Aalschutzinitiative RLP hilft Aalen beim Umgehen von Staustufen und Turbinen von Wasserkraftwerken / Klimaschutzministerin entlässt rund 400 Aale im Rhein auf den Weg zu den Laichgebieten in der Sargassosee „Mit der Aalschutzinitiative und dem Aaltaxi können wir unserer Verantwortung, klimafreundliche Energie durch Wasserkraft zu erzeugen und bedrohte Wanderfische zu schützen gerecht werden. Das Land hat es gemeinsam mit den Energieversorgern und Fischern geschafft, dass Aale nun sicher von den rheinland-pfälzischen Gewässern zu ihren Laichgebieten im Meer kommen“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Dienstag in Mülheim-Kärlich. Dort begleitete sie die Freisetzung von rund 400 Aalen in den Rhein. Die rheinland-pfälzischen Flüsse sind sehr gut geeignete Lebensräume für Aale, die jahrzehntelang als Einkommensquelle für Berufsfischer dienten. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurde allerdings ein sehr starker Rückgang ankommender Aallarven an den europäischen Küsten beobachtet. Auf den Weg in ihre 5000 Kilometer entferntes Laichgebiet im Atlantik, nord-östlich von Florida muss der europäische Aal Staustufen und Turbinen von Wasserkraftwerken passieren – was für viele Tiere oftmals tödlich endet. Damit die rund einen Meter langen, schlangenförmigen Tiere sicher über den Rhein im Meer ankommen, wurde die 1995 die Aalschutzinitiative der Landesfischereiverwaltung gemeinsam mit dem Landesfischereiverband und den Wasserwerksbetreibern gegründet und kurz darauf das „Aaltaxi“ eingerichtet. Mit diesem werden die Fische an den Staustufen an der Mosel und der Saar vorbei bis zum Rhein transportiert und dort wieder in die Freiheit entlassen. Zehn Moselberufsfischer, einer je Staustufe, fangen die abwandernden Aale (Blankaale) und geben sie zu den marktüblichen Preisen an das Land RLP (SGD Nord) ab. Zudem werden Jungaale entnommen und in Aalfarmen großgezogen, die nach ein bis zwei Jahren wieder in Flüssen und Bächen freigelassen werden. Die Kosten der Besatzmaßnahme belaufen sich auf etwa 90.000 Euro und werden von dem Wasserwerksbetreiber (RWE Generation Hydro GmbH) übernommen. "Als Verwalterin der Fischereirechte des Landes Rheinland-Pfalz übernimmt die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord die Federführung in der Aalschutzinitiative. Insofern freue ich mich, dass wir nun eine zusätzliche Maßnahme zum Schutz wandernder Aale einrichten konnten. Das ist ein essentieller Fortschritt im Bereich des Fischschutzes an den großen Wasserkraftanlagen in Mosel und Saar", so Prof. Dr. Martin Kaschny, Vizepräsident der SGD Nord. Jährlich werden so 8.000 bis 10.000 Aale mit der Taxifahrt bei ihrer Wanderung entlang der Staustufen gerettet. „Dieses Beispiel macht Schule. Je vielfältiger unsere Ökosysteme sind, umso anpassungsfähiger sind sie. Daher ist es so wichtig, jede einzelne Art zu erhalten“, so die Eder. „Mittlerweile sind ähnliche Projekte im Saarland und für die Grenzgewässer mit Luxemburg entstanden.“ Hintergrund Der Europäische Aal kommt natürlicherweise im Rhein und dessen Seitengewässern vor. Zum Lebensende wandert der Aal von den mitteleuropäischen Bächen und Flüssen stromabwärts über die Nordsee in die Sargassosee (Atlantik nordöstl. Florida). In mehreren hundert Meter Wassertiefe laichen sie ab und versterben danach. Die geschlüpften Larven schwimmen mit dem Golfstrom zur europäischen Küste. Als Jungaale (Glasaale) ziehen sie in die Mündungsbereiche der großen Ströme und wandern weiter die Bäche und Flüsse auf, in denen die Abwanderung der Elterntiere begonnen hatte. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurde ein sehr starker Rückgang ankommender Aallarven an den europäischen Küsten beobachtet; Ursachen dafür sind die eingeschränkte Durchwanderbarkeit der Fließgewässer durch Wasserkraft- und Wehranlagen in den Gewässern, eine parasitäre Erkrankung durch den Schwimmblasenwurm sowie der Glasaalfang zum Verzehr im Rheindelta
Zielstellung: Neben der Weiterführung der wissenschaftlichen Begleitung des Aalbesatzes, der Erfassung der Blankaalfänge eines Fischereibetriebes in der Mittelelbe und der Untersuchungen zur Orientierungsfähigkeit besetzter Blankaale konzentrierten sich die Forschungsarbeiten im Jahr 2014 auf die Aufbereitung von Daten für den Umsetzungsbericht 2015 zum Aalmanagementplan Elbe. Material und Methoden: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Aalbesatzes wurden relevante Transportparameter erfasst, eine visuelle Einschätzung der Vitalität und möglicher Transportschäden des Besatzmaterials vorgenommen sowie Stichproben für weitere Untersuchungen (Morphometrie, Artzugehörigkeit, Geschlecht, Gesundheitszustand, Kondition) entnommen. Insgesamt 75 Blankaale aus zwei verschiedenen Herkünften (Eider: natürlicher Aalaufstieg, Unterhavel: Besatz) wurden im Herbst 2012 mit Datenrecordern versehen und in der Untereider bzw. der Unterelbe ausgesetzt, um ihre Wanderung durch die Nordsee in Richtung Sargassosee zu dokumentieren. Ergebnisse: Insgesamt wurden im Jahr 2014 rund 5.100 ha Gewässerfläche mit insgesamt 2,67 t vorgestreckter Aale (AV) besetzt. Dies entspricht einer mittleren Besatzdichte von 520 g AV/ha. Die unmittelbaren Transportverluste an den zentralen Verteilerstellen waren sehr gering und das Besatzmaterial machte visuell einen vitalen und mobilen Eindruck. Der Transport zu den Besatzgewässern erfolgte fachgerecht. In den Stichproben des Besatzmaterials waren überwiegend Weibchen (92 %) anzutreffen, bei einem allerdings sehr hohen Anteil nicht geschlechtsdifferenzierter Tiere von 95 %. Die Kondition der besetzten Aale kann mit einem mittleren Bruttoenergiegehalt von 8,9 MJ/kg als gut eingeschätzt werden. Die Befallsrate mit dem Schwimmblasennematoden A. crassus war bei den untersuchten Besatzaalen mit durchschnittlich 2,7 % sehr gering. Bis zum Ende des Jahres 2014 konnten die Daten von insgesamt 17 DST-Sendern (8 Aale aus natürlichem Aufstieg, 9 aus Besatz) ausgewertet werden. Jeweils ein Blankaal aus beiden Gruppen hat den kürzesten Weg vom Aussetzungsort zum Atlantik westwärts an der niederländischen Küste vorbei bis in den Ärmelkanal gewählt. Ein Aal aus der Eider (natürlicher Aufstieg) und drei Aale aus der Elbe (Besatz) sind dagegen eher nach Norden zwischen Großbritannien und Dänemark Richtung Norwegen gewandert. Die registrierten Wanderrouten der übrigen Blankaale waren zu kurz, um daraus eine eindeutige Richtungswahl abzuleiten.
Zielstellung: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung von Besatzmaßnahmen waren Stichproben des Besatzmaterials zu untersuchen und auf dieser Basis eine Einschätzung ihrer Qualität vorzunehmen. Darüber hinaus sollten die 2013 begonnenen telemetrischen Untersuchungen zu den bevorzugten Wanderwegen und -zeiten sowie den Abwanderungsgeschwindigkeiten von Blankaalen aus Berliner Gewässern fortgesetzt werden. Material und Methoden: Von insgesamt 203 Aalen aus zwei Besatzlieferungen wurden allgemeine morphometrische Daten erhoben, eine makroskopische Untersuchung der Körperoberfläche und der inneren Organe auf pathologische Veränderungen und Parasitierung vorgenommen und die Kondition der Fische durch Bestimmung der Bruttoenergie beurteilt. Im Zeitraum Oktober 2013 - Oktober 2014 wurden insgesamt 65 Blankaale mit zwei verschiedenen Typen von akustischen Sendern der Firma VEMCO ausgestattet und wieder ausgesetzt. Zur Lokalisation der Aale wurden neun Empfangsstationen mit insgesamt 21 automatischen Empfängern betrieben und in regelmäßigen Abständen ausgelesen. Ergebnisse: Die durchgeführten Laboruntersuchungen bestätigten den bereits visuell gewonnenen Eindruck einer insgesamt sehr guten Qualität des Aalbesatzmaterials. Molekulargenetische Untersuchungen an 20 Tieren belegten, dass es sich bei den besetzten Fischen um den Europäischen Aal (A. anguilla) handelte. Eine makroskopisch erkennbare Differenzierung der Gonaden hatte bei den durchschnittlich 9,0 cm langen und 1,1 g schweren Besatzaalen noch nicht eingesetzt. Die Kondition der besetzten Aale war anhand des Bruttoenergiegehaltes (Mittel 7,2 MJ/kg) und des eingelagerten Eingeweidefettes als durchschnittlich einzuschätzen. Erstmals seit Jahren konnte bei den untersuchten Besatzaalen weder ein Befall mit dem Nematoden A. crassus noch eine diesbezügliche Schädigung der Schwimmblasen festgestellt werden. 40 % der mit Sendern ausgestatteten Blankaale wurde nach dem Aussetzen an mindestens einer Telemetriestation registriert. Allerdings zeigten nur etwa 17 % dieser Aale eine kontinuierlich stromab gerichtete Wanderung ('Migranten'). Einer dieser Aale wanderte aus dem Dahme/Spree-Gebiet über den Teltowkanal in die Unterhavel, alle anderen folgten dem natürlichen Lauf von Spree bzw. Havel. Jeweils etwa 25 % der Migranten nahmen ihre Wanderungsaktivität sofort nach der Ausstattung mit dem Sender (Typ 1), nach 6 Monaten (Typ 2) oder sogar erst nach 12 - 18 Monaten (Typ 3) wieder auf. Dies deckt sich mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen im Elbe/Havel-Gebiet, nach denen in der Ober- und Unterhavel Blankaale aller drei Migrationstypen vertreten sind.
Zielstellung: Im Rahmen eines Pilotprojektes werden in Brandenburg seit 2006 umfangreiche Aalbesatzmaßnahmen durchgeführt. Im Jahr 2014 sollten insbesondere die wissenschaftliche Begleitung des Aalbesatzes in der Elbe und das laufende Gelbaalmonitoring in den Versuchsseen fortgesetzt, das Aalbestandsmodell für die Elbe weiterentwickelt sowie die Daten für den 2015 vorzulegenden Umsetzungsbericht zu den Aalmanagementplänen für Elbe und Oder (Teileinzugsgebiet Brandenburg) aufbereitet und ausgewertet werden. Material und Methoden: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Aalbesatzes wurden relevante Transportparameter erfasst, eine visuelle Einschätzung der Vitalität und möglicher Transportschäden des Besatzmaterials vorgenommen sowie Stichproben für weitere Untersuchungen (Morphometrie, Artzugehörigkeit, Geschlecht, Gesundheitszustand, Kondition) entnommen. In den Versuchsseen erfolgten neben der Entnahme von Stichproben aus den verschiedenen Besatzjahren auch Markierung-Wiederfang-Versuche zur Abschätzung der Bestandsgröße nach der Lincoln-Petersen-Methode. Ergebnisse: Im Brandenburger Teileinzugsgebiet der Elbe wurden 2014 rund 8,8 t Farmaale (mittlere Stückmasse 6,0 g) sowie 1,57 t Glasaale (mittlere Stückmasse 0,33 g) und damit insgesamt 6,16 Mio. Stück Jungaale besetzt. Die stichprobenhaften Untersuchungen von insgesamt 990 Aalen aus acht Lieferungen bestätigten eine gute Qualität der Tiere. In den Stichproben des diesjährigen Farmaalbesatzes wurden fast ausschließlich Weibchen festgestellt, jedoch bei einem hohen Anteil von 80 % nicht geschlechtsdifferenzierter Tiere. Damit sind keine gesicherten Aussagen zur späteren Ausprägung des Geschlechterverhältnisses im Gelb- und Blankaalstadium möglich, ein überwiegender Weibchenanteil erscheint jedoch wahrscheinlich. Von den untersuchten 728 Farmaalen waren nur sechs Tiere mit dem Schwimmblasennematoden A. crassus befallen. Die Kondition der Farmaale war mit durchschnittlich 8,4 MJ/kg als ausreichend einzuschätzen. Bei den 2014 durchgeführten Probebefischungen der isolierten Versuchsseen wurden insgesamt 2.209 Aale im Rahmen der Markierung-Wiederfang-Versuche markiert und 758 Aale für Laboruntersuchungen entnommen. Von den 2004 bzw. 2005 besetzten und 2014 wieder gefangenen Aalen waren 5 % Männchen, 62 % Weibchen und 33 % noch nicht geschlechtsdifferenziert. Bei den als Glasaale besetzten Aalen waren in zwei Seen deutlich höhere Anteile an Männchen als unter den vorgestreckten Aalen vertreten. Die summarische Sterblichkeit nach 3 - 10 Jahren schwankte sowohl zwischen den Gewässern als auch zwischen den Jahrgängen innerhalb eines Gewässers außerordentlich stark (Glasaale 50 - 98 %, Farmaale 35 - 99 %).
Zielstellung: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung von Besatzmaßnahmen waren Stichproben des Besatzmaterials zu untersuchen und auf dieser Basis eine Einschätzung der Qualität vorzunehmen. Darüber hinaus sollten die 2013 begonnenen telemetrischen Untersuchungen zu den bevorzugten Wanderwegen und -zeiten sowie den Abwanderungsgeschwindigkeiten von Blankaalen aus Berliner Gewässern fortgesetzt werden. Material und Methoden: Von insgesamt 403 Aalen aus vier Besatzlieferungen wurden allgemeine morphometrische Daten erhoben, das Geschlecht bestimmt, eine makroskopische Untersuchung der Körperoberfläche und der inneren Organe auf pathologische Veränderungen und Parasitierungen vorgenommen und die Kondition der Fische durch Bestimmung der Bruttoenergie beurteilt. Im Frühjahr und Herbst 2014 wurden weitere 24 Blankaale mit zwei verschiedenen Typen von akustischen Sendern bestückt und ausgesetzt. Eine erste Zwischenauslesung und Auswertung der aufgezeichneten Daten erfolgte im Herbst 2014. Ergebnisse: Die durchgeführten Untersuchungen bestätigten, wie in den Vorjahren, eine insgesamt gute Qualität des Aalbesatzmaterials. In den Stichproben des diesjährigen Farmaalbesatzes wurden fast ausschließlich Weibchen festgestellt, jedoch bei einem hohen Anteil nicht geschlechtsdifferenzierter Tiere von 90 %. Damit sind keine gesicherten Aussagen zur späteren Ausprägung des Geschlechterverhältnisses im Gelb- und Blankaalstadium möglich, ein überwiegender Weibchenanteil erscheint jedoch wahrscheinlich. Etwa 2 % der Besatzaale waren mit dem Schwimmblasennematoden A. crassus befallen. Der Anteil der Aale mit befallsbedingten Schwimmblasenschädigungen betrug 11,2 %. Die Kondition der besetzten Aale wurde anhand des Bruttoenergiegehaltes, des Korpulenzfaktors und des eingelagerten Eingeweidefettes als gut eingeschätzt. Nach den ersten Ergebnissen der telemetrischen Untersuchungen verbleibt ein großer Teil der Blankaale aus Berliner Gewässern noch längere Zeit im Gewässersystem. Abwandernde Blankaale folgen überwiegend dem Hauptstrom; Schifffahrtskanäle werden hingegen selten genutzt. Das jahreszeitliche Aktivitätsmuster der Blankaale ist erwartungsgemäß von zwei Hauptaktivitätsphasen im Frühjahr und Herbst geprägt. Dabei sind die abwandernden Blankaale überwiegend nachtaktiv. Die Phasen höchster Aktivität liegen in den Dämmerungs- und ersten Nachtstunden.
Zielstellung: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung der Besatzmaßnahmen waren Stichproben von Besatzaalen sowie von Gelbaalen, die aus Besatz stammten, zu untersuchen und auf dieser Basis eine Einschätzung der Qualität des Besatzmaterials sowie des Zustandes der Gelbaalpopulation vorzunehmen. Weiterhin sollten durch den Aufbau eines geeigneten Telemetriesystems und das Besendern und Aussetzen von Aalen die Voraussetzungen geschaffen werden, um in den nächsten zwei Jahren grundlegende Informationen und Daten zu den bevorzugten Wanderwegen, Wanderzeiten und Abwanderungsgeschwindigkeiten von Blankaalen aus Berliner Gewässern zu gewinnen. Material und Methoden: Von insgesamt 306 Aalen aus drei Besatzlieferungen wurden allgemeine morphometrische Daten erhoben, das Geschlecht bestimmt, eine makroskopische Untersuchung der Körperoberfläche und der inneren Organe auf pathologische Veränderungen und Parasitierungen (insbesondere Befall mit A. crassus) vorgenommen und die Kondition der Fische durch Bestimmung der Bruttoenergie beurteilt. Bei Gelbaalen erfolgten zusätzlich eine Altersbestimmung und Wachstumsrückberechnung sowie Fettgehaltsbestimmungen im Muskelfleisch. In Vorbereitung telemetrischer Untersuchungen wurden Blankaale in der Dahme und der Havel mit zwei verschiedenen telemetrischen Sendern (V9 bzw. V13-Sender, Fa. VEMCO) versehen und ein Telemetriesystem mit insgesamt 21 automatischen Empfängern (VR2W) an neun Empfangsstationen installiert. Ergebnisse: Die durchgeführten Untersuchungen bestätigten eine insgesamt gute Qualität des Aalbesatzmaterials. Gesicherte Aussagen zum Rogneranteil des Besatzmaterials waren auf der Grundlage der Stichprobenuntersuchungen nicht möglich, da der Anteil noch nicht geschlechtsdifferenzierter Aale 83 % betrug. Die Kondition der besetzten Aale wurde anhand des Bruttoenergiegehaltes, des Korpulenzfaktors und des eingelagerten Eingeweidefettes als ausreichend eingeschätzt. Kritisch zu bewerten sind der Befall von etwa 3 % der Besatzaale mit dem Schwimmblasennematoden A. crassus sowie ein Anteil von 1,4 % der Aale mit befallsbedingten Schwimmblasenschädigungen. Eine Zusammenfassung der von 2005 bis 2012 im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes 'Laicherbestandserhöhung des Aals in Berli ner Gewässern' erzielten Ergebnisse wird in Kürze von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin veröffentlicht. Bei allen untersuchten Gelbaalen handelte es sich um weibliche Tiere. Die Kondition der Aale muss mit mittleren Bruttoenergiegehalten von 6,2 MJ/kg (Litoral) bzw. 8,9 MJ/kg (Profundal) als überwiegend schlecht eingeschätzt werden. Auch das Wachstum ist im Vergleich zu anderen deutschen Gewässern deutlich langsamer. Rund zwei Drittel der untersuchten Gelbaale waren mit dem Schwimmblasennematoden A. crassus befallen. Die Befallsintensität lag bei durchschnittlich 5,5 Nematoden pro befallenen Aal. (Text gekürzt)
Zielstellung: Für die Einschätzung der Bestandsdynamik des Aalbestandes im Elbeeinzugsgebiet, die Erfolgskontrolle der im Aalmanagementplan Elbe formulierten Maßnahmen sowie zur Validierung der mittels des Aalbestandsmodells GEM II bislang nur theoretisch abgeschätzten Blankaalabwanderung ist ein direktes Monitoring der Menge abwandernder Blankaale unerlässlich. Darüber hinaus sollten durch Analysen von Hamenfängen bei Gorleben Erkenntnisse zu den Hauptwanderzeiten und die Zusammensetzung der Blankaale im Hinblick auf die Längen-Häufigkeits-Verteilung und das Geschlechterverhältnis gewonnen werden. Material und Methoden: In Anlehnung an das Lincoln-Petersen-Schätzverfahren wurde im Zeitraum August 2011 - Juli 2012 ein Markierung-Wiederfang-Versuch zur Abschätzung der abwandernden Blankaalmenge durchgeführt. Die Markierung der zufällig aus Hamenfängen ausgewählten Blankaale erfolgte mittels Elastomer-Farbstoffen (VIE) und Coded Wire Tags (CWT). Über den Rückfang der markierten Aale und die sich daraus ergebende Fängigkeit der am Standort befindlichen Aalhamen sowie unter Nutzung ganzjähriger, tagesgenau geführter Fangstatistiken wurde die Blankaalabwanderung am betreffenden Standort hochgerechnet. Ergebnisse: Im Herbst 2011 wurden insgesamt 1.012 Blankaale im Längenspektrum von 37 bis 100 cm (Abb. 1) markiert und 4 km oberhalb einer Hamenstelle ausgesetzt. Von den visuell als blank eingeordneten, markierten Aalen befanden sich nach dem Bewertungsschlüssel 'Silver Index' (DURIF et al. 2005) 60 % im beginnenden und 40 % im fortgeschrittenen Blankaalstadium. Bei rund 10 % der markierten Tiere handelte es sich offensichtlich um blanke Männchen. Im Untersuchungszeitraum wurden insgesamt 87 Tiere (= 8,6 %) wiedergefangen. Die Zahl der aktuell aus dem oberhalb gelegenen Elbegebiet abgewanderten Blankaale kann nach den vorliegenden Ergebnissen des Blankaalmonitorings auf 150.000 - 200.000 Stück geschätzt werden. Theoretische Modellierungen der Blankaalabwanderung für das Elbegebiet mit dem GEM II stimmten mit Werten von 280.000 (2010) bzw. 215.000 (2011) abwandernden Blankaalen größenordnungsmäßig gut mit diesen Ergebnissen überein. Mit Bruttoenergiegehalten von 9,6 - 17,3 MJ/kg (Mittel 13,0 MJ/kg) verfügte die große Mehrzahl der aus der Mittelelbe abwandernden Blankaale über ausreichende Energiereserven für die Laichwanderung zur Sargassosee. Der hohe Anteil von Aalen mit Schädigungen der Schwimmblase, die aus Infektionen mit A. crassus herrühren, könnte jedoch ein Problem für das Erreichen der Sargassosee darstellen.
Vorrangiges Ziel des Projektes war es, neue Erkenntnisse über Wanderverhalten und Habitatselektion des Europäischen Aals und dessen Gesundheitszustand in verschiedenen Gewässertypen zu gewinnen. Damit sollten Entscheidungsgrundlagen für geeignete Maßnahmen zum Schutz dieser mittlerweile in ihrem Bestand gefährdeten Art erarbeitet werden. Die Neben- und Spurenelementanalyse von über 300 Aal-Otolithen aus Binnen- und Küstengewässern zeigte, dass das Wanderverhalten des Europäischen Aals sehr komplex ist und dass das klassische Bild, nach dem die Fische als sogenannte Steigaale obligat ins Süßwasser aufsteigen und dort bis zur Umwandlung vom Gelbaal- zum Blankaalstadium bleiben, revidiert werden muss. Stattdessen zeigen die Tiere komplexe individuelle Migrationsmuster und wechseln zum Teil mehrfach zwischen Süß- und Salzwasserhabitaten. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Aale, die als Jungtiere in Binnengewässer einwandern und dort bis zur Laichwanderung verbleiben, eine verringerte Laicherqualität haben als Individuen, die ihre gesamte kontinentale Lebensphase in Brack- und Salzwasserhabitaten verbringen. Der lange Aufenthalt in Binnengewässern hatte im Vergleich zum Aufenthalt in Küstenhabitaten eine Verringerung der Energiereserven und eine Erhöhung des Befalls mit dem Schwimmblasennematoden Anguillicola crassus zur Folge. Die Erhebung der Parasitierung stellte einen zentralen Aspekt zur Ermittlung des Gesundheitszustandes der Aale in den untersuchten Gewässern dar. Insgesamt wurden 35 Parasitenarten nachgewiesen. Aufgrund ihrer hohen Befallsintensitäten und potenziellen Pathogenität müssen dabei vor allem der Schwimmblasenwurm Anguillicola crassus und die Kiemenparasiten der Gattung Pseudodactylogyrus als potentiell gesundheitsschädlich eingestuft werden. Umfangreiche Virenuntersuchungen deuten wiederum darauf hin, dass die derzeitige Verbreitung von Herpesvirus anguillae und EVEX zu keiner substantiellen Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes der Aale in den untersuchten Gewässern führt.
Bei der Verantwortlichkeitseinstufung für den Europäischen Aal wurde berücksichtigt, dass die Art aufgrund massiver Rückgänge in allen Teilen des Areals durch die IUCN aktuell weltweit als vom Aussterben bedroht (Critically Endangered) eingestuft wird (IUCN 2023). Die deutschen Meeresgebiete der Nord- und Ostsee liegen im Hauptareal der Art. Der Bestandsanteil des Europäischen Aals beträgt hier weniger als 10% des Weltbestandes der Art. Deutschland ist insgesamt in besonders hohem Maße für die weltweite Erhaltung der Art verantwortlich. Bedingt durch das relativ große Verbreitungsgebiet besteht eine gesamteuropäische Verantwortlichkeit zur Erhaltung der Art, was entsprechend in der Europäischen Aalverordnung (VO (EG) 1100/2007) berücksichtigt wurde. In den letzten Jahren erfolgten vermehrt Anstrengungen, auch den gesamten Mittelmeerraum verstärkt in das übergreifende Aalmanagement mit einzubinden. Beim Europäischen Aal, dessen Bestandssituation und Bestandstrends durch Besatz beeinflusst sind, wurde im Rahmen dieser Roten Liste bei der Einschätzung der RL-Kriterien der Besatz ausgeklammert (vgl. Thiel et al. 2013). Während der Anteil im Binnenbereich besetzter Aale in den deutschen Meeresgebieten einen maximalen Anteil von weniger als 10% am Gesamtbestand hat (z.B. Müller 2022) und die Effekte von im Küstenbereich durchgeführten Besatzmaßnahmen regional begrenzt sind (Buck & Kullmann 2020) sowie teilweise einen experimentellen Charakter haben (z.B. Dorow & Schaarschmidt 2014), sind die Bestände des Europäischen Aals im deutschen Binnenland in der Regel deutlich stärker besatzgeprägt, wodurch die Einstufung der RL-Kategorie des Europäischen Aals für die Binnengewässer Deutschlands mit größeren Unsicherheiten behaftet ist (z.B. Thiel et al. 2013). Nur für einen Teil seines Lebenszyklus hält sich der Europäische Aal im Bewertungsgebiet dieser Roten Liste auf, seine Fortpflanzung erfolgt in der Sargassosee und somit in großer Entfernung zu den deutschen Meeres- und Binnengewässern (Thiel et al. 2013). Die auf die deutschen Meeres- und Binnengewässer bezogene Bewertung des Europäischen Aals ist deshalb in ihrer Aussagekraft eingeschränkt, da es sich beim Europäischen Aal für sein gesamtes Verbreitungsgebiet um eine panmiktische, d.h. um eine einzige, das gesamte Verbreitungsgebiet umfassende Population handelt. Bedingt durch den komplexen fakultativ katadromen Lebenszyklus (Tsukamoto et al. 1998), der weiten Verbreitung und die Vielzahl der durch den Aal besiedelten Habitate während der kontinentalen Lebensphase, ist auch eine Gesamtmodellierung des Aalbestands bis heute noch nicht erfolgt. Fehlende Langzeitdatenreihen führen dazu, dass die Datenbasis zur Bestandsbewertung als „datenlimitiert“ eingestuft wird (Brämick et al. 2023, ICES 2024). Die Bewertung der Entwicklung des Gesamtbestands des Europäischen Aals erfolgt daher auf europaweit erfassten Daten zum jährlichen Rekrutierungsaufkommen, die zur Fortschreibung von zwei Glasaal-Indices und einem Gelbaal-Index genutzt werden (ICES 2024). Bezugnehmend auf die beiden Glasaal-Indices ist festzustellen, dass sich diese innerhalb der letzten Jahre auf einem geringen Niveau stabilisiert haben (ICES 2024). Die fehlende Gesamtmodellierung des Bestands erschwert es auch, die Effekte von Besatzmaßnahmen auf den Gesamtbestand bewerten zu können. Eine Einordnung des oft diskutierten Effekts von bestandsfördernden Besatzmaßnahmen vor dem Hintergrund europaweiter Bemühungen (EC 2007) kann daher bisher nicht abschließend vorgenommen werden. Wichtige Gefährdungsursachen des Europäischen Aals sind direkte Auswirkungen der Fischerei, Schadstoffe, Gewässerausbau, Habitatveränderung und -verlust, Wasserkraft- und Kühlwassernutzung sowie der Klimawandel (z.B. Castonguay et al. 1994, Baer et al. 2011, Freese et al. 2016). Zudem ist der mögliche Einfluss des Schwimmblasenparasiten Anguillicoloides crassus zu nennen (Unger et al. 2024). Bedingt durch den komplexen Lebenszyklus der Art sind einzelne Gefährdungsursachen zwar identifiziert, eine Quantifizierung steht aber immer noch aus. Dabei bestehen regionale Unterschiede beim Einfluss der einzelnen bekannten Faktoren. NORDSEE: Nach Einschätzung der OSPAR-Kommission (Status Assessment 2022) für die Region II (Greater North Sea) ist der Zustand des Bestandes des Europäischen Aals schlecht (Poor). Gründe werden im diadromen Wanderverhalten und im komplexen Lebenszyklus der Art gesehen, wodurch sie einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt ist (Jacoby et al. 2015). Für viele dieser Belastungen sind ihre Auswirkungen auf den Aalbestand schwer zu bewerten und weitgehend unbekannt (ICES 2020). Viele Belastungen stehen zudem oft in Wechselwirkung miteinander, was ihre Bewertung zusätzlich erschwert. Beispielsweise kann die Blockierung von Lebensräumen flussaufwärts zur Erhöhung der Dichte des Aalbestandes flussabwärts führen, was Prädation, Fischerei oder Krankheitsübertragung erleichtert. OSTSEE: Durch die HELCOM (2013) wird die Art für die gesamte Ostsee als vom Aussterben bedroht (Critically Endangered) eingestuft. Auf internationaler Ebene wurden in den letzten 10–15 Jahren erhebliche Anstrengungen zum Schutz des Europäischen Aals unternommen. Hervorzuheben ist dabei die im Jahr 2007 verabschiedete Europäische Aalverordnung, die die Mitgliedstaaten der EU zur Umsetzung von Managementmaßnahmen sowie zur Überwachung des Managementerfolgs verpflichtet. In den auf Einzugsgebietsebene umzusetzenden Managementplänen sind teilweise Meeresgebiete in Nord- und Ostsee als Aufwuchsareale für den Europäischen Aal aufgenommen worden. Ausgehend von den Empfehlungen des ICES (ICES Advice 2021, ICES Advice 2022) wurde in den letzten Jahren die Fischerei in den deutschen Küstengewässern weiter beschränkt (Schonzeiten), um die Abwanderung der laichreifen Aale, sogenannte Blankaale, besser zu schützen. Das derzeitige Rekrutierungsaufkommen unterstreicht den kritischen Zustand des Aals und die Notwendigkeit umfassender Maßnahmen, die alle bekannten Einflussgrößen betreffen. Aufgrund des durch die datenlimitierte Ausgangssituation anzuwendenden Vorsorgeansatzes empfiehlt der ICES (2024) in Übereinstimmung mit den Vorjahren eine Schließung der Aalfischerei aller Lebensstadien sowie parallel hierzu unter Verweis auf einen ökosystemaren Managementansatz, dass alle anderen anthropogen bedingten Faktoren komplett eliminiert und umfangreiche habitatverbessernde Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) legte in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gemäß Bekanntmachung vom 17.04.2024 (BLE 2024) zum Schutz des Europäischen Aals auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen des ICES und des Thünen-Instituts eine Schonzeit für die Wintersaison 2024/2025 fest. So galt für die deutschen Nordseegewässer und angrenzenden Brackgewässer für den Zeitraum 01.09.2024 bis 28.02.2025 ein Aalfangverbot. Für die deutsche Ostsee galt eine EU-weit einheitliche Schonzeit für den Zeitraum 15.09.2024 bis 15.03.2025 gemäß Europäische Union (2024). Die Freizeitfischerei auf den Europäischen Aal ist nach EU-Recht in allen Meeresgewässern und angrenzenden Brackgewässern weiterhin ganzjährig verboten. Eine verstärkte Berücksichtigung nicht-fischereilicher Maßnahmen stellte der Fitness-Check der Europäischen Aalverordnung heraus (EC 2020). Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass die mit der Europäischen Aalverordnung veranlasste regionale Bewirtschaftung auf Basis von Aaleinzugsgebieten weiterzuführen ist, was auch mit der Entschließung des Europäischen Parlaments in 2023 herausgestellt wurde (Europäisches Parlament 2023).
Origin | Count |
---|---|
Bund | 8 |
Land | 1 |
Wissenschaft | 1 |
Type | Count |
---|---|
Förderprogramm | 7 |
Taxon | 1 |
Text | 1 |
License | Count |
---|---|
geschlossen | 2 |
offen | 7 |
Language | Count |
---|---|
Deutsch | 9 |
Englisch | 1 |
Resource type | Count |
---|---|
Dokument | 1 |
Keine | 8 |
Topic | Count |
---|---|
Boden | 3 |
Lebewesen und Lebensräume | 9 |
Luft | 3 |
Mensch und Umwelt | 9 |
Wasser | 8 |
Weitere | 9 |