<p>Gesundheitsrisiken durch Hitze</p><p>Sommerlich hohe Lufttemperatur birgt für Mensch und Umwelt ein hohes Schädigungspotenzial. Der Klimawandel führt nachweislich vermehrt zu extremer Hitze am Tag und in der Nacht, wodurch sich die gesundheitlichen Risiken für bestimmte Personengruppen erhöhen können. Für die Gesundheit von besonderer Bedeutung sind Phasen mit mehrtägig anhaltender, extremer Hitze.</p><p>Indikatoren der Lufttemperatur: Heiße Tage und Tropennächte</p><p>Die klimatologischen Kenngrößen „Heiße Tage“ und „Tropennächte“ des Deutschen Wetterdienstes (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/d?tag=DWD#alphabar">DWD</a>) werden unter anderem zur Beurteilung von gesundheitlichen Belastungen verwendet. So ist ein „Heißer Tag“ definiert als Tag, dessen höchste Temperatur oberhalb von 30 Grad Celsius (°C) liegt, und eine „Tropennacht“ als Nacht, deren niedrigste Temperatur 20 °C nicht unterschreitet.</p><p>Die raumbezogene Darstellung von „Heißen Tagen“ (HT) und „Tropennächten“ (TN) über die Jahre 2000 bis 2024 zeigt, dass diese zum Beispiel während der extremen „Hitzesommer“ in den Jahren 2003, 2015, 2018 und 2022 in Deutschland verstärkt registriert wurden (siehe interaktive Karte „Heiße Tage/Tropennächte“).</p><p>Zu beachten ist, dass <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Heie_Tage#alphabar">Heiße Tage</a> und <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/t?tag=Tropennchte#alphabar">Tropennächte</a> regional unterschiedlich verteilt und ausgeprägt sein können, wie die Sommer der Jahre 2015, 2018, 2019 und 2022 zeigen. So traten Heiße Tage 2015 erheblich häufiger in Süddeutschland (maximal 40 HT) als in Norddeutschland (2015: maximal 18 HT) auf. Auch Tropennächte belasteten die Menschen im Süden und Westen Deutschlands häufiger: 2015 in Südwestdeutschland (maximal 13 TN). Besonders und wiederkehrend betroffen von extremer Hitze Demgegenüber betraf die extreme Hitze der Sommer 2018 und 2019 sind einige Teilregionen Süd- und Südwestdeutschlands (oberes Rheintal und Rhein-Maingebiet) sowie weite Teile Mittel- und Ostdeutschlands, wie Südbrandenburg und Sachsen (bis zu 45 HT und 13 TN). Während 2022 vor allem die Oberrheinische Tiefebene von Basel bis Frankfurt am Main sowie weitere Ballungsräume in Süddeutschland mit weit mehr als 30 Heißen Tage betroffen waren, lag der Hitzeschwerpunkt des Sommers 2024 mit bis zu 30 Heißen Tagen erneut in Brandenburg und Sachsen, bei nur sehr wenigen Tropennächten.</p><p>Informationen zur interaktiven Karte</p><p>Quellen: <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Heie_Tage#alphabar">Heiße Tage</a> 2000-2024 – <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/d?tag=DWD#alphabar">DWD</a>/Climate Data Center, <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/t?tag=Tropennchte#alphabar">Tropennächte</a> 2000-2024 – DWD/Climate Data Center; Daten für 2024 – Persönliche Mitteilung des DWD vom 15.05.2025.</p><p>Bearbeitung: Umweltbundesamt, FG I 1.6/FG I 1.7</p><p>Gesundheitsrisiko Hitze</p><p>Der <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimawandel#alphabar">Klimawandel</a> beeinflusst in vielfältiger Weise unsere Umwelt. Klimamodelle prognostizieren, dass der Anstieg der mittleren jährlichen Lufttemperatur zukünftig zu wärmeren bzw. heißeren Sommern mit einer größeren Anzahl an Heißen Tagen und Tropennächten führen wird. Extreme Hitzeereignisse können dann häufiger, in ihrer Intensität stärker und auch länger anhaltend auftreten. Es gibt bereits belastbare Hinweise darauf, dass sich die maximale Lufttemperatur in Deutschland in Richtung extremer Hitze verschieben wird (vgl. Friedrich et al. 2023). Dieser Trend ist in der Abbildung „Anzahl der Tage mit einem Lufttemperatur-Maximum über 30 Grad Celsius“ bereits deutlich erkennbar.</p><p>Die mit der Klimaerwärmung verbundene zunehmende Hitzebelastung ist zudem von erheblicher gesundheitlicher Bedeutung, da sie den Organismus des Menschen in besonderer Weise beansprucht und zu Problemen des Herz-Kreislaufsystems führen kann. Außerdem fördert eine hohe Lufttemperatur zusammen mit intensiver Sonneneinstrahlung die Entstehung von gesundheitsgefährdendem bodennahem Ozon (siehe<a href="https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-ozon">„Gesundheitsrisiken durch Ozon“</a>). Anhaltend hohe Lufttemperatur während Hitzeperioden stellt ein zusätzliches Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar. Bei Hitze kann das körpereigene Kühlsystem überlastet werden. Als Folge von Hitzebelastung können bei empfindlichen Personen Regulationsstörungen und Kreislaufprobleme auftreten. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit. Ältere Menschen und Personen mit chronischen Vorerkrankungen (wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen) sind von diesen Symptomen besonders betroffen. So werden während extremer Hitze einerseits vermehrt Rettungseinsätze registriert, andererseits verstarben in den beiden Hitzesommern 2018 und 2019 in Deutschland insgesamt etwa 15.600 Menschen zusätzlich an den Folgen der Hitzebelastung (vgl. Winklmayr et al. 2022). Modellrechnungen prognostizieren für Deutschland, dass zukünftig mit einem Anstieg hitzebedingter Mortalität von 1 bis 6 Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist, dies entspräche über 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts.</p><p>Der Wärmeinseleffekt: Mehr Tropennächte in Innenstädten</p><p>Eine Studie untersuchte die klimatischen Verhältnisse von vier Messstationen in Berlin für den Zeitraum 2001-2015 anhand der beiden Kenngrößen „Heiße Tage“ und „Tropennächte“. Während an den unterschiedlich gelegenen Stationen die Anzahl Heißer Tage vergleichbar hoch war, traten <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/t?tag=Tropennchte#alphabar">Tropennächte</a> an der innerhalb dichter, innerstädtischer Bebauungsstrukturen gelegenen Station wesentlich häufiger (mehr als 3 mal so oft) auf, als auf Freiflächen (vgl.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/4031/publikationen/uba_krug_muecke.pdf">Krug & Mücke 2018</a>). Eine Innenstadt speichert die Wärmestrahlung tagsüber und gibt sie nachts nur reduziert wieder ab. Die innerstädtische Minimaltemperatur kann während der Nacht um bis zu 10 Grad Celsius über der am Stadtrand liegen. Dies ist als städtischer Wärmeinseleffekt bekannt.</p><p>Hitzeperioden</p><p>Von besonderer gesundheitlicher Bedeutung sind zudem Perioden anhaltender Hitzebelastung (umgangssprachlich „Hitzewellen“), in denen <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Heie_Tage#alphabar">Heiße Tage</a> in Kombination mit Tropennächten über einen längeren Zeitraum auftreten können. Sie sind gesundheitlich äußerst problematisch, da Menschen nicht nur tagsüber extremer Hitze ausgesetzt sind, sondern der Körper zusätzlich auch in den Nachtstunden durch eine hohe Innenraumtemperatur eines wärmegespeicherten Gebäudes thermophysiologisch belastet ist und sich wegen der fehlenden Nachtabkühlung nicht ausreichend gut erholen kann. Ein Vergleich von Messstellen des Deutschen Wetterdienstes (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/d?tag=DWD#alphabar">DWD</a>) in Hamburg, Berlin, Frankfurt/Main und München zeigt, dass beispielsweise während der <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Hitzesommer#alphabar">Hitzesommer</a> 2003 und 2015 in Frankfurt/Main 6 mehrtägige Phasen beobachtet wurden, an denen mindestens 3 aufeinanderfolgende Heiße Tage mit sich unmittelbar anschließenden Tropennächten kombiniert waren (vgl.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/4031/publikationen/uba_krug_muecke.pdf">Krug & Mücke 2018</a>). Zu erwarten ist, dass mit einer weiteren Erwärmung des Klimas die Gesundheitsbelastung durch das gemeinsame Auftreten von Heißen Tagen und Tropennächten während länger anhaltender Hitzeperioden – wie sie zum Beispiel in den Sommern der Jahre 2003, 2006, 2015 und vor allem 2018 in Frankfurt am Main beobachtet werden konnten – auch in Zukunft zunehmen wird (siehe Abb. „Heiße Tage und <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/t?tag=Tropennchte#alphabar">Tropennächte</a> 2001 bis 2020“). Davon werden insbesondere die in den Innenstädten (wie in Frankfurt am Main) lebenden Menschen betroffen sein. Eine Fortschreibung der Abbildung über das Jahr 2020 hinaus ist aktuell aus technischen Gründen leider nicht möglich.</p><p><em>Tipps zum Weiterlesen:</em></p><p><em>Winklmayr, C., Muthers, S., Niemann, H., Mücke, H-G, an der Heiden, M (2022): Hitzebedingte Mortalität in Deutschland zwischen 1992 und 2021. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 451-7; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0202</em></p><p><em>Bunz, M. & Mücke, H.-G. (2017): <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimawandel#alphabar">Klimawandel</a> – physische und psychische Folgen. In: Bundesgesundheitsblatt 60, Heft 6, Juni 2017, S. 632-639.</em></p><p><em>Friedrich, K. Deutschländer, T., Kreienkamp, F., Leps, N., Mächel, H. und A. Walter (2023): Klimawandel und Extremwetterereignisse: Temperatur inklusive Hitzewellen. S. 47-56. In: Guy P. Brasseur, Daniela Jacob, Susanne Schuck-Zöller (Hrsg.) (2023): Klimawandel in Deutschland. Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. 2. Auflage, 527 S., über 100 Abb., Berlin Heidelberg. ISBN 978-3-662-6669-8 (eBook): Open Access.</em></p>
Im Rahmen des Projekts konnte bestätigt werden, dass insbesondere in Sommern mit kurzen Hitzeperioden eine tagesgenaue Analyse die hitzebedingten Sterbefälle vollständiger erfasst als Analysen mit mehrtägiger oder wöchentlicher Auflösung. Als Schwellenwert zur Definition von Hitze wurde das bisherige Kriterium verallgemeinert um methodisch zwischen nur wärmeassoziierten und hitzebedingten Sterbefällen zu unterscheiden. Hitzebedingte Mortalität tritt aufgrund einer stärkeren Hitzeexposition stärker in städtischen Regionen auf, vornehmlich in West- und Süddeutschland. Hitze zeigte eine sehr ähnliche Wirkung auf die Mortalität von Männern und Frauen in der Altersgruppe der über 65-Jährigen. Veröffentlicht in Umwelt & Gesundheit | 04/2025.
<p>Extreme Hitze: Wie vermeiden wir gesundheitliche Belastungen?</p><p>Insbesondere ältere Menschen, aber auch Babys und Kleinkinder, chronisch Kranke, Wohnungslose und Menschen, die im Freien arbeiten, sind stark von der Hitzebelastung betroffen. Besonders das menschliche Herz-Kreislauf-System wird durch extrem hohe Temperaturen stark beansprucht und kann im Extremfall zum Tod führen.</p><p>Weltweit nehmen die Hitzeextreme zu und damit auch die gesundheitliche Belastung der Menschen – vor allem für vulnerable Gruppen. Mit einem Mix aus rechtlichen Vorgaben, Prävention und konkreten Maßnahmen wird in Deutschland versucht, die Hitzefolgen abzumildern. Welche Erfolge zu verzeichnen sind und wo noch Handlungsbedarf herrscht zeigt der folgende Beitrag.</p><p>Temperaturrekorde, <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/t?tag=Tropennchte#alphabar">Tropennächte</a> und Hitzewellen: Als Folge des Klimawandels häufen sich die Hitzeextreme: „Die Zahl der Heißen Tage und der Tropennächte hat [seit den 1980ern] signifikant zugenommen“, heißt es im<a href="https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/das-monitoringbericht_2023_bf_korr.pdf">aktuellen Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel</a>. Seit 2005 gab es demnach im deutschlandweiten Mittel kein Jahr mehr ohne Hitzewarnungen. Laut aktuellem „<a href="https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/K/Klimawandel_Gesundheit/KlimGesundAkt.html">Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit</a>“ des Robert-Koch-Instituts (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/r?tag=RKI#alphabar">RKI</a>) wurden acht der zehn wärmsten Sommer seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnung in Deutschland (1881) in den vergangenen 30 Jahren registriert. Ein Trend, der sich fortsetzen wird: Infolge des Klimawandels werden <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Heie_Tage#alphabar">Heiße Tage</a> und Hitzewellen in Deutschland weiter zunehmen, so der RKI-Bericht. Je nach Klimaentwicklung könnte sich die Zahl der Hitzewellen bis zum Ende des Jahrhunderts vervierfachen.</p><p>Für Viele bedeutet das eine große Gesundheitsbelastung. Vor allem für vulnerable Gruppen wie die Jüngsten und Ältesten in der Bevölkerung, Wohnungslose, Personen mit chronischen Erkrankungen oder diejenigen, die draußen arbeiten müssen, ist die zunehmende Hitze ein Problem – das im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Laut RKI-Bericht kann Hitze bestehende Beschwerden wie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege oder der Nieren verschlimmern und bei zahlreichen Medikamenten teils schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen. Während Hitzeperioden wird regelmäßig ein deutlicher Anstieg der Sterbefälle beobachtet.</p><p>Um die hitzebedingten Todesfälle und Krankenhauseinweisungen zu reduzieren und die Hitzebelastung der Menschen zu minimieren, sind viele kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen nötig. Die Bundesregierung hat daher einen klaren Fokus: „Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem Dauerproblem machen. Darauf muss Deutschland systematisch vorbereitet werden“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf der 2. Hitzeschutzkonferenz im Mai 2024 und legte dabei einen ganzen Katalog an Hitzeschutzplänen und Empfehlungen vor. Die<a href="https://hitzeservice.de/kommunikationskonzept/">Handlungsempfehlung zur Erreichbarkeit vulnerabler Gruppen</a>etwa bietet Tipps und Checklisten, wie die Kommunikation mit diesen Personengruppen gelingt.</p><p>Das seit 01. Juli 2024 in Kraft getretene Klimaanpassungsgesetz stärkt unter anderem den Hitzeschutz und betont die Notwendigkeit, auf kommunaler Ebene Klimaanpassungskonzepte mit Maßnahmenplänen unter Berücksichtigung von Hitzeextremen zu erstellen – beispielsweise durch Hitzeaktionspläne. Wie diese Pläne aussehen können, zeigt die vom Bundesumweltministerium publizierte Bund/Länder-<a href="https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/hap_handlungsempfehlungen_bf.pdf">Handlungsempfehlung</a>aus dem Jahr 2017. Neben rechtlicher Rahmenbedingungen setzt der Bund stark auf Aufklärung – etwa mit dem „Infopaket Hitzeschutz“, das an alle Bürgermeister*innen der rund 1.000 Kommunen in Deutschland verschickt wurde oder mit dem<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/anpassung-an-den-klimawandel/anpassung-auf-kommunaler-ebene/schattenspender-die-mitmach-kampagne-des-uba#worum-es-geht">Hitzeknigge des Umweltbundesamts</a>, das Kommunen als Kommunikationsinstrument nutzen können.</p><p>Zentral für den Hitzeschutz sind außerdem finanzielle Mittel, mit denen die Regierung Maßnahmen unterstützt. Zu diesem Zweck wurde jüngst die<a href="https://www.bmuv.de/programm/klimaanpassung-in-sozialen-einrichtungen">Förderrichtline „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“</a>des Bundesumweltministeriums fortgeschrieben, das zwischen 2020 und 2023 für die Umsetzung investiver Maßnahmen, unter anderem zur Anpassung an Auswirkungen von Hitzewellen und zur Hitzevorsorge, 150 Millionen Euro bereitgestellt hat.</p><p>Bundesweite Aktionstage sollen die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren: Am 5. Juni 2024 veranstalteten bereits zum zweiten Mal mehrere Akteure des Gesundheitswesens den Hitzeaktionstag. „Das wurde dann eher zu einer bundesweiten Hitzeaktionswoche, denn wir hatten wahnsinnig viele dezentrale Aktionen und Veranstaltungen“, sagt Maike Voss, Mitglied bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), die den Aktionstag mitveranstaltet hat. „Der Hitzeaktionstag hat neben der Aufklärung das Ziel, möglichst viele Akteure bis hin zu kleinen Vereinen zu vernetzen.“</p><p>Wie viel in der Praxis bereits passiert, weiß Jonas Gerke, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei KLUG. Die aus seiner Sicht wichtigste Maßnahme sind Hitzeaktionspläne. „Sowohl auf Länderebene als auch im kommunalen Bereich gibt es mittlerweile viele Regionen die Hitzeaktionspläne ausgearbeitet haben oder gerade mit deren Erstellung beschäftigt sind“, sagt Gerke.</p><p>In Sachen Hitzeaktionsplan war die Stadt Mannheim Pionierin: Auf Geoportalen, Webseiten und Stadtplänen sind<a href="https://www.gis-mannheim.de/mannheim/index.php?service=kuehle_orte">Informationen zu kühlen Orten</a>hinterlegt. Dortmund wiederum erstellte die<a href="https://www.staedtetag.de/files/dst/docs/Themen/2023/dortmund-ratgeber-hitzehelfer.pdf">Broschüre „Hitzehelfer“</a>und richtete ein Hitzetelefon ein. In Brandenburg läuft ein Projekt zur Schulung und<a href="https://www.stadt-brandenburg.de/fileadmin/pdf/Pressestelle/Presseinformationen/2024/Projektsheet_Hitze-Hilfe.pdf">Installation von Hitzehelfer*innen</a>, die sich um ältere Menschen kümmern.</p><p>In Berlin hat sich eine deutschlandweit einzigartige Allianz zu dem Thema gebildet: das<a href="https://hitzeschutz-berlin.de/">Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin</a>. Ins Leben gerufen wurde sie von der Ärztekammer Berlin, der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie KLUG. „In dem Bündnis werden Lösungen für die Praxis und nicht für die Schublade gesucht“, sagt Gerke. Unter anderem wurden 2022 Musterschutzpläne – etwa für Krankenhäuser, Arztpraxen, Bezirke oder die stationäre Pflege – erstellt. „Bei Pflegeheimen können Pfleger die Bewohner mit kleinen Trinkwettbewerben animieren und bei Hitzewellen leichte und wasserreiche Kost ausgeben“, nennt Gerke Praxisbeispiele.</p><p>Flankierend zu konkreten Maßnahmen wird vielerorts zum Thema Klimaanpassung und Gesundheit geforscht, etwa an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort läuft ein Forschungsprojekt zum Thema „Hitzeservice statt <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Hitzestress#alphabar">Hitzestress</a> – was brauchen Kommunen, um zum Thema Gesundheitsschutz bei Hitze zu informieren und zur Entwicklung und Umsetzung eigener Maßnahmen angeregt zu werden?“.</p><p>Unstrittig ist, dass gesundheitliche Belastungen am besten vermieden werden, indem die Bevölkerung sowie das Gesundheitssystem auf bevorstehende Hitzeperioden frühzeitig vorbereitet werden. „Dazu gibt der Deutsche Wetterdienst auf seiner Webseite und über Apps die entsprechenden Warnungen heraus“, sagt Gerke. „Diese sollen dann etwa an Bushaltestellen oder in U-Bahnhöfen auf Bannern angezeigt und an Einrichtungen weitergeleitet werden, die mit Risikogruppen arbeiten.“</p><p>Die Einrichtungen und Vereine können so rechtzeitig reagieren: „In Pflegeheimen kann kurzfristig mehr Personal eingeteilt werden, das Getränke verteilt, Kindergärten können einige Stunden im Wald einplanen, Handwerker stellen – wenn möglich – ihre Arbeitszeiten um und es werden Räume bewusster kühl gehalten, etwa indem früh morgens gelüftet wird und die Rollos unten bleiben“, zählt Gerke sinnvolle Maßnahmen auf. Im Fokus stehen auch Trainer*innen von Sportvereinen, die im Hitzefall etwa für Kühlzonen sorgen sollen – oder ein Spiel absagen. Eine Risikogruppe, die dabei laut Maike Voss nicht vergessen werden darf, seien junge Menschen mit geringer Risikowahrnehmung. „Das Hitzeproblem trifft nämlich keineswegs nur ältere Menschen. Gerade in Verbindung mit Alkohol merken viele die Belastung nicht und werden übermütig“, sagt sie. „Auch diese Gruppe muss abgeholt und über die Gefahren und Lösungen informiert werden.“</p><p>Daneben helfen bauliche Maßnahmen: „Vonseiten der Stadtplanung gibt es schon seit Jahrzehnten langfristige Überlegungen, wie verhindert werden kann, dass sich die Städte aufheizen und der sogenannte städtische Wärmeinseleffekt verringert werden kann“, sagt Jonas Gerke. „Flächenentsiegelungen und eine blau-grüne Infrastruktur sind sehr gute Maßnahmen, auch wenn sie teilweise noch zu langsam in die Umsetzung kommen.“ Die Fassadenbegrünung, das Pflanzen von Bäumen oder die Verschattung von Plätzen helfen bei der Hitzeprävention in Städten.</p><p>Trotz vielfältiger Projekte und Pläne hakt es laut Maike Voss oft an der Umsetzung. „Ein Problem ist, dass in vielen Kommunen die Frage gestellt wird: Wer kümmert sich überhaupt um den Hitzeschutz? Ist das eher das Gesundheitsamt oder das Umweltamt oder jemand anderes? Hier muss unserer Meinung nach klar in die Gesundheitsdienstgesetze der Länder reingeschrieben werden, dass grundsätzlich die Gesundheitsämter auch eine Rolle spielen.“ Obendrein brauche es ihrer Ansicht nach mehr Unterstützung für die kommunale Ebene – besonders bei kleinen Kreisen und Gemeinden.</p><p>Jonas Gerke benennt ein zweites Problem: „Bislang werden die meisten Maßnahmen über Projektmittel finanziert, die irgendwann auslaufen“, sagt er. Daher würden sich Hitzeaktionspläne häufig nur mit kurzfristigen und günstigen Maßnahmen befassen. „Hier braucht es mehr nachhaltige und niederschwellige Förderung.“ Das sei aus gesundheitlicher aber auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll: „Die Kosten, die auf uns zukommen, wenn nichts gemacht wird, sind um ein Vielfaches höher.“</p><p></p><p><em>Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimafolgen#alphabar">Klimafolgen</a> und Anpassung Nr. 91 veröffentlicht.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/newsletter">Hier</a>können Sie den Newsletter abonnieren.</em></p><p></p>
Der Klimawandel führt in deutschen Städten zu einem hohen Anpassungsdruck. Ein besonders vielversprechender Ansatz, um resilienter gegenüber Wetterextremen wie Hitze, Dürre und Starkregen zu sein, sind Naturbasierte Lösungen (NbS). Das neue Forschungsvorhaben Blue Green City Coaching (BGCC) - Implementierung blaugrüner Infrastrukturen zur Klimaanpassung kleinerer deutscher Großstädte: Aufbau eines wissenschaftsbasierten und anwendungsorientierten Coachings für Entscheidungsträger*innen in Stadt- und Regionalplanung, erarbeitet vor diesem Hintergrund bis Ende 2027 Analyse-Instrumente, die Potenziale und Grenzen von NbS für die Stärkung der urbanen Klimaresilienz offenlegen. Im Rahmen des Projektes durchlaufen ca. 10 deutsche mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern ein individuelles Coaching. Das Coaching stellt Praxisnähe her, schafft institutionalisierte Partizipation der Entscheidungsträger*innen in der Stadt und testet zugleich verschiedene Bewertungsmethoden für NbS. Konkret soll das BGCC Entscheidungsträger*innen befähigen, wissenschaftlich koordiniert anwendbare Implementierungsstrategien für blaugrüne Infrastrukturen (BGI) zu erstellen. Dabei werden Potentiale und Grenzen identifiziert und diese möglichst im interkommunalen Austausch und mit Hilfe der sozialwissenschaftlichen, juristischen und siedlungswasserwirtschaftlichen Expertise des Projektteams überwunden. Methodisch werden vorhandene Bewertungssysteme für die Effekte und Potentiale wasserbezogener NbS in einer Coaching-Toolbox gebündelt, um Stadtakteuren Argumente und praxisnahe Hilfestellungen für NbS-Potentiale an die Hand zu geben. Bei diesen in der Coaching-Toolbox enthaltenen Potentialen geht es neben finanziellen Anreizen beispielsweise um Monitoring von Biodiversität und Stadtklima mit vielfältigen Effekten auf die Stadtgesundheit – dazu zählen unter anderem die Verringerung der Anzahl von Hitzetoten, eine erhöhte Lebenserwartung und verringerte Gesundheitskosten. Abschließend analysieren sozialwissenschaftliche Expert*innen des Projektteams systematisch die Umsetzungspotenziale und -hemmnisse und bündeln die Ergebnisse. Als Kernprodukt von BGCC entsteht das “BG-Coaching-Handbook”, welches die Toolbox-Inhalte als Handlungsanleitung für die Infrastrukturplanung auch für andere Kommunen replizierbar macht.
Liebe Leser*innen, die aktuellen Ergebnisse der Umweltbewusstseinsstudie zeigen deutlich: Immer mehr Menschen spüren die Auswirkungen des Klimawandels in ihrem Alltag. Kommunen, Länder und Bund arbeiten intensiv daran, diesen Folgen entgegenzuwirken. Für die Umsetzung wirksamer Maßnahmen braucht es nicht nur gute Ideen, sondern auch finanzielle Mittel – zum Beispiel aus dem EU-Förderprogramm LIFE. In unserem Schwerpunktartikel erfahren Sie alles Wissenswerte rund um das Programm, dessen aktuelles Förderfenster noch bis zum 23. September geöffnet ist. Doch wie wirken Anpassungsmaßnahmen bisher und wie können wir Anpassungsfortschritte messen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich die UBA-Fachkonferenz „Klimawandelanpassung im Blick – Welche Fortschritte machen wir?“ am 16.-17. September 2025 in Dessau , für die Sie sich ab sofort anmelden können. Herzliche Grüße Ihr KomPass-Team im Umweltbundesamt Mit EU-Förderung LIFE Klimaschutz und -anpassung finanzieren Digitale Tools helfen Kommunen bei der Umsetzung verschiedener naturbasierter Maßnahmen. Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Net Positive Cities Bis zum 23. September 2025 können private und öffentliche Einrichtungen aus der Europäischen Union Fördermittel des LIFE-Programms – dem Förderinstrument der EU für Umwelt- und Klimaschutz – beantragen. Das LIFE-Teilprogramm „Klimaschutz und Anpassung“ fördert die Entwicklung innovativer Lösungen oder die Anwendung bewährter Best Practices. Es unterstützt zudem Projekte, die politische oder administrative Konzepte entwickeln und/oder umsetzen, ebenso wie Projekte, die Verwaltungsprozesse optimieren. Die Förderquote von Klimaprojekten liegt bei bis zu 60 Prozent. In diesem Beitrag erläutern Autorinnen von der LIFE-Beratungsstelle beim Projektträger Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) das Förderinstrument sowie die Voraussetzungen zur Antragstellung. Mit den beiden Projekten „Roll-out-ClimAdapt“ und „CONTEMPO2“ stellen die Autorinnen aktuelle Beispiele von LIFE-Förderungen in dem Themenfeld vor. 16.-17. September 2025: UBA-Fachkonferenz „Klimawandelanpassung im Blick – Welche Fortschritte machen wir?“ Das Umweltbundesamt (UBA) lädt dazu ein, auf der Fachkonferenz über die Erfassung von Fortschritten bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu diskutieren. Die interaktive Tagung bietet neben Inputvorträgen und Paneldiskussionen renommierter Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zwei Sessions mit parallelen Arbeitsgruppen zu Fortschrittsindikatoren, Erhebungs- und Bewertungsmethoden sowie zur Zieldefinition mit den Schwerpunkten: Starkregen und Sturzfluten, Trockenheit und Dürreperioden, Hitzeschutz, kommunale Anpassungsaktivitäten und Handlungsbedingungen. Die Tagung findet als Veranstaltung im Rahmen der Woche der Klimaanpassung 2025 statt. Die Anmeldung ist jetzt und bis einschließlich 15.August 2025 möglich. Neue UBA-Themenseite unterstützt Kommunen bei naturbasierter Klimaanpassung Naturbasierte Lösungen wie Grünflächen oder Flussrenaturierungen können einen wertvollen Beitrag zur kommunalen Klimaanpassung leisten. Die neue Themenseite „Naturbasierte Klimaanpassung in Kommunen“ auf der Webseite des Umweltbundesamtes zeigt, welche vier Typen naturbasierter Lösungen es für die städtische Klimaanpassung gibt. Sie beleuchtet unterschiedliche Aspekte solcher Ansätze und bietet Kommunen Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen. Neben Informationen zum rechtlichen Rahmen oder zu Finanzierungsfragen finden sich dort auch Praxisbeispiele und Publikationen. Aktualisiert und für Gemeinden individualisierbar: Der Hitzeknigge – Tipps für das richtige Verhalten bei Hitze Seit zehn Jahren gibt es den Hitzeknigge des Umweltbundesamtes. Der Ratgeber für das richtige Verhalten bei Hitze mit Tipps für die Bevölkerung und insbesondere vulnerable Gruppen wurde jetzt aktualisiert. Er benennt Hitzegefahren, gibt Empfehlungen zum Hitzeschutz, Tipps zur Beobachtung der eigenen Verhaltensweisen und Anregungen zur Veränderung. Gemeinden können den Hitzeknigge selbstständig um ihr Logo, ihre Ansprechpersonen und auch eigene Inhalte erweitern. Kontaktieren Sie das UBA dafür über kompass@uba.de mit dem Betreff „Hitzeknigge individuell“. Sie erhalten dann zeitnah ein digitales Paket zur individuellen Anpassung des Hitzeknigges mit Schritt-für-Schritt-Anleitung. Umweltministerkonferenz: Herausforderungen bei Naturschutz und Klimaanpassung gemeinsam bewältigen Auf der 104. Umweltministerkonferenz in Orscholz haben sich die Länder für eine starke Zusammenarbeit mit dem Bund ausgesprochen. Zentrale Themen waren die Finanzierung von Klimaanpassung, eine krisenfeste Wasserversorgung, die Fachkräftesicherung und eine Versicherungspflicht für Elementarschäden. Einigkeit herrschte: Nur gemeinsam lassen sich die Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise wirksam bewältigen. Niedersachsen stärkt die Entsiegelung Das Land Niedersachsen stärkt die Klimaanpassung durch Entsiegelung: Der Leitfaden „Entsiegelung in der Klimaanpassung“ des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie zeigt Hintergründe, Vorgehensweisen und bodenschutzfachliche Hinweise. So wird verdeutlicht, wie Flächen wieder durchlässig und ökologisch nutzbar gemacht werden können. Der Leitfaden ergänzt das Entsiegelungskataster, das derzeit vom Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung entwickelt wird. Insgesamt investiert das Land rund 2,25 Millionen Euro in das Kataster und in Maßnahmen, um Klimaresilienz zu fördern. Kommunen-Ticker: Neues aus Bonn, Gelsenkirchen, Göttingen, Regensburg und Rheinbach Die Stadt Bonn wertet mit einem Projekt im Förderprogramm „Natürlicher Klimaschutz in ländlichen Kommunen“ Grünflächen auf, um die natürliche Klimaschutzfunktion von Stadtgrün und Artenschutz zu fördern ++ Im Projekt „Grünes Bürgerbudget“ konnten Bürger*innen aus Gelsenkirchen ihre Ideen zur Klimaanpassung in der Stadt einreichen. Eine Jury hat jetzt zehn Vorschläge ausgewählt, die bis Ende 2025 umgesetzt werden sollen. ++ Göttingen unterstützt mit einem städtischen Klimafonds Bürger*innen durch finanzielle Anreize für klimafreundliche Vorhaben und Sanierungen. Das weiterentwickelte Programm gilt ab 1. Juli 2025 ++ Mit dem Förderprogramm „Regensburg resilient“ unterstützt die Stadt als Teil seines Hitzemanagements bei Begrünungs- und Entsiegelungsmaßnahmen. ++ Baumpflanzungen bilden den Auftakt für die Umsetzung eines Gesamtkonzepts zur Klimaanpassung in der Stadt Rheinbach. Trockenregion Unterfranken: Öko-Modellregionen beraten zur Umstellung auf Ökolandbau Unterfranken zählt zu den niederschlagsärmsten Gebieten Deutschlands. Die Landwirtschaft steht dort vor besonderen Herausforderungen. In der Veranstaltungsreihe „Sagt doch mal! Wie geht die Umstellung zum Ökolandbau?“ der unterfränkischen Öko-Modellregionen Landkreis Aschaffenburg, Oberes Werntal, Rhön-Grabfeld und Würzburg informierten Praktiker*innen zu den Schwerpunkten Viehhaltung, Ackerbau und Weinbau. Bereits umgestellte Bio-Betriebe gaben praxisorientierte Einblicke. Die Veranstalter berichten von einem wachsenden Interesse seitens der Landwirt*innen. Bremen: Handlungskonzept für klimaangepasste Parkgewässer Wie Bremens Parkgewässer fit für den Klimawandel gemacht werden können, hat die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft Bremen im Projekt „Klim-Park – Klimaangepasste Parkgewässer Bremen“ erarbeitet. Das Vorhaben hat die Gewässer in Bremens Parks in den Fokus gerückt, Pilotmaßnahmen umgesetzt und ein Handlungskonzept erarbeitet mit dem Ziel, ein nachhaltiges und klimaangepasstes Management der Parkgewässer zu entwickeln. Die Projektbeteiligten stellten nun zentrale Ergebnisse und das erarbeitete Handlungskonzept vor. Effektiver Hitzeschutz für Kommunen – VDI-Expertenempfehlung „Hitzeaktionsplanung“ Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat eine Expertenempfehlung zum Schutz vor Hitze veröffentlicht. Städte und Gemeinden können sich anhand dieser Empfehlungen besser auf extreme Hitze vorbereiten. Ziel der VDI-Expertenempfehlung (unterteilt in die Teilblätter VDI-EE 3787 Blatt 13.1 bis 13.3) ist es, die Gesundheit der Menschen zu schützen. Zentrale Elemente sind dabei eine fachübergreifende Zusammenarbeit, vorbereitende Maßnahmen zum Schutz vulnerabler Risikogruppen sowie kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Hitzereduktion. Studie zum Umweltbewusstsein: Zwei Drittel der Befragten fühlen sich durch Hitzeperioden gesundheitlich belastet Die Umweltbewusstseinsstudie des Umweltbundesamtes zeigt, dass viele Menschen bereits jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden: Zwei Drittel fühlen sich durch Hitzeperioden gesundheitlich belastet; ein Viertel gibt an, dass es in ihrem Wohnumfeld keinen ausreichenden Hitzeschutz gibt. Ein ähnlich großer Anteil sorgt sich, dass sich dieser Zustand künftig verschlechtern wird. Einen klaren Bedarf, den Schutz vor großer Hitze zu verbessern, sehen 85 Prozent. Die Studie, die seit 1996 alle zwei Jahre durchgeführt wird, hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des UBA umgesetzt. UBA-Studie zu hitzebedingten Todesfällen in Deutschland Das Umweltbundesamt und das Robert-Koch-Institut haben die Berechnung der durch Hitze verursachten Todesfälle in Deutschland präzisiert. In einer Studie zeigen sie, dass es in den Sommern 2023 und 2024 jeweils etwa 3.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland gab. Betroffen waren vor allem Menschen über 75 Jahre mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. Schon einzelne heiße Tage stellen eine Hitzebelastung dar. Bleibt es über mehrere Tage in Folge heiß, ohne nächtliche Abkühlung, steigt die Sterblichkeit weiter an und erreicht ein nach etwa drei bis vier Tagen gleichbleibend hohes Niveau. Städte sind stärker betroffen als das kühlere Umland. Klimaanpassung in der Sozialen Arbeit: Ein Leitfaden für Einrichtungen und Dienste Die Klimakrise stellt soziale Einrichtungen vor neue Herausforderungen – besonders dort, wo vulnerable Gruppen betroffen sind. Der Paritätische Gesamtverband hat gemeinsam mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit und KlimaKom einen praxisnahen Leitfaden entwickelt, der soziale Träger bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen unterstützt. Der Leitfaden bietet Handlungsempfehlungen, Sofortmaßnahmen und Anleitungen zur Entwicklung eigener Anpassungskonzepte. Er unterstützt soziale Einrichtungen und Dienste dabei, die Risiken der Klimakrise für ihre Arbeit und ihre Zielgruppen besser zu erkennen, Maßnahmen zur Klimaanpassung zu planen und umzusetzen sowie Mitarbeitende und Organisationen für das Thema zu sensibilisieren und zu qualifizieren. UBA-Themenseite: Landschaftswasserhaushalt stabilisieren Der Landschaftswasserhaushalt ist aus dem Gleichgewicht: Begradigte Gewässer, versiegelte Böden und entwässerte Moore halten zu wenig Wasser in der Fläche zurück. Die Folgen: Trockenheit, sinkendes Grundwasser und Hochwasser. Die Lösungen: Wasser durch angepasste Flächenbewirtschaftung zurückhalten, Flüssen mehr Raum geben, Auen überfluten sowie Land und Boden klimaangepasst bewirtschaften. Auf einer Themenseite informiert das Umweltbundesamt über Herausforderungen und Handlungsoptionen auf dem Weg zur Schwammlandschaft und verlinkt relevante Strategien, Fördermöglichkeiten und Publikationen. Leuphana-Projekt: Studierende erarbeiten drei Leitfäden für Kommunen Im Projekt „StudiKommKlima“ der Leuphana Universität wurden Studierende zu kommunalen Klimamanager*innen ausgebildet. Gemeinsam mit Praxispartnern haben sie innovative Ansätze für Klimaanpassung in Kommunen entwickelt. Entstanden sind drei praxisorientierte Leitfäden zur Beachtung wohnungsloser Menschen in Hitzeaktionsplänen, zur Verbesserung des Wasserrückhalts in Gemeinden sowie zur klimaresilienten Umgestaltung von öffentlichen Grünflächen. Mit der Open Educational Ressource „Kommunale Klimaanpassung in der Hochschullehre“ liegen zudem frei verfügbare Materialien für Lehre und Weiterbildung vor. 200 Küstenorte schließen Klima-Bündnis Im Vorfeld der Ozeankonferenz der Vereinten Nationen in Nizza haben etwa 200 Küstenorte am 7. Juni 2025 ein Bündnis geschlossen, um besser auf die Gefahren des Klimawandels wie einen Anstieg des Meeresspiegels reagieren zu können. Bis 2050 werden voraussichtlich mehr als eine Milliarde Menschen in Regionen leben, die weniger als zehn Meter über dem Meeresspiegel liegen, so das Bündnis. Sie sind dadurch besonders gefährdet bei Überflutungen oder Stürmen. Das Bündnis mit Sitz in Nizza plant regelmäßige Online-Konferenzen der Küstenstädte sowie ein jährliches Gipfeltreffen zu Anpassungsmaßnahmen. Der nächste Gipfel soll kommendes Jahr in Marokko stattfinden. GIZ-Reportage: KI für Klimaresilienz trifft auf lokales Wissen Auf entlegenen Inseln des indonesischen Archipels arbeiten Expert*innen für künstliche Intelligenz mit Küstenbewohner*innen daran, gemeinsam die Klimaresilienz zu stärken und digitales Wissen aufzubauen. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet in dieser Initiative gemeinsam mit der Organisation Common Room daran, ländliche Gemeinden mit KI-gestützten Pilotprojekten bei der Klimaanpassung zu unterstützen. In einer Reportage berichtet die GIZ über das Vorhaben in der Region, die im Dezember 2004 durch einen Tsunami im Indischen Ozean verwüstet wurde. Report der Europäischen Umweltagentur über soziale Gerechtigkeit bei der Klimaanpassung Der Bericht „Social fairness in preparing for climate change: how just resilience can benefit communities across Europe“ der Europäischen Umweltagentur zeigt, dass die vom Klimawandel am stärksten gefährdeten Gruppen zwar unverhältnismäßig stark betroffen sind, doch bei der Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen oft übersehen werden. Obwohl die EU und ihre Mitgliedstaaten Gerechtigkeit zunehmend als Schlüsselprinzip der Klimaanpassung anerkennen, ist das in der Praxis noch wenig berücksichtigt. Ohne gezielte und integrative Maßnahmen können die Anpassungsbemühungen sogar ungewollt bestehende Ungleichheiten vertiefen, so der Report, der sich mit der Klimaanpassung in den vier Schlüsselsystemen bebaute Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung, Wasser sowie Verkehr beschäftigt. Bericht: Umwelt im Quartier – Fachliche Grundlagen für eine Strategie zur kommunalen Nachhaltigkeit und Entwicklung eines Kommunikationskonzeptes Das Vorhaben „Umwelt im Quartier“ analysierte, mit welchen Strategien Umweltqualitäten auf Quartiersebene verbessert werden können. Das Forschungsprojekt unter Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung hat kommunale Nachhaltigkeitsstrategien für grüne, klimaangepasste und ressourcenschonende Städte untersucht und Kommunikationsansätze zur Aktivierung lokaler Akteure in fünf Quartieren erprobt. Der Bericht zeigt Herausforderungen und Potenziale von Bestandsquartieren und leitet Handlungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Stadtentwicklung ab. Bericht: Mentale Auswirkungen des Klimawandels und die Bereitschaft zur Anpassung Mentale Auswirkungen durch den Klimawandel können von diffusen Zukunftsängsten bis hin zu manifesten psychischen Erkrankungen reichen. In dem Projekt „Die mentalen Auswirkungen des Klimawandels und die Bereitschaft zur Anpassung“ im Auftrag des Umweltbundesamtes hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung eine Literaturrecherche, eine repräsentative Befragung der bundesdeutschen Bevölkerung und Interviews mit Expert*innen aus Psychologie und Psychotherapie durchgeführt. Der Bericht zeigt die Erkenntnisse zur Betroffenheit der Bevölkerung, vulnerabler Gruppen und Maßnahmen zur Stärkung der eigenen Psyche. Report: Nature-based Solutions and their Governance Structures for Climate Action in the Alpine Region Welches Potenzial haben naturbasierte Lösungen, um Klima- und Biodiversitätskrisen im Alpenraum zu bewältigen? Anhand von acht Modellprojekten analysiert ein Forschungsteam unter Leitung des Instituts für Umweltplanung und Raumentwicklung Vorteile, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren. Zentrale Empfehlungen betreffen die Aspekte Governance, rechtlicher Rahmen, Wirtschaftlichkeit und Beteiligung. Bei der Etablierung naturbasierter Lösungen könne insbesondere die Alpenkonvention eine wichtige unterstützende Rolle spielen, so die Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes. Journal Climate Policy: Climate overshoot implications for local adaptation planning Mit zunehmender Erderwärmung rückt das Thema „Overshoot“ – das vorübergehende Überschreiten der 1,5 °C-Grenze – stärker in den Fokus. Die damit einhergehenden Risiken für die kurz- und langfristige Klimaanpassung sind jedoch kaum erforscht, so ein internationales Autorenteam im Journal Climate Policy. Ihr Beitrag zeigt, dass die Spitzenerwärmung für Anpassungsbedarf entscheidender sein kann als der Endzustand. Langfristige Planungen, etwa bei Infrastruktur oder Meeresspiegelanstieg, sollten daher diese Überschreitung einbeziehen. Datenlücken und fehlendes Wissen bei lokalen Akteuren müssen gezielt adressiert werden. Leitfaden zu Klimaanpassung im Städtebau Der digitale Leitfaden „Klimagerechter Städtebau“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr unterstützt Kommunen dabei, Klimaanpassung frühzeitig in die Siedlungsentwicklung zu integrieren. Basierend auf einem Modellvorhaben mit acht bayerischen Gemeinden bietet der Leitfaden fachliche Orientierung und praxisnahe Handlungsempfehlungen, um städtebauliche Klimaanpassungskonzepte zu erstellen. Ziel ist es, Kommunen und Planende zu sensibilisieren, ihre Eigenverantwortung zu stärken und sie zu befähigen, informelle Planungsprozesse eigenständig umzusetzen. Das KLiVO-Portal unterstützt Akteure bei der Anpassung an den Klimawandel durch gebündelte Daten, Informationen und Dienste – von Leitfäden über Webtools bis hin zu Karten oder Qualifizierungsangeboten. Sie haben selbst einen Dienst, der ins Klimavorsorgeportal passt? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
<p>Beobachtete und erwartete Klimafolgen in Deutschland</p><p>Die Folgen des Klimawandels in Umwelt und Gesellschaft werden zunehmend spürbar. Der dritte Monitoringbericht zur Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) wurde 2023 veröffentlicht und gibt einen breiten Überblick über bereits beobachtete Klimafolgen. Die 2021 veröffentlichte Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) des Bundes zeigt künftige Folgen des Klimawandels in Deutschland.</p><p>Das <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klima#alphabar">Klima</a> ändert sich bereits und wird sich auch in Zukunft weiter wandeln. Der <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimawandel#alphabar">Klimawandel</a> manifestiert sich dabei sowohl in langfristigen Klimaänderungen (wie langsam steigenden Durchschnittstemperaturen) als auch in einer veränderten <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimavariabilitt#alphabar">Klimavariabilität</a> (also stärkeren <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimaschwankungen#alphabar">Klimaschwankungen</a> und häufigeren Extremwetter-Ereignissen wie Stürmen, Dürren, Überschwemmungen und Sturzfluten oder Hitzesommern).Die <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimafolgen#alphabar">Klimafolgen</a> sind also vielfältig und haben Einfluss auf unser tägliches Leben.</p><p>Um die in Deutschland erwarteten Folgen des Klimawandels zu beschreiben, wurden verschiedene Indikatoren entwickelt. Mit ihrer Hilfe können die Folgen und die bereits begonnene <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/a?tag=Anpassung_an_den_Klimawandel#alphabar">Anpassung an den Klimawandel</a> beschrieben, sowie seine weitere Entwicklung verfolgt werden. Dargestellt werden Veränderungen in der natürlichen Umwelt, aber auch gesellschaftliche Folgen wie zum Beispiel die Entwicklung von Einsatzstunden bei wetter- und witterungsbedingten Schadensereignissen. Die fachlichen Grundlagen hat das<a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/kompetenzzentrum-kompass-0">Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass</a>) zusammen mit anderen Bundesbehörden erarbeitet.</p><p>Alle vier Jahre veröffentlicht die Bundesregierung einen Monitoringbericht. Der aktuelle<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/monitoringbericht-2023">Monitoringbericht</a>erschien im November 2023. Er liefert mit Hilfe von Indikatoren einen breiten Überblick über beobachtete Klimafolgen und die begonnene Anpassung. Mehr als 50 Bundesbehörden, wissenschaftliche Einrichtungen und Universitäten sind an der Erstellung des Monitoringbericht beteiligt.</p><p>Das Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“, ein Netzwerk von 25 Bundesbehörden und -instituten und unterstützt von einem wissenschaftlichen Konsortium, hat in der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) über 100 Wirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen untersucht und bei rund 30 davon sehr dringender Handlungsbedarf festgestellt. Dazu gehören tödliche Hitzebelastungen - besonders in Städten, Wassermangel im Boden und häufigere Niedrigwasser. Dies hat schwerwiegende Folgen für alle Ökosysteme, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Warentransport. Es wurden auch ökonomische Schäden durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser an Bauwerken untersucht sowie der durch den graduellen Temperaturanstieg verursachte Artenwandel, einschließlich der Ausbreitung von Krankheitsüberträgern und Schädlingen.</p><p>Seit 2011 wurde von 16 Bundesbehörden und -institutionen im Auftrag der Bundesregierung die Vulnerabilität – also Verletzlichkeit – Deutschlands gegenüber dem Klimawandel analysiert.</p>
Im Rahmen des Projekts konnte bestätigt werden, dass insbesondere in Sommern mit kurzen Hitzeperioden eine tagesgenaue Analyse die hitzebedingten Sterbefälle vollständiger erfasst als Analysen mit mehrtägiger oder wöchentlicher Auflösung. Als Schwellenwert zur Definition von Hitze wurde das bisherige Kriterium verallgemeinert um methodisch zwischen nur wärmeassoziierten und hitzebedingten Sterbefällen zu unterscheiden. Hitzebedingte Mortalität tritt aufgrund einer stärkeren Hitzeexposition stärker in städtischen Regionen auf, vornehmlich in West- und Süddeutschland. Hitze zeigte eine sehr ähnliche Wirkung auf die Mortalität von Männern und Frauen in der Altersgruppe der über 65-Jährigen.
<p>Coaching für blaugrüne Stadtentwicklung in Kommunen</p><p>Grüne Fassade aus über 30.000 Hainbuchen, die eine gut 8 Kilometer lange Hecke auf dem Dach und der Fassade des Kö-Bogen-2 Hauses und damit die größte begrünte Fassade in Europa bilden. Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland</p><p>Das neue Forschungsprojekt "Blue Green City Coaching (BGCC)" unterstützt kommunale Entscheider*innen, Potenziale und Grenzen von naturbasierten Lösungen (NbS) für die Klimaanpassung zu ermitteln. Im Fokus stehen dabei die Bewertung der NbS bei Klimafolgen wie Hitze und Dürre sowie der Einfluss von NbS auf die urbane Klimaresilienz kleinerer Großstädte und deren Umland.</p><p>Naturbasierte Lösungen (<em>Nature-based Solutions</em>, NbS) zählen laut einer Studie der Europäischen Umweltagentur zu den effizientesten Wegen, um die Folgen des Klimawandels – wie zunehmende Hitze und Trockenheit in vielen deutschen Städten und deren Umland – zu bewältigen.1Auch die nationale Wasserstrategie forciert die Umsetzung von naturbasierten Lösungen, insbesondere in Kombination und Synergie mit technischen Infrastrukturen.2Gleichzeitig gilt es, wichtige Fragen anzugehen und einige Hindernisse zu überwinden, um die vielseitigen Potentiale von NbS für die urbane Klimaanpassung in Deutschland noch besser auszuschöpfen. Hauptsächlich kommen derzeit blaugrüne Infrastrukturelemente zum Einsatz, dabei können wasserbezogene NbS vielfältige Formen und Ausgestaltungen annehmen: Auenstrukturen, Moore zum Wasserrückhalt in der Landschaft, urbane Gewässer, grüne Freiräume im urbanen Raum, de- und semizentrale Pflanzenkläranlagen sowie Dach- und Fassadenbegrünen. Folgende Punkte können für eine flächendeckende und vernetzte Umsetzung von NbS in deutschen Kommunen förderlich sein3:</p><p>Im <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/b?tag=BMBF#alphabar">BMBF</a>-Vorhaben „Leipziger BlauGrün“ werden bis Sommer 2025 mehrere Tools entwickelt, die an diese Anforderungen anknüpfen. Die siedlungswasserwirtschaftliche Modellierung abflussfreier Stadtquartiere mit Hilfe blaugrüner Infrastriukturen kann methodisch in jeder Stadt bei ausreichender Datenlage angewandt werden. Blaugrüne Investitionspotentialkarte, blaugrüne Bewertungssteckbriefe und blaugrüne Toolboxen sind ebenso wie die Bausteine einer blaugrünen Infrastrukturplanung grundsätzlich von Leipzig aus übertragbar auf andere deutsche Großstädte.</p><p>Damit NbS ihre Rolle als zentrale Lösung in der Klimaanpassung einnehmen können, sind mehrere Faktoren von Bedeutung. So erfordert etwa das Ermitteln und Quantifizieren von Potenzialen und Grenzen von NbS für die Klimawandelanpassung einen handlungsorientierten Ansatz. Neben technischen und ökologischen Parametern sollten ebenfalls soziale und ökonomische Kriterien und Indikatoren einbezogen werden. Diese gilt es, wissensbasiert auszuwählen und praxisnah zu operationalisieren. Essentiell ist ferner die transparente Bewertung, in welchem Maße NbS zur Erreichung urbaner Klimareslilienz beitragen können.</p><p>Das neue Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Blue Green City Coaching (BGCC) - Implementierung blaugrüner Infrastrukturen zur Klimaanpassung kleinerer deutscher Großstädte: Aufbau eines wissenschaftsbasierten und anwendungsorientierten Coachings für Entscheidungsträger*innen in Stadt- und Regionalplanung“ kann die blaugrüne Stadtentwicklung vorantreiben. Das Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes wird vom <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/b?tag=BMUV#alphabar">BMUV</a> aus Mitteln des Aktionsprogramms Natürlicher <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimaschutz#alphabar">Klimaschutz</a> (ANK) gefördert und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ in Kooperation mit Fresh Thoughts und dem Deutschem Institut für Urbanistik umgesetzt. Es wird aktiv unterstützt vom Zentrum Klimaanpassung und dem Deutschen Städtetag.</p><p>Das Projekt unterstützt kleinere deutsche Großstädte mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern dabei, Risiko- und Potenzialanalysen von NbS durchzuführen und die Basis für gemeindeübergreifende Transformationsstrategien sowie integrierte Konzepte und Kooperationen zu schaffen. Ingesamt zehn Kommunen werden ab ca. Mitte 2025 bis Ende 2027 intensiv begleitet. Im Frühjahr 2025 wird es die Möglichkeit geben, sich dafür zu bewerben.</p><p>Das Coaching stellt Praxisnähe her, schafft institutionalisierte Partizipation der Entscheidungsträger*innen in der Stadt und testet zugleich verschiedene Bewertungsmethoden für NbS. Konkret soll das BGCC Entscheidungsträger*innen befähigen, wissenschaftlich koordiniert anwendbare Implementierungsstrategien für blaugrüne Infrastrukturen (BGI) zu erstellen. Dabei werden Potentiale und Grenzen identifiziert und diese möglichst im interkommunalen Austausch und mit Hilfe der sozialwissenschaftlichen, juristischen und siedlungswasserwirtschaftlichen Expertise des Projektteams überwunden. Methodisch werden vorhandene Bewertungssysteme für die Effekte und Potentiale wasserbezogener NbS in einer Coaching-Toolbox gebündelt, um Stadtakteuren Argumente und praxisnahe Hilfestellungen für NbS-Potentiale an die Hand zu geben. Bei diesen in der Coaching-Toolbox enthaltenen Potentialen geht es neben finanziellen Anreizen beispielsweise um <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/m?tag=Monitoring#alphabar">Monitoring</a> von <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/b?tag=Biodiversitt#alphabar">Biodiversität</a> und Stadtklima mit vielfältigen Effekten auf die Stadtgesundheit; dazu zählen unter anderem die Verringerung der Anzahl von Hitzetoten, eine erhöhte Lebenserwartung und verringerte Gesundheitskosten.</p><p>Ein Forschungsschwerpunkt von BGCC bezieht die Perspektive des Stadtumlandes ein. Es wird dabei analysiert, ob die Einführung von wasserbezogenen NbS für die Klimaresilienz in der Stadt zu Wasserkrisen und Nutzungskonflikten zwischen Stadt und Umland führt. Der Fokus liegt dabei auf lokalem Rückhalt des Regenwassers zur Linderung der <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimafolgen#alphabar">Klimafolgen</a> wie Hitze, <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/d?tag=Drre#alphabar">Dürre</a> und <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/s?tag=Starkregen#alphabar">Starkregen</a>.</p><p>Abschließend analysieren sozialwissenschaftliche Expert*innen des Projektteams systematisch die Umsetzungspotenziale und -hemmnisse und bündeln die Ergebnisse. Als Kernprodukt von BGCC entsteht das “BG-Coaching-Handbook”, welches die Toolbox-Inhalte als Handlungsanleitung für die Infrastrukturplanung auch für andere Kommunen replizierbar macht.</p><p>Die bis Ende 2027 dauernde Projektlaufzeit des BGCC unterteilt sich in vier Phasen. Die erste Projektphase zielt darauf ab, die Coaching-Toolbox zu Abläufen, zur Methodik und zu Vermittlungsinhalten des Coachings zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden Synergien eigener Planungstools und vorhandener NbS-Konzepte geschaffen. Gegenstand der zweiten Phase mit Beginn Frühjahr 2025 ist der Bewerbungsprozess von Großstädten mit bis zu 300.000 Einwohnern für das Schwammstadt-Coaching. Phase drei umfasst die systematische Beratung und Begleitung der ausgewählten Kommunen zur Implementierung blaugrüner Infrastrukturen auf Basis der in der ersten Phase entwickelten Toolbox. Das Coaching befähigt teilnehmende Städte, kurz-, mittel- und langfristige Handlungserfordernisse, Ressourcenbedarfe und Voraussetzungen einer klimaangepassten und wassersensiblen Stadtentwicklung zu bestimmen. Zum Abschluss des Foschungsvorhabens werden in der vierten Phase die entwickelte Coaching-Toolbox sowie die Inhalte der Implementierungsstrategien evaluiert und optimiert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Erstellung des Coaching Handbooks sowie in Fachpublikationen ein.</p><p>Auf diese Weise stellt das BGCC sicher, dass die Erkenntnisse aus der systematischen Unterstützung der teilnehmenden Städte zukünftig auch anderen Kommunen zugutekommen und die Weichen für den gezielten Einsatz von NbS im Rahmen der Klimaanpassung in ganz Deutschland stellen können.</p><p></p><p>Autor*innen: Nike Sommerwerk (Fresh Thoughts), Frank Hüesker (UFZ), Andreas Huck (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/u?tag=UBA#alphabar">UBA</a>)</p><p>Kontakt:frank [dot] hueesker[at]ufz [dot] de</p><p></p><p><em>Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter</em><em>Klimafolgen</em><em>und Anpassung Nr. 93 veröffentlicht.</em><a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/newsletter">Hier</a><em>können Sie den Newsletter abonnieren.</em></p><p></p><p>1<a href="https://www.eea.europa.eu/publications/nature-based-solutions-in-europe">https://www.eea.europa.eu/publications/nature-based-solutions-in-europe</a></p><p>2<a href="http://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/BMUV_Wasserstrategie_bf.pdf">www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/BMUV_Wasser...</a></p><p>3<a href="https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/40822/nature_based_solutions_Summary.pdf?sequence=1&isAllowed=y">https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/40822/nature_based_solutions_Summary.pdf?sequence=1&isAllowed=y</a></p>
<p>Hitzeaktionspläne: Status quo, Barrieren & Erfolgsfaktoren</p><p>Was braucht ein kommunaler Hitzeaktionsplan und wo gibt es Unterstützungsbedarf? Diese und weitere Fragen sind mit der Zunahme von Hitzeperioden und ihren Auswirkungen in den vergangenen Jahren zunehmend relevanter geworden. Deshalb hat ein erstes bundesweites Forschungsprojekt kommunale Hitzeaktionspläne etwas genauer unter die Lupe genommen – mit bemerkenswerten Einblicken.</p><p><em>Hitzewellen werden häufiger und intensiver</em></p><p>Die Daten des<a href="https://www.das-basisdienst.de/DE/leistungen/zeitreihen/zeitreihen.html?nn=752628%20-%20buehneTop">Deutschen Wetterdienstes</a>zeigen seit den 1970er Jahren eine Zunahme von Hitzewellen in Deutschland. Die<a href="https://www.eea.europa.eu/publications/europes-changing-climate-hazards-1/heat-and-cold/heat-and-cold-extreme-heat">Europäische Umweltagentur</a>geht davon aus, dass unter allen betrachteten Klimawandelszenarien in Zukunft eine Zunahme von Hitzewellen, sowohl hinsichtlich deren Häufigkeit, Dauer als auch deren Intensität, zu erwarten ist. Auch die<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/KWRA-Zusammenfassung">Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland</a>projiziert eine flächendeckende Zunahme von Hitzewellen. Demnach werden urbane Ballungsräume besonders betroffen sein. Extrem heiße Sommer in Deutschland sind in der Konsequenz in den kommenden Jahren – wie bereits in den Jahren 2003, 2018, 2019 und 2022 – vermehrt zu erwarten.</p><p>Die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Hitzeereignisse und Sonneneinstrahlung bleibt selbst bei einem schwachen <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Klimawandel#alphabar">Klimawandel</a> bestehen. Deshalb wurde im<a href="https://www.bmuv.de/download/fortschrittsbericht-zur-klimaanpassung">zweiten Aktionsplan Anpassung zur Umsetzung der Deutschen Anpassungsstrategie</a>im Jahr 2015 die Notwendigkeit zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen (HAP) – wie bereits von der Weltgesundheitsorganisation (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/w?tag=WHO#alphabar">WHO</a>) zeitnah nach dem extremen <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/h?tag=Hitzesommer#alphabar">Hitzesommer</a> 2003 in Europa empfohlen – erwähnt. Die Bund/Länder Ad-hoc Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Anpassung an den Klimawandel“ (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/g?tag=GAK#alphabar">GAK</a>) publizierte daraufhin „<a href="https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/hap_handlungsempfehlungen_bf.pdf">Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit</a>“.</p><p><em>Forschungsprojekt untersucht Umsetzungsstand bei Hitzeaktionsplänen</em></p><p>Aber inwieweit sind diese Handlungsempfehlungen bei den Zielgruppen – Bundesländern und Kommunen – angekommen? Welche Akteure entwickeln bereits passende Pläne zur Vorsorge gegen und Bewältigung von Hitzewellen? Auf welche Klimavorsorgedienste wird dabei zurückgegriffen? Und wo liegen Barrieren in diesem Prozess? Diese und andere Fragen bearbeitete die Beratungsfirma adelphi research gGmbH und die Hochschule Fulda im Auftrag des Umweltbundesamtes im Forschungsprojekt<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/analyse-von-hitzeaktionsplaenen-gesundheitlichen">„Wirksamkeitsanalysen von gesundheitlichen Anpassungsmaßnahmen im Rahmen von Hitzeaktionsplänen sowie Klimaanpassungsdiensten“</a>(kurz: HAP-DE; 2019-2023).</p><p><em>Maßnahmen können hitzebedingte Mortalität senken</em></p><p>Mit einer systematischen Literaturrecherche identifizierte das Projektteam elf Studien zwischen 2008 und 2019, die den Einfluss von Hitzeaktionsplänen auf die hitzebedingte Mortalität thematisieren. Besonders älteren Menschen und Frauen können Hitzeaktionspläne demnach helfen, ihr Risiko, aufgrund von Hitze zu sterben, zu verringern. Deshalb sollte der Bund prüfen, inwieweit zielgruppenspezifische Maßnahmen aus anderen Ländern und deren Plänen sich auch zur Umsetzung in Deutschland eignen.</p><p><em>Bisher haben nur wenige Kommune Hitzeaktionspläne umgesetzt</em></p><p>Mit einer Onlineumfrage unter kommunalen Verwaltungen erlangte das Projektteam wichtige Erkenntnisse zu der Bedeutung, den Barrieren und Erfolgsfaktoren bei der Entwicklung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen. Über die Hälfte der 116 Antwortenden (58%) kannten die Handlungsempfehlungen zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen. In der Gruppe der befragten Bundesländer waren sie sogar mehr als 90% bekannt. Von den Personen, welche die Handlungsempfehlungen kennen, fanden 81% die Handlungsempfehlungen sehr beziehungsweise eher hilfreich. Nur 16% gaben an, dass diese für sie eher nicht oder gar nicht (3%) hilfreich waren.</p><p>Zum Befragungszeitpunkt im späten Frühjahr 2020 hatte noch kein Bundesland und nur vier Kommunen bzw. ein Landkreis nach eigenen Angaben Hitzeaktionspläne umgesetzt. Bei rund der Hälfte der Antwortenden auf Ebene der Bundesländer beziehungsweise Gemeinden war ein solcher allerdings in Erarbeitung oder zumindest in Planung. Von den befragten Kommunen häufig genutzte Klimavorsorgedienste zum Thema umfassen den<a href="https://www.umweltbundesamt.de/en/publikationen/hitzeknigge">Hitzeknigge</a>des <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/u?tag=UBA#alphabar">UBA</a>, den<a href="https://www.dwd.de/DE/service/newsletter/form/hitzewarnungen/hitzewarnungen_node.html">DWD-Hitzenewsletter</a>, die<a href="https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warn-App-NINA/warn-app-nina_node.html">NINA-Warn-App</a>sowie das<a href="https://www.klivoportal.de/DE/Home/home_node.html">Klimavorsorgeportal</a>der Bundesregierung.</p><p><em>Begriff „Hitzeaktionsplan“ wird unterschiedlich ausgelegt</em></p><p>Im Rahmen von Fallstudien und Beratungen erarbeitete das Projektteam weitere Evidenz zum Stand der Hitzeaktionsplanung und damit verbundenen Barrieren. Dabei zeigte sich schnell, dass der Begriff „Hitzeaktionsplan“ von Kommunen unterschiedlich ausgelegt wird. Die konkreten Maßnahmen, die Kommunen unter dem Stichwort Hitzeaktionsplan planen, fallen entsprechend vielfältig aus. In der Analyse kristallisierten sich Faktoren heraus, die maßgelblich für den Erfolg oder Misserfolg eines kommunalen Hitzeaktionsplans sind. Dabei ging es unter anderem um:</p><p>Unter anderem auf Basis dieser Erkenntnisse hat die Hochschule Fulda eine<a href="https://www.hs-fulda.de/fileadmin/user_upload/FB_Pflege_und_Gesundheit/Forschung___Entwicklung/Klimawandel_Gesundheit/Arbeitshilfe_zur_Entwicklung_und_Implementierung_eines_Hitzeaktionsplans_fuer_Kommunen_21.03_final.pdf">Arbeitshilfe für die Entwicklung und Umsetzung kommunaler Hitzeaktionspläne</a>veröffentlicht.</p><p><em>Klimavorsorgedienste umfassender evaluieren</em></p><p>Viele Akteure sehen Klimadienste als eine hilfreiche Unterstützung bei Aktivitäten zur Hitzevorsorge an. Inwieweit die Dienste tatsächlich genutzt werden und welche Wirkung sie entfalten, ist allerdings ungewiss, da nur wenige Klimavorsorgedienste evaluiert werden. Hier sollten die Anbieter solcher Dienste in Zukunft stärker tätig werden. Zur Unterstützung zukünftiger Evaluationen verfasste das Projektteam eine Handreichung mit dem Titel „<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/evaluation-von-klimavorsorgediensten">Evaluation von Klimavorsorgediensten – Anleitung und Tipps zur Analyse der Wirksamkeit</a>“. Dieser Leitfaden umfasst methodische Hilfestellungen, Tipps und Hinweise, wie Verbreitung, Bekanntheit und Rezeption von Diensten bei der Zielgruppe oder Anwendungserfahrungen erfasst werden können.</p><p><em>Übergreifenden Handlungsrahmen optimieren</em></p><p>Um mehr kommunale Hitzeaktionspläne in die Umsetzung zu bringen, fordern viele Kommunen, den Gesundheitsschutz vor und bei Hitze im Rahmen einer kommunalen Pflichtaufgabe gesetzlich zu verankern und mit Leben zu füllen. Dies würde es den Akteuren vor Ort erleichtern, das Thema angesichts der vielen anderen Pflichtaufgaben stärker in den Fokus rücken zu können. Darüber hinaus empfiehlt das Projektteam, dass Bund und Länder einzelne Akteure noch intensiver in einen Austausch zum Thema bringen sollten, etwa über Dialogveranstaltungen, Weiterbildungen oder überregionale beziehungsweise ressortübergreifende Projekte. Solch ein Wissensaustausch und eine verstärkte Kooperation wäre vor allem hilfreich für Bundesoberbehörden unterschiedlicher Ressorts und Kommunalverwaltungen; dort insbesondere für die Gesundheits- und Sozialämter.</p><p><em>Abschlussbericht:<a href="https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/analyse-von-hitzeaktionsplaenen-gesundheitlichen">Analyse von Hitzeaktionsplänen und gesundheitlichen Anpassungsmaßnahmen an Hitzeextreme in Deutschland</a></em></p><p><em>Autor: Christian Kind (adelphi)</em></p><p><em>Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/newsletter/archiv/newsletter-klimafolgen-anpassung-nr-84">Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 84</a>veröffentlicht.<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/newsletter">Hier</a>können Sie den Newsletter abonnieren.</em></p>
Mindestens 145 Milliarden Euro Schäden sind zwischen 2000 und 2021 durch die Folgen des Klimawandels entstanden. Je nachdem, wie der Klimawandel fortschreitet, liegen die zukünftigen Kosten bis 2050 zwischen 280 und 900 Milliarden Euro. Nicht mit eingerechnet sind zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt und eine schlechtere Lebensqualität. Flusshochwasser und Überschwemmungen durch Starkregen sind bisher die teuersten Extremwetterereignisse in Deutschland. Betroffen hiervon waren nicht nur Gebäude und der Verkehr, sondern auch Industrie, Gewerbe und Lieferketten, deren Schäden seit 2000 mindestens 70 Milliarden Euro umfassten. Sogenannte „Jahrhunderthochwasser“ finden zudem immer häufiger statt: 2002 an der Elbe, Donau, und Saale, später im Jahr 2013 in weiten Teilen Süd-, Mittel- und Norddeutschlands, und 2021 in Ahrtal. Die Flut im Ahrtal und der Erft im Juli 2021 war mit 40,5 Milliarden Euro das Extremwetterereignis mit den größten Schäden in der deutschen Geschichte. Laut späteren Berichten machte der Klimawandel die Flut wesentlich wahrscheinlicher und trug zudem zu erhöhtem Niederschlag bei. Des Weiteren kommen die „stillen“ Extremwetter Hitze und Dürre hinzu. Ihre Folgen werden häufig unterschätzt, daher liegen hier weniger Untersuchungen vor. Die Land-, Wald- und Forstwirtschaft leiden unter den Ereignissen besonders: Hier wird der Schaden beispielsweise am Ertragsverlust von Getreide oder an der Qualität und Verfügbarkeit von Wasser gemessen – letzteres ist insbesondere für den Erhalt des Waldes von hoher Bedeutung. Schätzungen für die Jahre 2018 und 2019 kommen auf etwa 35 Milliarden Euro an Schäden. Auch hier ist der Klimawandel maßgeblich dafür verantwortlich, dass diese Phänomene zugenommen haben. Große immaterielle Schäden wie Einbußen in Gesundheit, Lebensqualität und Zufriedenheit lassen sich schwieriger berechnen. Bei Hitze sinkt nicht nur die Erwerbsproduktivität durch Krankheit oder Hitzestress massiv – Hitze ist für 99 Prozent der Extremwettertoten in Deutschland seit 2000 verantwortlich. Auch indirekte Kosten durch Klimawandelfolgen im Ausland haben einen starken Einfluss auf die deutsche Wirtschaft: Lieferketten verzögern sich, weil Infrastruktur in anderen Teilen der Welt überschwemmt wurde, bei Hitze arbeiten Menschen weltweit weniger produktiv. Diese Kosten können durch starke Handelsverflechtungen sogar deutlich größer sein als solche, die direkt in Deutschland anfallen. Welche gesamtwirtschaftlichen Kosten kommen also aufgrund des Klimawandels auf Deutschland zu? Sie liegen, abhängig von der Intensität des Klimawandels, bis 2050 allein monetär zwischen 280 und 900 Milliarden Euro. Rein statistisch gesehen bedeutet dies pro Jahr mindestens eine Katastrophe mit denselben Kosten wie die Ahrtalflut 2021. Wie hoch die Kosten genau ausfallen, hängt vor allem davon ab, wie der Klimawandel voranschreitet – und wie gut wir es schaffen, uns an das veränderte Klima anzupassen und damit unsere Verletzlichkeit reduzieren. Um Schäden gering zu halten oder ganz zu vermeiden, sind neben Klimaschutzmaßnahmen auch wirkungsvolle Anpassungsmaßnahmen dringend erforderlich. Quelle: Die Bundesregierung Ein Merkblatt zur Studie finden Sie hier .
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