Im Bericht werden zunächst grundlegende Aspekte zum Thema "Feinstaub (PM10)" angesprochen (u. a. Quellen, Größenverteilung des atmosphärischen Aerosols, chemische Zusammensetzung und Morphologie). Ferner wird auf die rechtlichen Regelungen zur Begrenzung der PM10-Immission sowie auf die relevanten Messverfahren zur Bestimmung der PM10-Konzentration eingegangen. Der Bericht gibt zudem einen Überblick über die zeitliche Entwicklung der PM10-Immission in M-V seit Beginn der PM10-Messungen im Jahr 1998. Darüber hinaus werden insbesondere die Ursachen erhöhter PM10-Immissionen des Jahres 2003 unter besonderer Berücksichtigung des Ferntransportes untersucht.
Emissionen der Landnutzung, -änderung und Forstwirtschaft Wälder, Böden und ihre Vegetation speichern Kohlenstoff. Bei intensiver Nutzung wird Kohlendioxid freigesetzt. Maßnahmen, die die Freisetzung verhindern sollen, richten sich vor allem auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, den Erhalt von Dauergrünland, bodenschonende Bearbeitungsmethoden im Ackerbau, eine Reduzierung der Entwässerung und Wiedervernässung von Moorböden. Bedeutung von Landnutzung und Forstwirtschaft Der Kohlenstoffzyklus stellt im komplexen Klimasystem unserer Erde ein regulierendes Element dar. Durch die Vegetation wird Kohlendioxid (CO 2 ) aus der Luft mittels Photosynthese gebunden und durch natürlichen mikrobiellen Abbau freigesetzt. Zu den größten globalen Kohlenstoffspeichern gehören Meere, Böden und Waldökosysteme. Wälder bedecken weltweit ca. 31 % der Landoberfläche (siehe FAO Report 2020 ). Bedingt durch einen höheren Biomassezuwachs wirken insbesondere boreale Wälder in der nördlichen Hemisphäre als Kohlendioxid-Senken. Nach § 1.8 des Klimarahmenabkommens der Vereinten Nationen werden Senken als Prozesse, Aktivitäten oder Mechanismen definiert, die Treibhausgase (THG), Aerosole oder Vorläufersubstanzen von Treibhausgasen aus der Atmosphäre entfernen. Im Boden wird Kohlenstoff langfristig durch sog. Humifizierungsprozesse eingebaut. Global ist etwa fünfmal mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert als in der Vegetation (siehe IPCC Special Report on Land Use, Land Use Change and Forestry ). Boden kann daher als wichtigster Kohlenstoffspeicher betrachtet werden. Natürliche Mineralisierungsprozesse führen im Boden zum Abbau der organischen Bodensubstanz und zur Freisetzung von den Treibhausgasen CO 2 , Methan und Lachgas. Der Aufbau und Abbau organischer Substanz steht in einem dynamischen Gleichgewicht. Die voran genannten Prozesse werden unter der Kategorie/Sektor „Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“ (kurz LULUCF ) bilanziert. Modellierung von Treibhausgas-Emissionen aus Landnutzungsänderung Jährliche Veränderungen des nationalen Kohlenstoffhaushalts, die durch Änderungen der Landnutzung entstehen, werden über ein Gleichgewichtsmodell berechnet, welches für Deutschland auf einem Stichprobensystem mit rund 36 Millionen Stichprobenpunkten basiert. Für die Kartenerstellung der Landnutzung und -bedeckung werden zunehmend satellitengestützte Daten eingesetzt, um so die realen Gegebenheiten genauer abbilden zu können. Die nationalen Flächen werden in die Kategorien Wald, Acker- sowie Grünland, Feuchtgebiete, Siedlungen und Flächen anderer Nutzung unterteilt (siehe auch Struktur der Flächennutzung ). Die Bilanzierung (Netto) erfolgt über die Summe der jeweiligen Zu- bzw. Abnahmen der Kohlenstoffpools (ober- und unterirdische Biomasse, Totholz, Streu, organische und mineralische Böden und Holzprodukte) in den verschiedenen Landnutzungskategorien. Allgemeine Emissionsentwicklung Die aktuelle Emissionsentwicklung ist für den Sektor LULUCF zunehmend dramatisch. In den letzten Jahren ist der Sektor von einer abnehmenden Netto-Kohlenstoffspeicherung im Wald sowie von hohen THG-Emissionen der organischen Böden des Acker- und Grünlands geprägt (Netto THG-Emissionen in 1990: rund +40 Mio. t CO 2 Äquivalente und in 2022: + 4 Mio. t CO 2 Äquivalente). Im Rahmen des novellierten Klimaschutzgesetzes (KSG) wird eine Schätzung für das Vorjahr Vorjahr 2023 vorgelegt. Diese liefert für LULUCF nur Gesamtemissionen, deren Werte als unsicher einzustufen sind. Die Werte liegen bei 3,6 Mio. t CO 2 Äquivalenten. Aus diesem Grunde werden in den folgenden Abschnitten nur die Daten der Berichterstattung 2024 für das Jahr 2022 betrachtet. Veränderung des Waldbestands Die Emissionen sowie die Speicherung von Kohlenstoff bzw. CO 2 für die Kategorie Wald werden auf Grundlage von Bundeswaldinventuren berechnet. Bei der Einbindung von Kohlenstoff spielt insbesondere der Wald eine entscheidende Rolle als Netto-Kohlenstoffsenke. In der Waldkategorie sind die Pools Biomasse (69,6%), mineralische Böden (21,8 %) und Totholz (8,6 %) ausschlaggebend. Zu den Emissionsquellen im Wald zählen Streu, Drainage organischer Böden, Mineralisierung und Waldbrände. Zusammen machen diese Emissionsquellen nur einen Anteil von 7,4 % an der Treibhausgasmenge des deutschen Waldes aus. In den Jahren 1990 und 2007 trafen auf Deutschland Orkane (2007 war es der Sturm Kyrill), die zu erheblichem Holzbruch mit einem daraus resultierenden hohen Sturmholzaufkommen in den Folgejahren führten (siehe dazu NIR ). In 1990 wurden rund -19,5 Mio. t CO 2 -Äquivalente im Wald an CO 2 -Emissionen gespeichert. Im Jahr 2022 waren es -39,7 Mio. t CO 2 -Äquivalente (siehe Tab. „Emissionen und Senken im Bereich Landnutzung , Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“). Inwieweit die Ereignisse der letzten Jahre wie Stürme, Dürre und Insekten Einfluss auf den Kohlenstoffspeicher Wald haben, werden erst die Analysen der Bundeswaldinventur 2022 aufzeigen, deren Ergebnisse kontinuierlich ab dem Jahr 2023 (und der Berichterstattung 2025) im LULUCF -Inventar berücksichtigt werden können. Offensichtlich ist aber: Der Zustand des deutschen Waldes ist zunehmend besorgniserregend. Treibhausgas-Emissionen aus Waldbränden Bei Waldbränden werden neben CO 2 auch sonstige Treibhausgase bzw. Vorläufersubstanzen (CO, CH 4 , N 2 O, NOx und NMVOC ) freigesetzt. Aufgrund der klimatischen Lage Deutschlands und der Maßnahmen zur Vorbeugung von Waldbränden sind Waldbrände ein eher seltenes Ereignis, was durch die in der Waldbrandstatistik erfassten Waldbrandflächen bestätigt wird. Das Jahr 2022 war ein überdurchschnittliches Waldbrandjahr im Vergleich zum langjährigen Mittel. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Anzahl auftretender Waldbrände als auch in Bezug auf die jeweils betroffene Waldfläche pro Brand (siehe mehr zu Waldbränden ). Durch die Brände wurden ca. 0,28 Mio. t CO 2 -Äquivalente an Treibhausgasen freigesetzt. Werden nur die CO 2 -Emissionen aus Waldbrand (0,25 Mio. t CO 2 -Äquivalente) betrachtet, machen diese im Verhältnis zu den CO 2 -Emissionen des deutschen Gesamtinventars nur einen verschwindend kleinen Bruchteil aus. Veränderungen bei Ackerland und Grünland Mit den Kategorien Ackerland und Grünland werden die Emissionen sowie die Einbindung von CO 2 aus mineralischen und organischen Böden, der ober- und unterirdischen Biomasse sowie direkte und indirekte Lachgasemissionen durch Humusverluste aus Mineralböden nach Landnutzungsänderung sowie Methanemissionen aus organischen Böden und Entwässerungsgräben berücksichtigt. Direkte Lachgas-Emissionen aus organischen Böden werden im Bereich Landwirtschaft unter landwirtschaftliche Böden berichtet. Für die Landnutzungskategorie Ackerland betrugen im Jahr 2022 die THG-Gesamtemissionen 15,6 Mio. t CO 2 Äquivalente und fielen damit um 0,9 Mio. t CO 2 Äquivalente ≙ 6 % größer im Vergleich zum Basisjahr 1990 aus (siehe Tab. „Emissionen und Senken im Bereich Landnutzung , Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“). Hauptquellen sind die ackerbaulich genutzten organische Böden (74,1 %) und die Mineralböden (21,2 %), letztere hauptsächlich infolge des Grünlandumbruchs. Die anthropogen bedingte Netto-Freisetzung von CO 2 aus der Biomasse (4,7 %) ist im Ackerlandsektor gering. Dominierendes Treibhausgas in der Kategorie Ackerland ist CO 2 (2022: 14,7 Mio. t CO 2 Äquivalente, rund 97 %). Die Landnutzungskategorie Grünland wird in Grünland im engeren Sinne, in Gehölze und weiter in Hecken unterteilt. Die Unterkategorien unterscheiden sich bezüglich ihrer Emissionen sowohl qualitativ als auch quantitativ deutlich voneinander. Die Unterkategorie Grünland im engeren Sinne (dazu gehören z.B. Wiesen, Weiden, Mähweiden etc.) ist eine CO 2 -Quelle, welche durch die Emissionen aus organischen Böden dominiert wird. Für die Landnutzungskategorie Grünland wurden Netto-THG-Emissionen insgesamt in Höhe von 22,1 Mio. t CO 2 Äquivalenten errechnet. Diese fallen um rund 6,7 Mio. t CO 2 Äquivalente ≙ 23 % niedriger als im Basisjahr 1990 aus. Dieser abnehmende Trend wird durch die Pools Biomasse und Mineralböden beeinflusst. Mineralböden stellen eine anhaltende Kohlenstoffsenke dar. Die zunehmende Senkenleistung der Mineralböden der Unterkategorie Grünland im engeren Sinne beträgt in 2022 -5,1 Mio. t CO 2 . Moore (organische Böden) Drainierte Moorböden (d.h. entwässerte organische Böden) gehören zu den Hotspots für Treibhausgase und kommen in den meisten Landnutzungskategorien vor. Im Torf von Moorböden ist besonders viel Kohlenstoff gespeichert, welches als Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, wenn diese Torfschichten austrocken. Bei höheren Wasserständen werden mehr Methan-Emissionen freigesetzt. Zusätzlich entstehen Lachgas-Emissionen. Im Jahr 2022 wurden aus Moorböden um die 53,4 Mio. t CO 2 Äquivalente an THG-Emissionen (CO 2 -Emissionen: 47,9 Mio. t CO 2 Äquivalente, Methan-Emissionen: 1,7 Mio. t CO 2 Äquivalente, Lachgas-Emissionen: 0,4 Mio. t CO 2 Äquivalente) freigesetzt. Das entspricht etwas mehr als 7 % der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland im Jahr 2022. (siehe Abb. " Treibhausgas -Emissionen aus Mooren"). Die Menge an freigesetzten CO 2 -Emissionen aus Mooren ist somit höher als die gesamten CO 2 -Emissionen des Industriesektors (41,0 Mio. t CO 2 ). Landwirtschaftlich genutzte Moorböden Drainierte Moorböden werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die dabei entstehenden Emissionen aus organischen Böden werden deshalb in den Landnutzungskategorien Ackerland und Grünland im engeren Sinne (d.h. Wiesen, Weiden, Mähweiden) erfasst. Hinzu kommen die Lachgasemissionen aus den organischen Böden (Histosole) des Sektors Landwirtschaft. Insgesamt wurde für diese Bereiche eine Emissionsmenge von rund 43,0 Mio. t CO 2 -Äquivalente in 2022 (folgende Angaben in Mio. t CO 2 -Äquivalente: CO 2 : 38,6, Methan: 1,0 und Lachgas: 3,2) freigesetzt, was insgesamt einem Anteil von 80,5 % an den THG-Emissionen aus Mooren entspricht. Feuchtgebiete Unter der Landnutzungskategorie „Feuchtgebiete“ werden in Deutschland verschiedene Flächen zusammengefasst: Zum einen werden Moorgebiete erfasst, die vom Menschen kaum genutzt werden. Dazu gehören die wenigen, naturnahen Moorstandorte in Deutschland, aber auch mehr oder weniger stark entwässerte Moorböden (sogenannte terrestrische Feuchtgebiete). Zum anderen werden unter Feuchtgebiete auch Emissionen aus Torfabbau (on-site: Emission aus Torfabbauflächen; off-site: Emissionen aus produziertem und zu Gartenbauzwecken ausgebrachtem Torf) erfasst. Allein die daraus entstehenden CO 2 -Emissionen liegen bei rund 2,0 Mio. t CO 2 -Äquivalente. Im Inventar neu aufgenommen sind die Emissionen aus natürlichen und künstlichen Gewässern. Zu letzteren gehören Fischzuchtteiche und Stauseen ebenso wie Kanäle der Wasserwirtschaft. Durch diese Neuerung fließen nun Methanemissionen in das Treibhausgasinventar ein, die bislang nicht berücksichtigt wurden. Dadurch liegen nun die Netto-Gesamtemissionen der Feuchtgebiete bei 9,7 Mio. t CO 2 -Äquivalenten im Jahr 2022 und haben im Trend gegenüber dem Basisjahr 1990 um 10 % zugenommen. Diese Zunahme im Trend lässt sich auf eine zwischenzeitlich verstärkte Umwidmung von Grünland-, Wald- und Siedlungsflächen zurückführen. Nachhaltige Landnutzung und Forstwirtschaft sowie weitere Maßnahmen Im novellierten Bundes-Klimaschutzgesetz sind in § 3a Klimaziele für den LULUCF -Sektor 2021 festgeschrieben worden. Im Jahr 2030 soll der Sektor eine Emissionsbilanz von minus 25 Mio. t CO2 -Äquivalenten erreichen. Dieses Ziel könnte unter Berücksichtigung der aktuellen Zahlen deutlich verfehlt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind ambitionierte Maßnahmen zur Emissionsminderung, dem Erhalt bestehender Kohlenstoffpools und der Ausbau von Kohlenstoffsenken notwendig. Im Koalitionsvertrag adressieren die Regierungsparteien diese Herausforderungen. Das BMUV hat bereits den Entwurf eines „Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“ vorgelegt, das nach einer Öffentlichkeitsbeteiligung im letzten Jahr innerhalb der Regierung abgestimmt wird. Auf die Notwendigkeit für ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen und die Bedeutung von naturbasierten Lösungen für den Klimaschutz hat das Umweltbundesamt in verschiedenen Studien (siehe hierzu Treibhausgasminderung um 70 Prozent bis 2030: So kann es gehen! ) hingewiesen Seit dem Jahr 2015 wird die Grünlanderhaltung im Rahmen der EU-Agrarpolitik über das sogenannte Greening geregelt (Verordnung 1307/2013/EU) . Das bedeutet, dass zum ein über Pflug- und Umwandlungsverbot Grünland erhalten und zum anderen aber auch durch staatliche Förderung die Grünlandextensivierung vorangetrieben werden soll. Die Förderung findet auf Bundesländerebene statt. In der Forstwirtschaft sollen Waldflächen erhalten oder sogar mit Pflanzungen heimischer Baumarten ausgeweitet und die verstärkte Holznutzung aus nachhaltiger Holzwirtschaft (siehe Charta für Holz 2.0 ) gefördert werden. Weitere Erstaufforstungen sind bereits bewährte Maßnahmen, um die Senkenwirkung des Waldes zu erhöhen. Des Weiteren werden durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ( BMEL ) internationale Projekte zur nachhaltigen Waldwirtschaft, die auch dem deutschen Wald zu Gute kommen, zunehmend gefördert. Eine detailliertere Betrachtung dazu findet sich unter Klimaschutz in der Landwirtschaft . Die Treibhausgas -Emissionen aus drainierten Moorflächen lassen sich verringern, indem man den Wasserstand gezielt geregelt erhöht, was zu geringeren CO 2 -Emissionen führt. Weitere Möglichkeiten liegen vor allem bei Grünland und Ackerland in der landwirtschaftlichen Nutzung nasser Moorböden, der sogenannten Paludikultur (Landwirtschaft auf nassen Böden, die den Torfkörper erhält oder zu dessen Aufbau beiträgt). Eine weitere Klimagasrelevante Maßnahme ist die Reduzierung des Torfabbaus und der Torfanwendung (siehe Moorklimaschutz ).
Das deutsche Messnetz für ultrafeine Aerosolpartikel (GUAN, German Ultrafine Aerosol Network) ist eine kooperative Gemeinschaftsleistung zur Erforschung der gesundheits- und klimarelevanten Eigenschaften des atmosphärischen Aerosols in Deutschland. Diese Arbeit stellt Ergebnisse auf Grundlage der Langzeitbeobachtungen von Partikelanzahlgrößenverteilung und äquivalentem schwarzem Kohlenstoff (eBC) zwischen 2009 und 2014 vor. An den 17 Messstationen in Deutschland fand sich eine Variationsbreite bei der mittleren Gesamtpartikelanzahl (Durchmesserbereich 20 bis 800 nm) zwischen 850 und 10 500 p. cm-̲ und bei der Massenkonzentration von eBC zwischen 0,17 bis 2,8 Ţg m-̲. Analysen der Zeitreihen lieferten eine unerwartet deutliche und konsistente Abnahme der Immissionswerte von eBC an den meisten Stationen (Medianwert von -5 %/Jahr) und der Gesamtpartikelanzahl an allen Stationen (Medianwert von -4 %/Jahr). Die Abwärtstrends signalisieren, dass sich die gesellschaftlichen Bemühungen zur Luftreinhaltung, die im Partikelbereich ja schwerpunktmäßig auf die Partikelmassenkonzentration abzielen, offenbar auch positiv auf die Immissionswerte der Gesamtpartikelanzahl, der Zahl ultrafeiner Partikel und von Ruß auswirken.<BR>Quelle: Atmospheric aerosol measurements in the German Ultrafine Aerosol Network (GUAN) : Part III: Black Carbon mass and particle number concentrations 2009-2014 [Elektronische Ressource] / W. Birmili ... - S. 479-488 : graph. Darst., Kt. In: Gefahrstoffe, Reinhaltung der Luft. - 75 (2015), H. 11/12, S. 479
FAQ Was ist eigentlich Radon? Radon ist ein Edelgas wie zum Beispiel Helium oder Argon. Da Radon farb-, geruch- und geschmacklos ist – wir Menschen also kein Sinnesorgan hierfür besitzen – kann es ohne technische Hilfsmittel nicht von uns wahrgenommen werden. Radon gehört zu den wenigen Elementen, die von Natur aus radioaktiv sind. Es entweicht aus dem Boden in die Atmosphäre, in der es durch die hohe Verdünnung in der Luft keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen hat. Die Konzentration des Radons in der Luft misst man in Becquerel pro Kubikmeter, abgekürzt Bq/m³. Im Jahre 1899 wurde Radon durch den neuseeländischen Physiker Ernest Rutherford entdeckt. Es dauerte etwa weitere 50 Jahre, bis man erkannte, dass eine sehr hohe Radonkonzentration bei Bergleuten im Uranbergbau Lungenkrebs verursachen kann. Mittlerweile ist bewiesen, dass Radon mit seinen Folgeprodukten auch bei relativ niedrigen Konzentrationen, wie sie im häuslichen Bereich vorkommen können, Lungenkrebs auslösen kann. Wo kommt Radon her? Radon oder genauer gesagt, Radon-222 ist eines der Zerfallsprodukte des natürlich vor-kommenden, radioaktiven Schwermetalls Radium-226, das wiederum durch den Zerfall von Uran-238 entsteht. Radon-222 ist also überall dort zu finden, wo auch Uran-238 oder Radium-226 vorkommt. Da Uran, wenn auch nur in geringen Konzentrationen, fast überall in der Erdkruste vorhanden ist, kann auch Radon überall im Erdreich nachgewiesen werden. Über verschiedene Transportwege wie Risse, Spalten oder auch durchlässigen Boden kann das gasförmige Radon dann in die Umgebungsluft gelangen. Je mehr von diesen offenen Transportwegen im Boden vorliegen, desto leichter kann das Radon in die Atmosphäre gelangen. Eine Konsequenz aus diesen physikalischen Zusammenhängen ist, dass Radon überall auf der Welt vorkommt. Man kann es im Erdreich, in Häusern und auch im Freien finden. Wie wirkt Radon auf den Menschen? Beim radioaktiven Zerfall des Radons in der Atmosphäre entstehen weitere radioaktive Stoffe (Nuklide). Diese so genannten Radon-Folgeprodukte haben nicht mehr die chemischen Eigenschaften eines Edelgases , sondern die von Schwermetallen. Die Radon-Folgeprodukte lagern sich in der Atmosphäre an feinste Teilchen (Aerosole) an, die über einen langen Zeitraum in der Luft in der Schwebe gehalten werden. Radon und seine Folgeprodukte sind Teil der natürlichen Strahlenbelastung, die seit jeher auf den Menschen einwirkt. Radioaktive Stoffe wie Radon senden ionisierende Strahlen (Alpha-, Beta- und Gammastrahlung) aus, die die Zellen eines lebenden Organismus schädigen können. Beim Atmen werden die luftgetragenen Aerosole mit den anhaftenden Radon-Folgeprodukten hauptsächlich in den Bronchien der Lunge abgelagert. Die radioaktiven Radon-Folgeprodukte zerfallen dort in der direkten Nähe der Zellen und schädigen dadurch das empfindliche Lungengewebe. Es existiert eine gewisse Wahrscheinlichkeit, mit der Radon Lungenkrebs auslösen kann. Mit Wahrscheinlichkeiten können jedoch nur statistische Aussagen über eine größere Gruppe von Menschen gemacht werden. Für den Einzelnen, der einem krebserregenden Stoff ausgesetzt war, kann niemand vorhersagen, ob er auch tatsächlich an Krebs erkranken wird. Auch über den möglichen Zeitpunkt einer Erkrankung können keine konkreten Vorhersagen getroffen werden. Bei Lungenkrebs lässt sich auch nicht unterscheiden, ob Radon oder eine andere Ursache diese Erkrankung ausgelöst hat. Für Radon wurden keine anderen Erkrankungen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Unwohlsein oder Schlaflosigkeit nachgewiesen. Radon schädigt bei den Konzentrationen, die in Häusern auftreten, das Erbgut nicht. Wie wahrscheinlich ist eine Erkrankung durch Radon? © Statistisches Bundesamt (https://www-genesis.destatis.de), Deutsche Krebsgesellschaft Vergleich verschiedener Risiken als Ursache von Todesfällen Die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung durch Radon hängt von mehreren Faktoren ab: Je höher die Konzentration des Radons in der eingeatmeten Luft ist, desto stärker ist die schädliche Wirkung auf das Lungengewebe. Verdoppelt sich die Konzentration des Radons, so verdoppelt sich auch die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung durch Radon. Es gibt möglicherweise keine Grenze für die Radonkonzentration, unterhalb der Radon nicht mehr gesundheitsschädlich wirken könnte. Je länger man sich in der radonhaltigen Luft aufhält, desto mehr Radon-Folgeprodukte werden in den Bronchien abgelagert. Auch hier führt eine Verdopplung der Aufenthaltsdauer zu einer verdoppelten Erkrankungswahrscheinlichkeit durch Radon. Den weitaus größten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer durch Radon verursachten Lungenkrebserkrankung hat das Rauchverhalten. Das Risiko einer Erkrankung durch Radon ist bei einem Raucher etwa 25 Mal höher als bei einem Nichtraucher. Die Wirkung des Rauchens und des Radons verstärken sich in besonderem Maße gegenseitig. Aus den drei Faktoren Radonkonzentration, Aufenthaltsdauer und Rauchen lassen sich die folgenden wichtigen Konsequenzen für die Verminderung des Gesundheitsrisikos ziehen: Je geringer die Radonkonzentration ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Allerdings sind der Reduzierung der Radonkonzentration natürliche Grenzen gesetzt, denn schon die Luft im Freien hat eine Radonkonzentration von 8 bis 30 Bq/m³. Die Radonkonzentration sollte besonders in den Räumen reduziert werden, in denen man sich lange aufhält. Dazu gehören beispielsweise Schlaf-, Wohn- und Kinderzimmer. Die Konzentrationen im Keller oder in Lagerräumen sind hingegen in der Regel von nachgeordneter Bedeutung. Hören Sie mit dem Rauchen auf! Ein Raucher hat in einer Wohnung mit einer niedrigen Radonkonzentration von 100 Bq/m³ etwa das gleiche Lungenkrebsrisiko wie ein Nichtraucher bei einer sehr hohen Konzentration von mehreren 1000 Bq/m³! Die folgende Tabelle zeigt das Risiko einer Erkrankung an Lungenkrebs für verschiedene Radonkonzentrationen nach S. Darby et al: „Radon in homes and risk of lung cancer: collaborative analysis of individual data from 13 European case-control studies“, BMJ 2005;330:223. Tabelle 1: Risiko einer Erkrankung an Lungenkrebs für verschiedene Radonkonzentrationen Radonkonzentration (Bq/m³) Erkrankungen je 1000 Nichtraucher Erkrankungen je 1000 Raucher 0 4,1 101 100 4,7 116 200 5,4 130 400 6,7 160 800 9,3 216 Man sieht, dass auch ohne die Risikofaktoren Radon und Rauchen eine natürliche Wahrscheinlichkeit von 0,41 Prozent besteht, an Lungenkrebs zu erkranken. Bei einer Radonkonzentration von 800 Bq/m³ ist das Risiko für Raucher und Nichtraucher jeweils etwa doppelt so hoch wie in einer radonarmen Atmosphäre. Man schätzt, dass in Deutschland jährlich etwa 1900 Menschen durch die Wirkung des Radons an Lungenkrebs erkranken. Die weitaus meisten dieser Menschen würden nicht erkranken, wenn sie nicht gleichzeitig rauchen würden. Die Folgen eines Lungenkrebses sind gravierend, in über 80 % der Fälle verläuft diese Erkrankung tödlich. Das Risiko durch Radon lässt sich besser bewerten, wenn man es mit anderen Lebensrisiken vergleicht. Die Abbildung nimmt einen entsprechenden Vergleich vor. Wie kommt Radon ins Haus? © LfU Beispielhafte Radonkonzentrationen in der Raumluft eines Gebäudes und in der Bodenluft des umgebenden Erdreichs Im Durchschnitt liegt die Radonkonzentration in Gebäuden bei etwa 50 Bq/m³, es wurden aber in seltenen, extremen Fällen in Deutschland auch Konzentrationen über 10 000 Bq/m³ gemessen. Die Konzentration ist im Erdgeschoss meist schon bedeutend geringer als im Keller, sie nimmt für die höher liegenden Stockwerte weiter ab. Die Abbildung verdeutlicht die Ausbreitungspfade und zeigt die sich daraus ergebenden Radonkonzentrationen. Die Höhe der Radonkonzentration in einem Gebäude ist unter anderem von den folgenden Umständen abhängig: Je höher die Uran- oder Radiumkonzentration und/oder die Durchlässigkeit des Erdreichs desto höher ist dasRadonpotenzial. Somit kann auch verstärkt Radon an die Oberfläche gelangen. Risse und Klüfte in der Erdkruste begünstigen das Austreten des Radons aus tiefen Schichten an die Oberfläche. Auch andere geologische Größen wie Bodenfeuchtigkeit, Körnigkeit und Porosität des Gesteins haben Einfluss auf den Radontransport. In den Kellern älterer Häuser findet man oft gepflasterte oder unbedeckte Böden. Solch ein undichter Kellerboden begünstigt das Eintreten des Radons in das Gebäude. Radon kann aber auch durch andere kleine Undichtigkeiten wie Fugen, Risse und undichte Rohrdurchführungen eindringen. Dichtschließende Fenster und Türen verhindern den Luftaustausch, so dass das eingedrungene Radon nicht wieder aus dem Gebäude entweichen kann. Geringe Lüftung, wie sie im Winter oft vorkommt, begünstigt ebenfalls hohe Radonkonzentrationen. Um sich die Größenordnung der Radonatome zu verdeutlichen ist folgendes Beispiel hilfreich: In einer Öffnung, einem Riss oder einer sonstigen Undichtigkeit von 1 mm Breite, passen ca. 2,4 Millionen Radonatome nebeneinander. Gibt es gesetzliche Grenzwerte zu Radon in Gebäuden? Mit dem Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) wurde am 31.12.2018 erstmals ein Referenzwert für Radon in Aufenthaltsräumen und an Arbeitsplätzen eingeführt. E in Referenzwert ist kein Grenzwert. Vielmehr stellt er einen Orientierungsmaßstab dafür dar, welche bauliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden sollen, um den Referenzwert zu unterschreiten. Maßgebend für die Festlegung war eine Abwägung zwischen dem Gesundheitsschutz einerseits und der praktischen Machbarkeit sowie der Kosten der Radonschutzmaßnahmen andererseits. Der Referenzwert für die über das Jahr gemittelte Radonkonzentration in der Luft in Aufenthaltsräumen beträgt 300 Bq/m³ (§ 124 StrlSchG). Ein Aufenthaltsraum ist ein Innenraum, der zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt bestimmt ist, zum Beispiel in einem Wohnhaus, einer Schule, einem Krankenhaus oder einem Kindergarten (§ 5 Nr. 5 StrlSchG). Der Referenzwert für die Radonkonzentration in der Luft an Arbeitsplätzen beträgt ebenfalls 300 Bq/m3 (§ 126 StrlSchG). Ein Arbeitsplatz ist jeder Ort, an dem sich eine Arbeitskraft während ihrer Berufsausübung regelmäßig oder wiederholt aufhält (§ 5 Nr. 4 StrlSchG). Die Unterscheidung von Aufenthaltsraum und Arbeitsplatz ist wichtig für das Verständnis der weiteren gesetzlichen Regelungen. So ist beispielsweise ein Klassenzimmer für den Lehrer ein Arbeitsplatz und für die Schüler ein Aufenthaltsraum. Was sind Radonvorsorgegebiete? Radonvorsorgegebiete sind Gebiete, für die erwartet wird, dass der Referenzwert für Radon von 300 Bq/m³ in einer beträchtlichen Zahl von Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen überschritten wird (§ 121 Abs. 1 StrlSchG). Da für Neubauten und Arbeitsplätze in solchen Gebieten besondere Auflagen gelten, werden sie behördlich ausgewiesen und veröffentlicht. Das Kriterium für die Gebietsausweisung ist, dass in mindestens 75 Prozent des auszuweisenden Gebiets der Referenzwert in mindestens zehn Prozent der Anzahl der Gebäude überschritten wird (§ 153 Abs. 2 StrlSchV). Dies bedeutet eine etwa dreimal häufigere Überschreitung als im restlichen Bundesgebiet. Geologische Untersuchungen des Bundesamts für Strahlenschutz sowie eigene, vom MKUEM (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz) beauftragte Messungen im Boden haben gezeigt, dass in keinem Landkreis von Rheinland-Pfalz ein Vorsorgegebiet ausgewiesen werden muss. Dies wird durch die Radonmessungen in der Raumluft von Häusern belegt, die seit 2003 im Auftrag des Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (zu diesem Zeitpunkt noch als Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten bezeichnet) durchgeführt wurden. Ob möglicherweise in kleineren Verwaltungseinheiten Vorsorgegebiete ausgewiesen werden sollten, soll mit zukünftigen, weitergehenden Messungen geprüft werden. Wo finde ich eine Karte des Radonpotenzials für Rheinland-Pfalz? © LfU Die geologische Radonkarte Rheinland-Pfalz stellt die drei Größen „ Radonkonzentration “, „ Permeabilität “ und „ Radonpotenzial “ georefenziert mit aktuellen Stand dar. Einen ausführlichen Erläuterungsbericht zur Karte im PDF-Format finden Sie hier: „ Detaillierter Bericht zur Radonpotenzial-Karte Rheinland-Pfalz mit Erläuterungen zur Methodik ". Durch Anklicken des Kartenminiaturbilds auf der rechten Seite gelangen Sie direkt zur interaktiven Kartenanwendung „Geologische Radonkarte Rheinland-Pfalz“. Diese wissenschaftlichen Vorhersagen können im Einzelfall jedoch keine eigenen Messungen ersetzen. Welche Regelungen gibt es für Neubauten? Außerhalb von Radonvorsorgegebieten gilt: Wer ein Gebäude mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen errichtet, hat geeignete Maßnahmen zu treffen, um den Zutritt von Radon aus dem Baugrund zu verhindern oder erheblich zu erschweren (§ 123 Abs. 1 StrlSchG). Diese Pflicht gilt als erfüllt, wenn die nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik erforderlichen Maßnahmen zum Feuchteschutz eingehalten werden. Diese sind insbesondere erfüllt, wenn die Vorgaben der DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ beachtet wurden. Die DIN 18195 ist eine Planungs- und Ausführungsnorm für die Abdichtung von Bauwerken und Bauteilen, die für den Neubau konzipiert wurde. Unter anderem werden in dieser Norm Anforderungen für Durchdringungen, Übergänge sowie An- und Abschlüsse aufgestellt. In Radonvorsorgegebieten gelten zusätzliche Regelungen. Welche Regelungen gelten für Neubauten in Radonvorsorgegebieten? © LfU Einfache Vermeidungsmaßnahmen bei einem Neubau Die gesetzlich zusätzlich geforderten Maßnahmen für neu zu errichtende Gebäude in Radonvorsorgegebieten sind in der Strahlenschutzverordnung geregelt (§ 154 StrSchV). Danach ist mindestens eine der folgenden Maßnahmen zu ergreifen: Verringerung der Radonkonzentration unter dem Gebäude, z. B. durch eine besondere Drainage, gezielte Beeinflussung der Luftdruckdifferenz zwischen Gebäudeinnerem und Bodenluft an der Außenseite von Wänden und Böden mit Erdkontakt, sofern der diffusive Radoneintritt auf Grund des Standorts oder der Konstruktion begrenzt ist, Begrenzung der Rissbildung in Wänden und Böden mit Erdkontakt und Auswahl diffusionshemmender Betonsorten mit der erforderlichen Dicke der Bauteile, Absaugung von Radon an Randfugen oder unter Abdichtungen, Einsatz diffusionshemmender, konvektionsdicht verarbeiteter Materialien oder Konstruktionen (z. B. radondichte Folien in der Bodenplatte). Im Einzelfall empfiehlt es sich, hierzu bei der Bauplanung einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Welche Regelungen gibt es zu Arbeitsplätzen in Radonvorsorgegebieten? Wer in einem Radonvorsorgegebiet für einen Arbeitsplatz in einem Innenraum verantwortlich ist, hat bis zum 30.06.2021 Messungen der Radonkonzentration zu veranlassen, wenn sich der Arbeitsplatz im Erd- oder Kellergeschoss eines Gebäudes befindet (§ 127 Abs. 1 StrlSchG). Bei einer Überschreitung des Referenzwertes von 300 Bq/m³ hat er geeignete Abhilfemaßnahmen zu ergreifen (§ 128 Abs. 1 StrlSchG). Details hierzu werden im Leitfaden des BfS beschrieben. Welche Regelungen gibt es für schon bestehende Gebäude? Für Bestandsbauten gibt es keine gesetzlichen Verpflichtungen, sondern nur ein Gebot. Wer im Rahmen der baulichen Veränderung eines Gebäudes mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen Maßnahmen durchführt, die zu einer erheblichen Verminderung der Luftwechselrate führen, soll die Durchführung von Maßnahmen zum Schutz vor Radon in Betracht ziehen, soweit diese Maßnahmen erforderlich und zumutbar sind (§ 123 Abs. 4 StrlSchG). Ein typisches Bespiel für eine solche bauliche Veränderung ist der Einbau neuer, dicht schließender Fenster. Eine mögliche Schutzmaßnahme könnte hier der Einbau einer Ventilationsanlage sein. Welche Radonkonzentrationen wurden in Deutschland in der Bodenluft gemessen? Eine Übersicht über die regionale Verteilung der Radonkonzentration in der Bodenluft in Deutschland bietet die Bodenluftkarte vom BfS (Bundesamt für Strahlenschutz) . Die Karte beruht nur auf wenigen Messungen und bildet lediglich eine flächendeckende Abschätzung ab. Die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Radonkonzentration in Gebäuden hängt jedoch nicht nur von der Radonkonzentration in der Bodenluft ab, sondern auch von der Durchlässigkeit des Bodens. Beide Größen zusammengefasst ergeben das sogenannte Radonpotenzial. Niedrige Bodenradonkonzentrationen in einem sehr durchlässigen Boden ergeben unter Umständen ein deutlich höheres Radonpotenzial als hohe Bodenradonkonzentrationen in einem festen undurchlässigen Boden. Eine Darstellung über die Abschätzung des Radonpotenzials in Deutschland bietet die Radonpotenzialkarte des BfS . Eine zuverlässige Aussage zu einzelnen Grundstücken kann hieraus nicht abgeleitet werden, weil die Beschaffenheit einzelner Grundstücke stark variieren kann. Wer genau wissen möchte, wie hoch das Radonpotenzial auf einem bestimmten Grundstück ist, kann dies durch Messungen ermitteln lassen. Welche Radonkonzentrationen wurden in Rheinland-Pfalz in der Bodenluft gemessen? © LfU Seit 2007 wurden im Auftrag des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums Messungen des Radons in der Bodenluft durchgeführt. Bisher wurden hierbei an über 1700 Stellen sowohl die Radonkonzentration in der Bodenluft als auch die Permeabilität (Luftdurchlässigkeit) des Bodens bestimmt. Weitere etwa 1700 Messergebnisse aus Baugrunduntersuchungen flossen in die Auswertung ein. Die Auswertung zeigt, dass in keinem Landkreis das Kriterium für die Ausweisung eines Vorsorgegebietes (Überschreitung des Referenzwertes von 300 Bq/m³ in Häusern auf mindestens 75 % der Fläche) überschritten wird. Die kleinräumige Vielfalt der 124 verschiedenen, in Rheinland-Pfalz vorkommenden geologischen Formationen bedingt jedoch, dass lokal hohe Radonpotenziale erwartet werden können. Die interaktive „Geologische Radonkarte Rheinland-Pfalz“ (aufrufbar durch Anklicken der Grafik) soll Bürgerinnen und Bürgern eine Einschätzung ihrer persönlichen Radonsituation erleichtern. Diese wissenschaftlichen Vorhersagen können im Einzelfall jedoch keine eigenen Messungen ersetzen. Welche Radonkonzentrationen wurden in Deutschland in Innenräumen gemessen? Die in Deutschland ermittelte durchschnittliche Radonkonzentration in Innenräumen beträgt 50 Bq/m³. Je nach Region und Ausführung des Gebäudes kann die Radonzentration stark schwanken. So wurden in Einzelfällen Radonkonzentrationen in Innenräumen von über 10000 Bq/m³ gemessen. Eine Voraussage über die Höhe der Radonkonzentration in einem Gebäude oder einer Wohnung ist nicht möglich. Eine sichere Aussage kann nur über eine Messung gemacht werden. Eine Messung ist einfach und kostengünstig. Eine Übersicht der in Deutschland gemessenen Radonkonzentrationen in Innenräumen bietet folgende Karte des BfS . Welche Radonkonzentrationen wurden in Rheinland-Pfalz in Gebäuden gemessen? © LfU Prozentuale Verteilung der Radonkonzentration in den gemessenen Häusern Seit dem Jahr 2002 wurden auf Initiative des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums und des Bundesamtes für Strahlenschutz Messkampagnen in acht Landkreisen durchgeführt. Bei vier Prozent der insgesamt 1358 gemessenen Häusern gab es Aufenthaltsräume mit einer Radonkonzentration von über 300 Bq/m³. Für die Berechnung des Anteils wurde für jedes Haus die jeweils höchste gemessene Radonkonzentration verwendet. Die Wohnungsbesitzer wurden in diesen Fällen auf wirksame Gegenmaßnahmen wie regelmäßiges Lüften hingewiesen. Die Abbildung zeigt die prozentuale Verteilung der Radonkonzentration in den gemessenen Häusern. Eine detaillierte Auswertung nach Landkreisen zeigt die folgende Tabelle. Der Medianwert (Zentralwert) ist diejenige Radonkonzentration, die in 50 Prozent der Häuser überschritten wird. Bezogen auf alle in Rheinland-Pfalz gemessenen Häuser beträgt der Medianwert 60 Bq/m³ in Deutschland liegt er gemittelt über alle Bundesländer bei etwa 50 Bq/m³. Die Maximalwerte sind die höchsten, in einem Aufenthaltsraum gemessenen Werte je Landkreis. Landkreis Anzahl Häuser Anteil Häuser über 300 Bq/m³ Medianwert (Bq/m³) Maximalwert (Bq/m³) Bad Kreuznach 195 5,6 % 61 13.568 Bitburg-Prüm 195 6,2 % 60 1.055 Cochem-Zell 51 2,0 % 79 331 Donnersbergkreis 136 2,2 % 62 557 Kusel 89 6,7 % 85 1.050 Mayen-Koblenz 214 6,5 % 73 2.319 Trier-Saarburg 390 1,5 % 47 466 Westerwaldkreis 88 1,1 % 60 352 Bei den Messungen wurde festgestellt, dass die Radonkonzentration vom Keller zu den oberen Stockwerken hin abnimmt. Ältere Häuser haben zudem höhere Radonkonzentrationen als Neubauten. Die Berichte zu den einzelnen Messkampagnen finden Sie hier . Warum sollte ich Radon in meiner Wohnung messen lassen? Radon als unsichtbares, radioaktives Gas kann nicht wahrgenommen werden. Wir Menschen verfügen über kein Sinnesorgan, welches Radon erfassen kann. Wenn Radon aber über einen längeren Zeitraum in höheren Konzentrationen eingeatmet wird, kann Radon Lungenkrebs verursachen. Wenn Sie sich mit einer Messung Gewissheit über die Radonkonzentration in Ihrer Wohnung verschaffen, können Sie rechtzeitig einfache und wirksame Maßnahmen gegen dieses Gesundheitsrisiko ergreifen. In den meisten Fällen wird die Radonkonzentration so niedrig sein, dass Sie gar keine Maßnahmen ergreifen müssen. Jedes Haus, jedes Grundstück verhält sich bezüglich des Radons etwas anders. Wenn in Ihrem Nachbarhaus niedrige Konzentrationen gemessen wurden, bedeutet dies nicht, dass die Konzentration in Ihrem Haus ebenfalls niedrig sein muss. Wenn Ihr Grundstück in einem Gebiet mit einem niedrigen Radonpotenzial liegt, können Sie trotzdem nicht mit Sicherheit ausschließen, dass die Radonkonzentration in Ihrem Haus erhöht ist. Gewissheit können Sie sich nur mit einer Radonmessung in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung verschaffen. Die Kosten einer Messung sind nicht hoch. Für Ihre Gesundheit ist es in jedem Fall gut angelegtes Geld. Wie wird Radon in Innenräumen gemessen? © LfU Dosimeter zur Radonmessung in Innenräumen Die Radonkonzentration in Innenräumen wird üblicherweise mit kleinen Radon-Dosimetern gemessen. Die Durchführung dieser Messung ist ausgesprochen einfach. Die Dosimeter und die Gebrauchsanweisung werden Ihnen von einer Messstelle Ihrer Wahl zugesandt. Die Dosimeter sind sehr klein und stören daher kaum. Nach einem Jahr senden Sie die Dosimeter an die Messstelle zurück. Sie erhalten anschließend einen Messbericht mit den gemessenen Radonkonzentrationen. Der Preis für eine Messung liegt bei etwa 30 €. Eine Jahresmessung ist deshalb erforderlich, weil Radon jahreszeitlich starken Schwankungen unterliegt. Deshalb bezieht sich der gesetzliche Referenzwert von 300 Bq/m³ auf einen Jahresmittelwert. Wenn Sie kein Jahr auf ein Ergebnis warten wollen bzw. können, kann eine Messung über drei Monate in den Übergangsmonaten (Frühjahr oder Herbst) einen ersten schnellen Überblick über die Radonsituation verschaffen. Empfehlenswert ist es, mindestens im Schlafzimmer und im Wohnzimmer des Erdgeschosses je ein Dosimeter auszulegen. Wenn auch im Kellergeschoss Räume liegen, in denen sich Menschen längere Zeit aufhalten, sollte auch dort gemessen werden. (z. B. Hobbyraum). Einzelheiten zur konkreten Gebäudesituation und den Aufstellungsorten sollten mit der entsprechenden Messstelle abgesprochen werden. Ab welcher Radonkonzentration sollte ich Maßnahmen ergreifen? Für Radon wurde eine krebserregende Wirkung zweifelsfrei nachgewiesen. Sie sollten die Radonkonzentration in Ihren Aufenthaltsräumen niedrig halten. Als Richtschnur für mögliche Maßnahmen mögen Ihnen die folgenden Empfehlungen dienen: Oberhalb einer Radonkonzentration von 300 Bq/m³ in Ihren Aufenthaltsräumen empfehlen wir Ihnen, Maßnahmen zur Senkung der Radonkonzentration durchzuführen. Auch unterhalb einer Raumluftkonzentration von 300 Bq/m³ kann ein Gesundheitsschaden durch Radon nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. In vielen Fällen können Sie die Radonkonzentration durch einfache und preiswerte Maßnahmen weiter senken. Sollten Sie ein neues Haus bauen wollen, empfehlen wir Ihnen, ab einer Radonkonzentration in der Bodenluft von mehr als 100 000 Bq/m³ oder einem Radonpotenzial über 44 besondere Maßnahmen beim Bau zu erwägen. Dies können beispielsweise eine geologische Untersuchung des Baugrunds oder zusätzliche abdichtende Maßnahmen des Bauwerks sein. Wie senke ich die Radonkonzentration in einem bereits bestehenden Gebäude? © LfU Maßnahmen zur Sanierung eines radonbelasteten Gebäudes Die einfachste und oft sehr wirksame Methode stellt regelmäßiges Lüften der Aufenthaltsräume dar. Stoßlüftungen vergeuden keine Energie und sind auch im Hinblick auf ein gesundes Raumklima zu empfehlen. Verbessern Sie die Lüftung der Kellerräume. Da Radon meist durch den Keller in die oberen Stockwerke eindringt, führt eine Senkung der Radonkonzentration im Keller auch zu einer niedrigeren Konzentration in den oberen Stockwerken. Das Abdichten von Rissen, Fugen und Rohrdurchführungen im Keller (Bodenplatte und Wände, die Kontakt mit dem Erdreich haben) mit einer Dichtmasse verhindert das Eindringen von Radon aus dem Erdreich. Auch durch kleine Spalte, die beispielsweise um einen Bodensiphon liegen, können erhebliche Mengen Radon in den Keller gelangen. Das Abdichten des Ausbreitungswegs vom Keller in die Wohnräume senkt die Radonkonzentration in den Wohnräumen. Eine dicht schließende Kellertür kann hier Abhilfe schaffen. Hier haben sich auch Rauchschutztüren nach DIN 18095 bewährt. Achten Sie aber auch auf mögliche Ausbreitungswege durch Installationsschächte und Kamine. Reichen einfache Maßnahmen nicht aus, sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden wie z. B.: Das Versiegeln von durchlässigen Naturkellerböden mit Beton erschwert das Eindringen des Radons. Hier sollte vor allem auf einen guten Anschluss des Betonbodens an die Kellerwände geachtet werden. Mit einem Ventilator kann im Kellerraum ein kleiner Überdruck gegenüber der Außenluft erzeugt werden. Durch diesen Überdruck kann das Eindringen des Radons aus dem Erdreich in den Keller vermieden werden. Bei einer anderen Methode wird unter dem Keller ein Brunnen gebohrt, aus dem mit einem Ventilator die Luft abgesaugt und direkt ins Freie abgeführt wird. Dadurch wird das Radonpotenzial unter dem Keller verringert und die Radonkonzentration in der Kellerluft gesenkt. Diese besonderen Sanierungsmaßnahmen sollte man am besten einem Fachmann überlassen. Nach der Umsetzung von technischen Maßnahmen sollte deren Wirksamkeit in jedem Fall durch eine weitere Messung der Radonkonzentration überprüft werden. Weiterführende Informationen zum Thema Sanierung können Sie dem Radon-Handbuch des Bundesamts für Strahlenschutz entnehmen. Kann Radon auch aus dem Baumaterial stammen? In fast allen Steinen und Erden kommen Spuren von Uran oder Radium vor. Radon als Zerfallsprodukt von Radium entsteht deshalb in den mineralischen Baustoffen laufend neu, wird aus den Oberflächen freigesetzt und trägt zur Radonkonzentration in Räumen bei. Allerdings ist die Menge des freigesetzten Radons in der Regel klein. Unter normalen Bedingungen tragen die Raum umschließenden aktuellen Baustoffe mit maximal 15 Bq/m³ zur Radonkonzentration in der Raumluft bei. Oftmals ist der Anteil deutlich geringer. In einigen Ländern haben sich einzelne Baustoffe als wesentliche Radonquelle erwiesen. So wurde etwa in Schweden ein Porenbeton aus Alaunschiefer eingesetzt, der ein Vielfaches mehr als übliche Baustoffe an Radon freigesetzt hat. Die Produktion wurde wegen der hohen Radioaktivität untersagt. In Großbritannien wurde ein spezieller Chemiegips (Rückstand der Phosphorsäureherstellung aus Phosphoriterzen) verwendet, der zu erhöhten Radonkonzentrationen in Häusern führte. In Deutschland wurden bisher lediglich in einigen Häusern in Bergbaugebieten Baumaterialien vorgefunden, die maßgeblich zur dortigen Radonbelastung beitrugen. Untersuchungen des BfS haben gezeigt, dass marktübliche Baumaterialien selten die Ursache einer erhöhten Radonkonzentration ist. Seit 2019 ist der Radioaktivitätsgehalt von Baustoffen gesetzlich begrenzt worden. Damit wird indirekt auch eine Freisetzung von Radon aus dem Baumaterial begrenzt. Im Zweifelsfall, z. B. bei alten, unbekannten Baustoffen, schafft auch hier eine Radonmessung in der Raumluft Klarheit. Kann Radon an Arbeitsplätzen ein Problem sein? An besonderen Arbeitsplätzen, beispielsweise in Bergwerken, Radon-Heilbädern und Wasserwerken, wird die Belastung durch Radon bereits überwacht. Die Radonkonzentrationen können an diesen Arbeitsstätten Werte von einigen 10 000 Bq/m³ erreichen. Die Strahlenschutzverordnung und das Strahlenschutzgesetz regeln die Überwachung dieser Arbeitsplätze und die Einhaltung der Dosisgrenzwerte. In Radonvorsorgegebieten sind Radonmessungen an allen Arbeitsplätzen im Erd- oder Kellergeschoss eines Gebäudes verpflichtend durchzuführen. Wird der Referenzwert von 300 Bq/m³ überschritten, so sind Maßnahmen zur Reduzierung der Radonkonzentration zu ergreifen. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Leitfaden des BfS . Gibt es Radon auch im Trinkwasser? Das Trinkwasser enthält ebenfalls Radon, das aus dem Erdreich stammt. Es löst sich im Erdreich ähnlich wie Kohlensäuregas im Grundwasser. Wird das Wasser erwärmt oder durchmischt, gast das Radon aus und gelangt so in die Raumluft. Eine Radonkonzentration von weniger als 100 Becquerel pro Liter Trinkwasser wird dabei als unbedenklich angesehen. Nach § 14a Trinkwasserverordnung sind große Wasserversorgungsunternehmen verpflichtet, die Radonkonzentration im Trinkwasser zu untersuchen. Von Ihrem Wasserversorger können Sie hierzu weitere Informationen erhalten. Weitere Informationen zu „Radon im Trinkwasser“ finden Sie auf der Webseite des Bundesamtes für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/vorkommen/trinkwasser.html . Was hat es mit den Radon-Kuren auf sich? Seit etwa 100 Jahren wird Radon als Heilmittel in Kuren verwendet. Es soll bei rheumatischen Erkrankungen und Lungenkrankheiten einen positiven Gesundheitseffekt haben. Dazu wird das Radon entweder mit der Luft inhaliert, mit radonhaltigem Wasser getrunken oder es gelangt in radonhaltigen Wannenbädern über die Haut in den Körper. Die Radonkonzentration in der Luft kann hierbei sehr hohe Werte von bis zu 100 000 Bq/m³ erreichen. Wir haben aber schon gezeigt, dass die Aufenthaltsdauer einen wesentlichen Einfluss auf die schädliche Wirkung des Radons hat. Die Aufenthaltsdauer während den Anwendungen bei einer Kur ist vergleichsweise kurz. Daher ergibt sich durch die Kur eine Strahlenbelastung, die etwa der durchschnittlichen jährlichen Strahlenbelastung durch Radon im häuslichen Bereich entspricht. Indikationen einer Radontherapie sind klinisch manifeste, behandlungsbedürftige chronische Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates und neurologische Erkrankungen und chronisch entzündliche Erkrankungen der Haut. Solche Radontherapien sind in jedem Fall verschreibungspflichtig.
Bis heute zählt die Kernschmelze und Reaktorexplosion im Atomkraftwerk Tschernobyl, die sich vor genau 36 Jahren ereignet hat, zu den schwersten Unfällen in der Geschichte der Kernenergie. Aufgrund der Reaktorkatastrophe am 26. April 1986 mussten bis zu 350.000 Menschen evakuiert und dauerhaft umgesiedelt werden. Wolken mit radioaktiven Stoffen verteilten sich zunächst über weite Teile Europas, später über die gesamte nördliche Halbkugel. Internationale Ärzte- und Umweltschutzorganisationen gehen davon aus, dass neben zahlreichen Bergungsarbeitern, die unmittelbar verstrahlt wurden, mehr als 100.000 Menschen in den folgenden Jahrzehnten an Spätfolgen wie Krebserkrankungen gestorben sind. „Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist und bleibt ein schrecklicher Beleg dafür, dass die Nutzung von Kernenergie nie risikofrei und im Falle eines schweren Unfalls oder gar einer Katastrophe stets folgenschwer sein wird“, erklärte Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann am heutigen Dienstag. „Seit zwei Monaten müssen wir zudem in der Ukraine erleben, dass auch Atomkraftwerke zu Kriegsschauplätzen werden können. Insoweit sollten wir froh darüber sein, dass wir uns in einem breiten gesellschaftlichen Konsens 2011 – nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima – auf den Ausstieg aus der Atomkraft bis Ende dieses Jahres verständigt haben.“ Ende 2022 sollen die letzten drei am Stromnetz verbliebenen Atomkraftwerke „Isar 2“, „Emsland“ und „Neckarwestheim 2“ abgeschaltet werden. Eine Laufzeitverlängerung aufgrund des Kriegs in der Ukraine lehnt Willingmann unter Hinweis darauf ab, dass bei der Nutzung der Kernkraft ebenfalls nicht wünschenswerte Abhängigkeiten bestünden, da europaweit Uran im Wesentlichen von Russland und Kasachstan bezogen werde. „Neben der Tatsache, dass sich die Betreiber über Jahre auf das Laufzeitende der Kernkraftwerke in Deutschland eingestellt haben und entsprechend beim Personal, der Beschaffung und dem Betrieb planen, bleibt Kernkraft die teuerste Art, Strom zu produzieren. Auch weil das Endlagerproblem weiterhin weltweit ungelöst ist“, betonte Willingmann. „Insofern halte ich nichts von einer Verlängerung der Laufzeiten für die verbliebenen Kraftwerke. Unabhängig von den durch den Krieg in der Ukraine verdeutlichten zusätzlichen Risiken bei gewaltsamen Konflikten. Wir brauchen keine kurzfristige Verlängerung von Laufzeiten, sondern mehr Unabhängigkeit durch die Diversifizierung von Importen fossiler Energieträger sowie einen beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien.“ Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl führte nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) 1986 auch zu erhöhten Strahlenbelastungen in Deutschland. Aufgrund von heftigen lokalen Niederschlägen war der Süden Deutschlands deutlich höher belastet als der Norden. So kam es im Bayerischen Wald und südlich der Donau zu lokalen Ablagerungen von bis zu 100.000 Becquerel (Bq) Cäsium pro Quadratmeter. In der norddeutschen Tiefebene betrug die Aktivitätsablagerung dieses Radionuklids dagegen selten mehr als 4.000 Bq pro Quadratmeter. Für die Strahlenexposition des Menschen infolge der Reaktorkatastrophe waren besonders radioaktives Cäsium (Cs-137 und Cs-134) mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren und Jod (I-131) mit einer Halbwertszeit von 8,02 Tagen von Bedeutung. Radioaktive Stäube, Dämpfe und Aerosole regneten über Magdeburg ab Im damaligen Bezirk Magdeburg wurden in Folge der Reaktorkatastrophe zahlreiche Radioaktivitätsmessungen durch das Bezirks-Hygieneinstitut durchgeführt. Berichten des Instituts zufolge wurde durch die Messungen eine 100- bis 500-mal höhere Radioaktivität in der Luft als vor dem Eintritt des Ereignisses nachgewiesen. Ferner wurden aufgrund schwerer Gewitter in Magdeburg in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1986 radioaktive Stäube, Dämpfe und Aerosole aus der Atmosphäre auf den Boden abgeregnet. In Regenwasser wurde ein Anstieg der Radioaktivität auf bis zu 44.000 Bq je Liter, in Wiesenkräutern bis 76.000 Bq je Kilogramm und in Gartenerde bis 40.000 Bq je Kilogramm gemessen und mit der Ausgangssituation beziehungsweise Richtwerten verglichen. Der spontane Anstieg der Strahlenbelastung im Vergleich zur natürlichen Hintergrundbelastung auf das Hundert- bis Tausendfache hätte zu Vorsorgemaßnahmen führen müssen, die entsprechend dem Bericht jedoch ausblieben. Heute spielt in Mitteleuropa praktisch nur noch das langlebige Cäsium Cs-137 eine Rolle. Dieses Radionuklid ist auf Grund seiner Halbwertszeit von etwa 30 Jahren seit 1986 bis heute nur etwa zur Hälfte zerfallen. Weitere Informationen zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bietet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf seinen Internet-Seiten: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/notfallschutz/notfall/tschernobyl/tschernobyl_node.html
Das Projekt "Vertical distribution and spatial variability of physical properties of tropospheric aerosol in the Arctic and Antarctic from in situ measurements by aircraft" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Institut für Physik der Atmosphäre Oberpfaffenhofen durchgeführt. Um das Verständnis von Haushalt, Lebenszyklus und Klimawirkung des troposphärischen Aerosols in den Polarregionen zu verbessern, werden für die Jahre 2004 bis 2007 vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) vier Flugzeug-Messkampagnen in der Arktis und Antarktis als internationale Kooperation von Forschungsgruppen unter anderem aus Deutschland, Japan und Schweden geplant. Das Hauptziel ist die in situ Messung der Vertikalverteilung von mikrophysikalischen, chemischen und optischen Eigenschaften des Aerosols in der unteren und mittleren polaren Troposphäre. Zu diesem übergeordneten Projekt will das Institut für Physik der Atmosphäre des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit den in diesem Antrag vorgeschlagenen Arbeiten einen Beitrag leisten. Das DLR wird einen substantiellen Teil der Flugzeuginstrumentierung zur Charakterisierung der mikrophysikalischen Aerosoleigenschaften beisteuern. Durch eine Kombination verschiedener Instrumente soll die räumliche und insbesondere vertikale Verteilung der Aerosolanzahlkonzentration und -größenverteilung im Größenbereich von 0.004 bis 100 Mikrometer gemessen werden. Hinzu kommen Messungen der thermischen Partikelflüchtigkeit und des Brechungsindex. In der Antarktis werden die geplanten Messungen die bisher umfassendsten Informationen über Vertikalprofile des troposphärischen Aerosols erbringen, was zu einem verbesserten Verständnis der Transportwege des antarktischen Aerosols führen soll. Daten zu den optische Eigenschaften der troposphärischen Aerosolsäule, abgeleitet aus den mikrophysikalischen Messungen, sollen für Zwecke der Validierung von Satellitensensoren (CALIPSO) und als Eingabedaten für Klimamodelle der Arktis und Antarktis bereitgestellt werden.
Das Projekt "Charakterisierung anthropogener Stäube der Außenluft an typischen Standorten in Baden-Württemberg - Zeitliche und örtliche Verteilung ausgewählter toxischer und kanzerogener Staubbestandteile" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie durchgeführt. An 7 vom IUCT-Grafschaft in Baden-Wuerttemberg eingerichteten und seit Ende 1987 in Betrieb gehaltenen Messstellen sollen die zeitliche und oertliche Verteilung von ausgewaehlten Komponenten anthropogener Aussenluftaerosole systematisch ermittelt und - soweit moeglich - Emittenten zugeordnet werden. In den Aerosolen sollen ua quantitativ die wichtigsten Schwermetalle soweit sie mutagen, kanzerogen oder allergieausloesend wirken, sowie freie HNO3, NH3 und der Gesamt-Kohlenstoff bestimmt werden. Aus der Vielzahl der enthaltenen Kohlenwasserstoffe sollen 17 PAH's, 6 PCB'S, 6 Nitro-PAH'S sowie Penta- und Hexachlorbenzol regelmaessig an allen 7 Messstellen ermittelt werden. An 5 verschiedenen Standorten wird in 2-monatigem Abstand die akute und chronische Zytotoxizitaet und die genotoxische Wirkung getestet, um zu Aussagen ueber die biologische Wirkung der Staeube im Hinblick auf ihre topographischen und jahreszeitlichen Schwankungen der Zusammensetzung zu kommen.
Das Projekt "Analysis of the role of sea ice and frost flowers as a source of salt aerosol" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hamburg, Zentrum für Meeres- und Klimaforschung, Institut für Meereskunde (IfM) durchgeführt. Our project tries to answer the question: 'What kind of role do sea ice and frost flowers play as the source of sea salt aerosols in polar regions and what influences do the meteorological parameters have on the generation of sea salt aerosols and their transport in the atmosphere?'. Long-time measurements of aerosols at coastal stations in Antarctica show a strong depletion of sulfate during Antarctic winter. The same phenomena is also observed in frost flowers. This suggests that sea ice is a major source of atmospheric sea salt in Antarctica and gives new insights for the interpretation of ice core records. Moreover, sea ice and sea salt aerosols are thought to be the source of reactive Bromine and other halogen compounds which destroy effectively ozone in the troposphere. 25 years of continuous aerosol measurement at Neumayer station in Antarctica give us the possibility to make a statistical analysis of sea salt aerosols. Trajectory analyses are implemented to follow the atmospheric transport and therefore to determine the source regions of observed sea salt aerosols. A box model will be developed to compare the various influences of meteorological parameters on the mass of sea salt aerosols produced so that quantitative parameterization can be transferred to global circulation models which include detailed description of atmospheric chemistry and aerosols to investigate the generation of halogen chemistry and ozone destruction in the troposphere.
Das Projekt "Wolken - eine Quelle fuer HNO2 ?" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Cottbus, Institut für Boden-, Luft- und Gewässerschutz, Lehrstuhl für Luftchemie und Luftreinhaltung durchgeführt. Das Ziel des Projekts ist der feldexperimentelle Nachweis der Bildung von HNO2 in Wolken als weiterer Reaktionsort neben Aerosol und Erdoberflaeche und die Gewinnung neuer Erkenntnisse des Einflusses heterogener Prozesse auf die atmosphaerische Oxidationskapazitaet. Laboruntersuchungen zeigen eindeutig die Bildung von HNO2 an Wasseroberflaechen. Die aus der Literatur bekannten und eigene gemessene Nitritwerte in Wolken und Regenwasser lassen den Schluss zu, dass erhebliche Mengen an HNO2 aufgenommen werden muessen, die sich weder aus der homogenen Gasphasenbildung noch aus dem Henry-Gleichgewicht erklaeren lassen. Die vergleichsweise sehr grosse spezifische Oberflaeche legt nahe, dass Wolken eine wichtige Quelle von HNO2 sein koennen. Zur Budgetierung der N-Komponenten innerhalb und ausserhalb der Wolke werden Messungen an der wolkenchemischen Messstation Brocken durchgefuehrt. Zur Erfassung und Trennung von HNO2 und Nitrit wird ein von anderen Autoren bereits erfolgreich genutztes System nachgebaut und modifiziert. Eine Kooperation mit der Gruppe Perner et al. im Rahmen des Berlioz-Projektes ist geplant.
Das Projekt "Towards the prediction of stratospheric ozone II" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Karlsruhe, Institut für Meteorologie und Klimaforschung durchgeführt. General Information: Most of the research effort in understanding the processes controlling the observed ozone decline have concentrated on the polar vortex and on the interaction of the polar vortex with mid-latitudes. There are other regions that are also important for future prediction of ozone change where significant uncertainty exists. Two such regions are the tropics, where the transport between mid-latitudes and the tropics is a key unresolved issue, and the mid-latitude lowermost stratosphere, where the amount of transport from the troposphere into the stratosphere is uncertain. There is a clear requirement for validation and development of three-dimensional chemical transport models in relation to these regions. This is the objective of this proposal. The improvement of our modelling capability in these regions is necessary for assessing the impact of anthropogenic emissions on stratospheric ozone and other trace gases. In particular, it is important to understand the impact of CFCs and aircraft emissions. An accurate modelling capability for stratospheric ozone is vital for good policy decisions in the European Commission and for international protocols. The proposal brings together a number of European modelling groups who are at the forefront of stratospheric research. They will examine the behaviour of 3-dimensional chemical transport models (CTMs) in these two key regions. The sensitivity to CTM formulation and resolution will be addressed. The output from the CTMs will be validated against recently collected datasets. The CTMs will be integrated using either winds from European Centre for Medium Range Weather Forecasts (ECMWF) analyses or from dynamical models. The results of the CTMs using winds from a number of different dynamical models will be compared. The dynamical models will include a state-of-the-art global circulation model (GCM), a mechanistic middle atmosphere model, and a simplified GCM. This will indicate how well these dynamical models can capture the key transport processes. Perturbation experiments will be performed in the dynamical models to assess the effects on tracer transport of the quasi-biennial oscillation, aerosol radiative heating from volcanic eruptions, and increased amounts of greenhouse gases. This proposal will benchmark low-resolution CTMs, which can be used in multi-year ozone assessment studies, against much higher-resolution CTMs. Multi-year integrations will be performed to assess the impact of increased aircraft emissions on stratospheric ozone. Prime Contractor: University of Oxford, Department of Atmospheric, Oceanic and Planetary Physics Clarendon Laboratory; Oxford.
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Bund | 405 |
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Type | Count |
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Förderprogramm | 402 |
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unbekannt | 2 |
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Deutsch | 407 |
Englisch | 104 |
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Dokument | 2 |
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Webseite | 95 |
Topic | Count |
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Boden | 319 |
Lebewesen & Lebensräume | 309 |
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