Schmetterlingsforschern aus Karlsruhe ist es gelungen, das sogenannte Purpurweiden-Jungfernkind (Boudinotiana touranginii), ein tagaktiver Falter aus der Familie der Spanner in Deutschland erstmal nachzuweisen. Bisher war das Vorkommen des Purpurweiden-Jungfernkinds vor allem aus Zentralfrankreich belegt. Am 17. März 2015 entdeckten Mitarbeiter des Naturkundemuseums Karlsruhe ein erstes Exemplar in der südlichen Oberrheinebene. Das Purpurweiden-Jungfernkind ist nicht neu nach Deutschland eingewandert, sondern wohl seit Jahrtausenden in der südlichen Oberrheinebene heimisch. Es handelt sich vermutlich um eine Reliktart der dynamischen Stromtalauen, wie sie bis vor 200 Jahren auch noch für den Rhein typisch waren. Aufgrund seiner Verborgenheit war das Purpurweiden-Jungfernkind bisher übersehen worden. Es ist deshalb so schwer zu finden, weil es nur eine extrem kurze Zeit als Falter auftritt. Diese Zeit liegt zudem im zeitigen Frühjahr, und beginnt noch bevor die Weiden aufblühen und ihre Kätzchen zeigen.
Ende April und Anfang Mai 2008 kam es in einigen Regionen in Südwestdeutschland zu einem Bienensterben, bei dem etwa 11.000 Völker geschädigt wurden. Nach bekannt werden der Vorfälle begann eine intensive Suche nach den Ursachen. Der Verdacht richtete sich auf Maissaatgut, das mit dem insektiziden Wirkstoff Clothianidin behandelt worden war. Die chemischen Analysen des Julius Kühn-Instituts haben eine Clothianidinvergiftung bestätigt. Das nachgewiesene Clothianidin stammt von behandeltem Maissaatgut, bei dem der Wirkstoff nicht ausreichend an den Körnern haftete, so dass es wegen dieser geminderten Beizqualität zu einem starken Abrieb bei der Aussaat kam. In der Oberrheinebene wurde das Maissaatgut mit pneumatischen Sägeräten mit Saugluftsystemen gesät, die aufgrund ihrer Konstruktion den Abriebstaub in die Luft abgeben. Auf diese Weise gelangte der Abriebstaub auf blühende und von Bienen beflogene Pflanzen.
In der hessischen Oberrheinebene sind viele der schützenswerten Sand-Ökosysteme (die vielfach FFH-Gebiete darstellen) inzwischen stark fragmentiert und isoliert; dies zeigte sich auch zu Beginn des o.g. E+E-Vorhabens im Untersuchungsgebiet, dem westlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt. Im Mittelpunkt des Vorhabens stand die Frage, ob durch ein angepasstes Beweidungsmanagement - verbunden mit geeigneten Restitutionsmaßnahmen - kleinflächige und isoliert vorkommende, wertvolle Lebensräume in der ansonsten intensiv genutzten Landschaft erhalten werden können. Durch eine Kombination der Beweidung von Riedflächen und Sandlebensräumen sollten sowohl die Erfordernisse des Naturschutzes als auch der Tierernährung berücksichtigt werden. Weiterhin stellte sich die Frage nach der Bedeutung einer ziehenden Schafherde für die Ausbreitung von Samen bzw. Früchten und ob Naturschutz, landwirtschaftliche Nutzung und Sozioökonomie in einem solchen System in Einklang zu bringen sind. In diesem Band werden der Projektverlauf im Hauptverfahren und Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung vorgestellt. Das Projekt zeigt neben den für den Naturschutz in der Regel positiven Effekten der Beweidung auch Möglichkeiten der Restitution - verbunden mit abiotischen und biotischen Maßnahmen - als Instrument eines modernen Naturschutzes auf.
Die Kriterien der Phytoplankton-Typologie für Seen sind: Ökoregion Geologie des Einzugsgebiets: Calcium-Gehalt des Wassers größer oder kleiner als 15 mg/l Temperaturschichtung des Sees (geschichtet, ungeschichtet/polymiktisch) Größe des Einzugsgebiets im Verhältnis zum Volumen und (im Mittelgebirge) der Form des Seewasserkörpers: 1. bei Tiefland-, Alpen- und Alpenvorlandseen wird der Volumenquotient (VQ in m -1 = Einzugsgebietsgröße in m² / Seevolumen in m³) verwendet. 2. Seen im Mittelgebirge werden nach dem Volumentiefenquotient typologisch eingestuft (VTQ in m -2 = VQ in m -1 / mittlere Tiefe in m). mittlere Tiefe (Seevolumen in m³ / Seefläche in m²) mittlere (theoretische) Verweilzeit (Jahreszufluss in m³ / Seevolumen in m³) Abb. 1: Referenzseen : oben links: Referenzsee für den Phytoplankton-Seetyp 4 in der Alpenregion : Eibsee (BY) (Foto: Monika Hiller, LfU Bayern). oben rechts: Referenzsee für den Phytoplankton-Seetyp 9 im Mittelgebirge: Titisee (BW) (Foto: Ursula Riedmüller). unten links: Referenzsee für den Phytoplankton-Seetyp 10.1 im Norddeutschen Tiefland: Roofensee (BB) (Foto: Ursula Riedmüller). Anhand dieser Kriterien werden für die Bewertung 19 Phytoplankton-Seetypen unterschieden (s. Tabelle 1): Tab. 1: LAWA-Seetypen und die entsprechenden Phytoplankton-Seetypen (PP-Seetypen). VQ (Volumenquotient) = Einzugsgebiet [m²]) / Seevolumen [m³]. VTQ (Volumentiefenquotient) = Einzugsgebiet [m²] / (Seevolumen [m³] x mittlere Tiefe [m]). LAWA-Seetyp PP-Seetypen der Alpen und des Alpenvorlandes (alle Typen i. d. R. calciumreich) Typ 1 PP 1 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Alpenvorlandseen, calciumreich, polymiktisch Typ 2 PP 2 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Alpenvorlandseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VQ > 1,5), geschichtet Typ 3 PP 3 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Alpenvorlandseen, calciumreich, relativ kleines Einzugsgebiet (VQ ≤ 1,5), geschichtet Typ 4 PP 4 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Alpenseen, calciumreich, geschichtet PP-Seetypen des Mittelgebirges Typ 5 PP 5 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VTQ > 0,18), geschichtetTyp 5 Typ 7 PP 7 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, calciumreich, relativ kleines Einzugsgebiet (VTQ ≤ 0,18), geschichtet Typ 6 PP 6.1 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, relativ kleines Einzugsgebiet (VTQ ≤ 2), polymiktisch PP 6.2 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, mäßig großes Einzugsgebiet (VTQ 2-6), polymiktisch PP 6.3 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, relativ großes Einzugsgebiet (VTQ > 6), polymiktisch Typ 8 PP 8 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, calciumarm, relativ großes Einzugsgebiet (VTQ > 0,18), geschichtet Typ 9 PP 9 natürliche, künstliche und erheblich veränderte Mittelgebirgsseen, calciumarm, relativ kleines Einzugsgebiet (VTQ ≤ 0,18), geschichtet PP-Seetypen des Norddeutschen Tieflandes* (alle Typen i. d. R. calciumreich) Typ 10 PP 10.1 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VQ 1,5 - 15), geschichtet PP 10.2 natürliche Tieflandseen, calciumreich, sehr großes Einzugsgebiet (VQ > 15), geschichtet Typ 11 PP 11.1 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VQ > 1,5), polymiktisch, Verweilzeit > 30 Tage, mittlere Tiefe > 3 m PP 11.2 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VQ > 1,5), polymiktisch, Verweilzeit > 30 Tage, mittlere Tiefe ≤ 3 m Typ 12 PP 12 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VQ > 1,5), polymiktisch, Verweilzeit 3-30 Tage Typ 13 PP 13 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ kleines Einzugsgebiet (VQ ≤ 1,5), geschichtet Typ 14 PP 14 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ kleines Einzugsgebiet (VQ ≤ 1,5), polymiktisch PP 11.2 natürliche Tieflandseen, calciumreich, relativ großes Einzugsgebiet (VQ > 1,5), polymiktisch, Verweilzeit > 30 Tage, mittlere Tiefe ≤ 3 m *Bei künstlichen und erheblich veränderten Seen des Tieflands wird dem ähnlichsten natürlichen Seetyp das Suffix "k" angehängt, z. B. 13k für einen geschichteten, pH-neutralen Tagebausee mit relativ kleinem Einzugsgebiet. Es wird empfohlen, einen See als "geschichtet" einzustufen, wenn die thermische Schichtung an der tiefsten Stelle des Sees über mindestens drei Monate stabil bleibt. Bei kürzerer Schichtungsphase wird der See als "polymiktisch" angesehen. Im Norddeutschen Tiefland werden sehr flache Seen mit einer mittleren Tiefe kleiner als 3 m separat betrachtet (Phytoplankton-Seetyp 11.2). Diese Seen besitzen eine besonders hohe Grund- oder Referenztrophie. In Brandenburg und im Berliner Raum gibt es Seen, welche z. B. von der Havel und Spree durchflossen werden und nur geringe Verweilzeiten besitzen. Bei einer Verweilzeit von weniger als 30 Tagen werden diese Seen als Flussseen eingestuft (Phytoplankton-Seetyp 12). Künstliche und erheblich veränderte Seen, wie Talsperren, Bagger- und Tagebauseen werden dem ähnlichsten "natürlichen" Phytoplanktontyp zugeordnet. Liegen diese im Norddeutschen Tiefland erhalten sie außerdem das Suffix "k" für "künstlich", z. B. 10.1k. Für diese "k-Seetypen" wird in der Phytoplanktonbewertung eine von den natürlichen Seen abweichende Indikatorliste verwendet. Ist der See sauer (pH-Wert 3,0-6,0), z. B. ein saurer Tagebausee, für den ein saurer Referenzzustand angenommen wird, muss das Suffix "s" angehängt werden, z. B. 7s. Für diese Seen werden teils andere Bewertungskenngrößen verwendet. Zahlreiche Baggerseen sowie Altarme und Altwasser liegen in den Niederungen der großen Stromtäler z. B. von Rhein oder Elbe. Sie liegen somit oftmals in der Ökoregion "Zentrale Mittelgebirge". Für die Bewertung mit Phytoplankton führt die Einstufung als Tieflandgewässer jedoch in der Regel zu stimmigeren Ergebnissen. So ist z. B. ein Baggersee in der Oberrheinebene mit relativ kleinem oder ausschließlich unterirdischem Einzugsgebiet (Grundwasserzustrom) am besten als Tiefland-Seetyp 13k zu bewerten.
Der Erstfund der Art stammt aus dem Jahr 1996. Sie ist in der Oberrheinebene lokal häufig.
Ruspolia nitidula kam bis Anfang der 2000er-Jahre nur sehr lokal in der Bodenseeregion vor (Maas et al. 2002, Fischer et al. 2020) (zwei besetzte TK25-Rasterfelder: Nr. 8323 und 8423). Danach breitete sich die Art im Bodenseebecken und der Oberrheinebene stark aus (Treiber 2016, Poniatowski et al. 2018, Hafner & Zimmermann 2019). Im Jahr 2011 gelangen die ersten Nachweise für Rheinland-Pfalz (Röller 2011, Schirmel & Niehuis 2011, Renker et al. 2019) sowie 2018 für Hessen (S. Stübing, schriftl. Mitteilung 2019) und das Saarland (R. Klein, FFIpS, 2018). Für den Niederrhein (Nordrhein-Westfalen) konnte im Sommer 2021 ein Männchen nachgewiesen werden (P. Kolshorn, schriftl. Mitteilung 2021). Inzwischen besetzt die Art 86 TK25-Rasterfelder in Deutschland. Für den kurzfristigen Bestandstrend wurde folglich eine deutliche Zunahme berechnet. Die starke Ausbreitung in den letzten 20 Jahren wirkt sich auch auf den langfristigen Bestandstrend aus: Das Autorenteam geht langfristig ebenfalls von einer deutlichen Zunahme aus (vgl. Maas et al. 2011).
Die Art besiedelt bevorzugt wechselfeuchte, vegetationsarme Habitate in Gewässernähe oder in Sand- und Kiesgruben (Wancura & Detzel 1998, Maas et al. 2002, Fischer et al. 2020). Durch Sukzession, Urbanisierung und Aufforstung mussten derartige Lebensräume allerdings starke Verluste erleiden (Fartmann et al. 2021, Detzel et al. 2022). Der langfristige Bestandstrend der Art ist daher wie bei Maas et al. (2011) als mäßig rückläufig anzusehen. Dennoch wurde für den kurzfristigen Bestandstrend eine deutliche Zunahme berechnet (Bestandsveränderung: +93%). Im Zuge des Klimawandels breitet sich die Art in der Oberrheinebene und in angrenzenden Regionen deutlich aus (Pfeifer 2012, Ott 2014, Seehausen 2016, Poniatowski et al. 2018, Poniatowski et al. 2020). Inzwischen wurde sie auch im Saarland nachgewiesen (Hochkirch et al. 2022). Ob diese positive Entwicklung in den nächsten Jahren anhält, bleibt abzuwarten. Dies wird im starken Maße von der Verfügbarkeit besiedelbarer Habitate abhängen.
Die Art wurde erstmalig Mitte der 1990er-Jahre für Deutschland in der Oberrheinebene nachgewiesen (Van Elst & Schulte 1995). Dort ist sie inzwischen weit verbreitet (u.a. Boczki 2007, Wiedemann & Röller 2008, Pfeifer 2012, Hochkirch et al. 2020). Das weitgehend geschlossene Verbreitungsgebiet umfasst aktuell den Oberrhein von Freiburg bis Mainz. Zum Beispiel über die Burgundische Pforte haben die deutschen Populationen Anschluss an die französischen Vorkommen. Daher wird in der vorliegenden Roten Liste bei Eumodicogryllus bordigalensis, anders als noch in Maas et al. (2011), von einer indigenen Art ausgegangen, die sich als Arealerweiterer in Deutschland ausbreitet. In den letzten Jahren häufen sich auch deutlich weiter nördlich der Oberrheinbene die Nachweise – u.a. in Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland (u.a. Stübing et al. 2019, Hochkirch et al. 2021, Hochkirch et al. 2022, Brauner & Ristow 2022). Langfristig ist von einer deutlichen Zunahme auszugehen. Die Berechnung des kurzfristigen Bestandstrends ist realistisch (deutliche Zunahme) und bedurfte daher keiner Korrektur durch das Autorenteam.
Der wissenschaftliche Name dieser Art (ehemals Platycleis tessellata (Charpentier, 1825)) hat sich geändert. Die Korrektur basiert auf der Revision der Platycleidini (Massa & Fontana 2011). Tessellana tessellata (Abb.: siehe Publikation für Abbildungsnummer) ist ein westmediterranes Faunenelement, das in Deutschland den nordöstlichen Arealrand erreicht (Fischer et al. 2020). Die wenigen bekannten Vorkommen beschränken sich alle auf die klimatisch begünstigte Oberrheinebene (Maas et al. 2002). Eine Häufung der Populationen ist insbesondere für die Freiburger Bucht und das Markgräfler Land festzustellen (Detzel et al. 2022). Zudem befindet sich am Kaiserstuhl eine individuenstarke Population (D. Poniatowski, eigene Beobachtung 2021). Aktuell liegen für die Art deutlich mehr Nachweise vor als für die 1990er-Jahre (neun vs. vier besetzte TK25-Rasterfelder). Der berechnete kurzfristige Bestandstrend ist daher positiv. Aus Sicht des Autorenteams ist diese Zunahme plausibel. Als wärmeliebende Art hat T. tessellata in den letzten Jahren wahrscheinlich vom Klimawandel profitiert (vgl. Betzin & Neugebauer 2020, Detzel et al. 2022). Allerdings verfügt sie nur über eine geringe Mobilität. Eine aktive Ausbreitung ist daher nur kleinräumig möglich. Die kürzlich bei Kirrlach in Nordbaden entdeckte Population (TK25 Nr. 6717) – fernab der bislang bekannten Vorkommen (vgl. Maas et al. 2002) – könnte laut Betzin & Neugebauer (2020) auf einen passiven Transport von Eiern oder Imagines zurückzuführen sein. Unabhängig von der Art der Ausbreitung lässt sich kurzfristig eine Bestandszunahme feststellen, die sich auch auf den langfristigen Bestandstrend auswirkt: Es ist jetzt nicht mehr von einem sehr starken Rückgang (vgl. Maas et al. 2011), sondern von einem starken Rückgang auszugehen. Ob diese positive Bestandsentwicklung in den nächsten Jahren anhält, bleibt abzuwarten. Einige Habitate der Art – wie Acker- und Industriebrachen (Fischer et al. 2020, Detzel et al. 2022) – unterliegen keinem gesetzlichen Schutz und sind daher durch Umbruch bzw. Überbauung bedroht.
Auf Grundlage genetischer Analysen von Individuen aus den Verbreitungsgebieten der beiden in Deutschland vorkommenden bisherigen Unterarten der Ringelnatter (Nominatform Natrix n. natrix und Barrenringelnatter Natrix n. helvetica) erhoben Kindler et al. (2017) diese in den Artstatus (Natrix natrix sensu stricto und Natrix helvetica). Da eine Unterscheidung beider Ringelnatterarten in der Praxis in Teilen Deutschlands aber bisher oft nicht möglich ist und separate Verbreitungsdaten nicht vorliegen, ist es nicht möglich, artspezifische Gefährdungsanalysen durchzuführen. Hinzu kommt, dass die Gesamtverbreitung von N. helvetica noch nicht klar ist und dass die Breite der westdeutschen Übergangszone, in der intermediäre Zeichnungs- und Färbungsmerkmale auf Hybridformen hinweisen (siehe Blosat et al. 2011), mehr als 150 km beträgt. Aktuelle Untersuchungen belegen zudem, dass es neben den überwiegend linksrheinischen Vorkommen der Barrenringelnatter weiträumig getrennte Vorkommen dieser Art auch in Bayern gibt (Glaw et al. 2019). Sie gehören einem abweichenden Genotyp („SüdalpenLinie“) an, dessen Verbreitung in Bayern noch unzureichend bekannt ist. Aus den genannten Gründen wird die Gefährdung von Natrix natrix und Natrix helvetica hier gemeinsam auf der Rangstufe der Superspezies bewertet. Die TK25-Q-Rasterfrequenz im Zeitraum 2000 bis 2018 beträgt 42,95 % und liegt innerhalb der Grenzen für die Einstufung in die Kriterienklasse „häufig“. Die Verbreitung in Deutschland ist sehr uneinheitlich. In Norddeutschland ist die Ringelnatter östlich der Elbe nahezu flächendeckend verbreitet. Lücken existieren nur in den nordfriesischen Marschen und den gewässerarmen Landschaften der Prignitz und des Fläming. Ebenfalls von flächendeckender Verbreitung kann man in Sachsen, im westlichen Süderbergland (Nordrhein-Westfalen), der Oberrheinebene, dem nördlichen Baden-Württemberg und dem östlichen und südlichen Bayern ausgehen. Sehr lückig ist die Verbreitung im Norddeutschen Tiefland westlich der Elbe. In der Mittelgebirgsregion von Sachsen über Thüringen bis nach Rheinland-Pfalz weist die Art Verbreitungsschwerpunkte vor allem in den Talräumen auf. Da davon auszugehen ist, dass die tatsächliche Häufigkeit (Anzahl und Größe der Vorkommen) wesentlich geringer ist als die durch die Rasterfrequenz suggerierte Häufigkeit, wurde die Ringelnatter der Kriterienklasse „mäßig häufig“ zugeordnet. Für den langfristigen Bestandstrend wird deutschlandweit ein starker Rückgang angenommen. Für den Rückgang muss vor allem der Verlust von Feuchtgebieten und Gewässern in den letzten 100 Jahren verantwortlich gemacht werden. Deutschlandweit kann für den kurzfristigen Bestandstrend von einer mäßigen Abnahme ausgegangen werden. Obwohl in einigen Gebieten die Feuchtgebietsverluste anhalten, haben Renaturierungen, Gewässerneuanlagen und Unterschutzstellungen regional zu einer Verlangsamung des Rückgangs bzw. zu Bestandszunahmen geführt. Insgesamt ergibt sich die Einstufung in die RoteListe-Kategorie „Gefährdet“. In der RL 2009 stand die Ringelnatter (i. w. S.) auf der „Vorwarnliste“. Aktuell muss sie als „Gefährdet“ eingestuft werden. Der Grund für die Veränderung ist die geänderte Einstufung der aktuellen Bestandssituation in die Kriterienklasse „mäßig häufig“ (RL 2009: „häufig“). Der kurzfristige Bestandstrend wird aktuell mit der Kriterienklasse „mäßige Abnahme“ bewertet (RL 2009: „Abnahme mäßig oder im Ausmaß unbekannt“). Diese Änderungen beruhen auf Kenntniszuwachs durch die inzwischen vorliegenden deutschlandweiten Verbreitungsdaten. Als typische Arten großflächiger Feuchtgebiete sind Ringelnattern durch den Landschaftswandel und die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet. Langfristig haben besonders folgende Faktoren zu ihrem Rückgang geführt: Gewässerverlust und Flurbereinigung; Melioration; Gewässerausbau; Nutzung von Gewässern für Wassersport und Erholung; Flächeninanspruchnahme durch Siedlungen und Verkehr; Zerschneidung der Landschaft durch Straßenbau. Schutzmaßnahmen müssen auf die Erhaltung und Wiederherstellung großflächiger, extensiv genutzter, strukturreicher Feuchtgebiete abzielen. Linearen Gewässerstrukturen als Vernetzungslinien kommt dabei eine große Bedeutung zu. Als vernetzende Strukturen im Landbereich sind Wegsäume, lineare Hochstaudenfluren oder ehemalige Bahndämme zu fördern und zu erhalten. Positiv haben sich die Beruhigung von Gewässerufern und die Neuanlage von Kleingewässern ausgewirkt. Die letztgenannten Maßnahmen kommen besonders den Amphibien als Nahrungsgrundlage der Ringelnattern zugute.
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