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Mongolei: Kabinettssitzung in der Wüste

Das mongolische Kabinett hat am 27. August 2010 seine Sitzung in der Wüste Gobi abgehalten, um ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen. Die zwölf Minister trafen sich rund 670 Kilometer südlich der Hauptstadt Ulan-Bator zwischen den Dünen des Gaschuunii-Chooloi-Tals in der Provinz Süd-Gobi. Der außergewöhnliche Tagungsort diente auch dazu, das Ausmaß des Problems zu demonstrieren. Der mongolische Umwelt- und Tourismusminister Gansuch Luumed sieht die Lebensgrundlage der mongolischen Nomaden bedroht, da der globale Klimawandel die Wüstenbildung in der Mongolei beschleunigt.

Methodenposter: Ausschlusskriterium vulkanische Aktivität

BUNDESGESELLSCHAFT •• FUR ENDLAGERUNG Standortauswahl - Ausschlusskriterien§ 22 Standortauswahlgesetz 1. Gesetzliche Grundlage Es liegt quartärer Vulkanismus vor oder es ist zukünftig vulkanische Aktivität zu erwarten § 22 Absatz 2 Nummer 5 StandAG Durch dieses Kriterium werden Gebiete ausgeschlossen, für die aufgrund der geologischen Verhältnisse das Auftreten von Vulkanismus und daraus resultierende Beeinträchtigungen des Endlagers innerhalb des Nachweiszeitraumes befürchtet werden {Bundestag-Drucksache 18/11398, S. 68}. 2. Datenabfrage und -lieferungen Die BGE hat Gebiete abgefragt, in denen:  seit Beginn des Quartärs vulkanische Aktivität stattfand bzw. stattfindet (siehe Abb. la},  innerhalb der nächsten 1 Million Jahre vulkanische Aktivität erwartet wird. Aus den uns zur Verfügung gestellten Daten ergeben sich vielfach keine Hinweise auf quartäre Vulkangebiete im jeweiligen Landesgebiet. Anzeichen für quartären oder zukünftigen Vulkanismus gibt es nur in der Ost- und Westeifel, im Vogtland sowie in Bayern {Abb. la}. Die Möglichkeit über eine Prognose zur zukünftigen vulkanischen Aktivität wurde durch eine Zuarbeit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe {BGR} bewertet {May, 2019}. Eine Festlegung zu individuellen Sicherheitsabständen wird derzeit in einer externen Vergabe bearbeitet. Quartäre Vulkanfelder: Westeifel WE Osteifel OE Quartärer westlicher Egergraben QWEG v„..i.,. .J EU/ ~l<N I ... "'1 / \ Tertiärzeitliche Vulkanfelder: Tertiäre Hocheifel TH Siebengebirge SG Westerwald WW Vogelsberg VB Hessische Senke HS Rhön RH Heldburger Gangschar ,..__,._ . ( v Wies.baden 1 ,. '' •dl•llll"'6.o ? \\ s HGS l(,.., . . .,h ,;.,,r BK STO • SBG • VB Tertiärer westlicher Egergraben TWEG Lausitz LA Erzgebirge um Scheibenberg SBG Urach UR Hegau HE Kaiserstuhl KS •• M.,,,_ 1 DH • PS FO • •KB Im tschechischen Teil • quartäre Vulkanfelder des Egergrabens tertiärzeitl. Vulkanfelder gelegene tertiärzeitl. Vulkanfelder in Tschechien UR tertiärzeitliche Vulkanfelder: Ceske sti'edohoi'i KS 100 km (Böhmisches Mittel- HE gebirge) CS Doupovske hory (Duppauer Gebirge) Weitere Vorkommen: Blaue Kuppe BK, Forst FO, Hoher Meißner HM, Katzenbuckel KB, Messel ME, Parkstein DH PS, Sandebeck SB, Stolpen STD, Untermain-Trapp UM e e Abb. 1: a) Übersichtskarte über quartäre und tertiäre Vulkanfeldern in Deutschland sowie im tschechischen Teil des Egergrabens (Bildnachweis: NordNordWest (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Germany_location_map.svg), Lokalitäten nach Hofbauer (2016) hinzugefügt, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcodeumgezeichnet), b) Ausschlussgebiet für den Eifelvulkanismus und 10-km-Pufferzone 3. Prognosemöglichkeiten zukünftiger vulkanischer Aktivität in Deutschland Bas;s der Ausführungen ;st e;n aus e;ner Vergabe an d;e BCR Hannover resu[t;erender Ber;cht (/vtay, 2019)  Selbst für die gut erforschten Vulkanfelder der Eifel sind Prognosen zukünftiger vulkanischer Aktivität schwierig (Schmincke, 2007)  Prognosen sollten den gesamten känozoischen Vulkanismus berücksichtigen, da sich der tertiäre Vulkanismus nicht signifikant vom quartären Vulkanismus unterscheidet, weshalb eine ähnliche Aktivitätsdauer anzunehmen ist  Erwartete Aktivität: Erwartet wird Aktivität innerhalb des Nachweiszeitraums von einer Million Jahren in den quartären Vulkanfeldern und ihrer Nachbarschaft  Bisherige Verlagerung der Aktivität in der Eifel: ca. 50 km (Mertz et al., 2015)  Verlagerung muss nicht in der bisherigen Richtung erfolgen; allseitige Verlagerung ist möglich  Mögliche Aktivität in einigen tertiären Vulkanfeldern {Abb. la}, in einem „Gürtel" zwischen Eifel und Lausitz, Bereich Kaiserstuhl bis zum Urach-Kirchheimer Vulkangebiet  Durch Änderung des Chemismus des lithosphärischen Mantels erneute Bildung von Magmen möglich  Nicht auszuschließende Aktivität: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es in weiteren Gebieten zu vulkanischer Aktivität kommen kann  Dies betrifft Gebiete, in denen Indikatoren für magmatische Aktivität (Mantelgasaustritte, Asthenosphärenanomalien, Mofetten) vorliegen, es bisher aber nicht oder nur selten zu isolierten Vulkanausbrüchen kam •• _,, • 10 km Sicherheitsabstand Quartärer Vulkanismus in 1 Million Jahren • Ausschlussbereich • Mofette Förder- schlot Abb. 2: Darstellung der aktuellen Ausschlussmethodik 4. Aktuelle Ausschlussmethodik 5. Literatur AKEND (2002): Auswahlverfahren für Endlagerstandorte. Empfehlungen des AkEnd, Dezember 2002. Aktuell wendet die BGE den vom AkEnd (2002) empfohlenen Sicherheitsabstand von 10 km um den Bereich quartärer Vulkanfelder an {Abb. lb, Abb. 2). Dieser gilt als „Minimalabstand" und wird, wie von Jentzsch (2001) diskutiert, auf Grundlage eines darauf zugeschnittenen, extern vergebenen Forschungsprojektes mit einem individuell an die jeweiligen Gebiete angepassten Sicherheitsaufschlag versehen, der sich bezüglich der ausgeschlossenen Fläche einzig vergrößernd auswirken kann. www.bge.de Drucksache des Deutschen Bundestages 18/11398 vom 07.03.2017: Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Gesetzes zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle und anderer Gesetze. Hofbauer, G. (2016): Vulkane in Deutschland. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 226 S. Jentzsch, G. (2001): vulkanische Gefährdung in Deutschland. Entwicklung eines Kriteriums zum Ausschluss von Gebieten für die weitere Untersuchung hinsichtlich der Eignung als Standort eines Endlagers für radioaktive Abfälle. K-MAT 12-44. https://www.bundestag.de/endlager- a rc hiv / b lob/ 388974 /2c2ba4a 7b0 69c2 813de 915d3cb58e 30d/ kmat_l2-14-d ata. pdf May, F. (2019): Möglichkeiten der Prognose zukünftiger vulkanischer Aktivität in Deutschland. Kurzbericht, BGR Hannover, 87 S. Mertz, D. F., Löhnertz, W., Nomade, S., Pereira, A., Prelevic, D., Renne, P. R. (2015): Temporal-spatial evolution of low Si0 2 volcanism in the Pleistocene West Eifel volcanic field (West Germany) and relationship to upwelling asthenosphere. Journal of Geodynamics 88, S. 59-79. Meschede, M. (2018): Geologie Deutschlands - Ein prozessorientierter Ansatz. 2. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, 252 S. Schmincke, H. U. (2007): The Quarternary Volcanic Fields of the East and West Eifel (Germany). In: Ritter, J. R. R., Christensen U. R.: Mantle Plumes - A Multidisciplinary Approach. Springer, Berlin, S. 241- 322. Standortauswahlgesetz vom 5. Mai 2017 (BGBl. 1 S.1074), das zuletzt durch Artikel 2 Absatz 16 des Gesetzes vom 20. Juli 2017 (BGBl. 1 S. 2808) geändert worden ist. SG01201/8/3-2019#2 Poster I Stand: 14.12.2019

geradfl_Kap15_Orthopteren-in-der-Wirtschaft.pdf

15 15.1 Nutzwirkungen M. WALLASCHEK Zur Wahl des optimalen Standortes für einen Betrieb, die eine Entscheidung mit langfristiger und damit schwerwiegender Wirkung ist, können sogenannte Standortfaktoren herangezogen werden. Für die Gründung von Niederlassungen oder Zweigwerken spielt es eine wichtige Rolle, ob genügend qualifizierte Mitarbeiter bereits vorhanden oder aber bereit sind, an dem in Aussicht genommenen Ort ihren Arbeitsplatz und Wohnsitz zu nehmen. Dafür ist die Lebens- qualität eines Standortes von wesentlicher Be- deutung, darunter die Palette der Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung (SCHNECK 2000, WÖHE 1990). Letztere hängt eng mit der Ausstattung an Grünanlagen, Parks, Gewässern oder Wäl- dern, also mit dem natürlichen oder als natürlich empfundenen Reichtum an Biotoptypen und de- ren Lebewelt zusammen. Dazu gehört auch der Reichtum an Orthopteren, der das Landschaftsbild beeinflusst, Beiträge zur Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Natur- haushalts sowie zur Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzbarkeit der Naturgüter erbringt und über den Einsatz in Naturschutz, Land- schaftsplanung und Umweltbeobachtung Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität des Men- schen bereithält (vgl. Kap. 14.1). Zudem können einige heimische Orthopterenarten spezielle Nutzleistungen erbringen. Nach CAUSSANEL & ALBOUY (1991) ist der Sand- Ohrwurm eine Art, die sich sehr gut für die bio- logische Schädlingsbekämpfung eignet, weil er in einem weiten Beutespektrum aktiv ist, mehr Schadorganismen tötet als er frisst, sich als ef- fektiv bei der Bekämpfung von Raupen in Ge- treide und Baumwolle erwiesen hat und im La- bor leicht nachgezogen werden kann. Vom Gemeinen Ohrwurm und vom Gebüsch- Ohrwurm ist bekannt, dass zu ihrer bevorzugten Beute Blattläuse (Aphidina) gehören, zu deren Kontrolle, etwa an Äpfeln, Pflaumen, Hopfen und Weizen, sie durchaus etwas beitragen kön- nen (CAUSSANEL & ALBOUY 1991, HARZ 1957, MATZKE 2002, ZACHER 1917). Das hat sich bereits in Ratgebern für Hobby- gärtner niedergeschlagen (z.B. Flora 1989, KREUTER 1989, RICHBERG 1998). Allerdings wer- den meist lediglich für die Nutzung der ersten Art Hinweise gegeben (aufhängen mit Holzwolle gefüllter Blumentöpfe an von Blattläusen befal- lene Obstbäume). Der Gebüsch-Ohrwurm wird sich vor allem in Gärten ansiedeln und der Blatt- Orthopteren in der Wirtschaft und im Gesundheitswesen lausjagd nachgehen, die reich mit Bäumen, Sträuchern, Lianen und Stauden ausgestattet sind und in denen auf Pestizide weitgehend ver- zichtet wird. Unter den Langfühlerschreckenarten sind einige, die ebenfalls mit der Vertilgung von Blattläusen und anderen Schadinsekten in Zusammenhang gebracht werden. Es handelt sich um die zoophagen Arten Gemeine Eichenschrecke, Grünes Heupferd, Zwitscherschrecke und Östli- ches Heupferd. Zumindest die ersten beiden sind in Gärten und Parks nicht selten anzutref- fen und sollten auch wegen ihres Nutzens für den Kleingärtner geduldet werden. Im Nahrungsspektrum einer Reihe pantophager Langfühlerschreckenarten sind ebenfalls Orga- nismen enthalten, die Schadwirkungen entfalten können. Da es sich aber zumeist um Bewohner naturnaher Lebensräume handelt, entspringen dem keine direkten wirtschaftlichen Vorteile. Ausnahmen bilden die Gewächshausschrecke und die Maulwurfsgrille; in Kulturen wird jedoch der Nutzen durch ihre Schadwirkungen zunichte (BEIER 1955, HARZ 1957, INGRISCH & KÖHLER 1998). Nicht unbedeutend ist die Verwendung von Schaben und Heuschrecken, wie z.B. Amerika- nische Schabe, Heimchen und Mittelmeer- Feldgrille, als Versuchs- und Futtertiere in der biologischen, medizinischen und pharmazeuti- schen Forschung. Auch in der Haltung von Heimtieren wie Reptilien und Vögeln gehören Schaben und Heuschrecken zum Spektrum der Futtertiere. Außerdem sind besonders Grillen beliebte Terrarientiere. Am Rande sei noch die Verwendung von Schaben, Fang-, Langfühler- und Kurzfühlerschrecken als äußerst vitamin- und proteinreiche Nahrung sowie in der Volks- medizin erwähnt. Orthopteren fanden in der Religion (mehrmalige Nennung von Heuschrecken in der Bibel; Pre- digten und Prozesse gegen Wanderheuschre- cken), im Kult (als Symbole für Vernichtung in Sumer und Ägypten), in der darstellenden Kunst (Heuschrecken als altpaläolithische Ritzzeich- nung auf Knochen, auf antiken und deutschen Münzen, altchinesischen und Renaissance- Bildern), in der Musik (MOHR) und Dichtung (so bei HOMER, SACHS, LESSING, RÜCKERT, DISTELLI, KELLER, DICKENS, RINGELNATZ, CLAUDIUS, BON- SELS), im Kunsthandwerk (Heuschrecken auf Porzellan) sowie in der Unterhaltung (Käfige mit Heuschrecken-Männchen in China, Italien und Deutschland, Grashüpfer Flip im Trickfilm „Die Biene Maja“) Verwendung. 245 Auch im Sprachgebrauch (z.B. „Graoshuppr“ für Grashüpfer im Raum Magdeburg) und im Volks- glauben (z.B. zirpendes Heimchen – Todesfall im Haus) spielen Orthopteren eine Rolle. Ausführliche Darstellungen der genannten The- men mit Verweisen auf weiterführende Literatur liefern SCHIMITSCHEK (1968) und auf das Lan- desgebiet bezogen WEIDNER (1938a, 1940), in der neueren Literatur DETZEL (1998) und KÖH- LER (2001). 15.2 Schadwirkungen M. WALLASCHEK & U. MIELKE „Gleichwie sich die Morgenröte ausbreitet über die Berge, kommt ein großes und mächtiges Volk, ... Vor ihm her geht ein verzehrend Feuer und nach ihm eine brennende Flamme. Das Land ist vor ihm wie ein Lustgarten, aber nach ihm wie eine wüste Einöde, und niemand wird ihm entgehen.“ (JOEL 2, Die Heilige Schrift 1957) An den Wanderheuschrecken, denn von ihnen ist hier bild- und wortgewaltig die Rede, wird die Ambivalenz von Schaden und Nutzen sichtbar. Sie bedeuten für sesshafte Ackerbauern in den betroffenen Ländern, wie auch früher in Mittel- deutschland (VATER 1994), Verheerung der Saa- ten, Teuerung und Hungersnöte. Nomaden kön- nen Wanderheuschrecken hingegen auch heute noch recht effektiv als Nahrung nutzen (SCHI- MITSCHEK 1968). Der Mensch musste von dem Moment an, in welchem er sesshaft wurde, mit einer Vielzahl von zusätzlichen Tierarten, nicht nur mit dem Körperungeziefer, um die Erhaltung der Früchte seiner Arbeit – Nahrung, Kleidung, Behausung, Vorräte – kämpfen. Die Härte dieses Kampfes kommt wohl in dem biblischen Zitat zum Ausdruck, und er ist heute nicht beendet, auch wenn es in den westlichen Industrieländern vielen so scheinen mag und die Begriffe „Schädling“ und „Nützling“ manchem aus ethischen, naturschutzfachlichen oder öko- logischen Gründen antiquiert oder sogar falsch erscheinen. Im Folgenden werden die Bereiche näher be- leuchtet, in denen heimische Orthopterenarten als Schädlinge wirksam werden können. Ziel ist es, ihr Schadenspotenzial für die menschliche Gesundheit, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Gartenbau in Sachsen-Anhalt abzuschät- zen. Die Angaben folgen Anonymus (1983), BEIER (1955, 1959, 1961), ENGELBRECHT (1989), FROMMER & MIELKE (1998/99), HARZ (1957), INGRISCH & KÖHLER (1998), KEILBACH (1966), KEMPER (1950), KÖHLER & AßHOFF (2002), MIEL- KE (2000b), OCKERT (briefl. Mitt.), POSPISCHIL (2004), SCHWENKE (1972), SOMMER (1986), STEINBRINK (1989), VATER et al. (1992), VATER 246 (briefl. Mitt.), WEIDNER (1938a, 1972), WEYER & ZUMPT (1952) und ZACHER (1917). Gesundheitsschädlinge Die synanthropen Schabenarten erlangen vor al- lem als fakultative Überträger von Krankheitser- regern Bedeutung. Sie streuen mit ihren Exkre- menten oder durch Erbrechen des Vormagenin- haltes pathogene Mikroorganismen aus (azyk- lisch-exkretorische Übertragung) oder tragen sie auf ihrem Körper mit sich und können sie auf Speisen und Gegenständen ablagern, womit diese zu Kettengliedern von Infektketten werden (azyklisch-taktile Übertragung). An Schaben wurden Viren wie das Poliomyelitis- Virus, kokkenförmige Bakterien wie Staphylo- coccus aureus, Streptococcus spec. und Sarci- na spec., stäbchenförmige Bakterien wie Bacil- lus subtilis, Pseudomonas aeruginosa, Escheri- chia coli, Salmonella enteritidis, Proteus spec. und Serratia marcescens sowie humanpathoge- ne und toxinbildende Pilze festgestellt. Die Ei- tererreger unter ihnen verursachen in Kranken- häusern Wundinfektionen (nosokomiale Infekti- onen oder infektiöser Hospitalismus). Salmonel- la-enteritidis-Infektionen nehmen seit Mitte der 80iger Jahre in Deutschland und weltweit stark zu. Die Beladung mit Keimen erfolgt bei den ausge- dehnten Streifzügen an Unrat, infektiösem Mate- rial, Eiter, Sputum, Wundsekreten, Sterilmaterial oder Lebensmitteln, die in wechselnder Reihen- folge aufgesucht werden. Einige Keimarten kön- nen sich im Schabendarm vermehren und wer- den wochenlang ausgeschieden. Durch Fraß anderer Schaben an diesen Ausscheidungen oder an erbrochenem Vormageninhalt und Kör- perkontakt kommt es zur Ausbreitung der Keime in der ganzen Population. Prinzipiell kommt das Heimchen ebenfalls als Überträger von Krankheitserregern in Betracht. Durch die in Häusern meist kopfarmen Bestän- de, die relativ niedrige Aktivität und den verhält- nismäßig geringen Aktionsradius ist es aber we- niger gefährlich als die synanthropen Schaben. Auf Mülldeponien und Komposthaufen halten sich mitunter große Populationen, die im Herbst zumindest teilweise in umliegende Gebäude abwandern, wobei ebenfalls eine Verschleppung von Keimen erfolgen kann. Auch dem Gemeinen Ohrwurm wird nachgesagt, als Überträger von Krankheitserregern zu wirken, wenn er in Vor- ratsräume eindringt. Die Bedeutung der synanthropen Schaben als Allergieerreger wird immer noch unterschätzt. Immerhin reagieren 70 % der allergieempfindli- chen Menschen positiv auf ein von Schaben ausgeschiedenes Allergen. Stellenweise über- treffen Schaben in ihrer allergenen Potenz die Hausstaubmilben beim Zustandekommen von Hausstauballergien. Möglicherweise spielen a- ber auch durch Schaben vermittelte Infektketten eine ursächliche Rolle bei der Auslösung von Al- lergien. Laboranten können gegenüber Heu- schrecken Idiosynkrasie entwickeln. Die nächtlich, z.T. unangenehm riechenden, schnell und unberechenbar mit raschelndem Geräusch umherhuschenden synanthropen Schaben rufen bei vielen Menschen ein starkes Ekelgefühl hervor. Zudem überträgt sich der aus Stinkdrüsen herrührende unangenehm faulig- süßliche Geruch auf Materialien, wie z.B. Le- bensmittel. Sie sind also Lästlinge. In dieser Hinsicht ebenfalls zu erwähnen sind das Heimchen und der Gemeine Ohrwurm, die bei vielen Menschen Ekelgefühle auslösen. Be- sonders lästig wird die erste Art durch ihr uner- müdliches nächtliches Zirpen, die zweite, wenn sie nicht selten in großer Zahl in Wintergärten, Veranden, Zelte, Ferienhäuschen und Parterre- wohnungen eindringt. In seltenen Fällen hat man die ansonsten frei le- bende Gemeine Waldschabe als Eindringling in Waldhäusern festgestellt, darunter im Mai 2000 in einem Krankenhaus bei Magdeburg. Dieser in Bezug auf das betroffene Objekt hygienisch be- denkliche Befall musste durch einen Schäd- lingsbekämpfungsbetrieb getilgt werden. Natürlich können auch Heuschreckenarten wie die Gemeine Eichenschrecke und das Grüne Heupferd, wenn sie in Häuser einfliegen, Ekel und Abscheu auslösen. Es ist nicht ausgeschlossen und in früheren Zei- ten vielleicht auch nicht so selten vorgekommen, dass sich Ohrwürmer in das Ohr im Gras oder Heu liegender Menschen verirren. In das Mär- chenreich gehört es aber, dass sie das Trom- melfell durchbeißen und im Gehirn ihre Eier ab- legen. Noch im 19. Jahrhundert wurden sie übri- gens als Mittel gegen Taubheit empfohlen. Wer- den Ohrwürmer ergriffen, versuchen sie sich al- lerdings durch Kneifen mit den Zangen zu weh- ren, ein Versuch, der beim Menschen nicht zu Verletzungen führt, bei schreckhaften Zeitge- nossen aber wohl doch nicht erfolglos bleibt. Synanthrope Schaben können direkte Schäden durch Eindringen in Körperhöhlen und Benagen der Haut verursachen. Die großen Laubheuschrecken - Heupferde, Warzenbeißer und Heideschrecke - wissen sich durch Beißen zu wehren, wobei sie durchaus blutende Wunden erzeugen können. Der Lege- bohrer der Weibchen von Langfühlerschrecken dient aber nicht als Waffe. Es ist erwähnenswert, dass die Orientalische Schabe und das Heimchen als Gegenstand des sogenannten Ungezieferwahns (Dermatozoen- wahn) in Sachsen-Anhalt festgestellt worden sind. Dabei vermeint der Betroffene Befall durch das Getier auf der Haut oder in seiner Wohnung zu spüren. Schädlinge der Haus- und Nutztiere Der Gemeine Ohrwurm wird hin und wieder in Bienenstöcken angetroffen, wobei jedoch eine Schädigung der Bewohner durch das Tier noch nicht beobachtet worden ist. Für Ratten- und Mäusehaltungen in For- schungseinrichtungen, aber auch angesichts des Interesses, das diese Tiere bei Liebhabern finden, ist es von Bedeutung, dass die Deut- sche, die Orientalische, die Amerikanische und die Australische Schabe als Zwischenwirte des Rundwurms (Nematoda) Gongylonema ne- oplasticum (syn. G. neoplastica) fungieren, der in Nagetieren bösartige Geschwülste (Spiropte- ra-Karzinom) hervorrufen kann. Der Rundwurm siedelt sich in der Muskulatur der Blattopteren an und wird von Ratten und Mäusen aufge- nommen, wenn diese eine Schabe verzehren. Immerhin ist zu bedenken, dass in nicht wenigen Forschungseinrichtungen, insbesondere an Uni- versitäten, als Versuchstiere sowohl Nager als auch Schaben gehalten werden, wobei sie er- fahrungsgemäß nicht selten entweichen. Die genannten Schabenarten spielen für einen weiteren Nematoden, nämlich Spirocerca lupi (syn. S. sanguinolenta), ebenfalls die Rolle ei- nes Zwischenwirtes. Im Hund als Endwirt findet sich der Rundwurm in der Wand der Speiseröh- re, des Magens und der Aorta, wo er die Bildung von Geschwülsten auslösen kann. Gongylonema pulchrum ist ein weiterer Nema- tode, der möglicherweise die Deutsche Schabe als Zwischenwirt nutzt. Der Wurm parasitiert in den Endwirten Schaf, Ziege, Rind und Schwein, selten auch im Menschen. Es ist bekannt, dass auch in Viehställen gegen Schaben vorgegan- gen werden muss. Vor allem in Übersee treten die Rundwürmer Tetrameres americana und Oxyspirura mansoni parasitisch im Haushuhn und im Truthahn auf. Zwischenwirte sind u.a. die Deutsche Schabe bzw. die Surinamschabe. Pflanzenschädlinge In Gärten, Gärtnereien und Gewächshäusern richtet der Gemeine Ohrwurm manchmal durch Zerstören von Blüten, Knospen und Blättern von Zierpflanzen (Chrysanthemen, Dahlien, Glyzi- nien, Nelken, Zinnia) oder Gemüsepflanzen (Kohl, Blumenkohl, Rhabarber, Salat, Zwiebel), durch Anfressen von Früchten (Tomate, Erdbee- re) oder Wurzeln (Möhre, Sellerie, Kartoffel) so- wie Benagen von Blüten und Früchten von Obstbäumen (Pflaume, Pfirsich, Aprikose, Birne, Apfel) Schaden an. Ferner kann er die Maisern- te durch Befressen der Stempel sowie die Boh- nen- und Erbsenernte durch den Verzehr der halbreifen Samen beeinträchtigen. Zudem soll ihm Bedeutung bei der Übertragung von Fäul- niserregern des Obstes und von Brandpilzspo- ren (Ustilago zeae) zukommen. Einmal hat er 247

geradfl_Kap4_Einleitung.pdf

4 Einleitung M. WALLASCHEK, T. J. LANGNER & K. RICHTER Für viele Menschen dürfte sich die Frage stellen, warum hier eine Publikation über Ohrwürmer, Fangschrecken, Schaben und Heuschrecken vorgelegt wird. Daher soll ein Überblick dieser Insektengruppen, die als Geradflügler oder Or- thopteren (Orthoptera s.l.) zusammengefasst werden können, vorangehen. Dem folgt eine Darstellung der Geschichte und der Ziele des Projektes, dessen wichtigstes Ergebnis diese Veröffentlichung bildet. Ohrwürmer - Dermaptera Die weltweit etwa 1300 rezenten Ohrwurmarten sind ausgesprochene Dämmerungs- und Nacht- tiere, die zugleich eine hohe Luftfeuchtigkeit ver- langen. Sie bevorzugen Schlupfwinkel, in denen sie mit möglichst vielen Körperstellen Kontakt mit dem Substrat haben. Angegriffen, wehren sie sich durch Kneifen mit den typischen Zangen und durch Absonderung eines die Haut ätzen- den Sekretes (GÜNTHER 2000a). Nur acht Ohrwurmarten sind in Deutschland in- digen (MATZKE 2000, WALLASCHEK 1998b). An- gesichts dieser geringen Artenzahl sowie der auf Ekel und Angst beruhenden Einstellung vieler Menschen diesen Tieren gegenüber kann das mangelnde Interesse an den Dermapteren nicht verwundern. Allerdings hat sich herausgestellt, dass heimische Ohrwurmarten in bestimmten Lebensräumen zu den dominanten Tierarten oder -gruppen hinsichtlich Siedlungsdichte und Biomasse gehören können (ELLENBERG et al. 1986). Von einzelnen Dermapterenarten ist be- kannt, dass sie sehr spezielle ökologische An- sprüche besitzen (HARZ 1957). Bei genauerer Betrachtung zeigt sich die heimische Ohrwurm- fauna zudem in ihrer Zoogeographie und Ökolo- gie erstaunlich vielfältig (WALLASCHEK 1998b). Die zoo- oder pantophage Ernährungsweise hat Untersuchungen zum Einsatz von Dermaptere- narten, darunter auch heimischen, für die biolo- gische Schädlingsbekämpfung angeregt (CAUS- SANEL & ALBOUY 1991). In der Kleingartenpraxis wird der bekannte Gemeine Ohrwurm mancher- orts bereits in diesem Sinne gefördert. Gelegent- lich mag er aber auch als Pflanzen- oder Vor- ratsschädling, Lästling und in seltenen Fällen durch Verschleppen von Krankheitserregern der Kulturpflanzen und des Menschen in Erschei- nung treten (BEIER 1959). Nicht unerwähnt soll bleiben, dass den heimi- schen Dermapterenarten, -faunen und -taxo- zönosen in gewissem Umfang Zeigerfunktion für die Landschaftsstruktur, den Grad des anthro- pogenen Einflusses und einzelne ökologische Faktoren zukommen kann. Somit lassen sie sich durchaus im Rahmen der Bioindikation in der Landschaftsplanung einsetzen (WALLASCHEK 1998b). Fangschrecken - Mantodea Von den weltweit etwa 2000 Arten besitzt Deutschland nur einen Vertreter (GÜNTHER 2000b). Es handelt sich um die trotz ihrer hiesi- gen Seltenheit wegen der charakteristischen Fangbeine, der stark verlängerten Vorderbrust, des kleinen dreieckigen Kopfes mit den hoch- leistungsfähigen Komplexaugen und des nicht selten traurigen Schicksals der männlichen Tiere allgemein bekannte Gottesanbeterin. Die Fangschrecken sind recht eng mit den Schaben verwandt, wie sich am besten an den ähnlich gebauten Eipaketen erkennen lässt. Die Tiere zeigen eine vorwiegend tropische und sub- tropische Verbreitung. Fossile Mantodeenfunde gelangen bisher vergleichsweise selten, vermut- lich sind aber die Urahnen dieser Tiergruppe im Perm zu suchen. Praktische Bedeutung kommt den Fangschrecken bei uns nicht zu, sieht man von den wenigen indigenen Vorkommen der Gottesanbeterin in Deutschland als interessante Naturdenkmale ab. In einem Falle wurde diese Art in Sachsen-Anhalt eingeschleppt. Schaben - Blattoptera Die Schaben sind nach BEIER (1961) die einzige heute noch lebende Insektenordnung, die sich in ununterbrochener Reihe bis in das mittlere O- berkarbon zurückverfolgen lässt. Die große Zahl von fossilen Resten aus den paläozoischen Schichten der ganzen Welt, die alle übrigen In- sektenreste weitaus übertrifft, legt nahe, dass die Ordnung am Ausgang des Karbon und im Perm hinsichtlich Formenmannigfaltigkeit sowie Arten- und Individuenreichtum den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht hat und seither lang- sam im Rückgang begriffen ist. Der ursprüngli- che Lebensraum der abgeflachten, im Umriß ovalen und lauffreudigen Tiere ist wohl in feucht- warmen, dunklen, tropischen Urwäldern zu suchen, wo sie geeignete Verstecke im Boden- laub, unter Steinen und loser Rinde sowie Nahrung in Form tierischer und pflanzlicher Stof- fe im Überfluss fanden. Hier lebt auch heute noch ein Großteil der ca. 4000 rezenten Arten (GÜNTHER 2000c). 11 In Deutschland sind bisher sieben freilebende, fünf regelmäßig reproduzierende synanthrope sowie mehrere gelegentlich eingeschleppte Ar- ten nachgewiesen worden (BOHN 1989, 2003, GÖTZ 1965, HARZ 1960, POSPISCHIL 2004, SCHIEMENZ 1978, VATER & LÖFFLER 1989, WAL- LASCHEK 1998f). Die synanthropen Schabenar- ten besitzen als Überträger von Krankheitserre- gern eminente Bedeutung, daneben auch als Vorrats-, Material- und Pflanzenschädlinge (BEI- ER 1961, VATER et al. 1992). Die freilebenden Schabenarten kollidieren hin- gegen als pantophage Waldbewohner in keiner Weise mit den Interessen des Menschen, wenn man nicht gelegentliches Eindringen der Gemei- nen Waldschabe in Waldhäuser (WEIDNER 1972, MIELKE 2000b) als Belästigung einstufen will. Neben ihrer Wirkung im Stoffkreislauf des Wal- des kommt ihnen Bedeutung für die Bewertung von Waldlandschaften im Zuge von Planungen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu (WALLASCHEK 1997d, 2002a). Langfühlerschrecken - Ensifera und Kurzfüh- lerschrecken - Caelifera Im Ergebnis phylogenetischer Untersuchungen werden seit einigen Jahren die beiden Ordnun- gen Langfühlerschrecken und Kurzfühlerschre- cken mit ca. 9000 bzw. 11000 Arten unterschie- den, die bis dahin als Unterordnungen der Heu- schrecken (Saltatoria) galten (GÜNTHER 2000d). Dieser traditionelle Begriff wird im folgenden dort verwendet, wo es sprachlich oder inhaltlich sinnvoll erscheint. MAAS et al. (2002) führen in ihrer Checkliste 84 Heuschreckenarten (Ensifera: 40, Caelifera: 44) für Deutschland. Es handelt sich dabei um alle seit 1850 in Deutschland sicher registrierten Ar- ten mit Ausnahme eingeschleppter Taxa, die sich bisher hier nicht fortpflanzen konnten. Heuschrecken besitzen meist als Primärkonsu- menten, ein Teil auch als Sekundärkonsumen- ten Bedeutung in terrestrischen Ökosystemen. Im Grasland können die Tiere mit den sprich- wörtlichen Sprungbeinen zu den dominanten Wirbellosengruppen gehören. In extrem er- scheinender Weise tritt uns dies in Form von Schwärmen der Wanderheuschreckenarten, von denen es weltweit etwa zehn gibt (BEIER 1955), gegenüber. Das bedeutet für seßhafte Acker- bauern in den betroffenen Ländern, wie auch früher in Mitteldeutschland (VATER 1994), Ver- heerung der Saaten, Teuerung und Hungersnö- te. Nomaden können Wanderheuschrecken hin- gegen heute noch recht effektiv als protein- und vitaminreiche Nahrung nutzen (SCHIMITSCHEK 1968). Obwohl uns die Europäische Wanderheuschre- cke in Folge der meliorativen Vernichtung ihrer südosteuropäischen Brutplätze (WEIDNER 1938a) schon lange nicht mehr heimgesucht 12 hat, kennen auch wir noch bodenständige Heu- schreckenarten, die zuweilen als Pflanzen- schädling (Maulwurfsgrille, Gewächshausschre- cke) oder als Lästling, Vorrats-, Material- und Gesundheitsschädling (Heimchen) von sich Re- den machen (STEINBRINK 1989, WEIDNER 1993). Aufgrund ihrer bioindikatorischen Bedeutung hat die Nutzung der Heuschrecken in Naturschutz und Landschaftsplanung einen immensen Auf- schwung genommen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Wirkung der Heuschrecken auf die sinnliche Wahrnehmung der Landschaft. Geschichte des Projektes Eine Fauna und einen Verbreitungsatlas der Or- thopteren von Sachsen-Anhalt zu erarbeiten, war erst mit der nach kurzem Bestehen zwi- schen 1946 und 1952 erfolgten Wiedergründung dieses deutschen Bundeslandes im Jahr 1990 möglich. Dass es überhaupt gelungen ist, dieses Vorhaben anzugehen und nunmehr nach erst 14 Jahren ununterbrochener staatlicher Existenz des Landes abzuschließen, hat eine Reihe von Ursachen. Zuerst zu nennen sind die Erkenntnisse, die vor 1990 von Orthopterologen wie Ernst L. TA- SCHENBERG, Friedrich ZACHER, Wilhelm LEON- HARDT, Herbert WEIDNER, Friedrich KÜHLHORN sen., Friedrich KÜHLHORN jun. und Hans SCHIE- MENZ zusammengetragen wurden. Ein wichtiger Impuls für die Zusammenarbeit der Orthopterologen des Landes war die Abfassung der ersten Roten Liste der Heuschrecken Sach- sen-Anhalts, die im Jahr 1993 publiziert worden ist. Diese ehrenamtliche Arbeit fand von Anfang an und bis heute durch das Landesamt für Um- weltschutz Sachsen-Anhalt, insbesondere durch Herrn Dr. Peer H. SCHNITTER, Unterstützung. Wirtschaftliche und rechtliche Anforderungen führten in den letzten 15 Jahren zu einer Viel- zahl von Eingriffs- und Naturschutzplanungen, bei denen durch engagierte Biologen eine große Menge von Fundortangaben, insbesondere von Heuschrecken, ermittelt wurde. Zudem nahm sich die Forschung an Hochschu- len und Universitäten dieser Tiergruppe an. Her- vorzuheben ist der Lehrbereich Zoologie der e- hemaligen Pädagogischen Hochschule Halle- Köthen in Halle (Saale), in dem die zoogeogra- phisch-ökologische Forschung an Heuschrecken durch Herrn Prof. Dr. Franz TIETZE gefördert wurde. Schon bald war den im Land tätigen Orthoptero- logen klar, dass die Ohrwürmer und Schaben völlig vernachlässigt worden waren. So fanden diese Taxa seit ungefähr zehn Jahren zuneh- mend Beachtung. Überraschend war der Nach- weis einer Fangschreckenart auf dem Gebiet des Landes, so dass auch diese Orthopte- rengruppe integriert werden konnte. Der enorme Wissenszuwachs führte dazu, dass es bereits seit Mitte der 1990er Jahre kaum noch möglich war, einen vollständigen Überblick sämtlicher Daten zur Verbreitung aller Orthopte- renarten des Landes zu wahren. Schon 1996 entstand daher der Plan, eine Fauna mit Verbreitungsatlas der Geradflügler Sachsen- Anhalts abzufassen. Er fand mit Prof. Dr. Klaus RICHTER vom Fachbereich Landwirtschaft, Ö- kotrophologie und Landespflege der Hochschule Anhalt (FH) einen engagierten Befürworter und Antragsteller, mit dieser Hochschule einen Trä- ger und mit dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt einen Finanzier. So konnte im Zeitraum vom 01.06.2001 bis zum 31.05.2004 an der Hochschule Anhalt (FH) in Zusammenarbeit mit den sachsen-anhalter Or- thopterologen an dem landesfinanzierten Projekt „Zoogeographische und ökologische Untersu- chungen für eine Fauna der Heuschrecken, Ohrwürmer und Schaben (Insecta: Saltatoria, Dermaptera, Blattoptera) des Landes Sachsen- Anhalt“ (FKZ 3288A/0080R) gearbeitet werden. Ziele des Projektes Das Projekt hatte zum Ziel, die verfügbaren Verbreitungsdaten (Literatur, Sammlungen, Ar- tenlisten etc.) zu sammeln, zu sichern, zu prüfen und auszuwerten sowie in bisher schlecht zoo- geographisch und ökologisch bearbeiteten Landschaften Sachsen-Anhalts Kartierungen in für Geradflügler relevanten Biotoptypen durch- zuführen. Als Arbeitsmaterial sollte ein vorläufi- ger Verbreitungsatlas der Orthopteren des Lan- des Sachsen-Anhalt erstellt werden, der bereits neun Monate nach Projektbeginn publiziert wer- den konnte (WALLASCHEK et al. 2002). Des weiteren waren national und international bekannte zoogeographische und ökologische In- formationen über die Geradflügler Sachsen- Anhalts zusammenzustellen und zu parametri- sieren, um weiteren Forschungen im Land eine solide Vergleichsbasis zu schaffen. Dazu gehör- te auch die Erarbeitung der Arealdiagnosen der Arten und die Beschreibung des Faunenwandels im Laufe der Erdgeschichte als Grundlage für die Interpretation von Verbreitungsbildern und die Identifizierung von Ausbreitungs- und Refu- gialräumen. Wichtigstes Ziel war die dreidimensionale Dar- stellung der Verbreitung der Orthopteren im Land Sachsen-Anhalt in Texten und Karten. Es sollten auch synthetische Karten entstehen, so zur Verteilung der gesamten Artenvielfalt der Geradflügler im Land sowie zur Artenvielfalt ausgewählter zoogeographischer und ökologi- scher Artengruppen. Außerdem war der Versuch einer zoogeographischen Raumgliederung des Landes zu unternehmen. Alle Ergebnisse waren ökologisch zu interpretieren und zu begründen. Ein wesentliches Anliegen bildeten Schlussfol- gerungen für den Naturschutz und die Land- schaftsplanung, darunter die Überarbeitung und Neufassung der Roten Listen der Ohrwürmer, Schaben und Heuschrecken des Landes Sach- sen-Anhalt (WALLASCHEK 2004b, 2004c, 2004d), sowie die Bereitstellung von Angaben zur Verbreitung und Ökologie gesundheitlich und wirtschaftlich bedeutsamer Arten für die ent- sprechenden Bereiche (Gesundheits- und Vete- rinärwesen, Landwirtschaft, Gartenbau). Selbstverständlich sollten abgeschlossene Zwi- schenergebnisse publiziert werden, was auch über die bereits genannten Veröffentlichungen hinaus vielfach geschehen ist (vgl. Kap. 17). Die vorliegende Arbeit stellt die Ergebnisse des Pro- jektes im einzelnen vor. 13

natura-verbunden_Orchideen_2014.pdf

Orchideen in Sachsen-Anhalt Inhalt Orchideen in Sachsen-Anhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Wie alles entstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Kulturlandschaft heute – Artenrückgang ungebremst?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Natura 2000 und Orchideenschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Orchideen – nicht nur auf der Fensterbank!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Orchideen nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie stehen unter besonderem Schutz. . . 13 Orchideen – anspruchsvoll und anpassungsfähig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Orchideen in Wäldern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Orchideen in Mooren, Feucht- und Frischwiesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Orchideen in Magerrasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Kulturlandschaft und Artenvielfalt erhalten – aber wie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Literatur zum Weiterlesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Orchideen in Sachsen-Anhalt Wie alles entstand Holz wurde von Anfang an als Brenn- und Baumaterial gebraucht. In Auflichtungen um einen Siedlungsort (sogenannte Rodungs- inseln) wurde Ackerbau als Dreifelderwirt- schaft betrieben, alle anderen Flächen, einschließlich der Wald, wurden beweidet. Wärme- und lichtliebende Arten aus südli- cheren Gefilden nutzten diese Rodungsin- seln für Ihre Nordausbreitung. Der perma- nente Entzug von Biomasse (Holz, Viehfut- ter) wiederum ließ die Böden an Nährstoffen verarmen, wodurch für konkurrenzschwache Arten – darunter viele Orchideen – günstige Existenzbedingungen entstanden. Weideflä- chen mit Magerasen und Heiden, Mäh- und Streuwiesen zur Gewinnung von Winterfutter bzw. von Einstreu in Ställen, lichte Hudewäl- der, aber auch ortsferne und damit schwer nutzbare Wälder und Moore bildeten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein kleinflächi- ges Mosaik verschiedener Biotoptypen, die nach heutigem Kenntnisstand die höchste Artenvielfalt beherbergt haben dürften. Die romantische Landschaftsmalerei, beispiels- weise die eines Caspar David Friedrich, ver- mittelt einen Eindruck dieser Landschaften. Wir leben heute in einer Kulturlandschaft, die durch das Jahrtausende währende Wirken des Menschen entstanden ist. Unbeeinflusste Naturlandschaften existieren selbst in den Hochgebirgen und an den Meeresküsten nicht mehr: Der mensch- gemachte Klimawandel beschleunigt das Abtauen der Gletscher, Nährstoffeinträge in die Meere verändern die Zusammensetzung der Artengemeinschaften. Die heutige Kulturlandschaft hat sich in einem langwährenden Prozess herausge- bildet, der vielen, vor allem das Offenland bewohnenden Arten, sehr günstige Bedin- gungen verschafft hat. Ursprünglich hat sich Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit zu einem Waldland entwickelt. Erst der Mensch, der vor einigen Tausend Jahren begann, vom jagenden Nomaden zum ortsansässigen Ackerbauern und Vieh- züchter zu werden, hat mit Axt, Feuer und Weidetieren schrittweise die heutige Wald-Offenlandverteilung geschaffen. Mit welchem Anteil die Herden der wildlebenden Großsäuger, wie Auerochse, Wisent und Wildpferd, landschaftsgestaltenden Cha- rakter hatten, wird wohl auch künftig nicht belegbar sein. Steigende Bevölkerungszahlen sowie die Möglichkeiten des technischen Fortschritts erforderten bzw. ermöglichten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Landschaftswandel. Aus Mooren entstan- den durch Entwässerung Feuchtwiesen. Großflächiges Gemeindeland wurde parzelliert, wodurch eine individuelle und intensivierte Bewirtschaftung ermöglicht wurde. „Weiche“, harmonische Übergänge zwischen Wald und Offenland, die wichtige Bedingungen für sogenannte Halbschattar- ten, wie den Frauenschuh, gewährleisteten, wurden durch die scharfe Trennung entlang von Flurstücksgrenzen, wie wir sie heute kennen, abgelöst. „Ödland“-Flächen ver- schwanden fast vollständig. Die schrittweise Mit der Öffnung der Landschaft und wohl auch gefördert durch den aufleben- den Handel, konnten Arten der Offenland- lebensräume einwandern, unter ihnen auch zahlreiche Orchideenarten. Lediglich die Arten der Wälder und waldfreien Moore besiedelten Biotope, die von der gestaltenden Tätigkeit des Menschen unabhängig waren. Will man also ver- stehen, wieso sich gerade bestimmte Orchideenarten in Mitteleuropa ansiedeln konnten, so kommt man nicht umhin, die Entstehung unserer Landschaft näher zu beleuchten. 1

Mensch und Natur in Mauretanien - Zum Verhältnis ehemaliger Nomaden zur Natur und zu deren Schutz

Das Projekt "Mensch und Natur in Mauretanien - Zum Verhältnis ehemaliger Nomaden zur Natur und zu deren Schutz" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hohenheim, Institut für Sozialwissenschaften des Agrarbereichs, Fachgebiet Landwirtschaftliche Kommunikations- und Beratungslehre durchgeführt. Der Bereich Umwelterziehung gehört zu meinem Tätigkeitsfeld als Mitarbeiterin des Ressourcenschutzprojektes GIRNEM (Gestion Intégrée des Ressources Naturelles de l'Est Mauritanien). Während meiner Arbeit an Feuchtgebieten Ostmauretaniens habe ich die dortige Natur und die antropogenen Gefahren durch die Nutzung kennen gelernt. Eine Sensibilisierungskampagne, an der ich zurzeit arbeite, ist Teil des Projektprogramms das zu meinem Aufgabengebiet gehört. Zur Entwicklung dieser Kampagne wäre es aber wichtig, das Verhältnis der Zielgruppe zur Natur zu kennen. Nur so kann ein geeigneter Ansatz gefunden werden. Hintergrundinformationen: Die Reaktionen auf die Tier- und Pflanzenwelt sind ambivalent. Natur scheint zum einen als etwas Bedrohliches empfunden zu werden: zahlreich sind die Geschichten, die sich um die zum Teil schon ausgestorbenen wilden Tiere ranken, aber auch Begegnungen mit Skorpionen, Schlangen, Krokodilen und Insekten werden eher als gefährlich eingestuft. Es gibt sogar Anwohner von Feuchtgebieten, die sich nicht an das Ufer wagen, aus Angst vor Waranen, Krokodilen oder anderen Tieren. Zudem ist auch die unbelebte Natur eher hart zu den Menschen: Hitze, Staub, Sandstürme, abgebrochene Dornen, wasser- und vegetationslose Weiten. Auch die Verfügbarkeit von Nahrung ist dadurch nach wie vor eingeschränkt. Noch immer decken die traditionell verfügbaren Nahrungsmittel wie Milch, Fleisch und Hirse den Großteil des Energiebedarfes, Gemüse und Früchte sind meist teure Importgüter. Andererseits ist die Liebe zum eigenen Land, die so genannte Badiya, ein Bestandteil der maurischen Kultur. Vor allem in der Regenzeit bringen viele diese Liebe zum Ausdruck, denn dann verwöhnt die sonst dürre Weite die Mauretanier mit frischem Grün und somit auch mit steigenden Milchmengen. In dieser Zeit verbringen selbst die sesshaften Mauren zumindest einige Tage, manche bis zu vier Monate in der Gegend ihrer Vorfahren im Zelt. Sie betrachten diese Periode als Erholungsphase, in der man nicht arbeiten muss, sondern sich einfach von Milch ernähren kann. Etwas anderes hat die mauretanische Natur ebenfalls zu bieten: Durch die trockene Wärme kann man während der meisten Zeit des Jahres einfach dort im Sand einschlafen, wo man sich gerade aufhält. Es ist kein Schutz nötig gegen Kälte, Feuchtigkeit oder Tiere. Schließlich kann auch der Einfluss der Staatsreligion Islam eine Rolle spielen. Dem Muslim ist nämlich unter anderem auch der Umgang mit der Natur in vielen religiösen Textstellen vorgegeben. Arbeitsbereich des GTZ-Projektes Oberziel: Der Lebensstandard der ländlichen Bevölkerung Ost-Mauretaniens ist unter Aufrechterhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen zu verbessern. Projektziel: Die Bevölkerung Ostmauretaniens nutzt das mit Hilfe von GIRNEM erarbeitete neue Gesetzeswerk (Code Pastoral) für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Weidezonen und verbessert durch organisatorische und investive Maßnahmen ihre Erwerbsgrundlagen. usw.

Teilprojekt B01: Die soziale Ökologie von Weideflächen in sich verändernden Savannen

Das Projekt "Teilprojekt B01: Die soziale Ökologie von Weideflächen in sich verändernden Savannen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Bonn, Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) - Bereich Pflanzenernährung durchgeführt. Die Ausbreitung invasiver Pflanzenarten ist ein Nebeneffekt von geplantem Landnutzungswandel in afrikanischen Savannen. Eine rasche Verbuschung von Weideflächen ist daher zu beobachten. Wir quantifizieren die Ausbreitung der Arten hier, und in Migrations-Korridoren von Rindern, bestimmen deren Determinanten und ermitteln Effekte auf die Lebensgrundlage pastoraler Gruppen im zentralen KRV. Durch die Kombination der Erkenntnisse trägt das Projekt zum Verständnis zukunftsorientierter Praktiken von Nutzern betroffenen Weideflächen bei und analysiert Effekte und Muster der Transformation.

Struktur und Dynamik der Laerchenwaelder in der Waldsteppenzone im Nordwesten der Mongolei

Das Projekt "Struktur und Dynamik der Laerchenwaelder in der Waldsteppenzone im Nordwesten der Mongolei" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Geographie durchgeführt. In der Waldsteppe im Nordwesten der Mongolei beschraenken sich die aus Laerchen (Larix sibirica) bestehenden Waelder ausschliesslich auf die nordexponierten Haenge, wo sie sich trotz des umgebenden baumfeindlichen semiariden Klimas durch komplexe oekologische Regelmechanismen erhalten koennen. Diese oekologisch sensiblen Laerchenwaelder unterliegen einem erheblichen Nutzungsdruck durch Beweidung und Holzentnahme seitens der Nomaden sowie durch kommerziellen Kahlschlag. Das Forschungsprojekt hat in erster Linie zum Ziel, das Laerchenwald-Oekosystem als Bestandteil der Waldsteppe insbesondere hinsichtlich seiner strukturellen Unterschiede und dynamischen Prozesse qualitativ und quantitativ zu erfassen. Die Bestimmung der Altersstruktur der Bestaende sowie die Abschaetzung des natuerlichen Regenerations- und Zuwachspotentials erfolgt unter Anwendung dendrochronologischer Methoden. Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse sollen Empfehlungen fuer Massnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Laerchenwaelder durch die lokale Nomadenbevoelkerung entwickelt werden, um eine langfristige und oekologisch angepasste Nutzung der begrenzten Ressource Wald zu gewaehrleisten.

Landreform im nomadischen Lebensraum West-Chinas und ihre Auswirkungen auf die mobile Tierhaltung und die Ökologie des Weidelandes

Das Projekt "Landreform im nomadischen Lebensraum West-Chinas und ihre Auswirkungen auf die mobile Tierhaltung und die Ökologie des Weidelandes" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Berlin, Institut für Geographische Wissenschaften durchgeführt.

Ökonomie des Klimawandels - Die Bewältigung von Klima-Shocks in der Mongolei: Vulnerabilität, Vermögen und Migration (Shocks Mongolia)

Das Projekt "Ökonomie des Klimawandels - Die Bewältigung von Klima-Shocks in der Mongolei: Vulnerabilität, Vermögen und Migration (Shocks Mongolia)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW Berlin (Institut für Konjunkturforschung) durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, aufzuzeigen, welche Kosten und Risiken für Haushalte in einem armen Transformationsland durch Klima-Schocks anfallen, die mit fortschreitendem Klimawandel häufiger und extremer auftreten. Dazu erhebt das Projekt eine innovative Längsschnitt-Haushaltsbefragung zu Klima-Schocks und sozio-ökonomischer Vulnerabilität unter nomadischen Haushalten in der Mongolei. Die Anpassungsstrategien von Haushalten zur Bewältigung dieser Schocks und die Verteilungswirkungen werden untersucht. Aus den Ergebnissen werden Handlungsoptionen formuliert, um die Resilienz von Haushalten zu stärken und Landflucht entgegenzuwirken. Die Haushaltsbefragung wird über 36 Monate zusammen mit einem lokalen Unterauftragnehmer, dem National Statistical Office of Mongolia, erhoben. Basierend auf der geschaffenen Datenbasis bearbeitet das Projekt folgende Themen: (a) Die Auswirkungen von Klima-Schocks auf die Vulnerabilität von Haushalten; (b) Die Auswirkungen von Klima-Schocks auf Kinder und Gesundheit; (c) Migration, Transferzahlungen und Anpassungsstrategien von Haushalten; (d) Anpassungsstrategien zu Sicherung von Konsum, Einkommen und Vermögen; (e) Sozial-Kapital und Anpassungsstrategien; (f) Die Auswirkungen von Klima-Schocks auf Verteilung und Ungleichheit; (g) Klima-Schocks und Armutsfallen; (h) Klima-Schocks und Landflucht; und (i) Zusammenfassung der Handlungsoptionen zur Linderung der Auswirkungen von Klima-Schocks.

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