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Messwerte zur Überwachung der Gamma-Ortsdosisleistung

Die Daten zeigen die Ergebnisse des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zur Überwachung der Gamma-Ortsdosisleistung (ODL) im Rahmen des Integrierten Mess- und Informationssystems (IMIS). Dargestellt werden die Tagesmittelwerte aller betriebsbereiter Stationen des ODL-Messnetzes. Das ODL-Messnetz [<a href='http://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/luft-boden/odl/odl.html' target='new'>http://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/luft-boden/odl/odl.html</a>] umfasst derzeit etwa 1.800 betriebsbereite Messstationen, welche jeweils in ca. 1,3m Höhe die Gamma-Strahlung über der Bodenoberfläche und der bodennahen Luft registrieren. Die Gamma-Ortsdosisleistung ist ein Maß der Strahlenbelastung, die von außen auf den Menschen einwirkt (Maßeinheit in der Regel: Mikrosievert pro Stunde).

UV-abhängige Vitamin D Synthese - Bilanzierung der Expositionszeit durch UV zur Produktion des optimalen Vitamin D3-Bedarfs im menschlichen Körper : Vorhaben 3607S04538

Die gesundheitsschädigenden Wirkungen auf die Haut und die Augen des Menschen durch UV-Strahlung sind seit Jahren nachgewiesen und weiten Teilen der Bevölkerung bekannt. Der UV-B-Anteil der Sonnenstrahlung zieht bei Überdosierung als Akutreaktion den Sonnenbrand oder als chronischen Effekt eine Erhöhung des Hautkrebsrisikos nach sich. Derselbe UV-B-Bereich bewirkt aber auch die Einleitung der essentiellen Vitamin-D-Bildung. Die UV-induzierte Vitamin-D-Synthese in der Haut deckt zu mehr als 90 % den Vitamin-D-Bedarf ab, unsere typische Ernährung nur 10 %. Aufgrund dieser gegensätzlichen Wirkungen liegen widersprüchliche Empfehlungen in Bezug auf gesundheitsfördernde UV-Bestrahlung vor. Ziel des Vorhabens ist es, das quantitative sowie qualitative Verhältnis von UV-Exposition und Vitamin-D-Status im Körper unter verschiedenen Randbedingungen und in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu bestimmen. Hierauf basierend sollen Empfehlungen zur optimalen UV-Exposition differenziert nach Bevölkerungsgruppen erarbeitet werden, um den Ansprüchen an einen gesundheitsfördernden Strahlenschutz gerecht zu werden. Eine eingangs erstellte und abschließend aktualisierte Literaturstudie stellt den derzeitigen Kenntnisstand zum Vitamin-D-Stoffwechsel, zu den regulierenden Prozessen durch das Hormon Vitamin D3 und zum momentanen Diskussionsstand über den optimalen Vitamin-D-Status für den Menschen zusammen. In einer Serie von Studien wurde der Anstieg des Vitamin-D-Status (25OH-Vitamin D3 und 1,25OHVitamin D3) in Abhängigkeit von der UV-Exposition der Haut ermittelt. Expositionsparameter waren die biologisch wirksame UV-Dosis (bezogen auf die minimale Erythemdosis MED = persönliche Sonnenbrandschwellendosis der Probanden) und die Größe der bestrahlten Hautareale (zum einen alltagstypisch: Gesicht und Hände, zum anderen: der ganze Körper). Die seriellen UV-Expositionen erfolgten mit natürlicher solarer UV-Strahlung oder mit künstlicher simulierter Solarstrahlung oder mit Solarienstrahlung. Die insgesamt 240 Probanden wurden für die einzelnen Studien des Projektes bezüglich UV-Hauttyp II bzw. III, Alter und Geschlecht strukturiert rekrutiert. Erfasst wurden auch Daten bezüglich des Eigenschutzverhaltens der Haut gegenüber UV-Strahlung, um zu analysieren, inwieweit diese Faktoren einen Einfluss auf die Vitamin-D-Bildungseffizienz haben. FAZIT: In den Wintermonaten, vor Beginn der jeweiligen Untersuchungen, lag der Mittelwert für das 25OHVitamin D3 mit 18 ng/ml unterhalb des Normbereiches (20-60 ng/ml). Zweimal wöchentliche UV-Expositionen mit 10 % der MED senkrecht auf Gesicht und Hände bewirkten einen signifikanten Anstieg des Vitamin-D-Status. Der Zuwachs stieg mit der UV-Dosis und/oder mit der bestrahlten Körperfläche bei UV-Strahlung, die der Mittagssommersonne entspricht. Die Expositionen mit simulierter Solarstrahlung führten unter identischen Bedingungen (auch klimatisch) zu gleichen 25OHD-Anstiegen unabhängig von Ausgangsstatus. Bei den Solarexpositionen traten deutliche individuelle Variationen zwischen den Untersuchten auf. Aber es gab auch Variationen für den gesamten Gruppenmittelwert, die mit sehr niedrigen Außentemperaturen während der Solarexpositionen in Verbindung gebracht werden könnten. Bei Solarienstrahlerexpositionen analoger Dosierungen ging die Vitamin-D-Bildungseffizienz mit steigender UV-Dosis und/oder Körperfläche auf 30 % zurück, verglichen mit dem simulierten Sommersonnenspektrum. Konstante, vergleichbare Expositions- und Synthesebedingungen für die Haut in einem UV-Bestrahlungsgerät führen zu definierten Bedingungen, die sich in fast deckungsgleichem Vitamin-D-Zuwachs bei allen Probanden eines Expositionsschemas widerspiegeln. Auf analoge solare UV-Expositionen unter freiem Himmel sind diese Bedingungen nicht in jedem Fall übertragbar. Wir konnten unsere Vermutung bestätigen, dass verschiedene anatomische Hautareale sich in ihrer Vitamin-D-Bildungseffizienz stark voneinander unterscheiden. Diese variiert um bis zu 400 % und korreliert in hohem Grade signifikant mit der UV-Erythemempfindlichkeit des jeweiligen Hautareals. Die Konzentration des Provitamin D (7-Dehydrocholesterol), des Ausgangsstoffs für die Vitamin-D-Bildung in der Haut, zeigte keine Altersabhängigkeit. Mit steigender aktinischer UV-Exposition und signifikant bei 1 MED ist nach 24 h eine Erhöhung der 7-DHC-Konzentration nachzuweisen. Im Alltag haben globale Faktoren auf die UV-Personendosis (meteorologische Faktoren, solare Globalstrahlung) und persönliche Verhaltensfaktoren, die die Hautexposition beeinflussen (u.a. auch durch externer Sonnenschutzmittel), stärkeren Einfluss auf den individuellen Vitamin-D-Status im Jahresverlauf als Alter, UV-Hauttyp oder Geschlecht. Das weist die Studie in einer Personengruppe aus, deren Vitamin-D-Status dreimal jährlich über zwei Jahre verfolgt wurde. Simultan erfolgte dabei ein UV-Personenmonitoring, durch das auch die o.g. Einflussfaktoren kontinuierlich erfasst wurden. //ABSTRACT// UV-dependent vitamin D3 synthesis – balancing of UV exposure time and the production of an optimal vitamin D3 status in men The adverse health effects on human skin and eyes by UV radiation have been well known for years. They are known to the public, too. Increased exposures by the UV-B fraction of solar radiation cause e.g. sun burn as an acute skin reaction or an increased risk on skin cancer as a chronic effect. Radiation of the same spectral UV-B range is necessary to induce the essential vitamin D metabolism in men. The UV-induced vitamin D synthesis in the skin supplies the body with more than 90 % while our typical nutrition contributes no more than 10 %. These photobiological effects are diametrically opposed. Therefore, up to now there are contradictory recommendations to the public concerning the health effects of solar UV exposure. The aim of this research project was to evaluate the quantitative and qualitative relations of UV exposure and the vitamin D status in men taking into account different conditions in the population. IN RESULT, well-balanced recommendations on optimal UV exposures for the different fractions of the population should be elaborated, realizing health protection aspects against detrimental UV effects. A literature survey (updated in 2011) summarizes the current knowledge on the vitamin D metabolism, on the effects of the hormone vitamin D and on the stage of the current discussion on the optimal vitamin D status. In a number of studies of this project the effects of UV exposure on the vitamin D status (25OH-vitamin D3 und 1,25OH-vitamin D3) were investigated. Exposure parameters were the photobiologically effective UV dose (with respect to the minimal erythema dose MED = individual sun burn dose in each investigated volunteer) and the extent of the exposed skin area: face and hands (like everyday conditions) or whole body respectively. Serial UV exposures were applied by natural solar UV radiation or by simulated solar radiation or by sunbed UV lamps. All studies of the project (240 volunteers) were structured concerning UV skin type II and III, age and sex. In addition, data on the natural skin protection of the volunteers against UV radiation were measured in order to evaluate possible correlations between individual UV sensitivity and the efficiency of vitamin D synthesis. In result: In winter time, before starting the studies, the mean 25OH-vitamin D serum level of 18 ng/ml of the volunteers was in the deficiency range (< 20 ng/ml). UV exposures of 10 % MED applied twice a week vertically to face and hands caused significant increases of the 25OH-vitamin D serum level. The increase raised with higher UV doses and/or larger skin area exposed to UV radiation of the solar summer spectrum. While the increase of the 25OHvitamin D serum level in the UV cabinet was roughly independent from the basic level, under solar exposure conditions there were distinct variations between subjects as well as different outcomes for the whole group, which possibly depended on low outdoor temperatures during the solar exposures. Exposures by sunbed UV lamps lead to decreasing efficiencies in vitamin D production. An increase of the biologically effective UV dose and/or of the UV-exposed skin area decreased the vitamin D efficiency down to 30 % compared to simulated solar radiation. Because of strong differences in UV erythema sensitivity of the skin of different anatomical locations, we hypothesized similar relations in the efficiency of UV-induced vitamin D synthesis. The efficiency of UV-induced vitamin D synthesis varies up to 400 % between the anatomical locations of the body. The investigation of the content of provitamin D (7-Dehydrocholesterol), the source of the vitamin D synthesis in the skin, and of the influence of UV exposure on the level of this content results in new findings, too. Suberythemal UV exposures do not influence the 7-DHC-concentration in the skin. 1 MED leads to a significant increase of 7-DHC after 24 h. Under every day life conditions, global influences on the personal UV dose (solar global radiation, meteorological effects, outdoor temperature) and individual behaviour concerning UV exposure of the skin (among other things the use of topical sunscreens) have distinctly stronger effects on the individual vitamin D status around the year than age, UV skin type, or sex. This is suggested by the data of one of our studies, in which the vitamin D status of the volunteers was measured three times a year over two years. Simultaneously, in a personal UV monitoring the personal UV dose and the above mentioned factors were captured continuously. The results provide a large base for recommendations to the public concerning a careful use of solar UV exposures in summer in order to realize vitamin D serum levels in the optimal range. But, the results also raise a lot of questions. Answers to these questions will be essential for establishing recommendations on UV exposure and the realization of an optimal vitamin D status around the year – without an increasing risk on skin cancer due to long-term effects.

Dosimetrie mit elektronischen Dosimetern in gepulsten Photonen-Strahlungsfeldern, Teil 2 - Vorhaben 3610S20001

Entsprechend der Anforderung der Röntgenverordnung ist an Personen, die sich aus anderen Gründen als zu ihrer Untersuchung oder Therapie in Kontrollbereichen aufhalten, unverzüglich die Personendosis zu messen. Es gibt zahlreiche Personengruppen, bei denen für derartige Messungen ausschließlich oder ergänzend direkt ablesbare Dosimeter eingesetzt werden. In Deutschland werden als direkt ablesbare Dosimeter in fast allen Fällen aktive elektronische Personendosimeter (EPD) verwendet. EPD haben im Vergleich zu den früher verwendeten Stabdosimetern zahlreiche praktische und messtechnische Vorteile. Im Hinblick auf ihre Verwendbarkeit haben EPD gleichwohl ein relevantes Problem. Werden sie Strahlungsfeldern mit einer Dosisleistung von einigen Sievert je Stunde ausgesetzt, so kann je nach Dosimetertyp das Ansprechvermögen, d.h. das Verhältnis zwischen der vom EPD gemessenen und der tatsächlichen Dosis, deutlich verringert sein. Bei Strahlungsfeldern sehr hoher Dosisleistung kann es sogar vorkommen, dass die Dosimeter überhaupt keine Dosis messen. Innerhalb der vorliegenden Arbeit wurden Untersuchungen durchgeführt, um Aussagen zur praktischen Verwendbarkeit von EPD in klinischen Expositionssituationen der Röntgendiagnostik treffen zu können. Hierzu wurde das dosisleistungsabhängige Ansprechvermögen von zwei EPD-Typen, EPD Mk2.3 und DMC2000X untersucht. Weiterhin wurde eine Aufstellung sämtlicher relevanten Expositionssituationen von Personen in der human- und veterinärmedizinischen Röntgendiagnostik erarbeitet und für jede einzelne Situation bewertet, in wieweit das Ansprechvermögen von EPD der Typen EPD Mk2.3, DMC2000X sowie EDM III bei einem Einsatz in der entsprechenden Expositionssituation dosisleistungsabhängig abgesenkt ist. Es zeigte sich, dass mit einer Ausnahme in sämtlichen Expositionssituationen der Human- und Veterinärmedizin die konservativ abgeschätzte, maximal mögliche Dosisleistung am Aufenthaltsort der Personen kleiner oder gleich 1 Sv/h war. Die Konservativität der theoretischen Abschätzung wurde durch Messungen der Dosisleistung am Trageort der EPD überprüft. Die Messungen erfolgten in der klinischen Routine sowie in nachgestellten, extremen Expositionssituationen. Es zeigte sich, dass die theoretische Beschreibung konservativ im Hinblick auf die gemessene Dosisleistung am Trageort der EPD ist. Anhand der messtechnischen Überprüfung des dosisleistungsabhängigen Ansprechvermögens der EPD, der theoretischen Abschätzung der maximalen Dosisleistung am Trageort der EPD sowie deren messtechnischer Überprüfung ist davon auszugehen, dass die untersuchten EPD-Typen in den im Bereich der Röntgendiagnostik als relevant anzusehenden Expositionssituationen ein Ansprechvermögen von mehr als 0,8 haben. Aufgrund dieses Befundes kann geschlussfolgert werden, dass die betrachteten EPD-Typen im Bereich der human- und veterinärmedizinischen Röntgendiagnostik ohne relevante, messtechnische Probleme eingesetzt werden können. //ABSTRACT// The German x-ray regulation “Röntgenverordnung” requires for the personal dose to be measured immediately on every person who is within the control area for reasons other than their diagnostic examination or therapeutic treatment. To comply with this requirement directly readable dose meters are used in numerous situations, serving as sole or as additive dosemeters. In Germany, the predominantly used directly readable dosemeters are electronic personal dosemeters (EPD). Compared to the formerly used pen dosemeters, EPD hold several advantages of practical and metrological nature. Regarding their applicability, however, they show a relevant deficit. When exposed to a radiation field with dose rates of several Sievert per hour (Sv/h) the response, meaning the relation between the displayed and the actual dose, can be significantly reduced. Under conditions of extremely high dose rates no dose might be measured at all. In the presented study, clinical exposure situations in x-ray diagnostics have been examined in order to classify them regarding their suitability for the use of EPD. Therefore, the response of two different dosemeters (EPD Mk2.3 and DMC2000X) was examined as a function of the dose rate. Furthermore, all relevant exposure situations for persons involved in diagnostic X-ray examinations were listed. For each of these situations the dose rate depending reduction of the response of the dosemeters “EPD Mk2.3”, “DMC2000X”, and “EDM III” was evaluated. It could be found that the conservatively estimated maximally possible dose rate at the location of each person was equal to or below 1Sv/h in all exposure situations in human and veterinary medicine with only one exception. To verify the conservatism of the theoretical estimation, measurements of the dose rate have been performed at the location of the EPDs. The measurements were taken in clinical routine as well as in set-up extreme exposure situations. It could be shown that the theoretical description is conservative regarding the measured dose rate at the location of the EPDs. Based on the metrological examination of the dose rate dependent response of the EPDs, as well as the theoretical estimation of the maximum dose rate at the location of the EPD and the experimental verification thereof, one can assume that the examined EPD types show a response of over 0.8 in all relevant exposure situations. It can be concluded that the tested EPD types can be used in human and veterinary medicine x-ray diagnostics without any relevant metrological problems.

BfS-Unterlage: „Wissenschaftliche Publikationen des Fachbereiches Strahlenschutz und Umwelt 2005 bis 2017“ (PDF, nicht barrierefrei)

Wissenschaftliche Publikationen des Fachbereiches Strahlenschutz und Umwelt 2005 - 2017 1 2017 AUFSÄTZE IN REFERIERTEN ZEITSCHRIFTEN Beck TR. Risks and radiation doses due to residential radon in Germany. Radiation Protection Dosimetry journal 2017, 175(4): 466–472 Beck TR. The conversion of exposures due to radon into the effective dose taking into account the equiva- lence of risks from short- and long-term exposures. Radiation Protection Dosimetry journal 2016, 172(4): 510–523 Beck TR. The conversion of exposures due to radon into the effective dose: the epidemiological approach. Radiation and Environmental Biophysics, DOI 10.1007/s00411-017-0714-5 Bossew P, Cinelli G, Hernández-Ceballos M, Cernohlawek N, Gruber V, Dehandschutter B, Menneson F, Bleher M, Stöhlker U, Hellmann I, Weiler F, Tollefsen T, Tognoli PV, De Cort M. Estimating the terrestrial gamma dose rate by decomposition of the ambient dose equivalent rate. Journal of Environmental Radioac- tivity 2017; 166: 296-308, https://doi.org/10.1016/j.jenvrad.2016.02.013 Bossew P. Local probability of indoor radon concentration to exceed a threshold, estimated from the geo- genic radon potential. Nuclear Technology & Radiation Protection 2017; 32 (1) Cinelli G, Gruber V, De Felice L, Bossew P, Hernandez-Ceballos MA, Tollefsen T, Mundigl S, De Cort M. (2017): European annual cosmic-ray dose: estimation of population exposure. Journal of Maps, 13 (2), 812- 821; https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17445647.2017.1384934 Cinelli G, Tondeur F, Dehandschutter B, Bossew P, Tollefsen T, De Cort M. Mapping uranium concentration in soil: Belgian experience towards a European map. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 166: 220-234, https://doi.org/10.1016/j.jenvrad.2016.04.026 Diener A, Hartmann P, Urso L, Vives i Battle J, Gonze MA, Calmon P, Steiner M. Approaches to Modelling Radioactive Contaminations in Forests – Overview and Guidance. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 178-179: 203-211 Doering C, Bollhöfer A, Medley P. Estimating doses from Aboriginal bush foods post-remediation of a ura- nium mine. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 172: 74-80 Doering C, Bollhöfer A. Water hardness determines 226Ra uptake in the tropical freshwater mussel. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 172: 96-105 Dombrowski H, Bleher M, De Cort M, Dabrowski R, Neumaier S, Stöhlker U. Recommendations to harmo- nize European early warning dosimetry network systems. Journal of Instrumentation 2017; 12. http://iop- science.iop.org/article/10.1088/1748-0221/12/12/P12024/meta 2 Felsberg A, Ross JO, Schlosser C, Kirchner G. Simulating the mesoscale transport of krypton-85. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 181: 85-93 Hirth GA, Johansen MP, Carpenter JG, Bollhöfer A, Beresford NA. Whole-organism concentration ratios in wildlife inhabiting Australian uranium mining environments. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 178–179: 385-393 Medley P, Doering C, Evans F, Bollhöfer A. Natural radionuclides and stable elements in weaver ants (Oecophylla smaragdina) from tropical northern Australia. Journal of Environmental Radioactivity 2017; 178- 179: 404-410. https://doi.org/10.1016/j.jenvrad.2017.05.003 Merk R, Mielcarek J, Döring J, Lange B, Lucks C. Estimating contamination monitor efficiency for beta ra- diation by means of PENELOPE-2008 Monte Carlo simulation. Applied Radiation and Isotopes 2017; 127: 87-91 Schlosser C, Bollhöfer A, Schmid S, Krais R, Bieringer J, Konrad M. Analysis of radioxenon and Kryp- ton-85 at the BfS Noble Gas Laboratory. Applied Radiation and Isotopes 2017; 126: 16-19 Schmithüsen D, Chambers S, Fischer B, Gilge S, Hatakka J, Kazan V, Neubert, Paatero J, Ramonet M, Schlosser C, Schmid S, Vermeulen A, Levin I. A European‐wide 222radon and 222radon progeny comparison study. Atmospheric Measurement Technniques 2017; 10: 1299–1312 Schöllnberger H, Eidemüller M, Cullings HM, Simonetto C, Neff F, Kaiser JC. Dose-responses for mortality from cerebrovascular and heart diseases in atomic bomb survivirs: 1950-2003, Radiation and Environmental Biophysics, 2017. doi: 10.1007/s00411-017-0722-5 Simonetto C, Azizova TV, Barjaktarovic Z, Bauersachs J, Jacob P, Kaiser JC, Meckbach R, Schöllnberger H, Eidemüller M. A mechanistic model for atherosclerosis and its application to the cohort of Mayak workers. PLoS One 12(4): e0175386, 2017. doi: 10.1371/journal.pone.0175386 Spix C, Grosche B, Bleher M, Kaatsch P, Scholz-Kreisel P, Blettner M. Background gamma radiation and childhood cancer in Germany: an ecological study. Radiation and Environmental Biophysics 2017; 56: 127- 138. doi: 10.1007/s00411-017-0689-2 Stirnweis L, Marcolli C, Dommen J, Barmet P, Frege C, Platt SM, Bruns EA, Krapf M, Slowik JG, Wolf R, Prévôt ASH, El-Haddad I, Baltensperger U. Assessing the influence of NOx concentrations and relative hu- midity on secondary organic aerosol yields from α-pinene photo-oxidation through smog chamber experi- ments and modelling calculations, Atmospheric Chemistry and Physics 2017; 17: 5035-5061 Stojanovska Z, Ivanova K, Bossew P, Boev B, Zunic ZS, Tsenova M, Curguz Z, Kolarz P, Zdravkovska M, Ristova M. Prediction of long-term indoor radon concentrations based on short-term measurements. Nuclear Technology and Radiation Protection 2017; 1: 32 3

BfS-Fachinformation: „Welcher Strahlenbelastung waren die Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II zwischen 1967 und 2008 ausgesetzt?“ (PDF, nicht barrierefrei)

Fachinformation Welcher Strahlenbelastung waren die Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II zwischen 1967 und 2008 ausgesetzt? „Gesundheitsmonitoring Asse“ – Teil I Durch den vorliegenden ersten Schritt des Ge- sundheitsmonitorings Asse (GM Asse) liegt erst- mals eine umfassende, aussagefähige Dokumentation der Strahlenbelastung der im Zeitraum 1967 bis 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeite- rinnen vor. Die auf Basis der vorhandenen Mess- und Beschäftigungsdaten des früheren Betreibers HMGU durch das BfS abgeschätzte Strahlenbelas- tung ist zu gering, als dass nach dem Stand von Wissenschaft und Technik dadurch nachweisbar Krebserkrankungen ausgelöst werden könnten. Seit dem Beginn der Einlagerungen radioaktiver Abfälle in die Schachtanlage Asse II 1967 sind die jeweils zu erfüllenden rechtlichen Anforderun- gen an die Strahlenschutzüberwachung der Be- schäftigten anspruchsvoller geworden. Es kann nicht von einer vollständigen Erfassung aller strahlenschutzrelevanten Daten über den gesam- ten Zeitraum ausgegangen werden, insbesondere im Hinblick auf eine vollständige Dokumentation aller strahlenschutzrelevanten Arbeitssituationen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es in Ein- zelfällen zu nicht dokumentierten, höheren Strahlenbelastungen gekommen ist. Für die Be- schäftigten insgesamt ist die vorhandene Daten- basis aussagefähig und wissenschaftlich belastbar. Auf dieser Grundlage des vorliegenden ersten Schrittes des Gesundheitsmonitorings Asse kön- nen Beschäftigte im zweiten Schritt des Gesund- heitsmonitorings ihre individuelle Strahlenbelastung erfahren und bewerten las- sen. Dabei wird die persönliche Strahlenbelas- tung möglichst passgenau und auf der Grundlage zusätzlicher belastbarer persönlicher Angaben abgeschätzt, bewertet und erklärt. Warum hat das BfS das Gesundheitsmonitoring Asse durchgeführt? Zwischen April 1967, dem Beginn der Einlage- rung radioaktiver Abfälle in der Schachtanlage Asse II, und Ende 2008 waren ca. 700 Personen dort beschäftigt. Anfang 2009 traten einige ehe- malige Beschäftigte, die an Krebs erkrankt waren und die ihre Erkrankung auf ihre Tätigkeit in der Schachtanlage Asse II zurückführen, an die Öf- fentlichkeit. Aus den Veröffentlichungen des bis Ende 2008 zuständigen Betreibers, dem Helm- holtz Zentrum München für Gesundheit und Um- welt (HMGU, früher GSF) ergaben sich zu diesem Zeitpunkt keine belastbaren Erkenntnisse, die diese Vermutungen stützten. Allerdings gab es Widersprüche zwischen den dokumentierten Ar- beitsabläufen auf der Asse und Berichten einzel- ner betroffener ehemaliger Mitarbeiter. Um den Widersprüchen hinsichtlich der Strah- lenbelastungen der Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II und den Sorgen der Mitar- beiter und Mitarbeiterinnen der Asse Rechnung zu tragen, hat das BfS Anfang 2009 das Gesund- heitsmonitoring Asse (GM Asse) gestartet. Hierfür wurde die Projektgruppe GM Asse eingerichtet, die sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BfS zusammensetzte. Bei der Datenrecherche wurde die Projektgruppe von Mitarbeitern der Asse GmbH unterstützt, die im Auftrag der Pro- jektgruppe Daten und Dokumente des früheren Betreibers HMGU sichteten, zusammenstellten und elektronisch erfassten. Es war nicht Ziel des GM Asse, die Strahlenexpo- sition für die Bevölkerung abzuschätzen und das Gesundheitsgeschehen der Bevölkerung in der Umgebung der Asse zu untersuchen. Hierzu hat sich eine Arbeitsgruppe der niedersächsi- schen Ministerien für Soziales und Umwelt, des Landesgesundheitsamtes, des Epidemiologi- schen Krebsregisters Niedersachsen und des Landkreises Wolfenbüttel gegründet, die vom BfS unterstützt wird. Die beiden Schritte des Gesundheitsmonitorings Das GM Asse besteht aus zwei Teilen. Im ersten Schritt wurde rückblickend das Ausmaß der Strahlenbelastung möglichst vollständig erfasst, der die Beschäftigten bei ihren Tätigkeiten auf der Schachtanlage Asse II ausgesetzt waren. Die vorliegenden Daten wurden auf Aussagefähig- keit und wissenschaftliche Belastbarkeit geprüft und dienten als Ausgangsbasis für die Entwick- lung eines Quantifizierungskonzepts. Mit die- sem Quantifizierungskonzept wurde die Strahlendosis für jeden Beschäftigten individuell berechnet. Der erste Teil ist mit dem jetzt vorge- legten Bericht abgeschlossen. Im zweiten Schritt werden alle ehemaligen und derzeitigen Beschäftigten von der Asse GmbH, der vom BfS beauftragten Betriebsführerin des Endlagers Asse, angeschrieben und über das nun vorliegende Ergebnis des ersten Teils des GM Asse informiert. Jeder/Jedem Beschäftigten wird in diesem zweiten Schritt das Angebot ge- macht, auf Anfrage ihre/seine persönliche Strah- lendosis mitgeteilt zu bekommen. Das damit verbundene Gesundheitsrisiko wird bewertet und erläutert. Vor Beginn der Abschätzung der persönlichen Strahlendosis werden zusammen mit dem/der Beschäftigten nochmals die Anga- ben zu seiner/ihrer Beschäftigungshistorie be- sprochen, um möglichst passgenau auf die Einzelperson die persönliche Berechnung durch- führen zu können. Betrachteter Personenkreis des GM Asse In das GM Asse wurden alle zwischen April 1967 und Dezember 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeiterin- nen aufgenommen, für die die Möglichkeit einer beruflichen Strahlenexposition bestand. Dazu gehörten alle Personen, die entweder über oder unter Tage dosimetrisch (z. B. über Filmdo- simeter) überwacht oder für die Informationen zu Unter-Tage-Schichten verzeichnet waren. Ins- gesamt sind dies 433 Personen. Des Weiteren wurden vorsorglich auch 188 Beschäftigte, die keiner Strahlenschutzüberwachung unterlagen und für die rückwirkend nicht geklärt werden konnte, ob sie jemals unter Tage gearbeitet haben, berücksichtigt. Zusätzlich wurden 71 Mitarbeiter von Fremdfirmen, die während ihrer Arbeiten auf der Schachtanlage Asse II vom dor- tigen Strahlenschutz dosimetrisch überwacht waren, in das Monitoring aufgenommen. Das GM Asse umfasst damit insgesamt 692 Personen. Mitarbeiter von Fremdfirmen, die nicht vom Strahlenschutz der Schachtanlage Asse II dosi- metrisch überwacht wurden, konnten nicht in das GM Asse aufgenommen werden, da zu die- sem Personenkreis beim früheren Betreiber der Schachtanlage Asse II keine Informationen vor- lagen. Es ist aber jederzeit möglich, für diese Personen eine Abschätzung der Strahlenbelas- tung durchzuführen, sofern dies beim BfS vom Beschäftigten beantragt wird und dem BfS die jeweiligen Beschäftigungszeiten und ggf. wei- tere erforderliche Daten mitgeteilt werden. Anzahl der in das GM Asse einbezogenen Beschäftigten der Schachtanlage Asse II für die Jahre 1967 bis 2008 (nur Eigenpersonal, n = 621) Daten zur beruflichen Strahlenexposition Zunächst galt es zu entscheiden, ob es sinnvoll und notwendig ist, alle derzeitigen und ehema- ligen Beschäftigten (ca. 700 Personen) hinsicht- lich ihrer möglichen Strahlenbelastung im Zuge ihrer Tätigkeiten auf der Asse zu befragen, um eine individuelle Strahlendosisabschätzung vor- zunehmen. Eine erste Sichtung der bei der Asse GmbH – die heute den Betrieb im Auftrag des BfS führt und insofern Nachfolgerin des HMGU ist - vorhandenen Unterlagen zu Personal- und Beschäftigungsdaten sowie von Messwerten zur Strahlenbelastung ergab, dass die vorliegenden Dokumentationen umfangreich und zur Ermitt- lung der persönlichen Strahlenbelastung ausrei- chend erschienen. Das BfS hat deshalb entschieden, dass eine zusätzliche Befragung aller 700 früheren und derzeitigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu den jeweiligen Be- schäftigungshistorien weder notwendig noch sinnvoll ist. Es wurde daher eine ausgewählte Gruppe von Beschäftigten zu früheren Arbeits- abläufen und Strahlenschutzregelungen befragt, um mit Hilfe von deren Aussagen die vom frü- heren Betreiber HGMU dokumentierten Daten - soweit rückwirkend möglich - auf Vollständig- keit und Richtigkeit zu prüfen. Hiermit konnten einige Widersprüche zwischen der Dokumenta- tion des früheren Betreibers HMGU sowie Be- richten einzelner ehemaliger Mitarbeiter geklärt werden. Andere Widersprüche konnten nicht geklärt werden, da die Erinnerungen un- tereinander verglichen ebenfalls widersprüch- lich waren und sich somit kein belastbares Bild erstellen ließ. Die verbleibenden Unsicherheiten wurden bei den Auswertungen des BfS durch konservative Annahmen berücksichtigt. Zur Ermittlung der beruflichen Strahlenexposi- tion auf der Schachtanlage Asse II während der Einlagerungsphase (1967-1978) und Umlage- rungsphase (bis 1980) sowie für die Phase da- nach (1981-2008) wurden alle vorhandenen Messdaten des früheren Betreibers HMGU bzw. von anderen dem BfS zugänglichen Stellen ge- sichtet, auf Belastbarkeit geprüft und ausgewer- tet. Diese Ermittlung umfasste: • die personenbezogenen Daten der amtlichen und betrieblichen Personendosimetrie („Film- plaketten“), • die personenbezogenen Daten der Überwa- chung einer möglichen Aufnahme radioaktiver Stoffe in den Körper (Inkorporationsüberwa- chung), • radiologische Messwerte in der Grube (Ortsdosis bzw. Ortsdosisleistung), • radiologische Messwerte der Grubenluft (Radon, kurz- und langlebige Radionuklide im Luftstaub, Tritium), • radiologische Messwerte der Abluft, • radiologische Messwerte von Salzlösungen und • Aufzeichnungen zu Kontaminationsereignissen. 383 Personen des GM Asse unterlagen zwischen 1967 und 2008 der amtlichen Strahlenschutz- überwachung mit persönlichen Filmdosimetern. 99 % der vorliegenden monatlichen Messwerte der Personendosimeter lagen unterhalb der Nachweisgrenze der eingesetzten Dosimeter. In keinem Fall wurde der jeweils gültige Grenzwert überschritten. Für den Zeitraum nach 1978 kann allerdings nicht mit Sicherheit davon aus- gegangen werden, dass alle Personen unter Tage Filmdosimeter getragen haben. Diese Tat- sache wurde im Quantifizierungskonzept be- rücksichtigt, entsprechend wurden konservative Annahmen verwendet und Ersatzwerte für die Dosis festgelegt. 292 Personen des GM Asse unterlagen zwischen 1972 und 2008 einer zunächst zweijährigen, später jährlichen Inkorporationsüberwachung im Ganzkörperzähler (d. h. einer Messung durch ein Gerät, das in den Körper aufgenommene Strahlung erfassen kann). Bis auf wenige Aus- nahmen liegen fast alle der Messwerte unter der Nachweisgrenze. Bei drei Mitarbeitern wurden im März 1974 erhöhte Werte der Radionuklide Caesium-134 bzw. -137 beobachtet. Es ist unklar, ob diese möglicherweise durch ein Kontaminati- onsereignis verursacht wurden, das sich im De- zember 1973 ereignet hatte. Das BfS veranlasste deshalb im Rahmen des GM Asse bei zwei dieser Mitarbeiter, die der Nachuntersuchung zu- stimmten, Ausscheidungsanalysen, um die mög- liche Inkorporation anderer Radionuklide mit langen Verweilzeiten im Körper zu überprüfen. Diese Analysen ergaben im Rahmen der Mess-

Monatsbericht Januar 2022

Aktuelle Arbeiten - Endlager Morsleben Übersicht über die wesentlichen Arbeiten im Januar 2022 (Kalenderwoche 1 bis 4/2022) Sichere Stilllegung des Endlagers Die BGE muss die Funktionalität von Stilllegungsmaßnahmen aufzeigen. Für die vertieften Planungen müssen Untersuchungen durchgeführt werden. Die Frischluftversorgung (Bewetterung) des Endlagers wird nach der Reduzierung zwischen Weihnachten und Neujahr wieder auf den Normalbetrieb umgestellt. Für die Höhe des benötigten Frischluftvolumens unter Tage gibt es gesetzliche Vorgaben. Wesentliche Faktoren bei der Berechnung sind beispielsweise die Anzahl der Personen im Bergwerk und die eingesetzten Fahrzeuge oder Maschinen. Da zwischen Weihnachten und Neujahr der Bergwerksbetrieb eingeschränkt wurde, konnte entsprechend auch die Bewetterung reduziert werden. Eine Erläuterung zu dieser Maßnahme finden Sie in einem früheren Einblick . Mitarbeiter*innen der Abteilung Umgebungsüberwachung nehmen den jährlichen Wechsel der Thermolumineszenzdosimeter (TLD) vor: An 64 Messpunkten in der Umgebung der Schachtanlagen Bartensleben und Marie wird mit den TLD die Ortsdosis gemessen. Die Messkarten in den Dosimetern werden jährlich, zum Teil halbjährlich, gewechselt und ausgewertet . Die Ergebnisse werden mit den Werten einer Referenz-Messstelle und mit der regional typischen Ortsdosis natürlichen Ursprungs verglichen. Gewährleistung der Betriebssicherheit Bergleute müssen das Endlager nach Atom- und Bergrecht betreiben. Bergleute pumpen im Lager H 11,7 Kubikmeter Salzwasser (Lauge) aus einem Auffangbecken. (Infos zum Lager H: Endlager Morsleben - Hintergründe, Maßnahmen und Perspektiven der Stilllegung (PDF, 3,62 MB) ) Die Zutrittsstelle im Bereich des Lagers H liegt außerhalb des Endlagers im nördlichen Teil der Schachtanlage Marie. Die Zutrittsstelle wurde bereits 1907, zur Zeit des Kaliabbaus, festgestellt. Die BGE überwacht den Lösungszutritt genau und berücksichtigt diesen bei der Notfallplanung für den laufenden Betrieb und der Stilllegungsplanung des Endlagers Morsleben. Das Leeren des Sammelbeckens findet einmal im Jahr statt. Die Lösung wird im Anschluss zur Erneuerung der Fahrbahnen im Bereich der Schachtanlagen Bartensleben und Marie genutzt. Bergleute transportieren sechs 30-Liter-Fässer mit flüssigen radioaktiven Betriebsabfällen auf die 4. Ebene (Sohle) von Schacht Bartensleben. Die flüssigen Abfälle stammen aus dem Labor der Betriebsüberwachung. Sie wurden dort zuvor als Teil der radiologischen Abwasserkontrolle überprüft. Die Wässer wurden nicht zur Ableitung freigegeben. Sie werden daher zunächst in einem Tanklager auf der 4. Sohle gesammelt und später mit Zement in 200-Liter-Fässern verfestigt. Anschließend wird der verfestigte radioaktive Abfall nach einer Produktkontrolle auf der 4. Sohle als Betriebsabfall endgelagert. Der Maßnahme wurde durch die atomrechtliche Aufsicht im Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (externer Link) am 27.12.2021 zugestimmt. Erhalt der Stilllegungsfähigkeit und Optimierung des Betriebes Mittel- bis langfristig muss die BGE die Stilllegungsfähigkeit des Endlagers erhalten und den Betrieb optimieren. Elektrotechniker*innen verlegen LWL-Kabel auf der 2. und 4. Ebene (Sohle) von Schacht Bartensleben. Die Infrastruktur mit Lichtwellenleitern (LWL), oder auch Glasfaserkabeln, wird im Zusammenhang mit allgemeinen Modernisierungsarbeiten ausgebaut: Sie sind wesentlich leistungsfähiger als die Kabel, die bisher zur Datenübertragung verwendet wurden und verbessern damit das Kommunikationsnetz des Betriebes. Bergleute verdüsen abgepumpte Lauge aus dem Auffangbecken im Lager H auf neu nachgeschnittenen Strecken der Schachtanlage Marie. Beim Verdüsen wird Flüssigkeit durch eine Düse gepresst, wodurch sich besonders kleine Tröpfchen bilden. Es entsteht eine sehr feine Verteilung auf möglichst großer Fläche. Ziel ist, die Fahrbahn auf den nachgeschnittenen Streckenabschnitten zu verfestigen. Im Gespräch Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit können sich alle interessierten Bürger*innen über das Endlager Morsleben informieren und mit uns ins Gespräch kommen. Darüber hinaus tauschen wir uns mit Wissenschaftler*innen fachlich aus und lassen diese Rückmeldungen in unsere Arbeit einfließen. Als Alternative zu dem weiterhin ausgesetzten Befahrungsangebot können interessierte Besucher*innen das Endlager Morsleben nun digital erkunden: Die Mitarbeiter*innen der Infostelle bieten dafür Virtual-Reality-Rundgänge an. Über VR-Brillen befahren die Besucher*innen das Bergwerk und erhalten einen Eindruck von der Situation unter Tage. Weitere Informationen finden Sie in unserem „Einblick“. Für alle, die sich auch über die Monatsberichte hinaus regelmäßig auf dem Laufenden halten wollen, bietet die BGE seit diesem Jahr einen kostenlosen Service an:  In projektspezifischen Newslettern informieren BGE-Mitarbeiter*innen alle interessierten Bürger*innen über Termine, Arbeiten und Fortschritte. Darüber hinaus gewähren sie kleine Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier: Newsletter der BGE . Meldepflichtiges Ereignis Betriebsstörungen oder Störfälle bis zu Unfällen sind den zuständigen Aufsichtsbehörden zu melden. Grundlage ist die Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) in Verbindung mit der Meldeordnung des ERAM . Am 28.1.2022 meldet ein Mitarbeiter der Werkfeuerwehr der Schachtanlage Bartensleben den Ausfall der Feuerlöschkreiselpumpe am betriebseigenen Tanklöschfahrzeug. Das Tanklöschfahrzeug kann durch den Ausfall kein Löschwasser bereitstellen und ist nicht einsatzbereit. Eine N-Meldung geht per Meldeformular fristgerecht an die atomrechtliche Aufsicht im Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (externer Link) . Die Ursache ist eine defekte Heckkreiselpumpe. Die Pumpe wird umgehend überprüft und eine Instandsetzung eingeleitet. Bis zur Instandsetzung ist im Alarmfall über die Rettungsstelle Haldensleben der Einsatz externer Wehren anzufordern. Für die Alarmierung ist der diensthabende Dispatcher der Zentralen Warte zuständig. Einblick Von über Tage unter Tage erkunden und erleben! Die Infostelle Morsleben hat mit dem Beginn des neuen Jahres ihr Ausstellungsangebot um zehn VR-Brillen erweitert. So ist es möglich das Angebot zur Befahrung des Endlagers Morsleben Corona-konform aufrecht zu erhalten – digital. Dazu wurde der 360°-Rundgang, der bereits allen Interessierten online zur Verfügung steht (hier zu finden: Endlager Morsleben bei Einblicke, externer Link ), auf die VR-Brillen gespielt. Mit der Brille und zwei Controllern kann sich jede Person ganz individuell durch den Rundgang bewegen und über 30 hochauflösende 360°-Panoramen erkunden. Markierte Informationspunkte geben zusätzlich Auskunft zu den Themen Bergbau, Endlagerung und Stilllegung des Endlagers Morsleben. Das Erlebnis ist erstaunlich real: „Fühlt sich fast wie unter Tage an, nur der Sauerstoffselbstretter fehlt!“ Das war der erste Satz einer Kollegin der Infostelle Morsleben beim Testdurchlauf der VR-Brillen. Alle Monatsberichte zum Endlager Morsleben im Überblick

Monatsbericht Oktober 2023

Aktuelle Arbeiten – Endlager Morsleben Übersicht über die wesentlichen Arbeiten im Oktober (Kalenderwochen 39 bis 44/2023) Der Probebetrieb der Baustoffanlage geht im Oktober in die nächste Phase. Auf der 2. Sohle der Schachtanlage Bartensleben befindet sich die Baustoffanlage zur Produktion von Magnesiabaustoff. Dieser wird für die Errichtung eines Demonstrationsbauwerks zur Streckenabdichtung im Anhydrit benötigt. Der Standort des Demonstrationsbauwerks befindet sich rund 40 Meter unterhalb der Baustoffanlage, auf der 3. Sohle. Nach der Inbetriebnahme der Baustoffanlage produzierte diese im Probebetrieb rund 600 Kubikmeter Magnesiabaustoff und pumpte diesen über lange Rohrleitungen in ein Auffangbecken im Abbau 1 südlich auf der 3. Sohle. Dabei prüften die Bergleute die Pumpbarkeit des Baustoffs auf längeren Strecken mit teilweise nur geringem Gefälle. In der nächsten Phase prüfen Bergleute, wie sich der Baustoff verhält, wenn er über einen steileren Winkel durch die vorgesehene Versorgungsbohrung von der 2. Sohle direkt zum Standort des Demonstrationsbauwerks auf der 3. Sohle gepumpt wird. Die umfangreichen Vorbereitungen sind erforderlich, um einen reibungslosen Ablauf beim späteren Bau des Demonstrationsbauwerks zu gewährleisten. Das Auffangbecken für den Magnesiabaustoff im Abbau 1 südlich auf der 3. Sohle. Sichere Stilllegung des Endlagers Die BGE muss die Funktionalität von Stilllegungsmaßnahmen aufzeigen. Für die vertieften Planungen müssen Untersuchungen durchgeführt werden. Bergleute bereiten im Ostquerschlag der 1. Sohle (Ebene) der Schachtanlage Bartensleben einen Versuch im Salzgestein vor. Mit diesem soll untersucht werden, wie sich der für den Bau von Streckenabdichtungen verwendete Magnesiabaustoff an das umgebende Gebirge im Salzgestein anbindet. Am Standort des Demonstrationsbauwerks zur Streckenabdichtung im Anhydrit werden Vorhaltebecken aufgebaut und Pumpversuche durchgeführt. Gewährleistung der Betriebssicherheit Bergleute müssen das Endlager nach Atom- und Bergrecht betreiben. Dienstleister*innen führen die Wartung von Strahlenschutzmesstechnik auf der 4. Sohle der Schachtanlage Bartensleben durch. Strahlenschutzmesstechnik ist ein wesentlicher Bestandteil im praktischen Strahlenschutz. Gemessen werden Personendosen, Ortsdosen, Ortsdosisleistung sowie die Aktivität radioaktiver Stoffe. Die verwendeten Messgeräte und -detektoren unterscheiden sich dabei je nach Zweck und Strahlungsart – beispielsweise, ob Alpha- oder Gammastrahlung gemessen werden soll. Erhalt der Stilllegungsfähigkeit und Optimierung des Betriebes Mittel- bis langfristig muss die BGE die Stilllegungsfähigkeit des Endlagers erhalten und den Betrieb optimieren. Dienstleister installieren Netzwerk- und Telefontechnik im neuen Verwaltungsgebäude. Die Bauarbeiten am Gebäude sind damit abgeschlossen. Die neuen Räumlichkeiten werden voraussichtlich im November bezogen. Im Gespräch Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit können sich alle interessierten Bürger*innen über das Endlager Morsleben informieren und mit uns ins Gespräch kommen. Darüber hinaus tauschen wir uns mit Wissenschaftler*innen fachlich aus und lassen diese Rückmeldungen in unsere Arbeit einfließen. Ab dem 16. Oktober 2023 bleibt die Infostelle aufgrund von Renovierungsarbeiten bis auf Weiteres geschlossen. Das digitale Informations- und Befahrungsangebot bleibt erhalten. Weitere Informationen finden auf unserer Webseite zur Infostelle Morsleben . Meldepflichtiges Ereignis Betriebsstörungen oder Störfälle bis zu Unfällen sind den zuständigen Aufsichtsbehörden zu melden. Grundlage ist die Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) in Verbindung mit der Meldeordnung des ERAM. Am 14. Oktober 2023 um 17:45 Uhr löst die Brandschutzeinrichtung im Gesenk 500 auf der Schachtanlage Marie ein Warnsignal aus. Das Gesenk 500 ist ein sogenannter Blindschacht, der in der Grube Marie untertägig mehrere Ebenen miteinander verbindet und nicht bis an die Tagesoberfläche reicht. Der diensthabende Dispatcher veranlasst unmittelbar nach Eintreffen des Warnsignals eine Störungssuche durch das Instandhaltungspersonal. Die Ursache der Störung wird am 19. Oktober 2023 festgestellt: Aufgrund eines elektronischen Defekts ist das CO-Messgerät im Gesenk 500 ausgefallen. In der Folge ist damit im Gefahrenfall keine automatische Brandbekämpfung mehr möglich. Da für das installierte CO-Messgerät keine Ersatzteile lieferbar sind, ist eine zeitnahe Instandsetzung des Messgeräts nicht möglich. Es wird eine neue CO-Messanlage beschafft. In der Zwischenzeit wird für die CO-Messung ein Gerät zur Gasspurenanalyse als Ersatzanlage verwendet. Die Brandbekämpfungsanlage kann im Gefahrenfall durch die Grubenwehr manuell ausgelöst werden. Das Ereignis hatte keinen Personenschaden zur Folge. Es erfolgte eine N-Meldung an die zuständigen Aufsichtsbehörden im vorgeschriebenen Zeitraum. Am 24. Oktober 2023 stellen Mitarbeiter*innen bei einer Routinekontrolle fest, dass ein Ansaugfinger am Probenahmerechen der Abwetterüberwachung im Schacht Bartensleben verkrustet ist. Ein Probenahmerechen ist ein Gerät zur Überprüfung der Luftqualität. Es ist Teil der Immissions- und Emissionsüberwachung des Endlagers Morsleben . Der Probenahmerechen entnimmt dem Luftstrom der verbrauchten Bergwerksluft (Abwetter) Proben und leitet diese zu den Messgeräten. Enthalten die Luftpartikel (Aerosole) radioaktive Nuklide, werden diese in den Messgeräten erfasst und die Einhaltung der genehmigten Ableitung dokumentiert. Die Abwetter aus dem Bergwerk sind salzhaltig. In Verbindung mit Hoher Luftfeuchtigkeit haben sich daher an einem Ansaugfinger des Probenahmerechens Ablagerungen gebildet. Dadurch waren die Luftproben geringer und die Messergebnisse der Emissionsüberwachung gegebenenfalls weniger genau. Die Feststellung erfolgte bei Routinemessungen der unabhängigen Messstelle, bei der das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Gesamtverlustfaktor des Messsystems überprüft. Derzeit laufen Arbeiten um das Probenahmesystem auszutauschen. Die Ablagerungen am Probenahmerechen hatten keine Auswirkungen auf die Betriebssicherheit oder Entscheidungen auf der Basis der Messungen. Es erfolgte gemäß Meldeordnung eine N-Meldung an die zuständigen Aufsichtsbehörden im vorgeschriebenen Zeitraum. Am 26. Oktober 2023 führen Bergleute die jährliche Prüfung der westlichen und östlichen Abwetterlutten im Schacht Bartensleben durch. Dabei überprüfen sie diese auch auf undichte Stellen. Lutten sind der bergmännische Begriff für Rohrleitungen, die zur Luftversorgung im Bergwerk eingesetzt werden. Verbrauchte Luft wird als Abwetter bezeichnet. Über die geprüften Abwetterlutten werden Abwetter aus den Einlagerungsbereichen der 4. Sohle im Füllortbereich der 1. Sohle zusammengeführt und über Schachtlutten in den Abwetterkamin transportiert. Diese enthalten in geringen Mengen radioaktive Gase, die natürlich auftreten oder aus den eingelagerten Anfällen in Spuren austreten. Die Kontrolle dieser Menge ist Teil der radiologischen Überwachung des Endlagers. Bei den Lutten handelt es sich um verzinkte Blechleitungen im Schacht. Die festgestellten Undichtigkeiten sind aufgrund von Korrosionsprozessen entstanden. Durch die Luftströmung entsteht in den Lutten ein leichter Unterdruck; geringe Mengen Frischwetter werden an den Undichtigkeiten aus dem Schacht in die Lutten gesaugt und mit Abwettern aus den Einlagerungsbereichen vermischt. Es ist ausgeschlossen, dass potentiell kontaminierte Abwetter aus den Lutten über den im Schacht einziehenden Frischwetterstrom in das Bergwerk gelangen. Als Maßnahme wird die Instandsetzung der undichten Abwetterlutten vorbereitet. Zukünftig werden die Prüfintervalle der Abwetterlutten verkürzt. Die Störung hat keine Auswirkungen auf die Betriebssicherheit und die Sicherheit von Mensch und Umwelt in der Umgebung der Anlage. Es erfolgt gemäß Meldeordnung eine N-Meldung an die zuständigen Aufsichtsbehörden im vorgeschriebenen Zeitraum. Alle Monatsberichte zum Endlager Morsleben im Überblick

Überwachung kerntechnischer Anlagen Umgebungsüberwachung UÜW : Überwachte Umweltparameter

Immissionen sind in die Umwelt eingetragene Schadstoffe, die analytisch erfasst werden können. Um deren Schadwirkung erkennen zu können, sind Messungen notwendig. Mit den Messungen der Immissions­überwachung kerntechnischer Anlagen können deshalb radioaktive Stoffe künstlichen Ursprungs bereits deutlich unterhalb einer schädlichen Konzentration nachgewiesen werden. Die dafür not­wendigen physikalischen und radiochemischen Verfahren und deren Qualität sind weitestgehend vorgeschrieben. Neben direktmessenden Verfahren ohne besondere Probenaufbereitung (TLD und In-Situ) kommen auch Labormessungen zum Einsatz. Der NLWKN unterhält dafür auch ein radiochemisches Laboratorium, das ständig Probenentnahmen und Analysen von festgelegten Umweltbereichen zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt sicherstellt. Ziel ist es, den Verlauf der Radioaktivität in der Umwelt zu erfassen um bei Freisetzungen eine Gefahren­ab­schätzung für die Bevölkerung erzielen zu können. Die Messungen erfolgen immer unter der Annahme, dass radioaktive Stoffe künstlichen Ursprungs gefunden werden. Diese Annahme kann nur durch genaue Messwerte verworfen oder auch bestätigt werden. Die kontinuierliche Durchführung von festgelegten Messprogrammen mit vorgeschriebenen Probenentnahmezeiträumen und einer verglei­chenden Berichtspflicht führt zu einer umfassenden, transparenten Umgebungs­überwachung. Auszüge und Bewertungen der Umgebungsüberwachung der Bundes­länder finden sich in den Jahresberichten „Umweltradioaktivität und Strahlen­belastung“ des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Thermolumineszenzdosimeter in sog. Seibersdorf-Kapseln zur Erfassung der Gamma-Ortsdosisleistung. Luft / äußere Strahlung (Direktstrahlung) Luft / äußere Strahlung (Direktstrahlung) Zu einer möglichen Strahlenexposition der Bevölkerung in der Umgebung kann die Direkt­strahlung (z.B. Gammastrahlung) über den Luftpfad einen relevanten Dosisanteil durch äußere Bestrahlung beitragen. Deshalb wird die Direktstrahlung am Zaun der kerntechnischen Anlagen und in der weiteren Umgebung unter Beachtung ortsspezifischer Gegebenheiten überwacht. Insbesondere werden die Gammaortsdosis und –dosisleistung sowie die Neutronenortsdosis gemessen. Für die Bestimmung der Ortsdosis werden Festkörperdosimeter (Thermo­lumines­zenz­dosimeter – TLD) eingesetzt, die an festen Messpunkten exponiert und im Routinebetrieb halbjährlich ausgewertet werden. Thermolumineszenzdosimeter in einer sog. Moderatorkugel zur Erfassung der Neutronen-Ortsdosisleistung. In-Situ Gamma Spektrometer / während eines Messvergleichs in Schottland Bodenoberfläche (Kontaminationsmessungen) Bodenoberfläche (Kontaminationsmessungen) Für Störfall-/Unfallsituationen sehen die Messprogramme u.a. auch Kontaminations­direktmessungen der Bodenoberfläche durch In-Situ-Gammaspektrometrie vor. Es handelt sich dabei um eine Schnell­­mess­methode zur Ermittlung des Radionuklid­gehalts von gammaaktiven Nukliden auf und im Boden sowie der nuklidspezifischen Einzelbei­träge zur Ortsdosisleistung. Mit In-situ-Mes­sungen lassen sich Kontami­nationen von Boden und Bewuchs schnell bestimmen. Über­sichts­messungen bei großräumigen Frei­setzun­gen sind möglich. Im bestim­mungs­ge­mäßen Routine­­betrieb werden an einzelnen Messpunkten fortlaufend Kurzzeitmessungen als halbjährliches Training durchgeführt. So werden nach und nach alle Messpunkte angefahren und dort die Daten der natürlichen Umweltradioaktivität ermittelt. Link zu IMIS-Messstelle Entnahme einer Bodenprobe Boden Boden Radioaktive Stoffe, die über den Luftpfad in Bodenkontakt geraten, werden dort aktiv gespeichert. Damit enthalten Böden Informationen über die Auswirkungen der Jahrzehnte währenden Nutzung von kerntechnischen Anlagen. Entscheidend ist, dass Böden dort analysiert werden, wo mit den höchsten Einträgen aus der jeweiligen kerntechnischen Anlage zu rechnen ist. Das sind die ungünstigsten Einwirkungsstellen, die fester Bestandteil von Messprogrammen sind. Abgesichert werden die Ergebnisse durch Messungen an Referenzmessstellen/ Referenzorten. Hier sollten nur künstliche radioaktive Stoffe aus den oberirdischen Atomwaffenexplosionen der 1960er Jahre und Einträge durch den Reaktorunfall in Tschernobyl auftreten. Die Jahresreihen der Überwachung von Böden zeigen, dass in absehbarer Zeit wieder das Niveau der Cäsium-Aktivitätskonzentrationen erreicht wird, welches vor dem Reaktorunfall in Tschernobyl ermittelt werden konnte. Entnahme einer Bewuchsprobe Futtermittel Futtermittel Der Bewuchs auf den ungünstigsten Einwirkungsstellen wird ebenso beprobt wie der darunter liegende Boden. Ziel ist es, einen aktuellen Eintrag zu erfassen und den Transport aus dem Boden in den Bewuchs zu verfolgen. Im Gegensatz zur Vermessung des Bodens kann beim Bewuchs nur eine Wachstumsperiode betrachtet werden. Wird eine Immission erkannt, lassen sich so Rückschlüsse auf den Transfer der radioaktiven Stoffe in den Menschen abschätzen. Wichtig ist dabei insbesondere die Aufnahme über den Weide-Kuh-Milch-Pfad. Milch Milch Milch ist unter den Lebensmitteln nicht nur ernährungsphysiologisch bedeutsam. So enthält Milch die Elemente Iod und Calcium. Diese Elemente verhalten sich chemisch wie radioaktive Iod-Isotope (I-131, I-129) bzw. wie radioaktive Strontium-Isotope (Sr-89, Sr-90). Bei einem schwerwiegenden kerntechnischen Störfall können diese Isotope in die Umwelt gelangen. Somit ist die Beprobung von Milch wichtig für die Abschätzung einer Gefährdung der Bevölkerung. Radioaktivität, die über den Weide-Kuh-Milch-Pfad aufgenommen wird, kann für eine lange Zeit im menschlichen Körper verbleiben. Daher wird Kuhmilch von milchwirtschaftlichen Betrieben und Sammelmilch aus Molkereien mit örtlichem Bezug zum Überwachungsgebiet untersucht. Die sehr geringen Konzentrationen an Sr-90, welche aus den Kernwaffenversuchen der 1960er Jahre stammen, und radioaktives Cäsium (Cs-137), aus dem Reaktorunfall in Tschernobyl, zeigen, wie genau und zuverlässig die Analytik greift. Lebensmittelproben im Labor Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft Zum Überwachungsprogramm gehört der Nachweis von Radioaktivität in den verfügbaren und bevorzugten landwirtschaftlichen Produkten der Umgebung kerntechnischer Anlagen. Über die Verzehrge­wohn­heiten von untersuchten landwirtschaftlichen Produkten wird eine Gefährdung der Bevölkerung durch radioaktive Immissionen abschätzbar. Oberflächenwasser / Niederschlag / Trinkwasser / Sedimente / Fisch Oberflächenwasser / Niederschlag / Trinkwasser / Sedimente / Fisch Ohne Wasser lässt sich kein Kernkraftwerk betreiben. Da Wasser und Wasserläufe radioaktive Stoffe aufnehmen, aufkonzentrieren und auch abgeben können, spielt Wasser als möglicher Verbreitungsweg radioaktiver Stoffe eine zentrale Rolle. Deshalb werden Regenwasser, Oberflächenwasser, Schwebstoffe in Gewässern, Gewässersedimente, Fische, Grundwasser, Trinkwasser, Klärschlämme und Wasser aus den Kühlwassereinlaufbauwerken und -auslaufbauwerken beprobt und gemessen. Luft / Aerosole Luft / Aerosole Bei einem schwerwiegenden kerntechnischen Störfall könnten radioaktive Stoffe auch über den Luftpfad in die Umwelt freigesetzt werden. Zur Bestimmung des Gehaltes der Luft an radioaktiven Schwebteilchen und an radioaktivem gasförmigen Iod ist es deshalb vorgesehen, an festgelegten Messpunkten Filter mit diesen Luftbe­stand­teilen zu beaufschlagen und anschließend im radiochemi­schen Labor des NLWKN auszumessen.

Leitstellen für die Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt

Leitstellen für die Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt Die radioaktiven Stoffe in der Umwelt werden zum einen von den Ländern, zum anderen von Einrichtungen des Bundes überwacht. In diesem Zusammenhang wurden Leitstellen eingerichtet, die jeweils für die Überwachung bestimmter Umweltbereiche verantwortlich sind. Die Aufgaben der Leitstellen sind im Strahlenschutzgesetz bzw. der IMIS -Zuständigkeitsverordnung, der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Integrierten Mess- und Informationssystem zur Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt ( AVV - IMIS ) und in der Strahlenschutzverordnung festgeschrieben. Der radioaktive Fallout durch die atmosphärischen Kernwaffenversuche in den 1950er und 1960er Jahren machte eine Überwachung der Belastung von Mensch und Umwelt durch Radioaktivität erforderlich. Wegen der Verpflichtungen durch den Artikel 35 des EURATOM -Vertrages von 1957 und der großtechnischen Nutzung der Kernenergie zur Energieproduktion wurde die Überwachung ausgeweitet und gesetzlich geregelt. Die radioaktiven Stoffe in der Umwelt werden zum einen von den Ländern, zum anderen von Einrichtungen des Bundes überwacht. Leitstellen: Einrichtungen des Bundes Gleichzeitig mit der amtlichen Überwachung wurden Leitstellen eingerichtet, die für bestimmte Umweltbereiche verantwortlich sind. Diese Leitstellen sind eingerichtet beim Bundesamt für Strahlenschutz , beim Deutschen Wetterdienst, bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde, beim Max-Rubner-Institut, beim Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie, beim Thünen-Institut. Die Aufgaben Die Aufgaben der Leitstellen sind im Strahlenschutzgesetz ( StrlSchG ) mit der IMIS -Zuständigkeitsverordnung ( IMIS -ZustV) und in der Strahlenschutzverordnung ( StrlSchV ) festgeschrieben. Dies sind unter anderem: Überprüfung der Messdaten, die im Rahmen der Umweltüberwachung ( AVV - IMIS ) nach StrlSchG sowie im Rahmen der Emissions- und Immissionsüberwachung ( REI ) nach StrlSchV erhoben werden (Datenerzeuger sind unter anderem die amtlichen Messstellen der Länder, Bundesinstitute sowie die unabhängigen Messstellen zur Überwachung kerntechnischer Einrichtungen und die Betreiber kerntechnischer Einrichtungen), Zusammenfassung und Dokumentation der Daten der Umweltüberwachung nach StrlSchG sowie der Emissions- und Immissionsüberwachung, Überprüfung, Weiterentwicklung und Dokumentation von Probenahme- und Analyseverfahren (Messanleitungen) , Vergleichsanalysen zur externen Qualitätskontrolle (Ringversuche, Messvergleiche), Beratung der zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder in fachlichen Fragen. Das BfS nimmt die Funktion einer Leitstelle in folgenden Bereichen wahr: Die Leitstellen des BfS Leitstelle Gesetzliche Grundlage Bemerkungen Leitstelle für Bodenoberflächen (In-situ-Gammaspektrometrie), Ortsdosis und Ortsdosisleistung ( ODL ) StrlSchG , IMIS -ZustV, AVV - IMIS , StrlSchV , REI ODL -Messnetz Leitstelle für Spurenanalyse StrlSchG , IMIS -ZustV, AVV - IMIS Spurenanalyse von radioaktiven Edelgasen (Krypton, Xenon) und luftstaubgebundenen Radionukliden Leitstelle für Trinkwasser, Grundwasser, Abwasser, Klärschlamm, Abfälle und Abwasser aus kerntechnischen Anlagen StrlSchG , IMIS -ZustV, AVV - IMIS , StrlSchV , REI Leitstelle für Arzneimittel und deren Ausgangsstoffe sowie Bedarfsgegenstände StrlSchG , IMIS -ZustV Leitstelle für Fortluft aus kerntechnischen Anlagen StrlSchG , IMIS -ZustV, REI Leitstelle für Fragen der Radioaktivitätsüberwachung bei erhöhter natürlicher Radioaktivität (ENORM) StrlSchG , IMIS -ZustV, StrlSchV Natürliche Radioaktivität in Umweltmedien, wie zum Beispiel Böden, Baustoffen sowie in industriellen Rückständen (zum Beispiel bei der Gewinnung von Erdgas) Qualitätssicherung von Messergebnissen durch die Leitstellen Die Leitstellen prüfen die Messergebnisse auf ihre Plausibilität und übernehmen die Qualitätssicherung der Daten. Korrekte Messergebnisse sind eine maßgebliche Voraussetzung, um in einem nuklearen Ereignisfall mögliche radiologische Auswirkungen richtig einschätzen zu können und die richtigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu treffen. Die Leitstellen entwickeln die anzuwendenden Probenahme- und Analyseverfahren, prüfen die Messdaten auf Plausibilität, führen Maßnahmen zur Qualitätssicherung durch, bereiten die verfügbaren Daten auf und erstatten Bericht an entscheidungsbefugte Stellen. Ringversuche und Laborvergleichsanalysen und -messungen als externe Qualitätskontrolle Die Leitstellen organisieren regelmäßig Ringversuche bzw. Laborvergleichsuntersuchungen zur externen Qualitätskontrolle. Dazu versendet die verantwortliche Leitstelle standardisierte Proben mit bekannter Zusammensetzung an die teilnehmenden Institutionen. Die Proben werden von den Teilnehmern mit den von ihnen üblicherweise verwendeten Verfahren analysiert. Ergebnisse: Vergleich liefert Informationen über Qualität von Analyse- und Auswertungsmethoden In Fachgesprächen und Workshops werden die angewendeten Methoden und Verfahren sowie die Ergebnisse von Ringversuchen bzw. Laborvergleichsanalysen und -messungen mit den Teilnehmern diskutiert. Im Bedarfsfall unterstützt die jeweilige Leitstelle teilnehmende Institutionen bei der Einführung neuer Mess- oder Analyseverfahren. Internationale Zusammenarbeit Die Mitwirkung der Leitstellen des BfS in internationalen Arbeitsgruppen dient dem Erfahrungsaustausch, der Harmonisierung von Analyse- und Messverfahren im internationalen Rahmen, der Qualitätssicherung der verfügbaren Daten. Die internationale Zusammenarbeit beim Fukushima-Unfall hat gezeigt, wie wichtig qualitätsgesicherte Daten auch auf internationaler Ebene sind. Durch das internationale Messnetz der CTBTO konnte sowohl die Ausbreitung der freigesetzten Radioaktivität als auch ihre Abschwächung bei der Verteilung in der Atmosphäre genau beobachtet werden. Die Entscheider erhielten so frühzeitig zutreffende Prognosen auf zu erwartende radiologische Auswirkungen im jeweiligen Land – eine wichtige Voraussetzung, um über mögliche nationale Schutzmaßnahmen zu entscheiden. Stand: 22.07.2024

Vorbereitet für das Unwahrscheinliche

Vorbereitet für das Unwahrscheinliche Radiologischer Notfallschutz nach der Zeitenwende Gastbeitrag von BfS -Präsidentin Dr. Inge Paulini in der Magazinreihe "Moderner Katastrophenschutz" des Behördenspiegel Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat das Sicherheitsempfinden in Europa verändert. Seit Beginn des Krieges ist die Sorge groß, dass kerntechnische Anlagen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Selbst ein Einsatz von Kernwaffen scheint nicht mehr gänzlich ausgeschlossen. Und während die Kämpfe in der Ukraine unvermindert andauern, sorgt seit vergangenem Jahr auch der Krieg im Nahen Osten weltweit für Besorgnis. Krisen, Kriege und Konflikte rücken Gefahren, die lange Zeit undenkbar erschienen, wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung. Schon die Covid-19-Pandemie und die Klimakrise haben für erhebliche Verunsicherung in der Bevölkerung gesorgt – und diese wurde durch die Kriege noch verstärkt. Die sicherheitspolitische Zeitenwende darf sich daher nicht nur auf die militärische Vorbereitung beschränken, sondern muss auch die zivile Verteidigung und insbesondere den Zivilschutz einbeziehen. Vorbereitung auch für vermeintlich unwahrscheinliche Fälle Jodtabletten Viele Bürgerinnen und Bürger stellten zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 bange Fragen nach Bunkern oder schützender Kleidung. Das Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) verzeichnete ein immenses Informationsbedürfnis zum Thema Jodtabletten im Zusammenhang mit einem möglichen Austritt von radioaktiven Stoffen . Die Frage danach, wie man sich selbst und die Nächsten im Katastrophenfall schützen kann, ist wieder relevant geworden. Um die Bevölkerung in einer Krise schützen zu können, braucht es gute Vorbereitung, auch für vermeintlich unwahrscheinliche Fälle, eine enge Abstimmung aller Akteure und eine verständliche Kommunikation – und das dauerhaft. Zivil- und Katastrophenschutz sind nicht nur bei oder kurz nach einem Ereignis von Bedeutung. Radiologisches Lagezentrum als übergeordneter Krisenstab Deutschland hat sich für einen möglichen radiologischen Notfall in den vergangenen Jahren gut aufgestellt. Nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima 2011 wurden hierzulande viele Prozesse noch einmal überarbeitet und verbessert. So ist das Radiologische Lagezentrum des Bundes (RLZ) als übergeordneter Krisenstab für radiologische Notfälle eingerichtet worden. Expertinnen und Experten verschiedener Institutionen bewerten unter Federführung des Bundesumweltministeriums die Lage und leiten daraus Handlungsempfehlungen ab. Ziel ist es, Informationen an zentraler Stelle zusammenzuführen und im Notfall schlanke Strukturen zu nutzen. Maßgebliche Abläufe sind in einem Allgemeinen Notfallplan festgelegt, der 2023 verabschiedet wurde. Das BfS ist im Radiologischen Lagezentrum für die Messungen der Radioaktivität , für das Erstellen von sogenannten Lagebildern , die einen Überblick über den Unfall sowie Empfehlungen für Schutzmaßnahmen enthalten, sowie für die Krisenkommunikation zuständig. 1.700 Sonden zur Messung von Radioaktivität Dafür verfügt das Bundesamt über ein umfassendes Radioaktivitätsmessnetz : Mit 1.700 Messsonden über ganz Deutschland verteilt ist das Messnetz für die sogenannte Ortsdosis -Leistung ( ODL ) das umfangreichste weltweit. Damit verfügt Deutschland über ein effektives Frühwarnsystem. Wenn der Radioaktivitätspegel an einer Messstelle einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, wird automatisch eine Meldung ausgelöst. Die Fachleute des BfS beobachten auch die Situation in der Ukraine seit Beginn des Krieges intensiv. Ein möglicher Unfall mit radioaktiven Stoffen in der Ukraine hätte für Deutschland voraussichtlich nur begrenzte Auswirkungen. Im schlimmsten Fall könnten bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse nicht mehr in den Handel gebracht werden und dürften nicht mehr verzehrt werden. Selbst bei der Reaktorkatastrophe von Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) 1986 waren weitergehende Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, wie etwa Jodtabletten oder gar Evakuierungen, nicht erforderlich. Anerkennung als Teil der kritischen Infrastruktur erforderlich Auch nach dem Atomausstieg in Deutschland müssen wir mit Blick auf das europäische Ausland und mögliche internationale Krisen reaktionsfähig sein. Zu den wichtigen Aufgaben der nächsten Jahre zählen das ODL -Messnetz gegen Angriffe von außen zu schützen und die Durchhaltefähigkeit der Krisenstäbe in langen Bedrohungslagen zu stärken. BfS-Präsidentin Dr. Inge Paulini Aus Sicht des BfS ist das Radiologische Lagezentrum elementar für die nationale Krisenvorsorge und muss deshalb als Teil der kritischen Infrastruktur anerkannt werden. Auch in einer Multi-Krise darf die Einsatzfähigkeit nicht beeinträchtigt werden. Zivilschutz ist ein zentrales sicherheitspolitisches Handlungsfeld im Rahmen der Gesamtverteidigung, das weiterentwickelt und ausgebaut werden muss. Dafür braucht es die entsprechende Ausstattung und politische Unterstützung. Zugleich braucht es einen Bewusstseinswandel, um für künftige Krisen gewappnet zu sein: Dafür müssen sich die einzelnen Akteure - vom Bundeskanzler bis zum Landrat oder zur Bürgermeisterin und zu den Einsatzkräften - stärker vernetzen. Erforderlich ist ein gemeinsames Verständnis unterschiedlicher Katastrophenszenarien aus allen Bereichen sowie die Bereitschaft, nicht nur auf den eigenen kleinen Bereich zu achten, sondern auf den kompletten Prozess. Schnittstellen müssen berücksichtigt und Auswirkungen auf andere Bereiche, etwa in Wirtschaft und Gesellschaft, stärker bedacht werden. Auch heikle Themen müssen benannt werden Ein weiterer wichtiger Baustein des Krisenmanagements ist die Kommunikation. 2022 gab nur knapp die Hälfte der Befragten in einer Studie des BfS an, sie vertraue darauf, dass der Staat sie im Falle eines Unfalls in einem Kernkraftwerk schützen werde. Zugleich zeigte die Studie, dass Aufklärungsbedarf dahingehend besteht, wie sich die Bevölkerung bei einem möglichen Unfall im Umgang mit radioaktiven Stoffen verhalten soll. Hier besteht weiterhin deutlicher Verbesserungsbedarf. Bürgerinnen und Bürger müssen über mögliche Bedrohungen im Bilde sein und wissen, wie sich davor schützen können. Auch heikle Themen müssen klar benannt werden. Dazu gehört, über die Risiken des Einsatzes von Kernwaffen und die möglichen Folgen öffentlich transparent zu informieren. Wir können nicht erwarten, dass uns die Menschen vertrauen, wenn wir nicht offen mit Informationen zu Risiken umgehen. Dies alles erfordert einen dauerhaften Einsatz für den Zivil- und Katastrophenschutz. Um auch auf Dauerbedrohungslagen entsprechend reagieren zu können, braucht es Ressourcen und den Willen zur intensiven Zusammenarbeit, kurz: Es braucht politische Priorität. Diese aufrecht zu erhalten, auch wenn die Aufmerksamkeit möglicherweise wieder nachlässt, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Stand: 20.09.2024

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