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Related terms

Omoglymmius germari (Ganglbauer, 1891) Rhysodes americanus (Reitter, 1892), non Laporte de Castelnau, 1882 Laufkäfer Ausgestorben oder verschollen

Totholzbewohner (liegende Stämme) alter Wälder der südlichen Teile Europas und in Vorderasien; lokal und meist selten. In Deutschland nur ein Fund vor 1840 bei Schandau in der Sächsischen Schweiz (Horion 1941).

Leiopus femoratus Fairm., 1859 Bockkäfer Nicht bewertet

Eine vermutlich aus Südosteuropa und Vorderasien nach Westeuropa eingeschleppte Art, die 2004 im Saarland erstmals nachgewiesen wurde und sich in Westdeutschland mittlerweile etabliert hat.

Störche in Rheinland-Pfalz

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] Störche in Rheinland-Pfalz Ministerium für Umwelt und Forsten 2 3 Vo r w o r t Impressum Naturschutz bei uns 5, S. 1-24: Artenschutzprojekt „Störche in Rheinland-Pfalz“ Herausgeber Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Inhalt und Konzept Dr. Klaus Richarz und Martin Hormann Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland Steinauer Straße 44 60386 Frankfurt/Main Telefon: 069/420105-0 Fax: 069/420105-29 E-Mail: info@vsw-ffm.hlf-net.de Fotos / Zeichnungen Manfred Delpho, Alfred Limbrunner / Dr. Franz Müller Redaktion Ludwig Simon und Dr. Dieter Rühl Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (LfUG) Amtsgerichtsplatz 1 55276 Oppenheim Telefon: 06133-933717 Layout Ökotext, Bonn Druck KraheDruck GmbH, Unkel Wer aufmerksam durch Feld und Wald unseres Landes geht, dem wird nicht entgangen sein, dass nach langjähriger Abwesenheit in einigen Landesteilen wieder Störche zu beobachten sind. Die Störche haben die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten stets als Glücks- und Kinderbringer begleitet. Störche waren über lange Zeit fester Bestand- teil unserer Landschaft und einer naturgeprägten Kultur. Dieses Miteinander von Mensch und Tier endete um 1890 für den Wald- bewohner Schwarzstorch und 1973 für den an feuchtes Grünland gebundenen Weißstorch. Landschaftsverändernde Maßnahmen nah- men den Störchen den Lebensraum. Nachhaltige Nutzung war damals noch ein Fremdwort. Aber nun sind die Störche zurückgekehrt. Ein Erfolg für den Natur- schutz und für die Stabilität der Nachbarschaft von Mensch und Storch. Ein Artenschutzprojekt dokumentiert seine Rückkehr; in Auftrag gege- ben wurde es durch das Umweltministerium. Der Schwarzstorch hat es allein zurückgeschafft, beim Weißstorch wurde durch Stützungs- maßnahmen nachgeholfen. Umfangreiche Begleitmaßnahmen (Horst- schutz, Biotopgestaltung, Verbesserung der Nahrungssituation, Entschärfung von Gefahrenquellen, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr) zeigen, dass Erfolge möglich sind. Und wir freuen uns darüber. Die Bestände beider Arten erholen sich – und viele Menschen machen mit: Gemeinden, Förster, Naturschützer und Stromversorger ziehen an einem Strang. Dies ist ein weiteres ermutigendes Beispiel, wie tatkräf- tige Zusammenarbeit Artenschutzmaßnahmen beflügeln kann. 1. Auflage, Mainz 2003 (10. 000 Stück) Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des Nachdrucks und der Übersetzung sind vorbehalten. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Broschüre selbst verantwortlich. Ihr Text wurde auf der Grund- lage des zweiteiligen Schlussberichts über das „Artenschutzprojekt Störche in Rheinland-Pfalz“ verfasst, den Ulrich Diehl (GNOR) 1995 im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (Oppenheim) erstellte. Ich lade Sie ein, mitzuwirken, dass die Störche, welche die menschliche Phantasie immer angeregt haben, wieder heimisch werden bei uns. Informationen und Kontaktadressen finden Sie in dieser Broschüre. Und ich teile Ihre Freude beim Anblick der Störche in unserer Landschaft. Diese Broschüre wurde der Umwelt zuliebe auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Foto Titelseite links: Fliegender Weißstorch, rechts: Nahrungsuchender Schwarzstorch in Flachwasserzone Margit Conrad Ministerin für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz 4 5 Inhalt Einführung Einführung5 Enge Verwandte mit unterschiedlicher Entwicklung6 Gesamtbestände und Verantwortung; Durchführung eines Artenschutzprojektes Störche8 Steckbrief Weißstorch (Ciconia ciconia)10 Steckbrief Schwarzstorch (Ciconia nigra)11 Konkrete Hilfe für den Weißstorch12 Konkrete Hilfe für den Schwarzstorch15 Ansprechpartner für projektbezogene Auskünfte22 Quellenhinweise und weiterführende Literatur23 Weiß- und Schwarzstorch, die beiden einzigen bei uns heimischen Vertreter aus der weltweit 19 Arten umfassenden Familie der Störche, werden zur Ord- nung der Schreitvögel ge- zählt. Enge „verwandt- schaftliche“ Beziehungen bestehen zu den Reihern, Ibissen, Löfflern, dem afri- kanischen Schuhschnabel sowie dem Hammerkopf. Neuere molekularbiologi- sche Untersuchungen ha- ben gezeigt, dass auch die Neuweltgeier zur nächsten Verwandtschaft der Schreit- vögel gehören. 6 7 E n g e Ve r w a n d t e mit unterschiedlicher Entwicklung Vorkommen des Schwarz- storches in Rheinland-Pfalz (DIEHL 1995) Gebiete mit Schwarzstorch- horsten, Nahrungshabitaten und regelmäßigen Sichtbeobachtungen Gebiete mit einzelnen Sichtbeobachtungen des Schwarz- storches Der seltene und scheue Waldbewohner Schwarzstorch, früher als „Fischereischädling“ verfemt und massiv ver- folgt, wurde bei uns bereits Ende des 19. Jahrhunderts als Brutvogel ausgerottet (etwa 1890 letzter Brut- nachweis). Dagegen hatte der Weißstorch noch einen Bestand von über 100 Brutpaaren mit Schwerpunkt in der Rheinebene zwischen Wörth im Süden und Worms im Norden. Noch in den 50er Jahren bzw. bis Anfang der 60er Jahre des 20. Jh. umfasste der Bestand in den Landkreisen Germersheim, Südliche Weinstraße und Ludwigshafen jeweils 12 - 16 Paare. Mit den gravierenden Verschlechterungen der Lebens- raumsituation durch Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft, Einsatz von Umweltchemi- kalien, zusammen mit Veränderungen des Wasserhaushalts durch Drainung von Feuchtflächen und Gewässerausbau, wendete sich das Blatt für den Glücks- und Kinderbringer. Der Weißstorch starb 1973 in Rheinland-Pfalz als Brut- vogel aus. Ehemaliges Verbreitungsgebiet des Weißstorches in Rheinland-Pfalz Hauptverbreitungsgebiet und letzte ehemalige Brutvorkommen Weitere Gebiete mit ehemaligen Brutvorkommen sowie im letzten Jahrhundert erloschene Vorkommen Dagegen fasste kurz nach Verschwinden seines weißen Vetters der Schwarzstorch heimlich, still und leise in Rheinland-Pfalz wieder Fuß. Seit den zwei ersten Brutnachweisen 1982 im Regierungsbezirk Trier konn- ten jährlich bis zu 18 Brutpaare vor allem in den nörd- lichen Landesteilen festgestellt werden. Die Eifel inklusive Ahrtal und der Westerwald sind aktuelle Verbreitungszentren dieser schwer zu erfassenden Art, für die ein Gesamtbestand von 25 - 30 Revier- paaren in Rheinland-Pfalz vermutet wird. Der rheinland-pfälzische Anteil am deutschlandweiten Gesamtbestand der Schwarzstörche beträgt ca. 7 %. Ne- ben den Bruten und Horststandorten lie- gen aus vielen Landesteilen von Rheinland- Pfalz Meldungen rastender oder überflie- gender Schwarzstörche vor. 8 9 Gesamtbestände und Ve r a n t w o r t u n g ; D u r c h - führung eines Artenschutz- projektes Störche Der Schwarzstorch hat weltweit ein sehr großes, aber lückiges Ver- breitungsgebiet, das von West- und Südeuropa über Vorderasien bis nach Ussurien reicht; in Südafrika besteht ein isoliertes Vorkommen. Mit mindestens 6.000 Brutpaaren ist mehr als die Hälfte des Welt- bestandes auf Europa konzentriert, ein Drittel davon in Mitteleuropa. In den letzten Jahrzehnten haben die mitteleuropäischen Schwarz- storchbestände – wohl ausgehend von der Kernverbreitung der Art im östlichen Mitteleuropa – deutlich zugenommen. Die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz beherbergen mit ca. 100 Paaren immerhin etwa 25 % des gesamtdeutschen Schwarzstorch-Brutbestandes und tragen so für diese Art eine besondere Verantwortung. Verbreitung des Schwarzstorches 1930 Arealerweiterung bis 1994. Nach MAKATSCH (1974) ergänzt von BRAUNEIS (1996) Weißstorch hoch klappernd Der Weißstorch hat im Gegensatz zum Schwarzstorch ein wesentlich kleineres, auf die Westpaläarktis begrenztes Ver- breitungsgebiet. Die Weißstorch-Welt- population wird allerdings auf immerhin noch 150.000 Brutpaare geschätzt. Gemäß der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten sowie dem Regionalabkommen zur Erhaltung der wandernden afrikanisch-eurasischen Was- servögel verdienen Weiß- und Schwarz- storch einen besonderen Schutz. In An- erkennung dieser internationalen Verant- wortung hat sich das Land Rheinland- Pfalz zum Ziel gesetzt, die Schwarz- storchbestände effizient zu schützen und dem Weißstorch durch Entwicklung geeig- neter Lebensräume eine Wiederansied- lung in Rheinland-Pfalz zu ermöglichen. Das Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz hat die Erarbeitung eines „Artenschutzprojektes Störche“ (für beide Arten) in Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben. Auf der Grundlage von Vor- schlägen der Staatlichen Vogelschutz- warte und eines vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht ver- gebenen Werkvertrages zu diesem Arten- schutzprojekt wurden Empfehlungen für ein „storchenfreundliches“ Rheinland- Pfalz erarbeitet. Sie sind zum Teil auch schon durch den Arbeitskreis „Schwarz- storchschutz“ erfolgreich umgesetzt worden.

Fissidens arnoldii R. Ruthe Moose Ungefährdet

Europaweit gefährdet; außerhalb Europas nur aus Südwestasien (Levante) bekannt.

Calosoma maderae auropunctatum (Herbst, 1784) Calosoma auropunctatum (Herbst, 1784); Calosoma maderae maderae (Fabricius, 1775) Laufkäfer Vorwarnliste

Die Systematik der maderae-Gruppe innerhalb der Calosoma-Untergattung Campalita Motschulsky, 1866 ist außerordentlich kompliziert und bis heute nicht abschließend geklärt. So wird u.a. die Stellung des Taxons Calosoma auropunctatum sehr verschieden interpretiert. In den wichtigsten Bezugswerken der hier vorgelegten Roten Liste, den früheren Roten Listen (Trautner et al. 1997, 1998), dem Katalog der Paläarktischen Käfer (Löbl & Smetana 2003), dem Weltkatalog der Laufkäfer (Lorenz 2005), dem Bestimmungswerk für die mitteleuropäische Fauna (Arndt & Trautner in Müller-Motzfeld 2006) und dem Verbreitungsatlas der Laufkäfer Deutschlands (Trautner et al. 2014), wird das Taxon als eigenständige Art neben C. maderae (Fabricius, 1775) aufgefasst. Im Zuge einer umfassenden Revision der Gruppe kommen Bruschi & Vigna Taglianti (2012) jedoch zu dem Schluss, dass C. maderae eine polytypische, transpaläarktisch verbreitete Art darstellt, wobei C. auropunctatum ein jüngeres Synonym der westpaläarktisch verbreiteten Unterart C. maderae maderae (Fabricius, 1775) ist. Die Autoren weisen aber auch auf eine geographisch sortierte morphologische Variabilität innerhalb des Verbreitungsgebietes des letzteren Taxons hin, die eine relativ kleine Form mit dachziegelartiger Elytren-Struktur für Zentraleuropa kenntlich macht (= auropunctatum s.str.), wobei es in Osteuropa und südlich der Alpen breite morphologische Übergangszonen zu den in Westasien und Südeuropa verbreiteten Morphen bzw. Unterarten dsungaricum Gebler, 1833, indagator Fabricius, 1787 und maderae s.str. geben soll. Eine eingehende phylogeographische Untersuchung des Problems steht noch aus. Aus diesem Grunde halten wir es derzeit noch für angebracht, das Taxon auropunctatum im Rang einer Unterart des C. maderae zu führen.

Cinclidotus danubicus Schiffn. & Baumgartner Moose Ungefährdet

Außerhalb Europas nur in Südwestasien; Arealzentrum in Mitteleuropa mit dem Flusssystem des Rheins als Schwerpunkt.

Geologie/Erdbeben/Fragen zu Erdbeben: Fragen zu Erdbeben Was ist ein Erdbeben? Welche Arten von Erdbeben gibt es? Welche Auswirkungen hat ein Erdbeben? Wo finden Erdbeben weltweit am häufigsten statt? Wie oft gibt es Erdbeben? Was ist ein Seismometer? Was ist ein Seismogramm? Was ist eine Magnitude? Wie wird ein Erdbeben beschrieben? Wie wird ein Erdbeben lokalisiert? Wo gibt es Erdbeben in Hessen? Wie oft gibt es Erdbeben in Hessen? Was ist die Ursache von Erdbeben in Hessen? Was mache ich, wenn in Starkbebengebieten die Erde bebt? Unterrichtsmaterial zu Erdbeben

Was ist ein Erdbeben? Wie werden Erdbeben gemessen? Was ist ein Seismometer? Wie werden Erdbeben lokalisiert? Auf dieser Seite werden die wichtigsten Begriffe und Fragen zu Erdbeben in Hessen erläutert. Erdbeben entstehen durch einen plötzlichen Spannungsabbau entlang von Brüchen in der Erdkruste, ausgelöst durch eine relative Bewegung der Gesteinsschichten auf beiden Seiten eines Bruches. Die dabei freiwerdende seismische Energie läuft in Form von Wellen durch die Erde und verursacht die als Beben wahrgenommene Erschütterung. Natürliche Erdbeben (tektonische, vulkanische und Einsturzbeben) und induzierte Erdbeben (Bergbau, Bau und Betrieb eines Wasserreservoirs, Injektion von Flüssigkeiten). Tektonische Erdbeben stellen die überwiegende Zahl aller Beben. In der Nähe des Epizentrums sind Erdbeben teilweise bereits ab einer Magnitude von 2.0 zu verspüren. Ab Magnitude 3 werden Beben verbreitet verspürt. Erdbeben ab Magnitude 4 können in einem Umkreis von bis zu 150 km wahrgenommen werden. Die zunehmenden Distanzen erklären sich dadurch, dass die durch ein Erdbeben freigesetzte Energie pro Magnituden-Stufe um einen Faktor von 30 zunimmt. Ein Erdbeben der Magnitude 4 ist demnach 30-mal stärker als eines der Magnitude 3. Wie gut ein Erdbeben verspürt wird, hängt neben seiner Stärke von der Tiefe des Erdbebenherds ab sowie dem jeweiligen Untergrund. Auf einem weichen Boden (z. B. Talfüllungen) können Erdbeben deutlicher verspürt werden als auf felsigen Untergrund. Der lokale Untergrund wirkt sich auch auf die Schadensbilder aus: Erdbebenwellen erfahren in sedimentgefüllten Tälern verglichen mit festem Felsuntergrund eine höhere Verstärkung und richten im Talboden entsprechend größere Schäden an. Generell gilt, je solider der Untergrund eines Gebäudes, desto weniger Schaden können Erdbebenwellen anrichten. Die Intensität ist die Größe zur Beschreibung der Erdbebenstärke anhand ihrer Auswirkungen auf der 12-stufigen EMS-98-Skala (EMS: Europäische Makroseismische Skala 1998). Die Intensität bestimmt sich aus Beobachtungen des menschlichen Verhaltens sowie der Schäden an Bauwerken und in der Natur. Sie nimmt mit der Entfernung vom Erdbebenherd grundsätzlich ab und ist auch abhängig vom Untergrund und der Bausubstanz (Ein Erdbeben hat eine Magnitude und viele Intensitäten!). Bei einer bei uns üblichen Bauweise, treten Schäden an Gebäuden im Allgemeinen bei Erdbeben mit Intensitäten von maximal VI – VII auf (ganzzahlig in römischen Ziffern). Zu kleineren Rissen oder Schäden aufgrund herunterfallender Objekte kann es bereits bei kleineren Intensitäten (V – VI) kommen. Erdbeben lassen sich nicht vermeiden. Allerdings besteht die Möglichkeit, die zu erwartenden Schäden mit relativ einfachen baulichen Mitteln zu minimieren. Mehr Informationen dazu finden Sie unter Erdbebengefährdung . Starke Erdbeben sind meist nur auf eng umgrenzte Zonen der Erde beschränkt, die in der Geologie als Grenze von tektonischen Platten bekannt sind. 75 % der seismischen Aktivität ist auf die Gebiete rings um den Pazifik beschrankt. 22 % aller Erdbeben finden im alpidisch-asiatischen Gürtel statt, der sich vom Mittelmeer über Vorderasien zum Himalaya zieht. Für ozeanische Rücken bleiben 1,8 % und für kontinentale Gräben (wie z.B. den Oberrheingraben) noch insgesamt 0,2 %. Seismische Aktivität in anderen Gebieten fällt im Vergleich zu den genannten Gebieten statistisch nicht ins Gewicht. Für Hessen ist demnach nur ein verschwindender Bruchteil der weltweiten Bebentätigkeit zu erwarten, und zwar vor allem auf den Oberrheingraben und seinen Rändern konzentriert. Statistisch gesehen ist die Anzahl der Erdbeben pro Jahr weltweit konstant (siehe Tabelle). Tabelle: Erdbeben pro Jahr 1 8,0 und größer 15 7,0 – 7,9 134 6,0 – 6,9 1319 5,0 – 5,9 Ca. 13.000 4,0 – 4,9 Magnituden wie sie maximal in Hessen zu erwarten sind. Magnituden wie sie maximal in Hessen zu erwarten sind. Ca. 130.000 3,0 – 3,9 Ein Seismometer ist ein Instrument, mit dem die Bewegung des Untergrunds an einem Ort aufgezeichnet werden kann. Moderne Seismometer sind hochempfindliche elektromechanische Geräte, die Bodenbewegungen im Bereich von Nanometern (millionstel Millimeter) erfassen können. Frühere mechanische Geräte wurden als Seismographen bezeichnet. Ein Seismogramm ist die instrumentelle Aufzeichnung der bei einem Erdbeben auftretenden Bodenbewegungen durch einen Seismometer. Die Darstellung der aufgezeichneten Bewegung über einer Zeitachse bezeichnet man als Seismogramm. Da die Bewegung an einer Station während der Dauer eines Bebens nicht gleichförmig ist, erhält man ein wellenförmiges Diagramm mit unterschiedlichen Wellenlängen und Amplituden (siehe Abbildung). Aus einer Vielzahl solcher Diagramme lässt sich die bei dem Beben freigewordene Energie (Stärke bzw. Magnitude) sowie die Lage des Erdbebenherdes (Hypozentrum) bestimmen. Die Magnitude eines Ereignisses ist eine physikalisch gemessene Größe und gibt Auskunft über die während eines Bebens freigewordene Energie. Eine Magnitude ist ein logarithmischer Wert. Ein Beben der Magnitude 5 ist 30-mal stärker als ein Beben der Magnitude 4 und 900-mal stärker als ein Beben der Magnitude 3. Es gibt unterschiedliche Arten, Magnituden zu bestimmen. Sie stehen nicht direkt miteinander in Verbindung, messen aber alle auf die eine oder andere Art die Amplitude einer Bodenbewegung (Geschwindigkeit oder Beschleunigung) in unterschiedlichen Entfernungen und Frequenzbereichen. Der klassische und hier benutzte Ansatz, eine Magnitude zu bestimmen, die sogenannte lokale Magnitude, wurde von Richter entwickelt (daher die Bezeichnung Richterskala). Die Lokalbebenmagnitude M L wird für Erdbeben bestimmt, die relativ nahe an den registrierenden Stationen auftreten. Normalerweise wird diese für Entfernungen bis einige hundert Kilometer zwischen Beben und Station bestimmt. Die Lage eines Erdbebenherdes wird durch die geographischen Koordinaten (Längen- und Breitengrad) und die Herdtiefe (in Kilometer) angegeben. Der Punkt im Erdinneren, an dem der Bruch der Gesteine begann, ist das Hypozentrum, der Punkt genau darüber an der Erdoberfläche ist das Epizentrum. Es werden mindestens die Seismogramme von drei Messstationen benötigt, um den Ort eines Erdbebens bestimmen zu können. Herdzeit = Die Uhrzeit, zu der das Beben stattfand, in Weltzeit (UTC, Universal Time Coordinated: UTC plus 1 Stunde ist MEZ - UTC plus 2 Stunden ist MESZ). Hypozentrum = Der Ort des Bebens, definiert durch die geographische Länge und Breite sowie die Herdtiefe h. Epizentrum = Herdnächster Punkt an der Erdoberfläche. Für die Lokalisierung von Erdbeben werden die Einsätze von P-und S-Wellen in den Seismogrammen bestimmt. P-Wellen (Primärwellen) sind die am schnellsten laufenden seismischen Wellen, die bei einem Erdbeben erzeugt werden. Im Seismogramm entspricht der Ersteinsatz eines Erdbebens der P-Welle, die besonders ausgeprägt auf der Vertikalkomponente (HHZ in der folgenden Abbildung) zu sehen ist. Die S-Wellen (Sekundärwellen) sind die zweitschnellsten seismischen Wellen. S-Wellen sind vor allem auf den Horizontalkomponenten (HHN und HHE in der folgenden Abbildung) eines Seismogramms zu erkennen. P- und S-Wellen breiten sich demnach im Untergrund unterschiedlich schnell aus, P-Wellen weisen eine höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit auf als S-Wellen. Wegen dieses Unterschiedes in der Ausbreitungsgeschwindigkeit wächst der Zeitunterschied zwischen dem Eintreffen der P-Welle und der S-Welle mit zunehmendem Abstand zwischen Erdbebenherd und Messstation. Aus diesem Zeitunterschied kann die Entfernung bestimmt werden (Abb. 1). Zeichnet man auf einer Karte um drei Stationen je einen Kreis mit der berechneten Entfernung als Radius, dann schneiden sich die drei Kreise im Idealfall im Zentrum des Erdbebenherdes (Abb. 2). Die Bestimmung des Erdbebenherdes nimmt dabei mit zunehmender Stationsanzahl zu. Mit modernen Rechenprogrammen kann heute aus den Daten vieler Stationen in nur wenigen Sekunden die Lage des Erdbebenherdes und die genaue Herdzeit berechnet werden. Die Gebiete mit erhöhter natürlicher Erdbebenaktivität in Hessen sind die folgenden Bereiche: Nördlicher Oberrheingraben (mit seinen Randgebieten wie das Mainzer Becken, der Taunus und der Odenwald), das Mittelrheintal, das Fuldatal und das Lahngebiet (Abb. 1). Der Hessische Erdbebenkatalog kann im Geologie Viewer eingesehen werden. Die stärksten Erdbebenereignisse der letzten Jahrzehnte (Magnitude >3,5) in Hessen und mit Auswirkungen auf Hessen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Neben den natürlichen Beben sind hier die Gebirgsschläge im Kalirevier herauszuheben. Tabelle: Ereignisse (lokale Magnitude >3,5) in Hessen bzw. grenznah zu Hessen (1950 – 2014) Worms 24.02.1952 4,7 Heringen 22.02.1953 5,0 Gebirgsschlag Merkers 08.07.1958 4,8 Gebirgsschlag Merkers 29.06.1961 3,7 Gebirgsschlag Boppard 01.12.1970 3,8 Heidelberg 12.07.1971 3,8 Sünna 23.06.1975 5,2 Gebirgsschlag Echzell 04.11.1975 3,6 Limburg 07.03.1977 3,8 Bad Marienberg 28.06.1982 4,7 Katzenelnbogen 24.08.1985 3,9 Völkershausen 13.03.1989 5,6 Gebirgsschlag Frankfurt 26.05.1990 3,8 Frankfurt 29.05.1990 3,5 Langen 10.06.1990 3,5 Limburg 29.11.1997 3,5 Idstein 29.11.1997 4,0 Koblenz 03.08.2007 3,9 Nassau 14.02.2011 4,4 Ober-Ramstadt 17.05.2014 4,2 Ober-Ramstadt 29.10.2014 3,5 In Hessen treten pro Jahr statistisch gesehen mehrere mäßig starke Erdbeben auf, die örtlich von der Bevölkerung wahrgenommen werden können. Im Durchschnitt sind 1-2-mal pro Jahr Erdbeben mit einer Magnitude von 3,0 bis 3,9 zu verzeichnen (bzw. 15-mal pro Jahr für eine Magnitude von 2,0 bis 2,9). In diesem Bereich kann ein Erdbeben spürbar sein, siehe auch unter: In Hessen gespürte Erdbeben . Etwa einmal in zehn Jahren ist in Hessen mit einem mittelstarken Beben zu rechnen, das Gebäudeschäden und Betriebsstörungen verursachen kann. Dort, wo schwache Beben auftreten, kann auch auf das potenzielle Auftreten stärkerer Ereignisse geschlossen werden. Schwache Beben sind sehr viel häufiger und lassen deshalb besonders gefährdete Gebiete erkennen. Die zeitliche Entwicklung, wann es in Hessen wo gebebt hat, kann anhand eines Filmes nachvollzogen werden. 0 – 1,9 ?? 2,0 – 2,9 15 mal pro Jahr 3,0 – 3,9 1 -2 mal pro Jahr Erdbeben in Hessen (hauptsächlich im nördlichen Teil des Oberrheingrabens und an seinen Rändern) werden durch großräumige Bewegungen der afrikanischen und europäischen Kontinentalplatten verursacht, die auch für die Bildung der Alpen verantwortlich waren und sind. Dabei drehen sich die afrikanische Platte im Gegenuhrzeigersinn und mit ihr Italien und die Adria, weshalb der Oberrheingraben von Süden her einen Druck erfährt. Dieser erzeugt eine Spannung, welche sich über Jahrzehnte oder Jahrhunderte aufbaut und in wenigen Sekunden ruckartig in Form eines Erdbebens löst. Das GeoForschungszentrum in Potsdam hat ein Merkblatt für Bürger, die sich zeitweilig oder länger in erdbebengefährdeten Gebieten im Ausland aufhalten, herausgebracht. Das Merkblatt ist hier abrufbar. Unterrichts- und Lernmaterialen zum Thema Erdbeben sind hier zu finden. Dr. Benjamin Homuth Tel.: 0611-6939 303

coe_orn_2018.pdf

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Vogel-Azurjungfer Coenagrion ornatum Selys, 1850 Die Vogel-Azurjungfer ähnelt in Größe und Aussehen stark der Helm-Azurjungfer, allerdings wirkt sie kräftiger gebaut als diese. Außerdem gibt es Unterschiede in der Ausdehnung und Form der schwarzen Zeichnungselemente auf dem Hinterleib. Die Vogel-Azurjungfer kann als osteuropäisches Pendant zur Helm-Azurjungfer gelten, mit der sie in Mitteleuropa am sel- ben Gewässer auftreten kann. LEBENSRAUM Wie die Helm-Azurjungfer besiedelt auch die Vogel-Azur- jungfer langsam fließende, flache, schmale bis mäßig breite Wiesenbäche und -gräben. Diese sind quell- oder grundwas- serbeeinflusst, selten durch Gehölze beschattet und weisen Unterwasservegetation auf, meist aber auch recht stark entwi- ckelte Vegetation über dem Wasserspiegel. LEBENSWEISE Die Flugzeit der Imagines beginnt im Verlauf des Monats Mai und endet Anfang bis Mitte Juli. Die Eiablage erfolgt in Tandemstellung oder solitär, meist in den Mittagsstunden. Während der Eiablage verschwinden die Tiere zwischen den dichten, auf der Wasseroberfläche schwimmenden Pflanzenbe- ständen, die oft vom Aufrechten Merk (Sium erectum) gebil- det werden, so dass sie kaum zu sehen sind. Die Eier werden über oder unter Wasser in die Pflanzen eingestochen. Die Ent- wicklungsdauer der Larven beträgt vermutlich nur ein Jahr MASSE UND ZAHLEN Körperlänge: 2,7 bis 3,1 cm Flugzeit: Mai bis Juli Entwicklungsdauer der Larven: vermutlich 1 Jahr VERBREITUNG Das Areal der Vogel-Azurjungfer umfasst Südosteuropa und Teile Vorderasiens, reicht aber bis Mitteleuropa hinein. In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt in Bayern. Daneben gibt es verstreut liegende Vorkommen, die sich in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen- Anhalt, Thüringen, Sachsen und Rheinland-Pfalz befinden. die Oberrheinebene bzw. für die Donau bei Günzburg vor, doch diese Vorkommen gelten als erloschen. Sehr alte Funde stammen aus dem Kraichgau, Oberschwaben und dem Boden- seegebiet. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass es aktuell weitere, bisher noch unentdeckte Vorkommen gibt. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-​WÜRTTEMBERG VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Baden-Württemberg liegt an der westlichen Verbreitungsgren- ze der Art. Gegenwärtig kommt die Art nur im Naturraum Hohenloher und Haller Ebene direkt an der Grenze zu Bayern vor. Nachweise aus den 1980er und 1990er Jahren liegen für In Baden-Württemberg ist ein stabiles Vorkommen bekannt, das im Rahmen des Artenschutzprogramms betreut wird. Ein weiteres Vorkommen scheint in den letzten Jahren erloschen zu sein. 2012 gelangen einige Nachweise der Art im Donau- ried an der Grenze zu Bayern GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE SCHUTZSTATUS BW D 11 VOM AUSSTERBENVOM AUSSTERBEN BEDROHTBEDROHT BNATSCHG BESONDERSSTRENG GESCHÜTZTGESCHÜTZT GEFÄHRDUNGSURSACHEN „„ „„ „„ „„ „„ „„ VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - II - - BARTSCHV BESONDERSSTRENG GESCHÜTZTGESCHÜTZ SCHUTZMASSNAHMEN Totalräumung von Gräben Aufgabe der Pflege von Wiesengräben, was zum Zuwach- sen schmaler Gewässer führen kann Anpflanzen von beschattenden Bäumen am Ufer von Wiesengräben Eintrag von Nähr- und Schadstoffen Mahd in unmittelbarer Gewässernähe während der- Schlupfzeit der Art Austrocknen der besiedelten Gewässer „„ „„ „„ „„ Pflege und Unterhaltung der Gräben (Entkrautung, Böschungsmahd, Räumung) Erhaltung von Grünland im Randbereich der Gewässer Umwandlung von Ackerflächen in Grünland in der Umge- bung der Vorkommen Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen SCHUTZPROJEKTE „„ „„ „„ Umsetzung der FFH-Richtlinie Arten- und Biotopschutzprogramm Baden-Württemberg Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird auch der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Auf der Internernetseite der LUBW steht Ihnen ein Kar- tenservice zur Verfügung, der auch die Darstellung der FFH- Gebiete einzelner Arten ermöglicht (http://www.lubw.baden- wuerttemberg.de) ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN UNGÜNSTIG-SCHLECHTUNGÜNSTIG-SCHLECHTUNGÜNSTIG-SCHLECHTUNGÜNSTIG-SCHLECHT STAND 2007 GESAMTBEWERTUNG UNGÜNSTIG-SCHLECHT

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Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 2/2010: 169–180 4.3.5 Euplagia quadripunctaria (PODA, 1761) – Spanische Flagge Christoph SCHÖNBORN und Peter SCHMIDT Lepidoptera: Bärenspinner (Arctiidae) Abb. 4.3-38: Euplagia quadripunctaria (PODA, 1761). Männchen; links Ansicht von oben, rechts Ansicht von unten (Zoologische Sammlungen der Martin-Luther-Universität, Coll. BUSCHING, Fotos: A. STARK). Kurzcharakteristik der Art Kurzbeschreibung: Ein unverwechselbarer, kon- trastreich bunter, am Tag wie in der Nacht aktiver Falter ist die Spanische Flagge, die zur Unterfa- milie der Schönbären gehört. Die Vorderflügel von Euplagia quadripunctaria tragen auf dunkelbrau- nem bis grünschwarzem, metallisch glänzendem Grund schräge, gelbweiße Streifen, deren äuße- re beiden sich im Innenwinkel zu einem V verbin- den. Blauschwarze Flecken zieren die ansonsten roten Hinterflügel. Der Thorax ist schwarz mit zwei gelben Streifen, das Abdomen rot mit einem schwarzen Punkt auf jedem Tergit. Lebensraum und Biologie: Der Falter kann in verschiedenen Biotopen vorkommen und wech- selt darüber hinaus auch gern seinen Aufenthalts- ort. Während der heißen Tageszeit fliegt E. qua- dripunctaria zu schattigen, feuchten Stellen, um sich vor der Hitze und intensiver Sonnenstrahlung zu schützen. Man findet ihn dann mitunter in küh- len Schluchten in großen Aggregationen. Dieses Verhalten kann in Südeuropa verstärkt beobach- tet werden und wird auf der Insel Rhodos (Grie- chenland) im „Tal der Schmetterlinge“ touristisch vermarktet. Ansammlungen von Faltern in riesi- ger Anzahl bilden hier eine echte Attraktion für Ur- lauber. In Deutschland lebt die Spanische Flagge auf Lichtungen und an Außen- und Binnensäumen von Laubmischwäldern, an hochstaudenreichen Säumen von Magerrasen, in blütenreichen Gär- ten in Waldnähe und an trockenen, sonnigen Felsen oder Schotterhalden oder auch in Stein- brüchen. Oft als Bewohner luftfeuchter Lebens- räume angegeben, verhält sich die Art in ST, wo sie ihre nördliche Verbreitungsgrenze erreicht, eher xerothermophil. E. quadripunctaria bewohnt die Hügel- und untere Bergstufe. Eine Bevorzu- gung von Weinbauregionen, wie oftmals ange- geben, kann für ST nur sehr eingeschränkt be- stätigt werden. Die sehr vagilen und wenig standorttreuen Imagi- nes saugen hauptsächlich an Wasserdost (Eupa- torium cannabinum), Gemeinem Dost (Origanum vulgare) und an Kratzdisteln (Cirsium sp.), wobei die Auswahl der Nektarpflanze vom lokalen An- gebot abhängt. In vielen Regionen kommt dies- bezüglich dem Wasserdost die größte Bedeutung zu (SCHÖNBORN & FRIEDRICH 1995, PETZOLD et al. 2004). In ST spielt er aber zumeist eine unterge- ordnete Rolle. Die Imagines sind recht langlebig. Auf Rhodos können sie sogar bis zu drei Monate alt werden (ELGER 1969). Nach WEIDEMANN & KÖHLER (1996) erfolgt die Eiablage in einschichtigen Spiegeln. Die 169 Art prioritären Schutzstatus. Dies steht im Wider- spruch zu ihrer nahezu ubiquitären Verbreitung in Südeuropa. Bereits für Süddeutschland wird, si- cher mit Blick auf die Spanische Flagge, vor einer zu starken Ausrichtung von Artenschutzprogram- men auf die Arten der FFH-Richtlinie gewarnt (HOFMANN et al. 2005). Hingegen kommt Populati- onen an Arealgrenzen und damit auch den Vor- kommen der Spanischen Flagge in ST eine deut- lich höhere naturschutzfachliche Bedeutung zu. Kenntnisstand und Vorkommen in Sachsen-Anhalt Abb. 4.3-39: Euplagia quadripunctaria (PODA, 1761) - Spanische Flagge (Foto: Ch. SCHÖNBORN). Raupen leben polyphag, wobei im Herbst meist an verschiedenen Kräutern und Stauden und nach der Hibernation zumindest regional eher an nied- rigen Gehölzen gefressen wird (BERGMANN 1953; aber vgl. EBERT 1997). Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Russland und Vorderasien bis Süd- und Westeuropa. Die Art kommt im Norden bis in das Baltikum und bis nach Südengland vor. Die nörd- liche Verbreitungsgrenze verläuft durch Deutsch- land, wo die Art das Weserbergland, das Nördli- che Harzvorland und die Oberlausitz erreicht. In Südeuropa und im südlichen Mitteleuropa ist die Spanische Flagge weit verbreitet. Bezüglich des Gefährdungs- und Schutzstatus wird auf Tab. 1-1 verwiesen. Der hohe europarechtliche Schutzstatus der Art beruht auf einem Versehen (PRETSCHER 2000). Es war geplant, einen besseren Schutz für die Popu- lation von Rhodos zu schaffen, die als endemi- sche Unterart E. quadripunctaria rhodosensis be- trachtet wird und die u. a. durch ausufernden Tou- rismus bedroht ist (s. o.). Durch Weglassung des infraspezifischen Namens erlangte die gesamte Im Gegensatz zur Situation in weiter südlich ge- legenen Regionen ist E. quadripunctaria in ST, an der Nordgrenze ihrer Verbreitung, eine nur lokal vorkommende und stark gefährdete Art. Sie bewohnt(e) hier zwei disjunkte Teilareale, von denen eines die tief in den nördlichen Harzrand eingeschnittenen Täler sowie das nördliche und östliche Vorland dieses Mittelgebirges umfasst. Hier ist die Spanische Flagge auch heute noch regelmäßig zu finden. Aus dem zweiten Teilareal, dem Saale-Unstrut-Gebiet, liegen seit mehr als 30 Jahren keine Nachweise mehr vor. Zu den bei EVSA (2000) zusammengestellten 42 Meldungen aus ST sind aus den letzten Jahren noch einige aus dem Harz und seinem nördlichen Vorland bis hin zum Stadtrand von Halberstadt hinzugekom- men, so dass von etwa 50 Nachweisen vor Be- ginn der in den Jahren 2005/2006 durchgeführ- ten Bestandserfassungen auszugehen ist. Diese verteilen sich auf die naturräumlichen Hauptein- heiten Thüringer Becken mit Randplatten (D18), Sächsisches Hügelland mit Erzgebirgsvorland (D19), Östliches Harzvorland (D20), Nördliches Harzvorland (D33) und den Harz (D37). Im Ge- gensatz zu weiter im Süden gelegenen Vorkom- men ist die Art in ST meist einzeln oder in gerin- ger Individuendichte anzutreffen. Insgesamt wurden im Vorfeld der aktuellen Un- tersuchungen (EVSA 2000) vier FFH-Gebiete er- mittelt, aus denen E. quadripunctaria-Meldungen vorlagen. Zusammengefasst ergaben sich hierfür 27 Meldungen, deren Verteilung auf die einzel- nen FFH-Gebiete in der nachfolgenden Tabelle dargestellt ist. Tab. 4.3-20: Ausgangsdatenlage zum Vorkommen der Spanischen Flagge (E. quadripunctaria) in sachsen-anhal- tischen FFH-Gebieten Anzahl der Meldungen in Datenbank LAU (Stand 2005)Zeitraum der Nachweise FFH 008441905 (REINECKE 1905) - 2000 (leg. SCHÖNBORN) FFH 009613vor 1834 (SAXESEN 1834) - 1999 (leg. HANDKE) FFH-Gebiet FFH 016171952 (leg. WERNER) - 1999 (leg. SCHÖNBORN) FFH 024331956 - 1959 (leg. HUTH) 170 Erfassungsmethodik In vier FFH-Gebieten wurden von 2005–2006 Untersuchungen zur Bestandssituation der Art vorgenommen. Die Recherchen erfolgten entspre- chend der Vorgaben von SCHNITTER et al. (2006). Da die kaum zu übersehenden Falter einen ho- hen Nektarbedarf haben, sind sie zur Flugzeit durch Absuchen geeigneter blühender Hochstau- denfluren vergleichsweise leicht zu finden, wenn es nicht zu heiß ist (siehe oben). Ergänzend zu Erhebungen am Tag wurden Lichtfänge (Misch- licht und HQL) durchgeführt. Auch die Raupensu- che im Mai kam in einem FFH-Gebiet zur Anwen- dung. Das nächtliche Ableuchten der Raupenha- bitate brachte allerdings keinen Erfolg. Situation in den bearbeiteten FFH-Gebieten FFH-Gebiet 0084 – „Harslebener Berge und Steinholz nordwestlich Quedlinburg“ Vorkenntnisse: Im NSG „Harslebener Berge und Steinholz“, welches in wesentlichen Teilen auch die Flächen des FFH-Gebietes 0084 umfasst, gelang der Nachweis der Spanischen Flagge mehrfach. Bereits REINECKE (1905) meldete die Art, deren Auftreten im Gebiet für die Jahre 1940 und 1958 bestätigt werden konnte (JUPE 1968). Zudem gibt sie SCHÖNBORN im Gebiet für das Jahr 2000 an. Sie wurde im Gipfelbereich des Großen The- kenberges und bei den „Hinterbergen“ festgestellt. Aktuelle Vorkommen: Die Art konnte im FFH- Gebiet 0084 aktuell nicht nachgewiesen werden. Abb. 4.3-40: Potenzielles Habitat von E. quadripuncta- ria im FFH-Gebiet 0084. Eine Bewertung erfolgte nicht, da aktuelle Artnachweise nicht gelangen. Bewertung des aktuellen Erhaltungszustandes: Eine Bewertung des Erhaltungszustandes des Gebietes erfolgte nicht, da die Art im Untersu- chungszeitraum nicht registriert werden konnte. Im Gebiet waren während der Begehungen für E. quadripunctaria suboptimale Bedingungen anzu- treffen, weil Distelbestände als einzige verfügba- re Nektarpflanze aufgrund von trockenheißer Wit- terung und intensiver Schafbeweidung nur punk- tuell vorkamen. Sie stehen in den wenigen Sen- ken (vermutlich Bombentrichter). Abb. 4.3-41: Habitat von E. quadripunctaria im FFH-Gebiet 0084 (Foto: O. ELIAS). 171

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Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Spanische Fahne Callimorpha quadripunctaria (Poda, 1761) Die Spanische Fahne, auch Spanische Flagge oder Russischer Bär genannt, gehört zu den Bärenspinnern, die zu den „Nacht- faltern“ gerechnet werden. Die auffälligen Falter sind jedoch tagaktiv. Die Oberseite der Hinterflügel ist rot mit schwarzen Flecken, der Hinterleib ist ebenfalls rötlich gefärbt und weist dunkle Flecken auf. Die dunkelbraunen Flächen der Vorder- flügel sind von hellen Bändern durchzogen. In Ruhestellung sind die Flügel zusammengelegt, so dass die Rotfärbung oft nicht zu sehen ist. Standorten favorisieren sie den Gemeinen Dost (Origanum vulgare agg.). Die Raupen erscheinen ab Ende August. Sie sind nachtaktiv und ernähren sich vor allem von verschie- denen Kräutern und Hochstauden. Nach der Überwinterung wachsen die Raupen weiter bis in den Mai, um sich dann zu verpuppen. Nach vier bis sechs Wochen erscheinen dann die Falter. MASSE UND ZAHLEN LEBENSRAUM Die Spanische Fahne besiedelt offene, trockene und sonnige Bereiche, ist aber auch an halbschattigen, kühlen und feuch- ten Stellen als „Hitzeflüchter“ anzutreffen. Die Lebensräume umfassen Lichtungen, Säume an Waldwegen und Waldrän- dern, Steinbrüche, waldnahe Hecken, aufgelassene Weinberge, Randbereiche von Magerrasen mit Hochstaudenfluren. Die Art profitiert vor allem von Kahlschlägen und Windwurfflä- chen und besiedelt schnell neue Biotope, da sie sehr mobil ist. LEBENSWEISE Die Flugzeit der vor allem am Morgen und in den Abend- stunden aktiven Spanischen Fahne fällt in die Blütezeit des Wasserdosts (Eupatorium cannabinum), dessen Blüten sie bevorzugt aufsuchen, um Nektar zu saugen. An trockeneren Vorderflügellänge: 30 mm Flügelspannweite: 50 mm Entwicklungsdauer: 1 Jahr Flugzeit: Mitte Juli bis Ende August VERBREITUNG Das Areal der Spanischen Fahne umfasst große Teile EuropasVERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG und reicht im Osten bis nach Russland und im Süden bis zumDie Verbreitungsschwerpunkte in Baden-Württemberg befinden sich im Südwesten und in der Nordhälfte des Landes sowie auf der Schwä- bischen Alb. Größere Verbreitungslücken existieren vor allem im Alpen- vorland, auf der Ostabdachung des Schwarzwaldes sowie im Bereich des mittleren und östlichen Albvorlandes, der Schwäbisch-Fränkischen Wald- berge, des Schurwaldes und Welzheimer Waldes. Auch das Bauland und die Hohenloher-Haller Ebene werden auffallend kaum besiedelt. Neben der weitestgehenden Bestätigung der Mehrzahl der Verbreitungspunkte gibt es im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und vor allem im Neckar-Tauberland zahlreiche neue Verbreitungspunkte, die wahrschein- lich auf einen Erkenntniszugewinn zurückzuführen sind.. Mittelmeer und bis nach Vorderasien. Im Norden erreicht die Art den Süden Englands sowie das Baltikum. In Deutschland liegt der Schwerpunkt der Verbreitung im Südwesten, in der nord- deutschen Tiefebene fehlt die Art fast völlig. Das geschlossene Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Nordrhein-Westfalen über Rheinland-Pfalz, Südwesthessen, das Saarland und Baden- Württemberg bis ins nordwestliche Bayern. Weiter südöstlich wird das Donautal und der äußerste Südosten Bayerns besiedelt. In Südniedersachsen und Nordhessen sowie in Sachsen-Anhalt, und Sachsen gibt es isolierte Vorkommen. Die ehemals isolierten Populationen in Thüringen haben nun Anschluss an das geschlos- sene Verbreitungsareal im Südwesten Deutschlands. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-​WÜRTTEMBERG Die Bestände der Art sind starken jährlichen Populationsschwan- kungen unterworfen, im mehrjährigen Mittel jedoch stabil. GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE BW SCHUTZSTATUS D ** UNGEFÄHRDETUNGEFÄHRDET BNATSCHG - VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - - II* - - BARTSCHV - - * prioritäre Art GEFÄHRDUNGSURSACHEN „„ „„ „„ SCHUTZMASSNAHMEN Aufforstung Verbuschung von geeigneten Habitaten Mahd von Nektarhabitatbeständen, dabei v. a. von was- serdostreichen Hochstaudenfluren, Waldwegsäumen und dostreichen Trockenhabitaten im Hochsommer während der Falterflugzeit „„ „„ „„ „„ Sicherung bzw. Entwicklung hochstaudenreicher Säume entlang der Waldwege und Waldlichtungen Offenhalten von kleinflächigen Abbaustellen Mahd der Wegränder in der Regel nicht vor Anfang Sep- tember Wiederherstellung blütenreicher Grünlandbestände in der näheren Umgebung SCHUTZPROJEKTE „„ „„ Umsetzung der FFH-Richtlinie Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird auch der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Auf der Internernetseite der LUBW steht Ihnen ein Kar- tenservice zur Verfügung, der auch die Darstellung der FFH- Gebiete einzelner Arten ermöglicht (http://www.lubw.baden- wuerttemberg.de). ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN GÜNSTIGGÜNSTIGGÜNSTIGGÜNSTIG STAND 2007 GESAMTBEWERTUNG GÜNSTIG

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