Das Projekt "Wirksames Umweltmanagement durch verbesserte Partizipation" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Kassel, Institut für Betriebswirtschaftslehre, Fachgebiet Nachhaltige Unternehmensführung durchgeführt. Es ist eine in Theorie und Praxis weit verbreitete Überzeugung, dass das betriebliche Umweltmanagement - insb. wenn man es als Element einer daran anschließenden nachhaltigen Unternehmensführung versteht, also die ökonomische (= unternehmenspolitische) und die soziale Dimension ebenfalls berücksichtigen will - seine volle Reichweite nur dann entfalten kann, wenn es in alle betrieblichen Funktionen und Hierarchieebenen hinein diffundiert und von den dort tätigen Mitarbeiterinnen aktiv gestützt wird, kurz, wenn es partizipativ angelegt und ausgeführt wird. Einschlägige empirische Untersuchungen der Umweltmanagementpraxis stoßen jedoch immer wieder auf eine Umsetzungspraxis, die dem entgegensteht. Das betriebliche Umweltmanagement ist in der Praxis weithin expertokratisch geprägt: Wenige, in der Regel vor allem umwelttechnisch qualifizierte Fachleute verwalten die Zuständigkeiten, die zwar in Form von fallweisen mündlichen Unterweisungen und/ oder Verfahrens- und Arbeitsanweisungen weitergegeben werden, aber zumeist nicht wirklich eine Beteiligung der Mitarbeiterinnen beinhalten. Der Umgang mit diesen Instrumenten entspricht damit nach wie vor überwiegend dem historisch gewachsenen Umgang mit Umweltschutz im Unternehmen, das stark vom umfassenden Ordnungsrecht geprägt ist. Betrieblicher Umweltschutz wird kostenminimal mit dem Fokus auf Kontrolle und Dokumentation 'abgearbeitet'. Ein von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 'gelebtes' Umweltmanagementsystem ist nur zu erreichen, wenn es der gewachsenen sozialen Kultur des jeweiligen Unternehmens gerecht wird. Die Beziehungen zwischen organisatorischen Strukturen und persönlichem Verhalten auf formaler und informaler Ebene sind untereinander sowie mit der sozialen Umwelt des Unternehmens hochgradig vernetzt. Identität bzw. Kultur des Unternehmens entstehen und verändern sich mit dem Handeln aller Unternehmensangehörigen. Auf dieser Basis muss das Umweltmanagementsystem aufbauen, es muss zur vorhandenen Kultur 'passen'. Durch eine partizipative Gestaltung können dabei die vorhandene Komplexität im Unternehmen besser verarbeitet und ein an die Kultur besser angepasstes System entwickelt werden, als dies top-down möglich ist. Das gesamte im Unternehmen verteilte Wissen kann aktiviert werden. Um die möglichen positiven unternehmenspolitischen und umweltbezogenen Wirkungen eines partizipativ angelegten Umweltmanagementsystems ausschöpfen zu können, gilt es also, den umweltpolitisch angestrebten Abschied vom Ordnungsrecht faktisch zu vollziehen, Widerstände gegen die partizipative Anlage des Umweltmanagements auszuräumen und den involvierten Akteuren gangbare Wege zur Einrichtung eines unternehmenskulturell angepassten Umweltmanagements zu weisen. Nur so wird man im Umweltmanagement auch die Grundlage für ein Nachhaltigkeitsmanagement legen können. Hierzu soll das geplante Projekt einen Beitrag leisten.
Das Projekt "Unternehmenskultur" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von European Business School, Institut für Ökologie und Unternehmensführung durchgeführt. Das stark angestiegene Interesse an der Unternehmenskulturforschung ist sowohl auf unternehmenspraktische Erkenntnisse als auch theoretische Erklaerungsdefizite in der Oekonomie zurueckzufuehren. In der neueren oekonomischen Literatur findet nun eine Erweiterung des Erkenntnisprogrammes statt, indem versucht wird, vormals als Daten betrachtete Groessen in den Erklaerungszusammenhang zu integrieren. Systematische Anknuepfungspunkte fuer eine Unternehmenskulturforschung koennten hier die mikrooekonomische Theorie der Institutionen (iS eine Ueberwindung des black-box-Ansatzes der Firma) sowie die neueren Ansaetze der Organisationstheorie im Gefolge einer kritischen Auseinandersetzung mit dem kontingenztheoretischen Forschungsprogramm bieten. Bei aller Unterschiedlichkeit in der Vielzahl unternehmens- und organisationskultureller Literatur lassen sich bislang doch zwei grundsaetzliche Richtungen identifizieren: Zum einen wird der Gegenstand 'Unternehmenskultur' funktionalistisch im Sinne einer zusaetzlichen Gestaltsvariable interpretiert, zum anderen wird er als 'root metaphor' benutzt, womit sich Kultur als ein neuer erkenntnisleitender Grundbegriff organisationstheoretischer Weiterentwicklungen erweisen koennte. Die inhaltliche und methodische Kontroversitaet der vorliegenden Ansaetze und die Duerftigkeit der bisherigen empirischen Befunde stellen die konzeptionelle Angemessenheit der bisherigen Zugaenge zum Gegenstand infrage bzw verweisen zumindest darauf, dass ein Koenigsweg und unternehmenskultureller Forschung absehbar nicht zu erwarten ist.