Es wird versucht, die Grundlagen fuer ein Modell zu erarbeiten, das die populationsdynamischen Vorgaenge innerhalb des Systems Beutetier (Spinnmilbe Tetranychus urtieae) - Raeuber (Raubmilbe Ph. persimilis) beschreibt.
Bäumen im innerstädtischen Bereich, insbeondere Straßenbäumen, steht in der Regel nur ein eingeschränkter Lebensraum zur Verfügung. Vor allem der verdichtete und versiegelte Wurzelbereich wirkt sich nachhaltig auf die Vitalität der Bäume aus. Oft kommen mechanische Verletzungen hinzu, die den Eintritt für holzzerstörende Pilze begünstigen. Schäden an Bäumen werden auch durch Streusalz, Erdgas und Hundeurin verursacht. Geschwächte und bereits geschädigte Bäume sind besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Aus der Vielzahl der Schaderreger an Berliner Bäumen einige Beispiele: Fast alljährlich werden vor allem Sommer-Linden von Spinnmilben befallen. Heiße und trockene Jahre begünstigen ihre Vermehrung. Befallene Bäume zeigen bereits im Juni ein Vergilben der Blätter im unteren Kronenbereich. Bei starkem Befall kann sich das bis in die Krone hinauf fortsetzen. Es kommt dabei zum fortschreitenden Verbräunen und Vertrocknen der Blätter, was zu frühem Laubfall führt. Blattläuse sind besonders an jungen Blättern und Trieben zu finden. In trockenen und heißen Jahren werden verstärkt Linden von Blattläusen befallen. Die klebrigen Ausscheidungen der Blattläuse, der sog. Honigtau, sind wiederum Nahrungsgrundlage für Rußtaupilze, erkennbar an den geschwärzten Blättern. Verklebte und verschmutzte Flächen unter den Linden, oft auch auf Autos, sind eine weniger beliebte Folgeerscheinung. Die Blattbräune oder Blattnervenkrankheit bei Platanen ist auf einen Pilz ( Apiognomonia veneta ) zurückzuführen, der braune Blattflecken entlang der Blattadern verursacht. Bei Befall kommt es bereits im Frühjahr zum Welken und Vertrocknen der jungen Austriebe, Starkäste werden nicht befallen. Die Kastanien-Miniermotte ( Cameraria ohridella ), ein Insekt, das erst 1985 in Mazedonien entdeckt wurde, ist in Berlin erstmalig 1998 festgestellt worden. Befallen werden vorwiegend weißblühende Rosskastanien. Die Larven der Kastanien-Miniermotte zerstören durch ihre Fraßtätigkeit das Innere der Blätter, was äußerlich an einer hellbraunen Fleckung erkennbar ist. Bei starkem Befall kommt es zum vorzeitigen Blattfall. Jahrelanger Befall führt zur Schwächung des Baumes. Die Wollige Napfschildlaus ( Pulvinaria regalis ), gehört zu den saugenden Schadorganismen, in Berlin wurde sie erstmals im Jahr 2000 festgestellt. Die Larven des Schädlings setzen sich auf Blättern und Zweigen fest und saugen hier den Pflanzensaft. Die Wollige Napfschildlaus bevorzugt insbesondere Linden und Rosskastanien und ist hier durch watteartige, weiße Gebilde am Stamm, die sich bei starkem Befall auch an den Ästen bilden, zu erkennen. Der zu den Schlauchpilzen zählende Schwächeparasit an Platane ( Splanchnonema platani ) verursacht ein rasches Absterben von Ästen. Diese als Massaria bezeichnete Krankheit wurde in Deutschland erstmals 2003 nach einem heißen und besonders trockenen Sommer nachgewiesen. Auch größere Äste mit geringer Vitalität können befallen werden und rasch ganz oder teilweise abgetötet werden. Breite, leicht violett bis hellrötlich verfärbte Rindenbereiche der Astoberseite sind ein Zeichen des Befalls. Später färben dunkle Pilzsporen diese Partien fleckig-schwarz. Es folgt eine rasch voranschreitende Holzfäule im Gewebe der Astoberseite. Da die Astunterseite noch nicht befallen ist, bleibt der Ast weiterhin belaubt. Voll belaubte und dis dahin unauffällige, stärkere Äste können innerhalb einiger Wochen absterben und zu einer Gefahr werden. Die Weiße Mistel (Weißbeerige Mistel, Viscum album ) wächst als immergrüner Halbschmarotzer auf den Ästen bestimmter Wirtsbäume und kann im Laufe der Jahre Büsche von bis zu einem Meter Durchmesser bilden. Die Samen der Mistel werden durch Vögel verbreitet, für die sie einen wichtigen Teil der Winternahrung darstellen. Das Berliner Pflanzenschutzamt hat bei Untersuchungen im Raum Steglitz-Zehlendorf seit 1987 eine Zunahme des Auftretens der Laubholz-Mistel verzeichnet. Die vielfältigen Beeinträchtigungen am Straßenstandort schwächen die Bäume und machen sie anfällig für die Besiedlung mit Misteln. Misteln – Möglichkeiten zur Vitalisierung von Wirtsbäumen Weitere Informationen Pflanzenschutzamt Berlin: Überwachung von Schadorganismen im Berliner Stadtgebiet
Stadtklimatoleranten Baumarten werden auch künftig Lebensraum für viele Organismen sein und sind somit für die Biodiversität städtischer Ökosysteme von Bedeutung. Phytophage (pflanzenfressende) Organismen nutzen Bäume als Nahrungsquelle und natürliche Regulierungsmechanismen verhindern, dass an diesen Funktionalität und Vitalität verloren geht. Diese Wirkmechanismen sind für etablierte Baumarten bekannt. Für die stadtklimatoleranten Baumarten gibt es für urbane Standorte kaum Informationen. Deshalb wurde über zwei Jahre (2014/2015) mehrfach an ausgewählten Standorten an Ginkgo biloba, Gleditsia triacanthos, Liquidambar styraciflua, Quercus cerris, Quercus palustris, Sophora japonica, Ulmus Resista mit der Bestimmung phytophager Organismen und deren Gegenspielern begonnen. Im Ergebnis waren phytophage Arthropoden im Vergleich zu räuberisch Lebenden an allen Baumarten in der Überzahl. Saug- und Fraßschäden wurden selten festgestellt. Das Spektrum der Organismen war ähnlich, allerdings gab es wesentliche Unterschiede zwischen den Baumarten im Mengenverhältnis zwischen Phytophagen und Gegenspieler (Diagramme 1 – 3). So zeigte sich auf Ginkgo zu allen Terminen stets der geringsten Besiedelungsgrad. Gall- und Spinnmilben zeigten sich am häufigsten auf allen anderen Baumarten. Gallmilben besiedelten vorwiegend Ulmus und Sophora , wobei hierbei Ulmus deutlich hervorsticht. Spinnmilben-Arten waren auf allen Baumarten in unterschiedlicher Menge nachzuweisen. An Sophora konnten zudem an den Winterholzproben häufig Deckelschildläuse festgestellt werden. In beiden Jahren waren im Spätsommer, mit Ausnahme der Baumart Ulmus Resista , mengenmäßig nur etwa 10% der Populationsdichte im Vergleich zum Sommerbeginn auf den Blättern vorhanden. Das Spektrum der Arthropoden unterschied sich kaum zwischen den Boniturterminen und Jahreszeiten. Außer unterschiedlichen Raubmilbenarten waren immer wenig Räuber (Marienkäfer, Florfliegen, Raubwanzen etc.) auf den Blättern anzutreffen. Da es sich hierbei um Einzelfunde handelte, wurden diese in den Diagrammen nicht berücksichtigt. Dies zeigt sich auch an den Astproben an denen überwinternde Räuber nur als Raubmilben in beiden Jahren nachgewiesen werden konnten. Die vorliegenden Ergebnisse stellen – unter Berücksichtigung der Untersuchungsmethode (Blatt- und Astprobenuntersuchung) – zunächst einen Überblick über das vorgefundene Spektrum an Phytophagen und deren Gegenspieler an den ausgewählten Baumarten dar. Betrachtet man insgesamt die Ergebnisse im Zusammenhang mit dem geringen Anteil dieser Baumarten am Gesamtbaumbestand Berlins (1,3 Prozent), kann gefolgert werden, dass die territorial vorhandenen Raubmilbenarten als natürliche Gegenspieler die stadtklimatoleranten Baumarten problemlos besiedeln, obwohl es sich bei den Spinnmilbenarten an Ulmus und Gleditsia um spezifische Arten handelt. Wird das Spektrum polyphager Räuber wie Raubwanzen, Marienkäfer, Spinnen an etablierten Baumarten Linde und Eiche (BALDER et al. 2004) mit den vorliegenden Ergebnissen verglichen, muss festgestellt werden, dass sehr wenige polyphage Räuberarten an den stadtklimatoleranten Baumarten erfasst werden konnten. Dies dürfte jedoch in der Methodik zu begründen sein. Wichtig für die Betrachtung der künftigen Auswahl der Baumarten für urbane Flächen ist die Fähigkeit, die territorial vorhandenen natürlichen Regulierungssysteme zu nutzen, um Phytophage im Bestand zu regulieren und somit Schäden an den Baumarten zu verhindern. Da sich bei Ginkgo scheinbar keine tierischen Organismen in der Krone während der Vegetationszeit etablieren können, ist diese Baumart unter Gesichtspunkten der Biodiversität kritisch zu sehen. Andererseits könnte Ginkgo für Extremstandorte z.B. in Innenstadtanlagen, für dekorative Zwecke vorteilhaft einsetzbar sein.
Saugende Schaderreger wie Zikaden, Thripse, Spinnmilben und Blattläuse zählen an Kräutern zu den wichtigsten Schädlingen. Durch die Saugtätigkeit können punktförmige Chlorosen, Verformungen und damit Wuchsbeeinträchtigungen auftreten. In den Jahren 2006 bis 2008 wurden am Standort des Pflanzenschutzamtes Berlin Versuche zur Eignung von Pflanzenstärkungsmitteln bei der Reduzierung von Schadsymptomen durch saugende Schaderreger durchgeführt. Dafür wurde eine randomisierte Blockanlage in vier Wiederholungen mit den Kulturen Oregano, Thymian und Zitronenmelisse auf einer Parzellengröße von je 2 m² angelegt. Die Anzahl der Schadorganismen wurde mittels Auswaschen von Probematerial, durch Farbfallen und durch visuelle Bonitur der Schadsymptome mehrmals in der Saison ermittelt. Es werden einzelne Ergebnisse aus dem umfangreichen Untersuchungsprogramm vorgestellt (siehe Abbildungen). Im Jahr 2006 konnte nach einer einmaligen Applikation die Schädlingspopulation von Thrips und Zikaden nicht reduziert werden, nur die Spinnmilbenpopulation wurde durch BioRepell kurzfristig gesenkt, erreichte aber nach 21 Tagen wieder das Niveau der Kontrolle. Im Jahr 2008 konnte in der 21. Kalenderwoche, nach der dritten Applikation, in den Varianten Quassia-Extrakt-MD und NeemAzal-T/S im Vergleich zur Kontrolle bei Zikaden und bei Thripsen ein Populationsrückgang festgestellt werden, die Blattläuse wurden nicht dezimiert. Die Wirkungsgrade nach Abbott betragen bei Zikaden für Quassia-Extrakt-MD 49 %, für NeemAzal-T/S 76 %. Nach der abschließenden visuellen Bonitur (24. Kalenderwoche) zeigte nur NeemAzal-T/S anhaltende Effekte an Zitronenmelisse und an Oregano. Die in Vorversuchen erzielten positiven Ergebnisse zur Reduzierung von Schadsymptomen durch tierische Schadorganismen nach Anwendung von Steinmehl und Knoblauchextrakten an Einzelpflanzen konnten in diesem langjährigen und umfangreichen Versuch nicht nachgewiesen werden.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 677–682 53 Bearbeitet von Werner Witsack (3. Fassung, Stand: August 2018) Marienkäfer (Coleoptera: Coccinellidae) cikov, W. Gruschwitz, M. Jung, B. Klausnitzer, W. Malchau, V. Nickels, K. Schneider und S. Schornack) wurden Fundor- tangaben bzw. Fundortdateien dankenswerter Weise zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Auch Daten aus neuerer Literatur (z.B. Bäse 2008, Gruschwitz 1999, Jung 2007, Klausnitzer 1985, 1986, 2002, Nickels 2016, Witsack 1970/71, 1977, 2009, 2013, 2015) sowie aus Bestimmungssendungen wurden in die Auswertungen einbezogen. Die weitaus größte Anzahl der Arten lässt sich durch die klassische ältere Literatur bestimmen. Aus älterer Zeit existierende Determinationsprobleme in- nerhalb der Gattungen Scymnus und Hyperaspis wur- den durch Canepari et. al. (1985), Fürsch (1967), Horion (1961) bzw. Klausnitzer (1985) geklärt. In Sachsen-Anhalt sind insgesamt 71 Marienkä- ferarten nachgewiesen (Witsack 2016). Dies entspricht etwa 87,7 % der insgesamt 80 in Deutschland vor- kommenden Arten (Köhler & Klausnitzer 1998, zuzüg- lich Harmonia axyridis, Klausnitzer 2011). Vier neu oder wieder nachgewiesenen Arten sind ebenfalls selten und gefährdet. Eine Art (Calvia quindecimgut- tata) galt als verschollen, wurde aber durch Bäse 2015 wieder nachgewiesen, so dass sich die Anzahl der ver- schollenen Arten reduzierte. In die Liste der Marienkäfer Sachsen-Anhalts wurden Brumus oblongus (Weidenbach, 1859) (Schneider 1989) und der Australische Marienkäfer (Cryptolae- mus montrouzieri Mulsant, 1853) aus den bei Witsack (2016) dargestellten Gründen nicht aufgenommen. Einführung Die meisten Marienkäferarten ernähren sich entomo- phag (Blattläuse, Schildläuse u.a.) oder acariphag (Spinnmilben), andere sind phytophag, palinophag oder fungiphag (Pflanzen-, Pollen- oder Pilzfresser). Eine größere Anzahl der Arten ist in ökologischer Hin- sicht euryök und kommt mäßig häufig oder häufig vor. Sie sind in ihren Beständen nicht gefährdet. Die übrigen – meist nicht euryöken – Arten sind selten (vgl. Witsack 2016). Über diesen Anteil der Marien- käferarten sind die faunistischen Kenntnisse derzeit teilweise immer noch nicht befriedigend. Datengrundlagen Die Kenntnisse über die Marienkäfer sind in jenen Ge- bieten relativ gut, wo intensiv sammelnde Coleopte- rologen tätig sind, z.B. im Nordharzvorland (M. Jung), im Stassfurter Gebiet (W. Gruschwitz), im Witten- berger Raum (W. Bäse) oder um Halle (W. Witsack, V. Nickels). Gezielte faunistische Untersuchungen in den bisher von Coleopterologen weniger besammelten Gebieten (z.B. Nordteil Sachsen-Anhalts und im süd- östlichen Harzvorland) erfolgten im Rahmen der von der EVSA (Entomologische Vereinigung Sachsen-An- halt) initiierten Projekte (vgl. Bäse et al. 2005, Witsack 2009, 2013, 2015). Die „klassischen“ faunistischen Arbeiten von Rapp (1934), Borchert (1951) und Horion (1961) mit der Zu- sammenfassung der wesentlichen Ergebnisse sind eine gute Basis für die vorliegende Rote Liste bis in die 1950er Jahre. Für die Einschätzung der Bestände in der neueren Zeit (nach 1950) wurden die Funde aus der über vierzigjährigen eigenen Sammeltätigkeit verwendet. Aus Sammlungen bzw. durch Meldungen Dritter (z.B. von W. Bäse, W. Ciupa, L. Dieckmann, I. Greben- Bemerkungen zu ausgewählten Arten Calvia quindecimguttata (Fabricius, 1777) Rapp (1934) und Borchert (1951) gaben die Art für Halle an. Da sie nach 1950 nicht mehr nachgewiesen wurde, musste sie in der Roten Liste von 2004 als ver- schollen bzw. ausgestorben eingeordnet werden. In- zwischen ist die Art durch W. Bäse im Juli 2015 wieder nachgewiesen werden (Bäse 2016). Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Marienkäfer Sachsen-Anhalts. Gefährdungskategorie Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - R - - 1 10 14,1 2 9 12,7 3 5 7,0 Rote ListeGesamt 24 33,871 Tab. 2: Übersicht zu den sonstigen Kategorien. Kategorien Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) G - - D 2 2,8 V 6 8,4 Sonstige GesamtGesamt 8 11,371 677 Marienkäfer 2 1 3 4 Abb. 1: Der an Zaunrübe (Bryonia spp.) lebende Henosepilachna argus hinterlässt – wie im unteren Teil des Fotos sichtbar – an seiner Futter- pflanze typische Fraßbilder, die seine Anwesenheit leicht erkennen lassen. Durch den Verlust zahlreicher früherer Standorte der Wirts- pflanzen ist er inzwischen vom Aussterben bedroht (Foto: Th. Witsack). Abb. 2: Ausgewachsene Larve des Großen Siebenpunktes (Coccinella septempunctata). Die Art zählt zu den Blattlaus-fressenden (aphidophagen) Vertretern der Familie. In Agrarökosystemen spielte er in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle als Gegenspieler schädlicher Blattläuse. Heute ist er seltener geworden, aber nicht gefährdet (Foto: S. Schönebaum). Abb. 3: Von Calvia quatuordecimguttata war der letzte Nachweis in Sachsen-Anhalt vor 1950 bekannt. Deshalb galt die Art als ausgestorben bzw. verschollen. Erst 2015 gelang der Nachweis dieser Art erneut in unserem Bundesland (Foto: P. Bornand). Abb. 4: Diese Überwinterungsgemeinschaft mit zahlreichen Farbmorphen des aus China stammenden Harmonia axyridis fand sich unter der Rinde einer Fichte im Unterharz bei Harzgerode. Die invasive Spezies ist mittlerweile wohl überall in Sachsen-Anhalt zu finden und ist ein Nahrungs- konkurrent anderer aphidophager Marienkäferarten (Foto: A. Stark). 678 Marienkäfer Clitostethus arcuatus (Rossi, 1794) Im Verzeichnis der Käfer Deutschlands (Köhler & Klausnitzer 1998) fehlt die Art für Sachsen-Anhalt, obwohl ein alter Fund aus Eisleben (alter Friedhof, vgl. Rapp 1934 und Borchert 1951) existiert. Für mehrere Jahrzehnte danach liegen keine Nachweise vor, so dass diese acariphage Art schon als verschollen galt (Witsack et al. 1995). Mehrere Funde in der letzten Zeit (u. a. sogar in Maisfeldern, Witsack unpubl.) weisen auf eine Zunahme der Art in den letzten Jahren hin. Henosepilachna argus (Fourcroy, 1762) Während in den 1970er und 1980er Jahren von der an der Zaunrübe (Bryonia spec.) phytophag lebenden Art noch relativ zahlreiche Vorkommen bekannt waren (vgl. Witsack 1977, Jung 1977, Bäse 2008), reduzierten sich diese zugleich mit den ihrer Wirtspflanze bis zur Gegenwart. Aktuelle Nachweise erfolgten nur von Halle und Wittenberg. Hyperaspis inexpectatus Günther, 1959 Es existiert ein neuerer Nachweis (01.05.1988, Staß- furt, leg. Gruschwitz). Nephus bipunctatus (Kugelann, 1794), Novius cruenta- tus (Mulsant, 1846), Scymnus limbatus Stephens, 1831 und S. mimulus Capra & Fürsch, 1967 Offenbar durch verstärkte und gezieltere Sammelin- tensität konnten neue Nachweise erbracht werden. N. bisignatus konnte M. Jung in Bodenfallenfän- gen des LAU im Gebiet der Binnendünen bei Gerwisch erstmals für Sachsen-Anhalt nachweisen. Horion (1961) nennt von dieser Art nur zwei deutsche Fund- orte (Inseln Spiekeroog und Borkum) im norddeut- schen Küstenbereich. Nach Köhler & Klausnitzer (1998) ist die Art inzwischen in Baden, in der Pfalz, im Weser- Ems- und Niederelbe-Gebiet, in Schleswig-Holstein und in Brandenburg nachgewiesen. Scymnus apetzi Mulsant, 1846 Die historischen Nennungen für den Mitteldeutschen Raum wurden von Horion (1961) angezweifelt, da keine Belege bekannt waren oder neuere Nachweise bzw. die notwendigen genitalmorphologischen Determi- nationen an „verdächtigen“ Tieren fehlten. In Boden- fallenfängen des LAU in der Umgebung des Süßen Sees westlich von Halle konnte M. Jung aber ein Ex. nach- weisen, welches genitalmorphologisch geprüft wurde. Oenopia lyncea (Olivier, 1808) Von dieser auch früher schon sehr seltenen Art (Witsack 1970/71) wurde der letzte Nachweis im Jahr 1988 durch M. Jung erbracht. Trotz intensiverer Suche an den von früher bekannten Standorten gelangen keine neuen Nachweise in den letzten 30 Jahren. Gefährdungsursachen Obwohl es schwierig erscheint, für einzelne Arten die Gefährdungsursachen zu nennen, können folgende Hauptursachen für die Gefährdung der Arten ange- nommen werden: − Vernichtung von Trockenstandorten (Halb- und Trockenrasen, Binnendünen, Brach- und Ödländer) oder Nutzungsänderung (Auflassung der Bewei- dung, Verbuschung, Vermüllung etc.), − Intensivierung der Forstwirtschaft in den Wäldern (Monokulturen, Abbau der Waldsäume, Forst- schutzmaßnahmen etc.), − Umnutzung von Heiden, Bergwiesen, Restgehölzen usw. (Aufforstung, Intensivnutzung, Beseitigung), − Beeinträchtigung von Feuchtgebieten, Mooren und Gewässerufern (Melioration, fehlende Beweidung, Vermüllung, Eutrophierung etc.), − Chemisierung in der Land- und Forstwirtschaft (mit Abdriftungseffekten). Seit 2007 wurde die aus Südostasien stammende Harmonia axyridis in Sachsen-Anhalt nachgewiesen und ist inzwischen als neozoische Art wohl im gesam- ten Sachsen-Anhalt mit meist hohen Populations- dichten verbreitet. Ob durch diese neobiotische Art Gefährdungen für andere heimische Coccinelliden-Ar- ten durch Konkurrenzeffekte ausgehen, kann zurzeit nur spekulativ beantwortet werden. Tab. 3: Änderungen in der Anzahl der Einstufungen in die Gefährdungskategorien im Vergleich der Roten Listen der Marienkäfer Sachsen- Anhalts aus den Jahren 2004 und 2020. Gefährdungskategorie 0 – Ausgestorben oder verschollen R – Extrem seltene Arten mit geographischer Restriktion 1 – Vom Aussterben bedroht 2 – Stark gefährdet 3 – Gefährdet Gesamt Rote Liste 2004 (AZ = 68) (absolut) (%) 1 1,5 Rote Liste 2020 (AZ = 71) (absolut) (%) - - ---- 5 7 8 217,4 10,3 11,8 30,910 9 5 2414,1 12,7 7,0 33,8 679
Die biologische Bekaempfung der Weisse-Fliege-Art Bemisia tabaci sowie von Blatt-, Woll-, Schmier- und Schildlaeusen im Unterglasanbau von Gemuese und besonders von Zierpflanzen sollte verbessert werden. Aufgabe des Projektes war es, praktikable Vermehrungs- und Ausbringungsformen von natuerlichen Gegenspielern zu entwickeln. Es sollten aber nicht zu spezifisch wirkende Nuetzlingsarten, sondern eher Tiere mit einem breiteren Wirts- oder Beutespektrum bearbeitet werden. Im Verlauf des Projektes konnten die Zuchtbedingungen der Florfliege Chrysoperla carnea und zusaetzlich der Raubmilbe Hypoaspis miles, die gegen Trauermueckenlarven, Collembolen und Thrips mit bodenlebenden Stadien eingesetzt werden kann, verbessert werden. Zusaetzlich zur Aufgabenstellung des Projektes konnte die Zucht der Raubmilbe Phytoseiulus persimilis durch die Lagerung von diapausierenden Spinnmilben verbessert werden. Mit den diapausierenden Spinnmilben wurden im Fruehjahr und Sommer regelmaessig neue Zuchtstaemme aufgebaut. Dadurch standen stets gesunde Spinnmilben fuer die Raubmilbenvermehrung zur Verfuegung, die dadurch sicherer wurde. Die Versuche einer Zucht der Schlupfwespe Eretmocerus californicus, die zur Bekaempfung der Weissen Fliege eingesetzt werden kann, wurden aus verschiedenen Gruenden (zu geringe Parasitierungsraten, unzureichende Zuchtmoeglichkeiten, hoher Maennchenanteil in der Zucht, schlechte Erfahrungen bei der Erprobung in kommerziellen Gewaechshaeusern) wieder eingestellt. Besondere Erfolge konnten bei der Entwicklung von umweltfreundlicheren Verpackungen fuer verschiedene Nuetzlingsarten erzielt werden. So konnten die Verpackung von Schlupfwespen (Aphidius sp. und Aphelinus sp.) und das Material der Encarsia-Sticker von Kunststoff auf Pappe umgestellt werden. Die Suche nach geeignetem Material war langwierig, da kaum eine auf dem Markt angebotene Pappsorte die hohe Luftfeuchtigkeit im Gewaechshaus und im Fall des Encarsia-Stickers die Bodenfeuchtigkeit im Topf uebersteht. Fuer den Versand und die Ausbringung von Chrysoperla carnea-Larven wurde ein Wabensystem entwickelt, dass alle Nachteile der Ausbringung von Eiern und Larven in losem Material wie Vermiculite oder Pflanzenspelzen ausschliesst.
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