zuwachs der individuellen Wohnfläche. Gründe liegen hier in dem eingeschränkten Wohnraumangebot sowie den hohen Miet- und Kaufpreisen. Der hohe Pro-Kopf-Verbrauch in ländlichen Räumen geht vor allem auf die Dominanz von dort realisierten Einfamilienhäusern zurück. Ebenso sind die Alterung und der Wegzug junger Menschen insbesondere aus peripheren Regionen Effekte, die in die Berechnungen eingehen. Diese Entwicklung, so die Bevölkerungsprognose des BBSR aus dem Jahr 2020 (Link), könnte sich noch weiter verschärfen. Demnach weist eine typische Gemeinde im ländlich geprägtem Raum einen individuellen Wohnflächenverbrauch von mehr als 65 m² auf, hat einen Wohnungsleerstand von 5-10 % und hat in den vergangenen fünf Jahren Bevölkerung verloren. www.empirica-regio.de/blog/220209_wohnflaeche/ www.empirica-regio.de/blog/220209_wohnflaeche/
Trotz einer mehr oder weniger stagnierenden Bevölkerung nimmt die Wohnfläche in Deutschland jedes Jahr deutlich zu und führt zu einem steigenden Wohnflächenverbrauch pro Kopf. Die Folgen des kontinuierlichen Anstiegs der Wohnfläche pro Einwohner für den Flächen- und Energieverbrauch und damit letztendlich für die Erreichung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung rücken zunehmend ins Bewusstsein der Politik. Das Treibhausgasminderungspotenzial einer Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche ist enorm. In Deutschland wächst das Bewusstsein für dieses Problem, insbesondere auf regionaler Ebene. In dem vorliegenden Bericht wird zunächst das enorme Potenzial eines reduzierten Wohnraums pro Kopf abgeschätzt. Es werden die vielversprechendsten Zielgruppen identifiziert, die eine weit überdurchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche nutzen und möglicherweise daran interessiert sind, diese zu reduzieren. Zu diesen Zielgruppen gehören Rentner und Haushalte, denen ein Umbruch in der Lebensphase bevorsteht, wie das Erreichen des Rentenalters oder Familien, deren Kinder ausgezogen sind. Für diese Zielgruppen analysieren wir spezifische Hemmnisse gegen die Reduktion von Wohnraum. Außerdem werden weitere Akteure wie politische Entscheidungsträger, Verbände und den Wohnungssektor und ihre spezifischen Hindernisse und Motive, das Problem anzugehen, betrachtet. Um die Haushalte der Zielgruppen bei der Verringerung ihres Wohnraums zu unterstützen, ist ein Mix an politischen Instrumenten erforderlich, die sowohl aus Informations- als auch aus Finanzinstrumenten bestehen. Wir beschreiben daher weiterhin bestehende Ansätze und entwickeln eine Reihe neuartiger Instrumente, um die Haushalte der Zielgruppen dabei zu unterstützen, ihren Wohnraum zu reduzieren. Weiterhin werden die Auswirkungen dieser Instrumente auf den Energieverbrauch und die Emissionen der Zielgruppen berechnet. Darüber wird analysiert, ob diese Maßnahmen aus Sicht eines Haushalts unter Berücksichtigung von Kosten und Nutzen attraktiv sind oder nicht, wahrscheinliche Verteilungseffekte werden aufgezeigt. Quelle: Forschungsbericht
Große Teile der im österreichischen Gebäudebestand erzielten Ressourceneinsparungen (reduzierte Betriebsenergie, Einsatz ressourcenschonender Baustoffe) wurden auf Grund des ständig steigenden Wachstums an Wohnfläche pro Kopf, eines erhöhten Mobilitätsverhaltens und steigenden Warenkonsums kompensiert. Am Beispiel des gemeinschaftlich geplanten Wohnprojekts 'KooWo' in Volkersdorf soll Suffizienz umgesetzt und das übergeordnete Ziel einer ganzheitlichen Energie- und CO2-Reduktion erreicht werden. Das Wohnprojekt verschiebt die Systemgrenze von einer nutzflächenbezogenen zu einer personen- und Sozialgemeinschaft-bezogenen Betrachtungsweise und generiert durch einen kollektiven Lebensraum Einsparungspotentiale beim Ressourcenverbrauch pro Kopf.
In vielen Kommunen, vor allem im ländlichen Raum, sinkt die Bevölkerungszahl. Damit ändert sich auch der Bedarf an Wohnraum. Zusammen mit dem Kreis Steinfurt entwickeln ForscherInnen Strategien, um untergenutzten und leerstehenden Wohnraum an die neuen Bedarfe und an die Anforderungen des demografischen Wandels anzupassen. Forschungsansatz: Ziel ist es, bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser effizienter zu nutzen. In Einfamilienhäusern kann dies beispielsweise die Abtrennung von Einliegerwohnungen sein, durch deren Mieteinnahmen energetische und barrierefreie Sanierungen mitfinanziert werden könnten. Auch das Tauschen von Wohnungen ist denkbar, wenn sie den jeweiligen Bedürfnissen der zukünftigen NutzerInnen entsprechen. Der Kreis Steinfurt ist Projektpartner. Er baut mithilfe des Vereins 'energieland 2050 e.V.' eine zentrale Stelle für Beratung und Wohnraumvermittlung auf und möchte in ausgewählten Kommunen eine Sanierungsberatung und praktische Hilfen wie Umzugsunterstützung anbieten. Um diese neuen Werkzeuge passgenau für die Bedarfe der Kommunen zu entwickeln, analysieren die ForscherInnen sowohl in schrumpfenden als auch in wachsenden Beispielkommunen des Landkreises, welche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. Das ISOE untersucht die demografische Entwicklung im Landkreis und erhebt empirische Daten zu den Bedürfnissen und der Umzugsbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner. Auf dieser Basis entwickelt das ISOE ein Kommunikationskonzept, um die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort persönlich anzusprechen. Mit Hilfe eines begleitenden Monitorings und einer Evaluation ermittelt der Forschungsverbund Erfolgsfaktoren und Hemmnisse und schätzt die Wirkung der Maßnahmen beispielsweise auf Wohnzufriedenheit, Flächenverbrauch, Heizenergiebedarf und Treibhausgasemissionen ab. Die Übertragbarkeit auf andere Regionen wird analysiert und die Erfahrungen mit interessierten Kommunen in bestehenden interkommunalen Netzwerken diskutiert. Hintergrund: In vielen ländlichen Kommunen befinden sich Einfamilienhäuser auf dem Standard der 1960er- und 1970er-Jahre. In diesen inzwischen sanierungsbedürftigen Häusern der ehemaligen Neubaugebiete steigt der Wohnraum pro Kopf. Denn die ursprünglich für Familien angelegte Wohnfläche wird oft nur noch von Zweipersonenhaushalten oder von alleinstehenden Personen bewohnt. Diesen ist es meist zu teuer, energetisch zu sanieren, wodurch die Klimaschutzziele der Kommunen in Gefahr geraten. Somit wird vorhandener, sanierungsbedürftiger Wohnraum nicht voll genutzt, während es gleichzeitig an Platz für junge Familien und große Haushalte fehlt. Dies führt dazu, dass zusätzliche Neubaugebiete erschlossen werden müssen, um die Nachfrage zu decken. Die Erschließungskosten hierfür sind hoch und die Zersiedlung wird mit all ihren ökologischen Nachteilen fortgesetzt. Angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen wird langfristig ein Überangebot an Wohnraum geschaffen. (Text gekürzt)
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