API src

Found 33 results.

Methanemissionen aus Kleinseen: Dynamik und Verteilungsmuster (MethDyn)

Kleinseen stellen eine bedeutende Quelle von Methan im globalen Methanhaushalt dar. Diese Seen weisen pro Flächeneinheit höhere Methanflüsse auf als große Seen und haben einen wesentlichen Anteil an den weltweiten Methanemissionen aus Seen. Allerdings sind die Abschätzungen der seeweiten Methanemissionen mit sehr großen Unsicherheiten behaftet. Das liegt daran, dass es nur wenige und unzureichende Messungen und Modellansätze gibt, die die zeitliche und räumliche Variabilität von Methan in Seen erfasst. Die Ziele des Projekts sind die Dynamik und Verteilungsmuster von Methan in und Methanemissionen aus Kleinseen zu untersuchen sowie die Eigenschaften der Seen zu charakterisieren und die Prozesse zu quantifizieren, die die seeweiten Methanemissionen aus Kleinseen bestimmen. Ein spezieller Fokus des Projekts liegt dabei auf der relativen Bedeutung und zeitlichen Variabilität der räumlichen Methangradienten, der Herbst-Vollzirkulation und der verschieden Emissionspfade für die jährlichen, seeweiten Methanemissionen. Am Beispiel von sechs Kleinseen, die unterschiedliche Eigenschaften besitzen, werden intensive Feldexperimente durchgeführt. Während der Feldexperimente werden unter Berücksichtigung der Hauptemissionspfade die seeinterne Dynamik, räumliche Heterogenität, seeweite Verteilung und zeitliche Variabilität von gelöstem Methan und Methanemissionen zusammen mit den abiotischen Bedingungen in den sechs Kleinseen gemessen und analysiert. Dabei kommen neuste Messtechniken zum Einsatz (Eddy-Kovarianz System, Ein- und Mehrfrequenz Echolote, Methansonden, automatisierte Methanflusskammern und -trichter, tragbarer Treibhausgasanalysator, Sauerstoff- und Kohlendioxid-Optoden), die mit einer intensiven Wasserprobenahme und -analyse (gelöstes Methan, Methan-Isotopenzusammensetzung, Methan-Oxidationsraten und andere Wasserinhaltsstoffe) verknüpft werden. Diese Kombination erlaubt eine genaue und zuverlässige Aufnahme aller im Kontext nötigen abiotischen Parameter und im Speziellen der gelösten Methankonzentration mit einer hohen zeitlichen und räumlichen Auslösung. Die Feldexperimente werden durch numerische Simulationen zur Dynamik von Methan mit einem 3D Methan Modell komplettiert. Ziel dieser Modellrechnungen ist es, den horizontalen Transport, die Dynamik, Verteilung sowie den seeweiten, diffusiven Fluss von gelöstem Methan in die Atmosphäre bei sich ändernden Randbedingungen zu untersuchen. Des Weiteren wird mit numerischen Experimenten bestimmt wie sich ein verändertes Klima und unterschiedliche Windszenarien auf den diffusiven Fluss von gelöstem Methan in die Atmosphäre während Zirkulationsphasen auswirken und deren relativen Anteil an den seeweiten, jährlichen Emissionen verändern.

WRRL Überblicksweise Überwachung Seen

Die überblicksweise Überwachung dient der Bewertung des Zustands und langfristiger Veränderungen und wird in Schleswig-Holstein an den fünf großen Seen größer 10 km² Seefläche durchgeführt. Eine überblicksweise chemische Überwachung findet mindestens einmal in sechs Jahren statt. Bei der biologischen Überwachung der Seen liegt das Intervall bei einem bis drei Jahren.

Deutsch-amerikanische Umwelt- und Ressourcengeschichte

Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sichern reichlich vorhandene natürliche Ressourcen des nordamerikanischen Kontinents die Existenz der ersten deutschen Emigranten verschiedenster religiöser Minderheiten. Die Gründungen von deutschen Siedlungen in Pennsylvania und North Carolina zeigen schon frühe Maßnahmen des Waldschutzes und einer ersten nachhaltigen Holznutzung, die sowohl auf einer Inventarisierung des Ressourcenpotenzials als auch auf einer entsprechenden Nutzungskontrolle basieren. Im 18. und 19. Jahrhundert wird dagegen die deutsche Auswanderung nicht nur durch landwirtschaftliche Missstände, sondern auch durch eine regional aufkommende 'Holznot' verstärkt, die Bauern, Handwerker und Arbeiter gleichermaßen betrifft. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden erste Eisen- und Glashüttenstandorte in Pennsylvania, New York State und anderen Staaten an den großen Seen gegründet, die zunächst stark an die Ressource Holz und Steinkohle gebunden sind und entsprechend negative Auswirkungen auf Wald und Umwelt zeigen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind aufgrund der großen Entwaldungen erste Anfänge einer nordamerikanischen Naturschutzbewegung zu erkennen. In der Folgezeit werden vermehrt Kahlflächen aufgeforstet und zu Ende des 19. Jahrhunderts erste forstliche Ausbildungsstätten von deutschen Forstwissenschaftlern gegründet. Ein intensiver deutsch-amerikanischer Fachaustausch findet bis Ende der 1930er Jahre statt. Erste Studien zeigen, dass eine retrospektive Forschung wertvolle Rückschlüsse auf die Entwicklung des deutsch-amerikanischen Wald- und Naturverständnisses ermöglicht eine in heutiger Zeit noch weitgehend unbeachtete, dafür aber umso wichtigere Komponente der Umweltwahrnehmung. Gleichzeitig ist die besondere Bedeutung eines nachhaltigen Ressourcenmanagement aufzuzeigen. Folgende wissenschaftliche Fragen lassen sich ableiten: - Sozial- und mentalitätsgeschichtlich: In welcher Form und in welchem Maße wirkten sich Erfahrungen erlebter Ressourcenknappheit der Auswanderer auf Reaktionen auf die sich im 19. Jahrhundert zunehmend verschlechternde Waldressourcenqualität in den USA aus ? - Umweltgeschichtlich: Ist bereits im 18. und 19. Jahrhundert eine dezidierte Umweltwahrnehmung im deutsch-amerikanischen Auswanderungsmilieu festzustellen ? - Forstgeschichtlich: Inwiefern trägt eine von außerhalb der Staatsgrenzen erfolgte kritische Betrachtung sowohl nordamerikanischer als auch deutscher Waldbewirtschaftung dazu bei, auf beiden Seiten forsthistorische Aussagen des 19. und 20. Jahrhunderts zu relativieren ? - Ressourcenpolitisch: Welche Ansatzpunkte liefert eine zeitnähere und räumlich verlagerte Untersuchung der Ressourcenproblematik in den USA, um die heutige Gesellschaft und Politik für einen nachhaltigen Umgang mit ihren Lebensressourcen zu sensibilisieren ?

Microsoft PowerPoint - TBS-Präsentation-LENA-Wärmeplan Muldestausee-23-11-2023

Unsere Kohlevorräte sind eine unverhoffte Erbschaft, welche die Erben veranlasst, die Grundsätze einer dauerhaften Wirtschaft vorläufig aus den Augen zu verlieren und in den Tag hinein zu leben. Die dauerhafte Wirtschaft muss ausschließlich auf die regelmäßige Benutzung der jährlichen Strahlungsenergie gegründet werden. Wilhelm Ostwald Deutscher Nobelpreisträger, Leipzig 1909 Bernd Felgentreff Mittelstr. 13 a 04205 Leipzig-Miltitz Tel.: 0341 / 94 11 484 Fax : 0341 / 94 10 524 Funktel.: 0178 / 533 76 88 E-Mail: tbs@bernd-felgentreff.de web: www.bernd-felgentreff.de Bürgermeister Ferid Giebler zu den Ergebnissen in Muldestausee Teil 1 „Es liegen etliche natürliche und offensichtlich unerschöpfliche Ressourcen vor unserer Haustür in der Gemeinde Muldestausee. Mit der Mulde und mehreren großen Seen haben wir riesige Wärmespeicher (Seethermie), die nutzbar gemacht werden können. Darüber hinaus ist die Gemeinde mit Ihren 137 km² zu 50 Prozent mit Wald bedeckt und 1/3 der Fläche landwirt- schaftlich genutzte Fläche, welche ein erhebliches Potenzial für biogene Stoffe darstellen, die nutzbar gemacht und nicht über weite Strecken für eine stoffliche Verwertung transportiert werden müssen. …“

EG Wasserrahmenrichtlinie Fließgewässer Seen Leitfaden Maßnahmenplanung Leitfaden Maßnahmenplanung Oberflächengewässer Teil B: Maßnahmenplanung an Seen

Niedersachsen weist 27 stehende Gewässer auf, die größer als 50 Hektar sind und den weiteren Anforderungen der EG-WRRL entsprechen. Die wenigen großen Seen sind wertvolle und bereichernde Elemente in der Kulturlandschaft. Sie sind wichtig für die Erholungs- und Freizeitnutzung wie z.B. das Steinhuder Meer oder auch von großer naturschutzfachlicher Bedeutung wie das Ewige Meer als größter Hochmoorsee in Deutschland. Der verstärkte Eintrag von Nährstoffen stellt heute das Hauptproblem für die Gewässergüte der Stillgewässer dar. Dadurch kommt es zur Eutrophierung der Seen, ein Vorgang, der die Beschaffenheit des Seeökosystems verändert und sich negativ auf viele biologische und chemische Qualitätskomponenten auswirkt. Für die nach EG-WRRL zu betrachtenden Stillgewässer besteht überwiegend akuter Handlungsbedarf. Der Leitfaden Stillgewässer gibt den mit der Maßnahmenplanung befassten Akteuren Empfehlungen zu Auswahl, Prioritätensetzung und Umsetzung von Maßnahmen zur Entwicklung der großen Seen in Niedersachsen mit Hinweisen zum zielgerichteten Vorgehen für eine Verbesserung des Gewässerzustandes. Nach dem allgemeinen Teil, der sich mit Rechtsgrundlagen, Planungsinstrumenten und Fördermöglichkeiten beschäftigt, werden die Seen in Seensteckbriefen kurz dargestellt. Als Schwerpunkt dieser Arbeitshilfe werden die Defizite der großen niedersächsischen Seen beschrieben und deren Ursachen dargestellt. Daraus werden Maßnahmen abgeleitet, die geeignet sind, die Seen in Richtung des guten ökologischen Zustandes bzw. des guten ökologischen Potenzials zu entwickeln. Abschließend wird ein Vorschlag zur Priorisierung der Seen hinsichtlich der Durchführung der Maßnahmen abgegeben. Die geeigneten Maßnahmen werden in Maßnahmensteckbriefen vorgestellt, in denen auch Hinweise zu Kosten, Literatur und Maßnahmenbeispielen gegeben werden. Weiterhin sind ausführliche Seeberichte mit einer Zusammenstellung der derzeit vorliegenden Daten im Anhang zu finden. Indem die Maßnahmen auf Seenkategorien bezogen sind, lassen sich mit dieser Arbeitshilfe auch Planungen für kleinere Seen ableiten. Im Webshop des NLWKN kann der Leitfaden, soweit vorhanden, bestellt werden bzw. steht hier zum Download bereit!

Kapitel 17 Egel Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 379–386 17 Bearbeitet von Clemens Grosser (3. Fassung, Stand: Dezember 2018) Einführung und Datengrundlagen Seit dem Erscheinen der zweiten Fassung der Roten Liste der Egel des Landes Sachsen-Anhalt (Grosser 2004a) haben sich einige Erkenntnisse zur Fauna der Hirudinida ergeben, die eine Aktualisierung der Roten Liste dieses Taxons notwendig erscheinen lassen. Die Artenliste der für Sachsen-Anhalt gemeldeten Egelarten konnte erfreulicherweise erweitert werden. So konnte erstmals der seltene Schwarzbäuchige Viel- fraßegel (Haemopis elegans) für unser Bundesland nachgewiesen werden. Vor allem aber Nachweise aus der Familie Piscicolidae (Fischegel) erweiterten das be- kannte Artenspektrum, wie z. B. von Piscicola respirans Troschel, 1850 (Grosser 2007). Durch den polnischen Hirudinologen Aleksander Bielecki erfuhr diese Familie eine umfassende Revision (Bielecki 1997). Einige der aus Polen beschriebenen Fischegel konnten auch schon für Deutschland und speziell Sachsen-Anhalt sicher nachgewiesen werden. Eine Einschätzung der Ge- fährdung ist aber zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich, so dass in der vorliegenden Fassung diese Taxa nicht berücksichtigt werden. Überhaupt stellt die Erfassung von Daten zur Egelfauna ein Problem dar, da Egel bei faunistischen Untersuchungen in der Regel keine angemessene Beachtung finden. Somit standen nur wenige historische und aktuelle Quellen für die Analyse der Gefährdung der Egelarten zur Verfügung. Die Aussage, ob eine Art im Gebiet schon immer selten war oder ein Bestandsrückgang zu verzeichnen ist, kann nur im Rahmen einer langfristigen Datensamm- lung getroffen werden. Lediglich bei einzelnen Arten war anhand meist sehr pauschaler Häufigkeitsanga- ben in der älteren Literatur auf einen derzeitigen Be- standsrückgang zu schließen. Im wesentlichen konnte sich der Verfasser nur auf seine eigenen faunistischen Erhebungen beziehen. Einige mündliche und schriftli- che Mitteilungen anderer Naturfreunde, die durch den Verfasser größtenteils verifiziert wurden, ergänzten die Datenquellen. Bemerkungen zu ausgewählten Arten; Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Von den ca. 50 in Deutschland bislang aufgefundenen Süßwasseregelarten konnten 30 auch in Sachsen-An- halt sicher nachgewiesen werden. Weiterhin wurden auch Glossiphonia paludosa (Carena, 1824) und G. verrucata (Fr. Müller, 1844) gemeldet (Wilhelmy & Scharf 1996), wobei die Funde noch nicht verifiziert werden Egel (Hirudinida) konnten. Wiederholt beruhten in der Vergangenheit vermeintliche Nachweise dieser seltenen Egel auf Fehl- bestimmungen. Deshalb wird momentan auch noch von einer Aufnahme der beiden Arten in die Rote Liste abgesehen. Gesicherte Nachweise beider Arten liegen jedoch aus dem brandenburgischen Havelgebiet vor (Kalbe 1965). Meldungen weiterer Arten sind für die Zukunft nicht auszuschließen. Weiterhin ist mit einem Auftreten von Trocheta pseudodina Nesemann, 1990 in der Weißen Elster zu rechnen, da diese Art im Stadt- gebiet Leipzigs in besagtem Fließgewässer vorkommt, wenngleich nicht häufig. Auch der aus der Wisper beschriebene Gebirgsegel Trocheta taunensis Grosser, 2015 ist für die Harzregion nicht auszuschließen. Gestreifter Schneckenegel – Alboglossiphonia striata (Apathy, 1888) (Glossiphoniidae, Abb. 1) Die Art galt lange Zeit als Farbvarietät von A. hetero­ clita (Linnaeus, 1758) mit einer besonders ausgepräg- ten transversalen Streifung. Molekularbiologische Untersuchungen von Trontelj (1997) rechtfertigen jedoch den Artstatus. Dieser Egel konnte bisher in drei Auengewässern der Elbe bzw. Mulde nachgewiesen werden. Lediglich das Vorkommen in der Alten Elbe bei Sandkrug ist so individuenreich, dass die Art dort regelmäßig anzutreffen ist. Liniierter Schlundegel – Dina lineata (O. F. Müller, 1774) (Erpobdellidae) Diese Egelart ist im norddeutschen Tiefland verbrei- tet und tritt somit z.B. in Mecklenburg-Vorpommern relativ häufig auf (Jueg 1998). Dagegen ist sie im üb- rigen Deutschland als selten anzusehen. Als einziger historischer Fundort im Gebiet wird die Ziegelwiese in Halle/S. angegeben (Johansson 1929). Der Verfasser konnte sie dort nicht mehr nachweisen. Derzeit sind im Gebiet nur fünf Vorkommen bekannt (Saalealtarm Zaschwitz/Saalekreis, Elbealtarm bei Tangermünde, Mittellandkanal, Schlagenthiner Stremme/Jericho- wer Land, Zufluss zur Beber/Ohrekreis; die beiden letzteren Meldungen briefl. Mitt. M. Jährling/LAU Sachsen-Anhalt). Den Lebensraum bilden stehende und langsam fließende Gewässer mit größeren Was- serstandsschwankungen, die zeitweilig auch aus- trocknen können. Derartige Habitate sind meist von Verlandung bedroht. Einstreifiger Schlundegel – Erpobdella monostriata Lindenfeld et Pietruszynski, 1890 (Erpobdellidae) In den großen Seen Mecklenburg-Vorpommerns und Nordpolens charakteristisch (Jueg 1998), war E. monostriata in Sachsen-Anhalt lediglich im Arendsee häufig anzutreffen. An ihrem südlichsten Fundort, dem Wörlitzer Park, konnte sie trotz mehrmaliger 379 Egel 1 3a2a 43b 2b Abb. 1: Alboglossiphonia striata mit noch nicht restlos geklärter taxonomischer Stellung, galt als Farbvarietät von A. heteroclita, ähnelt mor- phologisch jedoch mehr A. hyalina (Foto: C. Grosser). Abb. 2a, b: Glossiphonia concolor. a - typisch gefärbtes Exemplar. b - auffällig gescheckte Tiere (Fotos: C. Grosser). Abb. 3a, b: Hirudo medicinalis; a - juvenile Tiere zeigen ein sehr hellbraunes Muster. b - adulte Tiere zeigen kräftig orangerote bis rotbraune Streifen (Fotos: C. Grosser). Abb. 4: Placobdella costata ist ein noch seltener Egel, der offenbar in Ausbreitung be- griffen ist. In der Umgebung von Dessau-Wörlitz ist er regelmäßig anzutreffen (Foto: C. Grosser). 380 Egel Nachsuche nur einmal in zwei Exemplaren nach- gewiesen werden. Eine weitere stabile Population scheint dagegen in der Alten Elbe bei Sandkrug zu existieren. Dieser Egel wird erst seit jüngerer Zeit als eigenständig von der folgenden Art abgetrennt. Schlamm-Schlundegel – Erpobdella testacea Savigny, 1822 (Erpobdellidae) Die Art wird in der Literatur (Herter 1968) als häufig und überall verbreitet bezeichnet. Möglicherweise hat dieser Egel in den vergangenen Jahrzehnten besonders in den industrialisierten Gebieten durch zunehmende Gewässerverschmutzung einen Be- standsrückgang erfahren. Dem Verfasser ist diese Art aus dem südlichen Sachsen-Anhalt nicht bekannt. Im Norden des Landes wurde sie dagegen regelmäßig, wenn auch nirgends häufig, angetroffen. Dies könnte auf die meist geringere Belastung der Gewässer im nördlichen Landesteil zurückzuführen sein. Jedoch ist bei einer Ursachenabschätzung auch die unter- schiedliche Morphologie der Gewässer, z.B. hinsicht- lich Fließgeschwindigkeit und Sediment sowie der dadurch bedingten Vegetation, in den verschiedenen Landesteilen zu berücksichtigen. Interessanterweise tritt die Art in Sachsen verbreiteter auf. In Mecklen- burg-Vorpommern ist sie regelmäßig zu finden. Einfarbiger Schneckenegel – Glossiphonia concolor (Apathy, 1888) (Glossiphoniidae, Abb. 2) Dieser Egel scheint ebenfalls seltener aufzutreten als vielfach angenommen und ist im Gebiet nur von wenigen Fundorten mit geringer Individuenzahl bekannt. Umso erfreulicher war es, dass G. concolor sich im Zuge der Verbesserung der Wasserqualität seit Mitte der 1990er Jahre in der Fuhne ausgebrei- tet hatte. Jedoch blieb eine intensive Nachsuche bei Werdershausen, Wieskau und Cösitz im Jahre 2016 ergebnislos. Die Biozönose hatte sich mit dem massiven Auftreten des Neozoon Dikerogammarus villosus (Sowinsky, 1894) abermals drastisch geän- dert. Außer dem Entenegel, Theromyzon tessulatum, konnten keine weiteren Egelarten aber auch keine Kokons nachgewiesen werden. Ein Jahr später traten bei Wieskau wieder Erpobdella octoculata, Helob- della stagnalis und Glossiphonia complanata auf. G. concolor fehlte neben weiteren Arten jedoch immer noch. Gleiches gilt für das Vorkommen in der Saale- Elster-Aue in Planena. Hier konnte die Art 2018 auch nicht mehr nachgewiesen werden, Dikerogammarus war dagegen zahlreich zu finden. Der allochthone Gammaride tritt als aggressiver Prädator auf und ist zur Bedrohung autochthoner Lebensgemeinschaften in Fließgewässern geworden. G. concolor kann als ein hervorragender Indikator für die oft sehr artenreich besiedelten Sumpf- und Augewässer der Ebenen angesehen werden (Nesemann 1997). Die Art ist zu- sammen mit Dina lineata und Erpobdella testacea in Mecklenburg-Vorpommern nicht selten und zeigt, dass sich Faunen benachbarter Bundesländer mit- unter signifikant unterscheiden können. Schwarzbäuchiger Vielfraßegel – Haemopis elegans Moquin-Tandon, 1846 (Haemopidae) H. elegans wurde neu in die Rote Liste aufgenom- men, da er zwischenzeitlich für Sachsen-Anhalt in einem Exemplar im Elbealtarm bei Breitenhagen (Nähe Fähre) nachgewiesen werden konnte. Die Art besiedelt in Europa ein ausgedehntes Areal und ist von Frankreich bis Serbien bekannt, Fundmeldungen liegen aber auch aus Österreich, der Schweiz und Slowenien vor (Grosser 2004b, Grosser & Pešić 2006). In Deutschland wurde die Art mehrfach im Donauge- biet, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gefunden. Generell ist sie nirgendwo häufig und insgesamt wesentlich seltener als der ubiquitär auf- tretende Gemeine Vielfraßegel Haemopis sanguisuga (Linnaeus, 1758). H. elegans hat eine gewisse Tendenz zu einer terrestrischen Lebensweise und wurde schon weit entfernt von Gewässern gefunden, kommt an diesen aber häufiger vor, besiedelt hier jedoch auch die trockeneren Uferbereiche mit größerer Entfer- nung zur Wasserkante. Möglicherweise ist die Art ein Nahrungsspezialist, worauf nicht nur die schwäche- ren Kiefer hindeuten würden (Grosser 2004b) sondern auch die Tatsache, dass die Art im Gegensatz zu H. sanguisuga noch nicht über einen längeren Zeitraum unter Laborbedingungen mit angebotenen Regen- würmern ernährt werden konnte. Medizinischer Blutegel – Hirudo medicinalis Linnaeus, 1758 (Hirudinidae, Abb. 3a-b) Der Medizinische Blutegel war zu Beginn des Jahr- hunderts durch das Absammeln für medizinische Zwecke in Deutschland vielerorts ausgerottet (Johans- son in Herter 1968). In der Literatur werden Funde aus der Umgebung von Halle (Hecht 1929) und Merseburg (Dathe 1934) gemeldet. Die aktuellen Funde von H. medicinalis in Sachsen-Anhalt konzentrieren sich vor allem auf die Auengebiete von Saale, Mulde und Elbe. Die Vorkommen im Einzugsgebiet der Saale schließen sich an den Verbreitungsschwerpunkt der Art in der sächsischen Weiße Elster-Luppe-Aue an. Größtenteils werden in Sachsen-Anhalt stehende natürliche Ge- wässer besiedelt. Meist konnte H. medicinalis an den einzelnen Fundorten nur in geringer Abundanz nach- gewiesen werden. Mitunter blieb die Art an einzelnen Gewässern über einen längeren Zeitraum verschollen, konnte jedoch nach wenigen Jahren wieder aufge- funden werden. Insofern ist von einer ausgeprägten Populationsdynamik auszugehen und diese bei der Bewertung von Gewässern im Rahmen eines Hirudo- Monitorings mit zu berücksichtigen. 381

Analyse der raumzeitlichen Dynamik der Wasservolumina in großen Feuchtgebieten und Seen durch die Kombination von Fernerkundung mit makroskaliger hydrologischer Modellierung

Große Seen und Feuchtgebiete sind wichtige Elemente des globalen Wasserkreislaufs, Habitate von Fauna und Flora, und sie liefern wertvolle Ökosystemdienstleistungen. Ein verbessertes quantitatives Verständnis der raumzeitlichen Variationen des Wasservolumens in großen Seen und Feuchtgebieten trägt auch zu einer verbesserten Bewertung der Wasserressourcen im Unterstrom bei. In-situ Beobachtungsdaten der Wasservolumendynamik liegen insbesondere in Entwicklungsländern nur selten vor. Satellitenbeobachtungen, die die Entwicklung von Zeitreihen von Flächen-Volumen-Beziehungen ermöglichen, stellen eine gute Alternative zu in-situ Daten dar. Für drei große Seen und drei große Feuchtgebiete werden wir solche fernerkundungsbasierten Daten in konsistenter Art und Weise generieren. Diese Daten werden dann die Entwicklung verbesserter Algorithmen zur Modellierung von Seen und Feuchtgebieten im globalskaligen hydrologischen Modell WGHM unterstützen, und sie werden zur Modellkalibrierung eingesetzt, zusätzlich oder alternativ zu Durchflussmessdaten. Zu diesem Zweck wird die multikriterielle Kalibrierungsmethodik, die bereits für WGHM entwickelt wurde, so erweitert, dass auch beobachtete Wasservolumina und Wasserflächen von Seen und Feuchtgebieten als Kalibrierungsgrößen verwendet werden können. Durch die Kombination von Satellitendaten zu Oberflächengewässern und global-skaliger Modellierung wird eine verbesserte Charakterisierung der Dynamik großer Seen und Feuchtgebiete weltweit erreicht werden.

Erhalt, Schutz und nachhaltige Nutzung der Biodiversität im Einzugsgebiet der großen Seen Prespa, Ohrid und Shkoder

Zielstellung: Die drei großen Seen des Westbalkans Ohrid, Prespa und Shkoder werden von den vier Staaten Albanien, Griechenland, Mazedonien und Montenegro geteilt. Sie stellen einen im europäischen Kontext herausragenden Brennpunkt der biologischen Vielfalt sowie die Basis für eine Vielzahl fischereilicher Nutzer und die Versorgung der Anrainer mit Nahrungsmitteln dar. Von den zahlreichen endemischen Elementen der Flora und Fauna sind viele bestandsbedroht, das gilt auch für eine Reihe von Fischarten. Gleichzeitig wird die derzeitige fischereiliche Bewirtschaftung kaum zwischen den Anrainern koordiniert. Ziel des Vorhabens ist eine verbesserte Umsetzung von Gesetzen, Abkommen und Managementplänen für den Erhalt der Biodiversität und die nachhaltige Bewirtschaftung der Seen, wobei dem zwischenstaatlich koordinierten Monitoring der Fischartengemeinschaften mit standardisierten Methoden und der Regulierung der Fischerei besondere Bedeutung zukommt. Material und Methoden: Im Rahmen des Projektes berät das IfB eine grenzübergreifende technische Arbeitsgruppe zur Vorbereitung und Etablierung eines abgestimmten und standardisierten Monitorings der Fischfauna und leitet die nationalen Projektpartner bei der Darstellung und Interpretation der Ergebnisse an. Ergebnisse: Nach der Etablierung eines grenzübergreifenden Standardprotokolls für fischereiliche Beprobungen belegte die erste Anwendung der Multimaschen-Stellnetznorm, dass diese prinzipiell auch zur standardisierten Erfassung der Fischfauna von Seen des Balkans geeignet ist. Die Ergebnisse waren vor allem in Bezug auf den hohen Anteil von Neozoen im Litoral des Prespa-Sees (Sonnenbarsch, Bitterling, Blaubandbärbling) sowie die fortgeschrittene Ausbreitung des allochthonen Flussbarsches im Shkodra-See überraschend. Die Ergebnisse fanden Eingang in die Erstbeschreibung der Wasserkörper im Zusammenhang mit der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Daneben wurden grenzübergreifende Berichte zur Fischfauna der drei Seen erstellt und abgestimmt.

Klimawandel wärmt Seen auf

Der Klimawandel trägt überall auf der Erde zu einer rapiden Erwärmung von Seen bei. So lautet das Ergebnis einer Studie der Illinois State University, die im Fachblatt Geophysical Research Letters veröffentlicht und am 16. Dezember 2015 auf der Jahrestagung der American Geophysical Union (AGU) vorgestellt wurde. In der Studie wurden die Daten von mehr als 200 großen Seen aus den Jahren 1985 bis 2009 auswertete. Die untersuchten Gewässer umfassen dabei mehr als die Hälfte der weltweiten Vorräte an Süßwasser. Die Studie belegt, dass sich Seen pro Jahrzehnt im Sommer um durchschnittlich 0,34°Celsius erwärmen, also wesentlich schneller als die Ozeane oder die Atmosphäre. Nach Einschätzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kann dies einschneidende Folgen haben und Ökosysteme, Trinkwassergewinnung und Fische gefährden. Der Temperaturanstieg erhöht die Wahrscheinlichkeit von Algenblüten und damit von sauerstofffreien Zonen im Gewässer um 20 Prozent, so die Prognose der Studie. Der Anstieg der für Fische und sogar für Menschen giftigen Algen läge bei 5 Prozent. Regional allerdings unterscheiden sich die Erwärmungsraten stark. Die Forschenden sehen die Ursache in unterschiedlichen Klimafaktoren: Seen in nördlicheren Breiten verlieren ihre Eisdecke früher, in vielen Erdregionen schrumpft die Wolkendecke. Gewässer sind dann den wärmenden Sonnenstrahlen dort stärker ausgesetzt. Mitunterstützt durch den Klima-Exzellenzcluster CliSAP, ist die Studie die größte ihrer Art und die erste, die im Feld gemessene Langzeitdaten und Satellitendaten zusammen auswertet.

Schwerpunktprogramm (SPP) 1006: Bereich Infrastruktur - Internationales Kontinentales Bohrprogramm (ICDP); International Continental Drilling Program (ICDP), Sub project: Effects of Abrupt Climate Change on Ice Age Ecosystem of Lake Petén Itzá and on Distribution Patterns of Ostracodes across the Yucatan Peninsula

Results from a 85 ka old sediment sequence from Lake Petén Itzá, Gutemala, show extreme cooling of the Neotropics of up to 10 C during Heinrich Events (Hodell et al., 2012) and suggest high climate sensitivity for the older sediment sections of about 200 ka. It is proposed to analyze the consequences of abrupt climate change on the stability of aquatic ecosystems over time and consequently the historical biogeography of the Peninsula Yucatán by using ostracodes as model bioindicators interlinking three major research topics. A (1) quantitative assessment of lake level changes during the past 200 ka is targeted by expanding an existing trainingset of recent ostracodes and refining transfer functions for water depth and conductivity. (2) Fossil ostracode assemblages will be used to reconstruct the ultrastructure of Late Pleistocene climate extremes and their effects on aquatic diversity of Lake Petén Itzá, and (3) to assess biogeography, phylogeography and phylogeny of freshwater ostracodes as model organisms by integrative taxonomy using morphology and molecular tools. In order to initiate research efforts on Lake Petén Itzá sediments extending beyond 85 ka a core sampling party for the Petén Itzá Scientific Drilling Project at LacCore, University of Minnesota, is proposed. This will also further strengthen the collaboration with Central America and prepare for future ICDP-drilling in Lake Junin (Peru) and planned work on Lake Chalco (Mexico Basin).

1 2 3 4