Die geplante Maßnahme ist im Gemeindegebiet Oberhausen, Gemarkung Sinning lokalisiert. Es sind die Grundstücke mit der Flurnummer 1987/0 und 1987/2 der Gemarkung Sinning betroffen. Beide Flurstücke liegen innerhalb des überregional bedeutsamen Wiesenbrütergebietes „Donaumoos bei Obermaxheim“. Des Weiteren befinden sich die Flächen im Gebiet der beiden BayernNetzNatur-Projekte „Allen Unkenrufen zum Trotz“ und „Donaumoos“. Die Flächen werden bislang als extensives Grünland bewirtschaftet. Die Planung sieht die Anlage einer Uferabflachung auf ca. 100 Meter Länge und maximal 15 Meter Breite vor. Es ist geplant im eingetieften Bereich zwei ca. 20 bis 30 Zentimeter tiefe Gumpen/Seigen anzulegen, die bei hohen Grundwasserständen einen Anschluss zum Grundwasser besitzen können. Durch natürliche Sukzession soll sich am Rand der Aufweitung zur bestehenden Wiese im Nordosten hin ein Schilf- und Röhrichtbereich entwickeln. Bei Bedarf kann eine abschnittweise Mahd des Schilfes erfolgen oder ein Übermaß an aufkommenden Gehölzen zurückgedrängt werden. Insgesamt soll die Biotopqualität der Flächen verbessert werden.
Die Planung sieht die Anlage von vier Flachmulden mit einer Tiefe von bis zu knapp 0,5 m auf einer Fläche von insgesamt ca. 2.000 m² vor. Dabei wird zunächst der organische Oberboden abgeschoben, dann der darunterliegende Lehm- bzw. Sandboden entnommen, anschließend der organische Oberboden wieder aufgebracht. Die geplanten Mulden sollen bei feuchter Witterung das Wasser länger halten als bislang, in Trockenperioden jedoch trockenfallen. Nach Anlage werden die Flachmulden mit autochthonem, artenreichem Feucht- und Grünlandsaatgut eingesät und die übrige Fläche mit einer Blühmischung angereichert. Das Grundstück ist für den Arten- und Biotopschutz vorgesehen. Durch die Anlage der Flachmulden soll die Biotopqualität verbessert werden, in erster Linie für wiesenbrütende Vogelarten. Im betroffenen Gebiet treten mehrere streng geschützte Vogelarten, wie z.B. Großer Bachvogel und Kiebitz auf, welche von der Maßnahme profitieren sollen. Die zeitweise wasserführenden Flachmulden bieten zudem Amphibien wie in der Nähe nachgewiesenen Vorkommen von Knoblauchkröte, Erdkröte, Kreuzkröte sowie Gras- und Laubfrosch eine optimale Fortpflanzungsmöglichkeit, da diese in längeren Trockenphasen austrocknen und hierdurch das Vorkommen von Prädatoren beschränkt wird.
Naturnahe Moore erfüllen aufgrund ihrer speziellen hydrologischen Bedingungen eine große Anzahl von wichtigen ökologischen Funktionen und stellen somit bemerkenswerte Ökosystemleistungen zur Verfügung. Gerade im dicht besiedelten urbanen Raum stehen diese schützenswerten Böden im Spannungsfeld verschiedenster Nutzungsinteressen und sind vom Verlust ihrer Ökosystemleistungen bedroht. Im Zuge des Klimawandels wird sich diese Situation weiter verschärfen. Die naturnahen Berliner Moorböden nehmen zwar nur 1 % bis 2 % der Berliner Landesfläche ein, ihre Ökosystemleistungen sind im Vergleich zu den Mineralböden in der urbanen Stadtlandschaft jedoch beachtlich. Im Sinne des Bundes-Bodenschutzgesetzes erfüllen naturnahe Moorböden die natürlichen Bodenfunktionen in besonders nachhaltiger Weise. Dazu zählen insbesondere ihre Funktion als Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen sowie ihre Fähigkeit zur Aufnahme und Speicherung von Wasser und (Nähr-) Stoffen. Damit bilden die Berliner Moore Stoffsenken für Kohlenstoff, Phosphor und Stickstoff, puffern eingetragene Schadstoffe ab und schützen so gleichzeitig das Grundwasser. Dank ihrer Fähigkeit, Wasser zu speichern und zurückzuhalten, wirken Moore ausgleichend bei Hochwasser. Außerdem wirken sie durch ihre Verdunstungsleistung in sommerlichen Hitze- und Trockenperioden mikroklimatisch kühlend. Naturnahe, torfbildende Pflanzengesellschaften oder auch anthropogene Einflüsse bestimmen dabei neben dem Wasserstand die natürliche Regeneration der Moorböden. Moore sind einmalige Archive der Natur- und Kulturgeschichte, da sie Pollen, Pflanzen und Tiere sowie Siedlungsspuren und Kulturrelikte aus früherer Zeit dauerhaft konservieren. Die meisten der Berliner Moore wurden wegen ihrer Bedeutung als Biotop, als Lebensraum gefährdeter Arten und der Funktion für den Naturhaushalt sowie als Zeugnisse der Landschaftsgeschichte als Schutzgebiete (Naturschutzgebiete und Landschaftsschutzgebiete) gesichert. Die Moore im Spandauer Forst, Grunewald und Köpenick sowie das Tegeler Fließ und die Berliner Müggelspree erfüllen die Kriterien der Flora-Fauna-Habitat Richtlinie der EU und sind Teil des europäischen Schutzgebietssystems Natura2000 . Am 13. März 2012 hat der Senat von Berlin die Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt beschlossen. Es geht sowohl um das Bewahren wertvoller Reste ursprünglicher und kulturlandschaftlicher Natur in Berlin als auch um größere, dynamische Spielräume für die Naturentwicklung innerhalb aller Flächennutzungen. Berliner Lebensräume bestehen aus Relikten der ursprünglichen Naturlandschaft wie Mooren und naturnahen Fließgewässerabschnitten und der historischen Kulturlandschaft wie Wiesen und Magerrasen. Die Vielfalt an Lebensräumen bedingt einen großen Reichtum an Pflanzen- und Tierarten, von denen jedoch viele gefährdet sind, da ihre Lebensräume oft in einem schlechten Zustand sind. Bemühungen um den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt sind daher unerlässlich. Berlin strebt an, insbesondere in Zeiten des Klimawandels wesentliche Bereiche seiner Moore als Feuchtgebiete und damit als Lebensraum moor- und feuchtgebietstypischer Arten zu erhalten. Moore stellen aufgrund ihres hohen Anteils an organischer Bodensubstanz bedeutende Kohlenstoffspeicher im globalen Kohlenstoffkreislauf dar. Daher spielen sie eine wichtige Rolle in der Diskussion im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Obwohl diese Ökosysteme weltweit nur drei Prozent der Landfläche bedecken (Parish et al. 2008), ist in ihren Böden etwa 1/3 des gesamten organischen Bodenkohlenstoffs (C) gespeichert (Post et al. 1982). Die weltweite C-Speichermenge aller Moore wird mit über 500 Milliarden Tonnen angegeben und entspricht mehr als der Hälfte der Menge an Kohlenstoff, welche sich derzeit in der Atmosphäre in Form von Kohlenstoffdioxid (CO 2 ) befindet (Houghton 2007, Limpens et al. 2008). Die Phase der Moorbildungen und damit der C-Speicherung begann in Berlin, wie im übrigen Mitteleuropa, hauptsächlich zum Ende der letzten Eiszeit (Succow & Joosten 2001). Durch ganzjährig hohe Wasserstände mit einhergehender Sauerstoffarmut ist die Tätigkeit der Bodenlebewesen in Mooren stark eingeschränkt, so dass abgestorbene Pflanzenteile nicht vollständig zersetzt werden und sich daher in teilweise mehrere Meter mächtigen Schichten – in Form von Torfen – ablagern (Koppisch 2001a). Diese Torfe beinhalten im Vergleich zu Mineralböden allgemein sehr hohe C-Speichermengen, die weit über 1.000 t je Hektar Moorfläche liegen können (Möller et al. 2014). Durch diese hohen gespeicherten und fixierten C-Mengen leisten Moorböden einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz, da sie wesentlich zur Kühlung des globalen Klimas beigetragen haben (Frolking et al. 2001, Akumu & McLaughlin 2013). Die ‚globale Kühlungsleistung‘ der Moore beträgt durch den Entzug und die Fixierung des in der Atmosphäre enthaltenen CO 2 -Kohlenstoffs innerhalb der letzten 10.000 Jahre etwa 1,5 bis 2 °C (Holden 2005). Wachsende Moore mit hohen Wasserständen fungieren auch heute noch als C-Senken. Durch Entwässerung und sinkende Moorwasserstände, etwa im Zuge von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, durch Grundwasserentnahme für die Trinkwasserversorgung oder durch klimatisch bedingte Niederschlagsrückgänge werden Moorböden verstärkt belüftet. Dies führt zu einer intensiveren Abbautätigkeit der Bodenlebewesen und damit zu einer Zersetzung und Mineralisation der Torfe. So verlieren Moore ihre Senkenfunktion und wandeln sich zu C-Quellen, indem z. B. verstärkt CO 2 freigesetzt wird (Koppisch 2001b). Drösler et al. (2013) beziffern beispielsweise die derzeitigen Treibhausgasemissionen aus entwässerten Moorböden nutzungsabhängig mit 0–34 t CO 2 -Äquivalente je Hektar und Jahr, was einem Anteil von bis zu 5 % an den nationalen Gesamtemissionen entspricht. Die Klimaschutzleistung der Berliner Moorböden wird u.a. durch die gesamte gespeicherte C-Menge (‚historische‘ Speicherleistung) erfasst. Zwischen einzelnen Moorflächen können extreme Unterschiede in der C-Speicherung bestehen. Bedingt durch die natürliche Standortvielfalt (Hydrologie, Geomorphologie, etc.) während der Moorbildung entstanden unterschiedlich mächtige Bodenhorizonte mit unterschiedlichen Anteilen an gespeichertem organischem Kohlenstoff. So lassen sich Moortypen nach ihren Bildungsbedingungen z. B. in Durchströmungsmoore einteilen, die bis zu zehnmal mehr Kohlenstoff als flachgründige Moore vom Typ ‚Versumpfungsmoor‘ enthalten können (Zauft et al. 2010). Neben den verschiedenen Moormächtigkeiten existieren große Unterschiede in den verschiedenen Torfqualitäten (torfbildende Pflanze, Zersetzungsgrad etc.). Diese spiegeln sich auch in den jeweiligen substrattypischen C-Gehalten und Trockenrohdichten einzelner Bodenhorizonte und damit ebenfalls in den gespeicherten C-Mengen wider (Rosskopf & Zeitz 2009). Im Rahmen des Projektes „Berliner Moorböden im Klimawandel“ (Umweltentlastungsprogramm II Berlin) der Humboldt-Universität zu Berlin, Fachgebiet Bodenkunde und Standortlehre (nachfolgend kurz Forschungsprojekt), wurden die Berliner Moore in den vergangenen Jahren erstmals flächendeckend nach einem einheitlichen Verfahren kartiert. Anschließend wurde ein Indikatoren- und Bewertungssystem für verschiedene Ökosystemleistungen von Moorböden für urbane Räume am Beispiel Berlins entwickelt. Die Besonderheit ist dabei die Anwendung von moorbodenkundlichen Daten, die eine Informationsquelle für Zustand, Funktionsfähigkeit und Biotopqualität sind und somit einen hohen Indikatorwert besitzen. Die bodenkundliche Moorkartierung bildet nunmehr die Grundlage einer systematischen Bewertung des ökologischen Zustandes der Berliner Moorböden und identifiziert ihre Umweltentlasungspotenziale und Entwicklungsziele, insbesondere im Hinblick auf ihre Klimaschutzleistungen.
Auf dem Grundstück des Donaumoos-Zweckverbandes – mit der Flurnummer 156 der Gemarkung Straß – sollen auf einer Fläche von insgesamt rund 500 m² zwei Flachmulden mit einer Tiefe von bis zu knapp 1,0 m angelegt werden. Dabei soll zunächst der organische Oberboden abgeschoben, dann der Lehmboden entnommen und anschließend der organische Oberboden wieder aufgebracht werden. Die geplanten Mulden sollen bei feuchter Witterung das Wasser länger halten, in Trockenperioden jedoch trockenfallen. Nach Anlage sollen die Flachmulden mit autochthonem, artenreichen Feucht-/Grünlandsaatgut eingesät und die übrige Fläche mit einer Blühmischung angereichert werden. Durch die Anlage der Flachmulden soll die Biotopqualität – in erster Linie für wiesenbrütende Vogelarten – verbessert werden. Auch sollen die zeitweise wasserführenden Flachmulden Amphibien, wie in der Nähe nachgewiesene Vorkommen von Gras-, See- und Teichfrosch, eine optimale Fortpflanzungsmöglichkeiten bieten.
Zusammenfassung: Von den in Berlin nachgewiesenen 158 Molluskenarten und Unterarten wurden 38,6 % als bestandsgefährdet eingestuft. Der Anteil gefährdeter Taxa ist bei den Muscheln mit 43,3 % am höchsten, gefolgt von 39,8 % bei den Landschnecken und 33,3 % bei den Wasserschnecken. Im Vergleich zur Roten Liste 2005 sank der Anteil bedrohter Taxa um 10,4 %. Während der Anteil der bedrohten Landschnecken lediglich um 4,1 % gesunken ist, ist er bei den Wasserschnecken um 17,8 % und bei den Muscheln sogar um 18,2 % gefallen. Die Ursachen hierfür liegen einerseits in der verbesserten Datenlage, vor allem bei den Wassermollusken, und andererseits in der veränderten Auswertungsmethodik nach LUDWIG et al. (2009). Bewertend lässt sich feststellen, dass sich die Biotopqualität in den letzten 10 Jahren in Berlin verschlechtert hat und zum Rückgang einiger anspruchsvoller Arten führte. Hinzu kommt, dass infolge zunehmender Ausbreitung von Neozoen eine rückläufige Bestandssituation einiger einheimischer Arten durch Verdrängung und Hybridisierung zu beobachten ist.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 661–667 50 Bearbeitet von Hans-Peter Reike und Wolfgang Bäse (1. Fassung, Stand: Dezember 2018) Einführung Moderkäfer sind weltweit verbreitet und werden in der Zeit der zunehmenden Globalisierung auch häufig – nicht zuletzt wegen ihrer geringen Körper- größe – verschleppt. Derzeit sind etwa 800 valide Arten beschrieben. In Deutschland wurden 84 Arten aus 14 Gattungen nachgewiesen (abzüglich Fehlmel- dungen und synonymen Artbezeichnungen; Bleich et al. 2018). In Sachsen-Anhalt sind derzeit 60 Arten aus 12 Gattungen bekannt. Moderkäfer bevorzugen verschiedene Habitat- strukturen, die jedoch stets an das Vorhandensein von (Schimmel-)Pilzen diverser Ausprägung gekoppelt sind. So finden sich bestimmte Latridiidae auf der feuchten und schimmligen Unterseite von Heu- und Strohhaufen (Cartodere nodifer (Westwood, 1839), Corticaria pubescens (Gyllenhal, 1827), C. serrata (Pay- kull, 1798), Dienerella filiformis (Gyllenhal, 1827), D. ruficollis (Marsham, 1802), Enicmus transversus (Olivier, 1790), E. histrio Joy & Tomlin, 1910, Latridius minutus (Linnaeus, 1767), L. porcatus (Herbst, 1793)). Wiesen stellen den Lebensraum von Stephostet- hus lardarius (DeGeer, 1775) dar. Alte Wälder bzw. Bestände mit langer Tradi- tion (Wälder, Alleen, Parks, Friedhöfe, teilweise auch Naturdenkmäler) werden von Arten besiedelt, die entweder an Baum- bzw. Staubpilze (Enicmus brevi- cornis (Mannerheim, 1844), E. fungicola Thomson, 1868, E. rugosus (Herbst, 1793), Latridius consimilis (Man- nerheim, 1844), L. hirtus (Gyllenhal, 1827)), bemooste Stammpartien (Enicmus testaceus (Stephens, 1830)) gebunden sind oder direkt unter verpilzter Rinde (Cor- ticaria alleni Johnson, 1974, C. bella Redtenbacher, 1849, Stephostethus alternans (Mannerheim, 1844)) bzw. bei Ameisen (Corticaria longicollis (Zetterstedt, 1838)) vor- kommen. In harzigen, am Boden liegenden Fichten- zapfen finden sich Corticaria longicornis (Herbst, 1783) und Dienerella elongata (Curtis, 1830). Aus Laub- haufen bzw. Haufen alter Äste mit Blättern können Dienerella clathrata (Mannerheim, 1844) und Cartod- ere constricta (Gyllenhal, 1827) gesiebt werden. In der Laubstreu am Stammfuß alter Bäume sind Corticaria serrata (Paykull, 1798) und Enicmus amici Lohse, 1981 vertreten. Asthaufen und relativ frisch abgebrochene Laubholzäste mit luftig lagernden, welken Blättern beherbergen Stephostethus pandellei (Brisbane, 1863). Nadelholzäste mit alten Nadeln werden von Corti- carina parvula (Mannerheim, 1844) und Stephostethus rugicollis (Olivier, 1790) bevorzugt. An Laubholzästen mit alten, teilweise bereits knusprig trockenen Blät- Moderkäfer (Coleoptera: Latridiidae) tern finden sich Cartodere bifasciata (Reitter, 1877), C. nodifer (Westwood, 1839), Corticarina minuta (Fabricius, 1792), C. similata (Gyllenhal, 1827), Cortinicara gibbosa (Herbst, 1793) und Stephostethus angusticollis (Gyl- lenhal, 1827). Im Kronenraum von alten anbrüchigen Laubbäumen ist Enicmus atriceps Hansen, 1962 per Lufteklektor nachzuweisen. An Gewässerufern sind in der Ufervegetation Corti- caria impressa (Olivier, 1790), C. umbilicata (Beck, 1817), Melanophthalma suturalis (Mannerheim, 1844), M. trans- versalis (Gyllenhal, 1827), weitere Melanophthalma-Ar- ten und Stephostethus rybinskii (Reitter, 1894) vertreten. Auf Halbtrockenrasen kann man durch Kescher- fang Corticarina truncatella (Mannerheim, 1844) finden. Diese Art scheint bei Ameisen zu leben (Rücker 2018). Auch C. umbilicata (Beck, 1817) tritt hier auf. Trockene Wegränder sind häufig der Fundort von Arten der Melanophthalma-taurica-Gruppe und M. distinguenda (Comolli, 1837). Corticaria obscura Brisout de Barneville, 1863, Cortinicara gibbosa (Herbst, 1793), Corticarina minuta (Fabricius, 1792) und Melano phthalma maura Motschulsky, 1866 können in alten Distelköpfen (Cirsium spec.) oder an Karde (Dipsacus spec.) nachgewiesen werden. Synanthrop sind auch einige Arten zu finden, wie beispielsweise Dienerella-Arten, Corticaria fulva (Co- molli, 1837) und Thes bergrothi (Reitter, 1880). Die als Neozoon eingestuften Arten Adistemia watsoni (Wollaston, 1871), Cartodere bifasciata (Reitter, 1877) und Migneauxia lederi Reitter, 1875 werden hier nicht berücksichtigt. Von Corticaria ferruginea Marsham, 1802 liegen derzeit keine Nachweise vor (vgl. Bleich et al. 2018), da die bei Borchert (1951) genannten Fundorte nicht in Sachsen-Anhalt liegen. Zumindest xylobionte Moderkäfer sind als bedeu- tende Faunenelemente und Bioindikatoren zur Ein- schätzung der Biotopqualität verschiedener Lebens- räume von Bedeutung. Eine Übersicht zu xylobionten Käferarten findet sich bei Schmidl & Bussler (2004). Müller et al. (2005) stellten zusätzlich sogenannte „Urwaldreliktarten“ zusammen. Diese Liste wurde von Lorenz (2010) ergänzt und erweitert. Stephostet- hus alternans (Mannerheim, 1844) sollte der Liste der „Urwaldreliktarten“ hinzugefügt werden. Datengrundlagen Als Datengrundlage dienen die Sammlungen Bäse (Wittenberg), Brunk (Dresden), Jung (Athenstedt), Reike (Chemnitz), Renner (Bielefeld), Rücker (Neuwied), Schöne (Dessau) sowie wenige Exemplare aus den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dres- den (SNSD). Weiterhin berücksichtigt wurden faunis- 661 Moderkäfer tische Angaben aus der Literatur von Bäse (2007, 2008, 2010, 2011, 2013), Borchert (1951) Horion (1961), Jung (2007a, 2007b, 2010, 2012, 2014), Jung et al. (2016), Renner (2009) und Ziegler (2006). Die Determination der Arten folgt Peez (1967), Rücker (1983, 1992, 1998, 2018) sowie Rücker & John- son 2007; die Nomenklatur richtet sich nach Johnson (2007) sowie Reike (2013). Bemerkungen zu ausgewählten Arten Corticaria bella Redtenbacher, 1849 Die Art ist in alten Eichenbeständen mit langer Habitat- tradition heimisch. Die Tiere werden in der Regel von dürren Eichenästen geklopft, wurden aber auch an einer alten Kiefer entdeckt (Horion 1961). Erste Nachweise für Sachsen-Anhalt meldete Jung (2014) aus Eklektoren. gibt in Deutschland derzeit nur Nachweise aus Sach- sen-Anhalt (Bäse 2010) und Bayern (Bleich et al. 2018). Corticaria longicornis (Herbst, 1783) C. longicornis wurde bisher als „Corticaria abietorum Motschulsky, 1867“ bezeichnet. Die früher „Corticaria longicornis“ benannte Art hieß dann „Corticaria poro- chini Johnson 2007“ (Johnson 2007) und jetzt Corticaria aphictoides Reitter, 1898 (Rücker 2013). C. longicornis wird meist in Höhenlagen zwischen 300 und 700 m gefun- den. Die Tiere leben in Fichtenzapfen (Rücker 2018). Corticaria polypori J. Sahlberg, 1900 Alte Laub- und Nadelwälder sind die bevorzugten Aufenthaltsorte von Corticaria polypori (Koch 1989, Reike et al. 2005). Erste Vertreter aus Sachsen-Anhalt meldet Jung (2007b). Corticaria dubia Dajoz, 1970 Von Jung (2007b) wird ein Nachweis aus einer Bo- denfalle bei Fischbeck aufgeführt. Die Käfer werden meist auf Waldbrandflächen bzw. an verkohltem Holz gefunden (Rücker 2018).Corticaria rubripes Mannerheim, 1844 Die Art wurde bisher als „Corticaria linearis (Paykull, 1798)“ bezeichnet. Die Käfer werden in Koniferen- Zapfen, in modernder Nadelstreu und auch im Be- reich von Wildfütterungen gefunden (Rücker 2018). Corticaria fagi Wollaston, 1854 C. fagi lebt in trockenen Eichenwäldern (Koch 1989). Die Angaben zum Vorkommen in Weinbergen (Horion 1961, Koch 1989) müssen überprüft werden. Jung (2010) ver- zeichnet den ersten Beleg für Sachsen-Anhalt am Licht.Corticaria saginata Mannerheim, 1844 C. saginata lebt in Heidegebieten und in lichten Kie- fernwäldern an Calluna vulgaris (L.) Hull und Sarot- hamnus scoparius (L.) Wimmer ex Koch (Rücker 2018). Sie wurde auch in Moorgebieten und auf trockener Heidefläche in dicker Nadelschicht unter Kiefern fest- gestellt (Horion 1961). Corticaria foveola (Beck, 1817) Die Art wird meist in Fichtenwäldern gefunden. Bei Bleich et al. (2018) werden wenige Belege für Deutsch- land genannt, nur in Sachsen-Anhalt gelang ein Nachweis nach dem Jahr 2000 (Jung 2012). Die Tiere leben an schimmelndem Holz und Reisig und in Zap- fen von Pinus und Picea (Horion 1961, Rücker 2018). Corticaria interstitialis Mannerheim, 1844 C. interstitialis ist bislang nur aus vier Bundesländern bekannt, aktuelle Funde (nach den Jahr 2000) gibt es derzeit in Sachsen-Anhalt und Bayern (Bleich et al. 2018). Die Käfer scheinen vor allem in Moorfichtenbe- ständen vorzukommen (Rücker 2018). Corticaria lapponica (Zetterstedt, 1838) Die Art lebt in alten Wäldern und Parks unter der Rinde alter Bäume, in Polyporus-Pilzen an Birke (Rücker 2018) und unter verpilzter Rinde (Horion 1961). Es Corticarina parvula (Mannerheim, 1844) An frischen und alten, gut belüfteten Fichtenästen kann diese Spezies, früher als „Corticarina obfuscata Strand, 1937“ bezeichnet, nachgewiesen werden. Dienerella elongata (Curtis, 1830) Die Art wurde bei Johnson (2007) unnötigerweise in Dienerella vincenti Johnson 2007 umbenannt. Diese Umbenennung ist korrigiert (Reike 2013). Dienerella filum (Aubé, 1850) D. filum wurde seit langem nicht mehr belegt. Die Art ist synanthrop in alten Häusern und Scheunen zu finden. Manchmal gibt es auch Massenvorkommen, allerdings ist ein solches den Autoren aus Sachsen- Anhalt unbekannt. Der letzte Nachweis stammt vom 01.01.1993 – Totfund in einer Wohnung in Witten- Abb. 1: Corticaria bella wird selten nachgewiesen. Synanthrope Vorkommen sind aufgrund trockengelegter Keller und durch das Verschwin- den von alten Scheunen bedroht. Abb. 2: Dienerella filum ist ein seltener Moderkäfer alter Eichenwälder mit langer Habitattradition. Abb. 3: Enicmus testaceus kann im Stammoos alter Eichen nachgewiesen werden. Abb. 4: Stephostetus pandellei findet sich in Wäldern an relativ frisch abgestorbenen Laubblättern abgestorbener Äste sowohl in Laub- als auch in Nadelholzbeständen (Fotos: H.-P. Reike). 662 Moderkäfer 12 34 663
Das Projekt "Management von Offenland im Wald" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Bremen, Institut für Ökologie, Arbeitsgruppe Vegetationsökologie und Naturschutzbiologie.Zielsetzung und Anlass des Vorhabens Äsungsflächen des niedersächsischen Staatswaldes bilden ökologisch einzigartige Strukturelemente für eine mannigfaltige Lebensgemeinschaft aus Tier- und Pflanzenarten. Andere Flächen sind gekennzeichnet durch eine massive Ausbreitung von Brachezeigern. Dabei fehlen Kenntnisse zum Handlungsbedarf und zur potentiellen Gefährdung der Biotope durch ungeeignete Maßnahmen. Ziel des Projekts ist die Erhaltung, Wiederherstellung und Etablierung des gesamten Spektrums an Offenlandbiotopen im Wald unter besonderer Berücksichtigung seines Wertes für Reh- und Rotwild. Kern des Vorhabens ist die Erarbeitung eines Managementplans für die wichtigsten Offenlandbiotope im Wald. Der Plan soll einer Revierleiterin oder einem Revierleiter ermöglichen, anhand leicht erkennbarer Kennarten oder Deckungsgrade von Brachezeigern den ökologischen Wert und die Pflegenotwendigkeit eine Fläche einzuschätzen und die Erfolg versprechende Maßnahme festzulegen. Zusätzlich soll das Management so ausgelegt sein, dass die Forstämter an bestehenden und künftigen Förderprogrammen teilnehmen können. Fazit Weder die intensive Form des Umbruchs noch die bequeme des Mulchens (Mahd ohne Abräumen des Schnittgutes) kann als Maßnahme zur Steigerung standorttypischer Diversität gelten. Auf den vermoosten Flächen steigert oberflächliches Aufkratzen des Bodens (Striegeln) unabhängig vom Grünlandtyp die floristische Vielfalt und damit die Biotopqualität. Ein Einfluss der Nährstoffversorgung des Bodens auf die Artenvielfalt ist nicht erkennbar. Durch das Auftreten leicht erkennbarer Zeigerpflanzen des Verfilzungsgrades und der Störungsintensität haben Bewirtschafter die Möglichkeit, den Status einer sich ändernden Biotopqualität des Standorts anhand weniger Arten frühzeitig festzustellen. Kostensparendes, aber ökologisch nicht weniger effizientes Management von Offenland im Wald lässt sich ohne Ernte des Aufwuchs und ohne Umbruch durchführen. Dagegen bildet natürlicher Umbruch durch Wildschweine einer der wichtigsten Faktoren für Artenvielfalt. Die Option Verwertung bleibt weiterhin offen: Ob und welche Verwertungsmöglichkeiten eines Futters mit den hier festgestellten Konzentrationen an Makro- und Mikronährstoffen bei insgesamt geringen Rohproteingehalten und dem Vorkommen von Giftpflanzenarten sich anbieten, wird noch der Recherche und gegebenenfalls Fütterungsversuchen an Nutz- oder Zootieren bedürfen.
Das Projekt "Biotopschutzkosten in der Schweiz" wird/wurde gefördert durch: Fondation pour la Nature. Es wird/wurde ausgeführt durch: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.Ausgangslage: Quelle: TWW-Projekt, BAFU Das Natur- und Heimatschutzgesetz bildet die gesetzliche Grundlage zum Schutz, zur Erhaltung und zur Förderung der Biotope von nationaler Bedeutung. Erfolgskontrollen des BAFU und der Umweltprüfbericht 2007 der OECD zeigen, dass momentan die gesteckten Ziele zum Schutz dieser Biotope nicht zufrieden stellend erreicht werden. Ein Grund für diesen unzureichenden Vollzug sind unter anderem zu knappe Mittel für die Umsetzung dieses gesetzlichen Auftrags. Ohne konkrete Zahlen, die zeigen wie gross die finanzielle Lücke für die Erfüllung der nationalen Naturschutzaufgaben ist, bleiben allgemeine Forderungen nach mehr Mittel für den Naturschutz ohne Wirkung. Im Gegenteil: Im Zuge von Sparrunden war der Natur- und Landschaftsschutz in den letzten Jahren wiederholt Opfer von Budgetreduktionen. Um die Politik zum Handeln zu bewegen, braucht es konkrete, wissenschaftlich fundierte Zahlen, die aufzeigen wie viel Gelder für die Erfüllung des gesetzlichen Auftrags notwendig sind. Erwartete Resultate: Im Rahmen dieses Projekts werden die notwendigen Mittel für den Erhalt und für nötige Aufwertungen von Biotopen von nationaler Bedeutung errechnet. Durch die Erkenntnis, wie viel der Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung kostet, wird die politische Debatte über einen gesetzeskonformen Vollzug des Natur- und Landschaftsschutzes ergänzt. Gleichzeitig wird ein Projektbericht erstellt und es werden publikumswirksame Veröffentlichungen verfasst. Methoden: In Zusammenarbeit mit ProNatura werden auf Grund von konkreten Biotopschutzprojekten die Kosten pro Hektare der fünf Biotoptypen errechnet (Flachmoore, Hochmoore, Auen, Trockenwiesen und -weiden, Amphibienlaichgebiete). Vorerst werden die Kosten für eine Standarthektare von jedem Biotoptyp bestimmt. Diese Standarthektare stellt für jeden Biotoptyp eine Kostenvariante ohne ausserordentliche Pflegeschritte dar. In einem weiteren Schritt werden kostenwirksame Faktoren identifiziert, welche die Objekte von der Standarthektare unterscheiden. Diese Faktoren entsprechen Zusatzkosten pro Hektare, welche zu den Kosten einer Standarthektare gezählt werden. Solche Faktoren werden zum Beispiel Pflegeformen, Topographie, Besucherpotential und Biotopqualität sein. Durch die vollständige Inventarisierung der Biotope von nationaler Bedeutung besteht eine gute räumliche Datengrundlage, welche erlaubt, die Kosten auf die ganze Schweiz hochzurechnen. Um diese Hochrechnung durchzuführen, wird in enger Zusammenarbeit mit der WSL-Forschungsgruppe Landschaftsmodellierung ein GIS-tool entwickelt.
Das Projekt "Methodische Ansätze zur Sicherung und Entwicklung ökologischer Qualitätsniveaus in städtischen Siedlungsräumen" wird/wurde ausgeführt durch: Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V..Die stadtökologische Qualität ist Teil der Umweltqualität. Sie gilt neben der Immissionsschutzqualität, Landschaftsqualität und Biotopqualität als Maß der Abweichung des städtischen Umweltzustandes von gesellschaftlichen Zielvorgaben für den Umwelt- und Naturschutz. Der Umweltzustand wird mit Hilfe der Indikatoren Bodenversiegelung und Grünvolumen gemessen. In Fortsetzung einer Forschungslinie 'Flächenleistung und ökologische Qualität' (s. a. Arlt et al. 2001) sind mit den nutzungsstrukturellen Determinanten, der differenzierten Brachflächennutzung und dem qualifizierten Baulandkataster methodische Ansätze zur Sicherung und Entwicklung der stadtökologischen Qualität untersucht worden. Die methodischen Ansätze entspringen unterschiedlichen disziplinären Sichtweisen, in deren Mittelpunkt die umweltgerechte Flächennutzung in der steht. Die empirischen Untersuchungen erfolgten in den , der Grundgesamtheit einer Städtekategorie Deutschlands sowie auf der Grundlage eines , das sowohl zweidimensionale Elemente (versiegelte, offene Fläche, Grün- und Wasserfläche) als auch dreidimensionale Elemente (Vegetation und Gebäude) einbezieht. Den Forschungsschwerpunkt bilden die Wirkungsbeziehungen zwischen Flächennutzungsstrukturen, Grünflächenanteilen und . Des Weiteren interessieren das stadttypische ökologische Leistungsvermögen, die nutzungsstrukturellen Lagewerte der Städte und daraus abgeleitete strategische Orientierungswerte im Handlungsfeld Flächennutzung. Die Ergebnisse nehmen auf methodische Grundlagen, Modelle und Stadttypen Bezug. Hervorzuheben sind die Qualifizierung des städtebaulichen Strukturtypenansatzes nach Heber, Lehmann (1993) für das Attribut Grünflächenausstattung und die Grünmustererkennung mit Hilfe der . Einen Ergebnisschwerpunkt bilden die für die Raumebenen Kernstadt und Stadtregion. Im Ergebnis stadttypologischer Untersuchungen der 116 kreisfreien Städte Deutschlands ...
[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] Bockkäfer Rote Liste der ausgestorbenen, verschollenen und gefährdeten Bockkäfer in Rheinland-Pfalz Bearbeitet von Dr. Manfred Niehuis Ministerium für Umwelt und Forsten Titelseite (Anmerkungen zu den Bildern finden Sie auf Seite 28) 2 1 1 Phytoecia rubropunctata – Rotpunktierter Walzenhalsbock 2 Clytus tropicus – Wendekreis-Widderbock 3 Phytoecia pustulata – Schafgarben-Böckchen 3 4 Chlorophorus sartor – Weißbindiger Widderbock 6 Acanthocinus aedilis – Zimmermannsbock 5 Aromia moschata – Moschusbock Bockkäfer Rote Liste der ausgestorbenen, verschollenen und gefährdeten Bockkäfer in Rheinland-Pfalz (Stand: 01.01.2000) Bearbeitet von Dr. Manfred Niehuis 7 Mesosa curculionides – Achtfleckiger Augenfleckbock Foto: DR. F. BRECHTEL 2| | Rote Liste | Bockkäfer | Inhaltsverzeichnis Vorwort 1. Einleitung3 2. Gefährdungskatalog4 3. Ursachen der Gefährdung von Bockkäferpopulationen in Rheinland-Pfalz21 4. Empfehlungen für Schutz- und Pflegemaßnahmen23 5. Literaturverzeichnis25 6. Bildlegenden für Titel- und Umschlagseiten28 Herausgeber Ministerium für Umwelt und Forsten Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Internetadresse www.muf.rlp.de Redaktion Ludwig Simon unter Mitarbeit von Dr. Dieter Rühl und Judith Berens Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz Amtsgerichtsplatz 1 55276 Oppenheim Gestaltung Diplom-Designer (FH) Uwe Zentgraf Institut für Mediengestaltung und Medientechnologie Fachhochschule Mainz Druckbetrieb Rhein Main Druck – Mainz 1. Auflage / 2000 (5000 St.) Mit der Vorlage der Roten Liste Bockkäfer wird die doch ansehnliche Reihe sol- cher Bearbeitungen in un- serem Bundesland erneut erweitert. Diese Ergänzung ist wichtig, stellen Bock- käfer doch Vertreter be- stimmter Lebensgemeinschaften dar, die ansonsten nicht so gut beschrieben und be- wertet wären. Leider besteht die dringende Notwendigkeit für solche Bewertungen in der Form Roter Listen, da nahezu alle Nutzungsarten gefährdend wirken. Natur- schutz ist wichtiger denn je. Wir haben daher neue Wege eingeschla- gen: So stellen wir inzwischen jede Nut- zungsform auf den Prüfstand, ob sie dau- erhaft umweltgerecht - also nachhaltig - ist oder nicht. In der Folge hiervon ändern sich auch die Nutzungen in der Land- und Forstwirtschaft, Flurbereinigung, Was- serwirt-schaft und in vielen anderen Be- reichen. Die Stärke dieser Entwicklung wird ganz entscheidend beeinflusst durch überzeugende Sachargumente - auch der Roten Liste Bockkäfer, wofür ich Herrn Dr. Niehuis für seinen erneuten Beitrag besonders danke. Klaudia Martini Ministerin für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz Die nachfolgende Rote Liste basiert auf den Ergebnissen des vom Bearbeiter erstellten Ver- breitungsatlasses der Bockkäfer in Rheinland- Pfalz und im Saarland (Projekt am Institut für Biologie der Universität Koblenz-Landau, Abt. Landau). | Rote Liste | Bockkäfer | |3 1. Einleitung Die Bockkäfer zählen zu den bekanntesten Käferfamilien. Zu ihnen gehören gefürchtete Nutzholzschädlinge wie der Hausbock eben- so wie einige Riesen unserer Insektenfauna (Körner-, Mulm-, Säge- und Großer Eichen- bock (Heldbock)). Lange bevor im Rahmen der Erstellung Roter Listen Kunstnamen er- sonnen wurden, waren für viele Bockkäfer bereits treffende Volksnamen gebräuchlich, die sich bis heute erhalten haben: Beweis für ihre Bekanntheit und Popularität. Größe, Vielgestaltigkeit und Färbung dieser Insekten haben dazu beigetragen, dass sie zu einer klassischen Einstiegsgruppe für Koleopte- rologen wurden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass wir über Verbreitung und Lebensansprüche der Bockkäfer heute vergleichsweise gut informiert sind. Alle Bockkäferarten leben als Larven von pflanzlichen Substraten, einzelne frei im Bo- den von Wurzeln, im Innern von Grashal- men und Kräutern, die ganz überwiegende Mehrzahl in Hölzern, deren Zustand höchst unterschiedlich sein kann: lebend, anbrüchig, abtrocknend, staubtrocken, nassfaul, verpilzt etc. Die Larvenentwicklung kann ein Jahr, je nach Art auch zwei, drei und - bei nährstoff- armer Nahrung - auch viele Jahre dauern. Einige Arten entwickeln sich in Pflanzen nur einer Gattung oder einer Familie, andere sind polyphag. Die meisten Arten legen die Puppenwiegen in Wurzeln, Stängeln, Zweigen und Stämmen, im Holz oder in bzw. unter der Rinde an, einige Arten ge- hen zur Verpuppung in die Erde, in der zwei Arten sogar ihre gesamte Entwicklung durchmachen. Die Imagines halten sich auf den Brutpflan- zen auf, der flugunfähige Grauflüglige Erd- bock auf dem Boden. Bei guter Witterung sind Bockkäfer flugaktiv, ein Teil bei Tage, an- dere in der Dämmerung oder bei Nacht. Viele Arten sind Blütenbesucher und leben von Blütenpollen und Nektar, sind also Bestäuber, andere nehmen Baumsäfte zu sich oder benagen Rinden und Blätter, einige sollen als Imagines gänzlich ohne Nahrung auskom- men. Unter natürlichen Bedingungen stirbt der Käfer bald nach der Fortpflanzung. Da die Bockkäfer überwiegend xylobiont leben, sind sie in besonderem Maße auf das Vorhandensein eines ausreichenden Ange- bots an Alt- und Totholz, an hohlen Bäumen und dergleichen angewiesen. Die Degenerie- rung vieler Wälder zu artenarmen, schwach- stämmigen Forsten mit dichtem Kronen- schluss hat dazu geführt, dass das Arten- spektrum verarmt ist und anspruchsvolle Arten verschwinden: Bockkäfer sind gerade- zu Indikatoren für die Biotopqualität eines Waldes (s.a. GEISER 1992). Die Gefährdung von Arten dieser attraktiven Familie hat in verschiedenen Ländern den Anstoß zu Untersuchungen gegeben und zur Erstellung bzw. Konzipierung Roter Listen geführt (z.B. BRINGMANN 1993, GEISER 1992, MUNRBR ca. 1992). In Rheinland-Pfalz sind mehrere Bockkäfer- arten sehr selten geworden oder bereits verschollen bzw. ausgestorben. Einige Arten kommen oder kamen hier an der Peripherie ihres Gesamtareals vor, eine Art innerhalb Deutschlands ausschließlich in unserem Bun- desland. Mit Blick auf die Erhaltung dieser Arten erstellten KOCH & NIEHUIS (1979) einen ersten Entwurf einer Roten Liste. Die Bear- beitung des Verbreitungsatlasses der Bockkä- fer von Rheinland-Pfalz und des Saarlandes bietet den Anlass, auf der Basis eines sehr
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